Sonntag, 13. Dezember 2015
Rollstuhlfahrer, Ultima ratio der Moralspacken
Abends um 10 klingelt ein Nachbar an der Tür, entschuldigt sich dass er so spät noch störe und sagt, dass ich ihm zum wiederholten Mal die Einfahrt blockiere. "Das kann nicht sein", erwidere ich, gehe dann aber doch hinaus zu meinem Auto. Dieses steht kurz vor einem Parkverbotsschild, aber noch nicht im Parkverbot, und er will seine Fahrradrischka auf den Bürgersteig rollen, um dort weiterzuradeln (was er nicht darf). Dabei ist ihm mein Auto im Weg. Ich stelle es so um, dass er auf den Bürgersteig kann und frage, ob das OK sei. Da rastet er völlig aus, fragt, wann ich zuletzt eine Fahrschule besucht hätte und dass ich die Straßenüberquerung für Rollstuhlfahrer blockiere. Dass ich da wo ich parke parken darf, er kein Recht hat, mit der Rikscha auf dem Bürgersteig zu fahren und Rollstuhlfahrer mit der ganzen Thematik gar nichts zu tun haben, auf all das kommt er nicht. Na gut, ich bin, um Streit zu vermeiden, woanders hin gefahren und habe mein Auto umgeparkt. Die Rollstuhlfahrer indes, sie sind für das selbstbezogene, wohlhabende grünalternative Mittelschichtsbürgertum dem der Mann angehört so etwas wie Auschwitz für die Antideutschen: Das letzte Argument, um Recht zu haben. Ein Freund hatte grünen Stadträten mal Schnappatmung und hektische Gesichtsflecken verursacht, als er meinte, die Anzahl und Anordnung von Behindertenparkplätzen in der Stadt richte sich nicht nach den Bedürfnissen behinderter Autofahrer, sondern nach den Bedürfnissen des Stadtkämmerers: Sie werden dort angelegt, wo die Wahrscheinlichkeit besonders hoch ist, dass sich Nichtbehinderte dort hinstellen, um von denen Geld abzugreifen. Da schlägt die Moral kreischend Kobolz. Possierlich anzuschauen.

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