Donnerstag, 30. Juli 2020
che2001, 20:15h
Cochrane-Review: Tests auf Immunglobuline gegen SARS-CoV-2 sind unzuverlässig, Studien dazu haben gravierende Mängel
Dr. Angela Speth, medscape
Antikörpertests eignen sich nur bedingt zur Diagnostik während oder nach COVID-19, zu dieser Einschätzung kommt ein Cochrane-Review. Zum Beispiel hängt die Zuverlässigkeit stark davon ab, in welchem Abstand zum Symptombeginn sie gemacht werden. Ein weiterer Unsicherheitsfaktor: Die wenigsten Studien zur Testgenauigkeit erfüllen die Qualitätskriterien.
Auf Antikörpertests richtet sich großes Interesse, wie Prof. Dr. Jonathan J. Deeks von der Universität Birmingham und sein Cochrane-Team erläutern [1]. Denn vorausgesetzt, sie wären gut evaluiert, könnten sie wichtige praktische und theoretische Erkenntnisse zur Corona-Pandemie liefern.
So ließe sich im Nachhinein feststellen, ob jemand die Infektion bereits durchgemacht hat oder nicht. Diese Ungewissheit besteht vor allem bei Menschen, die keine, schwache oder unspezifische Symptome hatten, so dass kaum Bedarf zur Abklärung per PCR bestand. Nachträglich hat eine PCR ja keinen Sinn mehr, sondern nur in der Phase der Virusvermehrung.
Zuverlässigkeit der PCR variiert je nach Infektionsbeginn
Umgekehrt könnten Antikörpertests bei akuter Erkrankung zur Korrektur oder Bestätigung einer Diagnose wertvoll sein: wenn zwar die typischen Symptome vorliegen, aber mit PCR in Abstrichproben keine Erreger zu finden waren. Denn obwohl der molekulare Test den Goldstandard darstellt, ist er für seine Unzuverlässigkeit und Zeitabhängigkeit bekannt. Selbst am Tag 3 nach Auftreten der Symptome – dem günstigsten Fall – beträgt die falsch-negative Quote noch 20%, ergab eine Metaanalyse.
Eine besser gestützte Abklärung würde dann die Entscheidung erleichtern, ob eine Therapie oder Quarantäne angebracht ist. Fällt jedoch auch die zweite Methode falsch negativ aus, wird das versäumt. Spricht sie bei Gesunden auf COVID-19 an (falsch positiv), führt das zu unnötigen weiteren Tests, zu Therapie und Isolierung.
Falls sich herausstellen sollte, dass Antikörper Immunität bedeuten, ließe sich zudem checken, wer gegen die Infektion geschützt ist und folglich auch andere nicht mehr ansteckt.
Antikörpertests könnten die Immunreaktionen widerspiegeln
Auch könnten Antikörpertests Einblick geben in das immunologische Geschehen bei schwerer Erkrankung und während der Rekonvaleszenz.
Und sie könnten helfen, die Seroprävalenz in der Bevölkerung zu beurteilen. Dadurch eröffnet sich die Chance, abzuschätzen, wie weit die Infektion bereits verbreitet ist und welche Vorsorgemaßnahmen des Gesundheitswesens notwendig und welche verzichtbar sind.
Wegen all dieser potenziellen Vorteile ist es nicht verwunderlich, dass nach dem Ausbruch von COVID-19 eine rege Entwicklung von Antikörpertests einsetzte. Insgesamt 279 kommerzielle und interne Tests listet die Foundation for Innovative Diagnostics (FIND) auf – doch wie die Forscher feststellten, liegen nur für 25 einigermaßen aussagekräftige Daten vor.
Dr. Angela Speth, medscape
Antikörpertests eignen sich nur bedingt zur Diagnostik während oder nach COVID-19, zu dieser Einschätzung kommt ein Cochrane-Review. Zum Beispiel hängt die Zuverlässigkeit stark davon ab, in welchem Abstand zum Symptombeginn sie gemacht werden. Ein weiterer Unsicherheitsfaktor: Die wenigsten Studien zur Testgenauigkeit erfüllen die Qualitätskriterien.
Auf Antikörpertests richtet sich großes Interesse, wie Prof. Dr. Jonathan J. Deeks von der Universität Birmingham und sein Cochrane-Team erläutern [1]. Denn vorausgesetzt, sie wären gut evaluiert, könnten sie wichtige praktische und theoretische Erkenntnisse zur Corona-Pandemie liefern.
So ließe sich im Nachhinein feststellen, ob jemand die Infektion bereits durchgemacht hat oder nicht. Diese Ungewissheit besteht vor allem bei Menschen, die keine, schwache oder unspezifische Symptome hatten, so dass kaum Bedarf zur Abklärung per PCR bestand. Nachträglich hat eine PCR ja keinen Sinn mehr, sondern nur in der Phase der Virusvermehrung.
Zuverlässigkeit der PCR variiert je nach Infektionsbeginn
Umgekehrt könnten Antikörpertests bei akuter Erkrankung zur Korrektur oder Bestätigung einer Diagnose wertvoll sein: wenn zwar die typischen Symptome vorliegen, aber mit PCR in Abstrichproben keine Erreger zu finden waren. Denn obwohl der molekulare Test den Goldstandard darstellt, ist er für seine Unzuverlässigkeit und Zeitabhängigkeit bekannt. Selbst am Tag 3 nach Auftreten der Symptome – dem günstigsten Fall – beträgt die falsch-negative Quote noch 20%, ergab eine Metaanalyse.
Eine besser gestützte Abklärung würde dann die Entscheidung erleichtern, ob eine Therapie oder Quarantäne angebracht ist. Fällt jedoch auch die zweite Methode falsch negativ aus, wird das versäumt. Spricht sie bei Gesunden auf COVID-19 an (falsch positiv), führt das zu unnötigen weiteren Tests, zu Therapie und Isolierung.
Falls sich herausstellen sollte, dass Antikörper Immunität bedeuten, ließe sich zudem checken, wer gegen die Infektion geschützt ist und folglich auch andere nicht mehr ansteckt.
Antikörpertests könnten die Immunreaktionen widerspiegeln
Auch könnten Antikörpertests Einblick geben in das immunologische Geschehen bei schwerer Erkrankung und während der Rekonvaleszenz.
Und sie könnten helfen, die Seroprävalenz in der Bevölkerung zu beurteilen. Dadurch eröffnet sich die Chance, abzuschätzen, wie weit die Infektion bereits verbreitet ist und welche Vorsorgemaßnahmen des Gesundheitswesens notwendig und welche verzichtbar sind.
Wegen all dieser potenziellen Vorteile ist es nicht verwunderlich, dass nach dem Ausbruch von COVID-19 eine rege Entwicklung von Antikörpertests einsetzte. Insgesamt 279 kommerzielle und interne Tests listet die Foundation for Innovative Diagnostics (FIND) auf – doch wie die Forscher feststellten, liegen nur für 25 einigermaßen aussagekräftige Daten vor.
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Erste deutschlandweite Analyse: Rund jeder zweite beatmete COVID-19-Patient gestorben
che2001, 20:06h
Ute Eppinger, medscape
Jeder 5. COVID-19-Patient, der zwischen Ende Februar und Mitte April 2020 in einer deutschen Klinik aufgenommen wurde, ist an der Krankheit gestorben. Unter den Patienten, die beatmet werden mussten, war die Sterblichkeit besonders hoch: Sie lag bei 53%. Von den Patienten, die keine Beatmung brauchten starben 16%.
Das sind die zentralen Ergebnisse einer Analyse von rund 10.000 Patientendaten, die das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO), die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) und die TU Berlin durchgeführt und jetzt in Lancet Respiratory Medicine veröffentlicht haben [1].
Prof. Dr. Christian Karaginannidis und sein Team von den Kliniken Köln hatten die Daten von 10.021 Patienten untersucht, die zwischen dem 26. Februar und dem 19. April mit einer diagnostizierten SARS-CoV-2-Infektion stationär aufgenommen worden waren. Basis für Analyse waren AOK-Abrechnungsdaten. Die Patienten waren in insgesamt 920 verschiedenen Kliniken in Deutschland behandelt worden. Von den 10.021 eingeschlossenen Patienten wurden 1.727 (17%) künstlich beatmet, 2.220 (22%) starben – 25% bei den Männern und 19% bei den Frauen.
Beatmete Patienten wiesen mehr Vorerkrankungen auf
Das Durchschnittsalter der Patienten lag bei 72 Jahren – sowohl in der Gruppe der beatmeten als auch der nicht beatmeten Patienten. Die Mehrheit der Patienten litt an einer oder mehreren Vorerkrankungen. Am häufigsten lag Bluthochdruck vor (56%), gefolgt von Diabetes (28%), Herz-Rhythmusstörungen (27%), Nierenversagen (23%), Herzschwäche (20%), COPD (14%) und Fettleibigkeit (6%).
Wer beatmet werden musste, wies im Schnitt mehr Vorerkrankungen auf: 43% dieser Patienten litten an Herz-Rhythmus-Störungen. Ein Diabetes lag 39 % der Patienten mit Beatmung vor. 6% der beatmeten Patienten brauchten eine Dialyse. Und unter den Patienten, die beatmet werden mussten und eine Dialyse brauchten, starben 73%.
Der Anteil der beatmeten Patienten unterschied sich zwischen den Altersgruppen: Bei den 18- bis 59-Jährigen lag er bei 15%, bei den 60- bis 69-Jährigen bei 24%, bei den 70-bis 79-jährigen bei 25% und bei Patienten ab 80 Jahren bei 12%.
„Der Anteil der älteren Patienten mit Beatmung ist zwar relativ niedrig, aber wir können davon ausgehen, dass in Deutschland alle Patienten beatmet werden konnten, bei denen das therapeutisch notwendig erschien. Denn bundesweit standen zu jedem Zeitpunkt der Pandemie genügend freie Intensivbetten zur Verfügung und die Kapazität der Intensivstationen war zum Glück nie voll ausgelastet“, kommentiert Karagiannidis, Sprecher der DIVI-Sektion „Lunge – Respiratorisches Versagen“ sowie Leiter des ECMO-Zentrums der Lungenklinik Köln-Merheim in einer Pressemitteilung die Studie.
Jeder 5. COVID-19-Patient, der zwischen Ende Februar und Mitte April 2020 in einer deutschen Klinik aufgenommen wurde, ist an der Krankheit gestorben. Unter den Patienten, die beatmet werden mussten, war die Sterblichkeit besonders hoch: Sie lag bei 53%. Von den Patienten, die keine Beatmung brauchten starben 16%.
Das sind die zentralen Ergebnisse einer Analyse von rund 10.000 Patientendaten, die das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO), die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) und die TU Berlin durchgeführt und jetzt in Lancet Respiratory Medicine veröffentlicht haben [1].
Prof. Dr. Christian Karaginannidis und sein Team von den Kliniken Köln hatten die Daten von 10.021 Patienten untersucht, die zwischen dem 26. Februar und dem 19. April mit einer diagnostizierten SARS-CoV-2-Infektion stationär aufgenommen worden waren. Basis für Analyse waren AOK-Abrechnungsdaten. Die Patienten waren in insgesamt 920 verschiedenen Kliniken in Deutschland behandelt worden. Von den 10.021 eingeschlossenen Patienten wurden 1.727 (17%) künstlich beatmet, 2.220 (22%) starben – 25% bei den Männern und 19% bei den Frauen.
Beatmete Patienten wiesen mehr Vorerkrankungen auf
Das Durchschnittsalter der Patienten lag bei 72 Jahren – sowohl in der Gruppe der beatmeten als auch der nicht beatmeten Patienten. Die Mehrheit der Patienten litt an einer oder mehreren Vorerkrankungen. Am häufigsten lag Bluthochdruck vor (56%), gefolgt von Diabetes (28%), Herz-Rhythmusstörungen (27%), Nierenversagen (23%), Herzschwäche (20%), COPD (14%) und Fettleibigkeit (6%).
Wer beatmet werden musste, wies im Schnitt mehr Vorerkrankungen auf: 43% dieser Patienten litten an Herz-Rhythmus-Störungen. Ein Diabetes lag 39 % der Patienten mit Beatmung vor. 6% der beatmeten Patienten brauchten eine Dialyse. Und unter den Patienten, die beatmet werden mussten und eine Dialyse brauchten, starben 73%.
Der Anteil der beatmeten Patienten unterschied sich zwischen den Altersgruppen: Bei den 18- bis 59-Jährigen lag er bei 15%, bei den 60- bis 69-Jährigen bei 24%, bei den 70-bis 79-jährigen bei 25% und bei Patienten ab 80 Jahren bei 12%.
„Der Anteil der älteren Patienten mit Beatmung ist zwar relativ niedrig, aber wir können davon ausgehen, dass in Deutschland alle Patienten beatmet werden konnten, bei denen das therapeutisch notwendig erschien. Denn bundesweit standen zu jedem Zeitpunkt der Pandemie genügend freie Intensivbetten zur Verfügung und die Kapazität der Intensivstationen war zum Glück nie voll ausgelastet“, kommentiert Karagiannidis, Sprecher der DIVI-Sektion „Lunge – Respiratorisches Versagen“ sowie Leiter des ECMO-Zentrums der Lungenklinik Köln-Merheim in einer Pressemitteilung die Studie.
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Gestartet: Das Corona-Info-Blog vom Handelsblatt
che2001, 14:51h
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Mittwoch, 29. Juli 2020
Alternative Medien - Hach, was waren das für Zeiten!
che2001, 19:43h
Paranoikerportale wie Multipolar, Neulandrebellen oder Swiss Policy Research sind nur die Schwundform kritischer Onlinemedien, bei deren erstem in Deutschland ich die Ehre hatte mitzutun - und etliche der hier Kommentierenden und Lesenden auch.
https://rebellmarkt.blogger.de/stories/1319052/
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Bedenkenswertes zum Diskurs rund um Corona
che2001, 16:33h
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Sonntag, 26. Juli 2020
Weiße Haie in der Nordsee
che2001, 20:23h
Die globale Klimaerwärmung führt dazu, dass sich auch das Nordseewasser erwärmt und daher wärmeliebende Fauna in die Nordsee einwandert. Dazu gehören Heringshaie, Hammerhaie, Blauhaie, Weißspitzen-Hochseehaie und Weiße Haie. Parallel durchwandern aus Gründen die wir noch nicht kennen auch andere Meeresriesen schulenweise die Nordsee: Orcas und Pottwale.
Auch Große Tümmler scheinen langsam wieder heimisch zu werden.
Wir müssen künftig also nicht bis zu den Malediven fliegen, um als Taucher was zu erleben.
Auch Große Tümmler scheinen langsam wieder heimisch zu werden.
Wir müssen künftig also nicht bis zu den Malediven fliegen, um als Taucher was zu erleben.
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Donnerstag, 23. Juli 2020
Mein "Goldstandard"zu Corona-Verschwörungstheorien und Alubommeln
che2001, 19:00h
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SARS-CoV-2-Vakzine: Gute Nachrichten aus UK und China – doch Immunreaktionen geben immer noch Rätsel auf
che2001, 18:32h
2 SARS-CoV-2-Impfstoffe auf der Basis von Adeno-assoziierten Virus-Vektoren (AAV) sind wirksam und sicher. Das berichten britische und chinesische Forscher in The Lancet auf der Basis von Phase-1/2-Studien [1,2]. Bei nahezu allen Probanden wurden neutralisierende Antikörper mit einem ausreichend hohem Titer gebildet. Lebensbedrohliche Nebenwirkungen sind nicht aufgetreten. In Folgestudien sollen vor allem ältere Menschen mit einbezogen werden.
„Die Ergebnisse beider Studien verheißen Gutes für Phase-3-Studien, in denen die Impfstoffe an viel größeren Teilnehmerpopulationen getestet werden, um ihre Wirksamkeit und Sicherheit zu beurteilen“, schreibt Prof. Dr. Naor Bar-Zeev zusammen mit einem Kollegen in einem begleitenden Kommentar [3]. Er forscht an der Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health, Baltimore, USA. Adenovirus-Vektoren seien ein „innovatives und effizientes Instrument zur Impfstoffentwicklung“, heißt es weiter. „Über diese und andere COVID-19-Impfstoffe, die sich in der Entwicklung befinden, ist noch viel unbekannt, einschließlich der Langlebigkeit der Reaktion und der Immunogenität bei älteren Erwachsenen oder anderen Gruppen, wie z.B. solchen mit Komorbiditäten, die oft von klinischen Studien ausgeschlossen werden, oder ethnischen Gruppen, die stärker von COVID-19 betroffen sind“.
Vorläufige Ergebnisse der britischen Phase-1/2-Studie
Das Team um Pedro M. Folegatti von der University of Oxford berichtet von vorläufigen Ergebnissen einer Phase 1/2-Studie.
Zwischen dem 23. April und dem 21. Mai 2020 wurden 1.077 Teilnehmer in die Studie aufgenommen. Sie waren 18 bis 55 Jahre alt und hatten keine COVID-19 in ihrer Vorgeschichte. Alle Probanden erhielten entweder den AAV-Impfstoff ChAdOx1 nCoV-19 (n = 543) oder als Kontrolle den Meningokokken-Konjugat-Impfstoff MenACWY (n = 534). 113 Teilnehmer (56 mit dem COVID-19-Impfstoff und 57 in der Kontrollgruppe) wurden gebeten, vor und 24 Stunden nach der Impfung Paracetamol einzunehmen, um mögliche Reaktionen zu verringern.
Alle Probanden waren in 4 Gruppen eingeteilt:
• In den Gruppen 1, 2 und 4 erhielt die Hälfte aller Teilnehmer den COVID-19-Impfstoff und die Hälfte den Kontrollimpfstoff.
• Gruppe 3 (n = 10) erhielt nur den COVID-19-Impfstoff und 28 Tage nach der 1. Dosis eine zusätzliche Impfstoffdosis.
• Teilnehmer der Gruppe 1 (n = 88) wurden für den Phase-1-Teil der Studie intensiv medizinisch überwacht. Hier wurden Antikörper- und T-Zell-Reaktionen untersuchen.
• In Gruppe 2 (n = 412) wurde zusätzlich zum Serum Vollblut entnommen, um die Antikörper- und T-Zell-Reaktionen zu untersuchen.
• In Gruppe 4 (n = 567) wurde nur Serum entnommen, um nur die Antikörperreaktion zu untersuchen.
Die Autoren fanden heraus, dass der Impfstoff starke Antikörper- und T-Zell-Reaktionen auslöste:
• T-Zell-Antworten, die auf das SARS-CoV-2-Spike-Protein abzielten, waren bei 43 Teilnehmern der Gruppe 1 deutlich erhöht. Sie erreichten am Tag 14 ihr Maximum, wobei sich der Titer am Tag 56 wieder leicht verringerte. Die T-Zell-Antwort nahm bei einer 2. Dosis des Impfstoffs in Gruppe 3 nicht weiter zu.
• Die Antikörper-Antwort erreichte ihr Maximum am Tag 28 und blieb bis zur Messung am Tag 56 der Studie bei Probanden mit einer Impfstoffdosis hoch. Diese Reaktion wurde durch eine weitere Dosis verstärkt.
• Nach einer Auffrischungsimpfung (Gruppe 3) hatten alle Teilnehmer neutralisierende Amtikörper gegen SARS-CoV-2.
• Paracetamol zeigte keinen negativen Effekt auf die Wirkung der Impfung.
• Lokale und systemische Reaktionen traten in der ChAdOx1 nCoV-19-Gruppe häufiger auf, einschließlich Schmerzen, Fieber, Schüttelfrost, Muskelschmerzen, Kopfschmerzen und Unwohlsein. Solche Beschwerden ließen sich gut durch prophylaktische Paracetamol-Gaben verringern. Es kam zu keinen schwerwiegenden unerwünschten Ereignissen.
• „Es gibt noch viel zu tun, bevor wir bestätigen können, ob unser Impfstoff bei der Bekämpfung der COVID-19-Pandemie helfen wird, aber diese ersten Ergebnisse sind vielversprechend“, so Prof. Dr. Sarah Gilbert von der University of Oxford, UK, in einer Pressemeldung des Journals. Sie ist eine Koautorin der Studie. Gilbert weiter: „Wir müssen unseren Impfstoff nicht nur weiterhin in Phase 3-Studien testen, sondern auch mehr über das Virus erfahren – z.B. wissen wir immer noch nicht, wie stark eine Immunreaktion sein muss, um vor einer SARS-CoV-2-Infektion zu schützen.“
• Es gibt noch viel zu tun, bevor wir bestätigen können, ob unser Impfstoff bei der Bekämpfung der COVID-19-Pandemie helfen wird, aber diese ersten Ergebnisse sind vielversprechend. Prof. Dr. Sarah Gilbert
• Ergebnisse der chinesischen Phase-2-Impfstudie
• Zeitgleich berichten Forscher um Prof. Dr. Feng-Cai Zhu vom Jiangsu Provincial Center of Disease Control and Prevention im chinesischen Nanjing über Resultate einer Phase-2-Studie. Auch sie arbeiteten mit einem Adeno-assoziierten Virus als Vektor. Ergebnisse der Phase 1 sind bereits im Mai 2020 veröffentlicht worden.
• In die Phase-2-Studie wurden 508 Personen aufgenommen. Etwa 2 Drittel der Teilnehmer (309; 61%) waren zwischen 18 und 44 Jahre alt, ein Viertel (134; 26%) war zwischen 45 und 54 Jahre alt und 13% (65) waren 55 Jahre oder älter. 253 erhielten eine hohe Dosis des Impfstoffs (1×1011 Viruspartikeln/ml), 129 eine niedrige Dosis (5×1010 Viruspartikeln/ml) und 126 ein Placebo.
• Die Studie ergab, dass 95% (241/253) der Teilnehmer in der Gruppe mit hoher Dosis und 91% (118/129) der Empfänger in der Gruppe mit niedriger Dosis am Tag 28 entweder T-Zell- oder Antikörper-Immunreaktionen zeigten.
• Der Impfstoff induzierte bis zum 28. Tag neutralisierende Antikörper bei 59% (148/253) und 47% (61/129) der Teilnehmer und bindende Antikörper bei 96% (244/253) und 97% (125/129) der Teilnehmer in der Hoch- bzw. Niedrigdosisgruppe. Nicht jeder bindende Antikörper wirkt aber bekanntlich auch neutralisierend. Probanden der Placebogruppe zeigten keinen Anstieg der Antikörper gegenüber dem Ausgangswert.
• Innerhalb von 28 Tagen traten bei 24 (9%) Teilnehmern in der Hochdosisgruppe schwere (Grad 3) Nebenwirkungen auf, die signifikant höher waren als bei denjenigen, die die niedrige Dosis oder das Placebo erhalten hatten (1 Person, 1%, in der Niedrigdosisgruppe und 2 Personen, 2%, in der Placebogruppe). Die häufigste schwere Reaktion war Fieber.
Lokale und systemische Reaktionen traten in der ChAdOx1 nCoV-19-Gruppe häufiger auf, einschließlich Schmerzen, Fieber, Schüttelfrost, Muskelschmerzen, Kopfschmerzen und Unwohlsein. Solche Beschwerden ließen sich gut durch prophylaktische Paracetamol-Gaben verringern. Es kam zu keinen schwerwiegenden unerwünschten Ereignissen.
„Es gibt noch viel zu tun, bevor wir bestätigen können, ob unser Impfstoff bei der Bekämpfung der COVID-19-Pandemie helfen wird, aber diese ersten Ergebnisse sind vielversprechend“, so Prof. Dr. Sarah Gilbert von der University of Oxford, UK, in einer Pressemeldung des Journals. Sie ist eine Koautorin der Studie. Gilbert weiter: „Wir müssen unseren Impfstoff nicht nur weiterhin in Phase 3-Studien testen, sondern auch mehr über das Virus erfahren – z.B. wissen wir immer noch nicht, wie stark eine Immunreaktion sein muss, um vor einer SARS-CoV-2-Infektion zu schützen.“
Es gibt noch viel zu tun, bevor wir bestätigen können, ob unser Impfstoff bei der Bekämpfung der COVID-19-Pandemie helfen wird, aber diese ersten Ergebnisse sind vielversprechend. Prof. Dr. Sarah Gilbert
Ergebnisse der chinesischen Phase-2-Impfstudie
Zeitgleich berichten Forscher um Prof. Dr. Feng-Cai Zhu vom Jiangsu Provincial Center of Disease Control and Prevention im chinesischen Nanjing über Resultate einer Phase-2-Studie. Auch sie arbeiteten mit einem Adeno-assoziierten Virus als Vektor. Ergebnisse der Phase 1 sind bereits im Mai 2020 veröffentlicht worden.
In die Phase-2-Studie wurden 508 Personen aufgenommen. Etwa 2 Drittel der Teilnehmer (309; 61%) waren zwischen 18 und 44 Jahre alt, ein Viertel (134; 26%) war zwischen 45 und 54 Jahre alt und 13% (65) waren 55 Jahre oder älter. 253 erhielten eine hohe Dosis des Impfstoffs (1×1011 Viruspartikeln/ml), 129 eine niedrige Dosis (5×1010 Viruspartikeln/ml) und 126 ein Placebo.
Die Studie ergab, dass 95% (241/253) der Teilnehmer in der Gruppe mit hoher Dosis und 91% (118/129) der Empfänger in der Gruppe mit niedriger Dosis am Tag 28 entweder T-Zell- oder Antikörper-Immunreaktionen zeigten.
Der Impfstoff induzierte bis zum 28. Tag neutralisierende Antikörper bei 59% (148/253) und 47% (61/129) der Teilnehmer und bindende Antikörper bei 96% (244/253) und 97% (125/129) der Teilnehmer in der Hoch- bzw. Niedrigdosisgruppe. Nicht jeder bindende Antikörper wirkt aber bekanntlich auch neutralisierend. Probanden der Placebogruppe zeigten keinen Anstieg der Antikörper gegenüber dem Ausgangswert.
Innerhalb von 28 Tagen traten bei 24 (9%) Teilnehmern in der Hochdosisgruppe schwere (Grad 3) Nebenwirkungen auf, die signifikant höher waren als bei denjenigen, die die niedrige Dosis oder das Placebo erhalten hatten (1 Person, 1%, in der Niedrigdosisgruppe und 2 Personen, 2%, in der Placebogruppe). Die häufigste schwere Reaktion war Fieber.
Auch hier bleiben Frage offen. Prof. Dr. Wei Chen vom Beijing Institute of Biotechnology, China, verweist auf ältere Menschen als wichtige Zielgruppe für künftige Impfstoffe. „Es ist möglich, dass eine zusätzliche Dosis erforderlich ist, um eine stärkere Immunreaktion in der älteren Bevölkerung hervorzurufen, aber weitere Forschungsarbeiten sind im Gange, um dies zu evaluieren“, so Chen in einer Pressemeldung des Journals.
Quelle: Medscape
„Die Ergebnisse beider Studien verheißen Gutes für Phase-3-Studien, in denen die Impfstoffe an viel größeren Teilnehmerpopulationen getestet werden, um ihre Wirksamkeit und Sicherheit zu beurteilen“, schreibt Prof. Dr. Naor Bar-Zeev zusammen mit einem Kollegen in einem begleitenden Kommentar [3]. Er forscht an der Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health, Baltimore, USA. Adenovirus-Vektoren seien ein „innovatives und effizientes Instrument zur Impfstoffentwicklung“, heißt es weiter. „Über diese und andere COVID-19-Impfstoffe, die sich in der Entwicklung befinden, ist noch viel unbekannt, einschließlich der Langlebigkeit der Reaktion und der Immunogenität bei älteren Erwachsenen oder anderen Gruppen, wie z.B. solchen mit Komorbiditäten, die oft von klinischen Studien ausgeschlossen werden, oder ethnischen Gruppen, die stärker von COVID-19 betroffen sind“.
Vorläufige Ergebnisse der britischen Phase-1/2-Studie
Das Team um Pedro M. Folegatti von der University of Oxford berichtet von vorläufigen Ergebnissen einer Phase 1/2-Studie.
Zwischen dem 23. April und dem 21. Mai 2020 wurden 1.077 Teilnehmer in die Studie aufgenommen. Sie waren 18 bis 55 Jahre alt und hatten keine COVID-19 in ihrer Vorgeschichte. Alle Probanden erhielten entweder den AAV-Impfstoff ChAdOx1 nCoV-19 (n = 543) oder als Kontrolle den Meningokokken-Konjugat-Impfstoff MenACWY (n = 534). 113 Teilnehmer (56 mit dem COVID-19-Impfstoff und 57 in der Kontrollgruppe) wurden gebeten, vor und 24 Stunden nach der Impfung Paracetamol einzunehmen, um mögliche Reaktionen zu verringern.
Alle Probanden waren in 4 Gruppen eingeteilt:
• In den Gruppen 1, 2 und 4 erhielt die Hälfte aller Teilnehmer den COVID-19-Impfstoff und die Hälfte den Kontrollimpfstoff.
• Gruppe 3 (n = 10) erhielt nur den COVID-19-Impfstoff und 28 Tage nach der 1. Dosis eine zusätzliche Impfstoffdosis.
• Teilnehmer der Gruppe 1 (n = 88) wurden für den Phase-1-Teil der Studie intensiv medizinisch überwacht. Hier wurden Antikörper- und T-Zell-Reaktionen untersuchen.
• In Gruppe 2 (n = 412) wurde zusätzlich zum Serum Vollblut entnommen, um die Antikörper- und T-Zell-Reaktionen zu untersuchen.
• In Gruppe 4 (n = 567) wurde nur Serum entnommen, um nur die Antikörperreaktion zu untersuchen.
Die Autoren fanden heraus, dass der Impfstoff starke Antikörper- und T-Zell-Reaktionen auslöste:
• T-Zell-Antworten, die auf das SARS-CoV-2-Spike-Protein abzielten, waren bei 43 Teilnehmern der Gruppe 1 deutlich erhöht. Sie erreichten am Tag 14 ihr Maximum, wobei sich der Titer am Tag 56 wieder leicht verringerte. Die T-Zell-Antwort nahm bei einer 2. Dosis des Impfstoffs in Gruppe 3 nicht weiter zu.
• Die Antikörper-Antwort erreichte ihr Maximum am Tag 28 und blieb bis zur Messung am Tag 56 der Studie bei Probanden mit einer Impfstoffdosis hoch. Diese Reaktion wurde durch eine weitere Dosis verstärkt.
• Nach einer Auffrischungsimpfung (Gruppe 3) hatten alle Teilnehmer neutralisierende Amtikörper gegen SARS-CoV-2.
• Paracetamol zeigte keinen negativen Effekt auf die Wirkung der Impfung.
• Lokale und systemische Reaktionen traten in der ChAdOx1 nCoV-19-Gruppe häufiger auf, einschließlich Schmerzen, Fieber, Schüttelfrost, Muskelschmerzen, Kopfschmerzen und Unwohlsein. Solche Beschwerden ließen sich gut durch prophylaktische Paracetamol-Gaben verringern. Es kam zu keinen schwerwiegenden unerwünschten Ereignissen.
• „Es gibt noch viel zu tun, bevor wir bestätigen können, ob unser Impfstoff bei der Bekämpfung der COVID-19-Pandemie helfen wird, aber diese ersten Ergebnisse sind vielversprechend“, so Prof. Dr. Sarah Gilbert von der University of Oxford, UK, in einer Pressemeldung des Journals. Sie ist eine Koautorin der Studie. Gilbert weiter: „Wir müssen unseren Impfstoff nicht nur weiterhin in Phase 3-Studien testen, sondern auch mehr über das Virus erfahren – z.B. wissen wir immer noch nicht, wie stark eine Immunreaktion sein muss, um vor einer SARS-CoV-2-Infektion zu schützen.“
• Es gibt noch viel zu tun, bevor wir bestätigen können, ob unser Impfstoff bei der Bekämpfung der COVID-19-Pandemie helfen wird, aber diese ersten Ergebnisse sind vielversprechend. Prof. Dr. Sarah Gilbert
• Ergebnisse der chinesischen Phase-2-Impfstudie
• Zeitgleich berichten Forscher um Prof. Dr. Feng-Cai Zhu vom Jiangsu Provincial Center of Disease Control and Prevention im chinesischen Nanjing über Resultate einer Phase-2-Studie. Auch sie arbeiteten mit einem Adeno-assoziierten Virus als Vektor. Ergebnisse der Phase 1 sind bereits im Mai 2020 veröffentlicht worden.
• In die Phase-2-Studie wurden 508 Personen aufgenommen. Etwa 2 Drittel der Teilnehmer (309; 61%) waren zwischen 18 und 44 Jahre alt, ein Viertel (134; 26%) war zwischen 45 und 54 Jahre alt und 13% (65) waren 55 Jahre oder älter. 253 erhielten eine hohe Dosis des Impfstoffs (1×1011 Viruspartikeln/ml), 129 eine niedrige Dosis (5×1010 Viruspartikeln/ml) und 126 ein Placebo.
• Die Studie ergab, dass 95% (241/253) der Teilnehmer in der Gruppe mit hoher Dosis und 91% (118/129) der Empfänger in der Gruppe mit niedriger Dosis am Tag 28 entweder T-Zell- oder Antikörper-Immunreaktionen zeigten.
• Der Impfstoff induzierte bis zum 28. Tag neutralisierende Antikörper bei 59% (148/253) und 47% (61/129) der Teilnehmer und bindende Antikörper bei 96% (244/253) und 97% (125/129) der Teilnehmer in der Hoch- bzw. Niedrigdosisgruppe. Nicht jeder bindende Antikörper wirkt aber bekanntlich auch neutralisierend. Probanden der Placebogruppe zeigten keinen Anstieg der Antikörper gegenüber dem Ausgangswert.
• Innerhalb von 28 Tagen traten bei 24 (9%) Teilnehmern in der Hochdosisgruppe schwere (Grad 3) Nebenwirkungen auf, die signifikant höher waren als bei denjenigen, die die niedrige Dosis oder das Placebo erhalten hatten (1 Person, 1%, in der Niedrigdosisgruppe und 2 Personen, 2%, in der Placebogruppe). Die häufigste schwere Reaktion war Fieber.
Lokale und systemische Reaktionen traten in der ChAdOx1 nCoV-19-Gruppe häufiger auf, einschließlich Schmerzen, Fieber, Schüttelfrost, Muskelschmerzen, Kopfschmerzen und Unwohlsein. Solche Beschwerden ließen sich gut durch prophylaktische Paracetamol-Gaben verringern. Es kam zu keinen schwerwiegenden unerwünschten Ereignissen.
„Es gibt noch viel zu tun, bevor wir bestätigen können, ob unser Impfstoff bei der Bekämpfung der COVID-19-Pandemie helfen wird, aber diese ersten Ergebnisse sind vielversprechend“, so Prof. Dr. Sarah Gilbert von der University of Oxford, UK, in einer Pressemeldung des Journals. Sie ist eine Koautorin der Studie. Gilbert weiter: „Wir müssen unseren Impfstoff nicht nur weiterhin in Phase 3-Studien testen, sondern auch mehr über das Virus erfahren – z.B. wissen wir immer noch nicht, wie stark eine Immunreaktion sein muss, um vor einer SARS-CoV-2-Infektion zu schützen.“
Es gibt noch viel zu tun, bevor wir bestätigen können, ob unser Impfstoff bei der Bekämpfung der COVID-19-Pandemie helfen wird, aber diese ersten Ergebnisse sind vielversprechend. Prof. Dr. Sarah Gilbert
Ergebnisse der chinesischen Phase-2-Impfstudie
Zeitgleich berichten Forscher um Prof. Dr. Feng-Cai Zhu vom Jiangsu Provincial Center of Disease Control and Prevention im chinesischen Nanjing über Resultate einer Phase-2-Studie. Auch sie arbeiteten mit einem Adeno-assoziierten Virus als Vektor. Ergebnisse der Phase 1 sind bereits im Mai 2020 veröffentlicht worden.
In die Phase-2-Studie wurden 508 Personen aufgenommen. Etwa 2 Drittel der Teilnehmer (309; 61%) waren zwischen 18 und 44 Jahre alt, ein Viertel (134; 26%) war zwischen 45 und 54 Jahre alt und 13% (65) waren 55 Jahre oder älter. 253 erhielten eine hohe Dosis des Impfstoffs (1×1011 Viruspartikeln/ml), 129 eine niedrige Dosis (5×1010 Viruspartikeln/ml) und 126 ein Placebo.
Die Studie ergab, dass 95% (241/253) der Teilnehmer in der Gruppe mit hoher Dosis und 91% (118/129) der Empfänger in der Gruppe mit niedriger Dosis am Tag 28 entweder T-Zell- oder Antikörper-Immunreaktionen zeigten.
Der Impfstoff induzierte bis zum 28. Tag neutralisierende Antikörper bei 59% (148/253) und 47% (61/129) der Teilnehmer und bindende Antikörper bei 96% (244/253) und 97% (125/129) der Teilnehmer in der Hoch- bzw. Niedrigdosisgruppe. Nicht jeder bindende Antikörper wirkt aber bekanntlich auch neutralisierend. Probanden der Placebogruppe zeigten keinen Anstieg der Antikörper gegenüber dem Ausgangswert.
Innerhalb von 28 Tagen traten bei 24 (9%) Teilnehmern in der Hochdosisgruppe schwere (Grad 3) Nebenwirkungen auf, die signifikant höher waren als bei denjenigen, die die niedrige Dosis oder das Placebo erhalten hatten (1 Person, 1%, in der Niedrigdosisgruppe und 2 Personen, 2%, in der Placebogruppe). Die häufigste schwere Reaktion war Fieber.
Auch hier bleiben Frage offen. Prof. Dr. Wei Chen vom Beijing Institute of Biotechnology, China, verweist auf ältere Menschen als wichtige Zielgruppe für künftige Impfstoffe. „Es ist möglich, dass eine zusätzliche Dosis erforderlich ist, um eine stärkere Immunreaktion in der älteren Bevölkerung hervorzurufen, aber weitere Forschungsarbeiten sind im Gange, um dies zu evaluieren“, so Chen in einer Pressemeldung des Journals.
Quelle: Medscape
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Mittwoch, 22. Juli 2020
Corona-Krise – Studie analysiert verzerrte Wahrnehmung: Haben Merkel & Co korrekt entschieden?
che2001, 20:22h
Sorgen wir uns um das Falsche?
Ute Eppinger, Medscape
Wurde in der COVID-19-Pandemie richtig reagiert? Hätte besser entschieden werden können? Ist unsere Wahrnehmung immer noch verzerrt, und treffen wir auch heute noch in Sachen Corona-Schutz meist die falschen Entscheidungen – auch weil wir uns eher Sorgen um die unwichtigen Dinge machen? Mediziner aus den USA haben versucht, mit einer Analyse zur Entscheidungsfindung auf solche Fragen Antworten zu geben.
Inwieweit kognitive Verzerrungen die Entscheidungen in der COVID-19-Pandemie beeinflusst haben – dieser Frage gehen der Palliativmediziner Dr. Scott D. Halpern von der University of Pennsylvania in Philadelphia und die beiden Medizinethiker Dr. Robert D. Truog von Harvard Medical School in Boston, Massachusetts und Dr. Franklin G. Miller vom Weill Cornell Medical College in New York in einem Kommentar im JAMA nach.
Es ist ein sehr wichtiger Artikel, denn er erklärt die Mechanismen, die politischen Entscheidungen in Zeiten von Unsicherheit zugrunde liegen. Prof. Dr. Dr. Urban Wiesing
Halpern und seine Kollegen zeigen auf, wie der Effekt des bekannten Opfers („identifiable victim effect“), die Fixierung auf die Gegenwart („present bias“), die Verzerrung durch Unterlassung („omission bias“) und auch der Druck zu handeln statt abzuwarten, Entscheidungen in der Pandemie beeinflusst haben – nicht immer zum Guten.
„Ein sehr wichtiger Artikel, denn er erklärt die Mechanismen, die politischen Entscheidungen in Zeiten von Unsicherheit zugrunde liegen“, kommentiert Prof. Dr. Dr. Urban Wiesing, Direktor des Instituts für Ethik und Geschichte der Medizin an der Universität Tübingen, im Gespräch mit Medscape den Beitrag im JAMA.
Mit dem Auftreten des Coronavirus habe ein „Jahr des Eigentlichen“ eingesetzt, so Wiesing. „Gemeint ist damit: Was ist wichtig, was brauchen wir wirklich zum Leben, was ist verzichtbar? Ist es wirklich wichtig, für ein Wochenende zum Shoppen nach Barcelona zu fliegen, oder ist es verzichtbar? Diese Fragen drängen sich in der Krise auf.“
Die Pandemie decke aber noch einen weiteren Aspekt auf: „Unsere Vorstellungen davon, auf welcher Grundlage Entscheidungen getroffen werden, sind verzerrt. Wir glauben, dass wir rational entscheiden. Doch Corona zeigt sehr genau, dass die Entscheidungen mit einem Gefühl der Unsicherheit fallen, dass wir unter Ungewissheiten handeln müssen“, erklärt Wiesing. „Zum Zeitpunkt der Entscheidung wusste beispielsweise niemand – ist es sinnvoll einen Mund-Nasenschutz zu tagen? Ist das Schließen von Kitas notwendig oder nicht?“, erinnert Wiesing.
Sorge um Beatmungsgeräte, nicht aber wegen inkonsequenter Maßnahmen
Halpern und seine Kollegen verweisen auf die Entscheidung der US-Bundesbehörden, 3 Milliarden Dollar in die Herstellung weiterer Beatmungsgeräte zu investieren und fragen: Weshalb machen sich so viele Menschen Sorgen, dass ein Patient, der sich mit schwerer Atemwegserkrankung in einer Notaufnahme vorstellt, nicht gerettet werden kann, weil es an Beatmungsgeräten mangelt?
Und weshalb machen sich nur wenige Menschen Sorgen, wenn Politik darin versagt, Maßnahmen wie Social Distancing konsequent umzusetzen – obwohl das weit mehr Leben gerettet hat? „Solche inkonsistenten Antworten hängen mit Verzerrungen in der menschlichen Wahrnehmung zusammen, die dem leicht Vorstellbaren gegenüber dem statistischen, dem Gegenwärtigen gegenüber dem Zukünftigen und dem Direkten gegenüber dem Indirekten Vorrang einräumen“, schreiben sie.
Nach Einschätzung der Forscher hätten die Geräte wohl wenig dazu beigetragen, die Überlebenschancen der Bevölkerung zu verbessern – aufgrund der hohen Sterblichkeit von Patienten mit COVID-19, die mechanisch beatmet werden mussten.
Dennoch unterstützten die meisten US-Bürger die Entscheidung der Bundesbehörden, weil der Glaube, dass genügend Beatmungsgeräte zur Verfügung stehen würden, sie davor schützte, sich mit der Frage auseinanderzusetzen, ob durch ausreichend Beatmungsgeräte Todesfälle überhaupt vermeidbar sind.
Unterlassen ist schwieriger als handeln
Etwas zu unterlassen, ist schwieriger als etwas zu tun. Das gilt nicht nur für das Beispiel des Kaufs von Beatmungsgeräten. Alltagsbeispiele, dass wir lieber handeln als abzuwarten, gebe es genug, sagt Wiesing. Beispiel Schnupfen des Kindes: „Unbehandelt dauert ein Schnupfen eine Woche, mit Medikamenten 7 Tage. Wir wissen das und trotzdem kaufen wir dann in der Apotheke die Medikamente für unsere Kinder“, sagt Wiesing.
Wir glauben, dass wir rational entscheiden. Doch Corona zeigt sehr genau, dass … wir unter Ungewissheiten handeln müssen. Prof. Dr. Dr. Urban Wiesing
Bei den Beatmungsgeräten hat sich gezeigt, dass sie nur wenig Menschenleben retten konnten: In New York überlebten nur 12% der an COVID-19 Erkrankten die Beatmung, in Deutschland etwa 50%. „Das wusste man in den USA natürlich nicht, als man sich dazu entschieden hat, die Geräte zu kaufen. Hinzu kommt, dass wir als technologisierte, also technik-affine Gesellschaft technologische Antworten bevorzugen“, erklärt Wiesing.
Ein Nachdenken darüber, was die Entscheidung, auf Beatmungsgeräte zu setzen, beeinflusst hat, könnte dazu führen, dass bei der nächsten Pandemie überlegt wird, ob man so viele Beatmungsgeräte braucht und nicht stattdessen besser auf andere Strategien setzt – etwa auf konsequente Eindämmung des Virus.
Nach Einschätzung von Halpern und seinen Kollegen hat der Effekt des bekannten Opfers – Familienmitglieder und Freunde sind einem näher als Fremde, der Arzt sorgt sich um seinen Patienten – womöglich dazu geführt, dass man sich sehr stark auf medizinische Reaktionen konzentriert hat.
So sei der Erweiterung der Intensivpflegekapazität Vorrang eingeräumt worden, und viele Kliniker behandelten anfangs schwer kranke Patienten mit Medikamenten, für die es kaum Belege für die Wirksamkeit gab – oft auch, bevor Strategien zur Eindämmung des Virus verabschiedet wurden, schreiben sie.
Bilder von Bergamo haben die Entscheidungen maßgeblich beeinflusst
Zu falschen politischen Reaktionen führt aus Sicht der Autoren auch, dass Menschen dazu neigen, den sofortigen Nutzen einem noch größeren Nutzen in der Zukunft vorzuziehen. Wenn also der Ausbau der Intensivpflege-Kapazität kurzfristig die Verhinderung bestimmter Todesfälle ermöglicht, ist das eine attraktivere politische Option als Schritte, die viel langfristiger weitere Todesfälle verhindern würden.
Wiesing betont, dass die Bilder von Bergamo die Entscheidungen in Deutschland maßgeblich beeinflusst hatten. „Aus rein epidemiologischer Sicht ist die Zahl der Toten in Bergamo durch COVID-19 kaum relevant für Europa. Die Bilder haben aber emotional gewirkt und zu direktem Handeln geführt. Es wurden – retrospektiv gesehen – in Deutschland zu viele Intensivkapazitäten freigehalten, eine Auslastung von 100 Prozent wurde nie erreicht.“
Möglicherweise wäre man mit weniger Intensivbetten ausgekommen, aber: „Hinterher ist man immer schlauer, insofern muss die damalige Entscheidung nicht falsch gewesen sein.“
Dass die Haltung in einer Krise eine große Rolle spielt, zeigt das Beispiel Markus Söder: Weniger seine Entscheidungen selbst als vielmehr seine Attitüde in der Corona-Krise – konsequent, geradlinig – habe dem bayerischen Ministerpräsidenten innerhalb seiner Partei und darüber hinaus ein gutes Standing beschert. „Ob er damit mehr Leben gerettet hat als Armin Laschet? Das wissen wir nicht“, sagt Wiesing.
Was passiert, wenn die emotionale Komponente ausgeblendet und rein rational argumentiert wird, zeigt das Beispiel Boris Palmer. Der Tübinger Oberbürgermeister hatte zum Thema COVID-19 Ende April geäußert, dass es sich bei dem Großteil der an COVID-19 Gestorbenen um Menschen mit schweren Vorerkrankungen handele, die ohnehin nicht mehr lange zu leben gehabt hätten. Er hielt die wirtschaftlichen Folgen des Lockdowns für gravierender und wies darauf hin, dass diese zusätzlich das Leben armutsbedrohter Kinder kosten würden.
„Rein rational betrachtet hat er damit nicht unrecht, aber emotional und in seiner Rhetorik ist das politisch nicht zu vermitteln“, so Wiesing. Denn natürlich denke man dabei an die eigenen Großeltern und die sind einem nun mal näher als Menschen, die man nicht kennt – Stichwort Effekt des bekannten Opfers.
Wege zu besserer Politik und besserer Kommunikation
Ziel sollte sein, die Auswirkungen dieser Verzerrungen auf die Politik abzuschwächen und der Öffentlichkeit die Gründe für schwierige Entscheidungen verständlich zu vermitteln, schreiben Halpern und seine Kollegen.
Hätten Regierungen und Kliniker den Effekt des bekannten Opfers besser verstanden, hätten sie vielleicht erkannt, dass die Aufforderung „flattening the curve“ weniger geeignet war, den Druck auf Kliniken, Ärzte und Pflegepersonal zu senken als eine frühzeitige Schließung von Restaurants und Geschäften, kommuniziert über: „Zu den Leben, die Sie retten, wenn Sie Ihre Türen schließen, gehören auch Ihre eigenen.“
Zur Einhaltung von Maßnahmen wie der Quarantäne könnten Politiker das Zukunftsdenken fördern und sagen: „Diese Regeln heute zu befolgen, ist der beste Weg, um sicherzustellen, dass Sie und Ihre Familie morgen gesund sind.“
Durch die Verabschiedung von Gesetzen, die eine Abschätzung der Auswirkungen auf die über mehrere Jahre geretteten Leben erfordern, könnten Regierungschefs ihre eigene Voreingenommenheit verringern, schreiben die Autoren. Würde diese aufgedeckt, ließen sich Strategien verfolgen, die künftige Schäden ebenso wie gegenwärtige in Betracht ziehen und sich ebenso stark um versteckte Todesfälle wie um unmittelbar bedrohte Leben kümmern.
Im besten Fall könnte die Pandemie die Ethik des öffentlichen Gesundheitswesens gegenüber der klinischen Ethik stärken. Dr. Scott D. Halper und Kollegen
„Im besten Fall könnte die Pandemie die Ethik des öffentlichen Gesundheitswesens gegenüber der klinischen Ethik stärken. Wenn dies gelänge, ginge von COVID-19 paradoxerweise ein Anstoß zur Verbesserung der öffentlichen Gesundheit aus“, schließen Halpern und seine Kollegen.
Dass es wichtig ist, dass sich politische Entscheidungsträger die Mechanismen klar machen, die ihre Entscheidungen beeinflussen, bestätigt auch Wiesing. Er bezweifelt aber, dass bei der nächsten Pandemie deutlich rationaler gehandelt werden kann. „Womöglich wurden zu viele Intensivplätze vorgehalten, und vielleicht hätte man auch die Kitas nicht schließen müssen. Das konnte man aber zum Zeitpunkt der Entscheidung nicht wissen. Hinzu kommt: Politiker können auf symbolische Handlungen nicht verzichten. Politik ist immer auch Symbolpolitik“, erklärt er.
Insofern werden symbolische Handlungsmuster nie ganz aus der Politik verschwinden. Und es ist in solchen Situationen noch wichtiger als sonst, wie die Entscheidungen kommuniziert werden.
Ute Eppinger, Medscape
Wurde in der COVID-19-Pandemie richtig reagiert? Hätte besser entschieden werden können? Ist unsere Wahrnehmung immer noch verzerrt, und treffen wir auch heute noch in Sachen Corona-Schutz meist die falschen Entscheidungen – auch weil wir uns eher Sorgen um die unwichtigen Dinge machen? Mediziner aus den USA haben versucht, mit einer Analyse zur Entscheidungsfindung auf solche Fragen Antworten zu geben.
Inwieweit kognitive Verzerrungen die Entscheidungen in der COVID-19-Pandemie beeinflusst haben – dieser Frage gehen der Palliativmediziner Dr. Scott D. Halpern von der University of Pennsylvania in Philadelphia und die beiden Medizinethiker Dr. Robert D. Truog von Harvard Medical School in Boston, Massachusetts und Dr. Franklin G. Miller vom Weill Cornell Medical College in New York in einem Kommentar im JAMA nach.
Es ist ein sehr wichtiger Artikel, denn er erklärt die Mechanismen, die politischen Entscheidungen in Zeiten von Unsicherheit zugrunde liegen. Prof. Dr. Dr. Urban Wiesing
Halpern und seine Kollegen zeigen auf, wie der Effekt des bekannten Opfers („identifiable victim effect“), die Fixierung auf die Gegenwart („present bias“), die Verzerrung durch Unterlassung („omission bias“) und auch der Druck zu handeln statt abzuwarten, Entscheidungen in der Pandemie beeinflusst haben – nicht immer zum Guten.
„Ein sehr wichtiger Artikel, denn er erklärt die Mechanismen, die politischen Entscheidungen in Zeiten von Unsicherheit zugrunde liegen“, kommentiert Prof. Dr. Dr. Urban Wiesing, Direktor des Instituts für Ethik und Geschichte der Medizin an der Universität Tübingen, im Gespräch mit Medscape den Beitrag im JAMA.
Mit dem Auftreten des Coronavirus habe ein „Jahr des Eigentlichen“ eingesetzt, so Wiesing. „Gemeint ist damit: Was ist wichtig, was brauchen wir wirklich zum Leben, was ist verzichtbar? Ist es wirklich wichtig, für ein Wochenende zum Shoppen nach Barcelona zu fliegen, oder ist es verzichtbar? Diese Fragen drängen sich in der Krise auf.“
Die Pandemie decke aber noch einen weiteren Aspekt auf: „Unsere Vorstellungen davon, auf welcher Grundlage Entscheidungen getroffen werden, sind verzerrt. Wir glauben, dass wir rational entscheiden. Doch Corona zeigt sehr genau, dass die Entscheidungen mit einem Gefühl der Unsicherheit fallen, dass wir unter Ungewissheiten handeln müssen“, erklärt Wiesing. „Zum Zeitpunkt der Entscheidung wusste beispielsweise niemand – ist es sinnvoll einen Mund-Nasenschutz zu tagen? Ist das Schließen von Kitas notwendig oder nicht?“, erinnert Wiesing.
Sorge um Beatmungsgeräte, nicht aber wegen inkonsequenter Maßnahmen
Halpern und seine Kollegen verweisen auf die Entscheidung der US-Bundesbehörden, 3 Milliarden Dollar in die Herstellung weiterer Beatmungsgeräte zu investieren und fragen: Weshalb machen sich so viele Menschen Sorgen, dass ein Patient, der sich mit schwerer Atemwegserkrankung in einer Notaufnahme vorstellt, nicht gerettet werden kann, weil es an Beatmungsgeräten mangelt?
Und weshalb machen sich nur wenige Menschen Sorgen, wenn Politik darin versagt, Maßnahmen wie Social Distancing konsequent umzusetzen – obwohl das weit mehr Leben gerettet hat? „Solche inkonsistenten Antworten hängen mit Verzerrungen in der menschlichen Wahrnehmung zusammen, die dem leicht Vorstellbaren gegenüber dem statistischen, dem Gegenwärtigen gegenüber dem Zukünftigen und dem Direkten gegenüber dem Indirekten Vorrang einräumen“, schreiben sie.
Nach Einschätzung der Forscher hätten die Geräte wohl wenig dazu beigetragen, die Überlebenschancen der Bevölkerung zu verbessern – aufgrund der hohen Sterblichkeit von Patienten mit COVID-19, die mechanisch beatmet werden mussten.
Dennoch unterstützten die meisten US-Bürger die Entscheidung der Bundesbehörden, weil der Glaube, dass genügend Beatmungsgeräte zur Verfügung stehen würden, sie davor schützte, sich mit der Frage auseinanderzusetzen, ob durch ausreichend Beatmungsgeräte Todesfälle überhaupt vermeidbar sind.
Unterlassen ist schwieriger als handeln
Etwas zu unterlassen, ist schwieriger als etwas zu tun. Das gilt nicht nur für das Beispiel des Kaufs von Beatmungsgeräten. Alltagsbeispiele, dass wir lieber handeln als abzuwarten, gebe es genug, sagt Wiesing. Beispiel Schnupfen des Kindes: „Unbehandelt dauert ein Schnupfen eine Woche, mit Medikamenten 7 Tage. Wir wissen das und trotzdem kaufen wir dann in der Apotheke die Medikamente für unsere Kinder“, sagt Wiesing.
Wir glauben, dass wir rational entscheiden. Doch Corona zeigt sehr genau, dass … wir unter Ungewissheiten handeln müssen. Prof. Dr. Dr. Urban Wiesing
Bei den Beatmungsgeräten hat sich gezeigt, dass sie nur wenig Menschenleben retten konnten: In New York überlebten nur 12% der an COVID-19 Erkrankten die Beatmung, in Deutschland etwa 50%. „Das wusste man in den USA natürlich nicht, als man sich dazu entschieden hat, die Geräte zu kaufen. Hinzu kommt, dass wir als technologisierte, also technik-affine Gesellschaft technologische Antworten bevorzugen“, erklärt Wiesing.
Ein Nachdenken darüber, was die Entscheidung, auf Beatmungsgeräte zu setzen, beeinflusst hat, könnte dazu führen, dass bei der nächsten Pandemie überlegt wird, ob man so viele Beatmungsgeräte braucht und nicht stattdessen besser auf andere Strategien setzt – etwa auf konsequente Eindämmung des Virus.
Nach Einschätzung von Halpern und seinen Kollegen hat der Effekt des bekannten Opfers – Familienmitglieder und Freunde sind einem näher als Fremde, der Arzt sorgt sich um seinen Patienten – womöglich dazu geführt, dass man sich sehr stark auf medizinische Reaktionen konzentriert hat.
So sei der Erweiterung der Intensivpflegekapazität Vorrang eingeräumt worden, und viele Kliniker behandelten anfangs schwer kranke Patienten mit Medikamenten, für die es kaum Belege für die Wirksamkeit gab – oft auch, bevor Strategien zur Eindämmung des Virus verabschiedet wurden, schreiben sie.
Bilder von Bergamo haben die Entscheidungen maßgeblich beeinflusst
Zu falschen politischen Reaktionen führt aus Sicht der Autoren auch, dass Menschen dazu neigen, den sofortigen Nutzen einem noch größeren Nutzen in der Zukunft vorzuziehen. Wenn also der Ausbau der Intensivpflege-Kapazität kurzfristig die Verhinderung bestimmter Todesfälle ermöglicht, ist das eine attraktivere politische Option als Schritte, die viel langfristiger weitere Todesfälle verhindern würden.
Wiesing betont, dass die Bilder von Bergamo die Entscheidungen in Deutschland maßgeblich beeinflusst hatten. „Aus rein epidemiologischer Sicht ist die Zahl der Toten in Bergamo durch COVID-19 kaum relevant für Europa. Die Bilder haben aber emotional gewirkt und zu direktem Handeln geführt. Es wurden – retrospektiv gesehen – in Deutschland zu viele Intensivkapazitäten freigehalten, eine Auslastung von 100 Prozent wurde nie erreicht.“
Möglicherweise wäre man mit weniger Intensivbetten ausgekommen, aber: „Hinterher ist man immer schlauer, insofern muss die damalige Entscheidung nicht falsch gewesen sein.“
Dass die Haltung in einer Krise eine große Rolle spielt, zeigt das Beispiel Markus Söder: Weniger seine Entscheidungen selbst als vielmehr seine Attitüde in der Corona-Krise – konsequent, geradlinig – habe dem bayerischen Ministerpräsidenten innerhalb seiner Partei und darüber hinaus ein gutes Standing beschert. „Ob er damit mehr Leben gerettet hat als Armin Laschet? Das wissen wir nicht“, sagt Wiesing.
Was passiert, wenn die emotionale Komponente ausgeblendet und rein rational argumentiert wird, zeigt das Beispiel Boris Palmer. Der Tübinger Oberbürgermeister hatte zum Thema COVID-19 Ende April geäußert, dass es sich bei dem Großteil der an COVID-19 Gestorbenen um Menschen mit schweren Vorerkrankungen handele, die ohnehin nicht mehr lange zu leben gehabt hätten. Er hielt die wirtschaftlichen Folgen des Lockdowns für gravierender und wies darauf hin, dass diese zusätzlich das Leben armutsbedrohter Kinder kosten würden.
„Rein rational betrachtet hat er damit nicht unrecht, aber emotional und in seiner Rhetorik ist das politisch nicht zu vermitteln“, so Wiesing. Denn natürlich denke man dabei an die eigenen Großeltern und die sind einem nun mal näher als Menschen, die man nicht kennt – Stichwort Effekt des bekannten Opfers.
Wege zu besserer Politik und besserer Kommunikation
Ziel sollte sein, die Auswirkungen dieser Verzerrungen auf die Politik abzuschwächen und der Öffentlichkeit die Gründe für schwierige Entscheidungen verständlich zu vermitteln, schreiben Halpern und seine Kollegen.
Hätten Regierungen und Kliniker den Effekt des bekannten Opfers besser verstanden, hätten sie vielleicht erkannt, dass die Aufforderung „flattening the curve“ weniger geeignet war, den Druck auf Kliniken, Ärzte und Pflegepersonal zu senken als eine frühzeitige Schließung von Restaurants und Geschäften, kommuniziert über: „Zu den Leben, die Sie retten, wenn Sie Ihre Türen schließen, gehören auch Ihre eigenen.“
Zur Einhaltung von Maßnahmen wie der Quarantäne könnten Politiker das Zukunftsdenken fördern und sagen: „Diese Regeln heute zu befolgen, ist der beste Weg, um sicherzustellen, dass Sie und Ihre Familie morgen gesund sind.“
Durch die Verabschiedung von Gesetzen, die eine Abschätzung der Auswirkungen auf die über mehrere Jahre geretteten Leben erfordern, könnten Regierungschefs ihre eigene Voreingenommenheit verringern, schreiben die Autoren. Würde diese aufgedeckt, ließen sich Strategien verfolgen, die künftige Schäden ebenso wie gegenwärtige in Betracht ziehen und sich ebenso stark um versteckte Todesfälle wie um unmittelbar bedrohte Leben kümmern.
Im besten Fall könnte die Pandemie die Ethik des öffentlichen Gesundheitswesens gegenüber der klinischen Ethik stärken. Dr. Scott D. Halper und Kollegen
„Im besten Fall könnte die Pandemie die Ethik des öffentlichen Gesundheitswesens gegenüber der klinischen Ethik stärken. Wenn dies gelänge, ginge von COVID-19 paradoxerweise ein Anstoß zur Verbesserung der öffentlichen Gesundheit aus“, schließen Halpern und seine Kollegen.
Dass es wichtig ist, dass sich politische Entscheidungsträger die Mechanismen klar machen, die ihre Entscheidungen beeinflussen, bestätigt auch Wiesing. Er bezweifelt aber, dass bei der nächsten Pandemie deutlich rationaler gehandelt werden kann. „Womöglich wurden zu viele Intensivplätze vorgehalten, und vielleicht hätte man auch die Kitas nicht schließen müssen. Das konnte man aber zum Zeitpunkt der Entscheidung nicht wissen. Hinzu kommt: Politiker können auf symbolische Handlungen nicht verzichten. Politik ist immer auch Symbolpolitik“, erklärt er.
Insofern werden symbolische Handlungsmuster nie ganz aus der Politik verschwinden. Und es ist in solchen Situationen noch wichtiger als sonst, wie die Entscheidungen kommuniziert werden.
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Montag, 20. Juli 2020
Dexamethason bei COVID-19: Publikation zeigt, was es bringt – deutliche Mortalitätssenkung, aber nicht für alle
che2001, 18:30h
Michael van den Heuvel, Medscape
Die RECOVERY-Studie hat als größten COVID-19-Therapiestudie schon zu mancher Überraschung geführt. Sie ebnete den Weg zur Zulassung von Remdesivir, stoppte aber auch Lopinavir plus Ritonavir beziehungsweise Hydroxychloroquin. Und Mitte Juni berichtete die University of Oxford in einer Pressemeldung vom Nutzen des Glukokortikoids Dexamethason.
Jetzt hat die RECOVERY Collaborative Group dazu einen Zwischenbericht im NEJM veröffentlicht [1]. Erstautor ist Prof. Dr. Peter Horby von der University of Oxford. Die Forscher bestätigen, dass speziell Patienten mit Atemunterstützung von der Pharmakotherapie profitieren.
Patienten in der Risikogruppe profitieren
„In der RECOVERY-Studie wurde der Nutzen des Glukokortikoids Dexamethason für Patienten mit COVID-19, die zum Zeitpunkt der Randomisierung mechanisch beatmet wurden, klar gezeigt“, schreiben Dr. H. Clifford Lane und der US-Chefinfektiologe Dr. Anthony S. Fauci in einem begleitenden Editorial [2]. Beide forschen am National Institute of Allergy and Infectious Diseases, Bethesda. Sie fassen zusammen: „Bei Patienten in der Dexamethason-Gruppe wurde eine 28-Tage-Mortalität von 29,3% angegeben, verglichen mit 41,4% in der Gruppe mit Standardversorgung. Im Gegensatz dazu wurde bei Patienten, die zum Zeitpunkt der Randomisierung keinen Sauerstoff benötigten, kein Nutzen für Dexamethason festgestellt.“
Beide Editorialisten relativieren, trotz dieser Therapie würden viel zu viele Menschen mit COVID-19 sterben. „Es liegt in der Verantwortung der globalen medizinischen Forschungsgemeinschaft, schnell Studien zu den vielversprechendsten Therapeutika und Impfstoffen gegen diese Krankheit zu konzipieren, durchzuführen und abzuschließen“, so ihre Forderung. Konkret nennen Lane und Fauci monoklonale Antikörper, selektive Immunsuppressiva und Vakzine.
Randomisierte, kontrollierte Studie mit mehr als 6.000 Teilnehmern
Zu den Details aus RECOVERY: Horby und Kollegen nahmen in ihre randomisierte, kontrollierte Studie 6.431 stationäre Patienten mit SARS-CoV-2-Infektion und mit dem Krankheitsbild COVID-19 auf. Sie erhielten Dexamethason 6 mg einmal täglich oral bzw. intravenös oder die übliche medizinische Versorgung für bis zu 10 Tage. Als primären Endpunkt definierten Forscher die 28-Tage-Mortalität.
Insgesamt erhielten 2.104 Patienten Dexamethason, und 4.321 befanden sich in der Kontrollgruppe. 482 Patienten (22,9%) in der Dexamethason-Gruppe und 1.110 Patienten (25,7%) in der Pflegegruppe starben innerhalb von 28 Tagen nach der Randomisierung (altersbereinigtes Ratenverhältnis 0,83; 95%-Konfidenzintervall: 0,75-0,93), p < 0,001).
„Die Unterschiede zwischen beiden Gruppen in Bezug auf die Mortalität variierten erheblich je nach Grad der Atemunterstützung“, schreiben die Autoren. In der Dexamethason-Gruppe war die Inzidenz bei Patienten, die invasive mechanische Beatmung erhielten, niedriger als in der Kontrollgruppe (29,3% vs 41,4%; Ratenverhältnis 0,64; 95%-KI: 0,51-0,81). Unterschiede gab es auch bei Patienten, die nur Sauerstoff bekamen (23,3% vs 26,2%; Ratenverhältnis 0,82; 95%-KI: 0,72-0,94). Bei Patienten ohne respiratorische Unterstützung zeigte sich kein Benefit der Pharmakotherapie (17,8% vs 14,0%; Ratenverhältnis: 1,19; 95%-KI: 0,91-1,55).
Die RECOVERY-Studie hat als größten COVID-19-Therapiestudie schon zu mancher Überraschung geführt. Sie ebnete den Weg zur Zulassung von Remdesivir, stoppte aber auch Lopinavir plus Ritonavir beziehungsweise Hydroxychloroquin. Und Mitte Juni berichtete die University of Oxford in einer Pressemeldung vom Nutzen des Glukokortikoids Dexamethason.
Jetzt hat die RECOVERY Collaborative Group dazu einen Zwischenbericht im NEJM veröffentlicht [1]. Erstautor ist Prof. Dr. Peter Horby von der University of Oxford. Die Forscher bestätigen, dass speziell Patienten mit Atemunterstützung von der Pharmakotherapie profitieren.
Patienten in der Risikogruppe profitieren
„In der RECOVERY-Studie wurde der Nutzen des Glukokortikoids Dexamethason für Patienten mit COVID-19, die zum Zeitpunkt der Randomisierung mechanisch beatmet wurden, klar gezeigt“, schreiben Dr. H. Clifford Lane und der US-Chefinfektiologe Dr. Anthony S. Fauci in einem begleitenden Editorial [2]. Beide forschen am National Institute of Allergy and Infectious Diseases, Bethesda. Sie fassen zusammen: „Bei Patienten in der Dexamethason-Gruppe wurde eine 28-Tage-Mortalität von 29,3% angegeben, verglichen mit 41,4% in der Gruppe mit Standardversorgung. Im Gegensatz dazu wurde bei Patienten, die zum Zeitpunkt der Randomisierung keinen Sauerstoff benötigten, kein Nutzen für Dexamethason festgestellt.“
Beide Editorialisten relativieren, trotz dieser Therapie würden viel zu viele Menschen mit COVID-19 sterben. „Es liegt in der Verantwortung der globalen medizinischen Forschungsgemeinschaft, schnell Studien zu den vielversprechendsten Therapeutika und Impfstoffen gegen diese Krankheit zu konzipieren, durchzuführen und abzuschließen“, so ihre Forderung. Konkret nennen Lane und Fauci monoklonale Antikörper, selektive Immunsuppressiva und Vakzine.
Randomisierte, kontrollierte Studie mit mehr als 6.000 Teilnehmern
Zu den Details aus RECOVERY: Horby und Kollegen nahmen in ihre randomisierte, kontrollierte Studie 6.431 stationäre Patienten mit SARS-CoV-2-Infektion und mit dem Krankheitsbild COVID-19 auf. Sie erhielten Dexamethason 6 mg einmal täglich oral bzw. intravenös oder die übliche medizinische Versorgung für bis zu 10 Tage. Als primären Endpunkt definierten Forscher die 28-Tage-Mortalität.
Insgesamt erhielten 2.104 Patienten Dexamethason, und 4.321 befanden sich in der Kontrollgruppe. 482 Patienten (22,9%) in der Dexamethason-Gruppe und 1.110 Patienten (25,7%) in der Pflegegruppe starben innerhalb von 28 Tagen nach der Randomisierung (altersbereinigtes Ratenverhältnis 0,83; 95%-Konfidenzintervall: 0,75-0,93), p < 0,001).
„Die Unterschiede zwischen beiden Gruppen in Bezug auf die Mortalität variierten erheblich je nach Grad der Atemunterstützung“, schreiben die Autoren. In der Dexamethason-Gruppe war die Inzidenz bei Patienten, die invasive mechanische Beatmung erhielten, niedriger als in der Kontrollgruppe (29,3% vs 41,4%; Ratenverhältnis 0,64; 95%-KI: 0,51-0,81). Unterschiede gab es auch bei Patienten, die nur Sauerstoff bekamen (23,3% vs 26,2%; Ratenverhältnis 0,82; 95%-KI: 0,72-0,94). Bei Patienten ohne respiratorische Unterstützung zeigte sich kein Benefit der Pharmakotherapie (17,8% vs 14,0%; Ratenverhältnis: 1,19; 95%-KI: 0,91-1,55).
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