Montag, 16. November 2015
Checkt Eure Privilegien!
che2001, 00:52h
Bei der ganzen Privilegiencheckerei fällt mir ja auf, was für wichtig gehalten wird und was gerade nicht. Im Allgemeinen meint die Aufforderung zum Privilegienchecken sich bewusst zu machen, weiß, männlich, heterosexuell oder christlich sozialisiert zu sein - Klassensozialisation gehört meist nicht dazu, was in meinen jungen Jahren noch anders war, als mensch sich für die Herkunft aus einem mittelschichtigen Elternhaus noch geradezu rechtfertigen musste. Das hat aber eine gewisse innere Logik, entstammen doch die Vertreterinnen entsprechender heutiger Moral(Theologie)Diskurse selber im Allgemeinen moralproduzierenden Haushalten, also Lehrer- Professoren- Juristen- Pastoren- und Innen-Familien. Also einer Schicht, die selber über das Privileg einer allgemein anerkannten Definitionsmacht verfügt. Dass sexuelle oder ethnische Minderheiten da nicht vorkommen stimmt, aber das Privileg, einer von Vornherein privilegierten Minderheit anzugehören, die das feststellt wird nicht angetastet - wofür die moralinsauer-humorfreie Art, wie der Gesamtauftritt zelebriert wird sowohl Beleg als auch unhinterfragte Rechtfertigung des ganzen Spektakels darstellt.
Das Privilegien-Checking spielt sich aber nur im Kontext von Diskursen ab, bei denen Identitäten nach Herkunft, nicht aber nach Verhalten abgeklopft werden. Also "Darfst Du das als weißer Mann, als heterosexuelle Frau" usw. sagen geht ja immer nur von einer Rollenzuweisung aus, die als identitär begriffen wird. Es geht da nicht um den Inhalt einer Aussage an sich. So etwas wie soziale Kompetenz findet auch nicht statt. Neben "Diskurskompetenz" (wie gut höre ich einer marginalisierten Person zu?) gehört für mich dazu so etwas wie spontane Hilfsbereitschaft und die Tatsache, sich bei einem Umzug oder einer Renovierung auf die tatkräftige Hilfe von Bekannten verlassen zu können.
Das kenne ich aus vielfältigen Erfahrungen gut, kann mir das aber von den verschiedensten OnlinemoralistInnen die ich so erlebt habe schlicht gar nicht vorstellen.
Und HMMPF, bei den Leuten, die beim Privilegienchecken online am lautesten schreien denke ich mal: Überwiegend sozial behindert.
Das Privilegien-Checking spielt sich aber nur im Kontext von Diskursen ab, bei denen Identitäten nach Herkunft, nicht aber nach Verhalten abgeklopft werden. Also "Darfst Du das als weißer Mann, als heterosexuelle Frau" usw. sagen geht ja immer nur von einer Rollenzuweisung aus, die als identitär begriffen wird. Es geht da nicht um den Inhalt einer Aussage an sich. So etwas wie soziale Kompetenz findet auch nicht statt. Neben "Diskurskompetenz" (wie gut höre ich einer marginalisierten Person zu?) gehört für mich dazu so etwas wie spontane Hilfsbereitschaft und die Tatsache, sich bei einem Umzug oder einer Renovierung auf die tatkräftige Hilfe von Bekannten verlassen zu können.
Das kenne ich aus vielfältigen Erfahrungen gut, kann mir das aber von den verschiedensten OnlinemoralistInnen die ich so erlebt habe schlicht gar nicht vorstellen.
Und HMMPF, bei den Leuten, die beim Privilegienchecken online am lautesten schreien denke ich mal: Überwiegend sozial behindert.
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mark793,
Mittwoch, 18. November 2015, 23:52
Wusstest Du, dass in bestimmten Hipsterkreisen "ich geh mal eben meine Privilegien checken" so viel heißt wie "ich geh mal pissen"?
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mark793,
Freitag, 20. November 2015, 15:28
Das wäre ein klarer Fall von "shooting the messenger". Aber bei Noah Sow würde ich mir diesbezüglich weniger Sorgen machen als bei irgendwelchen Tugendsushis, Riotfurien und Lasermangos, if you know what I mean. ;-)
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che2001,
Sonntag, 22. November 2015, 19:24
Die Frage ist, ob wir von Erwachsenen reden oder nicht;-))
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che2001,
Montag, 23. November 2015, 23:51
Noah Sow hatte ich in den zwei Gesprächen die ich mit ihr geführt hatte eigentlich als sehr vernünftig erlebt. Dennoch machen mir da wiederum zwei Sachverhalte Kopfzerbrechen: Einerseits stellte sie dunnemals vor das Foto einer Mohrenlampe eine Triggerwarnung und schrub, dass sie selber nicht mehr mit der Beschäftigung mit und Abwehr von Alltagsrassismus belastet werden wollte und daher weiße Antiras bitten würde, sie in der Hinsicht zu entlasten. Und Andererseits hatte sie mir gegenüber im persönlichen Gespräch mal gemeint, von Neonazis zusammengeschlagen sei für linke Antiras so etwas wie eine zumutbare Härte, nach zwei Wochen Krankenhaus sei ja alles wieder OK. Nach dieser Doppelerfahrung habe ich bei ihr den Eindruck, es geht hauptsächlich darum, dem Affen Zucker zu geben und sich durch extreme Äußerungen interessant zu machen.
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mark793,
Dienstag, 24. November 2015, 00:08
Auch auf die Gefahr hin, in ein anderes Fettnäpfchen zu treten: Solche Inkonsistenzen sind auch der besten besten Ehefrau von allen nicht ganz fremd. Das sind Phänomene, die, öhm, mit einer gewissen Zyklik einhergehen.
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