Mittwoch, 30. Januar 2019
Einmal nachgefragt
che2001, 13:40h
Will mich jetzt nicht den cleanen Körperdiskursen anschließen, die, besonders von den USA ausgehend und längst hierzulande sehr verbreitet, dicke und unsportliche Menschen für selbst verantwortlich für eigene Krankheiten erklären wollen bzw. in einer üblen sozialdarwinistischen Matrix letztendlich zu Menschen 2. Klasse:
https://arranca.org/archive?path=%2F43%2Ffat-acceptance-in-den-usa
Also diese Variante neoliberaler Menschenzurichtung lehne ich auf das Entschiedenste ab. Dennoch stellt sich mir die Frage: Warum sind so viele Kasiererinnen speziell in real-Märkten geradezu unförmig dick?
https://arranca.org/archive?path=%2F43%2Ffat-acceptance-in-den-usa
Also diese Variante neoliberaler Menschenzurichtung lehne ich auf das Entschiedenste ab. Dennoch stellt sich mir die Frage: Warum sind so viele Kasiererinnen speziell in real-Märkten geradezu unförmig dick?
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Sonntag, 27. Januar 2019
Shifting Reality ist wieder da
che2001, 19:24h
Das gemeinschaftlich betriebene Theorie- und Diskussionsblog das von mir regelmäßig als Quellennachweis für Debatten mit älterem Hintergrund genutzt wurde ist jetzt wieder zugänglich, Dank an den Alten Bolschewiken.
https://shiftingreality.wordpress.com/2009/03/01/die-subjektive-wissenschaft/
https://shiftingreality.wordpress.com/2009/03/01/die-subjektive-wissenschaft/
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Freitag, 18. Januar 2019
Ein Exil für Netbitch
che2001, 17:26h
In Zusammenhang mit dem endlosen Sport-Fitnesscenter-Gelbwesten-Sonstwas-Thread den ich hier beendet hatte bestand bei Netbitch und Workingclasshero weiterer Diskussionsbedarf, daher wurde die Diskussion auf Netbitchs Blog fortgesetzt. Da dieses nun wie ganz twoday.net down ist biete ich an dieser Stelle den Space an die Diskussion fortzusetzen
https://che2001.blogger.de/stories/1838134/#2710746
https://che2001.blogger.de/stories/1838134/#2710746
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Dienstag, 15. Januar 2019
Damals wars, am Landwehrkanal
che2001, 11:01h
https://bersarin.wordpress.com/2019/01/15/am-landwehrkanal-nahe-eden-rosa-luxemburg-und-karl-liebknecht-im-hinblick-auf-ein-gedicht-von-paul-celan/
https://che2001.blogger.de/stories/1313061/
https://che2001.blogger.de/stories/1529530/#1530226
https://che2001.blogger.de/stories/1022991/
https://che2001.blogger.de/stories/1313061/
https://che2001.blogger.de/stories/1529530/#1530226
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Montag, 14. Januar 2019
Datenleak: Kluge Gedanken von Fefe
che2001, 11:00h
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Sonntag, 6. Januar 2019
Hybris und Gier
che2001, 23:39h
Die Teilhavarie der MSC Zoe erscheint mir geradezu wie ein Gleichnis für den Zustand des aktuellen Turbokapitalismus: Ein Vollcontainerschiff dessen Ladeluken, der ursprünglichen Konstruktionsweise nach die Norm-Frachträume, restlos voll sind wird über den geschlossenen Containerluken und auf Deck mit 20 Meter hoch gestapelten Containern beladen. Und das ist im Containershipping internationaler Standard.
Krank.
Krank.
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Donnerstag, 15. Januar 2009
Vor 90 Jahren wurde Rosa Luxemburg ermordet
che2001, 20:50h
Und jene, die ihrer heute gedenken, tun dies mit unterschiedlichen Intentionen. Da sind basisdemokratische undogmatische Linke, die in ihr eine Vorläuferin einer revolutionären antiautoritären Linken sehen. Viele Leute aus meiner Generation feiern die mehr oder weniger als eine Heilige ab, oft noch in einem Atemzug mit Ulrike Meinhof (dieses szenemäßig einst weit verbreitete "Ulrike"-Kulten finde ich, um ausnahmsweise einmal mit Mao zu sprechen "peinlich bis zur Lächerlichkeit"), ohne groß darüber nachzudenken. Und dann gibt es die autoritären, marxistisch-leninistischen Linken, die in Liebknecht und Luxemburg die Wegbereiter eines linkstotalitären Modells sehen, wie es im Stalinismus oder in der DDR verwirklicht wurde. Solche Betrachtungen sind ahistorisch und wirklichkeitsfern, sie erzählen die Geschichte rückwärts, sozusagen zielorientiert von dem ausgehend, was später daraus wurde. Hierbei überbieten sich orthodoxe Kommunisten und Sozialdemokraten gegenseitig. Der Versuch, 1918 eine Räterepublik zu errichten, wird als Versuch der Etablierung einer kommunistischen Diktatur begriffen, wie wir sie aus der Sowjetunion nach dem endgültigen Sieg der Bolschewiki kennen. Das aber verkennt Intentionen und Hintergrund der Akteure von damals. Die Arbeiter- und Soldatenräte, die sich im November 1918 gründeten, bestanden aus Matrosen, Soldaten und Fabrikarbeitern, die zunächst nur ihre von Massenhinrichtungen bedrohten Kameraden befreien wollten, dann mit einer Mordswut im Bauch, aber verhältnismäßig dizipliniert, Militärverwaltungen, Behörden und Ratshäuser besetzten, Offizieren die Rangabzeichen abrissen und in kaiserlichen Amtsstuben die Möbel geraderückten. Eigentlich war das ein revolutionär-demokratischer Akt: die Massen nahmen die Institutionen des Obrigkeitsstaats in ihren Besitz. Politisch gehörten die Arbeiter, Soldaten und Matrosen überwiegend der USPD, in einer Minderheit auch der SPD an. Die SPD-Führung, der Ludendorff und Max von Baden die Regierungsübernahme geradezu zugeworfen hatte verstand die Lage nicht, als sie in typisch deutschem Untertanengeist Ruhe und Ordnung wiederherstellen wollte und schließlich auf die eigenen Leute schießen ließ. Da war die KPD noch gar nicht gegründet, und Luxemburg und Liebknecht waren wohl die wichtigsten journalistischen Agitatoren, nicht aber die Führer der sehr führungslosen und basisdemokratischen Revolution. Die Freikorps ermordeten mit ihnen Symbollfiguren, keine Anführer.
1914 hatte der Verrat der SPD-Reichtagsfraktion darin bestanden, dem Kaiser die Kriegskredite zu genehmigen, während in Frankreich der aufrechte Sozialdemokrat Jean Jaures verzweifelt für einen Generalstrek der Arbeiter kämpfte, um den Krieg zu verhindern. Der Verrat von 1918 war eher eine große Verpeilung: Ebert, Scheidemann und Noske begriffen nicht, was da geschah. Sie waren der Basis dieser spontanen Arbeitererhebung bereits zu weit entfremdet.
Während Luxemburg die Besetzung und Enteignung der Fabriken forderte, beschränkten sich die Arbeiter bisher nur auf Armee- und Regierungsinstitutionen. Die Revolution von 1918/19 war noch in keine sozialistische Phase eingetreten, auch wenn Liebknecht und Luxemburg das anstrebten.
Aus dem letzten vor ihrer Ermordung abgelegten schriftlichen Zeugnis Luxemburgs wird deutlich, dass ihre Vorstellung von Revolution nicht wie bei Lenin von einer pyramidenförmig aufgebauten Elitepartei, sondern von sich kollektiv organisierenen Massen ausging und von einer geradezu messianischen Vorstellung von der Rolle der Revolution als Erlösung.
"Die Führung hat versagt. Aber die Führung kann und muss von den Massen und aus den Massen heraus neu geschaffen werden. Die Massen sind das Entscheidende, sie sind der Fels, auf dem der Endsieg der Revolution errichtet wird. Die Massen waren auf der Höhe, sie haben diese ‚Niederlage‘ zu einem Glied jener historischen Niederlagen gestaltet, die der Stolz und die Kraft des internationalen Sozialismus sind. Und darum wird aus dieser ‚Niederlage‘ der künftige Sieg erblühen. – ‚Ordnung herrscht in Berlin!‘ Ihr stumpfen Schergen! Eure ‚Ordnung‘ ist auf Sand gebaut. Die Revolution wird sich morgen schon ‚rasselnd wieder in die Höhe richten‘ und zu eurem Schrecken mit Posaunenklang verkünden: ‚Ich war, ich bin, ich werde sein!"
1914 hatte der Verrat der SPD-Reichtagsfraktion darin bestanden, dem Kaiser die Kriegskredite zu genehmigen, während in Frankreich der aufrechte Sozialdemokrat Jean Jaures verzweifelt für einen Generalstrek der Arbeiter kämpfte, um den Krieg zu verhindern. Der Verrat von 1918 war eher eine große Verpeilung: Ebert, Scheidemann und Noske begriffen nicht, was da geschah. Sie waren der Basis dieser spontanen Arbeitererhebung bereits zu weit entfremdet.
Während Luxemburg die Besetzung und Enteignung der Fabriken forderte, beschränkten sich die Arbeiter bisher nur auf Armee- und Regierungsinstitutionen. Die Revolution von 1918/19 war noch in keine sozialistische Phase eingetreten, auch wenn Liebknecht und Luxemburg das anstrebten.
Aus dem letzten vor ihrer Ermordung abgelegten schriftlichen Zeugnis Luxemburgs wird deutlich, dass ihre Vorstellung von Revolution nicht wie bei Lenin von einer pyramidenförmig aufgebauten Elitepartei, sondern von sich kollektiv organisierenen Massen ausging und von einer geradezu messianischen Vorstellung von der Rolle der Revolution als Erlösung.
"Die Führung hat versagt. Aber die Führung kann und muss von den Massen und aus den Massen heraus neu geschaffen werden. Die Massen sind das Entscheidende, sie sind der Fels, auf dem der Endsieg der Revolution errichtet wird. Die Massen waren auf der Höhe, sie haben diese ‚Niederlage‘ zu einem Glied jener historischen Niederlagen gestaltet, die der Stolz und die Kraft des internationalen Sozialismus sind. Und darum wird aus dieser ‚Niederlage‘ der künftige Sieg erblühen. – ‚Ordnung herrscht in Berlin!‘ Ihr stumpfen Schergen! Eure ‚Ordnung‘ ist auf Sand gebaut. Die Revolution wird sich morgen schon ‚rasselnd wieder in die Höhe richten‘ und zu eurem Schrecken mit Posaunenklang verkünden: ‚Ich war, ich bin, ich werde sein!"
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Freitag, 18. Januar 2008
Jetzt kommt´s drauf an - Solidarität mit Angelo!
che2001, 10:13h
Biedermann, Brandstifter und ein Prozess
In Erfurt steht ein Gewerkschafter vor Gericht, der nicht Opfer der Nazis sein will
Der erste Prozesstag im Verfahren der Nazis und der Erfurter Staatsanwaltschaft gegen den Gewerkschafter und Antifaschisten Angelo Lucifero wurde am 16. Januar von mehreren hundert Unterstützerinnen und Unterstützern begleitet. Wegen der momentanen Verhandlungsunfähigkeit Luciferos, der unter einem starken Tinnitus leidet, wurde der Prozess vertagt. Im Anschluss kam es zu einer spontanen Solidaritätsdemonstration durch die Erfurter Innenstadt.
Nicht nur, aber auch in Erfurt, ist Gewalt gegen Flüchtlinge, Migranten und Linke an der Tagesordnung. Mal fliegt ein Stein in eine Fensterscheibe einer sozialistischen Jugendorganisation, mal wird der Vorsitzende des Ausländerbeirates bedroht und tätlich angegriffen. Angelo Lucifero, Gewerkschaftssekretär bei ver.di, ist in den vergangenen paar Jahren fast vierzig Mal mit solchen Übergriffen konfrontiert worden. Morddrohungen, Manipulationen an seinem Auto, Drohungen gegen seine Lebensgefährtin. Mehrmals kam es auch zu körperlicher Gewalt durch namentlich bekannte Mitglieder der örtlichen Neonazi-Szene. Ein halbes Dutzend Mal wurde die Gewalt bei der Polizei angezeigt, doch in keinem Fall führten die Anzeigen gegen die Rechten zum Erfolg. Mehr als einmal waren bei den Übergriffen, die zum Teil bei Veranstaltungen in aller Öffentlichkeit stattfanden, Polizisten anwesend. In der Mehrzahl der Fälle griffen sie nicht ein. Irgendwann hat sich Angelo Lucifero eine Schreckschusspistole besorgt, um die Angreifer im Notfall auf Abstand halten zu können. Kurz darauf, am 15. März 2007, haben Erfurter Linke eine Demonstration gegen Rassismus und Antisemitismus veranstaltet. Ungefähr 25 Menschen kamen. Der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde hielt eine Rede. Die Veranstaltung wurde von örtlichen Nazis gestört, angegriffen, etwas, was in Erfurt und Umgebung recht häufig vorkommt. Die Situation war unübersichtlich, die Nazis schienen in der Mehrzahl zu sein. Wieder griffen sie Lucifero an. Er zog seine Schreckschusspistole. Die Nazis brachten die Sache zur Anzeige. Die Staatsanwaltschaft ermittelte nicht gegen die angreifenden Nazis, sondern gegen Lucifero. Schließlich handelt es sich bei ihm nicht nur nach Auffassung der rechten Szene um einen "bekannten Linksradikalen", der seit vielen Jahren antifaschistische Aktionen unterstützt, sich mit den Opfern rechter Gewalt solidarisiert und der Widerstand für legitim hält und das auch sagt, obwohl er in einer Organisation beschäftigt ist, die mit solchen Dingen überwiegend wenig zu tun haben will. Im Herbst 2007 kam ein Strafbefehl, ohne Prozess, per Post: ein Jahr Freiheitsentzug auf Bewährung und eine Geldstrafe von 120 Tagessätzen. Weil dies nicht akzeptiert werden kann, wurde Widerspruch eingelegt. Der erste Prozesstag wurde schließlich für den 16. Januar angesetzt.
Man sollte meinen, dass dies Grund genug ist, um dem Gewerkschaftskollegen alle denkbare persönliche, politische und materielle Unterstützung zu gewähren. Einige meinten das auch. Mit Unterstützung der örtlichen "Gewerkschafter gegen rechts" und des Webportals LabourNet begann eine Solidaritätskampagne. Die Administration von ver.di Thüringen und ihr Landesleiter Voss denken jedoch anders. Im Dezember schickten sie Angelo Lucifero eine fristlose Kündigung. Die Begründung ist sehr unübersichtlich, wird von Voss in verschiedenen Varianten präsentiert und ist damit weder juristisch noch politisch besonders beeindruckend. Alles in allem läuft sie auf den Vorwurf heraus, dass Lucifero in seiner Eigenschaft als Gewerkschaftssekretär antirassistische Arbeit gemacht hat, namentlich Aktionen gegen Rassismus und Antisemitismus, Demos gegen Nazis in vielen Städten Thüringens, und zu diesem Zweck mitunter den Kopierer und die Frankiermaschine der Gewerkschaft benutzt haben soll. Bei der Kündigung mag auch eine Rolle gespielt haben, dass Lucifero seit Jahren für eine basisdemokratische Gewerkschaftspraxis steht, mit Kampagnen für Mindestlohn und gegen ausbeuterische Arbeitsverhältnisse aufgefallen ist, die ver.di überregional gerne propagiert, aber lokal manchmal zu arbeitsintensiv und konflikthaft findet. Natürlich jubelte die NPD öffentlich über dieses "Weihnachtsgeschenk", die der Biedermann mit seiner Frankiermaschine ihr machte.
"In letzter Zeit hat die rechte Gewalt in Erfurt und Umgebung spürbar zugenommen" sagt Angelo Lucifero am Tag des Prozesses. Er plädiert dafür, sich mit einer Situation auseinander zu setzen, die in den Etagen von Gewerkschaftshäusern nicht spürbar zu sein scheint und auch beim ver.di-Bundesvorstand, der trotz heftiger innergewerkschaftlicher Proteste und entgegen gesetzter verbindlicher Beschlüsse des Gewerkschaftstages von Leipzig Kündigung und Prozess hinnimmt, noch nicht angekommen ist. In Meinungsumfragen steht die NPD in Thüringen bei 9%. "Wir müssen etwas gegen die Nazis tun, sonst werden sie immer stärker", sagt Steffen Dittes Michael FrFSteffenvon den "Gewerkschaftern gegen rechts" am Rande der Kundgebung vor dem Erfurter Gericht. Und Julika Bürgin, ebenfalls seit vielen Jahren aktive Gewerkschafterin und Lebensgefährtin Luciferos, ergänzt, dass das wichtig sei, alle diejenigen zu unterstützen, die sich nicht zum Opfer machen lassen. Die örtliche Frauengruppe bei ver.di ist ihrer Meinung, ebenso die JUSOS und die Falken Thüringen, vor allem aber viele GewerkschafterInnen aus dem ganzen Bundesgebiet. Auf der Kundgebung zeigt sich das unter anderem durch die Anwesenheit von Metallern aus Jena, einer Druckerin aus Dresden, sogar einigen Leuten vom Jourfix Gewerkschaftslinke aus Hamburg. Eine Kollegin dieser Gruppe erklärt, dass es eine Schande ist, dass ver.di einen Menschen, der fast dreißig Jahre Gewerkschaftssekretär ist, in seinem Kampf gegen die Nazis nicht unterstützen wollen. Und dann kommen sie, die Nazis, versuchen, in das Gericht zu gelangen, das eben seine Türen geöffnet hat. Die vielen Leute, die zur Unterstützung gekommen sind, verhindern, dass sie sich vordrängen. „Noch ist das nicht eurer Haus“, ruft einer. Drinnen ist der viel zu kleine Gerichtssaal ausschließlich mit Presse und UnterstützerInnen besetzt, immerhin ein kleiner Erfolg. Die Nazis müssen draußen warten, bis sie, falls sie zu diesem Zwecke anwesend sind, als Zeugen aufgerufen werden. Aber dazu kommt es nicht. Der Staatsanwalt nuschelt die Anklageschrift herunter, so dass es selbst mit gutem Gehör schwierig ist, der perfiden Behauptung, dass es sich nicht um Notwehr gehandelt habe, zu folgen. Es stellt sich heraus, dass Lucifero angesichts seines Tinnitus das Genuschel nicht verstehen konnte. Vorläufiges Ende des Prozesses. Solidarität ist weiter nötig.
Mehr unter:
http://www.labournet.de/diskussion/rechten/opfer/kuendigung.html.
In Erfurt steht ein Gewerkschafter vor Gericht, der nicht Opfer der Nazis sein will
Der erste Prozesstag im Verfahren der Nazis und der Erfurter Staatsanwaltschaft gegen den Gewerkschafter und Antifaschisten Angelo Lucifero wurde am 16. Januar von mehreren hundert Unterstützerinnen und Unterstützern begleitet. Wegen der momentanen Verhandlungsunfähigkeit Luciferos, der unter einem starken Tinnitus leidet, wurde der Prozess vertagt. Im Anschluss kam es zu einer spontanen Solidaritätsdemonstration durch die Erfurter Innenstadt.
Nicht nur, aber auch in Erfurt, ist Gewalt gegen Flüchtlinge, Migranten und Linke an der Tagesordnung. Mal fliegt ein Stein in eine Fensterscheibe einer sozialistischen Jugendorganisation, mal wird der Vorsitzende des Ausländerbeirates bedroht und tätlich angegriffen. Angelo Lucifero, Gewerkschaftssekretär bei ver.di, ist in den vergangenen paar Jahren fast vierzig Mal mit solchen Übergriffen konfrontiert worden. Morddrohungen, Manipulationen an seinem Auto, Drohungen gegen seine Lebensgefährtin. Mehrmals kam es auch zu körperlicher Gewalt durch namentlich bekannte Mitglieder der örtlichen Neonazi-Szene. Ein halbes Dutzend Mal wurde die Gewalt bei der Polizei angezeigt, doch in keinem Fall führten die Anzeigen gegen die Rechten zum Erfolg. Mehr als einmal waren bei den Übergriffen, die zum Teil bei Veranstaltungen in aller Öffentlichkeit stattfanden, Polizisten anwesend. In der Mehrzahl der Fälle griffen sie nicht ein. Irgendwann hat sich Angelo Lucifero eine Schreckschusspistole besorgt, um die Angreifer im Notfall auf Abstand halten zu können. Kurz darauf, am 15. März 2007, haben Erfurter Linke eine Demonstration gegen Rassismus und Antisemitismus veranstaltet. Ungefähr 25 Menschen kamen. Der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde hielt eine Rede. Die Veranstaltung wurde von örtlichen Nazis gestört, angegriffen, etwas, was in Erfurt und Umgebung recht häufig vorkommt. Die Situation war unübersichtlich, die Nazis schienen in der Mehrzahl zu sein. Wieder griffen sie Lucifero an. Er zog seine Schreckschusspistole. Die Nazis brachten die Sache zur Anzeige. Die Staatsanwaltschaft ermittelte nicht gegen die angreifenden Nazis, sondern gegen Lucifero. Schließlich handelt es sich bei ihm nicht nur nach Auffassung der rechten Szene um einen "bekannten Linksradikalen", der seit vielen Jahren antifaschistische Aktionen unterstützt, sich mit den Opfern rechter Gewalt solidarisiert und der Widerstand für legitim hält und das auch sagt, obwohl er in einer Organisation beschäftigt ist, die mit solchen Dingen überwiegend wenig zu tun haben will. Im Herbst 2007 kam ein Strafbefehl, ohne Prozess, per Post: ein Jahr Freiheitsentzug auf Bewährung und eine Geldstrafe von 120 Tagessätzen. Weil dies nicht akzeptiert werden kann, wurde Widerspruch eingelegt. Der erste Prozesstag wurde schließlich für den 16. Januar angesetzt.
Man sollte meinen, dass dies Grund genug ist, um dem Gewerkschaftskollegen alle denkbare persönliche, politische und materielle Unterstützung zu gewähren. Einige meinten das auch. Mit Unterstützung der örtlichen "Gewerkschafter gegen rechts" und des Webportals LabourNet begann eine Solidaritätskampagne. Die Administration von ver.di Thüringen und ihr Landesleiter Voss denken jedoch anders. Im Dezember schickten sie Angelo Lucifero eine fristlose Kündigung. Die Begründung ist sehr unübersichtlich, wird von Voss in verschiedenen Varianten präsentiert und ist damit weder juristisch noch politisch besonders beeindruckend. Alles in allem läuft sie auf den Vorwurf heraus, dass Lucifero in seiner Eigenschaft als Gewerkschaftssekretär antirassistische Arbeit gemacht hat, namentlich Aktionen gegen Rassismus und Antisemitismus, Demos gegen Nazis in vielen Städten Thüringens, und zu diesem Zweck mitunter den Kopierer und die Frankiermaschine der Gewerkschaft benutzt haben soll. Bei der Kündigung mag auch eine Rolle gespielt haben, dass Lucifero seit Jahren für eine basisdemokratische Gewerkschaftspraxis steht, mit Kampagnen für Mindestlohn und gegen ausbeuterische Arbeitsverhältnisse aufgefallen ist, die ver.di überregional gerne propagiert, aber lokal manchmal zu arbeitsintensiv und konflikthaft findet. Natürlich jubelte die NPD öffentlich über dieses "Weihnachtsgeschenk", die der Biedermann mit seiner Frankiermaschine ihr machte.
"In letzter Zeit hat die rechte Gewalt in Erfurt und Umgebung spürbar zugenommen" sagt Angelo Lucifero am Tag des Prozesses. Er plädiert dafür, sich mit einer Situation auseinander zu setzen, die in den Etagen von Gewerkschaftshäusern nicht spürbar zu sein scheint und auch beim ver.di-Bundesvorstand, der trotz heftiger innergewerkschaftlicher Proteste und entgegen gesetzter verbindlicher Beschlüsse des Gewerkschaftstages von Leipzig Kündigung und Prozess hinnimmt, noch nicht angekommen ist. In Meinungsumfragen steht die NPD in Thüringen bei 9%. "Wir müssen etwas gegen die Nazis tun, sonst werden sie immer stärker", sagt Steffen Dittes Michael FrFSteffenvon den "Gewerkschaftern gegen rechts" am Rande der Kundgebung vor dem Erfurter Gericht. Und Julika Bürgin, ebenfalls seit vielen Jahren aktive Gewerkschafterin und Lebensgefährtin Luciferos, ergänzt, dass das wichtig sei, alle diejenigen zu unterstützen, die sich nicht zum Opfer machen lassen. Die örtliche Frauengruppe bei ver.di ist ihrer Meinung, ebenso die JUSOS und die Falken Thüringen, vor allem aber viele GewerkschafterInnen aus dem ganzen Bundesgebiet. Auf der Kundgebung zeigt sich das unter anderem durch die Anwesenheit von Metallern aus Jena, einer Druckerin aus Dresden, sogar einigen Leuten vom Jourfix Gewerkschaftslinke aus Hamburg. Eine Kollegin dieser Gruppe erklärt, dass es eine Schande ist, dass ver.di einen Menschen, der fast dreißig Jahre Gewerkschaftssekretär ist, in seinem Kampf gegen die Nazis nicht unterstützen wollen. Und dann kommen sie, die Nazis, versuchen, in das Gericht zu gelangen, das eben seine Türen geöffnet hat. Die vielen Leute, die zur Unterstützung gekommen sind, verhindern, dass sie sich vordrängen. „Noch ist das nicht eurer Haus“, ruft einer. Drinnen ist der viel zu kleine Gerichtssaal ausschließlich mit Presse und UnterstützerInnen besetzt, immerhin ein kleiner Erfolg. Die Nazis müssen draußen warten, bis sie, falls sie zu diesem Zwecke anwesend sind, als Zeugen aufgerufen werden. Aber dazu kommt es nicht. Der Staatsanwalt nuschelt die Anklageschrift herunter, so dass es selbst mit gutem Gehör schwierig ist, der perfiden Behauptung, dass es sich nicht um Notwehr gehandelt habe, zu folgen. Es stellt sich heraus, dass Lucifero angesichts seines Tinnitus das Genuschel nicht verstehen konnte. Vorläufiges Ende des Prozesses. Solidarität ist weiter nötig.
Mehr unter:
http://www.labournet.de/diskussion/rechten/opfer/kuendigung.html.
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Mittwoch, 21. Februar 2007
Power Eight
che2001, 09:50h
So klingt hochdynamisch und werbewirksam der Plan von EADS, bis zu 10 000 Menschen arbeitslos zu machen. So weit ist die spätkapitalistische Bewusstseinsmaschine also schon, dass die Sprache der Propaganda nun auch die unpopulären Einschnitte erfasst hat. Demnächst werden wohl auch die Kündigungsschreiben von der Marketing-Abteilung aufgepeppt, nach dem Motto: "Wir möchten, dass Sie Ihre Chancen optimal nutzen und haben Sie als eine/n sehr dynamische/n und flexible/n Mitarbeiter/in kennengelernt. Daher wollen wir Ihnen die Möglichkeit geben, Ihre hohen Potenziale auf dem freien Arbeitsmarkt einem Mitbewerber zur Verfügung zu stellen...."
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