Dienstag, 31. Mai 2016
Ach Gottchen, Alexander Gauland!
Der Mann äußert sein Bedauern darüber, dass seine Äußerung als Beleidigung von Jerome Boateng rübergekommen sei, bestreitet, Rassist zu sein, sagt aber, dass ein Unbehagen bezüglich Menschen nichteuropäischer Herkunft wohl statthaft sei. Herr Gauland, was ist Rassismus? Doch wohl eher dieses besagte Unbehagen. "Ich bin kein Rassist, aber man muss doch wohl mal etwas gegen Neger, Mulatten, Quadronen und sonstige Bimbide sagen dürfen" ist so die Position, mit der man sich glücklich mit dem Ku-Klux-Klan oder der National Front treffen kann. So explizit würde das noch nicht mal die NPD ausdrücken. Ich wünsche einen entspannten Sommerurlaub auf den Kanaren. Da wird man schön braun.

... comment

 
Gibt es irgendwo den Text dieses Interviews im Wortlaut?
Konnte bisher nichts finden, außer diesem Ein-Satz-Zitat.

Ich denke ohne den Kontext zu kennen, kann man das nicht beurteilen. Das die allermeisten Deutschen nicht offen rassistisch sind, aber trotzdem Probleme hätten, einen farbigen Nachbarn zu akzeptieren, erscheint mir eine Banalität.

... link  

 
Soso. Ich glaube kaum, dass es viele Leute gibt, die von sich selber sagen "ich bin Rassist." nicht mal von Adolf Hitler ist eine solche Aussage bekannt. Lässt sich daraus im Umkehrschluss ableiten, dass er keiner war?

... link  

 
Das Problem ist doch eher, dass der Begriff Rassismus inflationär gebraucht wird, auch wenn er überhaupt nicht passt.

Zumindest wenn man sich mal an die Semantik hält die der Duden vorschlägt/definiert
(kulturelle Unterlegenheit/Überlegenheit (!) aufgrund biologischer Merkmale),
anstatt der Schlagwort/Stammtisch-Definition.

Passender ist meist der (wohl) fälschlicherweise synonym benutzte Begriff der Fremdenfeindlichkeit/Xenophobie.

Nur weil Herr G. keinen Schwarzen als Nachbarn haben möchte, heißt das noch lange nicht, dass er sich ihm "kulturell überlegen" sieht. Eher ist er xenophob.

Kas

EDIT: Das soll keine Verteidigung sein, Herr G. ist trotzdem ein Idiot.

... link  

 
Nun war Gauland klug genug, sich den Schuh selber nicht anzuziehen, sondern "die Leute" vorzuschieben.

Aber völlig unabhängig davon, ob man ihm deswegen nun rassistische Einstellung unterstellt oder nicht: In meinen Augen ist es keine rassistische Beleidigung des Fußballspielers J. Boateng, wenn man unterstellt, dass er aufgrund seiner Hautfarbe womöglich nicht überall als Nachbar hochwillkommen wäre.

... link  

 
Es ist eher so etwas wie eine billigende Inkaufnahme von weit verbreitetem Alltagsrassismus, und es gehört zur Diskursstrategie der Neuen Rechten solche Provokationen/Tabubrüche systematisch einzusetzen.

... link  

 
Es gibt weder eine Aufzeichnung des Interviews, noch ist irgendwo der gesamte text veröffentlicht, so dass man den Zusammenhang des Zitats erkennen könnte.

Ich wäre da vorsichtig, genau so treibt man Wähler zur AfD.

Dazu übrigens:

http://meedia.de/2016/05/31/wie-serioes-ist-der-afd-aufreger-der-fas-die-maer-vom-ungeliebten-nachbarn-boateng/

... link  

 
wer mehr über die Umstände des Interviews erfahren will, der versuche die Sendungen von Gestern Vormittag ,31.5., auf dlf nachzuhören.

hab nicht immer genau zugehört; es gab jedenfalls noch einmal einen O-Ton, ich vernute eine Reaktion auf die FAS-Veröffentlichung, wo er aber den Fraglichen Satz sogut wie wörtlich wiederholte. das fragliche Zitat wurde jedenfalls von zwei Redakteuren unabhängig voneinander gleichlautend mitgeschrieben und gilt damit als abgesichert. auch soll Gauland nicht pflegen, Interviews abzusegnen. journalistisch hatte das alles seine Richtigkeit.

UND: das war ganz eindeutig so kalkuliert von Gauland. Boateng sicherte die Medienaufmerksamkeit. es sollten Diskussionen entstehen, die diesen offenkundigen Rassismus relativierten. Gauland wollte das so zitiert haben, wen kümmert da der "Kontext"? wir sind schließlich alle Rassisten; daher ist "das auch gut so".

Hauptsache nachbarschaftliche Beziehungen zu schwarzen Nachbarn werden infrage gestellt.

aber, ach, komm, alter, darüber kann man ja reden ... eben nicht. was Gauland bezweckte, muss ich jetzt aber beim che in den Kommentaren lesen. es ist intellektuell nicht sehr hoch angesiedelt, sowas.

... link  

 
Die FAZ räumt ein, dass nicht Gauland, sondern dass die Redakteure von FAS und FAZ es selber waren, die den Namen und die Person Jerome Boateng in das Hintergrundgespräch eingebracht haben.

Es ist vielleicht nicht unbedingt unüblich, Gesprächspartnern Dinge in den Mund zu legen oder vage Aussagen des Gesprächspartners etwas zu pointieren, aber wenn man auf der sicheren Seite damit sein will, stimmt man das ab oder fragt zumindest nochmal nach. Das ist hier wohl nicht geschehen, und ich vermute eher keine edleren Motive dahinter.

... link  


... comment