Sonntag, 11. Dezember 2016
Vivement Samedi
In der endlosen Supermarktschlange standen hinter mir zwei junge Frauen, höchstens 22. Eine erzählte von den Verhaltensweisen ihres Mehr-Oder-Weniger-Freundes, den sie wie eine Gestalt aus The Big Bang Theory, allerdings bettwarm beschrieb. Sie habe ihn gebeten, seine Sicht zu ihrer beider Beziehung zu formulieren, daraufhin habe er gesagt: "Wir studieren zusammen." Sie hob dann an, weitere Defizite dieses Mannes zu beschreiben und bezeichnete ihn als sozial behindert. Daraufhin erwiderte die Andere: Dumm fickt gut."

Dann gingen sie auf ihren ganzen weiteren Bekantnenkreis ein, den ich unfreiwilligerweise gut kennenlernte und darauf, mit wem sich tanzen lässt und mit wem nicht und was Tanzen generell für eine Erfahrung sei. Im Grunde war das ein Gespräch, wie ich es thematisch aus bekifften Parties, psychotherapeuthischen Sitzungen oder intensiven Briefwechseln mit vertrauten Menschen gut kenne - aber eben nicht aus der Supermarktschlange.


Ich belade mein Auto und fahre los. Von hinten blinkt mich einer mit einer Lichthupe an, oder was heißt hier Lichthupe? In Sekundenbruchteilen wird von Nah- auf Fernlicht umgeschaltet, scheinbar mit einem in die Fahrzeugelektrik eingebauten Programm, wie ein Stroboskop. Dann überholt der mich ohne zu blinken, schwenkt vor mir in die Spur und macht eine Vollbremsung, übrigens unablässig hupend, natürlich ein schwarzer Audi. Will der einen Unfall oder eine Schlägerei provozieren? Ich bleibe ruhig und weiche aus. Zuhause angekommen parke ich ein und merke etwas warmes, weiches auf meinem rechten Bein. Ich sehe, wie sich eine Maus in meinen Schoß kuschelt. Hat das Drehbuch für diesen Nachmittag Luis Bunuel geschrieben?

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