Er ist heute nicht mehr so sehr bekannt, verblasst hinter Goethe, Schiller und Herder, und doch war er der eigentliche Begründer der Weimarer Klassik. Die Auseinandersetzung mit Goethe begann mit einem üblen Verriss, einer beleidigenden Polemik Goethes gegen Wieland, die eine fruchtbare Auseinandersetzung auslöste und endete mit der Grabrede Goethes für Wieland, der ihn nach Weimar geholt hatte.

All das hat leider auch mit einem derangierten Deutschunterricht zu tun. Wo heute aber kaum noch Jean Paul bekannt ist, ist auch Wieland schon lange in Vergessenheit geraten. Wobei Wieland eigentlich immer unter dem Radar lief.

Und auch das, was man mit Lust und Sinnlichkeit bezeichnet und diese Form der Dichtung, auch im Sinne des Rokoko, dürfte heute beim Lesen erhebliche Probleme bereiten.

Zugleich aber stand Wieland auch für einen Epochenbruch: daß nach ihm eine andere Art von Literatur auftrat, die wir als Beginn der literarischen Moderne bezeichnen können: Goethes Werther, der Sturm und Drang und vor allem dann die Frühromantik - eine Literatur, die der unseren sicherlich in vielem näher steht als die Wielands. Auch das mag seinen Teil dazu beigetragen haben, daß Wieland in Vergessenheit geriet, so wie auch die Barockdichter Andreas Gryphius, und andere heute kaum noch einem bekannt sein dürften.

Heine wollte in einem Gedicht um 1850 im Romanzero wieder mal August von Platen eins überbraten. Platen bzw. Autoren seines Schlages abkanzeln als reine Ankündigungsweltmeister, von wegen Geniekult um sich selbst und hast du nicht gesehen. Wenigstens hat Heine seine schwulenfeindlichen Sprüche gegen (den 1835 verstorbenen) Platen bei der Gelegenheit stecken lassen.

Ach so, Wieland.
In einer Strophe bei Heine geht's um das positive Gegenbeispiel:

Wahre Prinzen aus Genieland
Zahlen bar, was sie verzehrt,
Schiller, Goethe, Lessing, Wieland
Haben nie Kredit begehrt.

Das heißt, für den Reim auf Genieland ist Wieland jederzeit die Nr. 1.