Mittwoch, 12. August 2020
Russland führt Impfstoff ein - Scientific Community not amused
che2001, 19:52h
Originalbeitrag erschienen bei medscape
Moskau – Russlands Präsident Wladimir Putin hat gestern die staatliche Zulassung des weltweit ersten Coronavirus-Impfstoffes in Russland verkündet. Eine seiner Töchter sei bereits geimpft, berichtete er. Wissenschaftler weltweit monieren, dass die Zulassung zu früh erfolge, da der Vakzine noch wichtige Sicherheits- und Wirksamkeitsprüfungen fehlten.
Das Mittel, das das staatliche Moskauer Gamaleja-Institut für Epidemiologie und Mikrobiologie entwickelt hat, hat laut Putin die Freigabe des Gesundheitsministeriums erhalten. „Die russische Vakzine gegen das Coronavirus ist effektiv und bildet eine beständige Immunität“, wird Putin laut Spiegel online von der Agentur Interfax zitiert. Der Impfstoff habe alle notwendigen Checks bestanden. Zunächst sollen Gesundheitspersonal, Lehrer und Risikogruppen geimpft werden, kündigte Moskau an.
Stimmen aus der Wissenschaft: „Ein großes Experiment auf Bevölkerungsebene“
Wissenschaftler weltweit kritisieren die russische Entscheidung, einen Impfstoff ohne ausreichende klinische Prüfungen zuzulassen und breite Bevölkerungsgruppen wie Beschäftigte im Gesundheitswesen und Lehrer damit impfen zu wollen.
„Dass die Russen wichtige Schritte der Prüfungen eventuell überspringen, beunruhigt unsere Gemeinschaft der Impfstoff-Wissenschaftler. Liegen sie falsch, könnte das weltweit die Bemühungen um eine Vakzine unterminieren“, wird Prof. Dr. Peter Hotez, Wissenschaftler am Baylor College of Medicine in Houston, Texas, in Nature zitiert.
„Dies ist eine rücksichtslose und törichte Entscheidung. Eine Massenimpfung mit einem unsachgemäß getesteten Impfstoff ist unethisch. Jedes Problem mit der russischen Impfkampagne wäre katastrophal, nicht nur wegen ihrer negativen Auswirkungen auf die Gesundheit der Geimpften, sondern auch, weil es die Akzeptanz von Impfstoffen in der Bevölkerung weiter zurückwerfen würde“, wird Prof. Dr. Francois Balloux, Genetiker am University College London, in einer vom britischen Science Media Centre verbreiteten Erklärung noch deutlicher.
Und Dr. Ayfer Ali, Experte für Medikamentenentwicklung an der Warwick Business School, warnt ebenfalls gegenüber dem britischen Science Media Center: „Ein Problem bei schnellen Zulassungen ist, dass wir so wahrscheinlich unerwünschte Wirkungen übersehen, die zwar selten, aber schwerwiegend sind. Ein anderes Problem könnte durch ‚Antibody-Dependent Enhancement‘ (ADE) entstehen – dieses Phänomen einer potenziellen Antikörper-abhängigen Verstärkung, bei dem ein Impfstoff nicht genug Schutz bietet, um die Krankheit zu verhindern, aber es dem Virus stattdessen ermöglicht, leichter in den Körper einzudringen und die Krankheit, vor der der Impfstoff schützen soll, sogar verschlimmert, wurde bereits in Tiermodellen von Nicht-COVID-19-Coronavirus-Impfstoffen beobachtet.“
Weiter sagt er: „Stoßen wir in kleinen Studien auf dieses Phänomen, kann die Erprobung gestoppt und der Schaden begrenzt werden. Wird der Impfstoff aber bereits bevölkerungsweit eingesetzt, kann dies verheerende Auswirkungen haben. Das ist ein Grund dafür, warum ordnungsgemäße Tests von größter Bedeutung sind. Russland führt im Wesentlichen ein großes Experiment auf Bevölkerungsebene durch.“
WHO mahnt Einhaltung internationaler Richtlinien an
Unter Experten stößt Russlands Vorgehen allerdings auf Kritik. Die ersten Versuche am Menschen mit dieser Vakzine hatten erst im Juni begonnen – sehr viel später als bei anderen Impfstoff-Kandidaten. Bislang gibt es keinerlei wissenschaftliche Veröffentlichungen zu den Ergebnissen der Studien, so dass eine Bewertung durch unabhängige Wissenschaftler bislang nicht möglich ist. Die zentrale Frage, nämlich inwieweit der Impfstoff tatsächlich vor COVID-19 schützt, bleibe unbeantwortet, so die Kritik. Aber auch die Sicherheit sei noch nicht ausreichend belegt.
Moskau – Russlands Präsident Wladimir Putin hat gestern die staatliche Zulassung des weltweit ersten Coronavirus-Impfstoffes in Russland verkündet. Eine seiner Töchter sei bereits geimpft, berichtete er. Wissenschaftler weltweit monieren, dass die Zulassung zu früh erfolge, da der Vakzine noch wichtige Sicherheits- und Wirksamkeitsprüfungen fehlten.
Das Mittel, das das staatliche Moskauer Gamaleja-Institut für Epidemiologie und Mikrobiologie entwickelt hat, hat laut Putin die Freigabe des Gesundheitsministeriums erhalten. „Die russische Vakzine gegen das Coronavirus ist effektiv und bildet eine beständige Immunität“, wird Putin laut Spiegel online von der Agentur Interfax zitiert. Der Impfstoff habe alle notwendigen Checks bestanden. Zunächst sollen Gesundheitspersonal, Lehrer und Risikogruppen geimpft werden, kündigte Moskau an.
Stimmen aus der Wissenschaft: „Ein großes Experiment auf Bevölkerungsebene“
Wissenschaftler weltweit kritisieren die russische Entscheidung, einen Impfstoff ohne ausreichende klinische Prüfungen zuzulassen und breite Bevölkerungsgruppen wie Beschäftigte im Gesundheitswesen und Lehrer damit impfen zu wollen.
„Dass die Russen wichtige Schritte der Prüfungen eventuell überspringen, beunruhigt unsere Gemeinschaft der Impfstoff-Wissenschaftler. Liegen sie falsch, könnte das weltweit die Bemühungen um eine Vakzine unterminieren“, wird Prof. Dr. Peter Hotez, Wissenschaftler am Baylor College of Medicine in Houston, Texas, in Nature zitiert.
„Dies ist eine rücksichtslose und törichte Entscheidung. Eine Massenimpfung mit einem unsachgemäß getesteten Impfstoff ist unethisch. Jedes Problem mit der russischen Impfkampagne wäre katastrophal, nicht nur wegen ihrer negativen Auswirkungen auf die Gesundheit der Geimpften, sondern auch, weil es die Akzeptanz von Impfstoffen in der Bevölkerung weiter zurückwerfen würde“, wird Prof. Dr. Francois Balloux, Genetiker am University College London, in einer vom britischen Science Media Centre verbreiteten Erklärung noch deutlicher.
Und Dr. Ayfer Ali, Experte für Medikamentenentwicklung an der Warwick Business School, warnt ebenfalls gegenüber dem britischen Science Media Center: „Ein Problem bei schnellen Zulassungen ist, dass wir so wahrscheinlich unerwünschte Wirkungen übersehen, die zwar selten, aber schwerwiegend sind. Ein anderes Problem könnte durch ‚Antibody-Dependent Enhancement‘ (ADE) entstehen – dieses Phänomen einer potenziellen Antikörper-abhängigen Verstärkung, bei dem ein Impfstoff nicht genug Schutz bietet, um die Krankheit zu verhindern, aber es dem Virus stattdessen ermöglicht, leichter in den Körper einzudringen und die Krankheit, vor der der Impfstoff schützen soll, sogar verschlimmert, wurde bereits in Tiermodellen von Nicht-COVID-19-Coronavirus-Impfstoffen beobachtet.“
Weiter sagt er: „Stoßen wir in kleinen Studien auf dieses Phänomen, kann die Erprobung gestoppt und der Schaden begrenzt werden. Wird der Impfstoff aber bereits bevölkerungsweit eingesetzt, kann dies verheerende Auswirkungen haben. Das ist ein Grund dafür, warum ordnungsgemäße Tests von größter Bedeutung sind. Russland führt im Wesentlichen ein großes Experiment auf Bevölkerungsebene durch.“
WHO mahnt Einhaltung internationaler Richtlinien an
Unter Experten stößt Russlands Vorgehen allerdings auf Kritik. Die ersten Versuche am Menschen mit dieser Vakzine hatten erst im Juni begonnen – sehr viel später als bei anderen Impfstoff-Kandidaten. Bislang gibt es keinerlei wissenschaftliche Veröffentlichungen zu den Ergebnissen der Studien, so dass eine Bewertung durch unabhängige Wissenschaftler bislang nicht möglich ist. Die zentrale Frage, nämlich inwieweit der Impfstoff tatsächlich vor COVID-19 schützt, bleibe unbeantwortet, so die Kritik. Aber auch die Sicherheit sei noch nicht ausreichend belegt.
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Labormediziner kritisieren Massentests für Reiserückkehrer: „Corona-Testlabore teilweise schon im roten Bereich“
che2001, 19:49h
Von Cornelia Wanke, ALM
Die Mitglieder des Akkreditierten Labore in der Medizin e.V. (ALM) appellieren an die PoIitiker, keine weiteren Versprechungen zu Tests zu machen: „Vorhaben wie in Bayern, die Zahl der Tests pro Woche von 20.000 auf 200.000 zu steigern, sind wenig realistisch und setzen falsche Signale. Auf Kosten aller Bürgerinnen und Bürger werden hier Ressourcen versprochen, ohne die Realisierung konkret zu benennen. Für die Versorgung symptomatischer Patienten, in Krankenhäusern und Pflegeheimen und bei der so entscheidenden Aufdeckung der Infektionsketten könnten diese Ressourcen am Ende fehlen", betont Dr. Michael Müller, 1. Vorsitzender des ALM e.V.
Sowohl die Zahl der angeforderten SARS-CoV-2-PCR-Tests als auch die Zahl der positiven Befunde waren in der vergangenen Kalenderwoche (KW 32) deutlich gestiegen. Das war allgemein erwartet worden nach der Ausweitung des SARS-CoV-2-PCR-Testangebotes an Reiserückkehrer und der Einführung der Testpflicht für Einreisende aus Risikogebieten.
Mit 655.944 PCR-Tests und einem Anstieg von 26% im Vergleich zur Vorwoche erreichte die Zahl der vom 3. bis 9. August in den fachärztlichen Laboren durchgeführten Tests einen neuen Höchststand. Entsprechend dem Infektionsgeschehen stieg auch die Zahl der positiven Befunde – und zwar auf 6.696 (+28%)*. Dies ist das Ergebnis der wöchentlichen Datenanalyse des ALM e.V, an der bundesweit 146 Labore teilgenommen haben, davon etwa ein Drittel außerhalb des Verbands.
Auf keinen Fall sollten wir die gut etablierten flächendeckenden Strukturen der fachärztlichen Labore dauerhaft überlasten. Dr. Michael Müller
Die immense Zunahme des Testgeschehens brachte die Labore mancherorts an den Rand ihrer Leistungsfähigkeit – trotz der im internationalen Vergleich sehr hohen Testkapazitäten für Deutschland. Die Lieferungen von Geräten und Testmaterialien aus der In-vitro-Diagnostika-Industrie sind jedoch begrenzt und rationiert.
So weisen die ALM-Mitglieder erneut auf einen wichtigen Aspekt hin: „Wir sollten die PCR-Tests durchführen, die prioritär medizinisch notwendig und im Sinne einer guten Prävention nützlich sind. Das ist die zentrale Aufgabe der Pandemieeindämmung. Auf keinen Fall sollten wir die gut etablierten flächendeckenden Strukturen der fachärztlichen Labore dauerhaft überlasten", mahnt Müller.
Weiter sagt er: „Auch wenn Sie mit einem Auto mit 240 in der Spitze über die Autobahn fahren könnten, halten Sie das Tempo ja nicht dauerhaft vom Start bis zum vielleicht weit entfernten Ziel, weil Sie wissen, dass dann der Motor kaputt geht, sie kurzfristig tanken müssen und außerdem viel Geld ausgeben, ohne am Ende viel effizienter gewesen zu sein. Auch wir können unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die als MTLA und Wissenschaftler die zentralen diagnostisch tätigen Personen in der COVID-19-Pandemie sind, nicht unentwegt bis zum Anschlag belasten!"
Zwar sei die Testkapazität mit zusätzlichen 2% erneut auf sehr hohem Niveau stabil geblieben und liege nun bei wöchentlich knapp über 1 Million SARS-CoV-2-PCR-Tests. Diese lange aufgebauten Testkapazitäten seien aber in erster Linie dazu gedacht, kurzfristige Anforderungsspitzen wie bei regionalen Ausbrüchen abzufedern und nicht, um sämtliche möglichen Wünsche und Vorstellungen nach freier Testung zu bedienen.
Die Mitglieder des Akkreditierten Labore in der Medizin e.V. (ALM) appellieren an die PoIitiker, keine weiteren Versprechungen zu Tests zu machen: „Vorhaben wie in Bayern, die Zahl der Tests pro Woche von 20.000 auf 200.000 zu steigern, sind wenig realistisch und setzen falsche Signale. Auf Kosten aller Bürgerinnen und Bürger werden hier Ressourcen versprochen, ohne die Realisierung konkret zu benennen. Für die Versorgung symptomatischer Patienten, in Krankenhäusern und Pflegeheimen und bei der so entscheidenden Aufdeckung der Infektionsketten könnten diese Ressourcen am Ende fehlen", betont Dr. Michael Müller, 1. Vorsitzender des ALM e.V.
Sowohl die Zahl der angeforderten SARS-CoV-2-PCR-Tests als auch die Zahl der positiven Befunde waren in der vergangenen Kalenderwoche (KW 32) deutlich gestiegen. Das war allgemein erwartet worden nach der Ausweitung des SARS-CoV-2-PCR-Testangebotes an Reiserückkehrer und der Einführung der Testpflicht für Einreisende aus Risikogebieten.
Mit 655.944 PCR-Tests und einem Anstieg von 26% im Vergleich zur Vorwoche erreichte die Zahl der vom 3. bis 9. August in den fachärztlichen Laboren durchgeführten Tests einen neuen Höchststand. Entsprechend dem Infektionsgeschehen stieg auch die Zahl der positiven Befunde – und zwar auf 6.696 (+28%)*. Dies ist das Ergebnis der wöchentlichen Datenanalyse des ALM e.V, an der bundesweit 146 Labore teilgenommen haben, davon etwa ein Drittel außerhalb des Verbands.
Auf keinen Fall sollten wir die gut etablierten flächendeckenden Strukturen der fachärztlichen Labore dauerhaft überlasten. Dr. Michael Müller
Die immense Zunahme des Testgeschehens brachte die Labore mancherorts an den Rand ihrer Leistungsfähigkeit – trotz der im internationalen Vergleich sehr hohen Testkapazitäten für Deutschland. Die Lieferungen von Geräten und Testmaterialien aus der In-vitro-Diagnostika-Industrie sind jedoch begrenzt und rationiert.
So weisen die ALM-Mitglieder erneut auf einen wichtigen Aspekt hin: „Wir sollten die PCR-Tests durchführen, die prioritär medizinisch notwendig und im Sinne einer guten Prävention nützlich sind. Das ist die zentrale Aufgabe der Pandemieeindämmung. Auf keinen Fall sollten wir die gut etablierten flächendeckenden Strukturen der fachärztlichen Labore dauerhaft überlasten", mahnt Müller.
Weiter sagt er: „Auch wenn Sie mit einem Auto mit 240 in der Spitze über die Autobahn fahren könnten, halten Sie das Tempo ja nicht dauerhaft vom Start bis zum vielleicht weit entfernten Ziel, weil Sie wissen, dass dann der Motor kaputt geht, sie kurzfristig tanken müssen und außerdem viel Geld ausgeben, ohne am Ende viel effizienter gewesen zu sein. Auch wir können unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die als MTLA und Wissenschaftler die zentralen diagnostisch tätigen Personen in der COVID-19-Pandemie sind, nicht unentwegt bis zum Anschlag belasten!"
Zwar sei die Testkapazität mit zusätzlichen 2% erneut auf sehr hohem Niveau stabil geblieben und liege nun bei wöchentlich knapp über 1 Million SARS-CoV-2-PCR-Tests. Diese lange aufgebauten Testkapazitäten seien aber in erster Linie dazu gedacht, kurzfristige Anforderungsspitzen wie bei regionalen Ausbrüchen abzufedern und nicht, um sämtliche möglichen Wünsche und Vorstellungen nach freier Testung zu bedienen.
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Dienstag, 11. August 2020
Entlarvend
che2001, 02:20h
ist, dass einer der Chefs von Goldmann Sachs Larry Blankfein heißt. *prust*
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Mittwoch, 29. Juli 2020
Biden gegen Trump
che2001, 21:04h
Mein Vater zu dem Thema: "Zwei Silberrücken, die sich langsam mal das Altersheim aussuchen sollten aus dessen Fenster sie die Welt betrachten beschmeissen sich gegenseitig mit Bananen und wetteifern um die Gunst von Massen, die kurz davor sind sich durch Plündern von Supermärkten zu alimentieren weil ihnen nichts anderes mehr übrig bleibt."
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Kinderkliniken und der Profit: Asklepios macht wegen „Ärztemangel“ dicht.
che2001, 20:03h
Die Kleinsten ein Opfer von Profitstreben?
Ute Eppinger, medscape
Hat der Klinikbetreiber im Streit um die Schließung der Kinderklinik in Parchim, einer Kreisstadt in Mecklenburg-Vorpommern, mehrfach die Unwahrheit gesagt? Recherchen des ARD-Magazins Kontraste legen das nahe. Seit Pfingsten ist die Kinderklinik im Landkreis Ludwigslust-Parchim geschlossen, zum 31. Dezember hatte der Betreiber Asklepios angekündigt, den Versorgungsauftrag für die stationäre pädiatrische Versorgung zurückzugeben. Die Begründung: Ärztemangel.
„Eine Pädiatrie zu schließen ist niemals eine wirtschaftliche Entscheidung und war es auch in diesem Fall nicht. Es ist der reine Ärztemangel, der uns dazu zwingt, das Versorgungsangebot einzustellen“, hatte Guido Lenz, Asklepios Regionalgeschäftsführer Nord-Ost II im Dezember vergangenen Jahres auf einer Pressekonferenz betont.
Doch an dieser Darstellung gibt es Zweifel: Zwar hatte noch im Dezember Asklepios die Kündigung des Chefarztes der Kinderklinik schriftlich bestritten. Konfrontiert mit den Recherchen zeigt sich nun aber: Tatsächlich hatte der Konzern selbst dem Chefarzt der Kinderklinik gekündigt, außerdem 2 Assistenzärzten. Asklepios teilt nun schriftlich dazu mit: „Es trifft zu, dass wir dem Chefarzt ... gekündigt haben.“
Wurde gegen den Ärztemangel genug unternommen?
Regionalgeschäftsführer Lenz hatte Mitte Januar gegenüber dem NDR erklärt, dass es schwierig sei, Personal zu finden: „Mittlerweile ist es halt so, dass es unheimlich schwer ist, Ärzte zu rekrutieren, weil es wenige Ärzte sind, weil sie auch sehr ungern ins ländliche Gebiet kommen. Weil sie sich lieber in Ballungsräumen aufhalten.“ Alle Versuche, die Stellen nachzubesetzen, seien, so Asklepios, erfolglos geblieben.
Dass es keine Bewerber gegeben habe, hatte Geschäftsführer Matthias Dürkop noch auf der Pressekonferenz im Dezember betont: „Es ist nicht so, dass wir eine Bewerbung hatten im Bereich der Pädiatrie, wir hatten keine einzige Bewerbung.“ Das stimmt offenbar nicht – jedenfalls teilt der Konzern gegenüber Kontraste schriftlich mit: „Fakt ist, dass wir lediglich eine einzige Bewerbung einer Fachärztin hatten. Auf ein großzügiges Vertragsangebot von uns hat sie sich nie wieder gemeldet.“
Auch das stimmt nicht – in ihrer Email an den Klinikbetreiber, die Kontraste vorliegt, erklärte die Bewerberin die Stelle antreten zu wollen und schrieb: „Ich könnte ab dem 12.8.2019 beginnen.“
Der Präsident der Ärztekammer Mecklenburg-Vorpommern Prof. Dr. Andreas Crusius, der der Klinik seine Hilfe bei der Arztsuche angeboten hatte, sagt dazu: „Im Gespräch mit dem Geschäftsführer hatte ich den Eindruck, man will keine Kinderheilkunde und man hat nicht so viel Interesse daran, wie man vorgibt zu haben.“
Ute Eppinger, medscape
Hat der Klinikbetreiber im Streit um die Schließung der Kinderklinik in Parchim, einer Kreisstadt in Mecklenburg-Vorpommern, mehrfach die Unwahrheit gesagt? Recherchen des ARD-Magazins Kontraste legen das nahe. Seit Pfingsten ist die Kinderklinik im Landkreis Ludwigslust-Parchim geschlossen, zum 31. Dezember hatte der Betreiber Asklepios angekündigt, den Versorgungsauftrag für die stationäre pädiatrische Versorgung zurückzugeben. Die Begründung: Ärztemangel.
„Eine Pädiatrie zu schließen ist niemals eine wirtschaftliche Entscheidung und war es auch in diesem Fall nicht. Es ist der reine Ärztemangel, der uns dazu zwingt, das Versorgungsangebot einzustellen“, hatte Guido Lenz, Asklepios Regionalgeschäftsführer Nord-Ost II im Dezember vergangenen Jahres auf einer Pressekonferenz betont.
Doch an dieser Darstellung gibt es Zweifel: Zwar hatte noch im Dezember Asklepios die Kündigung des Chefarztes der Kinderklinik schriftlich bestritten. Konfrontiert mit den Recherchen zeigt sich nun aber: Tatsächlich hatte der Konzern selbst dem Chefarzt der Kinderklinik gekündigt, außerdem 2 Assistenzärzten. Asklepios teilt nun schriftlich dazu mit: „Es trifft zu, dass wir dem Chefarzt ... gekündigt haben.“
Wurde gegen den Ärztemangel genug unternommen?
Regionalgeschäftsführer Lenz hatte Mitte Januar gegenüber dem NDR erklärt, dass es schwierig sei, Personal zu finden: „Mittlerweile ist es halt so, dass es unheimlich schwer ist, Ärzte zu rekrutieren, weil es wenige Ärzte sind, weil sie auch sehr ungern ins ländliche Gebiet kommen. Weil sie sich lieber in Ballungsräumen aufhalten.“ Alle Versuche, die Stellen nachzubesetzen, seien, so Asklepios, erfolglos geblieben.
Dass es keine Bewerber gegeben habe, hatte Geschäftsführer Matthias Dürkop noch auf der Pressekonferenz im Dezember betont: „Es ist nicht so, dass wir eine Bewerbung hatten im Bereich der Pädiatrie, wir hatten keine einzige Bewerbung.“ Das stimmt offenbar nicht – jedenfalls teilt der Konzern gegenüber Kontraste schriftlich mit: „Fakt ist, dass wir lediglich eine einzige Bewerbung einer Fachärztin hatten. Auf ein großzügiges Vertragsangebot von uns hat sie sich nie wieder gemeldet.“
Auch das stimmt nicht – in ihrer Email an den Klinikbetreiber, die Kontraste vorliegt, erklärte die Bewerberin die Stelle antreten zu wollen und schrieb: „Ich könnte ab dem 12.8.2019 beginnen.“
Der Präsident der Ärztekammer Mecklenburg-Vorpommern Prof. Dr. Andreas Crusius, der der Klinik seine Hilfe bei der Arztsuche angeboten hatte, sagt dazu: „Im Gespräch mit dem Geschäftsführer hatte ich den Eindruck, man will keine Kinderheilkunde und man hat nicht so viel Interesse daran, wie man vorgibt zu haben.“
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Montag, 27. Juli 2020
Corona-Patient-Nr. 1 erzählt im Interview seine Geschichte: „Ich habe seit April keine neutralisierenden Antikörper mehr.“
che2001, 19:48h
Auf den Tag genau, vor einem halben Jahr, am 27. Januar 2020, wurde der erste Mitarbeiter von Webasto in Deutschland positiv auf das neuartige Coronavirus getestet. Erst 2 Wochen später gab die Weltgesundheitsorganisation (WHO) dem Virus und dem von ihm ausgelösten Lungenleiden offizielle Namen: „Sars CoV-2“ und „COVID-19“. Wie „Patient 1“ die Infektion erlebt hat und wie es ihm heute geht, berichtete er in einem intern geführten Interview, das die Firma Webasto Journalisten zur Verfügung stellte. Zum Schutz seiner Privatsphäre sind seine Antworten anonymisiert.
Hattest du dich mit dem neuartigen Virus beschäftigt, bevor du selbst betroffen warst?
Ich hatte nur die Nachrichten aus Wuhan (China) verfolgt. Damals erschien das Virus noch sehr weit entfernt. Ich hatte tatsächlich am Mittwoch, den 22. Januar, einen Termin bei unserem Betriebsarzt und dort nebenbei gefragt, wie er dieses Virus einschätzt, da ich für 2020 Dienstreisen nach Asien geplant hatte. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich gar nicht, dass ich das Virus schon in mir trage.
Wann und wie hast du erfahren, dass deine chinesische Kollegin positiv auf das neuartige Virus getestet wurde?
Dies geschah direkt am Morgen des 27. Januar. Ich habe es durch meinen Vorgesetzten erfahren.
Was ist dir als Erstes durch den Kopf gegangen, als du von der Infektion der Kollegin gehört hast?
Ich habe sofort an meine Familie gedacht. Am Wochenende hatte ich Fieber und Schüttelfrost, jedoch keine Atembeschwerden. Trotzdem war ich sofort um meine schwangere Frau und um meine kleine Tochter besorgt. Ich wusste, dass ich mich sofort auf das Virus testen lassen muss. Zu dem Zeitpunkt gab es leider noch keine offiziellen Hinweise dazu, wo man hingehen muss, um sich testen zu lassen.
War dir sofort klar, was das für dich und deine Familie bedeuten könnte?
Ja. Wobei meine Gedanken die ganze Zeit bei meiner Familie waren.
Bei welcher Gelegenheit hattest du die Kollegin getroffen?
Die chinesische Kollegin hatte ich bei einer einstündigen Besprechung am Montag, den 20. Januar, getroffen.
Gab es mehrfach Kontakt und wie sah der aus?
Es gab nur ein Meeting am Montagmorgen. Dort haben wir uns noch alle die Hand gegeben. Ich saß dann auch direkt neben ihr und habe nebenbei Kaffee getrunken.
Was hast du gemacht, als du am Montag von der infizierten Kollegin erfahren hast?
Auch wenn ich zu dem Zeitpunkt keine Krankheitssymptome mehr hatte, bin ich unverzüglich zu meinem Hausarzt gefahren und habe ihm meine Situation geschildert. Der hat mich – richtigerweise – direkt zum Tropeninstitut nach München geschickt.
Ja, daran kann ich mich sehr gut erinnern: An diesem Montagabend habe ich zum ersten Mal meiner Tochter keinen Gutenachtkuss gegeben und war auch auf Distanz zu meiner Frau. Kurz nach 20 Uhr kam dann der Anruf, bei dem mir das Ergebnis mitgeteilt wurde. Mir wurde gesagt, dass ich mich sofort ins Schwabinger Krankenhaus begeben soll, zu einem bestimmten Gebäude und dort zu einer bestimmten Station. Ich sollte mich nicht an der Rezeption melden, sondern direkt auf das Gelände fahren, und man würde auf mich warten.
Über die Krankheit war zu dieser Zeit nicht viel bekannt. Hattest du Angst, richtig schwer zu erkranken?
Es war eine sehr surreale Situation. Ich wusste nicht, was ich denken sollte. Viele Gedanken schwirrten durch meinen Kopf, aber erst einmal habe ich nur noch reagiert und fühlte mich fremdgesteuert.
Was war das für ein Gefühl, als du erfahren hast, dass der Erreger von dir auf andere Kollegen übertragen worden war?
Zum Glück hat sich bestätigt, dass ich selbst das Virus nicht weiterverbreitet habe. In den Medien war inzwischen von „Superspreadern“ zu lesen, dazu gehörte ich nicht. Ich habe, soweit die Untersuchungen ergeben haben, nur einen Kollegen angesteckt, als dieser meinen Laptop bedient hat. Das tat mir natürlich sehr leid, dass dieser jetzt wegen mir ebenfalls ins Schwabinger Krankenhaus eingewiesen wurde. Die Krankheit ist bei ihm Gott sei Dank aber auch nicht stark ausgebrochen.
Haben sich auch Familienmitglieder oder Freunde bei dir angesteckt?
Nein, und das ist für mich bis heute nicht nachvollziehbar, da ich eine volle Woche unbewusst dieses Virus in mir hatte und ich normal mit meiner Familie und Freunden zusammen war. Es wurden aber alle zwei Mal getestet, und alle sind negativ gewesen.
Gab es Reaktionen auf dein Testergebnis, die dich positiv oder negativ überrascht haben? Kannst du Beispiele nennen?
Freunde und Familie waren natürlich erst einmal geschockt und besorgt. Ich habe täglich von Allen Anrufe bekommen, da sie sich große Sorgen um mich gemacht haben. Ich habe sie stets beruhigt und gesagt, dass es mir gut gehe.
Aber ich haben natürlich auch die Nachrichten verfolgt und war zum Teil erschrocken, welche Erkenntnisse man angeblich über mich und mein Privatleben „rausgefunden“ hatte. Das habe ich jedoch nicht an mich rankommen lassen. Was mich wirklich aufgeregt hat, waren Medien, die über frei erfundene Gespräche zwischen mir und meiner Frau berichteten oder solche, die meinten, sie müssten Reporter zu der Kindertagesstätte meiner Tochter schicken.
Wie lange warst du im Krankenhaus?
Ich war 19 Tage im Krankenhaus.
Wie ging es dir in der Zeit im Krankenhaus gesundheitlich?
Welche Beschwerden hattest du, und kannst du kurz den Verlauf beschreiben? Ich hatte zum Zeitpunkt meiner Aufnahme, außer leichtem Durchfall, keine Beschwerden mehr. Dieser war nach wenigen Tagen weg. In der dritten Woche hatte ich an einem Tag eine leichte Panikattacke, da ich keine Perspektive auf eine Entlassung sah und mir eingebildet habe, ich würde auf ungewisse Zeit festsitzen.
Wie hast du die Zeit im Krankenhaus sonst empfunden?
Was hat dich belastet, über was hast du dich gefreut? Das Krankenhauspersonal war stets freundlich, und ich habe mich dort gut aufgehoben gefühlt. Ich habe mich täglich auf die Anrufe von Freunden und Familie gefreut. Zudem habe ich auch Pakete erhalten. Nicht nur von meiner Familie, sondern auch eins von dem Task-Force und Management Team von Webasto. Inhalt waren ein Brief, Süßigkeiten, ein Puzzle, Gutscheinkarten, mit denen ich mir Filme anschauen konnte, und zudem weitere kleine Sachen zur Aufmunterung. Das fand ich eine sehr rührende Geste.
Ende Februar bist du aus dem Krankenhaus als geheilt entlassen worden. Konntest bzw. musstest du dann gleich wieder arbeiten?
Ich habe die ganze Zeit über gearbeitet, da ich meinen Laptop im Krankenhaus dabei hatte. Mir macht meine Arbeit sehr viel Spaß, und es war eine willkommene Abwechslung und auch Ablenkung zum recht eintönigen Alltag im Krankenhaus. Nach der Entlassung hatte ich weitere Auflagen vom zuständigen Gesundheitsamt. Erst nachdem auch die letzte tote Virus-DNA aus meinem Körper ausgeschieden war, durfte ich wieder zurück an meine Arbeitsstätte.
Wie geht es dir heute gesundheitlich?
Mir geht es bestens. Ich wurde öfter von Kopf bis Fuß untersucht, und es wurden keine Spätfolgen festgestellt.
Schützen dich Antikörper vor einer neuerlichen Infektion mit dem Virus?
Leider nicht mehr. Seit April habe ich keine neutralisierenden Anti-Körper mehr.
Als du die Anti-Körper noch hattest, hast du da trotzdem die hygienischen Schutzmaßnahmen eingehalten?
Ja, in vollem Umfang. Mir war klar, dass mein Körper zu dem Zeitpunkt immun gegen das Virus war, jedoch war mir auch bewusst, dass ich trotz Immunität ein Überträger auf andere hätte sein können. Ich habe stets Abstand gehalten, habe eine Maske getragen und Händehygiene beachtet, und dies tue ich bis heute noch genauso und rate es jedem eindringlich.
Hättest du gedacht, dass das Virus so gefährlich ist und es zu einer Pandemie kommt?
Nein, das habe ich nicht ahnen können. Im Nachhinein ist mir klargeworden, dass ich ein Riesenglück hatte, dass das Virus meinen Körper nicht so stark angegriffen hat und ich das Ganze glimpflich überstanden habe.
Haben dich die Erkrankung und die Erfahrungen, die du gemacht hast, verändert? Wenn ja, inwiefern?
Es hat mich gelehrt, dass einem auch das Unvorstellbarste widerfahren kann und, dass man das Leben nicht als selbstverständlich hinnehmen darf. Von heute auf morgen kann sich alles verändern.
Hattest du dich mit dem neuartigen Virus beschäftigt, bevor du selbst betroffen warst?
Ich hatte nur die Nachrichten aus Wuhan (China) verfolgt. Damals erschien das Virus noch sehr weit entfernt. Ich hatte tatsächlich am Mittwoch, den 22. Januar, einen Termin bei unserem Betriebsarzt und dort nebenbei gefragt, wie er dieses Virus einschätzt, da ich für 2020 Dienstreisen nach Asien geplant hatte. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich gar nicht, dass ich das Virus schon in mir trage.
Wann und wie hast du erfahren, dass deine chinesische Kollegin positiv auf das neuartige Virus getestet wurde?
Dies geschah direkt am Morgen des 27. Januar. Ich habe es durch meinen Vorgesetzten erfahren.
Was ist dir als Erstes durch den Kopf gegangen, als du von der Infektion der Kollegin gehört hast?
Ich habe sofort an meine Familie gedacht. Am Wochenende hatte ich Fieber und Schüttelfrost, jedoch keine Atembeschwerden. Trotzdem war ich sofort um meine schwangere Frau und um meine kleine Tochter besorgt. Ich wusste, dass ich mich sofort auf das Virus testen lassen muss. Zu dem Zeitpunkt gab es leider noch keine offiziellen Hinweise dazu, wo man hingehen muss, um sich testen zu lassen.
War dir sofort klar, was das für dich und deine Familie bedeuten könnte?
Ja. Wobei meine Gedanken die ganze Zeit bei meiner Familie waren.
Bei welcher Gelegenheit hattest du die Kollegin getroffen?
Die chinesische Kollegin hatte ich bei einer einstündigen Besprechung am Montag, den 20. Januar, getroffen.
Gab es mehrfach Kontakt und wie sah der aus?
Es gab nur ein Meeting am Montagmorgen. Dort haben wir uns noch alle die Hand gegeben. Ich saß dann auch direkt neben ihr und habe nebenbei Kaffee getrunken.
Was hast du gemacht, als du am Montag von der infizierten Kollegin erfahren hast?
Auch wenn ich zu dem Zeitpunkt keine Krankheitssymptome mehr hatte, bin ich unverzüglich zu meinem Hausarzt gefahren und habe ihm meine Situation geschildert. Der hat mich – richtigerweise – direkt zum Tropeninstitut nach München geschickt.
Ja, daran kann ich mich sehr gut erinnern: An diesem Montagabend habe ich zum ersten Mal meiner Tochter keinen Gutenachtkuss gegeben und war auch auf Distanz zu meiner Frau. Kurz nach 20 Uhr kam dann der Anruf, bei dem mir das Ergebnis mitgeteilt wurde. Mir wurde gesagt, dass ich mich sofort ins Schwabinger Krankenhaus begeben soll, zu einem bestimmten Gebäude und dort zu einer bestimmten Station. Ich sollte mich nicht an der Rezeption melden, sondern direkt auf das Gelände fahren, und man würde auf mich warten.
Über die Krankheit war zu dieser Zeit nicht viel bekannt. Hattest du Angst, richtig schwer zu erkranken?
Es war eine sehr surreale Situation. Ich wusste nicht, was ich denken sollte. Viele Gedanken schwirrten durch meinen Kopf, aber erst einmal habe ich nur noch reagiert und fühlte mich fremdgesteuert.
Was war das für ein Gefühl, als du erfahren hast, dass der Erreger von dir auf andere Kollegen übertragen worden war?
Zum Glück hat sich bestätigt, dass ich selbst das Virus nicht weiterverbreitet habe. In den Medien war inzwischen von „Superspreadern“ zu lesen, dazu gehörte ich nicht. Ich habe, soweit die Untersuchungen ergeben haben, nur einen Kollegen angesteckt, als dieser meinen Laptop bedient hat. Das tat mir natürlich sehr leid, dass dieser jetzt wegen mir ebenfalls ins Schwabinger Krankenhaus eingewiesen wurde. Die Krankheit ist bei ihm Gott sei Dank aber auch nicht stark ausgebrochen.
Haben sich auch Familienmitglieder oder Freunde bei dir angesteckt?
Nein, und das ist für mich bis heute nicht nachvollziehbar, da ich eine volle Woche unbewusst dieses Virus in mir hatte und ich normal mit meiner Familie und Freunden zusammen war. Es wurden aber alle zwei Mal getestet, und alle sind negativ gewesen.
Gab es Reaktionen auf dein Testergebnis, die dich positiv oder negativ überrascht haben? Kannst du Beispiele nennen?
Freunde und Familie waren natürlich erst einmal geschockt und besorgt. Ich habe täglich von Allen Anrufe bekommen, da sie sich große Sorgen um mich gemacht haben. Ich habe sie stets beruhigt und gesagt, dass es mir gut gehe.
Aber ich haben natürlich auch die Nachrichten verfolgt und war zum Teil erschrocken, welche Erkenntnisse man angeblich über mich und mein Privatleben „rausgefunden“ hatte. Das habe ich jedoch nicht an mich rankommen lassen. Was mich wirklich aufgeregt hat, waren Medien, die über frei erfundene Gespräche zwischen mir und meiner Frau berichteten oder solche, die meinten, sie müssten Reporter zu der Kindertagesstätte meiner Tochter schicken.
Wie lange warst du im Krankenhaus?
Ich war 19 Tage im Krankenhaus.
Wie ging es dir in der Zeit im Krankenhaus gesundheitlich?
Welche Beschwerden hattest du, und kannst du kurz den Verlauf beschreiben? Ich hatte zum Zeitpunkt meiner Aufnahme, außer leichtem Durchfall, keine Beschwerden mehr. Dieser war nach wenigen Tagen weg. In der dritten Woche hatte ich an einem Tag eine leichte Panikattacke, da ich keine Perspektive auf eine Entlassung sah und mir eingebildet habe, ich würde auf ungewisse Zeit festsitzen.
Wie hast du die Zeit im Krankenhaus sonst empfunden?
Was hat dich belastet, über was hast du dich gefreut? Das Krankenhauspersonal war stets freundlich, und ich habe mich dort gut aufgehoben gefühlt. Ich habe mich täglich auf die Anrufe von Freunden und Familie gefreut. Zudem habe ich auch Pakete erhalten. Nicht nur von meiner Familie, sondern auch eins von dem Task-Force und Management Team von Webasto. Inhalt waren ein Brief, Süßigkeiten, ein Puzzle, Gutscheinkarten, mit denen ich mir Filme anschauen konnte, und zudem weitere kleine Sachen zur Aufmunterung. Das fand ich eine sehr rührende Geste.
Ende Februar bist du aus dem Krankenhaus als geheilt entlassen worden. Konntest bzw. musstest du dann gleich wieder arbeiten?
Ich habe die ganze Zeit über gearbeitet, da ich meinen Laptop im Krankenhaus dabei hatte. Mir macht meine Arbeit sehr viel Spaß, und es war eine willkommene Abwechslung und auch Ablenkung zum recht eintönigen Alltag im Krankenhaus. Nach der Entlassung hatte ich weitere Auflagen vom zuständigen Gesundheitsamt. Erst nachdem auch die letzte tote Virus-DNA aus meinem Körper ausgeschieden war, durfte ich wieder zurück an meine Arbeitsstätte.
Wie geht es dir heute gesundheitlich?
Mir geht es bestens. Ich wurde öfter von Kopf bis Fuß untersucht, und es wurden keine Spätfolgen festgestellt.
Schützen dich Antikörper vor einer neuerlichen Infektion mit dem Virus?
Leider nicht mehr. Seit April habe ich keine neutralisierenden Anti-Körper mehr.
Als du die Anti-Körper noch hattest, hast du da trotzdem die hygienischen Schutzmaßnahmen eingehalten?
Ja, in vollem Umfang. Mir war klar, dass mein Körper zu dem Zeitpunkt immun gegen das Virus war, jedoch war mir auch bewusst, dass ich trotz Immunität ein Überträger auf andere hätte sein können. Ich habe stets Abstand gehalten, habe eine Maske getragen und Händehygiene beachtet, und dies tue ich bis heute noch genauso und rate es jedem eindringlich.
Hättest du gedacht, dass das Virus so gefährlich ist und es zu einer Pandemie kommt?
Nein, das habe ich nicht ahnen können. Im Nachhinein ist mir klargeworden, dass ich ein Riesenglück hatte, dass das Virus meinen Körper nicht so stark angegriffen hat und ich das Ganze glimpflich überstanden habe.
Haben dich die Erkrankung und die Erfahrungen, die du gemacht hast, verändert? Wenn ja, inwiefern?
Es hat mich gelehrt, dass einem auch das Unvorstellbarste widerfahren kann und, dass man das Leben nicht als selbstverständlich hinnehmen darf. Von heute auf morgen kann sich alles verändern.
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Forscher führen SARS-CoV-2-Ausbruch bei Tönnies auf Superspreader zurück – Übertragung im Abstand von bis zu 8 Metern
che2001, 19:43h
Der Schlachtbetrieb Tönnies in Rheda-Wiedenbrück, Nordrhein-Westfalen, entwickelte sich ab Mai zum SARS-CoV-2-Hotspot (wie Medscape berichtete): Von 6.139 getesteten Tönnies-Werksmitarbeitern hatten sich Mitte Juni 1.413 infiziert. Hinzu kamen weitere 353 Personen im Umfeld dieser Beschäftigten. Alle Angestellten mussten in Quarantäne. Außerdem wurden Schulen und Kindertagesstätten im Kreis Gütersloh geschlossen.
Das Ereignis erklärten die Gesundheitsämter vor Ort mit der prekären Wohnsituation von Arbeitern, aber auch mit der Luftzirkulation durch Klimaanlagen: eine Theorie, die Forscher jetzt teilweise revidieren.
Dr. Thomas Günther vom Heinrich-Pette-Institut, Leibniz-Institut für Experimentelle Virologie, und Kollegen haben die ursprünglichen Übertragungswege rekonstruiert [1,2]. Danach wurde – ausgehend von einem einzigen Mitarbeiter – das Virus auf mehrere Personen in einem Umkreis von mehr als 8 Metern übertragen. Das geschah in einem Bereich, in dem Rinder zerlegt werden. Die Luft wird dort ständig umgewälzt und auf 10°C gekühlt. Die Wohnsituation spielte – anders als anfänglich vermutet – in der untersuchten Phase des Ausbruchs keine wesentliche Rolle.
Unter diesen Bedingungen (in Fleisch- oderFischverarbeitungsbetrieben) ist ein Abstand von 1,5 bis 3 Metern alleine ganz offenbar nicht ausreichend, um eine Übertragung zu verhindern. Prof. Dr. Adam Grundhoff
„Unsere Ergebnisse weisen darauf hin, dass die Bedingungen des Zerlegebetriebs – also die niedrige Temperatur, eine geringe Frischluftzufuhr und eine konstante Luftumwälzung durch die Klimaanlage in der Halle, zusammen mit anstrengender körperlicher Arbeit – die Aerosolübertragung von SARS-CoV-2-Partikeln über größere Entfernungen hinweg förderten“, sagt Prof. Dr. Adam Grundhoff. Er arbeitet ebenfalls am vom Heinrich-Pette-Institut und ist Koautor der Studie.
Grundhoff weiter: „Es ist sehr wahrscheinlich, dass diese Faktoren generell eine entscheidende Rolle bei den weltweit auftretenden Ausbrüchen in Fleisch- oder Fischverarbeitungsbetrieben spielen. Unter diesen Bedingungen ist ein Abstand von 1,5 bis 3 Metern alleine ganz offenbar nicht ausreichend, um eine Übertragung zu verhindern.“
Untersuchungen anhand von Genomanalysen
Günther und Kollegen arbeiten in ihrer Studie mit Gensequenzen von SARS-CoV-2. Proben aus Abstrichen wurden aufbereitet, virale Nukleinsäuren amplifiziert und dann sequenziert. Aufgrund des zeitlichen Verlaufs vermuten sie, dass 2 Mitarbeiter, B1 und B2 genannt, die wahrscheinlichste Quelle des Ausbruchs waren. Sie sind früh getestet worden, durften aber weiterarbeiten, bis Ergebnisse vorlagen.
Beide hatten sich wahrscheinlich beim Fleischbetrieb Westcrown in Dissen, Niedersachsen, infiziert. Aufgrund von Mutationen im viralen Genom konnte B2 dann als Überträger ausgeschlossen werden. Damit scheint B1 der Indexpatient zu sein.
Kontakte von B1 zu anderen Mitarbeitern
Wie die Autoren weiter ausführen, arbeitete B1 in der Frühschicht der Fleischverarbeitung. In seiner Schicht sind gleichzeitig 147 Personen tätig, von denen die meisten feste Positionen am Förderband haben. 8 Klimaanlagen sind in der Nähe der Decke und Gebläse wälzen die Luft um.
Aufgrund dieser bekannten Konstellationen und aufgrund von Arbeitsplänen konnten die Forscher viele Personen im Raum relativ zum Indexpatienten lokalisieren. Zu den meisten Infektionen kam es innerhalb eines Radius´ von 8 Metern um B1. Auch hier legen genomische Daten nahe, dass SARS-CoV-2 vom Indexpatienten kam.
Weitere Infektionen im Wohnbereich können Günther und Kollegen zwar nicht ausschließen. Sie bewerten die Situation in der Fleischverarbeitung jedoch als entscheidend.
Tönnies ist kein Einzelfall
Die Autoren jedenfalls vermuten, dass spezielle Arbeitsbedingungen auch für weitere Ausbrüche in Betrieben der Fleisch- und Fischverarbeitung verantwortlich sein könnten. Deshalb müsse man Angestellte „häufig und systematisch überprüfen“. Im Falle einer Infektion seien Personen unter Quarantäne zu stellen, die Kontakte weit über die bekannten 2 m hinaus gehabt hätten.
Außerdem mahnen Günther und Kollegen eine verbesserte Belüftung, eine Installation von Filter- oder Ultraviolettlichtgeräten sowie eine Verwendung von Mund-Nasen-Schutz bei Arbeitern an, um das Infektionsrisiko zu verringer
Das Ereignis erklärten die Gesundheitsämter vor Ort mit der prekären Wohnsituation von Arbeitern, aber auch mit der Luftzirkulation durch Klimaanlagen: eine Theorie, die Forscher jetzt teilweise revidieren.
Dr. Thomas Günther vom Heinrich-Pette-Institut, Leibniz-Institut für Experimentelle Virologie, und Kollegen haben die ursprünglichen Übertragungswege rekonstruiert [1,2]. Danach wurde – ausgehend von einem einzigen Mitarbeiter – das Virus auf mehrere Personen in einem Umkreis von mehr als 8 Metern übertragen. Das geschah in einem Bereich, in dem Rinder zerlegt werden. Die Luft wird dort ständig umgewälzt und auf 10°C gekühlt. Die Wohnsituation spielte – anders als anfänglich vermutet – in der untersuchten Phase des Ausbruchs keine wesentliche Rolle.
Unter diesen Bedingungen (in Fleisch- oderFischverarbeitungsbetrieben) ist ein Abstand von 1,5 bis 3 Metern alleine ganz offenbar nicht ausreichend, um eine Übertragung zu verhindern. Prof. Dr. Adam Grundhoff
„Unsere Ergebnisse weisen darauf hin, dass die Bedingungen des Zerlegebetriebs – also die niedrige Temperatur, eine geringe Frischluftzufuhr und eine konstante Luftumwälzung durch die Klimaanlage in der Halle, zusammen mit anstrengender körperlicher Arbeit – die Aerosolübertragung von SARS-CoV-2-Partikeln über größere Entfernungen hinweg förderten“, sagt Prof. Dr. Adam Grundhoff. Er arbeitet ebenfalls am vom Heinrich-Pette-Institut und ist Koautor der Studie.
Grundhoff weiter: „Es ist sehr wahrscheinlich, dass diese Faktoren generell eine entscheidende Rolle bei den weltweit auftretenden Ausbrüchen in Fleisch- oder Fischverarbeitungsbetrieben spielen. Unter diesen Bedingungen ist ein Abstand von 1,5 bis 3 Metern alleine ganz offenbar nicht ausreichend, um eine Übertragung zu verhindern.“
Untersuchungen anhand von Genomanalysen
Günther und Kollegen arbeiten in ihrer Studie mit Gensequenzen von SARS-CoV-2. Proben aus Abstrichen wurden aufbereitet, virale Nukleinsäuren amplifiziert und dann sequenziert. Aufgrund des zeitlichen Verlaufs vermuten sie, dass 2 Mitarbeiter, B1 und B2 genannt, die wahrscheinlichste Quelle des Ausbruchs waren. Sie sind früh getestet worden, durften aber weiterarbeiten, bis Ergebnisse vorlagen.
Beide hatten sich wahrscheinlich beim Fleischbetrieb Westcrown in Dissen, Niedersachsen, infiziert. Aufgrund von Mutationen im viralen Genom konnte B2 dann als Überträger ausgeschlossen werden. Damit scheint B1 der Indexpatient zu sein.
Kontakte von B1 zu anderen Mitarbeitern
Wie die Autoren weiter ausführen, arbeitete B1 in der Frühschicht der Fleischverarbeitung. In seiner Schicht sind gleichzeitig 147 Personen tätig, von denen die meisten feste Positionen am Förderband haben. 8 Klimaanlagen sind in der Nähe der Decke und Gebläse wälzen die Luft um.
Aufgrund dieser bekannten Konstellationen und aufgrund von Arbeitsplänen konnten die Forscher viele Personen im Raum relativ zum Indexpatienten lokalisieren. Zu den meisten Infektionen kam es innerhalb eines Radius´ von 8 Metern um B1. Auch hier legen genomische Daten nahe, dass SARS-CoV-2 vom Indexpatienten kam.
Weitere Infektionen im Wohnbereich können Günther und Kollegen zwar nicht ausschließen. Sie bewerten die Situation in der Fleischverarbeitung jedoch als entscheidend.
Tönnies ist kein Einzelfall
Die Autoren jedenfalls vermuten, dass spezielle Arbeitsbedingungen auch für weitere Ausbrüche in Betrieben der Fleisch- und Fischverarbeitung verantwortlich sein könnten. Deshalb müsse man Angestellte „häufig und systematisch überprüfen“. Im Falle einer Infektion seien Personen unter Quarantäne zu stellen, die Kontakte weit über die bekannten 2 m hinaus gehabt hätten.
Außerdem mahnen Günther und Kollegen eine verbesserte Belüftung, eine Installation von Filter- oder Ultraviolettlichtgeräten sowie eine Verwendung von Mund-Nasen-Schutz bei Arbeitern an, um das Infektionsrisiko zu verringer
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Sonntag, 26. Juli 2020
Kognitive Dissonanzen
che2001, 02:37h
Kognitive Dissonanzen in Krisensituationen oder gar Kataklysmen führen dazu, dass angesichts unüberschaubarer Katastrophen Schuldige gesucht werden, um das Gesamtgeschehen überschaubarer zu machen. Ein struktureller Antisemitismus, zur Zeit des Schwarzen Todes wurden die Juden für die Pest verantwortlich gemacht. Etwas Ähnliches geschieht zur Zeit bezogen auf Covid 19, wir hatten hier gerade ein Paradebeispiel.
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Freitag, 24. Juli 2020
Wie Thailand mit der Coronakrise umgeht
che2001, 12:07h
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Donnerstag, 23. Juli 2020
Verschwörungstheorien zu Corona: Eine Übersicht
che2001, 20:25h
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