Mittwoch, 29. April 2009
Zu Besuch im Reich der Mitte
Das war schon absurd, was Freunde von einer Chinareise berichteten: Unterwegs in kleinen Dörfern in der Provinz erlebten sie, wie Kinder neben ihnen herrannten, mit den Fingern auf sie zeigten und aufgeregt schrien: "Fremde Teufel, fremde Teufel!". Und die Eltern nickten und sagten: "Richtig, fremde Teufel!".


Da waren die Erfahrungen in Ägypten, Israel, Kurdistan oder Indien doch ganz anders, sehr viel freundlicher und geprägt von ehrlichem Interesse, das die Leute an unsereinem hatten.

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Wer sagt denn, dass man an fremden Teufel kein ehrliches Interesse hat?

Ich habe die chinesischen Menschen sowohl in der Stadt als auch auf dem Land als sehr interessiert kennengelernt. Treffender ausgedrückt: Neugierig. Sie mussten alles erfahren und das was sie erfahren haben sofort untereinander besprechen. Auch wenn sie sich gegenseitig nicht kannten, z.B. wenn man mit ihnen gemeinsam in einem kleinen Bus fuhr. Da musste jeder seinen Teil dazu beitragen, um zu erfahren, wo diese langnasigen Menschen herkommen, wo sie hinwollen und warum. Sprachbarrieren waren keine Entschuldigung. Gesprochen wurde mit allem was möglich war, unterbrochen wurden die Auskunftsgespräche, um innerchinesische Rücksprache und Diskussion zuhalten um dann wieder neue Informationen zu ergattern.
Das nenne ich: Interesse.

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Am Mekong hat ein Mann mal seine Hunde auf mich gehetzt, weil er mich für einen bösen Dämon hielt. Jemand erklärte mir später, er hatte einfach noch nie eine blonde Frau über 1,70 gesehen... (die außerordentlich schnell rennen kann, wenn es der Dämon verlangt)

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Wenn das chinesische (ich weiss, dass es keine chinesische Sprache gibt) Wort für "westlicher Ausländer" "Frender Teufel" ist, dann hatten die Eltern, als sie ihren Kids bestätigten, dass es sich tatsächlich um einen Westler handelt, wohl einfach recht.
Wenn sie die Lütten ergreifen, mit ihnen panisch weglaufen und nach dem Parteibeauftragten für Dämonenfragen (als Ersatz für den Exorzisten) kreischen... dann ist das was anderes.

Auch wenn ich den Chinesen, so als ganzes, durchaus empfehlen würde, sich ein Wort zuzulegen, dass weniger dämonisch ist- auf die Dauer kommt das nicht wirklich pc rüber, "Teufel" genannt zu werden.

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@"Ich habe die chinesischen Menschen sowohl in der Stadt als auch auf dem Land als sehr interessiert kennengelernt." ---- Das dürfte von Region zu Region äußerst unterschiedlich sein. In Großstädten sind die meist überaus interessiert und unheimlich kontaktfreudig, auf dem Land nicht immer, und in den Regionen der ethnischen Minderheiten mit eigener Sprache und Religion ist das noch einmal ein anderer Schnack. Eine Bekannte, die den Trip Kashgar-Delhi zu Fuß gemacht hat berichtete, dass man in Xinjiang die Häuser der Uighuren daran erkent, dass vor der Tür ein Billiardtisch oder Kickerspiel steht. Die Welt ist bunt;-)

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Ich kann da sammelmappe voll beipflichten: Chinesen sind meist ziemlich neugierige Menschen und ja, natürlich bemerkt man einen Unterschied zwischen Städtern und Dörflern. Aber selbst in Peking und Shanghai sieht man Leute, die soeben aus der allertiefsten Provinz eingetroffen sind (Wanderarbeiter etwa, oder auch chinesische "Touristen"). Selbst in Großstädten kommt es daher manchmal zu sehr lustigen Szenen: Ich möchte nicht wissen, in wievielen chinesischen Familienalben ich verewigt bin. Nett ist ja noch, wenn sie höflich fragen, aber es kommt durchaus mal vor, dass man auf einer Parkbank sitzt und auf einmal ein kleiner chinesischer Bub neben einen gestellt wird und dann das Geknipse losgeht. Damals (2002) gab es immer wieder Chinesen, die haben mit Sicherheit den ersten Ausländer gesehen. 2008 war das schon ziemlich anders.
Super ist, wenn man groß ist (ob Mann oder Frau macht keinen Unterschied), blond (das bin ich in diesem Fall gottseidank nicht) und irgendwie sonst heraussticht (ich beispielsweise trug infolge eines gebrochenen Fingers einen Gips und daran wurde ungefragt rumgefummelt). Ich habe dort einen schwarzen US-Amerikaner getroffen und dem armen Mann erging es ganz schlimm: Der wurde permanent angefasst. Aber er konnte sich wehren: Er studierte Sinologie und die Chinesen sind dann richtig erschrocken, als er sie angesprochen hat.

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Das Anfassen kenne ich auch schon aus Ägypten, wo Nubier wissen wollten, wie sich weiße Haut anfühlt. Als wir in einer Arme-Leute-Open-Air-Kneipe mit Ziegenhirten Backgammon, dort Makkara genannt spielten (Großes Hallo, dass eine europäische Frau den Oberhirten besiegte und überhaupt gegen ihn spielte) dachten die, wir seien Jugoslawen, weil sich niemand vorstellen konnte, dass sich EG-Europäer mit dem einfachen Volk gemein machten. Und diese arme, schmutzige Land Ägypten war dann aus der Sicht von Flüchtlingen aus dem Sudan und Kongo ein unheimlich reiches, wohlaufgeräumtes und hochorganisiertes Land. Auf dem Sinai trafen wir in einem Regensturm, der ganze Straßen wegspülte zwei Polen, die sich einfach nur noch kaputtlachten. Als wir sie fragten, warum, antworteten sie: "Wir sitzen mitten in der Wüste, und es gießt in Strömen. Und wir denken, dass wir aus einem armen Chaosland kommen, seit wir Polen und beide Deutschlands im Vergleich erlebt haben, und jetzt das hier! Da gibt´s zwischen Polen, DDR und BRD ja fast keinen Unterschied mehr verglichen mit dem Sinai!"

Und dann kam ein kleiner Junge und lud uns ein, weil sein Onkel aus Amerika zurückgekommen wäre und jetzt gegessen würde, und da sollten wir dabei sein. Erst dachten wir er verarsche uns, aber dann saßen wir bei Hamdi im Beduinenzelt, wurden bewirtet und führten fantastische Gespräche über Gott und die Welt. Einmalig!

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