Sonntag, 21. März 2021
Lob der Anästhesie
che2001, 00:56h
Bei der ersten Vollnarkose bekam ich Tranxillium zum Schlucken, dann Ketanest injiziert, anschließend Rohypnol, dann einen Cocktail aus Promethazin, Diphenhydramin, Diazepam und Heparin.
Beim zweiten Mal erst eine Mischung aus Tramal und Novalgin, einige Minuten später Zopiclon.
Beim dritten Mal hintereinander Remifentanyl, Temazepam, Diazepam und - zur Einleitung der Aufwachphase - Ephedrin.
Alles drei sehr gut überstanden, schnell wieder fit. Meine Mutter hatte ihrerzeit noch Äther eingeatmet, mit mehrtägigen Katerzuständen hinterher. Damals bestand sowohl die Gefahr des Aufwachens während der OP als auch die des Todes durch die Anästhesie - etwa zehmal häufiger als die von gefährlichen Nebenwirkungen bei heutigen Impfungen.
Beim zweiten Mal erst eine Mischung aus Tramal und Novalgin, einige Minuten später Zopiclon.
Beim dritten Mal hintereinander Remifentanyl, Temazepam, Diazepam und - zur Einleitung der Aufwachphase - Ephedrin.
Alles drei sehr gut überstanden, schnell wieder fit. Meine Mutter hatte ihrerzeit noch Äther eingeatmet, mit mehrtägigen Katerzuständen hinterher. Damals bestand sowohl die Gefahr des Aufwachens während der OP als auch die des Todes durch die Anästhesie - etwa zehmal häufiger als die von gefährlichen Nebenwirkungen bei heutigen Impfungen.
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Mittwoch, 17. März 2021
Aufschlussreiche Corona-Bilanz der Intensivmediziner: Weniger Schwerkranke, Therapie-Fortschritte und große Angst vor 3. Welle
che2001, 18:16h
Ute Eppinger, Medscape
Gute Nachrichten: Die Zahl der COVID-19-Patienten, die auf Intensivstationen behandelt werden mussten, hat abgenommen. Während zwischen März und Mai 2020 noch 30% der hospitalisierten Patienten intensivmedizinisch behandelt werden mussten, waren es Ende des Jahres nur noch 14%.
Prof. Dr. Christian Karagiannidis
?Wir sind sehr glücklich darüber, dass sich die Zahl der COVID-19-Patienten auf den Intensivstationen im Vergleich zur ersten Welle fast halbiert hat?, sagte Prof. Dr. Christian Karagiannidis, Leiter des ECMO-Zentrums am Klinikum Köln-Merheim und und medizinisch-wissenschaftlicher Leiter DIVI Intensivregisters auf einem Pressebriefing des Science Media Centers [1]. Karagiannidis und Kollegen hatten Daten zur ersten und zweiten Pandemiewelle ausgewertet und als Research Letter in The Lancet Respiratory Medicine veröffentlicht [2].
Wir sind sehr glücklich darüber, dass sich die Zahl der COVID-19-Patienten auf den Intensivstationen im Vergleich zur ersten Welle fast halbiert hat. Prof. Dr. Christian Karagiannidis
Dass es in der 2. Welle weniger Intensivpatienten gegeben habe, rühre sicherlich daher, dass man in der Therapie besser geworden sei. Dexamethason sei dabei ein Game-Changer gewesen. Karagiannidis erinnerte an die ersten Zwischenergebnisse der RECOVERY-Studie vom Juli 2020: ?Es hat keine 14 Tage gedauert bis die Ergebnisse flächendeckend in die klinische Praxis umgesetzt wurden. Auch in Deutschland haben wir sehr früh Kortison eingesetzt, noch bevor die Patienten auf die Intensivstation gekommen sind, das ist ein wesentlicher Faktor.?
Hinzu kommt der frühe Einsatz von Blutverdünnern. ?Die Studien dazu werden in den nächsten 2 bis 3 Wochen publiziert. Aus der ersten Welle haben wir gelernt, dass die Erkrankung viele Blutgerinnsel auslöst, in der zweiten Welle haben wir dann großzügig Blutverdünner eingesetzt?, berichtete Karagiannidis.
Weniger Patienten auf Intensiv ? die Sterblichkeit bleibt aber gleich hoch
Auch die Beatmungspflichtigkeit der Patienten auf Intensivstationen hat leicht abgenommen: In der ersten Welle lag sie bei 64%, im Dezember ging sie auf 54% zurück. ?Wir sind am Anfang wahrscheinlich etwas übervorsichtig gewesen und haben die Patienten zu früh beatmet und sind jetzt in der 2. Welle doch wieder zu dem zurückgekehrt, was wir sonst bei anderen Erkrankungen auch gemacht haben?, berichtete Karagiannidis. Dennoch stirbt noch immer rund die Hälfte der beatmungspflichtigen Patienten ? genauso viele wie zu Beginn der Pandemie.
Bei schwer erkrankten COVID-19-Patienten steht zu Beginn das Virus selbst und die Entzündungsreaktionen des Körpers darauf im Vordergrund. ?In dieser Anfangsphase, wenn die Patienten sauerstoffpflichtig werden und noch viele Entzündungsreaktionen aufweisen, haben wir mit Kortison Erfolg?, so Karagiannidis.
In der späteren Phase aber, wenn das Virus nicht mehr so sehr eine Rolle spielt, wenn Folgeschäden vorhanden sind und Reparaturvorgänge einsetzen, ist der Erfolg begrenzt. ?Ist das Kind einmal in den Brunnen gefallen so dass die Patienten beatmungspflichtig und richtig schwer krank sind, hat man nicht mehr so viele Medikamenten, die einen wirklich guten Effekt zeigen?, so Karagiannidis.
Er verwies auf eine demnächst erscheinende Arbeit, die zeige, dass die Reparaturvorgänge in der Lunge durch COVID-19 stark beschädigt seien, anders als etwa nach Influenza. Karagiannidis schätzt, dass sich die Sterblichkeit bei beatmungspflichtigen Patienten vielleicht noch um 5% verringern lässt ?in den nächsten Wochen oder Monaten durch neue Therapien und durch unsere Routine, aber viel mehr wird das nicht sein?.
In der ersten Welle kamen noch 21% aller Testpositiven ins Krankenhaus
Basierend auf den Zahlen des InEK (Institut für das Entgeltystem im Krankenhaus) stellte Prof. Dr. Reinhard Busse, Leiter des Fachgebiets Management im Gesundheitswesen an der TU Berlin, Daten zur Krankenhausversorgung und zu Todesfällen durch COVID-19 vor. Busse hatte Daten aus Deutschland mit Daten aus Dänemark, den Niederlanden, Spanien und Großbritannien in der ersten und zweiten Welle verglichen.
In der 1. Welle kamen in Deutschland 21% aller positiv auf SARS-CoV-2 Getesteten ins Krankenhaus. In Dänemark lag dieser Anteil bei 19%, in den Niederlanden bei 25%, in Spanien bei 52% und in Großbritannien bei 45%. Von den 21% in Deutschland kamen 30% in intensivmedizinische Behandlung (in Dänemark waren es 15%, in den Niederlanden 25%, in Spanien 9% und in Großbritannien ebenfalls 9%). Damit kamen in Deutschland 6% aller positiv Getesteten auf die Intensivstation.
Prof. Dr. Reinhard Busse
?In der 2. Welle sieht man, dass stationäre und intensivmedizinische Behandlungen deutlich abgenommen haben,?, so Busse. In Deutschland kamen 9% der Testpositiven ins Krankenhaus (in Dänemark 4%, in den Niederlanden 3%, in Spanien 5% und Großbritannien 7%). Und von den 9% mussten 19% auf Intensivstationen verlegt werden, das entspricht 1,6% aller positiv Getesteten.
Busses Auswertung zeigt auch, dass 60% der 36.000 intensivmedizinischen COVID-19-Fälle 2020 in den 330 größten Krankenhäusern behandelt worden waren. Dabei wurden viele intensivmedizinische Fälle verlegt ? in kleineren Krankenhäusern fast jeder vierte. Die Weiterverlegungsraten großer Häuser war dabei deutlich geringer und Patienten wurden nach der Intensivstation auch eher in kleinere Häuser in deren Wohnortnähe verlegt wurden. ?Die Weiterverlegungsraten sind extrem hoch, bei Patienten mit Herzinfarkt oder Schlaganfall sind diese Raten deutlich niedriger?, berichtete Busse.
2020 sind 40.247 Personen an COVID-19 gestorben. Davon starben 30.307 (75%) - also 3 von 4 COVID-19-Patienten - im Krankenhaus. Von den 75% starben 30% auf ITS, 45% in sonstiger stationärer Behandlung und 25% außerhalb des Krankenhauses. Busse erläuterte, dass in einem durchschnittlichen Jahr rund 900.000 Menschen in Deutschland sterben. ?Durch COVID-19 kamen 2020 40.000 Menschen dazu, das sind 5%, das ist ein relevanter Anteil. Und wenn wir uns die Restlebenszeit anschauen, den diese Menschen noch gehabt hätten wissen wir inzwischen, dass das im Schnitt zehn Jahre waren?, betonte Busse.
Hohe Belastung der Intensivstationen durch zu frühe Lockerungen erwartet
Neue Prognosen zeigen, dass sich die derzeit steigenden Infektionszahlen auch bei einem deutlich bremsenden Effekt durch die Impfung der Risikogruppen massiv auf den Intensivstationen niederschlagen könnten, so Prof. Dr. Andreas Schuppert, Leiter des Lehrstuhls für Computational Biomedicine an der RWTH Aachen [3].
Die Variablen des Modells berücksichtigen verschiedene Exit-Zeitpunkte vom momentanen Lockdown (R = 0,85 für den Wildtyp), die Zeitpunkte sind 7. März, 1. April und 15. April. Simuliert wird auch, wie weit geöffnet werden kann, mit einem moderaten R-Wert von 1 (entspricht einem R-Wert von 1,35 für die B.1.1.7-Mutante) oder bis zu einem R-Wert von 1,2 (entspricht einem R-Wert von 1,55 für die B.1.1.7-Mutante).
Mit einbezogen sind auch 2 Impfszenarien ? eines, in dem rasch geimpft wird und eines, in dem die Impfungen eher schleppend verlaufen. ?Bei sehr frühen Öffnungen noch im März müssten wir erwarten, dass wir dann im April/Mai ? insbesondere getrieben durch die B.1.1.7-Mutante ? eine sehr hohe Belastung der Intensivstationen sehen?, berichtete Schuppert. Das ändere sich, wenn man etwas später öffne: ?dann hat die intensivierte Impfung eine Chance vor die Infektionswelle zu kommen?.
Dass sich die Impfung der Risikogruppen bald auf die Zahl der Patienten in den Intensivstationen niederschlagen wird, erwartet Karagiannidis nicht. ?Soweit sind wir noch nicht. Wir haben in den Alten- und Pflegeheimen gut geimpft und sehen auch schon Effekte, dass die Zahlen dort sinken. Auf den Intensivstationen war es aber schon in der ersten Welle so, dass nur ein Viertel der Patienten dort über 80 Jahre alt war. Das heißt: Auf die Belegung der Intensivstationen haben die momentanen Impfungen noch keinen Einfluss.? Man hoffe, den Zeitpunkt, an dem nicht mehr auf die IST-Zahlen geschaut werden müsse im Mai, Juni zu erreichen.
Plateau bei den Intensivbetten: Eine Folge der britischen Variante?
Laut DIVI-Intensivregister sind derzeit (Stand 10. März) noch 2.785 Intensivbetten mit COVID-19-Patienten belegt. Seit Tagen zeichnet sich ein Plateau ab. Karagiannidis wies auf ein paar Auffälligkeiten in den Daten hin.
Zwar habe sich die Zahl der Patienten auf Intensivstationen deutlich reduziert ?das ist aber immer noch sehr hoch und entspricht ungefähr dem, was wir 2018 in der Grippesaison hatten?, erklärt Karagiannidis. Er wies auch darauf hin, dass die Zahl der freien Intensivbetten gleichbleibe. Man habe zwar 3.000 COVID-19-Patienten weniger, aber dennoch nicht mehr freie Intensivbetten. Denn der Druck auf die Intensivbetten sei enorm hoch. Sobald ein Bett frei werde, werde es wieder verwendet, z.B. für einen postoperativen Patienten.
Wir sind sehr glücklich darüber, dass sich die Zahl der COVID-19-Patienten auf den Intensivstationen im Vergleich zur ersten Welle fast halbiert hat. Prof. Dr. Christian Karagiannidis
Das Plateau wertet er als ?extrem auffällig? und fügt hinzu: ?Wir sind uns mittlerweile ziemlich sicher, dass das kein Zufall mehr ist. Das ist kein gutes Zeichen. Bei gleichbleibenden Inzidenzen fallen plötzlich unsere Intensivzahlen nicht mehr ab. Ein Grund ist wahrscheinlich, dass die britische Mutante B.1.1.7 immer mehr durchschlägt.? Man habe sich Daten aus Dänemark angeschaut die zeigen, dass B.1.1.7 deutlich häufiger zu einem Krankenhausaufenthalt führe: ?Wir befürchten, dass diese Plateaubildung jetzt schon Ausdruck ist, dass die Mutante insgesamt kränker macht.?
Gute Nachrichten: Die Zahl der COVID-19-Patienten, die auf Intensivstationen behandelt werden mussten, hat abgenommen. Während zwischen März und Mai 2020 noch 30% der hospitalisierten Patienten intensivmedizinisch behandelt werden mussten, waren es Ende des Jahres nur noch 14%.
Prof. Dr. Christian Karagiannidis
?Wir sind sehr glücklich darüber, dass sich die Zahl der COVID-19-Patienten auf den Intensivstationen im Vergleich zur ersten Welle fast halbiert hat?, sagte Prof. Dr. Christian Karagiannidis, Leiter des ECMO-Zentrums am Klinikum Köln-Merheim und und medizinisch-wissenschaftlicher Leiter DIVI Intensivregisters auf einem Pressebriefing des Science Media Centers [1]. Karagiannidis und Kollegen hatten Daten zur ersten und zweiten Pandemiewelle ausgewertet und als Research Letter in The Lancet Respiratory Medicine veröffentlicht [2].
Wir sind sehr glücklich darüber, dass sich die Zahl der COVID-19-Patienten auf den Intensivstationen im Vergleich zur ersten Welle fast halbiert hat. Prof. Dr. Christian Karagiannidis
Dass es in der 2. Welle weniger Intensivpatienten gegeben habe, rühre sicherlich daher, dass man in der Therapie besser geworden sei. Dexamethason sei dabei ein Game-Changer gewesen. Karagiannidis erinnerte an die ersten Zwischenergebnisse der RECOVERY-Studie vom Juli 2020: ?Es hat keine 14 Tage gedauert bis die Ergebnisse flächendeckend in die klinische Praxis umgesetzt wurden. Auch in Deutschland haben wir sehr früh Kortison eingesetzt, noch bevor die Patienten auf die Intensivstation gekommen sind, das ist ein wesentlicher Faktor.?
Hinzu kommt der frühe Einsatz von Blutverdünnern. ?Die Studien dazu werden in den nächsten 2 bis 3 Wochen publiziert. Aus der ersten Welle haben wir gelernt, dass die Erkrankung viele Blutgerinnsel auslöst, in der zweiten Welle haben wir dann großzügig Blutverdünner eingesetzt?, berichtete Karagiannidis.
Weniger Patienten auf Intensiv ? die Sterblichkeit bleibt aber gleich hoch
Auch die Beatmungspflichtigkeit der Patienten auf Intensivstationen hat leicht abgenommen: In der ersten Welle lag sie bei 64%, im Dezember ging sie auf 54% zurück. ?Wir sind am Anfang wahrscheinlich etwas übervorsichtig gewesen und haben die Patienten zu früh beatmet und sind jetzt in der 2. Welle doch wieder zu dem zurückgekehrt, was wir sonst bei anderen Erkrankungen auch gemacht haben?, berichtete Karagiannidis. Dennoch stirbt noch immer rund die Hälfte der beatmungspflichtigen Patienten ? genauso viele wie zu Beginn der Pandemie.
Bei schwer erkrankten COVID-19-Patienten steht zu Beginn das Virus selbst und die Entzündungsreaktionen des Körpers darauf im Vordergrund. ?In dieser Anfangsphase, wenn die Patienten sauerstoffpflichtig werden und noch viele Entzündungsreaktionen aufweisen, haben wir mit Kortison Erfolg?, so Karagiannidis.
In der späteren Phase aber, wenn das Virus nicht mehr so sehr eine Rolle spielt, wenn Folgeschäden vorhanden sind und Reparaturvorgänge einsetzen, ist der Erfolg begrenzt. ?Ist das Kind einmal in den Brunnen gefallen so dass die Patienten beatmungspflichtig und richtig schwer krank sind, hat man nicht mehr so viele Medikamenten, die einen wirklich guten Effekt zeigen?, so Karagiannidis.
Er verwies auf eine demnächst erscheinende Arbeit, die zeige, dass die Reparaturvorgänge in der Lunge durch COVID-19 stark beschädigt seien, anders als etwa nach Influenza. Karagiannidis schätzt, dass sich die Sterblichkeit bei beatmungspflichtigen Patienten vielleicht noch um 5% verringern lässt ?in den nächsten Wochen oder Monaten durch neue Therapien und durch unsere Routine, aber viel mehr wird das nicht sein?.
In der ersten Welle kamen noch 21% aller Testpositiven ins Krankenhaus
Basierend auf den Zahlen des InEK (Institut für das Entgeltystem im Krankenhaus) stellte Prof. Dr. Reinhard Busse, Leiter des Fachgebiets Management im Gesundheitswesen an der TU Berlin, Daten zur Krankenhausversorgung und zu Todesfällen durch COVID-19 vor. Busse hatte Daten aus Deutschland mit Daten aus Dänemark, den Niederlanden, Spanien und Großbritannien in der ersten und zweiten Welle verglichen.
In der 1. Welle kamen in Deutschland 21% aller positiv auf SARS-CoV-2 Getesteten ins Krankenhaus. In Dänemark lag dieser Anteil bei 19%, in den Niederlanden bei 25%, in Spanien bei 52% und in Großbritannien bei 45%. Von den 21% in Deutschland kamen 30% in intensivmedizinische Behandlung (in Dänemark waren es 15%, in den Niederlanden 25%, in Spanien 9% und in Großbritannien ebenfalls 9%). Damit kamen in Deutschland 6% aller positiv Getesteten auf die Intensivstation.
Prof. Dr. Reinhard Busse
?In der 2. Welle sieht man, dass stationäre und intensivmedizinische Behandlungen deutlich abgenommen haben,?, so Busse. In Deutschland kamen 9% der Testpositiven ins Krankenhaus (in Dänemark 4%, in den Niederlanden 3%, in Spanien 5% und Großbritannien 7%). Und von den 9% mussten 19% auf Intensivstationen verlegt werden, das entspricht 1,6% aller positiv Getesteten.
Busses Auswertung zeigt auch, dass 60% der 36.000 intensivmedizinischen COVID-19-Fälle 2020 in den 330 größten Krankenhäusern behandelt worden waren. Dabei wurden viele intensivmedizinische Fälle verlegt ? in kleineren Krankenhäusern fast jeder vierte. Die Weiterverlegungsraten großer Häuser war dabei deutlich geringer und Patienten wurden nach der Intensivstation auch eher in kleinere Häuser in deren Wohnortnähe verlegt wurden. ?Die Weiterverlegungsraten sind extrem hoch, bei Patienten mit Herzinfarkt oder Schlaganfall sind diese Raten deutlich niedriger?, berichtete Busse.
2020 sind 40.247 Personen an COVID-19 gestorben. Davon starben 30.307 (75%) - also 3 von 4 COVID-19-Patienten - im Krankenhaus. Von den 75% starben 30% auf ITS, 45% in sonstiger stationärer Behandlung und 25% außerhalb des Krankenhauses. Busse erläuterte, dass in einem durchschnittlichen Jahr rund 900.000 Menschen in Deutschland sterben. ?Durch COVID-19 kamen 2020 40.000 Menschen dazu, das sind 5%, das ist ein relevanter Anteil. Und wenn wir uns die Restlebenszeit anschauen, den diese Menschen noch gehabt hätten wissen wir inzwischen, dass das im Schnitt zehn Jahre waren?, betonte Busse.
Hohe Belastung der Intensivstationen durch zu frühe Lockerungen erwartet
Neue Prognosen zeigen, dass sich die derzeit steigenden Infektionszahlen auch bei einem deutlich bremsenden Effekt durch die Impfung der Risikogruppen massiv auf den Intensivstationen niederschlagen könnten, so Prof. Dr. Andreas Schuppert, Leiter des Lehrstuhls für Computational Biomedicine an der RWTH Aachen [3].
Die Variablen des Modells berücksichtigen verschiedene Exit-Zeitpunkte vom momentanen Lockdown (R = 0,85 für den Wildtyp), die Zeitpunkte sind 7. März, 1. April und 15. April. Simuliert wird auch, wie weit geöffnet werden kann, mit einem moderaten R-Wert von 1 (entspricht einem R-Wert von 1,35 für die B.1.1.7-Mutante) oder bis zu einem R-Wert von 1,2 (entspricht einem R-Wert von 1,55 für die B.1.1.7-Mutante).
Mit einbezogen sind auch 2 Impfszenarien ? eines, in dem rasch geimpft wird und eines, in dem die Impfungen eher schleppend verlaufen. ?Bei sehr frühen Öffnungen noch im März müssten wir erwarten, dass wir dann im April/Mai ? insbesondere getrieben durch die B.1.1.7-Mutante ? eine sehr hohe Belastung der Intensivstationen sehen?, berichtete Schuppert. Das ändere sich, wenn man etwas später öffne: ?dann hat die intensivierte Impfung eine Chance vor die Infektionswelle zu kommen?.
Dass sich die Impfung der Risikogruppen bald auf die Zahl der Patienten in den Intensivstationen niederschlagen wird, erwartet Karagiannidis nicht. ?Soweit sind wir noch nicht. Wir haben in den Alten- und Pflegeheimen gut geimpft und sehen auch schon Effekte, dass die Zahlen dort sinken. Auf den Intensivstationen war es aber schon in der ersten Welle so, dass nur ein Viertel der Patienten dort über 80 Jahre alt war. Das heißt: Auf die Belegung der Intensivstationen haben die momentanen Impfungen noch keinen Einfluss.? Man hoffe, den Zeitpunkt, an dem nicht mehr auf die IST-Zahlen geschaut werden müsse im Mai, Juni zu erreichen.
Plateau bei den Intensivbetten: Eine Folge der britischen Variante?
Laut DIVI-Intensivregister sind derzeit (Stand 10. März) noch 2.785 Intensivbetten mit COVID-19-Patienten belegt. Seit Tagen zeichnet sich ein Plateau ab. Karagiannidis wies auf ein paar Auffälligkeiten in den Daten hin.
Zwar habe sich die Zahl der Patienten auf Intensivstationen deutlich reduziert ?das ist aber immer noch sehr hoch und entspricht ungefähr dem, was wir 2018 in der Grippesaison hatten?, erklärt Karagiannidis. Er wies auch darauf hin, dass die Zahl der freien Intensivbetten gleichbleibe. Man habe zwar 3.000 COVID-19-Patienten weniger, aber dennoch nicht mehr freie Intensivbetten. Denn der Druck auf die Intensivbetten sei enorm hoch. Sobald ein Bett frei werde, werde es wieder verwendet, z.B. für einen postoperativen Patienten.
Wir sind sehr glücklich darüber, dass sich die Zahl der COVID-19-Patienten auf den Intensivstationen im Vergleich zur ersten Welle fast halbiert hat. Prof. Dr. Christian Karagiannidis
Das Plateau wertet er als ?extrem auffällig? und fügt hinzu: ?Wir sind uns mittlerweile ziemlich sicher, dass das kein Zufall mehr ist. Das ist kein gutes Zeichen. Bei gleichbleibenden Inzidenzen fallen plötzlich unsere Intensivzahlen nicht mehr ab. Ein Grund ist wahrscheinlich, dass die britische Mutante B.1.1.7 immer mehr durchschlägt.? Man habe sich Daten aus Dänemark angeschaut die zeigen, dass B.1.1.7 deutlich häufiger zu einem Krankenhausaufenthalt führe: ?Wir befürchten, dass diese Plateaubildung jetzt schon Ausdruck ist, dass die Mutante insgesamt kränker macht.?
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Unstatistik des Monats: Wie kommen die unterschiedlichen Zahlen zur Corona-Sterblichkeit zustande?
che2001, 18:14h
Maren Schenk, Medscape
Die publizierten Zahlen zur Corona-Sterblichkeit tragen mehr zur Verwirrung als zur Aufklärung des Pandemiegeschehens bei, schreibt das Unstatistik-Team des RWI ? Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung: Das Internetportal Statista etwa meldet am 23. Februar für Deutschland eine Mortalitätsrate von 3,02%. Das Deutsche Ärzteblatt dagegen konstatiert eine Rate von 1,4%, und der bekannte Statistiker Prof. Dr. John P. A. Ioannidis von der kalifornischen Stanford University beziffert die Corona-Mortalität ganz allgemein auf weniger als ein halbes Prozent.
In der ?Unstatistik? des vergangenen Monats erläutern die Autoren, wie solch unterschiedliche Zahlen zur Corona-Sterblichkeit zustande kommen, und zeigen, dass ein sinnvoller Vergleich der Zahlen verschiedener Länder aufgrund der unterschiedlichen Bevölkerungsstruktur nur schwer möglich ist [1].
Mit der ?Unstatistik des Monats? hinterfragen der Berliner Psychologe Prof. Dr. Gerd Gigerenzer, der Dortmunder Statistiker Prof. Dr. Walter Krämer, die STAT-UP-Gründerin Katharina Schüller und RWI-Vizepräsident Prof. Dr. Thomas K. Bauer jeden Monat sowohl jüngst publizierte Zahlen als auch deren Interpretationen.
Bei 7% der Corona-Verstorbenen lagen andere Ursachen zugrunde
Ein Teil der Konfusion um die Corona-Zahlen liegt in der Natur der Daten begründet. Zunächst gibt es bei Raten bzw. Quoten immer einen Zähler und einen Nenner, wobei im Falle der Corona-Pandemie beide Komponenten nicht einfach zu messen sind. Dass etwa der Zähler eigentlich die an COVID-19 und nicht die mit COVID-19 gestorbenen Menschen zählen sollte, ist zwar allgemein akzeptiert, aber nicht durchgehend implementiert.
So meldet der Spiegel, dass selbst bei hochbetagten Patienten rund 7% der mit COVID-19 Verstorbenen an anderen Ursachen als an COVID-19 gestorben sind. Trotzdem gehen auch sie in die Statistik der Corona-Todesfälle ein.
Deutlich weniger Erkrankte als Infizierte
Schwerer wiegt, dass der Zähler der Mortalitätsrate, wie die Statistiker sagen, eine ?Flussgröße?, der Nenner dagegen eine ?Bestandsgröße? ist. Dies bringt gewisse technische Probleme mit sich: Die innerhalb eines bestimmten Zeitraums ? aber welchen Zeitraums? ? Gestorbenen geteilt durch eine bestimmte Anzahl Menschen an einem bestimmen Tag. Aber welche Menschen und an welchem Tag? Alle Menschen eines Landes insgesamt, die mit SARS-CoV-2 Infizierten oder die an COVID-19 tatsächlich auch Erkrankten?
Nur im ersten Fall spricht man streng genommen von Mortalität, andernfalls von Letalität. Das Auseinanderhalten der beiden letzten Gruppen ist dabei nicht einfach. Nur etwa jeder 3. von dem Coronavirus befallene Mensch entwickelt auch einschlägige Symptome. Bei den anderen hält das körpereigene Immunsystem den Eindringling in Schach.
Das Robert Koch-Institut (RKI) dagegen wertet alle labordiagnostischen Nachweise von SARS-CoV-2 unabhängig von klinischen Symptomen als COVID-19-Fälle. So gehen dann auch Unfallopfer oder Gebärende, die beim Betreten des Krankenhauses standardmäßig auf SARS-CoV-2 getestet werden, auch ohne krank zu sein, in die Zahl der Corona-Kranken ein. Damit geben die RKI-Daten für keine der fallbasierten Definitionen des Zählers verlässliche Zahlen ab.
Die publizierten Zahlen zur Corona-Sterblichkeit tragen mehr zur Verwirrung als zur Aufklärung des Pandemiegeschehens bei, schreibt das Unstatistik-Team des RWI ? Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung: Das Internetportal Statista etwa meldet am 23. Februar für Deutschland eine Mortalitätsrate von 3,02%. Das Deutsche Ärzteblatt dagegen konstatiert eine Rate von 1,4%, und der bekannte Statistiker Prof. Dr. John P. A. Ioannidis von der kalifornischen Stanford University beziffert die Corona-Mortalität ganz allgemein auf weniger als ein halbes Prozent.
In der ?Unstatistik? des vergangenen Monats erläutern die Autoren, wie solch unterschiedliche Zahlen zur Corona-Sterblichkeit zustande kommen, und zeigen, dass ein sinnvoller Vergleich der Zahlen verschiedener Länder aufgrund der unterschiedlichen Bevölkerungsstruktur nur schwer möglich ist [1].
Mit der ?Unstatistik des Monats? hinterfragen der Berliner Psychologe Prof. Dr. Gerd Gigerenzer, der Dortmunder Statistiker Prof. Dr. Walter Krämer, die STAT-UP-Gründerin Katharina Schüller und RWI-Vizepräsident Prof. Dr. Thomas K. Bauer jeden Monat sowohl jüngst publizierte Zahlen als auch deren Interpretationen.
Bei 7% der Corona-Verstorbenen lagen andere Ursachen zugrunde
Ein Teil der Konfusion um die Corona-Zahlen liegt in der Natur der Daten begründet. Zunächst gibt es bei Raten bzw. Quoten immer einen Zähler und einen Nenner, wobei im Falle der Corona-Pandemie beide Komponenten nicht einfach zu messen sind. Dass etwa der Zähler eigentlich die an COVID-19 und nicht die mit COVID-19 gestorbenen Menschen zählen sollte, ist zwar allgemein akzeptiert, aber nicht durchgehend implementiert.
So meldet der Spiegel, dass selbst bei hochbetagten Patienten rund 7% der mit COVID-19 Verstorbenen an anderen Ursachen als an COVID-19 gestorben sind. Trotzdem gehen auch sie in die Statistik der Corona-Todesfälle ein.
Deutlich weniger Erkrankte als Infizierte
Schwerer wiegt, dass der Zähler der Mortalitätsrate, wie die Statistiker sagen, eine ?Flussgröße?, der Nenner dagegen eine ?Bestandsgröße? ist. Dies bringt gewisse technische Probleme mit sich: Die innerhalb eines bestimmten Zeitraums ? aber welchen Zeitraums? ? Gestorbenen geteilt durch eine bestimmte Anzahl Menschen an einem bestimmen Tag. Aber welche Menschen und an welchem Tag? Alle Menschen eines Landes insgesamt, die mit SARS-CoV-2 Infizierten oder die an COVID-19 tatsächlich auch Erkrankten?
Nur im ersten Fall spricht man streng genommen von Mortalität, andernfalls von Letalität. Das Auseinanderhalten der beiden letzten Gruppen ist dabei nicht einfach. Nur etwa jeder 3. von dem Coronavirus befallene Mensch entwickelt auch einschlägige Symptome. Bei den anderen hält das körpereigene Immunsystem den Eindringling in Schach.
Das Robert Koch-Institut (RKI) dagegen wertet alle labordiagnostischen Nachweise von SARS-CoV-2 unabhängig von klinischen Symptomen als COVID-19-Fälle. So gehen dann auch Unfallopfer oder Gebärende, die beim Betreten des Krankenhauses standardmäßig auf SARS-CoV-2 getestet werden, auch ohne krank zu sein, in die Zahl der Corona-Kranken ein. Damit geben die RKI-Daten für keine der fallbasierten Definitionen des Zählers verlässliche Zahlen ab.
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PEI versus EMA ? wie sich die Bewertung des Impfrisikos mit der AstraZeneca-Vakzine unterscheidet: die Standpunkte
che2001, 18:12h
Sonja Böhm, Medscape
Die europäische Arzneimittelagentur EMA stellt sich nach wie vor hinter den COVID-19-Impfstoff von AstraZeneca. Nach derzeitigen Erkenntnissen überwiegt nach Ansicht der Agentur immer noch der Nutzen der Impfung deren Risiken, zeigte sich EMA-Chefin und Pharmazeutin Emer Cooke bei einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz der Agentur am Dienstag ?tief überzeugt?.
Am Donnerstagnachmittag soll die erste PRAC-Bewertung vorliegen
Die Bewertung der unerwünschten Ereignisse im zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung sei ein ?laufender Prozess?, sagte Cooke. Bereits am gestrigen Dienstag gab es ein Ad-hoc-Experten-Meeting zu den gemeldeten Vorfällen, über deren genaue Anzahl Cooke keine Angaben machen wollte. Diese Zahlen seien ?sehr dynamisch? ? es würden ständig neue Verdachtsfälle aus verschiedenen Ländern gemeldet, die EMA habe auch zu solchen Meldungen aufgefordert, sagte sie. Es geht in erster Linie um thromboembolische Ereignisse. Am Donnerstagnachmittag kündigte sie eine offizielle Bewertung der Situation im Anschluss an eine Sondersitzung des für Nebenwirkungen zuständigen PRAC-Gremiums der EMA an.
Wie berichtet, hatte am Montagnachmittag das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) auf Anraten des für die Impfstoffe zuständigen Paul-Ehrlich Instituts (PEI) die Impfungen mit der AstraZeneca-Vakzine in Deutschland vorläufig ausgesetzt. Auch in anderen europäischen Ländern war man ähnlich vorsorglich vorgegangen. In Deutschland soll es, wie Gesundheitsminister Jens Spahn sagte, 7 Fälle von Hirnvenen-Thrombosen gegeben haben, 3 davon verliefen tödlich.
Laut PEI handelt es sich damit um eine auffällige Häufung einer speziellen Form von sehr seltenen Hirnvenen-Thrombosen (Sinusvenenthrombosen) in Verbindung mit einem Mangel an Blutplättchen (Thrombozytopenie) und Blutungen in zeitlicher Nähe zu den Impfungen. Alle Fälle traten zwischen 4 und 16 Tagen nach Impfung mit der AstraZeneca-Vakzine auf.
Betroffen vor allem Frauen in jüngerem und mittlerem Alter ? 3 starben
Bei den Betroffenen handelte es sich vor allem (6 von 7 Fällen) um Frauen in jüngerem bis mittlerem Alter ? also Menschen, bei denen das Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf eher gering ist. Die Zahl der Fälle bei insgesamt 1,6 Millionen verimpften Dosen sei statistisch signifikant höher als in der Bevölkerung normalerweise zu erwarten sei: Die Häufigkeit in der allgemeinen Bevölkerung wird mit 2 bis 5 pro einer Million Personen pro Jahr angegeben. ?Etwa ein Fall wäre zu erwarten gewesen, sieben Fälle sind gemeldet worden.?
Etwa ein Fall wäre zu erwarten gewesen, sieben Fälle sind gemeldet worden. Paul-Ehrlich-Institut
Alle befragten Expertinnen und Experten seien einstimmig der Meinung gewesen, dass hier ein Muster zu erkennen sei und ein Zusammenhang mit der AstraZeneca-Vakzine ?nicht unplausibel" sei, hieß es vom PEI. Daher empfahl es, bis zum Abschluss der Bewertung durch die EMA die Impfungen mit dem COVID-19-Impfstoff von AstraZeneca in Deutschland auszusetzen ? und zwar sowohl für Erst- als auch Folgeimpfungen.
Die europäische Arzneimittelagentur EMA stellt sich nach wie vor hinter den COVID-19-Impfstoff von AstraZeneca. Nach derzeitigen Erkenntnissen überwiegt nach Ansicht der Agentur immer noch der Nutzen der Impfung deren Risiken, zeigte sich EMA-Chefin und Pharmazeutin Emer Cooke bei einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz der Agentur am Dienstag ?tief überzeugt?.
Am Donnerstagnachmittag soll die erste PRAC-Bewertung vorliegen
Die Bewertung der unerwünschten Ereignisse im zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung sei ein ?laufender Prozess?, sagte Cooke. Bereits am gestrigen Dienstag gab es ein Ad-hoc-Experten-Meeting zu den gemeldeten Vorfällen, über deren genaue Anzahl Cooke keine Angaben machen wollte. Diese Zahlen seien ?sehr dynamisch? ? es würden ständig neue Verdachtsfälle aus verschiedenen Ländern gemeldet, die EMA habe auch zu solchen Meldungen aufgefordert, sagte sie. Es geht in erster Linie um thromboembolische Ereignisse. Am Donnerstagnachmittag kündigte sie eine offizielle Bewertung der Situation im Anschluss an eine Sondersitzung des für Nebenwirkungen zuständigen PRAC-Gremiums der EMA an.
Wie berichtet, hatte am Montagnachmittag das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) auf Anraten des für die Impfstoffe zuständigen Paul-Ehrlich Instituts (PEI) die Impfungen mit der AstraZeneca-Vakzine in Deutschland vorläufig ausgesetzt. Auch in anderen europäischen Ländern war man ähnlich vorsorglich vorgegangen. In Deutschland soll es, wie Gesundheitsminister Jens Spahn sagte, 7 Fälle von Hirnvenen-Thrombosen gegeben haben, 3 davon verliefen tödlich.
Laut PEI handelt es sich damit um eine auffällige Häufung einer speziellen Form von sehr seltenen Hirnvenen-Thrombosen (Sinusvenenthrombosen) in Verbindung mit einem Mangel an Blutplättchen (Thrombozytopenie) und Blutungen in zeitlicher Nähe zu den Impfungen. Alle Fälle traten zwischen 4 und 16 Tagen nach Impfung mit der AstraZeneca-Vakzine auf.
Betroffen vor allem Frauen in jüngerem und mittlerem Alter ? 3 starben
Bei den Betroffenen handelte es sich vor allem (6 von 7 Fällen) um Frauen in jüngerem bis mittlerem Alter ? also Menschen, bei denen das Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf eher gering ist. Die Zahl der Fälle bei insgesamt 1,6 Millionen verimpften Dosen sei statistisch signifikant höher als in der Bevölkerung normalerweise zu erwarten sei: Die Häufigkeit in der allgemeinen Bevölkerung wird mit 2 bis 5 pro einer Million Personen pro Jahr angegeben. ?Etwa ein Fall wäre zu erwarten gewesen, sieben Fälle sind gemeldet worden.?
Etwa ein Fall wäre zu erwarten gewesen, sieben Fälle sind gemeldet worden. Paul-Ehrlich-Institut
Alle befragten Expertinnen und Experten seien einstimmig der Meinung gewesen, dass hier ein Muster zu erkennen sei und ein Zusammenhang mit der AstraZeneca-Vakzine ?nicht unplausibel" sei, hieß es vom PEI. Daher empfahl es, bis zum Abschluss der Bewertung durch die EMA die Impfungen mit dem COVID-19-Impfstoff von AstraZeneca in Deutschland auszusetzen ? und zwar sowohl für Erst- als auch Folgeimpfungen.
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Montag, 15. März 2021
Astra-Zeneca-Impfstoff wohl besser als sein Ruf
che2001, 12:54h
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Mittwoch, 3. März 2021
Das PCR-Desaster. Zur Genese und Evolution des "Drosten-Tests". Autorin "Illa"
che2001, 23:32h
Ich hatte ja angekündigt, dieses Buch, das auf eine Artikelserie auf dem Blog Corodoks zurückgeht hier mit einer Rezension zu bedenken. Rezensionen gibt es ab und an auf meinem Blog, manche hatten den Charakter warmer Empfehlungen, wie das gemeinsam mit lemmy caution besprochene Cluster-Buch von Detlef Hartmann und Gerald Geppert, andere eher den ernster und stellenweise irritierter Kritik, wie Queerfeminismus von Nadine Lantzsch und Leah Bretzsch
https://che2001.blogger.de/stories/1270408/
https://che2001.blogger.de/stories/2304398/
Mit dem Buch Das PCR-Desaster sieht es etwas anders aus.
Es beschäftigt sich weder mit interessanten philosophischen oder wissenschaftstheoretischen Fragen noch greift es einen in der Linken relevanten Diskurs auf. Verglichen mit den anderen rezensierten und hier genannten Werken ist sein Niveau auch eher gering. Relevant ist es dadurch, dass es eine der wichtigsten Kritiken der ?Corona-Skeptiker? auf einer naturwissenschaftlichen Basis auf den Punkt bringt und daraus Konsequenzen ableitet: Die Messmethode des maßgeblich durch Drosten entwickelten PCR-Tests wird aufs Korn und auseinandergenommen und aus der festgestellten Unzuverlässigkeit eine Unangemessenheit, ja Rechtswidrigkeit der staatlichen Methoden zur Corona-Eindämmung abgeleitet, dies allerdings nicht in erster Linie von der Autorin selber.
In dieser Hinsicht ist interessant, in welchem Umfeld das Buch entstanden ist. Es basiert wie gesagt auf einer Artikelserie auf Corodok und steht in engem Kontext mit dem Coronaausschuss, einer sich als eine Art Untersuchungsausschuss tarnendem kruden Verein um den Göttinger Verbraucheranwalt Dr. Reiner Füllmich und die Berliner Hutmacherin Rike Feuerstein aka Rechtsanwältin Viviane Fischer, beides Gestalten die durchaus das Interesse des Bizarrologen zu erregen vermögen.
https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/wie-hutmacherin-rike-feurstein-zur-querdenker-anwaeltin-viviane-fischer-wurde-li.137364
Füllmich plant, in den USA eine Klage u.a. gegen Drosten anzustrengen, mit dem Ziel, für Firmen, die wegen des Lockdowns in Deutschland schließen mussten Schadensersatzzahlungen durchzusetzen, aufgrund vorsätzlicher Täuschungen beim Aufbau des "Drosten-Tests".
https://www.aerzteblatt.de/studieren/forum/139531
Es ist also keineswegs eine einfach wissenschaftskritische Untersuchung, um die es hier geht. Davon, dass es überhaupt Wissenschaftskritik und eine kritische Wissenschaft gibt scheinen die Autorin und die wohlmeinende Kommentatorin Dr. Ulrike Kämmerer so viel nicht zu wissen, sondern beim lesenden Publikum vorauszusetzen dass dieses glauben würde dass es eine "objektive", interessenlose Naturwissenschaft gäbe und sie selber erstmals aufzeigen würden dass dem nicht so sei - eine Ausgangsthese, die man jedem Erstsemester bei einem Referat um die Ohren knallen würde.
O-Ton Herausgeber: "Illa, die Autorin auf den nachfolgenden Seiten möchte unerkannt bleiben. Die Quellen, die sie auftut, und ihr analytischer Verstand treten dafür umso deutlicher in Erscheinung. Illa zeigt Muster auf, die auch vor das Corona-Jahr 2020 reichen. Damit wird zugleich auch ein feines Netz von Akteuren und Institutionen sichtbar, die von der Angst der Gesellschaft vor einem unsichtbaren Feind profitieren. Beigefügt ist das autorisierte Transskript der Anhörung von Prof. Ulrike Kämmerer vor dem Corona-Ausschuss am 05.02. 2021, in der sie auf die ungewöhnliche Entstehungsgeschichte des Artikels der Drosten-Gruppe bei der Zeitschrift Eurosurveillance eingeht. Das Ende dieser Gesschichte ist noch offen; es zeichnet sich allerdings jetzt schon ab, dass "die Wissenschaft" nicht vor dem Griff wirtschaftlicher Interessen gefeit ist, auch wenn sie dies vorgibt."
Die virologische Expertise von Prof. Ulrike Kämmerer ist in diesem Kontext ebenso beeindruckend wie die Wahrnehmung des sich als links definierenden Corodok-Blogs seitens anderer Linker (nach meinen neusten Informationen über Infopartisan kann ich mich damit allerdings auch nicht mehr identifizieren)
https://www.aerzteblatt.de/studieren/forum/139059
http://www.trend.infopartisan.net/trd1220/t101220.html
Überschaubar und durchsichtig wird das Gesamtgeschehen der Pandemieverweigerer und Maskenleugner in der Synopse:
https://www.untergrund-blättle.ch/gesellschaft/medien/rubikon-nachdenkseiten-kenfm-kritik-corona-5995.html
Hier wird auch erkennbar, dass die Alubommel nicht nur Zitierkartelle bilden sondern ein gut organisiertes Netzwerk darstellen.
Dem Fass die Krone ins Gesicht schlägt in diesem Zusammenhang folgender Beitrag beim Volksverpetzer:
https://www.volksverpetzer.de/bericht/sammelklage-drosten-tauschung/
Das Buch ist etwas redundant aufgebaut: Nachdem Herkunft und Entwicklung des PCR-Testverfahens und seiner Anwendung auf CoV2 bereits dargestellt wurden beginnt es auf Seite 44 mit dem Kapitel "Der Drosten-Test: Wie alles anfing" mit etwas verschobener Perspektive noch einmal von vorne. Man liest dem Buch an, dass es sich um eine Aneinanderreihung von bereits erschienenen Beiträgen handelt und dass die Autorin augenscheinlich wenig Publikationserfahrung hat. Auch bei schon erfolgter Publikation in Teilbeiträgen: Gut überarbeitet würde sich anders lesen.
Zunächst beschäftigt sich die Autorin mit der Historie der PCR-Tests, der von Karry Mullis erfunden wurde und schreibt hierzu: "Es reicht ein Minimum an Ausgangsmaterial und die Methode ist eine gewaltige Vervielfältigungsmaschine. Kurz gesagt lässt sich damit die sprichwörtliche Stecknadel im Heuhaufen finden, konkret ein einziges Molekül in einer Probe. In einigen Stunden lässt es sich um den Faktor 100. 000. 000. 000 vervielfältigen, genau genommen ist es ein Abschnitt davon, von dem aus auf die Anwesenheit des ganzen Moleküls rückgeschlossen wird. Kary Mullis erhielt für seinen Geniestreich 1993 den Nobelpreis. (S. 7 ff.)."
Ausdrücklich wies sie darauf hin, das Mullis diesen Test ursprünglich eben nicht zum Nachweis neuer Infektionskrankheiten, sondern zur Reproduktion benötigter Nukleinsäuren für Labortestverfahren entwickelt hatte. Mullis verkaufte dann das Testverfahren an Hoffmann La Roche. Auf Basis des dort angewandten PCR-Tests entwickelten Drosten und Landt ihr Verfahren, das schon im Zusammenhang mit der Schweinegrippe zur Anwendung gekommen war.
(zur buntschillernden Gestalt von Mullis, das ganze Thema ist ja etwas für den Bizarrologen siehe hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Kary_Mullis).
Bei allen PCR-Testverfahren ist von genereller Bedeutung, dass nur die Anzahl von Testzyklen brauchbare Ergebnisse liefert: Sind es zu wenig überwiegen falsch-negative, sind es zu viel falsch-positive Ergebnisse. Wenn man bei 20 aufhören würde wäre jedes Ergebnis negativ, schon bei 30 könnte jeder Test positiv sein. "Die maximale Obergrenze von 45 Zyklen ist bei den Berlinern Christian Drosten (Charité) und Olfert Landt (TIB Molbiol) zu finden. Das ist von besonderer Bedeutung, da sie den Test entwickelt haben und durchführen bzw. produzieren, vor allem aber, da sie zusammen mit einigen anderen Autoren die PCR-Anleitungen verfasst haben, die von der Weltgesundheitsorganisation WHO übernommen wurden. Von ihnen stammt also der Workflow als Vorlage für die ganze Welt, den sie mit einer rasanten Geschwindigkeit zusammengestellt haben, was durch die Virologie ohne Virus und sogar ohne Gensequenz ermöglicht wurde. In der ersten Januarwoche tauchten Berichte auf, dass eine mysteriöse neue Lungenentzündung Dutzende Menschen in China befallen hat. Tausende Meilen davon entfernt, in Berlin, war der deutsche Wissenschaftler Olfert Landt schon im Alarmzustand.Seit 30 Jahren arbeitete er an der Diagnose neu entstandener Krankheiten einschließlich des Schweren akuten respiratorischen Syndroms (SARS). Er wollte ein Testkit machen, um Ärzten bei der Diagnose der Krankheit zu helfen, und er wollte es schnell machen. Normalerweise warten Virologen, bis das genetische Material eines Virus sequenziert ist, um mit der Arbeit an Tests zu beginnen... Am 11. Januar schickte Landt sein Kit an Taiwans Centers for Disease Control und die Diagnostik-Firma Roche in Hongkong".
Verständlich würde das Ganze nur vor dem Hintergrund früherer Zusammenarbeiten von Landt und Drosten im Zusammenhang mit SARS und der Schweinegrippe, letztendlich sei ein damals bereits entwickelter PCR-Test lediglich reaktiviert worden, und zwar mit zu hoher Zyklenzahl, um signifikante Ergebnisse zu liefern.
Das ist der eine Kritikpunkt der, ich nenne sie jetzt mal so, "Leugnerfraktion", der frei von Unsinn ist: Der Vorwurf, dass der ganze Test mit heißer Nadel gestrickt und unexakt ist. Der zweite Punkt hängt damit zusammen, ist jedoch nicht identisch: Der Test weise Viren als positiv nach die nicht CV2, sondern völlig andere Coronaviren, z.B. Corona-Schnupfen sind.
Weiter im Text: "Ein positives Test-Ergebnis könnte und müsste dringend routinemäßig überprüft werden, doch besteht daran bestenfalls wenig Interesse. Man kannsicher davon ausgehen, dass die täglich vom Robert-Koch-Institut RKI publizierten "Fallzahlen" - aka positive Ergebnisse - durch eine gründliche Überprüfung erheblich zusammenschrumpfen würden, was wiederum allem, was daraus folgt, die Berechtigung entziehen würde." (S. 18)
Ist das so? Wie eingangs bezüglich der Pest in Venedig gesagt, Quarantäne, Kontaktsperren usw. machen bei einer Infektionskrankheit auch dann Sinn, wenn man de Erreger nicht kennt oder keine Fallzahlen bekannt sind. Aus falsch-positiven Befunden aufgrund fehlerhafter Testverfahren, wenn dies denn so wäre, erfolgt im Übrigen nicht zwangsläufig eine geringere Anzahl an tatsächlich Infizierten, die Zahl wird nur ungewiss - anhand der Todeszahlen in Altenheimen oder Hotspots wie Modena ließe sich auch mutmaßen, die Anzahl sei nicht richtig messbar, aber höher oder die Quote an schweren Verläufen höher als angenommen: Aus "wir wissen es nicht" folgt nicht "die Gefahr ist geringer" oder "die Lockdowns sind unberechtigt". Hier ist eher der Wunsch der Vater des Gedankens, wie wir auch im weiteren Verlauf noch sehen werden.
Für "Illa" ist indes klar, dass diejenigen, die den Test anwenden die falsche Frage stellen. "Dass sie es beharrlich seit Jahrzehnten tun ist nicht nur Unfähigkeit, sondern vor allem eine ganz banale Mischung aus Profitgier und Karrierismus." Sie wirft also Personen wie Landt und Drosten vor, systematisch und mit Methode Messergebnisse um des eigenen Fortkommens willen falsch zu interpretieren. Dass nicht Testergebnisse, sondern eine Welle schwerverlaufender Erkrankungen der Grund waren, warum eine Pandemie ausgerufen wurde wird hier geleugnet.
Der Ankauf des PCR-Diagnosegeräts LIGHT CYCLER durch Hoffmann La Roche von Boehringer Mannheim für 11 Milliarden Dollar im Jahr 1997 wird als Beleg für die extrem lukrativen Geschäfte der Pharmabranche angeführt und als Hintergrund für die Technologie, mit der seit Wuhan die PCR-Tests zu Covid 19 durchgeführt wurden. Dass allerdings Messverfahren teuer, die Profitraten der Pharmabranche enorm und im Falle Covid19-Tests die üblichen Verdächtigen der Branche involviert sind ist für sich genommen noch nicht unkoscher. Dass Drosten als Leiter der Labor Berlin - Charité Vivantes GmbH allerdings verpflichtet ist, nachhaltiges Wachstum zu erzielen was ihm mit den Coronatestverfahren zweifellos, sogar im Weltmaßstab, gelungen ist umd nirgendwo auf diesen Interessenkonflikt hingewiesen wurde bleibt in diesem Zusammenhang bemerkenswert.
Mit SARS begann die fruchtbare Zusammenarbeit Drosten/Landt, mit der Schweinegrippe erreichte sie einen ersten Höhepunkt. Wie auch Aschmoneit und andere VertreterInnen des Covid-Maßnahmen-Skeptikerlagers vertritt auch Illa den Standpunkt, dass hier seitens Virologen wie Drosten eine massive Pandemie-Panikmache und eine Impfkampagne mit unheilvollen Folgen betrieben worden sei, dass sehe ich allerdings etwas anders. Von der Schweinegerippe hatte ich weniger eine Panikstimmung (außer in den USA und Mexiko) mitbekommen als in erster Linie eine Massenkeulung von Schweinen in Deutschland, womit ein Großteil der Gammelfleischskandale zusammenhängt, da die Großmästereien für ihre Verluste nicht entschädigt wurden und das Fleisch daher illegal oder sagen wir mal irregulär auf den Markt brachten - im Gegensatz zu Österreich, wo solche Ausfälle pflichtversichert sind. Die bessere Fleischqualität in Austria felix hat also nicht nur mit der Bedeutung der Almwirtschaft zu tun;-)
Es gab damals eine Kontroverse zwischen Drosten und Wodarg, wobei Drosten als der Warner und Mahner und Impfbefürworter, Wodarg hingegen als der Abwiegler und Warner vor den Profitinteressen der Pharmaindustrie aufgetreten war. Es wurde geimpft und es kam zum Teil zu sehr schweren Impfspätfolgen (Narkolepsie) in sehr wenigen Fällen und insgesamt kaum zu Erkrankungen bei Menschen. Es ist im Nachhinein nicht mehr nachvollziehbar, ob Letzteres an den Impfungen lag oder auch so gekommen wäre. Mit einer Vergleichbarkeit der Schweinegrippe mit der aktuellen Situation tue ich mich schwer.
Kommen wir zum zweiten Vorwurf, dem Nachweis angeblicher Covid19-Fälle die keine sind sondern "Corona-Irgendetwas".
Im Ursprung wurde der PCR-Test nach Drosten in mehreren sukzessiven Durchläufen durchgeführt, bei denen auf unterschiedliche Gensequenzen getestet wurde. Hierbei erfolgte zunächst der Test auf das E-Gen als allgemeines Screening, dann, bei einem positiven Befund, ein spezifischeres Testen auf mehrere weitere, möglichst mindestens zwei Sequenzen, auf jeden Fall aber auf das ORF1-Gen. Die WHO hatte den Ratschlag erteilt, bei nachgewiesenem Massenauftreten von Covid19 in einer Region nur noch auf ein Gen zu testen, während Drosten zunächst weiterhin empfahl, auf den E-Gen-Test mindestens den Test auf das ORF1 Gen folgen zu lassen. <<Die Bedeutung der Notwendigkeit einer Bestätigung der Ergebnisse von Tests mit Pan-Coronvirus-Primern wird durch die Tatsache unterstrichen, dass vier humane Coronaviren weltweit endemisch sind. >>. Zwei weitere Beta-Coronaviren, die zoonotische Infektionen beim Menschen verursachen sind MERS- Cov und SARS.? S. 49 ff
Auf der Webseite der WHO wurde zunächst das erste PCR-Protokoll veröffentlicht, das drei Primerppare für die Amplifikation von Abschnitten auf drei Genen vorsah: E, RdEp = ORF1 und N. .
In der Folge veröffentlichte zunächst die WHO eine Empfehlung, die für Regionen, in denen das Vorkommen von Covid 19 bereits endemisch nachgewiesen ist die Reduktion auf das E-Gen-Testing, eigentlich ein reines Screening zur vorläufigen Einordnung, ob sich hier ein weiteres Testen überhaupt lohne empfahl. Drosten blieb zunächst dabei, dass mehrere Testings, zumindest auch auf ORF1 zum Nachweis nötig seien, relavierte dies aber wie folgt: "Das Ergebnis einer Labortestung ist immer eine Diagnose, nie ein rohes Testergebnis. Ganz besonders bei positiven Testergebnissen wird immer durch einen Zusatztest bestätigt (zusätzliche Genstelle). Damit wird das Vorkommen von falsch positiven Testergebnissen praktisch auf Null unterbunden."
Hierzu schrieb "Illa": "Sobald Menschen ohne Symptome (aka Gesunde) getestet wurden, war die erste Behauptung der Diagnose offensichtlich obsolet." S. 62 Dieser Logik nach sind dann auch HIV-Positive ohne Aids-Symptomatik oder Personen mit einem Karzinom in situ "gesund". Offensichtlich fehlen der Autorin hier elementare präventionsmedizinische Kenntnisse.
Worin ich ihr zustimme ist die Tatsache, dass die wirtschaftlichen Verflechtungen Drosten-Landt/Molbiol-La Roche und die damit verbundenen Interessenkonflikte in der Öffentlichkeit unterbelichtet bleiben und die atemberaubende Geschwindigkeit, in der Eurosurveillance das Protokoll des Drosten-Tests unter dessen eigener redaktioneller Federführung übernommen hatte ein G´schmäckle haben. Unabhängig von der Qualität des Testes selber ist hier mangelnde Transparenz zu beanstanden.
Worin ich der Autorin allerdings keineswegs zustimmen kann ist die weitere Beurteilung des Testes und der Person Drosten. Hierzu gleich mehr, es lohnt sich, vorher noch einen Blick auf die Testdurchführung und die Entwicklung vom 3-Gen-Test über den 2-Gen-Test hin zum 1-Gen-Test zu werfen. In aufeinander folgenden Protokollen wurde die Durchführung der Testverfahren sukzessive vereinfacht, von einem Test auf 3 Gene zu einem auf nur 2 Gene, ohne dass dies besonders erläutert wird. Fest steht allerdings dass im Vordergrund die Notwendigkeit stand, unter enormem Zeitdruck ein allgemein anwendbares Verfahren zu entwickeln. ?Für einen routinemäßigen Arbeitsablauf empfehlen wir den E-Gen-Test als ersten Screening-Test, gefolgt von einem Bestätigungstest auf das RdRp-Gen.....Anzumerken ist, dass der Test auf das N-Gen ebenfalls gute Ergebnisse lieferte, aber nicht einer intensiven weiteren Validierung unterzogen wurde, da er etwas weniger empfindlich war... Für einen routinemäßigen Arbeitsablauf empfehlen wir als ersten Schritt den E-Gen-Test, gefolgt von einem Bestätigungstest mit dem RdRp-Gen-Test. Die Anwendung des RdRp-Gen-Tests mit Zweifarbtechnologie kann 2019-CoV (beide Sonden positiv) von SARS-CoV-RNA unterscheiden, wenn letztere als Positivkontrolle verwendet wird. Alternativ können sich Labore dafür entscheiden, den RdRp-Test nur mit der 2019-CoV-spezifischen Sonde durchzuführen.? S. 64
Die weitere Entwicklung kennen wir: Dokumentiert am Beispiel des Augsburger Großlabors MVZ stellten spätestens ab April 2020 die meisten Labore auf den Ein-Gen-Test, also den Test auf das E-Gen um.
Dieser Test ist nicht in der Lage, eine Infektion mit Covid 19 exakt nachzuweisen, sondern detektiert wird eine Infektion mit einem Sarbecovirus, ansprechen tut der Test auch auf die RNA von insgesamt 4 Viren, die Fledermäuse und keine Menschen befallen. An dieser Stelle scheint ein großes Missverständnis vorzuliegen: Sarbecoviren sind die Erreger von SARS, MERS und Covid 19, weitere sind bisher nicht bekannt. Wird also eine Person positiv getestet und weist Symptome einer respirativen Atemwegserkrankung auf ist davon auszugehen dass diese Person Covid 19 hat, auch wenn das kein exakter Test auf ein Nur-Covid19 spezifisches Gen ist.
SARS und MERS sind zur Zeit nicht verbreitet, auch nicht endemisch, und Zoonosen die von den 4 Fledermausviren ausgehen sind nicht bekannt.
Die Tatsache, dass es 4 weitere bekannte endemische humanpathogene Coronaviren gibt wird von dem Messergebnis nicht berührt, das scheint ?Illa? und scheinen die Pandemieskeptiker die sich mit diesen Fragestellungen generell befassen aber miteinander zu verwechseln. Das Buch hat mehrere Anhänge mit Anträgen, die von Mitgliedern des ?Corona-Auschusses? an das RKI, Drosten, Landt und das Gesundheitsministerium verschickt wurden, darunter auch eine Anfrage, auf welche humanpathogenen Coronaviren außer Covid19 der Test anspräche. Wer eine solche Frage stellt hat nicht begriffen was Sarbecoviren sind. Die nichtssagenden Antworten der angeschriebenen Stellen in schönstem Bürokratendeutsch sind freilich ein Kapitel für sich.
https://de.wikipedia.org/wiki/Sarbecovirus
Mit den Sarbecoviren bricht allerdings die Betrugserzählung, das liebste Kind der Pandemieleugner vom Coronaausschuss inklusive Alubommel und seinen Alter egos restlos zusammen wie ein angestochener Luftballon: Es gibt keine humanpathogenen Coronaviren die mit dem E-Gen-Test nachgewiesen können außerhalb von Covid 19/SARS/MERS, und mit ihrer einfältigen Frage weisen die PandemieleugnerInnen glänzend ihre Ahnungslosigkeit nach. Besser gesagt, sie demonstrieren überzeugend, dass sie überhaupt nicht kapiert haben, worüber sie da wortreich und in Dauerschleife, das, was Bersarin ad nauseam nennt ? Latein verstehen sie natürlich auch nicht ? fanteln und gnickern.
Bei der Frage des Designs der PCR-Tests und der Messhäufigkeit stehen sich zwei Fragestellungen apodiktisch gegenüber: Wissenschaftliche Exaktheit zum genauen Infektionsnachweis und der möglichst schnelle Nachweis reiner Positivität um den Ausbreitungsverlauf modellieren und möglichst frühzeitig Maßnahmen zur Eindämmung treffen zu können. Die Frau scheint von Krisenmanagement und Katastrophenmedizin keine Ahnung zu haben.
Im Zusammenhang mit dem Verhalten von Drosten wird sie dann ad personam und in fast schon infantil anmutender Weise moralisierend: S. 72 ff.
?»Christian Drosten:?[...]Ein PCR-Test, das muss man sich klar-machen, ist erst mal als zweifelhaft zu betrachten, so lange der nicht durch weitere PCR-Teste, die das Virus in anderen Zielregionen des Genoms nachweisen, bestätigt ist. Gerade in so einem wichtigen Befund, wenn das kein normaler Routinebetrieb ist im Labor, wo man einfach nur wissen will, das ist ein Standard-Diagnostikfall:Ist der jetzt positiv oder negativ? Da kann man schon mal sagen: PCR ist positiv. Wir sehen den Patienten als infiziert an.
?Korinna Hennig:?Im normalen Alltag.
?Christian Drosten:?Richtig. Aber in einem Fall wie hier, wo man sagt, wir schreiben die Infektionsgeschehen dieser Krankheit um und sagen: In Wirklichkeit gab es das in Frankreich und dann ja wahrscheinlich auch überall sonst auf der Welt schon einen Monat früher oder sogar noch länger. Und irgendwas ist da vielleicht verschwiegen oder nicht bemerkt worden. Wenn man so einen gewichtigen Befund publizieren will, muss man den auch absichern. Dazu würde gehören, zusätzlich zu einer zweiten oderdritten Bestätigungs-PCR, auch das Virus zu sequenzieren, also die gesamte Genomsequenz des Virus zu bestimmen. Das kann man, wenn die PCRs positiv wer-den. Das ist technisch heutzutage sehr einfach.?«
Für reale Menschen reicht dann offenbar auch eine einzige PCR, so wie er es bei der WHO mitbeschlossen hat ? auch wenn die eigentlich »als zweifelhaft zu betrachten« ist, wie er sehr wohl weiß. Reale Menschen interessieren ihn einfach nicht, unseren Regierungsberater. Entsprechend sind die Ratschläge.?
Dass positiv getestete Personen, die sich zunächst in Quarantäne begeben wieder und wieder getestet werden wird hier unterschlagen, Drosten wird wie ein verantwortungsloser, seine Patienten vernachlässigender Arzt dargestellt. Drosten als Person schlechtzumachen scheint überhaupt ein Anliegen des Corodok-Publikums zu sein, vgl. Aschmoneits Versuch, Zweifel an einer ordnungsgemäßen Dissertation Drostens zu schüren.
https://aktuelles.uni-frankfurt.de/aktuelles/falschbehauptungen-zum-promotionsverfahren-von-prof-dr-christian-drosten/
Das letzte Kapitel trägt den pathetischen Titel ?Wahrheit ist wie Wasser ? sie bahnt sich ihren Weg? und gibt eine Anhörung von Prof. Dr. Ulrike Kämmerer vor dem ?Corona-Ausschuss? wieder. Kämmerer gehört zu einer Gruppe von WissenschaftlerInnen, die den Antrag an die Zeitschrift Eurosurveillance gestellt hatte, das Protokoll zum Drosten-Test als wissenschaftlich schwer fehlerbelastet zurückzuziehen.
https://cormandrostenreview.com/report/
Dieser Antrag war von Eurosurveillance mit dem Hinweis zurückgewiesen worden, das Protokoll enthielte in der Tat Fehler, diese seien dem großen Zeitdruck geschuldet unter dem der Test entstanden war, dies rechtfertige aber keine Rücknahme.
Der Text liest sich weniger wie eine Anhörung vor einem Ausschuss als vielmehr wie eine politische Stammtischrunde, wie ich sie aus ASTA-Zeiten kenne. ?Reiner Füllmich: Die gestehen hier praktisch, dass sie der Welt mit Hilfe ihres Kumpels Tedros von der WHO hier sozusagen in einer Notlage geholfen haben. Damit gestehen sie gleichzeitig zu, was wir sowieso wissen?dass das hier die Grundlage weltweit für die ganzen fake-Zahlen gewesen ist?.. Die Frage ist, wem dienen unsere Steuergelder inzwischen? Es scheint mir immer deutlicher zu werden, dass das hier insgesamt nicht nur ein wissenschaftliches, sondern insbesondere politisches Problem ist. Frau Merkel hat, glaube ich, kürzlich, als Herr Reitschuster konkrete Fragen gestellt hat und sie nicht mehr weiter wusste, gesagt, das sei hier im wesentlichen eine politische Entscheidung. Das wiederum ist das Zugeständnis, dass die Wissenschaft eigentlich nur benutzt wird, Herr Drosten also beispielsweise mit diesem Zeug hier nur noch benutzt wird um den Anschein zu erwecken, als seien die politischen Entscheidungen auf Wissenschaft gegründet, das sehen wir an allen Ecken und Enden. Sie hat ja nun auch zugestanden, dass das die Gelegenheit sei für einen gesellschaftlichen Neustart, ich weiß nicht mehr genau, ob sie das Wort GREAT RESET benutzt hat, weiß ich nicht, könnte aber sein. Das wiederum wirft die Frage auf: Wie lange wollen wir uns noch damit aufhalten??.
Vereinfacht gesagt läuft dies also darauf hinaus, Covid 19 sei eine auf dubiosen Testverfahren basierende Fake-Pandemie, die dazu benutzt würde, weltweit ein neues Regime zu errichten. Das sagt die Autorin nicht explizit, es geht aber de facto aus dem Buch hervor.
https://che2001.blogger.de/stories/1270408/
https://che2001.blogger.de/stories/2304398/
Mit dem Buch Das PCR-Desaster sieht es etwas anders aus.
Es beschäftigt sich weder mit interessanten philosophischen oder wissenschaftstheoretischen Fragen noch greift es einen in der Linken relevanten Diskurs auf. Verglichen mit den anderen rezensierten und hier genannten Werken ist sein Niveau auch eher gering. Relevant ist es dadurch, dass es eine der wichtigsten Kritiken der ?Corona-Skeptiker? auf einer naturwissenschaftlichen Basis auf den Punkt bringt und daraus Konsequenzen ableitet: Die Messmethode des maßgeblich durch Drosten entwickelten PCR-Tests wird aufs Korn und auseinandergenommen und aus der festgestellten Unzuverlässigkeit eine Unangemessenheit, ja Rechtswidrigkeit der staatlichen Methoden zur Corona-Eindämmung abgeleitet, dies allerdings nicht in erster Linie von der Autorin selber.
In dieser Hinsicht ist interessant, in welchem Umfeld das Buch entstanden ist. Es basiert wie gesagt auf einer Artikelserie auf Corodok und steht in engem Kontext mit dem Coronaausschuss, einer sich als eine Art Untersuchungsausschuss tarnendem kruden Verein um den Göttinger Verbraucheranwalt Dr. Reiner Füllmich und die Berliner Hutmacherin Rike Feuerstein aka Rechtsanwältin Viviane Fischer, beides Gestalten die durchaus das Interesse des Bizarrologen zu erregen vermögen.
https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/wie-hutmacherin-rike-feurstein-zur-querdenker-anwaeltin-viviane-fischer-wurde-li.137364
Füllmich plant, in den USA eine Klage u.a. gegen Drosten anzustrengen, mit dem Ziel, für Firmen, die wegen des Lockdowns in Deutschland schließen mussten Schadensersatzzahlungen durchzusetzen, aufgrund vorsätzlicher Täuschungen beim Aufbau des "Drosten-Tests".
https://www.aerzteblatt.de/studieren/forum/139531
Es ist also keineswegs eine einfach wissenschaftskritische Untersuchung, um die es hier geht. Davon, dass es überhaupt Wissenschaftskritik und eine kritische Wissenschaft gibt scheinen die Autorin und die wohlmeinende Kommentatorin Dr. Ulrike Kämmerer so viel nicht zu wissen, sondern beim lesenden Publikum vorauszusetzen dass dieses glauben würde dass es eine "objektive", interessenlose Naturwissenschaft gäbe und sie selber erstmals aufzeigen würden dass dem nicht so sei - eine Ausgangsthese, die man jedem Erstsemester bei einem Referat um die Ohren knallen würde.
O-Ton Herausgeber: "Illa, die Autorin auf den nachfolgenden Seiten möchte unerkannt bleiben. Die Quellen, die sie auftut, und ihr analytischer Verstand treten dafür umso deutlicher in Erscheinung. Illa zeigt Muster auf, die auch vor das Corona-Jahr 2020 reichen. Damit wird zugleich auch ein feines Netz von Akteuren und Institutionen sichtbar, die von der Angst der Gesellschaft vor einem unsichtbaren Feind profitieren. Beigefügt ist das autorisierte Transskript der Anhörung von Prof. Ulrike Kämmerer vor dem Corona-Ausschuss am 05.02. 2021, in der sie auf die ungewöhnliche Entstehungsgeschichte des Artikels der Drosten-Gruppe bei der Zeitschrift Eurosurveillance eingeht. Das Ende dieser Gesschichte ist noch offen; es zeichnet sich allerdings jetzt schon ab, dass "die Wissenschaft" nicht vor dem Griff wirtschaftlicher Interessen gefeit ist, auch wenn sie dies vorgibt."
Die virologische Expertise von Prof. Ulrike Kämmerer ist in diesem Kontext ebenso beeindruckend wie die Wahrnehmung des sich als links definierenden Corodok-Blogs seitens anderer Linker (nach meinen neusten Informationen über Infopartisan kann ich mich damit allerdings auch nicht mehr identifizieren)
https://www.aerzteblatt.de/studieren/forum/139059
http://www.trend.infopartisan.net/trd1220/t101220.html
Überschaubar und durchsichtig wird das Gesamtgeschehen der Pandemieverweigerer und Maskenleugner in der Synopse:
https://www.untergrund-blättle.ch/gesellschaft/medien/rubikon-nachdenkseiten-kenfm-kritik-corona-5995.html
Hier wird auch erkennbar, dass die Alubommel nicht nur Zitierkartelle bilden sondern ein gut organisiertes Netzwerk darstellen.
Dem Fass die Krone ins Gesicht schlägt in diesem Zusammenhang folgender Beitrag beim Volksverpetzer:
https://www.volksverpetzer.de/bericht/sammelklage-drosten-tauschung/
Das Buch ist etwas redundant aufgebaut: Nachdem Herkunft und Entwicklung des PCR-Testverfahens und seiner Anwendung auf CoV2 bereits dargestellt wurden beginnt es auf Seite 44 mit dem Kapitel "Der Drosten-Test: Wie alles anfing" mit etwas verschobener Perspektive noch einmal von vorne. Man liest dem Buch an, dass es sich um eine Aneinanderreihung von bereits erschienenen Beiträgen handelt und dass die Autorin augenscheinlich wenig Publikationserfahrung hat. Auch bei schon erfolgter Publikation in Teilbeiträgen: Gut überarbeitet würde sich anders lesen.
Zunächst beschäftigt sich die Autorin mit der Historie der PCR-Tests, der von Karry Mullis erfunden wurde und schreibt hierzu: "Es reicht ein Minimum an Ausgangsmaterial und die Methode ist eine gewaltige Vervielfältigungsmaschine. Kurz gesagt lässt sich damit die sprichwörtliche Stecknadel im Heuhaufen finden, konkret ein einziges Molekül in einer Probe. In einigen Stunden lässt es sich um den Faktor 100. 000. 000. 000 vervielfältigen, genau genommen ist es ein Abschnitt davon, von dem aus auf die Anwesenheit des ganzen Moleküls rückgeschlossen wird. Kary Mullis erhielt für seinen Geniestreich 1993 den Nobelpreis. (S. 7 ff.)."
Ausdrücklich wies sie darauf hin, das Mullis diesen Test ursprünglich eben nicht zum Nachweis neuer Infektionskrankheiten, sondern zur Reproduktion benötigter Nukleinsäuren für Labortestverfahren entwickelt hatte. Mullis verkaufte dann das Testverfahren an Hoffmann La Roche. Auf Basis des dort angewandten PCR-Tests entwickelten Drosten und Landt ihr Verfahren, das schon im Zusammenhang mit der Schweinegrippe zur Anwendung gekommen war.
(zur buntschillernden Gestalt von Mullis, das ganze Thema ist ja etwas für den Bizarrologen siehe hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Kary_Mullis).
Bei allen PCR-Testverfahren ist von genereller Bedeutung, dass nur die Anzahl von Testzyklen brauchbare Ergebnisse liefert: Sind es zu wenig überwiegen falsch-negative, sind es zu viel falsch-positive Ergebnisse. Wenn man bei 20 aufhören würde wäre jedes Ergebnis negativ, schon bei 30 könnte jeder Test positiv sein. "Die maximale Obergrenze von 45 Zyklen ist bei den Berlinern Christian Drosten (Charité) und Olfert Landt (TIB Molbiol) zu finden. Das ist von besonderer Bedeutung, da sie den Test entwickelt haben und durchführen bzw. produzieren, vor allem aber, da sie zusammen mit einigen anderen Autoren die PCR-Anleitungen verfasst haben, die von der Weltgesundheitsorganisation WHO übernommen wurden. Von ihnen stammt also der Workflow als Vorlage für die ganze Welt, den sie mit einer rasanten Geschwindigkeit zusammengestellt haben, was durch die Virologie ohne Virus und sogar ohne Gensequenz ermöglicht wurde. In der ersten Januarwoche tauchten Berichte auf, dass eine mysteriöse neue Lungenentzündung Dutzende Menschen in China befallen hat. Tausende Meilen davon entfernt, in Berlin, war der deutsche Wissenschaftler Olfert Landt schon im Alarmzustand.Seit 30 Jahren arbeitete er an der Diagnose neu entstandener Krankheiten einschließlich des Schweren akuten respiratorischen Syndroms (SARS). Er wollte ein Testkit machen, um Ärzten bei der Diagnose der Krankheit zu helfen, und er wollte es schnell machen. Normalerweise warten Virologen, bis das genetische Material eines Virus sequenziert ist, um mit der Arbeit an Tests zu beginnen... Am 11. Januar schickte Landt sein Kit an Taiwans Centers for Disease Control und die Diagnostik-Firma Roche in Hongkong".
Verständlich würde das Ganze nur vor dem Hintergrund früherer Zusammenarbeiten von Landt und Drosten im Zusammenhang mit SARS und der Schweinegrippe, letztendlich sei ein damals bereits entwickelter PCR-Test lediglich reaktiviert worden, und zwar mit zu hoher Zyklenzahl, um signifikante Ergebnisse zu liefern.
Das ist der eine Kritikpunkt der, ich nenne sie jetzt mal so, "Leugnerfraktion", der frei von Unsinn ist: Der Vorwurf, dass der ganze Test mit heißer Nadel gestrickt und unexakt ist. Der zweite Punkt hängt damit zusammen, ist jedoch nicht identisch: Der Test weise Viren als positiv nach die nicht CV2, sondern völlig andere Coronaviren, z.B. Corona-Schnupfen sind.
Weiter im Text: "Ein positives Test-Ergebnis könnte und müsste dringend routinemäßig überprüft werden, doch besteht daran bestenfalls wenig Interesse. Man kannsicher davon ausgehen, dass die täglich vom Robert-Koch-Institut RKI publizierten "Fallzahlen" - aka positive Ergebnisse - durch eine gründliche Überprüfung erheblich zusammenschrumpfen würden, was wiederum allem, was daraus folgt, die Berechtigung entziehen würde." (S. 18)
Ist das so? Wie eingangs bezüglich der Pest in Venedig gesagt, Quarantäne, Kontaktsperren usw. machen bei einer Infektionskrankheit auch dann Sinn, wenn man de Erreger nicht kennt oder keine Fallzahlen bekannt sind. Aus falsch-positiven Befunden aufgrund fehlerhafter Testverfahren, wenn dies denn so wäre, erfolgt im Übrigen nicht zwangsläufig eine geringere Anzahl an tatsächlich Infizierten, die Zahl wird nur ungewiss - anhand der Todeszahlen in Altenheimen oder Hotspots wie Modena ließe sich auch mutmaßen, die Anzahl sei nicht richtig messbar, aber höher oder die Quote an schweren Verläufen höher als angenommen: Aus "wir wissen es nicht" folgt nicht "die Gefahr ist geringer" oder "die Lockdowns sind unberechtigt". Hier ist eher der Wunsch der Vater des Gedankens, wie wir auch im weiteren Verlauf noch sehen werden.
Für "Illa" ist indes klar, dass diejenigen, die den Test anwenden die falsche Frage stellen. "Dass sie es beharrlich seit Jahrzehnten tun ist nicht nur Unfähigkeit, sondern vor allem eine ganz banale Mischung aus Profitgier und Karrierismus." Sie wirft also Personen wie Landt und Drosten vor, systematisch und mit Methode Messergebnisse um des eigenen Fortkommens willen falsch zu interpretieren. Dass nicht Testergebnisse, sondern eine Welle schwerverlaufender Erkrankungen der Grund waren, warum eine Pandemie ausgerufen wurde wird hier geleugnet.
Der Ankauf des PCR-Diagnosegeräts LIGHT CYCLER durch Hoffmann La Roche von Boehringer Mannheim für 11 Milliarden Dollar im Jahr 1997 wird als Beleg für die extrem lukrativen Geschäfte der Pharmabranche angeführt und als Hintergrund für die Technologie, mit der seit Wuhan die PCR-Tests zu Covid 19 durchgeführt wurden. Dass allerdings Messverfahren teuer, die Profitraten der Pharmabranche enorm und im Falle Covid19-Tests die üblichen Verdächtigen der Branche involviert sind ist für sich genommen noch nicht unkoscher. Dass Drosten als Leiter der Labor Berlin - Charité Vivantes GmbH allerdings verpflichtet ist, nachhaltiges Wachstum zu erzielen was ihm mit den Coronatestverfahren zweifellos, sogar im Weltmaßstab, gelungen ist umd nirgendwo auf diesen Interessenkonflikt hingewiesen wurde bleibt in diesem Zusammenhang bemerkenswert.
Mit SARS begann die fruchtbare Zusammenarbeit Drosten/Landt, mit der Schweinegrippe erreichte sie einen ersten Höhepunkt. Wie auch Aschmoneit und andere VertreterInnen des Covid-Maßnahmen-Skeptikerlagers vertritt auch Illa den Standpunkt, dass hier seitens Virologen wie Drosten eine massive Pandemie-Panikmache und eine Impfkampagne mit unheilvollen Folgen betrieben worden sei, dass sehe ich allerdings etwas anders. Von der Schweinegerippe hatte ich weniger eine Panikstimmung (außer in den USA und Mexiko) mitbekommen als in erster Linie eine Massenkeulung von Schweinen in Deutschland, womit ein Großteil der Gammelfleischskandale zusammenhängt, da die Großmästereien für ihre Verluste nicht entschädigt wurden und das Fleisch daher illegal oder sagen wir mal irregulär auf den Markt brachten - im Gegensatz zu Österreich, wo solche Ausfälle pflichtversichert sind. Die bessere Fleischqualität in Austria felix hat also nicht nur mit der Bedeutung der Almwirtschaft zu tun;-)
Es gab damals eine Kontroverse zwischen Drosten und Wodarg, wobei Drosten als der Warner und Mahner und Impfbefürworter, Wodarg hingegen als der Abwiegler und Warner vor den Profitinteressen der Pharmaindustrie aufgetreten war. Es wurde geimpft und es kam zum Teil zu sehr schweren Impfspätfolgen (Narkolepsie) in sehr wenigen Fällen und insgesamt kaum zu Erkrankungen bei Menschen. Es ist im Nachhinein nicht mehr nachvollziehbar, ob Letzteres an den Impfungen lag oder auch so gekommen wäre. Mit einer Vergleichbarkeit der Schweinegrippe mit der aktuellen Situation tue ich mich schwer.
Kommen wir zum zweiten Vorwurf, dem Nachweis angeblicher Covid19-Fälle die keine sind sondern "Corona-Irgendetwas".
Im Ursprung wurde der PCR-Test nach Drosten in mehreren sukzessiven Durchläufen durchgeführt, bei denen auf unterschiedliche Gensequenzen getestet wurde. Hierbei erfolgte zunächst der Test auf das E-Gen als allgemeines Screening, dann, bei einem positiven Befund, ein spezifischeres Testen auf mehrere weitere, möglichst mindestens zwei Sequenzen, auf jeden Fall aber auf das ORF1-Gen. Die WHO hatte den Ratschlag erteilt, bei nachgewiesenem Massenauftreten von Covid19 in einer Region nur noch auf ein Gen zu testen, während Drosten zunächst weiterhin empfahl, auf den E-Gen-Test mindestens den Test auf das ORF1 Gen folgen zu lassen. <<Die Bedeutung der Notwendigkeit einer Bestätigung der Ergebnisse von Tests mit Pan-Coronvirus-Primern wird durch die Tatsache unterstrichen, dass vier humane Coronaviren weltweit endemisch sind. >>. Zwei weitere Beta-Coronaviren, die zoonotische Infektionen beim Menschen verursachen sind MERS- Cov und SARS.? S. 49 ff
Auf der Webseite der WHO wurde zunächst das erste PCR-Protokoll veröffentlicht, das drei Primerppare für die Amplifikation von Abschnitten auf drei Genen vorsah: E, RdEp = ORF1 und N. .
In der Folge veröffentlichte zunächst die WHO eine Empfehlung, die für Regionen, in denen das Vorkommen von Covid 19 bereits endemisch nachgewiesen ist die Reduktion auf das E-Gen-Testing, eigentlich ein reines Screening zur vorläufigen Einordnung, ob sich hier ein weiteres Testen überhaupt lohne empfahl. Drosten blieb zunächst dabei, dass mehrere Testings, zumindest auch auf ORF1 zum Nachweis nötig seien, relavierte dies aber wie folgt: "Das Ergebnis einer Labortestung ist immer eine Diagnose, nie ein rohes Testergebnis. Ganz besonders bei positiven Testergebnissen wird immer durch einen Zusatztest bestätigt (zusätzliche Genstelle). Damit wird das Vorkommen von falsch positiven Testergebnissen praktisch auf Null unterbunden."
Hierzu schrieb "Illa": "Sobald Menschen ohne Symptome (aka Gesunde) getestet wurden, war die erste Behauptung der Diagnose offensichtlich obsolet." S. 62 Dieser Logik nach sind dann auch HIV-Positive ohne Aids-Symptomatik oder Personen mit einem Karzinom in situ "gesund". Offensichtlich fehlen der Autorin hier elementare präventionsmedizinische Kenntnisse.
Worin ich ihr zustimme ist die Tatsache, dass die wirtschaftlichen Verflechtungen Drosten-Landt/Molbiol-La Roche und die damit verbundenen Interessenkonflikte in der Öffentlichkeit unterbelichtet bleiben und die atemberaubende Geschwindigkeit, in der Eurosurveillance das Protokoll des Drosten-Tests unter dessen eigener redaktioneller Federführung übernommen hatte ein G´schmäckle haben. Unabhängig von der Qualität des Testes selber ist hier mangelnde Transparenz zu beanstanden.
Worin ich der Autorin allerdings keineswegs zustimmen kann ist die weitere Beurteilung des Testes und der Person Drosten. Hierzu gleich mehr, es lohnt sich, vorher noch einen Blick auf die Testdurchführung und die Entwicklung vom 3-Gen-Test über den 2-Gen-Test hin zum 1-Gen-Test zu werfen. In aufeinander folgenden Protokollen wurde die Durchführung der Testverfahren sukzessive vereinfacht, von einem Test auf 3 Gene zu einem auf nur 2 Gene, ohne dass dies besonders erläutert wird. Fest steht allerdings dass im Vordergrund die Notwendigkeit stand, unter enormem Zeitdruck ein allgemein anwendbares Verfahren zu entwickeln. ?Für einen routinemäßigen Arbeitsablauf empfehlen wir den E-Gen-Test als ersten Screening-Test, gefolgt von einem Bestätigungstest auf das RdRp-Gen.....Anzumerken ist, dass der Test auf das N-Gen ebenfalls gute Ergebnisse lieferte, aber nicht einer intensiven weiteren Validierung unterzogen wurde, da er etwas weniger empfindlich war... Für einen routinemäßigen Arbeitsablauf empfehlen wir als ersten Schritt den E-Gen-Test, gefolgt von einem Bestätigungstest mit dem RdRp-Gen-Test. Die Anwendung des RdRp-Gen-Tests mit Zweifarbtechnologie kann 2019-CoV (beide Sonden positiv) von SARS-CoV-RNA unterscheiden, wenn letztere als Positivkontrolle verwendet wird. Alternativ können sich Labore dafür entscheiden, den RdRp-Test nur mit der 2019-CoV-spezifischen Sonde durchzuführen.? S. 64
Die weitere Entwicklung kennen wir: Dokumentiert am Beispiel des Augsburger Großlabors MVZ stellten spätestens ab April 2020 die meisten Labore auf den Ein-Gen-Test, also den Test auf das E-Gen um.
Dieser Test ist nicht in der Lage, eine Infektion mit Covid 19 exakt nachzuweisen, sondern detektiert wird eine Infektion mit einem Sarbecovirus, ansprechen tut der Test auch auf die RNA von insgesamt 4 Viren, die Fledermäuse und keine Menschen befallen. An dieser Stelle scheint ein großes Missverständnis vorzuliegen: Sarbecoviren sind die Erreger von SARS, MERS und Covid 19, weitere sind bisher nicht bekannt. Wird also eine Person positiv getestet und weist Symptome einer respirativen Atemwegserkrankung auf ist davon auszugehen dass diese Person Covid 19 hat, auch wenn das kein exakter Test auf ein Nur-Covid19 spezifisches Gen ist.
SARS und MERS sind zur Zeit nicht verbreitet, auch nicht endemisch, und Zoonosen die von den 4 Fledermausviren ausgehen sind nicht bekannt.
Die Tatsache, dass es 4 weitere bekannte endemische humanpathogene Coronaviren gibt wird von dem Messergebnis nicht berührt, das scheint ?Illa? und scheinen die Pandemieskeptiker die sich mit diesen Fragestellungen generell befassen aber miteinander zu verwechseln. Das Buch hat mehrere Anhänge mit Anträgen, die von Mitgliedern des ?Corona-Auschusses? an das RKI, Drosten, Landt und das Gesundheitsministerium verschickt wurden, darunter auch eine Anfrage, auf welche humanpathogenen Coronaviren außer Covid19 der Test anspräche. Wer eine solche Frage stellt hat nicht begriffen was Sarbecoviren sind. Die nichtssagenden Antworten der angeschriebenen Stellen in schönstem Bürokratendeutsch sind freilich ein Kapitel für sich.
https://de.wikipedia.org/wiki/Sarbecovirus
Mit den Sarbecoviren bricht allerdings die Betrugserzählung, das liebste Kind der Pandemieleugner vom Coronaausschuss inklusive Alubommel und seinen Alter egos restlos zusammen wie ein angestochener Luftballon: Es gibt keine humanpathogenen Coronaviren die mit dem E-Gen-Test nachgewiesen können außerhalb von Covid 19/SARS/MERS, und mit ihrer einfältigen Frage weisen die PandemieleugnerInnen glänzend ihre Ahnungslosigkeit nach. Besser gesagt, sie demonstrieren überzeugend, dass sie überhaupt nicht kapiert haben, worüber sie da wortreich und in Dauerschleife, das, was Bersarin ad nauseam nennt ? Latein verstehen sie natürlich auch nicht ? fanteln und gnickern.
Bei der Frage des Designs der PCR-Tests und der Messhäufigkeit stehen sich zwei Fragestellungen apodiktisch gegenüber: Wissenschaftliche Exaktheit zum genauen Infektionsnachweis und der möglichst schnelle Nachweis reiner Positivität um den Ausbreitungsverlauf modellieren und möglichst frühzeitig Maßnahmen zur Eindämmung treffen zu können. Die Frau scheint von Krisenmanagement und Katastrophenmedizin keine Ahnung zu haben.
Im Zusammenhang mit dem Verhalten von Drosten wird sie dann ad personam und in fast schon infantil anmutender Weise moralisierend: S. 72 ff.
?»Christian Drosten:?[...]Ein PCR-Test, das muss man sich klar-machen, ist erst mal als zweifelhaft zu betrachten, so lange der nicht durch weitere PCR-Teste, die das Virus in anderen Zielregionen des Genoms nachweisen, bestätigt ist. Gerade in so einem wichtigen Befund, wenn das kein normaler Routinebetrieb ist im Labor, wo man einfach nur wissen will, das ist ein Standard-Diagnostikfall:Ist der jetzt positiv oder negativ? Da kann man schon mal sagen: PCR ist positiv. Wir sehen den Patienten als infiziert an.
?Korinna Hennig:?Im normalen Alltag.
?Christian Drosten:?Richtig. Aber in einem Fall wie hier, wo man sagt, wir schreiben die Infektionsgeschehen dieser Krankheit um und sagen: In Wirklichkeit gab es das in Frankreich und dann ja wahrscheinlich auch überall sonst auf der Welt schon einen Monat früher oder sogar noch länger. Und irgendwas ist da vielleicht verschwiegen oder nicht bemerkt worden. Wenn man so einen gewichtigen Befund publizieren will, muss man den auch absichern. Dazu würde gehören, zusätzlich zu einer zweiten oderdritten Bestätigungs-PCR, auch das Virus zu sequenzieren, also die gesamte Genomsequenz des Virus zu bestimmen. Das kann man, wenn die PCRs positiv wer-den. Das ist technisch heutzutage sehr einfach.?«
Für reale Menschen reicht dann offenbar auch eine einzige PCR, so wie er es bei der WHO mitbeschlossen hat ? auch wenn die eigentlich »als zweifelhaft zu betrachten« ist, wie er sehr wohl weiß. Reale Menschen interessieren ihn einfach nicht, unseren Regierungsberater. Entsprechend sind die Ratschläge.?
Dass positiv getestete Personen, die sich zunächst in Quarantäne begeben wieder und wieder getestet werden wird hier unterschlagen, Drosten wird wie ein verantwortungsloser, seine Patienten vernachlässigender Arzt dargestellt. Drosten als Person schlechtzumachen scheint überhaupt ein Anliegen des Corodok-Publikums zu sein, vgl. Aschmoneits Versuch, Zweifel an einer ordnungsgemäßen Dissertation Drostens zu schüren.
https://aktuelles.uni-frankfurt.de/aktuelles/falschbehauptungen-zum-promotionsverfahren-von-prof-dr-christian-drosten/
Das letzte Kapitel trägt den pathetischen Titel ?Wahrheit ist wie Wasser ? sie bahnt sich ihren Weg? und gibt eine Anhörung von Prof. Dr. Ulrike Kämmerer vor dem ?Corona-Ausschuss? wieder. Kämmerer gehört zu einer Gruppe von WissenschaftlerInnen, die den Antrag an die Zeitschrift Eurosurveillance gestellt hatte, das Protokoll zum Drosten-Test als wissenschaftlich schwer fehlerbelastet zurückzuziehen.
https://cormandrostenreview.com/report/
Dieser Antrag war von Eurosurveillance mit dem Hinweis zurückgewiesen worden, das Protokoll enthielte in der Tat Fehler, diese seien dem großen Zeitdruck geschuldet unter dem der Test entstanden war, dies rechtfertige aber keine Rücknahme.
Der Text liest sich weniger wie eine Anhörung vor einem Ausschuss als vielmehr wie eine politische Stammtischrunde, wie ich sie aus ASTA-Zeiten kenne. ?Reiner Füllmich: Die gestehen hier praktisch, dass sie der Welt mit Hilfe ihres Kumpels Tedros von der WHO hier sozusagen in einer Notlage geholfen haben. Damit gestehen sie gleichzeitig zu, was wir sowieso wissen?dass das hier die Grundlage weltweit für die ganzen fake-Zahlen gewesen ist?.. Die Frage ist, wem dienen unsere Steuergelder inzwischen? Es scheint mir immer deutlicher zu werden, dass das hier insgesamt nicht nur ein wissenschaftliches, sondern insbesondere politisches Problem ist. Frau Merkel hat, glaube ich, kürzlich, als Herr Reitschuster konkrete Fragen gestellt hat und sie nicht mehr weiter wusste, gesagt, das sei hier im wesentlichen eine politische Entscheidung. Das wiederum ist das Zugeständnis, dass die Wissenschaft eigentlich nur benutzt wird, Herr Drosten also beispielsweise mit diesem Zeug hier nur noch benutzt wird um den Anschein zu erwecken, als seien die politischen Entscheidungen auf Wissenschaft gegründet, das sehen wir an allen Ecken und Enden. Sie hat ja nun auch zugestanden, dass das die Gelegenheit sei für einen gesellschaftlichen Neustart, ich weiß nicht mehr genau, ob sie das Wort GREAT RESET benutzt hat, weiß ich nicht, könnte aber sein. Das wiederum wirft die Frage auf: Wie lange wollen wir uns noch damit aufhalten??.
Vereinfacht gesagt läuft dies also darauf hinaus, Covid 19 sei eine auf dubiosen Testverfahren basierende Fake-Pandemie, die dazu benutzt würde, weltweit ein neues Regime zu errichten. Das sagt die Autorin nicht explizit, es geht aber de facto aus dem Buch hervor.
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"Liebe in Zeiten von COVID-19"
che2001, 01:08h
lautete das Motto des 65. deutschen STI-Kongresses. PD Dr. Martin Hartmann berichtet über die Highlights: Kondomgebrauch, Resistenzen, seltene Erreger, Therapie-Empfehlungen.
Transkript des Videos von PD Dr. Martin Hartmann, Heidelberg:
Schönen guten Tag,
hier ist Martin Hartmann aus dem Klinikum Heidelberg. Heute geht es um die sexuell übertragbaren Erkrankungen oder sexuell übertragbare Infektionen, also STD und STI.
Der deutsche STI-Kongress sollte letztes Jahr in Bochum stattfinden und wurde aufgrund der Corona-Pandemie verschoben. Er fand jetzt virtuell statt.
STIs während der Corona-Pandemie
Zumindest der Kondom-Gebrauch nimmt in Pandemie-Zeiten ab. Der Trend ist besonders ausgeprägt bei Singles und etwas weniger bei stabilen Paaren.
Auch bei Präexpositionsprophylaxe (PreP) wird weiterhin häufig auf das Kondom verzichtet und es kommt dann zu einem Anstieg der bakteriellen STIs, insbesondere der Syphilis, der Chlamydien- und der Mykoplasmen-Infektionen durch Mycoplasma genitalium, die mittlerweile an 3. Stelle stehen.
Während des letzten Jahres ist die Anzahl der Chlamydien- und Syphilis-Fälle in den USA leicht um bis zu einem Drittel der Fälle gesunken. In Deutschland bleibt die Zahl der Syphilis-Infektionen momentan stabil.
Die HIV-Infektion wird häufiger im späteren Stadium, das heißt bei Helferzellen unter 200 oder im AIDS-Stadium diagnostiziert.
Welche Therapien gibt es?
Bei der Syphilis ist die Therapie unproblematisch. Schwieriger ist sie allderdings bei der Gonorrhoe und der Mykoplasmen-Infektion.
Bei den Neisserien besteht eine ausgeprägte Resistenzsituation gegenüber Penicillinen, aber auch Azithromycin. Das einzig wirksame Präparat ist im Moment Ceftriaxon, das in einer Dosierung von 1 bis 2 g i.v. einmalig gegeben werden sollte.
Resistenzen
Noch schwieriger ist die Situation bei Mycoplasma genitalium. Hier haben wir häufig Resistenzen gegen Doxycyclin, was früher Erstlinientherapie war, inzwischen aber auch gegenüber Azithromycin, vor allem in Gebieten, wo die Einmalgabe von 1g Azithromycin propagiert wird.
Die Resistenz ist etwas weniger ausgeprägt, wenn an 5 Tagen therapiert wird. Aber auch gegen die Fluorchinolone, vor allem gegen Moxifloxacin, zeigen sich im Einzelfall Resistenzen.
Es sollte also in jedem Fall eine Therapiekontrolle gemacht werden. Besser wäre es, noch vor Therapiebeginn die Resistenz des Stammes genau zu bestimmen, um gezielt behandeln zu können.
Pristinamycin ist momentan das einzige Reserve-Antibiotikum, das bei der Infektion noch wirken kann.
Schützen Kondome vor STIs?
Ja, bedingt, vor einer HIV-Infektion in bis zu 80%. Sie schützen aber schlechter vor Neisserien, Chlamydien oder Mykoplasmen, vor allem wenn extragenitale Läsionen vorliegen.
Es muss bedacht werden, dass bei oro-oralen Kontakten z. B. auch eine Gonokokken-Infektion übertragen werden kann. Dann gibt es natürlich Erreger, die keine Symptome machen müssen, also subklinische Läsionen verursachen. Das gilt für den Herpes genitalis und die HPV-Infektion. Hier kann man sich auch trotz Kondomnutzung anstecken. Vor allem wenn man in Kontakt mit jemand ist, der keine Läsion hat und deshalb nicht ahnt, dass er infiziert ist.
Dann gibt es Erreger, an die man nicht in erster Linie denkt, wie beispielsweise die Filzläuse, die genital übertragen werden können ? außer der Patient hat eine Intimhaar-Rasur, dann können sie sich nicht mehr festhalten.
Auch Milbenbefall (Skabies) gilt inzwischen als STI bei Jugendlichen, die intensiven körperlichen Kontakt haben. Weiterhin können Mollusken ausgetauscht werden, vor allem wenn sie extragenital sind, sowie Dermatophyten-Infektionen als Tinea genitalis.
Zusammenfassung
Die Zahl der STI nimmt in der Corona-Pandemie nicht ab.
Resistenzen sind bei den Neisserien und Mykoplasmen problematisch.
Ceftriaxon ist bei den Neisserien Therapie der Wahl.
Moxifloxacin funktioniert meist noch bei den Mykoplasmen.
Daran denken: Safer Sex und Kondome schützen nicht vor allen STIs.
Das war es vom virtuellen STI-Kongress. Danke fürs Zuhören.
Transkript des Videos von PD Dr. Martin Hartmann, Heidelberg:
Schönen guten Tag,
hier ist Martin Hartmann aus dem Klinikum Heidelberg. Heute geht es um die sexuell übertragbaren Erkrankungen oder sexuell übertragbare Infektionen, also STD und STI.
Der deutsche STI-Kongress sollte letztes Jahr in Bochum stattfinden und wurde aufgrund der Corona-Pandemie verschoben. Er fand jetzt virtuell statt.
STIs während der Corona-Pandemie
Zumindest der Kondom-Gebrauch nimmt in Pandemie-Zeiten ab. Der Trend ist besonders ausgeprägt bei Singles und etwas weniger bei stabilen Paaren.
Auch bei Präexpositionsprophylaxe (PreP) wird weiterhin häufig auf das Kondom verzichtet und es kommt dann zu einem Anstieg der bakteriellen STIs, insbesondere der Syphilis, der Chlamydien- und der Mykoplasmen-Infektionen durch Mycoplasma genitalium, die mittlerweile an 3. Stelle stehen.
Während des letzten Jahres ist die Anzahl der Chlamydien- und Syphilis-Fälle in den USA leicht um bis zu einem Drittel der Fälle gesunken. In Deutschland bleibt die Zahl der Syphilis-Infektionen momentan stabil.
Die HIV-Infektion wird häufiger im späteren Stadium, das heißt bei Helferzellen unter 200 oder im AIDS-Stadium diagnostiziert.
Welche Therapien gibt es?
Bei der Syphilis ist die Therapie unproblematisch. Schwieriger ist sie allderdings bei der Gonorrhoe und der Mykoplasmen-Infektion.
Bei den Neisserien besteht eine ausgeprägte Resistenzsituation gegenüber Penicillinen, aber auch Azithromycin. Das einzig wirksame Präparat ist im Moment Ceftriaxon, das in einer Dosierung von 1 bis 2 g i.v. einmalig gegeben werden sollte.
Resistenzen
Noch schwieriger ist die Situation bei Mycoplasma genitalium. Hier haben wir häufig Resistenzen gegen Doxycyclin, was früher Erstlinientherapie war, inzwischen aber auch gegenüber Azithromycin, vor allem in Gebieten, wo die Einmalgabe von 1g Azithromycin propagiert wird.
Die Resistenz ist etwas weniger ausgeprägt, wenn an 5 Tagen therapiert wird. Aber auch gegen die Fluorchinolone, vor allem gegen Moxifloxacin, zeigen sich im Einzelfall Resistenzen.
Es sollte also in jedem Fall eine Therapiekontrolle gemacht werden. Besser wäre es, noch vor Therapiebeginn die Resistenz des Stammes genau zu bestimmen, um gezielt behandeln zu können.
Pristinamycin ist momentan das einzige Reserve-Antibiotikum, das bei der Infektion noch wirken kann.
Schützen Kondome vor STIs?
Ja, bedingt, vor einer HIV-Infektion in bis zu 80%. Sie schützen aber schlechter vor Neisserien, Chlamydien oder Mykoplasmen, vor allem wenn extragenitale Läsionen vorliegen.
Es muss bedacht werden, dass bei oro-oralen Kontakten z. B. auch eine Gonokokken-Infektion übertragen werden kann. Dann gibt es natürlich Erreger, die keine Symptome machen müssen, also subklinische Läsionen verursachen. Das gilt für den Herpes genitalis und die HPV-Infektion. Hier kann man sich auch trotz Kondomnutzung anstecken. Vor allem wenn man in Kontakt mit jemand ist, der keine Läsion hat und deshalb nicht ahnt, dass er infiziert ist.
Dann gibt es Erreger, an die man nicht in erster Linie denkt, wie beispielsweise die Filzläuse, die genital übertragen werden können ? außer der Patient hat eine Intimhaar-Rasur, dann können sie sich nicht mehr festhalten.
Auch Milbenbefall (Skabies) gilt inzwischen als STI bei Jugendlichen, die intensiven körperlichen Kontakt haben. Weiterhin können Mollusken ausgetauscht werden, vor allem wenn sie extragenital sind, sowie Dermatophyten-Infektionen als Tinea genitalis.
Zusammenfassung
Die Zahl der STI nimmt in der Corona-Pandemie nicht ab.
Resistenzen sind bei den Neisserien und Mykoplasmen problematisch.
Ceftriaxon ist bei den Neisserien Therapie der Wahl.
Moxifloxacin funktioniert meist noch bei den Mykoplasmen.
Daran denken: Safer Sex und Kondome schützen nicht vor allen STIs.
Das war es vom virtuellen STI-Kongress. Danke fürs Zuhören.
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J&J-Vakzine erhält Notfall-Zulassung in USA ? ebenfalls Bedenken über Wirkung bei Älteren
che2001, 01:02h
In den USA hat am Wochenende die Corona-Vakzine von Janssen/Johnson & Johnson (J&J) mit dem Namen Ad26.COV2. eine Notfallzulassung (EUA) für Personen ab dem 18. Lebensjahr erhalten. Die US Food and Drug Administration (FDA) folgte damit erwartungsgemäß der Empfehlung eines aus 22 Mitgliedern bestehenden Expertengremiums, das sich am Freitag einstimmig für eine Zulassung ausgesprochen hatte. Damit sind in den USA nun 3 Impfstoffe erhältlich: zusätzlich zur J&J-Vakzine gibt es dort die beiden mRNA-Impfstoffe von Moderna und BioNTech/Pfizer. Die AstraZeneca-Vakzine hat ? anders als in der EU ? dort noch keine Zulassung.
Vorteile des Impfstoffes von J&J sind die Möglichkeit der Einmalverabreichung und eine Lagerung bei herkömmlichen Kühlschrank-Temperaturen. In den USA waren die ersten Reaktionen von Wissenschaftlern auf die EUA für den J&J-Impfstoff positiv, berichtet Medscape Medical News . J&J hat vor 2 Wochen auch in der EU einen Zulassungsantrag gestellt, die Genehmigung wird für Mitte März erwartet.
?Dieser Impfstoff hat sich auch als wirksam gegen den B.1.351-Stamm erwiesen, der zuerst in Südafrika beschrieben wurde", zitiert die US-Ausgabe von Medscape Prof. Dr. Paul Goepfert, Direktor der Alabama Vaccine Research Clinic und Spezialist für Infektionskrankheiten an der University of Alabama in Birmingham. Ähnlich wie bei der AstraZeneca-Vakzine, gibt es jedoch auch bei dem J&J-Impfstoff Bedenken bezüglich der Wirksamkeit bei Älteren. Beide nutzen auch die gleiche Technologie, es handelt sich um Vektoren-Impfstoffe.
Dokumente, die die FDA vergangene Woche veröffentlicht hatte, deuten auf eine geringere Wirksamkeit der J&J-Vakzine bei Menschen über 60 mit bestimmten relevanten Komorbiditäten hin. Diese soll nur 42% betragen, im Gegensatz dazu lag die Wirksamkeit in dieser Altersgruppe ohne Komorbiditäten wie Herzerkrankungen oder Diabetes bei 72%.
Reinfektionen in Pflegeheim in den USA ? mit viel schwererem Verlauf beim 2. Mal
Die US Centers for Disease Control (CDC) berichten über Reinfektionen bei 5 Bewohnern einer Pflegeeinrichtung in Kentucky, die während eines Ausbruchs im Juli 2020 positiv auf SARS-CoV-2 getestet worden waren und nun bei einem 2. Ausbruch mehr als 3 Monate später erneut positiv getestet worden sind. Alle 5 hatten zwischen ihrem 1. und 2. positiven Test mindestens 4 negative PCR-Tests. Dies, sowie das lange Intervall zwischen den positiven Tests, lege nahe, dass es sich bei den 2. positiven Tests um Reinfektionen handele.
Vorteile des Impfstoffes von J&J sind die Möglichkeit der Einmalverabreichung und eine Lagerung bei herkömmlichen Kühlschrank-Temperaturen. In den USA waren die ersten Reaktionen von Wissenschaftlern auf die EUA für den J&J-Impfstoff positiv, berichtet Medscape Medical News . J&J hat vor 2 Wochen auch in der EU einen Zulassungsantrag gestellt, die Genehmigung wird für Mitte März erwartet.
?Dieser Impfstoff hat sich auch als wirksam gegen den B.1.351-Stamm erwiesen, der zuerst in Südafrika beschrieben wurde", zitiert die US-Ausgabe von Medscape Prof. Dr. Paul Goepfert, Direktor der Alabama Vaccine Research Clinic und Spezialist für Infektionskrankheiten an der University of Alabama in Birmingham. Ähnlich wie bei der AstraZeneca-Vakzine, gibt es jedoch auch bei dem J&J-Impfstoff Bedenken bezüglich der Wirksamkeit bei Älteren. Beide nutzen auch die gleiche Technologie, es handelt sich um Vektoren-Impfstoffe.
Dokumente, die die FDA vergangene Woche veröffentlicht hatte, deuten auf eine geringere Wirksamkeit der J&J-Vakzine bei Menschen über 60 mit bestimmten relevanten Komorbiditäten hin. Diese soll nur 42% betragen, im Gegensatz dazu lag die Wirksamkeit in dieser Altersgruppe ohne Komorbiditäten wie Herzerkrankungen oder Diabetes bei 72%.
Reinfektionen in Pflegeheim in den USA ? mit viel schwererem Verlauf beim 2. Mal
Die US Centers for Disease Control (CDC) berichten über Reinfektionen bei 5 Bewohnern einer Pflegeeinrichtung in Kentucky, die während eines Ausbruchs im Juli 2020 positiv auf SARS-CoV-2 getestet worden waren und nun bei einem 2. Ausbruch mehr als 3 Monate später erneut positiv getestet worden sind. Alle 5 hatten zwischen ihrem 1. und 2. positiven Test mindestens 4 negative PCR-Tests. Dies, sowie das lange Intervall zwischen den positiven Tests, lege nahe, dass es sich bei den 2. positiven Tests um Reinfektionen handele.
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Donnerstag, 25. Februar 2021
Das altbekannte Problem von Korrelation versus Kausalität: Vitamin D und COVID-19 ? Im Niemandsland der Evidenz
che2001, 18:18h
Dr. Laura Cabrera
Günstiger als die Produkte von "Big Pharma", und deshalb ein bewusst vorenthaltenes Wundermittel ? dieses Argument steckt hinter dem angeblich unterschätzten Vitamin D im Kampf gegen die Pandemie. Ein nüchterner Blick auf die Evidenz deckt einige Mängel auf.
Hinter der Debatte um die Anwendung von Vitamin D bei vielen Erkrankungen jenseits des manifesten Mangels steckt das altbekannte Problem von Korrelation versus Kausalität. Während diejenigen, die in dem Vitamin den Schlüssel zur Bekämpfung von COVID-19 sehen, die Kausalität als erwiesen erachten, sucht die evidenzbasierte Medizin nach diesem Beweis noch vergebens, heißt es in einem Ernährungsmedizin-Blog.
Vitamin-D-Mangel soll für SARS-CoV-2 anfälliger machen ?
Vitamin D leistet seine Arbeit im Kalzium- und Phosphat-Stoffwechsel und bei der Differenzierung hämatopoetischer Zellen. Auf die Zellen des Immunsystems hat Vitamin D vielfältige Auswirkungen: Es stimuliert die Bildung von antiviral wirksamen Peptiden und spielt eine zentrale Rolle bei der Hemmung überschießender Immunreaktionen, so Prof. Dr. Hans Biesalski von der Universität Hohenheim im NFS Journal.
Ein intaktes Immunsystem schützt bestmöglich vor allen Viren, welche die Atemwege befallen, nicht nur vor SARS-CoV-2. Ein direkter Zusammenhang zwischen einer Infektion mit dem Coronavirus und Vitamin D, der stärker ist als bei anderen Erregern, ist nicht nachgewiesen.
Schaut man sich nun den vermeintlichen Zusammenhang mit schweren Verläufen von COVID-19 an, wird der Sachverhalt etwas komplexer. So gibt es Studien, die nachweisen konnten, dass Patienten, die mit einer schweren COVID-19-Erkrankung intensivpflichtig wurden, oft einen zu niedrigen Vitamin-D-Serumspiegel hatten. Diese Ergebnisse überraschen allerdings wenig, und zwar aus 2 Gründen.
Patienten mit einem Risiko für einen kritischen COVID-19-Verlauf gehören auch zu den Menschen, die eher zu einem Vitamin-D-Mangel neigen, also ältere Menschen, Adipöse sowie Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2.
2 große Studien aus Großbritannien nutzten die Daten der UK Biobank, einem Register aus 502.624 Teilnehmern des mittleren und späten Erwachsenenalters. In beiden Studien verschwand der Zusammenhang zwischen dem Vitamin-D-Spiegel und einer schweren COVID-19-Erkrankung nach Berücksichtigung von Alter und Begleiterkrankungen [2,3].
Vitamin D sinkt bei schwerer Immunreaktion
Der 2. Grund: Vitamin D ist ein negatives Akute-Phase-Reagens. Bei einer schweren Reaktion des Immunsystems auf Gewebeschädigung sinkt der Vitamin-D-Spiegel drastisch ab. Keine klinische Studie kannte den Vitamin-D-Spiegel zum Zeitpunkt der Infektion. Meistens bestimmten die Forscher den Vitamin-D-Spiegel erst bei Aufnahme ins Krankenhaus bzw. auf die Intensivstation.
Hilft Vitamin D intensivpflichtigen COVID-19-Patienten?
Besonders kritisiert wird die Studie der spanischen Forscher um Marta Entrenas Castillo von der Universität Córdoba und ihren Kollegen [4]. Die Forscher untersuchten 76 Patienten, die mit einer schweren COVID-19-Erkrankung ins Krankenhaus eingeliefert wurden. Alle wurden mit Hydroxychloroquin und Azithromycin behandelt, was zum Zeitpunkt der Studie noch die Regel war. Die eine Patientengruppe erhielt dann zu 3 Zeitpunkten Vitamin D. Ein Placebo wurde hingegen nicht verabreicht.
Auf den ersten Blick sind die Ergebnisse erstaunlich. Die Hälfte der Kontrollgruppe musste im weiteren Verlauf auf die Intensivstation verlegt werden, aber nur 2% der Vitamin-D-Gruppe.
Auf den zweiten Blick jedoch hat die Studie weniger Aussagekraft als erhofft: Von den Patienten, die Vitamin D erhielten, hatten 6% Diabetes und 24 % einen Hypertonus ? in der Kontrollgruppe lagen die Anteile bei 19% und 58%. Diese Unterschiede waren beim Hypertonus statistisch signifikant, beim Diabetes grenzten sie an die Signifikanz.
Derzeit wurde noch keine randomisiert-kontrollierte Studie veröffentlicht, die den kausalen Zusammenhang zwischen einem Vitamin-D-Mangel und einer schweren COVID-19-Erkrankung herstellt. Ebenso wenig können Interventionsstudien mit Vitamin D im Pandemiekontext überzeugen.
Ein manifester Vitamin-D-Mangel, wie er in Risikogruppen besonders häufig vorkommt, sollte wie auch schon vor der Pandemie, ausgeglichen werden.
Vitamin D und ARDS
Schon vor der Pandemie war die Rolle von Vitamin D beim Acute Respiratory Distress Syndrome (ARDS) ein Gegenstand der Forschung. Eine viel zitierte Studie von einem Team um Rachel Dancer , University of Birmingham, untersuchte neben Lungenzellen in Kultur auch Patienten, die einer Ösophagektomie unterzogen wurden und einen Vitamin-D-Mangel aufwiesen. Diejenigen, die als Intervention Vitamin D erhielten, zeigten ein signifikant besseres Outcome.
Einige Jahre später versuchte eine groß angelegte randomisierte, kontrollierte Studie diesen Effekt zu bestätigen. Die VIOLET-Studie aus den USA musste jedoch frühzeitig beendet werden, weil das verabreichte Vitamin D bei den intensivpflichtigen Patienten keinen Vorteil erbrachte.
Dieser Artikel ist im Original erschienen auf Coliquio.de
Günstiger als die Produkte von "Big Pharma", und deshalb ein bewusst vorenthaltenes Wundermittel ? dieses Argument steckt hinter dem angeblich unterschätzten Vitamin D im Kampf gegen die Pandemie. Ein nüchterner Blick auf die Evidenz deckt einige Mängel auf.
Hinter der Debatte um die Anwendung von Vitamin D bei vielen Erkrankungen jenseits des manifesten Mangels steckt das altbekannte Problem von Korrelation versus Kausalität. Während diejenigen, die in dem Vitamin den Schlüssel zur Bekämpfung von COVID-19 sehen, die Kausalität als erwiesen erachten, sucht die evidenzbasierte Medizin nach diesem Beweis noch vergebens, heißt es in einem Ernährungsmedizin-Blog.
Vitamin-D-Mangel soll für SARS-CoV-2 anfälliger machen ?
Vitamin D leistet seine Arbeit im Kalzium- und Phosphat-Stoffwechsel und bei der Differenzierung hämatopoetischer Zellen. Auf die Zellen des Immunsystems hat Vitamin D vielfältige Auswirkungen: Es stimuliert die Bildung von antiviral wirksamen Peptiden und spielt eine zentrale Rolle bei der Hemmung überschießender Immunreaktionen, so Prof. Dr. Hans Biesalski von der Universität Hohenheim im NFS Journal.
Ein intaktes Immunsystem schützt bestmöglich vor allen Viren, welche die Atemwege befallen, nicht nur vor SARS-CoV-2. Ein direkter Zusammenhang zwischen einer Infektion mit dem Coronavirus und Vitamin D, der stärker ist als bei anderen Erregern, ist nicht nachgewiesen.
Schaut man sich nun den vermeintlichen Zusammenhang mit schweren Verläufen von COVID-19 an, wird der Sachverhalt etwas komplexer. So gibt es Studien, die nachweisen konnten, dass Patienten, die mit einer schweren COVID-19-Erkrankung intensivpflichtig wurden, oft einen zu niedrigen Vitamin-D-Serumspiegel hatten. Diese Ergebnisse überraschen allerdings wenig, und zwar aus 2 Gründen.
Patienten mit einem Risiko für einen kritischen COVID-19-Verlauf gehören auch zu den Menschen, die eher zu einem Vitamin-D-Mangel neigen, also ältere Menschen, Adipöse sowie Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2.
2 große Studien aus Großbritannien nutzten die Daten der UK Biobank, einem Register aus 502.624 Teilnehmern des mittleren und späten Erwachsenenalters. In beiden Studien verschwand der Zusammenhang zwischen dem Vitamin-D-Spiegel und einer schweren COVID-19-Erkrankung nach Berücksichtigung von Alter und Begleiterkrankungen [2,3].
Vitamin D sinkt bei schwerer Immunreaktion
Der 2. Grund: Vitamin D ist ein negatives Akute-Phase-Reagens. Bei einer schweren Reaktion des Immunsystems auf Gewebeschädigung sinkt der Vitamin-D-Spiegel drastisch ab. Keine klinische Studie kannte den Vitamin-D-Spiegel zum Zeitpunkt der Infektion. Meistens bestimmten die Forscher den Vitamin-D-Spiegel erst bei Aufnahme ins Krankenhaus bzw. auf die Intensivstation.
Hilft Vitamin D intensivpflichtigen COVID-19-Patienten?
Besonders kritisiert wird die Studie der spanischen Forscher um Marta Entrenas Castillo von der Universität Córdoba und ihren Kollegen [4]. Die Forscher untersuchten 76 Patienten, die mit einer schweren COVID-19-Erkrankung ins Krankenhaus eingeliefert wurden. Alle wurden mit Hydroxychloroquin und Azithromycin behandelt, was zum Zeitpunkt der Studie noch die Regel war. Die eine Patientengruppe erhielt dann zu 3 Zeitpunkten Vitamin D. Ein Placebo wurde hingegen nicht verabreicht.
Auf den ersten Blick sind die Ergebnisse erstaunlich. Die Hälfte der Kontrollgruppe musste im weiteren Verlauf auf die Intensivstation verlegt werden, aber nur 2% der Vitamin-D-Gruppe.
Auf den zweiten Blick jedoch hat die Studie weniger Aussagekraft als erhofft: Von den Patienten, die Vitamin D erhielten, hatten 6% Diabetes und 24 % einen Hypertonus ? in der Kontrollgruppe lagen die Anteile bei 19% und 58%. Diese Unterschiede waren beim Hypertonus statistisch signifikant, beim Diabetes grenzten sie an die Signifikanz.
Derzeit wurde noch keine randomisiert-kontrollierte Studie veröffentlicht, die den kausalen Zusammenhang zwischen einem Vitamin-D-Mangel und einer schweren COVID-19-Erkrankung herstellt. Ebenso wenig können Interventionsstudien mit Vitamin D im Pandemiekontext überzeugen.
Ein manifester Vitamin-D-Mangel, wie er in Risikogruppen besonders häufig vorkommt, sollte wie auch schon vor der Pandemie, ausgeglichen werden.
Vitamin D und ARDS
Schon vor der Pandemie war die Rolle von Vitamin D beim Acute Respiratory Distress Syndrome (ARDS) ein Gegenstand der Forschung. Eine viel zitierte Studie von einem Team um Rachel Dancer , University of Birmingham, untersuchte neben Lungenzellen in Kultur auch Patienten, die einer Ösophagektomie unterzogen wurden und einen Vitamin-D-Mangel aufwiesen. Diejenigen, die als Intervention Vitamin D erhielten, zeigten ein signifikant besseres Outcome.
Einige Jahre später versuchte eine groß angelegte randomisierte, kontrollierte Studie diesen Effekt zu bestätigen. Die VIOLET-Studie aus den USA musste jedoch frühzeitig beendet werden, weil das verabreichte Vitamin D bei den intensivpflichtigen Patienten keinen Vorteil erbrachte.
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Covid Update 25.02.
che2001, 18:12h
Innerhalb der letzten 24 Stunden haben sich 11.869 Personen neu mit SARS-CoV-2 infiziert. Das sind 1.662 Fälle mehr als am Donnerstag vor einer Woche. Die Zahl der neu gemeldeten Todesfälle liegt niedriger als vor 7 Tagen, nämlich 385 versus 534. Trotz dieses unklaren Bildes gewinnt die Öffnungsdebatte weiter an Fahrt. Am 3. März wird Bundeskanzlerin Merkel (CDU) zusammen mit den Ministerpräsidenten der Länder über mögliche Lockerungen beraten. Welchen Weg sollte Deutschland einschlagen?
?ControlCOVID?: RKI-Leitfaden für mögliche Lockerungen
Gefragt sind evidenzbasierte Empfehlungen für Öffnungskonzepte. Deshalb hat das RKI ein Strategie-Papier auf der Grundlage wissenschaftlicher Veröffentlichungen herausgegeben. Bis zum Schutz weiter Teile der Bevölkerung durch Impfungen seien Maßnahmen erforderlich, um das Infektionsgeschehen in einen voraussichtlich kontrollierbaren Bereich zu senken ? inklusive effektiver Testung und Nachverfolgung von Kontakten, so die Autoren.
Sie nennen 4 Parameter, welche die Übertragung von SARS-CoV-2 beeinflussen:
Umweltfaktoren (Aufenthalt in geschlossenen Räumen oder im Freien, Belüftung, Alten-/Pflegeheime)
Kontaktmuster (Dauer der Exposition, Nähe zum Indexfall, Kontakthäufigkeit, Art der Aktivität, etwa Sport, Sprechen oder Singen, etc.)
Sozioökonomische Faktoren (Einkommen, Enge im Haushalt, Arbeitszeiten, Arbeitsbedingungen)
Faktor ?Wirt? (Alter, Vorerkrankungen, Immunschwäche, Infektiosität)
Anhand dieser Faktoren hat das RKI eine Toolbox mit 17 Bereichen des täglichen Lebens aufgebaut. Dazu zählen Kitas, Schulen, Betriebe, das häusliche Umfeld, Restaurants, Bars, kulturelle Einrichtungen, Kirchen und viele mehr. Für jedes Setting bewerten Epidemiologen das Infektionsrisiko, den Anteil an der weiteren Verbreitung von SARS-CoV-2, den direkten Einfluss auf Public Health sowie indirekte Effekte. Das bedeutet: Je nach Intensität des Infektionsgeschehens rät das RKI zu unterschiedlichen Einschränkungen in diesen 17 Bereichen.
Die Intensität wird anhand der 7-Tages-Inzidenz, der prozentualen Belegung von Intensivbetten mit COVID-19-Fällen, der wöchentlichen Inzidenz hospitalisierter COVID-19-Patienten über 60 und der prozentualen Kontaktverfolgung ermittelt. Hier gibt es neben der Basisstufe noch 3 weitere Stufen.
Um die Basisstufe mit maximal möglichen Lockerungen zu erreichen, sieht das Papier maximal 10 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und pro Woche, maximal 3% COVID-19-Patienten in Intensivbetten, maximal 3 Patienten über 60 pro 100.000 Personen und Woche sowie eine mindestens 90-prozentige Kontaktnachverfolgung vor. Derzeit befindet sich Deutschland aber noch in der höchsten Stufe im 4-stufigen Modell.
RKI-Befragung: Etwa 36,5 Millionen Menschen gehören zur Hochrisikogruppe
Besonders wichtig ist der Schutz vulnerabler Gruppen. Bislang gab es nur Spekulationen zu den tatsächlichen Zahlen, wer zu dieser Gruppe gehört. Jetzt liefern Auswertungen der RKI-Studie ?Gesundheit in Deutschland aktuell? (GEDA) 2019/2020-EHIS Details. Im Rahmen dieser bundesweiten Querschnittbefragung wurden zwischen April 2019 und Oktober 2020 rund 23.000 Personen ab 15 Jahren telefonisch interviewt. Epidemiologen erfassten außer dem Geburtsdatum noch diverse Vorerkrankungen.
Bei Berücksichtigung eines Alters über 65 Jahren, von Diabetes mellitus, chronischer Nierenerkrankungen und Adipositas mit einem Body Mass Index über 40 kg/m2 als Risikofaktoren, kommen die Autoren im Zuge ihrer Hochrechnung auf 21,6 Millionen Menschen in der Hochrisikogruppe für schweres COVID-19.
Im nächsten Schritt bezogen sie Hypertonie, die koronare Herzkrankheit bzw. Angina pectoris, Herzinfarkte, Schlaganfälle, Asthma bronchiale und chronische Bronchitis ein. Dies führte in Summe zu 36,5 Millionen Menschen mit erhöhtem Risiko.
Bei der Analyse zeigten sich auch soziodemographische und regionale Unterschiede. In der Hochrisikogruppe waren mehr Menschen mit geringer Bildung (49,2%) als mit mittlerem (21,9%) oder hohem Bildungslevel (23,9%). Personen, die eher an schwerem COVID-19 erkranken, lebten zudem mit höherer Wahrscheinlichkeit im Osten Deutschlands oder im Saarland.
Zi-Simulation: Bis Ende Juli alle Erwachsenen in Deutschland geimpft?
Risikogruppen erhalten je nach Alter oder Vorerkrankungen vorrangig Impfangebote. Für sie hat die STIKO Priorisierungen der Gruppen 1 bis 4 vorgesehen. Bislang haben 4,1% aller Einwohner die 1. und 2,2% die 2. Dosis bekommen. Über den weiteren Verlauf von Impfkampagnen wird rege spekuliert.
Um verschiedene Szenarien zu simulieren, hat das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) ein Online-Tool bereitgestellt. Läuft alles nach Plan, könnten alle Erwachsenen bis Ende Juli 2021 geimpft worden sein, so das Ergebnis.
Die Zi-Experten arbeiten mit mehreren Annahmen. Für das 2. Quartal 2021 haben BioNTech und Pfizer 40,2 Millionen Dosen ihrer Vakzine in Aussicht gestellt. Das Bundesministerium für Gesundheit rechnet mit 6,4 Millionen Einheiten des Moderna-Impfstoffes beziehungsweise 16,9 Millionen Dosen von Astra-Zeneca. Im Raum stehen auch weitere EMA-Zulassungen für die Impfstoffe von Johnson & Johnson sowie von Curevac mit geschätzten Volumina von 10,1 bzw. 3,5 Millionen Dosen.
Das Szenario sieht vor, Bürger über Impfzentren, aber auch über niedergelassene Kollegen zu versorgen. 50.000 aller 75.000 Arztpraxen könnten täglich jeweils 20 Impfstoffdosen verabreichen, was rechnerisch bis zu 5 Millionen Impfungen pro Woche ergibt. Hinzu kommen 433 Impfzentren mit rund 140.000 Impfungen pro Tag. Die Länder sehen die maximale Tageskapazität von Impfzentren derzeit bei rund 340.000 Dosen. Sie schätzen, dass diese im März auf über 550.000 gesteigert werden könnte.
?Schafft die Politik die notwendigen Rahmenbedingungen für das Impfen in Arztpraxen, könnten Anfang Mai bereits 35 Millionen Deutsche mindestens eine Erstimpfung erhalten haben?, schreibt das Zi in einer Pressemeldung. ?Eine Erstimpfung der erwachsenen Bevölkerung könnte günstigstenfalls schon in der ersten Julihälfte, die vollständige Immunisierung Anfang August abgeschlossen sein, wenn weitere Impfstoffe kurzfristig zugelassen und alle verfügbaren Impfdosen schnellstmöglich verimpft werden.?
Update vom 23. Februar 2021
5 Theorien warum weltweit die Infektionszahlen sinken
Aktualisierte S3-Leitlinie ?Stationäre Therapie bei COVID-19?
Deutlich reduzierte Übertragungsrate bei Biontech-Impfstoff?
Häufig kardiale Schäden nach schwerem COVID-19-Verlauf
5 Theorien warum weltweit die Infektionszahlen sinken
Quasi weltweit scheinen derzeit die Fallzahlen von SARS-CoV-2-Infektionen zu sinken ? und die Ursache sind nicht weniger Tests, konstatiert Dr. Paul E. Sax, Editor bei NEJM Journal Watch Infectious Diseases in einem lesenswerten Blog. Er nennt 5 mögliche Gründe dafür ? oder eigentlich 6.
Tatsächlich nehmen die Infektionszahlen ab, schreibt Sax, und zwar in Stadt und Land, in Gegenden, wo bereits viel geimpft wird und solchen mit wenigen Impfungen, in Nord- und Südamerika, Europa, Afrika und Asien ? sogar in Ländern mit der Variante B.1.1.7.
Theorie 1: Saisonalität. Eine attraktive Hypothese, meint Sax, denn Coronavirus-Infektionen ? auch vor SARS-CoV-2 ? zeigten definitiv ein saisonales Muster, so wie viele Viruserkrankungen. ?Jeder Kinderarzt wird Ihnen das bestätigen.? Natürlich grenze der Begriff der Saisonalität nicht den genauen Zeitpunkt ein: ?Denken Sie an die Grippe, bei der wir manchmal eine frühe, manchmal eine späte saisonale Spitze im Winter haben.? Doch das Problem mit dieser Theorie sei, dass auf der südlichen Hemisphäre die Jahreszeiten umgekehrt sind. Und dass in vielen südlichen US-Bundesstaaten die Fallzahlen im Sommer angestiegen waren.
Theorie 2: Herdenimmunität. In den USA haben derzeit fast 28 Millionen Menschen eine bestätigte COVID-19-Diagnose erhalten ? diese Meldungen an die CDC spiegeln aber nur einen Bruchteil der wirklichen Fälle wider. Denn viele verlaufen mild oder gar asymptomatisch. Die CDC schätze, dass nur eine von 4,6 Infektionen gemeldet werde. Sax: ?Das könnte uns bis zur Hälfte der US-Bevölkerung bringen, die einen gewissen Grad an natürlicher Immunität gegen die Infektion hat.?
Theorie 3: Verhalten. Inzwischen sei viel klarer, dass das Meiden von Menschenansammlungen und schlecht belüfteten Innenräumen sowie das Tragen von Masken das Infektionsrisiko verringerten. Fallen die Zahlen, weil sich die Menschen in ihrem Verhalten daran anpassen? Die Hypothese hänge auch mit der Herdenimmunität zusammen, erläutert Sax: Menschen, die am wenigsten wahrscheinlich die Ratschläge zur Infektionskontrolle befolgen ? oder aufgrund ihrer Arbeits- oder Wohnsituation nicht in der Lage sind, sie zu befolgen ? hatten bereits COVID-19 und sind daher immun. Die anderen, die noch nicht infiziert sind, bleiben weiterhin in Deckung und warten, bis ein Impfstoff verfügbar ist.
Theorie 4: Impfstoffe. ?Die Welt impft wie verrückt, die Nachfrage sprengt alle Erwartungen?, meint Sax. Und fast überall erhalten diejenigen Menschen zuerst den Impfstoff, die am ehesten symptomatisch oder schwer erkranken. Zudem deute vieles darauf hin, dass die Impfstoffe nicht nur die Krankheit, sondern auch die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung reduzierten ? so verringerten sie die Infektionen insgesamt. Das Impfen finde zwar noch nicht umfassend genug statt, um den Rückgang der Fallzahlen allein zu erklären, könne aber dazu beitragen ? und spiele in Israel sicher eine Rolle.
Theorie 5: Das Virus. ?Vielleicht tut uns das Virus den Gefallen, und wird mit der Zeit weniger virulent?, meint Sax. Vielleicht verursachten auch einige neue Varianten (wenn schon nicht B.1.1.7 dann andere vielleicht) auch weniger schwere Krankheiten. Wenn man die Perspektive des Virus einnehme, dann sei es für den Erreger ja durchaus evolutionär vorteilhaft, eher milde Erkrankungen zu verursachen, da ihm dies mehr Chancen gebe, sein genetisches Material an andere empfängliche Wirte zu verbreiten.
Und dann Punkt 6: ein Gemisch aus all dem. Dies, meint Sax, ?bringt uns zu der wahrscheinlichsten Erklärung für den Rückgang der Fälle: Es könnten alle der oben genannten Erklärungen sein, in verschiedenen Anteilen und unterschiedlich in verschiedenen Regionen ? plus Dinge, die niemand in Betracht gezogen hat.?
Er warnt mit einem Zitat von Henry L. Menken, einem bekannten US-amerikanischen Schriftsteller und Journalisten deutscher Herkunft, davor, zu sehr auf eine alleinige Erklärung zu setzen. Mencken schrieb: ?Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, direkt und plausibel ist ? und falsch.?
Es gebe schon Stimmen, die den Rückgang einer um sich greifenden Herdenimmunität zuschrieben, so Sax. Doch: ?Wir können zwar hoffen, dass die optimistischen Vorhersagen zutreffen, das wünschen wir uns alle. Aber wenn es eine Sache gibt, die uns die Pandemie mit dieser neuen Krankheit lehrt, dann ist es, dass es eine Menge gibt, was wir nicht wissen.?
Aktualisierte S3-Leitlinie ?Stationäre Therapie bei COVID-19?
Unter der Federführung von 3 Fachgesellschaften der Intensiv- und Notfallmediziner sowie der Pneumologen sind die Empfehlungen zur stationären Therapie von Patienten mit COVID-19 nun aktualisiert worden. Insgesamt waren an der Leitlinie, deren Klassifikation nun auf S3 erhöht wurde (also auf mehr Evidenz basiert) 14 verschiedene medizinische Fachgesellschaften beteiligt.
Die aktualisierte Leitlinie umfasst Empfehlungen über den gesamten Verlauf der stationären Behandlung von COVID-19 ? von der Aufnahme und Diagnostik über die Therapie bis hin zum weiteren Krankheitsverlauf und ist damit fächerübergreifend. Der Koordinator der Leitlinie Prof. Dr. Stefan Kluge verweist darauf, dass ?derzeit täglich hunderte neue wissenschaftliche Arbeiten zu COVID-19 publiziert werden?. Die vorliegende Leitlinie beziehe alle neuen und gesicherten Erkenntnisse mit ein.
Die medikamentöse Therapie hat in der aktualisierten Leitlinie einen besonderen Stellenwert. Sie enthält neue Empfehlungen zu zahlreichen Medikamenten. Doch: ?Eine klinische Wirksamkeit bei moderater bis schwerer COVID-19-Erkrankung hospitalisierter Patienten ist weiterhin mit ausreichender Sicherheit nur für Dexamethason nachgewiesen?, räumt PD Dr. Christoph Spinner, Vertreter der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie, ein.
Andere Medikamente, die antiviral oder immunmodulatorisch wirken, können laut den Autoren derzeit außerhalb klinischer Studien und entsprechend qualifizierter klinischer Einrichtungen, nicht regelhaft zum Einsatz empfohlen werden, da hier noch die Evidenz fehle. Die S3-Leitlinie können Interessierte auf der Website der AWMF abrufen.
Deutlich reduzierte Übertragungsrate bei Biontech-Impfstoff?
Etwas Hoffnung nähren Daten aus Israel: Laut einem Manuskript des israelischen Gesundheitsministeriums hemmt der mRNA-Impfstoff von Biontech/Pfizer womöglich die Übertragung des Virus. Medienberichten zufolge soll er die Virus-Übertragung zu knapp 90% verhindern. Ausgewertet wurden Daten von rund 1,8 Millionen Geimpften. Die Daten müssen allerdings sehr zurückhaltend bewertet werden, da es nur ein Bericht ist und keine Studie, die bereits vollständig in einer Fachzeitschrift mit unabhängiger wissenschaftlicher Begutachtung (Peer Review) erschienen ist. Inhalte des Manuskripts waren allerdings bereits letzten Donnerstag auf dem israelischen Internetportal ynet publiziert worden.
Häufig kardiale Schäden nach schwerem COVID-19-Verlauf
Etwa die Hälfte der Patienten, die mit einem schweren COVID-19-Verlauf ins Krankenhaus eingeliefert wurden und bei der Entlassung erhöhte Troponin-Werte aufwiesen, hatten kernspintomographische Hinweise auf kardiale Schäden. Dies zeigen laut einer aktuellen Studie MRT-Untersuchungen, die mindestens einen Monat nach der Entlassung der Patienten aus dem Krankenhaus durchgeführt wurden ( European Heart Journal ).
Studienleiterin Prof. Dr. Marianna Fontana, Kardiologin am University College London (UK): ?Erhöhte Troponin-Werte sind bei COVID-19-Patienten mit einem schlechteren Outcome verbunden.? Patienten mit einem schweren COVID-19-Verlauf hätten oft schon vorbestehende kardiovaskulär relevante Gesundheitsprobleme wie Diabetes, erhöhten Blutdruck und Fettleibigkeit. Bei einem schweren COVID-19-Verlauf könne jedoch auch das Herz direkt betroffen sein.
Die Forscher untersuchten 148 COVID-19-Patienten (Durchschnittsalter 64 Jahre, Männer-Anteil 70%), die bis Juni 2020 aus 6 Krankenhäusern entlassen wurden. Die sich erholenden COVID-19-Patienten waren zuvor sehr krank; alle benötigten einen Krankenhausaufenthalt und alle hatten erhöhte Troponin-Werte; etwa jeder 3. Patient habe beatmet werden müssen, erklärt Fontana.
Bei den MRT-Untersuchungen 1 oder 2 Monate nach der Entlassung fanden die Wissenschaftler laut der Kardiologin ?Hinweise auf hohe Raten von Herzmuskelverletzungen. Einige dieser Schäden hätten vielleicht schon vor der Infektionskrankheit bestanden; einige seien jedoch neu gewesen und wahrscheinlich durch COVID-19 verursacht worden.
?ControlCOVID?: RKI-Leitfaden für mögliche Lockerungen
Gefragt sind evidenzbasierte Empfehlungen für Öffnungskonzepte. Deshalb hat das RKI ein Strategie-Papier auf der Grundlage wissenschaftlicher Veröffentlichungen herausgegeben. Bis zum Schutz weiter Teile der Bevölkerung durch Impfungen seien Maßnahmen erforderlich, um das Infektionsgeschehen in einen voraussichtlich kontrollierbaren Bereich zu senken ? inklusive effektiver Testung und Nachverfolgung von Kontakten, so die Autoren.
Sie nennen 4 Parameter, welche die Übertragung von SARS-CoV-2 beeinflussen:
Umweltfaktoren (Aufenthalt in geschlossenen Räumen oder im Freien, Belüftung, Alten-/Pflegeheime)
Kontaktmuster (Dauer der Exposition, Nähe zum Indexfall, Kontakthäufigkeit, Art der Aktivität, etwa Sport, Sprechen oder Singen, etc.)
Sozioökonomische Faktoren (Einkommen, Enge im Haushalt, Arbeitszeiten, Arbeitsbedingungen)
Faktor ?Wirt? (Alter, Vorerkrankungen, Immunschwäche, Infektiosität)
Anhand dieser Faktoren hat das RKI eine Toolbox mit 17 Bereichen des täglichen Lebens aufgebaut. Dazu zählen Kitas, Schulen, Betriebe, das häusliche Umfeld, Restaurants, Bars, kulturelle Einrichtungen, Kirchen und viele mehr. Für jedes Setting bewerten Epidemiologen das Infektionsrisiko, den Anteil an der weiteren Verbreitung von SARS-CoV-2, den direkten Einfluss auf Public Health sowie indirekte Effekte. Das bedeutet: Je nach Intensität des Infektionsgeschehens rät das RKI zu unterschiedlichen Einschränkungen in diesen 17 Bereichen.
Die Intensität wird anhand der 7-Tages-Inzidenz, der prozentualen Belegung von Intensivbetten mit COVID-19-Fällen, der wöchentlichen Inzidenz hospitalisierter COVID-19-Patienten über 60 und der prozentualen Kontaktverfolgung ermittelt. Hier gibt es neben der Basisstufe noch 3 weitere Stufen.
Um die Basisstufe mit maximal möglichen Lockerungen zu erreichen, sieht das Papier maximal 10 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und pro Woche, maximal 3% COVID-19-Patienten in Intensivbetten, maximal 3 Patienten über 60 pro 100.000 Personen und Woche sowie eine mindestens 90-prozentige Kontaktnachverfolgung vor. Derzeit befindet sich Deutschland aber noch in der höchsten Stufe im 4-stufigen Modell.
RKI-Befragung: Etwa 36,5 Millionen Menschen gehören zur Hochrisikogruppe
Besonders wichtig ist der Schutz vulnerabler Gruppen. Bislang gab es nur Spekulationen zu den tatsächlichen Zahlen, wer zu dieser Gruppe gehört. Jetzt liefern Auswertungen der RKI-Studie ?Gesundheit in Deutschland aktuell? (GEDA) 2019/2020-EHIS Details. Im Rahmen dieser bundesweiten Querschnittbefragung wurden zwischen April 2019 und Oktober 2020 rund 23.000 Personen ab 15 Jahren telefonisch interviewt. Epidemiologen erfassten außer dem Geburtsdatum noch diverse Vorerkrankungen.
Bei Berücksichtigung eines Alters über 65 Jahren, von Diabetes mellitus, chronischer Nierenerkrankungen und Adipositas mit einem Body Mass Index über 40 kg/m2 als Risikofaktoren, kommen die Autoren im Zuge ihrer Hochrechnung auf 21,6 Millionen Menschen in der Hochrisikogruppe für schweres COVID-19.
Im nächsten Schritt bezogen sie Hypertonie, die koronare Herzkrankheit bzw. Angina pectoris, Herzinfarkte, Schlaganfälle, Asthma bronchiale und chronische Bronchitis ein. Dies führte in Summe zu 36,5 Millionen Menschen mit erhöhtem Risiko.
Bei der Analyse zeigten sich auch soziodemographische und regionale Unterschiede. In der Hochrisikogruppe waren mehr Menschen mit geringer Bildung (49,2%) als mit mittlerem (21,9%) oder hohem Bildungslevel (23,9%). Personen, die eher an schwerem COVID-19 erkranken, lebten zudem mit höherer Wahrscheinlichkeit im Osten Deutschlands oder im Saarland.
Zi-Simulation: Bis Ende Juli alle Erwachsenen in Deutschland geimpft?
Risikogruppen erhalten je nach Alter oder Vorerkrankungen vorrangig Impfangebote. Für sie hat die STIKO Priorisierungen der Gruppen 1 bis 4 vorgesehen. Bislang haben 4,1% aller Einwohner die 1. und 2,2% die 2. Dosis bekommen. Über den weiteren Verlauf von Impfkampagnen wird rege spekuliert.
Um verschiedene Szenarien zu simulieren, hat das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) ein Online-Tool bereitgestellt. Läuft alles nach Plan, könnten alle Erwachsenen bis Ende Juli 2021 geimpft worden sein, so das Ergebnis.
Die Zi-Experten arbeiten mit mehreren Annahmen. Für das 2. Quartal 2021 haben BioNTech und Pfizer 40,2 Millionen Dosen ihrer Vakzine in Aussicht gestellt. Das Bundesministerium für Gesundheit rechnet mit 6,4 Millionen Einheiten des Moderna-Impfstoffes beziehungsweise 16,9 Millionen Dosen von Astra-Zeneca. Im Raum stehen auch weitere EMA-Zulassungen für die Impfstoffe von Johnson & Johnson sowie von Curevac mit geschätzten Volumina von 10,1 bzw. 3,5 Millionen Dosen.
Das Szenario sieht vor, Bürger über Impfzentren, aber auch über niedergelassene Kollegen zu versorgen. 50.000 aller 75.000 Arztpraxen könnten täglich jeweils 20 Impfstoffdosen verabreichen, was rechnerisch bis zu 5 Millionen Impfungen pro Woche ergibt. Hinzu kommen 433 Impfzentren mit rund 140.000 Impfungen pro Tag. Die Länder sehen die maximale Tageskapazität von Impfzentren derzeit bei rund 340.000 Dosen. Sie schätzen, dass diese im März auf über 550.000 gesteigert werden könnte.
?Schafft die Politik die notwendigen Rahmenbedingungen für das Impfen in Arztpraxen, könnten Anfang Mai bereits 35 Millionen Deutsche mindestens eine Erstimpfung erhalten haben?, schreibt das Zi in einer Pressemeldung. ?Eine Erstimpfung der erwachsenen Bevölkerung könnte günstigstenfalls schon in der ersten Julihälfte, die vollständige Immunisierung Anfang August abgeschlossen sein, wenn weitere Impfstoffe kurzfristig zugelassen und alle verfügbaren Impfdosen schnellstmöglich verimpft werden.?
Update vom 23. Februar 2021
5 Theorien warum weltweit die Infektionszahlen sinken
Aktualisierte S3-Leitlinie ?Stationäre Therapie bei COVID-19?
Deutlich reduzierte Übertragungsrate bei Biontech-Impfstoff?
Häufig kardiale Schäden nach schwerem COVID-19-Verlauf
5 Theorien warum weltweit die Infektionszahlen sinken
Quasi weltweit scheinen derzeit die Fallzahlen von SARS-CoV-2-Infektionen zu sinken ? und die Ursache sind nicht weniger Tests, konstatiert Dr. Paul E. Sax, Editor bei NEJM Journal Watch Infectious Diseases in einem lesenswerten Blog. Er nennt 5 mögliche Gründe dafür ? oder eigentlich 6.
Tatsächlich nehmen die Infektionszahlen ab, schreibt Sax, und zwar in Stadt und Land, in Gegenden, wo bereits viel geimpft wird und solchen mit wenigen Impfungen, in Nord- und Südamerika, Europa, Afrika und Asien ? sogar in Ländern mit der Variante B.1.1.7.
Theorie 1: Saisonalität. Eine attraktive Hypothese, meint Sax, denn Coronavirus-Infektionen ? auch vor SARS-CoV-2 ? zeigten definitiv ein saisonales Muster, so wie viele Viruserkrankungen. ?Jeder Kinderarzt wird Ihnen das bestätigen.? Natürlich grenze der Begriff der Saisonalität nicht den genauen Zeitpunkt ein: ?Denken Sie an die Grippe, bei der wir manchmal eine frühe, manchmal eine späte saisonale Spitze im Winter haben.? Doch das Problem mit dieser Theorie sei, dass auf der südlichen Hemisphäre die Jahreszeiten umgekehrt sind. Und dass in vielen südlichen US-Bundesstaaten die Fallzahlen im Sommer angestiegen waren.
Theorie 2: Herdenimmunität. In den USA haben derzeit fast 28 Millionen Menschen eine bestätigte COVID-19-Diagnose erhalten ? diese Meldungen an die CDC spiegeln aber nur einen Bruchteil der wirklichen Fälle wider. Denn viele verlaufen mild oder gar asymptomatisch. Die CDC schätze, dass nur eine von 4,6 Infektionen gemeldet werde. Sax: ?Das könnte uns bis zur Hälfte der US-Bevölkerung bringen, die einen gewissen Grad an natürlicher Immunität gegen die Infektion hat.?
Theorie 3: Verhalten. Inzwischen sei viel klarer, dass das Meiden von Menschenansammlungen und schlecht belüfteten Innenräumen sowie das Tragen von Masken das Infektionsrisiko verringerten. Fallen die Zahlen, weil sich die Menschen in ihrem Verhalten daran anpassen? Die Hypothese hänge auch mit der Herdenimmunität zusammen, erläutert Sax: Menschen, die am wenigsten wahrscheinlich die Ratschläge zur Infektionskontrolle befolgen ? oder aufgrund ihrer Arbeits- oder Wohnsituation nicht in der Lage sind, sie zu befolgen ? hatten bereits COVID-19 und sind daher immun. Die anderen, die noch nicht infiziert sind, bleiben weiterhin in Deckung und warten, bis ein Impfstoff verfügbar ist.
Theorie 4: Impfstoffe. ?Die Welt impft wie verrückt, die Nachfrage sprengt alle Erwartungen?, meint Sax. Und fast überall erhalten diejenigen Menschen zuerst den Impfstoff, die am ehesten symptomatisch oder schwer erkranken. Zudem deute vieles darauf hin, dass die Impfstoffe nicht nur die Krankheit, sondern auch die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung reduzierten ? so verringerten sie die Infektionen insgesamt. Das Impfen finde zwar noch nicht umfassend genug statt, um den Rückgang der Fallzahlen allein zu erklären, könne aber dazu beitragen ? und spiele in Israel sicher eine Rolle.
Theorie 5: Das Virus. ?Vielleicht tut uns das Virus den Gefallen, und wird mit der Zeit weniger virulent?, meint Sax. Vielleicht verursachten auch einige neue Varianten (wenn schon nicht B.1.1.7 dann andere vielleicht) auch weniger schwere Krankheiten. Wenn man die Perspektive des Virus einnehme, dann sei es für den Erreger ja durchaus evolutionär vorteilhaft, eher milde Erkrankungen zu verursachen, da ihm dies mehr Chancen gebe, sein genetisches Material an andere empfängliche Wirte zu verbreiten.
Und dann Punkt 6: ein Gemisch aus all dem. Dies, meint Sax, ?bringt uns zu der wahrscheinlichsten Erklärung für den Rückgang der Fälle: Es könnten alle der oben genannten Erklärungen sein, in verschiedenen Anteilen und unterschiedlich in verschiedenen Regionen ? plus Dinge, die niemand in Betracht gezogen hat.?
Er warnt mit einem Zitat von Henry L. Menken, einem bekannten US-amerikanischen Schriftsteller und Journalisten deutscher Herkunft, davor, zu sehr auf eine alleinige Erklärung zu setzen. Mencken schrieb: ?Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, direkt und plausibel ist ? und falsch.?
Es gebe schon Stimmen, die den Rückgang einer um sich greifenden Herdenimmunität zuschrieben, so Sax. Doch: ?Wir können zwar hoffen, dass die optimistischen Vorhersagen zutreffen, das wünschen wir uns alle. Aber wenn es eine Sache gibt, die uns die Pandemie mit dieser neuen Krankheit lehrt, dann ist es, dass es eine Menge gibt, was wir nicht wissen.?
Aktualisierte S3-Leitlinie ?Stationäre Therapie bei COVID-19?
Unter der Federführung von 3 Fachgesellschaften der Intensiv- und Notfallmediziner sowie der Pneumologen sind die Empfehlungen zur stationären Therapie von Patienten mit COVID-19 nun aktualisiert worden. Insgesamt waren an der Leitlinie, deren Klassifikation nun auf S3 erhöht wurde (also auf mehr Evidenz basiert) 14 verschiedene medizinische Fachgesellschaften beteiligt.
Die aktualisierte Leitlinie umfasst Empfehlungen über den gesamten Verlauf der stationären Behandlung von COVID-19 ? von der Aufnahme und Diagnostik über die Therapie bis hin zum weiteren Krankheitsverlauf und ist damit fächerübergreifend. Der Koordinator der Leitlinie Prof. Dr. Stefan Kluge verweist darauf, dass ?derzeit täglich hunderte neue wissenschaftliche Arbeiten zu COVID-19 publiziert werden?. Die vorliegende Leitlinie beziehe alle neuen und gesicherten Erkenntnisse mit ein.
Die medikamentöse Therapie hat in der aktualisierten Leitlinie einen besonderen Stellenwert. Sie enthält neue Empfehlungen zu zahlreichen Medikamenten. Doch: ?Eine klinische Wirksamkeit bei moderater bis schwerer COVID-19-Erkrankung hospitalisierter Patienten ist weiterhin mit ausreichender Sicherheit nur für Dexamethason nachgewiesen?, räumt PD Dr. Christoph Spinner, Vertreter der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie, ein.
Andere Medikamente, die antiviral oder immunmodulatorisch wirken, können laut den Autoren derzeit außerhalb klinischer Studien und entsprechend qualifizierter klinischer Einrichtungen, nicht regelhaft zum Einsatz empfohlen werden, da hier noch die Evidenz fehle. Die S3-Leitlinie können Interessierte auf der Website der AWMF abrufen.
Deutlich reduzierte Übertragungsrate bei Biontech-Impfstoff?
Etwas Hoffnung nähren Daten aus Israel: Laut einem Manuskript des israelischen Gesundheitsministeriums hemmt der mRNA-Impfstoff von Biontech/Pfizer womöglich die Übertragung des Virus. Medienberichten zufolge soll er die Virus-Übertragung zu knapp 90% verhindern. Ausgewertet wurden Daten von rund 1,8 Millionen Geimpften. Die Daten müssen allerdings sehr zurückhaltend bewertet werden, da es nur ein Bericht ist und keine Studie, die bereits vollständig in einer Fachzeitschrift mit unabhängiger wissenschaftlicher Begutachtung (Peer Review) erschienen ist. Inhalte des Manuskripts waren allerdings bereits letzten Donnerstag auf dem israelischen Internetportal ynet publiziert worden.
Häufig kardiale Schäden nach schwerem COVID-19-Verlauf
Etwa die Hälfte der Patienten, die mit einem schweren COVID-19-Verlauf ins Krankenhaus eingeliefert wurden und bei der Entlassung erhöhte Troponin-Werte aufwiesen, hatten kernspintomographische Hinweise auf kardiale Schäden. Dies zeigen laut einer aktuellen Studie MRT-Untersuchungen, die mindestens einen Monat nach der Entlassung der Patienten aus dem Krankenhaus durchgeführt wurden ( European Heart Journal ).
Studienleiterin Prof. Dr. Marianna Fontana, Kardiologin am University College London (UK): ?Erhöhte Troponin-Werte sind bei COVID-19-Patienten mit einem schlechteren Outcome verbunden.? Patienten mit einem schweren COVID-19-Verlauf hätten oft schon vorbestehende kardiovaskulär relevante Gesundheitsprobleme wie Diabetes, erhöhten Blutdruck und Fettleibigkeit. Bei einem schweren COVID-19-Verlauf könne jedoch auch das Herz direkt betroffen sein.
Die Forscher untersuchten 148 COVID-19-Patienten (Durchschnittsalter 64 Jahre, Männer-Anteil 70%), die bis Juni 2020 aus 6 Krankenhäusern entlassen wurden. Die sich erholenden COVID-19-Patienten waren zuvor sehr krank; alle benötigten einen Krankenhausaufenthalt und alle hatten erhöhte Troponin-Werte; etwa jeder 3. Patient habe beatmet werden müssen, erklärt Fontana.
Bei den MRT-Untersuchungen 1 oder 2 Monate nach der Entlassung fanden die Wissenschaftler laut der Kardiologin ?Hinweise auf hohe Raten von Herzmuskelverletzungen. Einige dieser Schäden hätten vielleicht schon vor der Infektionskrankheit bestanden; einige seien jedoch neu gewesen und wahrscheinlich durch COVID-19 verursacht worden.
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