Mittwoch, 22. November 2023
Von der Unnötigkeit von Triggerwarnungen oder dem Umgang mit kognitiven Dissonanzen; aka: Ist die Welt ein Ponyhof?
Ich hörte eine Radiosendung, da ging es darum, wie man verhindert, dass Kinder durch Nachrichten über die Kriege in Nahost und Ukraine getriggert würden, mit Vorschlägen wie Abendnachrichten nicht schauen lassen und ähnliches. Eine Stunde lang nur Diskussion um dieses Thema! Ja, die armen Kleinen! Die Generation meiner Eltern hat das Dritte Reich und den Zweiten Weltkrieg life und in echt miterlebt, ohne dass sie jamand davor geschützt hätte. Mir haben sie seit frühester Kindheit davon erzählt, und zu meinen ältesten Kindheitserinnerung gehört ein Bild, das zeigt, wie US-Soldaten einem Vietnamesen mit einem Kampfmesser den Bauch aufschneiden. Da war ich 4. Meine Schwester erklärte mir, dass sie ihm den Bauch aufschneiden, damit er ein Waffenversteck verrate. Über die Realität von Folter wusste ich Bescheid, bevor ich lesen konnte. Solche Dinge, die teils life gesendeten Filmreportagen von Gefechten im Vietnamkrieg, auch der Anblick der Panzer in Prag prägte früh mein politisches Bewusstsein, und auch wenn wir als Kinder Soldaten spielten so wusste ich doch mit 6, dass ich den Kriegsdienst verweigern würde. So ab 12, Video war gerade auf dem Markt, war es für uns Jungs eine Mutprobe, Splatterfilme zu gucken.

Geschadet hat mir nichts davon. Insofern kann ich vor diesem Eidibutzi-schützt-die-Kleinen-Geseiche nur den Kopf schütteln.

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Das sehe ich ganz genauso. Es ist und wird langsam zu einer Waschlappengesellschaft. Also ob es beim Fernseher oder bei einer Serie keinen Ausschaltknopf gibt. Und meist merkt ein halbwegs gescheiter Mensch mit den normalen Wahrnehmungsfähgikeiten nach fünf Minuten Zuschauen und eigentlich bereits bei der Ankündigung, sprich der Inhaltsangabe, worum es in einem Film geht und was da passiert. Wenn bei einem Film von Lars von Trier steht: "Der hochintelligente Serienkiller Jack betrachtet jeden seiner Morde als Kunst. Über die Jahre ist ihm die Polizei immer dichter auf den Fersen und Jack muss größere Risiken eingehen, um sein finales Kunstwerk vollenden zu können" und da ist eine Freigabe erst ab 18 und man hat als halbgebildeter Mensch schon irgendwo einmal den Namen von Trier gehört, dann weiß in etwa jeder, was einen erwartet. Es wird nicht primär um Orchdeenzucht gehen.

Bei uns kamen meist über den "Weltspiegel" in der ARD die Bilder aus Vietnam ins Wohnzimmer. Wir haben sie nachgespielt. Seitdem liebe ich Bell-Hubschrauber. Und noch heute habe ich das Geräusch dieser Hubschrauber als Erinnerung an die herrlichen 1970er Jahre im Kopf. Weil das nämlich in Hamburg die Hubschrauber der Luftrettung waren, wenn der Notarzt bei den schlimmen Fällen anrückte.

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Die Kinder gucken derweil - ganz ohne Triggerwarnung - Pornos und echte Splatterszenen aus diversen Kriegen auf dem Smartphone.

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Und die Hamas inszenierte ihren Angriff auf das Technokonzert nach der Choreographie von Snuff-Pornos.

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Ich vermute mal, dass diese Radiodiskussion von lauter Leuten geführt wurde die derlei überhaupt nicht auf dem Schirm haben. Vom Tenor klangen die wie christlich friedensbewegte PädagogInnen der 80er Jahre.

Btw, ich hatte mal ein paar alte GenossInnen zum Mitdiskutieren auf mein Blog eingeladen, das lehnten die ab mit dem Argument, dass im Internet nur das abgebildet würde was es in gedruckter Form schon gäbe. Was ein interaktives Medium ist wussten die nicht und wollten es auch nicht wissen.

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