Montag, 8. Juni 2015
Sommer in der Stadt, die Barbecue-Saison beginnt!
Schönes Wetter, Outdoor-Aktivitäten, das Leben wird wieder bunter, Schöne-Frauen-Wetter. In allen Supermärkten wird Grillgut unter der Überschrift "Barbecue" angeboten. Aber Barbecue hat nichts mit ordinärem deutschen Grillen zu tun. Barbecue (oder Babercoa) ist eine gesellschaftliche Veranstaltung in den Südstaaten der USA, rund um den Golf von Mexiko, der Karibik und im Nordosten Brasiliens, die auf die Cayun-Kultur zurückgeht und bei der Fleisch auf eine sehr spezielle Weise zubereitet und gegessen wird. Also entweder geröstet auf dem Boucane (das ist ein sich drehender Bratspieß, vielleicht mit dem Döner-Spieß vergleichbar, allerdings mit dem Unterschied, dass der sich horizontal dreht und so groß ist, dass da komplette Ochsen draufpassen), oder in der Erde gegart (Einbuddeln des Grillguts und Entfachen einer Feuerstelle darüber oder am Boden der Grube), Garen in der Lehmform oder in speziellen Barbecue-Öfen, sog. Smokern, in denen das Fleisch stundenlang zubereitet wird. Würste gehen gar nicht, Barbecue-Fleisch sind Spareribs, T-Bone-Steaks oder Schweineschultern, Holzkohle geht auch nicht, Barbecue ist am Echtesten mit Hickory-Holz. Entscheidend für das Barbecue ist die Tatsache, dass da klassen-und schichtenübergreifend unterschiedlichste Leute zum Fest zusammenkommen.

Ich habe noch kein deutsches Barbecue erlebt.

Nach der Sprachlogik müssten eigentlich die Pferderennen auf der Neuen Bult als Rodeos angekündigt werden.

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Samstag, 30. Mai 2015
Die Falken sind ausgeflogen
In einem prächtigen "Ausflug" haben sie ihr Nest und unseren Garten verlassen. Ich hoffe, sie brüten nächstes Jahr erneut. Ach ja, kleine Scherzfrage: Wie heißt ein vegan lebender Falke?

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Samstag, 23. Mai 2015
Schöne Verhörer und tolle Nomen-est-Omen-Fälle
Niemand hat es gerne, wenn man angehupt wird weil man mit 160 auf der Autobahn scheinbar ein Verkehrshinderns darstellt und der Huper einem nahezu in den Auspuff hineinkriecht. Aber es ist etwas ganz anderes, wenn das bei der Abfahrt Rennau und in der Nähe von Eilsen passiert. Ebenso, wenn zwei Kletterwarte bei einer Sportorganisation mit Nachmanen Klimblgrat und Steiln heißen.


Vater sagte kürzlich "Stangenspargel" und ich verstand "Stalingabel". Als Kind dachte ich, "Artillerie" schriebe sich "Achtellerie" weil meine Mutter das so aussprach, und konsequenterweise erfanden wir beim Kriegspielen eine Neun- Zehn- und Zwölftellerie. Bei Ray-Ban-Sonnenbrillen dachte ich immer, die seien von einem Mann namens Ray Ban designt worden, und der Vokuhila-Look orientiere sich an einem jugoslawischen Schauspieler namens Vokuhila.

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Mittwoch, 20. Mai 2015
Mal wieder Lesenswertes beim Blauen Büffel
Wobei mir Hans Peter Duerr nicht als Physiker bekannt ist, sondern als dekonstruktivistischer Ethnologe und Historiker.


http://blauerbueffel.mueller394.de/?p=3073

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Dienstag, 19. Mai 2015
Ich leide unter Zukunftsschock
Bin zwar selber Smartphonebesitzer, aber mit den ganzen Funktionen kann ich so gar nichts anfangen. Schon SMS ist etwas, dem ich mich seit 15 Jahren konsequent verweigere, wer mir eine SMS schreibt kriegt halt keine Antwort. Apps hießen zu meiner Zeit noch Applications oder App Templates, ich lernte mal wie man so etwas in Java programmiert, aber die aufs Phone runterzuladen?Never ever, eine Eingabetastatur unter 40 cm Breite ist für mich nicht existent. Mein ideales Handy sollte den Funktionsumfang eines analogen Wählscheibentelefons haben. Ach ja, eine früher mal befreundete Psychotherapeuthin meinte mal, die ganzen Leute die ständig auf Smartphones tippen wären für sie alles zu behandelnde ADS-Fälle.

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Montag, 18. Mai 2015
Falken im Garten
Großstadtwildnis: Heute morgen war ein Falkenpaar bei uns im Garten und inspizierte ausgiebigst die höchsten Spitzen der beiden größten Bäume. Na, wenn die jetzt bei uns im Garten brüten haben sie aber echt einen Vogel;-)

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Alter Schwede!
In wohl kaum einem Land gibt es so strenge Gesetzesregelungen bezüglich sexuellen Übergriffen, sexualisierter Gewalt und frauenfeindlichem Verhalten wie in Schweden. Der Paragraph, nach dem Assange wegen Vergewaltigung belangt werden kann ist schwedisches Sondermodell, nirgendwo sonst wäre das Vergewaltigung. Dass Prostitution zwar legal ist, Freier sich aber strafbar machen gibt es auch nur dort. Nun lässt sich das je nach Standpunkt - ich habe mangels Wissen da erst mal keinen - wahlweise entweder als besonders stark ausgeprägtes genderkritisches gesellschaftliches Bewusstsein interpretieren oder aber als eine Kombination aus protestantischem Moralismus und sozialbürokratischem Regulierungswahn, insbesondere in Kombination mit den dortigen Anti-Alkoholbestimmungen. Dass feministische Positionen offensichtlich starken Einfluss auf die schwedische Gesetzgebung haben finde ich ja erstmal gut, dennoch stellen sich für mich zunächst unbeantwortbare Fragen. In meiner Wahrnehmung war Schweden für mich früher ein Land mit besonderer sexueller Freizügigkeit, meine große Schwester riet mir mal, wenn ich im Urlaub One-Night-Stands oder Spontansex haben wollte sollte ich nach Schweden fahren, nirgendwo sonst sei das so selbstverständlich wie da. Und da stellt sich mir dann die Frage: Sind das zwei Seiten einer Medaille, eine sexuell offene Gesellschaft mit zugleich rigorosem Vorgehen gegen übergriffigen Sexismus (wäre ja gut) oder ist da etwas völlig umgekippt? Weiß jemand was dazu?

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Sonntag, 17. Mai 2015
Mehr Sex - Emanzipation im Bett
Diesem SPIEGEl-Beitrag zufolge haben deutsche Frauen im Durchschnitt und statistisch gesehen besseren und variantenreicheren Sex als je zuvor, besonders augenfällig verglichen mit den 70er und 90er Jahren, Tendenz lineare Weiterentwicklung. Dabei steigt zwar die Bandbreite an gelebten Sexpraktiken wie auch die Häufigkeit des Partnerwechsels ("serielle Monogamie"), die Romantische Zweierbeziehung bleibt aber das Grundmuster. Bei Neuanbahnung sexueller Kontakte geht alles schnell und unkompliziert vonstatten, die Initiative muss aber immer noch vom Mann ausgehen.

http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/sex-frauen-sind-experimentierfreudiger-als-frueher-a-1033918.html


Hmm. Den Befunden liegt eine empirische Studie zugrunde, trotzdem sind meine Erfahrungen da entschieden andere. Zugebenerweise beziehe ich mich da nur auf spezielle Milieus, eben die, die ich selber von innen her kenne: Linke Szene, IT-affine Yettie-Kreise, Kampfsport- und Kletterszene. Wahrscheinlich nicht sehr repräsentativ. Ich würde ja sagen, dass vielleicht die Rede davon sein kann, dass es seit den 90ern Jahren eine Entwicklung weg vom Blümchensex als normative Vorgabe gegeben hat, aber zumindest in der mir zugänglichen Welt waren die Vorstellungen von Beziehungen und Treue früher weitaus unkonventioneller und wilder als heutzutage. Die offene Zweierbeziehung mit erlaubten Seitensprüngen, das war in der links/alternativen Szene mal das role model, quasi offizielles Beziehungsideal. Was die Häufigkeit von Partnerwechsel angeht, so sind die in dem Beitrag angegebenen 7-9 mal auch nicht gerade viel. Meine ältere Schwester dürfte sich nicht mehr daran erinnern können, wieviele Partner sie in den 70er und 80er Jahren gehabt hatte, das wechselte phasenweise wöchentlich, 30 verschiedene Sexualkontakte in einem Jahr kann gut sein, und damit galt sie nicht als Schlampe. Sondern als emanzipierte, selbstbewusste feministische Frau, die ihren Weg geht.


Und auch die Tatsache, dass es nicht ungewöhnlich war dass Frauen von sich aus Männer aufrissen war mal ziemlich verbreitet, ich verdanke dem Umstand fast alle meine sexuellen Erlebnisse in der Studienzeit, da ich selber ein in dieser Hinsicht passiver Mann bin und auf das angebaggert werden angewiesen. Lediglich die Tatsache, dass BDSM heute salonfähig ist würde ich als gravierende Veränderung in Sachen Liberalität ansehen, ansonsten erlebte ich schon den Verlauf der 80er Jahre als ein gravierendes Umkippen der hedonistischen Sodom- und Gonorrha-Welt in ein Revival spießiger Kleinbürgerliebe, die sich als role model erneut durchsetzte. Aber wie gesagt: Ich weiß nicht, wie repräsentativ die eigene Erlebniswelt da ist.

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Freitag, 15. Mai 2015
Von Nichtrauchern und Lodderbasten - zur Archäologie ausgestorbener Begriffe
Es ist immer wieder schön und aufschlussreich, sich mit Vater über alte Zeiten zu unterhalten. So berichtete er, dass meine Mutter, als beide frisch verliebt und noch nicht verlobt waren, ihm im Hungerjahr 1946 auf dem Fahrradgepäckträger einen Nichtraucher vorbeibrachte - so nannte man damals Ferkel, die kein Fett ansetzten. Der Schwiegervater, also mein Opa und sein Sohn waren Viehhändler, und sie pflegten sich beim Essen im Familienkreis über geschäftliche Dinge zu unterhalten. Da da auch Geschäftsgeheimnisse dazugehörten taten sie das auf hebräisch, damit außer ihnen niemand etwas verstand. Ansonsten wurde plattdeutsch gesprochen. Als das Essen dem Opa einmal nicht warm genug war beklagte der sich darüber, und die Dienstspritze, die das Essen zubereitet hatte wandte ein, dass die Speise aber dampfe. Darauf erwiderte Opa: "Perschiet dampet ok!" (Pferdescheiße dampft auch). Das ist der Umgangston, mit dem ich aufgewachsen bin und erklärt vielleicht, dass ich mit dem Moral-Betroffenheitstonfall, der seit 30 Jahren in grün-alternativen Kreisen und aktuell ganz verstärkt in queerfeministischen Bloggermilieus herrscht so gar nichts anfangen kann. Selber bekam ich oft zu hören, dass ich ein "Lodderbast" sei, was so etwas wie einen unordentlichen Menschen oder auch das männliche Gegenstück einer Schlampe bezeichnet. Als mein Onkel mal einen Brief aus den USA bekam, der mit "To Mister <Name meines Onkels> betitelt war meinte eine Tochter, das wäre sehr unhöflich, der Farmer hätte statt Mister auch Schweinezüchter schreiben können;-)

Er selbst war übrigens ein berüchtigter "Geher", worunter damals ein Mann verstanden wurde der jede Frau anbaggert.

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Dienstag, 5. Mai 2015
Schräges im Nachgang der German-Wings-Katastrophe
An verschiedenen Orten der Bloggosphäre war zu lesen, die Tatsache, dass der Copilot und Attentäter unter Depressionen litt, woraus sich seine Motivation erkläre hätte nun die Folge, dass die Medien eine Hetzkampagne gegen Menschen mit Depressionen betreiben würden, die analog zu Hetze gegen Schwule, Lesben, PoC, wen auch immer zu sehen sei. Abgesehen davon, dass hier weniger die Katastrophe selber als entsetzlich betrachtet wird, sondern ein unterstellter "Ableismus" der Medien wird hier ein Teilaspekt gründlich unterschlagen. Wird die ganze Welt nur noch aus dem Blickwinkel betrachtet, wer am meisten und multipelsten marginalisiert und diskriminiert wird so muss festgehalten werden, dass die Selbstmordattentäter und Massenmörder nun allerdings eine ganz exquisite Minderheit darstellen. Hinsichtlich der gesellschaftlichen Verfemtheit wie auch der Marginalisierung nicht mehr zu toppen.

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