Mittwoch, 14. Oktober 2020
Corona-Ärztin spricht klare Worte
https://www.gmx.net/magazine/news/coronavirus/coronavirus-aerztin-appell-viral-covid-patient-35168878

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Die teilklaren Worte
wären vollklar, wenn die Äztin darauf hingewiesen hätte, dass ihre – übrigens schon vor Corona bestehende – Überlastung nicht durch das Virus, sondern durch das neoliberalisierte Krankhaus verursacht ist.
Dass unter Ausblendung der systemisch-ökonomistischen Imperative der neoliberalen Staatsreligion nun Maskenleugner und Coronaverweigerer schuld sein sollen, trägt die Merkmale einer klassischen Verschwörungsphantasie.

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Schon als ich Zivildienst leistete - 1986/87 - stand in der Notaufnahme ein Warnschild "Vorsicht - müde Ärzte! 24 Stunden Dienst", aber dass die Aluleugner und FFP2bommel schuld sein sollen wird so explizit nicht von der Ärztin gesagt. Kam zumindest nicht so bei mir an.

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"Zwar seien genau diese Menschen [die Verweigerer und Leugner; N.] dafür verantwortlich, 'dass meine Arbeitsbedingungen erschwert werden, die Belastung wächst, meine Kinder bald wieder nicht mehr in die Schule kommen, der nächste Lockdown naht'".
Durch die Formulierung "genau diese Menschen" ist die Schuldzuweisung klar.

Aber das ist noch nicht alles. Sie betont, dass auch diese Personen von ihr ärztlich versorgt werden – eine üble Hervorhebung, so, als gäbe es da noch eine zweite Option; so, als könne diese Option auch mal tabufrei und ergebnisoffen diskutiert werden.

Es mag sein, dass sie es nicht so 'gemeint' hat. Dann wäre festzuhalten, dass die öffentliche Rede nicht so das Ding der Frau Doktor ist, und sie es daher besser unterließe.

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Natürlich ist der hippokratische Eid unhinterfragbar und es gibt keine Alternative zur Behandlung dieser Patienten. Die Wut und Genervhtheit der Ärztin kann ich dennoch gut nachvollziehen.

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Ich auch. Sie nennt aber nicht die Ursachen der Zustände, über die sie sich sehr zurecht erregt.

Es waren nicht der Wendler und der Vegankoch, die das Krankenhauswesen durch Ökonomisierung und Privatisierung ins luftabschnürende Korsett von "Effizienz" und Rendite zwangen.

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In dieser Logik gesagt: Es waren auch nicht Röhm und Strasser, die den Schwarzen Freitag verursacht hatten.

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Genau. Wer vom Faschismus redet, kann vom Kapitalismus nicht schweigen.

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Derzeit ermüdet man allerdings Menschen mit unsinnigen Vorschriften... gewissermaßen die Fortsetzung von Verboten wie denen im Frühjahr, allein auf einer Parkbank zu sitzen. Die Maskenpflicht im Freien in der Münchner Altstadt (250 Euro Bußgeld) ist so eine, das selektive und absurde Beherbergungsverbot eine andere.

Es geht immer mehr Menschen an die wirtschaftliche Existenz. Da interessieren die Lungen einiger Problemfälle nicht wirklich.

Würden wir die verursachenden Prinzipien des Krebstods mit ebenso einschneidenden Maßnahmen bekämpfen, käme das öffentliche Leben zum Stillstand.

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Rauchverbot überall (auch zuhause), Essverbot für Speisen mit Nitritpökelsalz, spontane Autostops durch die Polizei im fließenden Verkehr mit Abgaskontrolle und sofortiger Stillegung des Fahrzeugs bei Überschreitung der Werte...


Dass es bei Euch alles strenger und repressiver gehandhabt wird als bei uns ist nichts Neues.
Bei uns funktionieren betriebliche Abläufe nicht richtig, weil der Innendienst in Grüß-Gott-Bundesländern sitzt, dort seit März durchgehend Home Office hat und deshalb nicht an Faxgeräte herankommt. Wir hingegen haben seit Juni wieder Normalbetrieb und besuchen auch unsere Kunden.

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Schlechte Beispiele machen schlechte Argumente, Avantgarde:

"Würden wir die verursachenden Prinzipien des Krebstods mit ebenso einschneidenden Maßnahmen bekämpfen, käme das öffentliche Leben zum Stillstand."

Krebs ist keine Pandemie, die wenigsten Krebsarten verbreiten sich über Ansteckung - allenfalls die Gene können eine Rolle spielen. Covid-19 ist eine Erkrankung, die sich durch Ansteckung ausbreitet, das Virus verbreitet sich durch Übertragung, vermutlich primär durch Aerosole. Insofern trifft der Vergleich es nicht, weil er völlig unterschiedliche Erkrankungen in einen Bezug setzt. Netter Trick, funktioniert aber nicht. Ansonsten gerne noch einmal eine Erinnerung ans Grundgesetz, Art. 11:

"(1) Alle Deutschen genießen Freizügigkeit im ganzen Bundesgebiet.
(2) Dieses Recht darf nur durch Gesetz oder auf Grund eines Gesetzes und nur für die Fälle eingeschränkt werden, in denen eine ausreichende Lebensgrundlage nicht vorhanden ist und der Allgemeinheit daraus besondere Lasten entstehen würden oder in denen es zur Abwehr einer drohenden Gefahr für den Bestand oder die freiheitliche demokratische Grundordnung des Bundes oder eines Landes, zur Bekämpfung von Seuchengefahr, Naturkatastrophen oder besonders schweren Unglücksfällen, zum Schutze der Jugend vor Verwahrlosung oder um strafbaren Handlungen vorzubeugen, erforderlich ist."

Jedem steht es im übrigen frei, gegen solche Maßnahmen Rechtsmittel einzulegen und teils wurde das auch schon gemacht. Wenn Du also nicht einverstanden bist und Du die Maßnahmen für unverhältnismäßig hälst, stehen Dir und anderen der Rechtsweg offen.

"Es geht immer mehr Menschen an die wirtschaftliche Existenz. Da interessieren die Lungen einiger Problemfälle nicht wirklich."

Von einem Schaden an wirtschaftlicher Existenz erholt sich mancher. Von Langzeitfolgen und gar vom Tod erholt man sich selten, außer man hat eine metaphysische Ausweichbaustelle namens Himmel und Auferstehung. Ein säkularer Staat ist jedoch eher diesseitsfixiert und regelt solche Dinge mit Gesetzen und Verordnungen, um die Ausbreitung eines Virus zu stoppen. Manche Maßnahmen sind richtig (so die Sperrstunde), manche überzogen - wie die Parkbank, die es meines Wissens aber nur am Anfang gab. Verstöße erheblich zu ahnden, ist insofern richtig, weil ansonsten solche Regeln und Verbote keinen Sinn haben. Sie werden nämlich nicht befolgt (siehe diejenige der Kneipenwirte hier in Berlin, die indirekt für solche Sperrstunden mitverantwortlich sind: Weil wenige sich dumm verhalten, tragen nun alle die Kosten, statt von Anfang an den Laden der wenigen ad hoc dichtzumachen.)

In bezug auf die StVO: Parkverbote und Geschwindigkeitsbegrenzungen einzuhalten, wird erst dann interessant, wenn das Bußgeld hoch genug ist, samt erheblicher Punkt in Flensburg. Ich spreche da in beiden Aspekten aus eigener Erfahrung. In Berlin in der Parkzone ohne Ticket zu parken, kostet (oder kostete – ich hatte lange kein Ticket mehr) hier 10 Fluppen: ein Nichts also. Und was meinst Du wohl, ob ich mir einen Parkschein je holte? Natürlich nicht. Bei 50 Euro wäre das kaum die Frage.

Was nun weiterhin die wirtschaftliche Existenz betrifft, so ist hier nicht primär die Wirtschaft das Argument, denn mit dem gleichen Argument könnte man dann darauf verweisen, keine Flüchtlinge aufzunehmen, weil das einem Staat lediglich an die wirtschaftliche Existenz geht und Gelder für Minderleister und solche, die der Wirtschaft nichts nützen, ausgegeben werden und wo die meisten der Migranten in absehbarer Zeit nichts einwirtschaften werden, aber dafür qua Sozialleistungen und Kindergeld unsere Sozialsysteme abgrasen. Nicht so ein gutes Argument also, wenn man mit der Wirtschaft kommt. Es müssen hier also andere Argumente und normative Gründe gefunden werden, weshalb Asylrecht und Maßnahmen gegen eine Pandemie sinnvoll sind. Vielmehr muß es so sein, daß der Staat, wenn er solche Regeln wie Kneipenschließungen ab 23 Uhr anordnet, für Schadensausgleich sorgt und daß der Staat Kurzarbeitsprogramme fördert.

Die meisten Unternehmen übrigens sind schon von sich aus, aus Eigeninteresse daran interessiert, Schutzregeln und Home-Office zu etablieren. Denn ist einer erkrankt, dann kann es schnell sein, daß der ganze Betrieb dicht ist und in Quarantäne muß.

PS: Im übrigen müßte man bei Deinem Argument dann die Behandlung von Krebskranken, die eh sterben müssen, aussetzen: Es kostet nämlich zu viel und nützt nichts. Wer in solchen Fällen utilitaristisch argumentiert, handelt sich Fälle ein, die er lieber nicht haben möchte. Unter anderem auch den Umgang mit sogenannten Behinderten. Wer einmal die Kosten-Nutzen-Rechnung aufgemacht hat, wenn es um Menschenleben geht, bekommt sie schwer wieder zu.

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@nörger und che:

Richtig ist, daß am (relativ) schlechten Gesundheitssystem – qua Privatisierung und weil öffentliche Daseinsvorsorge in private Hand gegeben wurde, jedoch innerhalb Europas und im Vergleich mit den USA ist es noch halbwegs passabel – nicht jene Leute verantwortlich sind, die heute durch ihren Leichtsinn das Gesundheitssystem an eine neue Belastungsgrenze bringen. Die alte war schon hart durch jene Gewinnorientierung und Zusammenstreichung von Personal als Kostenfaktor, die neue durch diese Leute macht es nicht besser. Auch richtig ist, daß bei ansteigender Fallzahl selbst das beste System an eine Grenze gebracht werden kann.

Die Sätze der Ärztin zur Versorgung lese ich eindeutig in ches Richtung: Man behandelt eben auch jene Leute, die mosern und sich nicht an die Regeln halten. „Aber auch ihnen stehe das Recht auf eine Behandlung zu.“ Die Ärztin betont hier also explizit den Gleichbehandlungsgrundsatz – trotzdem sich diese Leute aus medizinischer Sicht leichtsinnig verhalten. Und diesen Gleichheitsgrundsatz wollte die Ärztin diesen Leuten klarmachen. Im Falle einer Triage freilich, für die diese Leute, die sich an nichts halten, mitverantwortlich sind, stehen Ärzte jedoch vor genau der Frage: Wen behandeln? Und aus diesem Grunde sollte man diesen Leuten klarmachen, wo die Risiken und die Probleme liegen.

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Zumal diese Leute gleichzeitig, deshalb mein Beispiel, den Keim einer neuen hysterisch-totalitären Bewegung in sich tragen.

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Es ging in meinem Beispiel nicht um Vergleichbarkeit von Pandemie und Krebs, sondern darum, dass die Verhängung sinnloser Vorschriften die Befolgung sinnvoller torpediert, ja sogar konterkariert.

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"Würden wir die verursachenden Prinzipien des Krebstods mit ebenso einschneidenden Maßnahmen bekämpfen, käme das öffentliche Leben zum Stillstand."

"Sinnlos" ist das richtige Wort. Nämlich für eine Pandemie den Vergleich mit Krebs heranzuziehen, um dann aufgrund solchen Vergleichs die vermeintliche Unsinnigkeit einer bestimmten Maßnahmen zu kritisieren. Wenn Du also Pandemie und Krebs nicht vergleichen willst und wenn Du bestimmte Maßnahmen, die gegen die Pandemie getroffen werden, kritisieren möchtest, dann ist es unklar, weshalb Du in diesem Kontext Krebs, der eine völlig andere Krankheit ist und auf die Sozialstruktur völlig anders wirkt, hier heranziehst. Gegen die Eindämmung von Krebserkrankungen eine Maskenpflicht zu erlassen, ist in der Tat sinnlos. Insofern wurden diese Maßnahmen auch niemals gegen diese Krankheit in Anschlag gebracht. Kannst Du es erkären, was Krebserkrankung im Kontext mit Covid-19 zeigen soll und weshalb Du dieses Beispiel brachtest? Wenn Du zeigen willst, daß diese oder jene Maßnahmen gegen Covid-19 sinnlos sind, dann mußt Du Dir klügere Vergleiche und Beispiele ausdenken und zudem zeigen, weshalb eben die Maßnahme X sinnlos ist. Das macht man am besten, indem man nicht mit etwas aus einem anderen Bereich vergleicht, sondern indem man die Wirkungslosigkeit der Maßnahme X und ggf. das Wirkungsvolle der Maßnahme Y darlegt. Diese Korrelation zumindest ist Quatsch bzw. überflüssig.

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Daß es unsinnige Regel gibt, die zu absurden Konsequenezen führen, zeigt das Beherbergungsverbot bei fehlendem Coronatest. Und solche Maßnahmen führen nicht gerade dazu, daß die Leute Lust haben, sich an die Regeln zu halten.

https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/corona-regeln-sorgen-fuer-geplatzte-urlaubstraeume-li.111401

Heute gerade ein Bericht in der BLZ über eine Familie aus Berlin, die in Brandenburg den 70. Geburtstag in einem Hotel Essen, Kegeln, Bruch, Geselligkeut und eben mit Übernachten feiern wollte. Feiern bis 23 Uhr durften sie, dann mußten sie abreisen, in Berlin übernachten, um dann am nächsten Morgen zur weiteren Feier wieder anzureisen. Den Sinn solcher Maßnahmen kann man schwierig vermitteln.

Nachtrag:
Das Beherbergungsverbot wurde juristisch teils bereits gekippt. Gut so und es zeigt, daß Gewaltenteilung funktioniert und Gerichte eben nicht jede Entscheidung der Legislative bzw. der Exekutive durchwinken.

https://www.zdf.de/nachrichten/politik/coronavirus-beherbergungsverbot-baden-wuerttemberg-gekippt-100.html

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Auch jetzt gerade die Sperrstunde in Berlin: Vom Verwaltungsgericht zunächst gekippt - Revision ist zulässig beim OVG.

https://www.berliner-zeitung.de/news/berliner-gericht-kippt-sperrstunde-li.111902

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