Donnerstag, 8. April 2021
AstraZeneca-Impfstoff: Warum die EMA ihre Zulassung nicht einschränkt ? und wie die STIKO argumentiert
Michael van den Heuvel, Medscape



Der COVID-19-Impfstoff Vaxzevria® von AstraZeneca bleibt in der Diskussion: ?Der Ausschuss für Risikobewertung im Bereich der Pharmakovigilanz PRAC der Europäischen Arzneimittel-Agentur EMA hat bestätigt, dass die Vorteile des AstraZeneca-Impfstoffs zur Prävention von COVID-19 möglichen Risiken überwiegt?, hatte ? wie berichtet ? EMA-Direktorin Emer Cooke bei einem Pressegespräch gestern verkündet.

Künftig sollen jedoch Blutgerinnsel als seltene Nebenwirkung in den Packungsbeilagen bzw. in den Fachinformationen aufgeführt werden. Weitere Einschränkungen bei der Anwendung, etwa bezüglich der Altersgruppen, in denen der Impfstoff verwendet wird, macht die EMA dagegen nicht [1]. Dagegen hat die STIKO angekündigt, bei Ihrer Empfehlung des Impfstoffes nur für Menschen ab dem 60. Lebensjahr zu bleiben. Der STIKO-Vorsitzende Prof. Dr. Thomas Mertens hat dieses Vorgehen begründet.

Mehr Nutzen als Risiken
Cookes Argumentation: COVID-19 verursache immer noch tausende Todesfälle. ?Der Impfstoff ist nachweislich hoch wirksam, um COVID-19 zu verhindern.? Hospitalisierungen könnten verhindert und Leben gerettet werden. ?Alter, Geschlecht oder Gerinnungsstörungen in der Vorgeschichte konnten nach derzeitigem Kenntnisstand nicht als spezifische Risikofaktoren bestätigt werden?, erläuterte die EMA-Direktorin als Bgründung, warum keine Einschränkungen bei der Anwendung gemacht würden. Vielmehr seien Thrombosen in allen Altersgruppen, bei Frauen und bei Männern, beobachtet worden.

?Eine plausible Erklärung könnte sein, dass es zu einer Immunreaktion gegen den Impfstoff kommt, was zu ähnlichen Auswirkungen führt wie eine seltene Nebenwirkung der Heparin-Gabe, die heparininduzierte Thrombozytopenie (HIT)?, ergänzte Cooke. Sowohl Ärzte als auch Patienten sollten über Symptome informiert werden, die bis zu 2 Wochen nach der Impfung mit Vaxzevria® auftreten könnten.

Alter, Geschlecht oder Gerinnungsstörungen in der Vorgeschichte konnten nach derzeitigem Kenntnisstand nicht als spezifische Risikofaktoren bestätigt werden. Emer Cooke
Die EMA fand bis zum 22. März 2021 in der EU-Datenbank zur Arzneimittelsicherheit (EudraVigilance) Berichte über 62 Patienten mit zerebraler Sinusvenenthrombose und 24 Patienten mit einer Thrombose venöser splanchnischer Gefäße. Insgesamt gab es 18 Todesfälle. Die Informationen stammen hauptsächlich aus Spontan-Meldesystemen des EWR und des Vereinigten Königreichs. Rund 25 Millionen Menschen haben das AstraZeneca-Vakzin inzwischen erhalten.

Deutschland: AstraZeneca-Vakzin nur bei Menschen über 60
Wie auch Deutschland empfehlen inzwischen mehrere Länder den Impfstoff nicht mehr für jüngere Menschen. Die britische Impfkommission hat gestern ebenfalls verkündet, dass sie das Vakzin nur noch bei Menschen über 30 Jahren einsetzen will. Nach Angaben der britischen Medicines and Healthcare products Regulatory Agency habe es bislang 79 Fälle von seltenen Blutgerinnseln in zeitlichem Zusammenhang mit Vaxzevria® gegeben, meist bei jüngeren Menschen. 19 Personen seien gestorben. Alle Berichte kommen aus Großbritannien, das nicht mehr Teil des EWR is

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Dienstag, 6. April 2021
Rund 60.000 Todesfälle weltweit wären vermeidbar: Plädoyer für COVID-19-Impfungen vor planbaren Eingriffen
Von Andrea Hertlein


Durch eine Impfung gegen SARS-CoV-2 kann das postoperative Sterberisiko in Zusammenhang mit COVID-19 deutlich gesenkt werden. Das belegt eine Studie des Forschungsnetzwerks COVIDSurg unter Beteiligung des Universitätsklinikums Tübingen. Grundlage waren Daten von über 56.000 Patienten. Den Autoren zufolge sollten Patienten, die auf einen planbaren, aber erforderlichen Eingriff warten, bei Impfungen priorisiert werden. Alle Ergebnisse sind im British Journal of Surgery erschienen .

COVID-19: Mortalität nach OPs um das 4- bis 8-Fache erhöht
Laut der Erhebung infizierten sich weltweit 0,6% bis 1,6% aller Patienten während oder kurz nach einer geplanten Operation mit SARS-CoV-2. Dadurch erhöht sich ihr Mortalitätsrisiko während des 1. Monats postoperativ um das 4- bis 8-Fache. Speziell bei älteren Personen ab 70 Jahren steige die Sterblichkeitsrate auf 12% an, nach Eingriffen wegen einer Krebserkrankung sogar noch weiter, so die Autoren.

Basierend auf Risiken, denen chirurgische Patienten ausgesetzt sind, berechneten sie den potenziellen Nutzen einer COVID-19-Impfung vor geplanten Operationen. Primärer Endpunkt war die Anzahl der benötigten Impfungen, um einen COVID-19-bedingten Todesfall innerhalb eines Jahres zu verhindern.

Rund 60.000 Todesfälle wären vermeidbar
Insbesondere bei älteren Patienten über 70 oder bei Patienten, deren Eingriff sich aus medizinischen Erwägungen nicht verschieben lässt, könnten Todesfälle durch eine entsprechende Impfpriorisierung vermieden werden, berichtet die Uniklinik Tübingen. Den Berechnungen der Forscher zufolge müssten, basierend auf gemittelten globalen Inzidenzraten von 2020, insgesamt 1.840 Personen über 70 Jahren oder 351 gleichaltrige Patienten speziell vor Tumoroperationen geimpft werden, um 1 Todesfall durch COVID-19 zu vermeiden.

Entsprechende Daten sollten deshalb von politischen Entscheidungsträgern aufgegriffen werden, um chirurgische Patientinnen und Patienten für COVID-19-Impfungen zu priorisieren? Prof. Dr. Alfred Königsrainer
Die Studienautoren gehen davon aus, dass durch eine globale Impfpriorisierung von Patienten vor operativen Eingriffen weltweit etwa 60.000 Todesfälle weniger zu verzeichnen wären. ?Entsprechende Daten sollten deshalb von politischen Entscheidungsträgern aufgegriffen werden, um chirurgische Patientinnen und Patienten für COVID-19-Impfungen zu priorisieren und den Rückstand an planbaren Operationen sicher abzuarbeiten?, betont Prof. Dr. Alfred Königsrainer. Er ist Ärztlicher Direktor der Universitätsklinik für Allgemeine, Viszeral- und Transplantationschirurgie und hat die Studie geleitet.

Speziell in Ländern mit geringem oder niedrigem mittlerem Einkommen, in denen sich Maßnahmen zur Eindämmung des Virus nicht flächendeckend umsetzen ließen, würden bei dieser Strategie weniger schwere Erkrankungen und Todesfälle auftreten.

Dieser Artikel ist im Original erschienen auf Univadis.de.

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Cortison Standardmedikament in der klinischen Behandlung von Covid 19
Die SARS-CoV-2-Pandemie ist noch lange nicht vorbei ? laut Robert Koch-Institut (RKI) befindet sich Deutschland mitten in der 3. Welle. Politiker setzen vor allem auf den Lockdown, auf Tests sowie auf Impfungen. Doch wie ist eigentlich die Lage bei Pharmakotherapien gegen COVID-19?

?Ich denke, ein Fortschritt ist da?, sagt Prof. Dr. Stefan Kluge, Direktor der Klinik für Intensivmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, bei einem Presse-Briefing des Science Media Center Germany . ?Aber es ist keineswegs so, dass es eine Erkrankung ist, die wir heute sehr, sehr gut behandeln können, wenn mal ein intensivpflichtiger Verlauf eingetreten ist.?

Kluge: ?Ich sage mal aus meiner Sicht, 95 Prozent der Medikamente sind in Studien durchgefallen, wahrscheinlich sind es sogar 99 Prozent.? Man dürfe nicht zu optimistisch sein, ?das? Medikament zu finden, welches die Mortalität beatmeter Patienten von derzeit 40% auf 5% reduziere. Laut einer Übersicht des Verbands forschender Arzneimittelhersteller befinden sich ?mehrere hundert? Wirkstoffe in unterschiedlichen Phasen der Entwicklung.

Ich sage mal aus meiner Sicht, 95 Prozent der Medikamente sind in Studien durchgefallen, wahrscheinlich sind es sogar 99 Prozent. Prof. Dr. Stefan Kluge
Bessere Prognose auf Intensivstationen ? aber kein Durchbruch
Die gute Nachricht: Es gebe Hinweise, dass sich die Mortalität in allen europäischen Ländern verringere, sagt Kluge. ?Wir haben gelernt, dass wir nicht zu früh invasiv, also mechanisch beatmen sollten. Dass wir immer versuchen, den Patienten mit anderen Maßnahmen etwa mit der Sauerstofftherapie und der Maskenbeatmung zu stabilisieren.?

Pharmakotherapien hätten dazu ebenfalls beigetragen. ?Wir haben bei den Medikamenten sicherlich gelernt, dass viele dieser Patienten doch Thrombosen haben: bei bis zu 30, 40 Prozent der COVID-19-Patienten, wenn sie im Krankenhaus sind, findet man Thrombosen, sodass sich der Ansatz der Blutverdünner mit Heparin bewährt hat?, berichtet Kluge.

Er verweist auf die Leitlinie zur stationären COVID-19-Therapie ? anfangs noch S1, mittlerweile in der höchsten Entwicklungsstufe S3. Etliche Wirkstoffe seien bewertet worden, etwa Dexamethason bei beatmungspflichtigen Patienten. Den Benefit habe man in vielen Studien gesehen, so Kluge.


?Das war am Anfang der Pandemie überhaupt nicht klar, weil es bei anderen Virus-Erkrankungen wie zum Beispiel der Grippe eher nachteilige Effekte hatte: dass das Kortison bei diesen schwerkranken Patienten doch wirklich in vielen Studien zu einer Verminderung der Sterblichkeit geführt hat?, so der Experte. ?Und das ist das Standard-Medikament, was bei schwerem Verlauf von COVID-19 im Krankenhaus empfohlen wird.?

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Donnerstag, 1. April 2021
Noch mehr Verdachtsfälle ? STIKO will AstraZeneca-Vakzin nur noch über 60-Jährigen geben, warum Experten dies begrüßen
Sonja Böhm, Medscape


Die Sinusvenen-Thrombosen nach der COVID-19-Impfung mit dem Impfstoff AZD1222 von AstraZeneca (wir berichteten) haben in Deutschland jetzt doch Konsequenzen. Nachdem immer mehr Wissenschaftler und Institutionen in Deutschland sich gegen die derzeitige EMA-Empfehlung, die Impfungen für alle Bevölkerungsgruppen weiter zu empfehlen, positioniert hatten, hat die STIKO am gestrigen Abend die Altersempfehlung für die Impfung mit dem Vakzin verändert ? und sie erst für Menschen über 60 empfohlen.

Nicht mehr für Menschen im Alter bis 60
In einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz informierten Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundesgesundheitsminister Jens Spahn über die in Deutschland nun veränderte Praxis. Weil inzwischen neue Verdachtsfälle von atypischen gefährlichen Thrombosen bekannt geworden sind ? Spahn bezifferte die Zahl auf derzeit 31 für die Bundesrepublik, 9 davon verliefen tödlich (bei rund 2,7 Millionen in Deutschland verimpften Dosen) ? und die meisten bei jüngeren Frauen aufgetreten sind, sollen nun vor allem über 60-Jährige das Vakzin erhalten.

Jüngere können sich den Impfstoff zwar auch spritzen lassen, aber nur nach ausführlicher Beratung, einer individuellen Risikoanalyse und vom Hausarzt ? falls der den Impfstoff bekommt. Diejenigen, die schon eine 1. Dosis der AstraZeneca-Vakzine erhalten haben, das sind rund 2 Millionen Menschen in Deutschland, sollen mit der Zweitimpfung warten, bis die STIKO über das weitere Vorgehen entschieden hat, etwa ob die 2. Impfung mit einer anderen Vakzine erfolgen kann.

Dass mit dem Hickhack um den AstraZeneca-Impfstoff Verunsicherung in der Bevölkerung ausgelöst werde, wollten beide nicht abstreiten. Merkel betonte aber auch, dass Offenheit und Transparenz, ?die beste Möglichkeit sind, mit einer solchen Situation umzugehen". Man könne aber eine gewisse Verunsicherung ?jetzt nicht einfach weg reden". Interessant daher die Reaktion der Kanzlerin auf die Abschlussfrage, ob sie selbst (sie ist 66) sich mit der Vakzine impfen lassen würde. ?Wenn ich dran bin, lasse ich mich impfen ? auch mit Astra Zeneca", lautete die (zu erwartende) Antwort.

Bei jüngeren Frauen ist ein komplizierter Verlauf einer COVID-Erkrankung so selten, dass die Chance der Vermeidung eines tödlichen Verlaufs durch die Impfung in der gleichen Größenordnung liegt wie das Risiko dieser seltenen Nebenwirkung. Prof. Dr. Bernd Salzberger
Schon vor der STIKO-Entscheidung hatten sich die Stimmen aus Wissenschaft und Klinik gemehrt, die auf eine Änderung der Impfempfehlungen gedrängt hatten. So äußerte sich z.B. auf Anfrage des Science Media Center Prof. Dr. Bernd Salzberger, Bereichsleiter Infektiologie, Universitätsklinikum Regensburg, eindeutig: ?Bei Frauen ist ein komplizierter Verlauf einer COVID-Erkrankung von vornherein seltener; bei jüngeren Frauen so selten, dass die Chance der Vermeidung eines tödlichen Verlaufs durch die Impfung bei Frauen ohne Komorbiditäten in der gleichen Größenordnung liegt wie das Risiko dieser seltenen Nebenwirkung.?

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Montag, 29. März 2021
Wird es jemals Herdenimmunität geben?
Lesenswerter Beitrag im Spiegel:

https://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/corona-warum-herdenimmunitaet-vielleicht-unmoeglich-ist-und-impfen-trotzdem-hilft-a-328abe87-b1af-46ab-bbb2-e10a129f5c5e?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE

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200 falsch positiv, 8 entdeckt, 2 übersehen ? warum Kinder- und Jugendmediziner Massen-Schnelltests skeptisch sehen
Ute Eppinger, Medscape



Aktuell sind in verschiedenen Bundesländern Massen-Tests an Schülern und Lehrpersonal geplant, um die Ausbreitung von COVID-19 zu verhindern. Dass dabei der Teufel im Detail steckt und Schnelltests für Kinder und Jugendliche sinnvoll und richtig angewendet werden müssen ? darauf weisen jetzt die Deutsche Gesellschaft für Kinder und Jugendmedizin (DGKJ) und der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) in ihrer Stellungnahme hin [1].

Die ? verglichen mit der PCR ? geringere Sensitivität der Schnelltests und auch die bei einer geringen Prätest-Wahrscheinlichkeit herabgesetzte Spezifität müssten berücksichtigt und positive Ergebnisse natürlich über Post-PCR-Tests abgesichert werden. ?Bei einer Wahrscheinlichkeit von über 96%, zwar im Schnelltest positiv im PCR-Kontrolltest aber negativ zu sein, ist eine umfassende Aufklärung über die Limitationen der Schnellteste vorher zwingend notwendig, bevor man anlasslose Massen-Schnellteste in Schulen und Kindertagesstätten einführt?, schreiben DGKJ und BVKJ in ihrer Stellungnahme.

Das Dilemma ist: Zum einen leiden Kinder und Jugendliche unter den aktuellen Bedingungen der Pandemie mit Kita-/Schulschließungen ganz erheblich und ihr Recht auf eine möglichst geringe Beeinträchtigung ihrer Lebensbedingungen muss berücksichtigt werden. Zum anderen sind sie aber auch Teil des Infektionsgeschehens und können Infektionen weitertragen. Mit Hilfe der Tests lassen sich infizierte Personen identifizieren und frühzeitig isolieren.

Zwar könne das Konzept einer anlasslosen flächendeckenden regelmäßigen Testung an Schulen potenziell zur Verhinderung von Infektionsausbreitungen an Schulen beitragen, so die DGKJ, ?eine durchdachte umfassende Teststrategie mit Folgeabschätzung ist dabei aber unabdingbar?.

Nasenvorhof -und Gurgeltests müssen richtig durchgeführt werden
Der PCR-Test auf SARS-CoV-2 gilt als Goldstandard für den Infektionsnachweis, Schnelltests erkennen Eiweißbestandteile des Virus, sind aber weniger zuverlässig. Je höher die Viruskonzentration, umso verlässlicher das Testergebnis. Das gilt für beide Tests. Die Viruslast an der Rachen-/Nasenhinterwand ist am höchsten, ein solcher Abstrich sollte allerdings durch medizinisches Personal vorgenommen werden.

Für Kinder deutlich angenehmer sind die auch durch geschulte Laien durchführbaren Nasenvorhof- / Speichel- / Spuck- / Gurgeltests. Um dabei eine ausreichende Virusmenge zu bekommen müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein. Dazu gehören u.a. Schnäuzen vor dem Nasen-Test, Räuspern vor dem Gewinnen von Material aus dem Mundraum, Nüchternheit, kein Zähneputzen. Die Herstellerangaben müssen genauestens beachtet werden inklusive der Anleitung zur Aufbereitung der Proben und Ablesezeit.

Auch seien mindestens 2 Tests in der Woche sind notwendig, um eine ausreichend sichere Aussage zur individuellen Infektionslage treffen zu können. Aus Sicht von DGKJ und BDKJ ist die Organisation von Schnelltesten in Schulen/Kitas zwar ?denkbar, aber zeitaufwändig, es muss dokumentiert werden, es ist datenschutzrechtlich nicht unbedenklich und es besteht eine erhöhte theoretische Infektionsgefahr des anleitenden Lehrpersonals?.

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Freitag, 26. März 2021
Sinusthrombosen nach AstraZeneca-Impfung: Greifswalder Forscher entdecken Analogie zu Heparin-induzierter Thrombozytopenie
Die Gesellschaft für Thrombose- und Hämostaseforschung (GTH) hat nach der am vergangenen Donnerstag durch die EMA verkündeten Risikoeinschätzung zur AstraZeneca-Vakzine gegen SARS-CoV-2 ihre Stellungnahme zur Fortsetzung der Impfungen aktualisiert. Die Empfehlungen basieren auf den Ergebnissen von Forschenden unter Führung der Greifswalder Arbeitsgruppe um Prof. Dr. Andreas Greinacher zur Entschlüsselung eines wichtigen Pathomechanismus für die seltenen Sinusvenenthrombosen, die in zeitlichem Zusammenhang mit der AstraZeneca-Impfung aufgetreten sind.

?HIT Mimicry?
Durch die Impfung komme es wahrscheinlich im Rahmen der inflammatorischen Reaktion und Immunstimulation zu einer Antikörperbildung gegen Plättchen-Antigene, heißt es in der Stellungnahme. Diese Antikörper induzierten dann abhängig oder unabhängig von Heparin über den Fc-Rezeptor eine massive Thrombozyten-Aktivierung in Analogie zur Heparin-induzierten Thrombozytopenie (HIT).

Dieser Mechanismus, ?HIT Mimicry? genannt, habe bei 4 Patienten mit einer Sinus-/Hirnvenenthrombose nach Impfung mit der AstraZeneca-COVID-19-Vakzine im Labor von Greinacher in Kooperation mit anderen GTH-Mitgliedern nachgewiesen werden können.

Wie bei der klassischen HIT treten laut GTH diese Antikörper 4 bis 16 Tage nach der Impfung auf. Dieser Pathomechanismus schließe jedoch nicht aus, dass den Sinus- /Hirnvenenthrombosen nach Impfung mit der AstraZeneca-COVID-19-Vakzine auch andere Ursachen zugrunde liegen, betonen die Wissenschaftler.

Aufgrund der immunologischen Genese der Sinus- /Hirnvenenthrombosen haben Patienten mit einer positiven Thrombose-Anamnese und/oder einer bekannten Thrombophilie nach Impfung mit der AstraZeneca-Vakzine kein erhöhtes Risiko, diese spezifische und sehr seltene Komplikation zu erleiden, heißt es weiter in der Stellungnahme.

Was tun bei länger anhaltenden Kopfschmerzen nach Impfung?
Bei Nebenwirkungen, die mehr als 3 Tage nach erfolgter Impfung anhalten oder neu auftreten (z.B. Schwindel, Kopfschmerzen, Sehstörungen), sollte eine weitere ärztliche Diagnostik zur Abklärung einer zerebralen Thrombose erfolgen, erläutert die Fachgesellschaft. Dazu gehören laut GTH insbesondere ein Blutbild mit Bestimmung der Thrombozytenzahl, Blutausstrich, D-Dimere und eventuell eine weiterführende bildgebende Diagnostik, etwa mittels cMRT.


Wird tatsächlich eine Thrombozytopenie und/oder eine Thrombose nachgewiesen, empfiehlt die GTH, unabhängig von einer vorherigen Heparin-Exposition eine Testung auf Heparin-induzierte Thrombozytopenie (HIT). Diese basiert auf dem immunologischen Nachweis von Antikörpern gegen den Komplex aus Plättchenfaktor 4 (PF4) und Heparin. Bis zum Ausschluss einer (autoimmunen) HIT sollte, ?sofern klinische Situation, Verfügbarkeit und Erfahrung es zulassen, auf eine Antikoagulation mit Heparinen verzichtet und auf alternative, HIT-kompatible Präparate ausgewichen werden?, so die Fachgesellschaft.

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Besser Essen ist besser
TK-Pizza, Limo und Chips ? mit jeder Portion Fertigessen steigt das kardiovaskuläre Sterberisiko
Antje Sieb, Medscape



Jede zusätzliche Portion stark verarbeiteter Lebensmittel könnte das Risiko, an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu sterben, erhöhen. Diese Assoziation beobachteten US-Wissenschaftler um Dr. Philippa Juul, Public-Health-Forscherin von der Universität New York, in einer prospektiven Studie an gut 3.000 Probanden. Die Studie ist im Journal of the American College of Cardiology veröffentlicht.

Mit jeder Zusatzportion Fertigessen war dabei ein um 9% erhöhtes kardiovaskuläres Sterblichkeitsrisiko verbunden. Damit sieht eine weitere Publikation gesundheitliche Nachteile bei einem hohen Verzehr stark verarbeiteter Lebensmittel. ?Die Datenlage ist noch nicht sehr umfangreich?, sagt dazu der Ernährungsepidemiologe Prof. Dr. Matthias Schulze vom Institut für Ernährungsforschung in Potsdam-Rehbrücke. ?Es gibt erste Studien, die nahelegen, dass es dahingehend Bedenken geben sollte, aber die Evidenz ist noch recht übersichtlich.?

Die US-Wissenschaftler nutzten die Daten der Framingham Offspring Kohorte, einer Gruppe, die seit den 1970er-Jahren beobachtet wird. Die Teilnehmer werden in regelmäßigen Abständen untersucht und befragt. Als Grundlage für die vorliegende Analyse diente eine Folgeuntersuchung aus den Jahren 1991 bis 1995. Aus der Teilnehmergruppe wurden alle ausgeschlossen, die zu diesem Zeitpunkt bereits an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung litten oder für die keine ausreichenden Ernährungsdaten vorlagen.

Für die 3.003 verbleibenden Teilnehmer berechneten die Wissenschaftler anhand von Fragebogen, wie viele Portionen stark verarbeiteter Lebensmittel sie täglich zu sich nahmen. Als Portion galten dabei etwa eine Dose Limonade oder rund 30 g Kartoffelchips. Manche Teilnehmer kamen dabei auf nur 4 Portionen täglich, andere auf über 11 Portionen ? im Schnitt wurden 7,5 Portionen pro Tag verzehrt.

Klassifizierung oft schwierig
Diese Berechnung sei allerdings oft nicht einfach, gibt Schulze zu bedenken: ?Es ist in vergleichbaren Studien oft schwierig, den Lebensmittelverzehr sauber in diese Gruppen einzuteilen, weil man nicht unbedingt konkret nach dem Verarbeitungsgrad gefragt hat.?

Stark verarbeitete Lebensmittel sind nach der in der aktuellen Studie benutzten NOVA-Klassifizierung solche Lebensmittel, die Zusatzstoffe enthalten und industriellen Prozessen unterworfen werden, die in der heimischen Küche so nicht vorkommen würden. Während Chips und Limonaden meist recht eindeutig in die Gruppe der stark verarbeiteten Lebensmittel gehören, ist die Einteilung bei Brot z.B. komplizierter: Je nach Zutaten kann es stark oder weniger stark verarbeitet sein.

Während der durchschnittlich 18 Jahre langen Nachbeobachtungszeit kam es bei den Teilnehmern zu insgesamt 251 Fällen von Herzinfarkt, Schlaganfall oder Herztod. 108 Todesfälle waren auf kardiovaskuläre Ursachen zurückzuführen.


Na, das wird dem Zitterwolf, dem Nörgler, Bersarin, Netbitch, Arboretum, Avantgarde und mir nicht passieren. Don oder dem Helden der Arbeiterklasse auch nicht.

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Donnerstag, 25. März 2021
Aktualisierter Cochrane Review: So gut sind die COVID-19-Schnelltests tatsächlich ? viele erfüllen Standards nicht
Ute Eppinger, Medscape


Schnelltests erscheinen heute vielen als probates Mittel, um trotz steigenden Corona-Zahlen, das öffentliche Leben und speziell die Bildungseinrichtungen offen zu halten. Doch wie gut sind die verfügbaren Tests tatsächlich? Dies haben Wissenschaftler um Dr. Jacqueline Dinnes, Senior Researcher in Public Health, Epidemiologie und Biostatistik an der Universität Birmingham, und Kollegen in einem nun aktualisierten Cochrane-Review zu Schnelltests auf COVID-19 untersucht [1].

Ein wichtiges Ergebnis: Generell sind diese Tests bei Menschen mit Symptomen deutlich besser geeignet, COVID-19 korrekt zu identifizieren, als bei denjenigen, bei denen sie derzeit besonders häufig eingesetzt werden ? nämlich symptomlosen Personen. Außerdem weisen die Tests verschiedener Hersteller in der Genauigkeit große Unterschiede auf. Noch schlimmer: Nur wenige erfüllen die von der WHO festgelegten Mindeststandards.

Zum Hintergrund: Für einen raschen Nachweis von SARS-CoV-2 wurden 2 Arten von Schnelltests entwickelt, die in kurzer Zeit Ergebnisse liefern können. Beide verwenden eine Probe aus Nase oder Rachen.

Antigen-Tests identifizieren Virusproteine und werden ähnlich wie Schwangerschaftstests in Einweg-Plastikkassetten geliefert. Innerhalb von 30 Minuten liegen Ergebnisse vor.

Molekular-Tests weisen das genetische Material des Virus nach und verwenden Desktop-Analysegeräte oder kleine Handgeräte, deren Ergebnisse in der Regel binnen 30 Minuten bis 2 Stunden vorliegen.

Aktualisierter Review schließt Evidenz aus 64 Studien ein
Dinnes und Kollegen analysierten, wie exakt solche Schnelltests darin sind, eine Infektion bei Menschen mit COVID-19-Symptomen und solchen ohne Symptome nachzuweisen. Sie werteten dazu Studien aus, in denen die Genauigkeit von Schnelltests mit der einer RT-PCR auf SARS-CoV-2 verglichen wurde. Die erste Version des Reviews wurde bereits im Sommer 2020 veröffentlicht und schloss 22 Studien ein, die aktualisierte Version umfasst nun die Evidenz aus 64 Studien.

Die meisten der Studien stammen aus Europa und den USA und bewerten die Genauigkeit von Antigen-Schnelltests. Nur 3 Studien wurden ausschließlich an Personen ohne Symptome durchgeführt, 2 an Personen, die Kontaktpersonen von bestätigten Fällen waren und eine Screening-Studie mit Krankenhaus-Personal. Die Mehrzahl der Antigentest-Studien untersuchte Proben aus Testzentren, Notaufnahmen, im Rahmen der Ermittlung von Kontaktpersonen oder nach Ausbrüchen. Studien zu Molekulartests wurden hingegen hauptsächlich in Laboren durchgeführt.

Bei Patienten mit Symptomen im Schnitt 72% korrekt identifiziert
Die Auswertung ergab, dass Antigentests bei Personen mit Symptomen besser geeignet waren, COVID-19 zu identifizieren, als bei symptomfreien Personen. Bei symptomatischen Personen wurden im Durchschnitt 72% der Personen mit COVID-19 korrekt als infiziert erkannt. Am besten schnitten diese Tests in der ersten Woche nach Symptombeginn ab, dann wurden 78% der Personen mit COVID-19 entdeckt.

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Dienstag, 23. März 2021
EMA zum AstraZeneca-Vakzin: Vorteile überwiegen mögliche Risiken, Impfungen werden fortgesetzt ? was deutsche Ärzte dazu sagen
Michael van den Heuvel, Medscape



Der Ausschuss für Risikobewertung im Bereich der Pharmakovigilanz (PRAC) der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) hat bei seiner außerordentlichen Sitzung am 18. März 2021 Ergebnisse seiner vorläufigen Überprüfung von Sicherheitssignalen des COVID-19-Impfstoffs von AstraZeneca vorgestellt [1]. Auslöser waren Berichte über thromboembolische Ereignisse aus mehreren EU-Mitgliedsstaaten.

?Das Komitee ist zu einer klaren, wissenschaftlichen Schlussfolgerung gekommen?, sagte Emer Cooke, EMA Executive Director, bei einem virtuellen Press Briefing. Beim AstraZeneca-Impfstoff handele es sich um ?ein sicheres und wirksames Vakzin?, das Patienten vor COVID-19-Risiken wie der Hospitalisierung oder dem Tod schütze. ?Das Komitee kam ebenfalls zu dem Schluss, dass das Vakzin nicht mit einem insgesamt erhöhten Risiko thromboembolischer Ereignisse assoziiert ist?, ergänzt Cooke.

Während der Untersuchung habe man ?eine kleine Zahl schwerwiegender Ereignisse? gesehen. Nach der Auswertung aller Daten könne eine Verbindung zu den Impfungen nicht ausgeschlossen werden. ?Wichtig ist jetzt, Ärzte und Patienten über mögliche Risiken zu informieren?, so die EMA-Direktorin.

Hinweise auf ein Problem in Zusammenhang mit bestimmten Chargen des Impfstoffs oder bestimmten Produktionsstätten fanden EMA-Experten nicht.

Gesamtrisiko für Blutgerinnsel nicht erhöht
Der PRAC bezog Experten für Bluterkrankungen in seine Überprüfung ein und arbeitete eng mit anderen Gesundheitsbehörden zusammen. Dazu zählte u.a. die britische Medicines and Healthcare products Regulatory Agency; sie konnte Erfahrungen bei der Verabreichung dieses Impfstoffs an rund 11 Millionen Menschen sammeln.

Insgesamt war die Zahl thromboembolischer Ereignisse sowohl in Studien vor der Zulassung als auch in Impfkampagnen geringer als in der Allgemeinbevölkerung statistisch zu erwarten wäre. ?Bei jüngeren Patienten bestehen jedoch noch einige Bedenken, insbesondere in Bezug auf diese seltenen Fälle?, schreibt die EMA. Sie hatte Berichte zu 9 Todesfällen vorliegen, meistens bei Menschen unter 55 Jahren und häufiger bei Frauen als bei Männern.

?Da diese Ereignisse selten sind und COVID-19 selbst bei Patienten häufig Blutgerinnungsstörungen verursacht, ist es schwierig, eine Hintergrundrate für solche Ereignisse bei Personen abzuschätzen, die den Impfstoff nicht erhalten haben?, heißt es in der Meldung.


Basierend auf Zahlen vor der Pandemie schätzt der Ausschuss, dass bis 16. März insgesamt weniger als 1 disseminierte intravasale Koagulopathie (DIC) bei Personen unter 50 Jahren innerhalb von 14 Tagen nach Erhalt des Impfstoffs zu erwarten gewesen wäre, während 5 Fälle gemeldet worden waren. In ähnlicher Weise hätte man in dieser Altersgruppe durchschnittlich 1,35 Sinusthrombosen (zerebrale Sinus- und Venenthrombosen, CVST) erwartet, während zum gleichen Stichtag 12 Berichte vorlagen ? ebenfalls im Zeitfenster von maximal 14 Tagen nach der Impfung. ?Ein ursächlicher Zusammenhang mit dem Impfstoff ist nicht nachgewiesen, aber möglich und verdient eine weitere Analyse?, so das PRAC.

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