Sonntag, 29. Juli 2007
Once upon a time in the South-West
Die mexikanische Armee hatte den Auftrag, Arizona ethnisch zu säubern, um das von den Apachen kontrollierte Land als Weidegrund für die Rinderbarone zu gewinnen. 1858 löschte eine Einheit ein Indianerlager aus. Die Soldaten begannen aus ihrer Sicht sehr "sportlich", indem Scharfschützen den Frauen die Säuglinge von den Brüsten schossen, dann feuerten sie Kartätschen in das Dorf, schließlich preschten sie in das Dorf hinein und töteten alles, was noch lebte, aus der Nähe mit dem Revolver. 400 Apachen wurden ermordet. Unter den Leichen seiner Verwandten verborgen, überlebte ein junger Häuptlingssohn und ausgebildeter Krieger: Gochlayeh. Als die Mexikaner verschwunden waren, schwor er vor den Leichen seiner Sippe blutige Rache, stellte in den nächsten Monaten einen etwa hundertköpfigen Partisanentrupp aus Angehörigen verschiedener Stämme zusammen und begann seinen Rachefeldzug. Die unzulänglich mit Schrotflinten, Bogen mit Rohrpfeilen mit Steinspitzen und Lanzen bewaffnete Truppe traf auf eine Kolonne der regulären mexikanischen Armee und griff sie unter ohrenbetäubendem Geheul frontal an. Die Offiziere zückten ihre Säbel, doch Gochlayeh mähte einen nach dem anderen mit dem Tomahawk nieder. Ein mexikanischer Trossknecht sah diesen rasenden Indianer in seiner gnadenlosen Wut und rief mit gellender, vor Angst überschnappender Stimme den heiligen Hieronymus um Hilfe an. Das ging nach hinten los, denn die Apachen übernahmen diesen Schrei mit hundert Stimmen, er wurde zu ihrem Schlachtruf und zum neuen Namen ihres künftigen Kriegshäuptlings:

Geronimo!


Die nächsten 40 Jahre sollte Geronimo, der frühere Gochlayeh, die Unterwerfung Arizonas durch die Weißen nachhaltig verzögern, bedeutete Hoffnung für die ärmsten Stämme der Apachen, Angst und Schrecken für alle Weißen und Vorbild für künftige Guerrillaführer.

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Hirnerweichung durch Karl May ?
Nirgendwo ist der Mythos vom edlen Indianer so lebhaft wie in good ole Germany.

Macht euch mal kundig über die Apachen und deren Guerilliadasein. Nette Leute waren das. Und klar, sie lebten im Einklang mit der Natur.

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Nun, sie metzelten weiße Siedler nieder, und Geronimo spießte weiße Säuglinge auf. Sowas kommt halt von sowas. Leute wie Tito, Sandino, Guevara und Subcommandante Marcos hatten auch pragmatische und sehr unromantische Gründe, die Taktik der Apachen zu studieren. Es gibt ja auch keine Treblinka-Romantik der Hagannah, oder My-Lai-Romantik des Vietcong, oder Shatila-Romantik der PLO oder Halabja-Romantik der PKK, oder?

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Sowas kommt von so was: mit Kalle Mai allzeit mit dem Zeigefinger dabei.
Mal naschsehen wen man so alles massakrierte. Öffnet einem die Augen. Das Massaker an sich war bei den native americans Brauchtumspflege, mit Siedlern oder gern auch ohne. Auch die Säuglige anderer Stämme wurden gern genommen, unter anderem. Nach Ugolino nun die Apachen als nackte, edle Wilde.

An Romatik hätte ich nur Suttee und Thugee zu bieten.

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... pffft, ach was - alles sitting-bullshit
geronimo ist ein applikations server
(framework) un fettich, hier ist internet, und was draussen in der Praerie vor sich geht ist hier ja mal sowas von egal.

So und jetzt huebsch weitersurfen.

... ach so, hier natuerlich noch die Referenz, klar ist ja internet ...

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Sorry, ich schrieb hier etwas über Geronimo, nicht über Winnetou. Der einzige Karl, auf den ich etwas setze, hieß Marx. Tatsache ist, dass über Geronimo in der gängigen Literatur und erst recht der populären Darstellung eigentlich durchgängig die Lebensbeschreibung Mitte der 1870er einsetzt, als Cochise die Waffen niederlegt, der Apachenkrieg eigentlich vorbei wäre und Geronimos Partisanentruppe anfängt, Amok zu laufen und den Krieg um 10 Jahre verlängert. Ich wollte darstellen, wieso es dazu kam und warum der Mann überhaupt Geronimo heißt. Natürlich wissen wir aus dem Western, dass Geronimo als ungefähr 20 jähriger Mittvierziger zur Welt kam und einfach so Krieg gegen die Weißen führte, genauso, wie Django unrasiert in einem Sarg mit einem MG geboren wurde. Aber in meiner Eigenschaft als Historiker (und Romantiker bin ich nunmal nicht, jedenfalls nicht in Bezug auf geschichtliche Fakten) ist es mir wichtig, Zusammenhänge und Hintergründe zu thematisieren, die in der populären Wahrnehmung unter den Tisch fallen. Zu Chavez: Der Kerl als Solcher ist mir ziemlich wurscht, Fakt ist, dass unter seiner Präsidentschaft die Armen mehr Rechte und auch mehr politische Gestaltungsfreiheiten besitzen als jemals in der Geschichte Venezuelas. Als Antietatist, der im Wesentlichen aus der Perspektive von unten die Dinge betrachtet (das Wohlergehen der Eliten ist mir sehr egal) stehen für mich die Statteilinitiativen, Selbsthilfegruppen, Alphabetisierungskampagnen und Bolivarianischen Zirkel im Vordergrunde, solange Chavez das befördert, stimme ich den Grundzügen seiner Sozial- und Wirtschafts/Soialpolitikpolitik (nicht seiner Außenpolitik, vgl. Achmachdendschihad) zu, auch wenn ich ihn unsympathisch finde. Befördert er dies nicht mehr oder gebraucht er seine Macht in einer Weise, die den Interessen der Armutsbevölkerung zuwiderläuft (der Moment scheint nahe), so bin ich für seinen Sturz. Er ist für mich der Grüßonkel einer politischen Bewegung, deren Haupttendenz ich gut finde. Pauschalzustimmung gibt es bei mir niemals.

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@:Und klar, sie lebten im Einklang mit der Natur.

Das taten die Prärieindianer nicht.Also vielleicht die Apachenthemselves, bevor sie Pferde hatten. Die Naturverbundenheit der Prärieindianer ist einer der größten Mythen der westlichen Kultur. Tatsächlich hatten sie das arbeitsame Leben als Bauern aufgegeben oder die kärgliche Existenz als halbnomadische Fischer-Fallensteller-Erntesammler, um als nomadisierende Bisonjäger ein bequemeres Leben zu führen, das auf Raubbau am Beutegut Bison basierte- oder auch, weil die Weißen sie as ihren Siedlungsräumen vertrieben. Sie hätten dazu länger gebraucht als die Weißen, aber den Bison auch ausgerottet. Die ganze Phase des indianischen Prärienomadentums dauerte bei seinen Erfindern, den Comanche etwa 250 Jahre, bei den sogenannten Sioux, die es so niemals gab, ein gutes Jahrhundert. Selbst die zugehörigen Bräuche mit Jagdzauber und Sonnentanz wurden binnen weniger Generationen anstelle der alten uto-aztekischen Fruchbarkeitskulte aus dem Boden gestampft, ähnlich den Cargo-Kulten der Südseeinsulaner, die plötzlich irgendwelche Gebrauchsgegenstände aus Flugzeug-oder Schiffsnotlandungen verehren und so tun, als hätten sie dies schon immer getan.


@Macht Euch mal vertraut usw: Danke für den Plural Majestatis, aber noch bin ich nicht König, und eine "Ihr"-Kollektivität, mit der auf diesem Blog jemand angeredet werden könnte gibt es nicht.

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Pluralis m.
Da in einer Demokratie das Volk der Souverän ist und Du auch Teil des Volkes bist, so ist der Pluralis m. unter diesem Gesichtspunkt irgendwie gerechtfertigt :-)

Die native americans sind ja eigentlich Sibiriaken die über die damalige Landbrücke kamen und dann die indigene Bevölkerung auslöschten. Die pöhsen.

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lebemann ist 'der Geist, der stets verneint'. Bisweilen erscheint das ein wenig abstrakt.

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So ist denn alles, was ihr Sünde, Zerstörung, kurz das Böse nennt, mein eigentliches Element.

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nachhaltig ausm hinterhalt
"Die nächsten 40 Jahre sollte Geronimo, der frühere Gochlayeh, die Unterwerfung Arizonas durch die Weißen nachhaltig verzögern ..."

nu ja, leute wie che2001, die gewalt verteidigen, ohne sie zu brauchen, sind im allgemeinen sympathischer als die, die die opfer solcher gewalt beklagen, ohne sie zu verteidigen.

das einzige wort indes, das geronimo vermutlich völlig unverständlich geblieben wär, ist "nachhaltig" ... glaube, das ist eine metapher aus dem militärischen, man schießt und verharrt noch in der pose, längst nachdem das letzte pulver verschossen ist ...
ob "nachhaltig" und "verzögern" schon für sich selbst einen grauen schimmel darstellen, egal: beide termini jedenfalls zeigen, dass der verfasser sich mit einer realität arrangiert, in der das bewahren (nachhaltig) und das verlieren (verzögern, nicht verhindern) von revolutionärer hoffnung ans theoretische, wenn nicht ans allerweltssprachliche eben zum alltag gehört. selbst ihr ende geht noch einen kompromiss ein mit dem, was nach ihm unvermeidlich folgt.

und an diesem ende mischen sich dann selbst ins pathos der revolte die phrasen einer verbal promisken polit-pr: nicht einmal über die hinaus zu revoltieren, zeigt an, dass man nachhaltig da angekommen ist, wo der durchaus weiße mann mit weißem hemdkragen herrscht. nur vielleicht nicht immer über den gebrauch seiner eignen worte ...

(nichts für ungut che2001, kritiker habens immer leichter als die, die tag für tag ihren lesern was bieten)

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ralphkio, der nackte Kaiser
Ich habe mir die Mühe gemacht, Klarheit herzustellen.
r. sagt:

'Das Verlieren revolutionärer Hoffnung ans Theoretische, wenn nicht ans Alltagsprachliche gehört zum Alltag. Mit dieser Realität hat Che sich arrangiert, was er durch die Verwendung des Begriffs 'nachhaltig' zeigt. Selbst das Ende der Hoffnung geht noch einen Kompromiß ein mit dem, was nach dem Alltag unvermeidlich folgt.'

Ich verstehe Aristoteles und Thomas im Originaltext. Ich verstehe Kant, wo er am schwersten, Hegel, wo er am dunkelsten, Heidegger, wo er am verdrehtesten, und Adorno, wo er am abstraktesten ist.
Aber ralphkio verstehe ich nicht. Denn was er schreibt, ist objektiv unverständlich.

Liest man r.s Text ohne ganz genau hinzusehen, so könnte man glauben, es stecke doch irgend ein Inhalt darin, den man aber gerade vielleicht nicht so genau versteht. Der satzbauerische Anspruch ist gegeben, die Intonation hochmögend, da muß es wohl etwas bedeuten.

Sieht man aber genau hin, so wird deutlich, daß das Geschwurbel jeglichen Inhalts enträt – es hat einfach keinen.

r. möchte gerne intellektuell wirken. Daher hat er sich eine Sprachmanier abgeschaut aus Texten, die er nicht begreift. Die Manier, die ursprünglich nicht Manier, sondern adäquate Sprachform des Gedankens war, wird von r. als Gestus übernommen und als Gestikulieren reproduziert: 'Schaut her, wie tiefsinnig meine Sätze sind!'
Doch der Kaiser ist lobotomisiert.

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