Montag, 23. Oktober 2023
Kommentar zu einem Beitrag von El Mocho bei Bersarin
Da ich aufgrund der veränderten Sicherheitseinstellungen bei wordpress dort nicht mehr kommentieren kann nun also über Bande:


https://bersarin.wordpress.com/2023/10/19/arabische-strase-in-neukolln/#comments

@ El Mocho: "Es kommt immer darauf an, wo, an denen begegnet. Ich könnte mir vorstellen, dass du in deinem Umfeld von Politaktivisten und Flüchtlingsräten eher positive Erfahrungen machst als viele Deutsche in ihrem Alltag.



Ich beziehe mich wesentlich auf die Erfahrungen einer Frau, die in einem Kindergarten arbeitet, in dem die Mehrheit der Kinder inzwischen auf muslimischen Familien stammt (ich hatte darüber ja mal in deinem Blog geschrieben).



Und es kommen immer mehr dazu, Kinder die praktisch durchweg verhaltensauffällig sind, die anderen schlagen oder ständig weinen und schreien. Unhaltbare Zustände" -------





Meine Erfahrungen sind da sehr viel weiter aufgestellt. Ich hatte mal an einem Gymnasium in einem Sozialer-Brennpunkt-Viertel unterrichtet mit einem Ausländeranteil von 45 %, da hatte ich die Multikulturalität sogar als produktiv erlebt. Als ich einer Zehnten das Wort failed state an die Tafel schrieb flogen die Meldearme hoch, denn da kamen viele von den Kids her, von Mexiko über Afghanistan bis Philippinen. Da gab es viele Probleme nicht, die an "besseren" Schulen auftraten, wie Neid und Mobbing wegen dem Besitz von Apple-Gadgets und Markenklamotten: Konnte sich eh niemand leisten. Das waren aber keine Kinder von Leistungsempfängern, sondern alles Arbeiterfamilien, fast alle in der IGM. Migranten, die zugleich klassenbewusste Proleten waren. Ganz andere Geschichte als Neukölln.



Für mich selbst hatte das Engagement mit 6 Jahren begonnen, mit meiner Einschulung in der Grundschule. Da hatte meine Mutter mir empfohlen, mich mit den Türkenkindern anzufreunden, die wären ausgegrenzt und hätten niemanden, ich sollte denen helfen. Von da an war ich auf die Schienen gestellt, auf denen ich bis heute rolle. Später, so ab 18, gingen die und ich auch teilweise parallel in die linke Szene. Ich in autonome Gruppen, die in die Devrimci Yol.

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Sicherlich hängt das auch mit der Region zusammen, mit den Leuten und mit Strukturen sowie mit den jeweiligen persönlichen Erfahrungen. (Leider höre ich eben aus anderen Regionen oft auch das Gegenteil. Und es hängt auch und vor allem damit zusammen, ob Eltern in Arbeit sind und auch mit dem Willen der Migranten, in einem Land, das sie voraussichtlich niemals mehr verlassen werden und was also ihre neue Heimat wird, auch wirklich ankommen zu wollen - was ja nicht heißt, daß man nun auch Bratwurst mit Sauerkraut lieben muß und zu bayerischer Ufftatata-Musik tanzt. (Klasse und großartig finde ich dann Leute wie Yared Dibaba vom NDR. Und ich liebe es, wenn er plattdütsch schnackt.)

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Gut, die Eltern waren Türken der ersten Einwanderergeneration, überwiegend laizistische Kemalisten, hart malochend in Betrieben wie Bahnausbesserungswerk, Siemens, VW, diverse Konservenfabriken, die Kinder radikalisierten sich nach links, als in der Türkei das Militär putschte.

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Die meisten Iraner, die ich in der Zeit kennenlernte, waren Kommunisten bzw. Volksfedayin. Die islamische Revolution war etwas, mit dem wir absolut nicht gerechnet hatten. Wir hatten gedacht, nach dem Schah käme der blockfreie basisdemokratische Sozialismus. Das war sogar das Thema der Autonomie Nr. 1: Autonomie im ganzen Iran, Revolution am Golf. Tragischer Irrtum.

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Da hat sich seit der Grenzöffnung von 2015 einiges verschoben. Ich habe auch viele positive Erfahrungen mit Migranten gemacht, keine Frage. Besonders die (nicht muslimischen) Afrikaner scheinen mir wesentlich weniger problematisch.

Es ist inzwischen so, dass jeder versucht nach Europa zu kommen, der das Geld aufbringen kann, egal wie seine Voraussetzungen für ein Leben in Europa sind. Es hat sich herumgesprochen, dass man in Deutschland bequem von der Sozialhilfe leben kann, und inzwischen gibt es in jeder deutschen Großstadt genug migrantische Gemeinschaften (mit Geschäften. Restaurants, Vereinen, Moscheen usw.) die es ermöglichen, praktisch so zu leben wie im Heimatland, auch ohne Sprachkenntnisse. Der Kontakt mit der deutsche Gesellschaft ist dann minimal, und irgendein integrationsdruck besteht nicht.

Und es herrschen auch völlig unrealistische Vorstellungen vom leben in Deutschland:

https://twitter.com/ElliotStabler92/status/1707437571662393651

Ich kann dieses Buch nicht genug empfehlen, leider ist es nicht ins deutsche übersetzt (mail an mich wer das englische Original als ebook haben will)

https://www.amazon.de/City-Dreams-400-Year-History-Immigrant-ebook/dp/B01912OVRU

Die Einwanderer in die USA im 19. Jahrhundert kamen in ein fast leeres Land mit einem boomenden Arbeitsmarkt. Wenn sie aus der Quarantäne auf Ellis Island kamen standen da schon Werber, die ihnen Arbeitsverträge anboten, und jeder konnte Arbeit finden, ob er gebildet war oder nicht. Zur Not half man beim Entladen der Schiffe im Hafen oder schleppte Steine auf Baustellen. Sozialleistungen gab es keine, höchsten Hilfe der Kirche. Die Migranten organisierten sich selber, um einander zu helfen, es entstanden irische, deutsch, italienische Vereine zur gegenseitigen Hilfe.

Und in der Regel befand man sich bald in einer wesentlich besseren Situation als in der Heimat.

"Comparing his old life in Ireland to his new one in New York as he proudly sent his parents $20 (the equivalent of about $500 today) just months after arriving from County Sligo, Pat McGowan wondered why he had waited so long to emigrate. Despite living in decrepit Five Points, Eliza Quinn felt the same way. The United States, she reported to her family back in Ireland, “is the best country in the world.”

Schon die zweite Generation der Migranten sah sich als Amerikaner. Die Kinder der Italiener wollten Hotdogs essen, keine Spaghetti.

"The young Italian Americans who refused to eat traditional Italian foods at school soon worked up the nerve to demand “American” food for breakfast and dinner, too. They might also refuse to speak Italian or try to assimilate in other ways that infuriated their parents. When mothers and fathers objected, their children retorted that their parents simply did not understand."

Kein Vergleich mit unserer Situation heute. Das liegt aus meiner Sicht einmal daran, dass die Einwanderung nicht in den Arbeitsmarkt sondern in das Sozialsystem stattfindet (s. auch hier: https://twitter.com/Rob82_fcb/status/1714181797439758663 ), und zweitens daran, dass die Mehrheit Muslime sind. Eine islamische Erziehung und Sozialisation imprägniert den Menschen gewissermaßen gegen Integration. Welcher junge Moslem verlangt von seinen Eltern deutsches Essen?

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Kenne jungen Afghanen die es geil finden dass es in sehr guten deutschen Restaurants französisches Essen gibt;-)

Gut, aber das sind keine Armutsmigranten, sondern Angehörige der Hamburger afghanischen Hotelbesitzer-Bourgeoisie.

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Zum Thema Ellis Island
Ein Klassiker von Peter Paul Zahl:

"Auf Ellis Island, jenem Nadelöhr in die Freiheit, befragte ein Offizier der Einwanderungsbehörde einen russischen Immigranten. << Gehören Sie der Kommunistischen Partei oder irgend einer ihrer Untergliederungen oder Vorfeldorganisationen an?>>

<< Aber nein>> sagte Bakunin und lachte laut.

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Habe ich Deine Emailadresse?

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Versuchs mal mit gatonegro@web.de

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Vielleicht etwas Off-Topic hier...
Welchen repressiven Charakter muß jede Polizei mindestens haben?
Wie viele Polizisten braucht man dafür in Deutschland?
Wie groß muß eine soziale Gruppe sein, um ein lohnendes Ziel der Repression zu sein?

Was passiert, wenn eine soziale Gruppe nicht länger Ziel der Repression sein soll? Muß sie durch eine andere ersetzt werden?

Juden, Sinti und Roma hatten nach 45 clippo, aber die Schwulen wurden weiter verfolgt. Das hatte dann auch ein Ende und die Drogenkonsumenten gerieten in den Fokus.
Nun werden ca. 5Mio Cannabiskonsumenten entkriminalisiert. Wer könnte demnach als nächstes dran sein? Irgendjemand muß die gelangweilte Polizei doch schikanieren dürfen bzw. müssen (!) oder wie oder was?

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Vielleicht mal die normalen Spießer?

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Eher nicht, der Tradition folgend wird es wieder eine Minderheit sein müssen.

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