Dienstag, 18. März 2014
Rhizom zur Situation in der Ukraine
http://rhizom.blogsport.eu/2014/03/17/als-sie-die-kommunisten-holten/

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Rhizom verlinkt schlechte Quellen.

Das verlinkte Video ist echt - und zeigt ganz genau, was für Probleme in der heutigen Ukraine herrschen. Schlimm an dieser Situation (die imho z.Zt. noch überwiegend "moderat" zu nennen ist) ist leider, dass mit jeder einzelnen Gewalttat ein neuer Kreislauf von Hass, "Verteidigung" und Gewalt entsteht. Das kann sich immer weiter aufschaukeln, und ein Teil dessen, was sich beim Euromaidan ereignet hat, ist auch nur so zu verstehen.

Allerdings gibt es exakt (!) die gleichen Verhaltensweisen in der betreffenden Stadt auch von sogenannten "Antifaschisten" der kommunistischen Partei bzw. verbündeten prorussischen Parteigängern. Insgesamt hat diese Szenerie, so ist meine Betrachtungsweise, eher Parallelen zu Hooligans bzw. zu "Jugendbanden". Tatsächlich gehören auch Hooligans zu den "Aktivposten" auf beiden Seiten. Was leider nichts daran ändert, dass Derartiges, wenn es Übergewicht gewinnt, ein Klima der Repression erzeugen kann. Was übrigens auf der Krim der Fall gewesen ist, bei diesem bemerkenswerten "Referendum".

Interessant an dem Video sind für mich zwei Dinge: Erstens: Die mutige, entsetztlich schreiende Frau hat mit ihrem Engagement vermutlich deutlich Schlimmeres verhindert. Zweitens: Noch (leider: noch) folgen derartige Prügeleien i.d.R. den "der-hat-genug"-Regeln.

Die weiteren, von Rhizom verlinkten Quellen sind allerdings problematisch. Beispielsweise ist "An old lady bringing flowers to Lenin statue beaten by some fascists in Ukraine" eindeutig ein Fake. Das wurde schon diverse Male debunked, und eigentlich würde ich von Rhizom erwarten, dass er das auch selber ganz schnell heraus findet.

Es zeigt sich erneut: Es ist sehr schwer (auch mit einzelnen Links und episodischen Begebenheiten), von außen ein realitätsnahes Bild von den Vorgängen in der Ukraine zu zeichnen. Übrigens ist auch der Doppelmord in Donezk (wo Faschisten aus dem Haus des "rechten Sektors" zwei Menschen totgeschossen haben), so eindeutig eigentlich die Faktenlage zu sein scheint, gar nicht so einfach zu beurteilen.

Es mag ja ganz aufregend sein und sich wunderbar "antifaschistisch" anfühlen, zusammen mit einem Mob von 200 Leuten und einigen Schusswaffen das Haus der Faschisten erstürmen zu wollen.

Aber war es das wert?

Für die Radikalen auf beiden Seiten ist der ganze Vorgang mehr als wunderbar. Die Kommunisten haben erreicht, dass das Haus der Faschos geräumt wurde, und sie konnten die mörderische Gewalttätigkeit des "rechten Sektors" beweisen. Hätten die Faschisten sich stattdessen erstümen lassen, hätte dieser Beweis mit umgekehrten Vorzeichen erbracht werden können.

Eine "Win-Win"-Situation, könnte man zynisch dazu sagen...

In der Zwischenzeit ist der erste ukrainische Soldat von russischem Militär totgeschossen worden (nachträgliche Anmerkung: der tatsächliche Ablauf ist sehr strittig, zumal hier zugleich Schüsse auf die prorussischen Einheiten abgegeben wurden). Das wird noch sehr finster werden, wenn Putin den Einmarsch in die östlichen Landesteile befehlen sollte. Da der russische Propagandakrieg genau auf diese Entwicklung hin konzipiert ist, gehe ich von einem kommenden Einmarsch (vielleicht in einer Woche) und nachfolgend einem echten Krieg aus.

Danke Putin!

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ich wäre da sehr vorsichtig...
Bei dem Thema, mit dem ich mich ein wenig auskenne, sprich: Venezuela, ist das für viele Leute nach wie vor glaubwürdige wie von mir jetzt nicht genannte "Nachrichten-Portal" gerade dabei, von "Radio Eriwan" auf "Muhammad Saeed al-Sahhaf" Niveau zu sinken... Aber das ist ein anderes Thema.

Natürlich gibt es in der Ukraine eine gefährliche Mischung aus Machtvakuum sowie einer über lange Zeit unterdrückten Bevölkerung.

Nur sitzen die Adressaten solcher "bunten" Sensationsberichte" halt in der sogenannten Ersten Welt. Für diese Herrschaften wird dann ein sehr grelles, aber eindeutiges Bild gemalt.

In radikalen Umschwüngen kommt so etwas halt vor. Nach 1945 wollt ich auch kein Franzose sein, der vorher mit den deutschen Besatzern kollobariert hat.

Aber die malen kräftig an ihrem Bild der Ukraine als zukünftiger Faschistischer Staat. Und nachher hat das dann doch nicht so hingehauen, genauso wie Mittelost-Europa und der Balkan als neues deutsches Kolonialreich.
Und diese sehr routiniert betriebene undifferenzierte Darstellung führt ausserhalb der ohnehin Überzeugten zu einer Ablehnung.

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Wenn alles gut geht, gibt es bald neben der neutralen Schweiz eine neutrale Ukraine. ...wäre wohl der bestmögliche Ausgang der Krise: der status quo ante.

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@lemmy: Mit Ungarn hast du gleich neben an nen Proto-Facho-Staat und ist ja nicht so, als hätte die Geschichte von Ungarn keine Parallelen zu der, der Ukraine, ich sag nur faschistische Bewegungen, deren Nähe zum "gemäßigten Bürgertum", identitäre Neudeutung der Vergangenheit. Regt die Fantasie an ..

Ob was hinhaut, ist immer so ne Sache, aber nicht vor Gefahren warnen wär bescheuert, fahrlässig. Dürfte doch Fakt sein, dass dort für die Rechte grad Ostern und Weihnachten zusammen ist und die seit einiger Zeit Aufwind haben.

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Ich würde sagen, für die ist gleichzeitig Ostern, Weihnachten und Reichsparteitag;-)

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Die Faschisten in der Ukraine sind nicht so happy, wie ihr glaubt. Abgesehen davon, dass man dort extrem unfroh über die Abspaltung der Krim ist, machen auch die aktuellen Meinungsumfragen nur wenig Hoffnung. Man liegt ganz weit hinter Udar und der Vaterlandspartei. Und diejenigen, welche während der Revolutionsunruhen darauf gehofft hatten, dass Swoboda wieder von seinem "Schwenk-in-die-Mitte"-Kurs abkommt, mussten jetzt aktuell erleben, wie der Parteichef Tjahnybok einen faschistischen Übergriff durch einen Parteifreund deutlich ablehnte. Mit der Begründung, dass Derartiges in der EU schlicht nicht geht, wurden Aktionen in dieser Machart für "veraltet" erklärt. Das ist zwar keine hundertprozentige Abwendung von solchen Methoden (eher schon: heimliche Sympathie dafür), aber was nutzt den Faschisten der eigene Mann in der Regierung, wenn der faschistische Methoden ablehnt und für veraltet erklärt? Der Staatsanwalt (Swoboda) hat sogar Ermittlungen gegen die ostukrainischen Faschisten aufgenommen. Antisemitisch äußern dürfen sie sich auch nicht mehr, und falls doch, werden sie aus Swoboda bzw. "rechten Sektor" ausgeschlossen.

Das haben die sich schöner vorgestellt. Ganz sicher sogar.

Was übrigens nicht heißt, dass ich das faschistische Problem in der Ukraine für eine kleines halte, nur weil die Knabenmorgenblütenträume der Faschisten in der ukranischen Realität verwelken. Die neu gegründete Nationalgarde könnte unter faschistischen Einfluss geraten, es gibt in vielen Städten der Urkraine faschistische Mobs, welche bevorzugt Linke, aber auch jeden anderen attackieren, der sich ihnen entgegen stellt oder einfach nur falsch gekleidet ist.

Dennoch überwiegt bei den ukrainischen Faschisten im Moment das Gefühl der Enttäuschung. Einen sehr guten Hinweis, in welchen Gebieten die Ultranationalisten und Faschisten besonders stark sind, liefert diese Grafik.

Allerdings: Die Zustimmungsrate ist verglichen mit 2012 rückläufig (ganz anders also, als sie es sich erhofft hatten), und ukrainische Ultranationalisten sind auch nicht unbedingt Faschisten. Die wollen mit denen eher nichts zu tun haben, trotz des gemeinsamen Gegners "Russland".

Man kann in dieser Grafik übrigens ganz wunderbar eine historische Hauptquelle für den Zuspruch zu Swoboda in der Ukraine heraus lesen: Die besonders in der Westukraine vorhandene Erinnerung an die üblen Erfahrungen mit russischen Stalinisten (sogenannter Holodermo etc.). Das Problem der Ukrainischen Linken, besonders in den westlichen Landesteilen, liegt ebenfalls dort begründet: in ihrer - nach wie vor - politischen Nähe zu Russland und Putin.

Das ist auch jenen Ukrainern mehr als verdächtig, die Swoboda und Ärgeres ganz klar ablehnen. Im Wesentlichen hält man in den nichtrussischen Bevölkerungsanteilen der Ukraine Russland für einen "undemokratischen Mafiastaat", und dementsprechend unwählbar sind die "linken" Parteien in der Ukraine für sie.

Wobei ich beim Begriff "linke"Parteien schon meine Probleme habe. In diesen Parteien sind Nationalismus (diesmal: prorussisch), Schwulenhass und Antisemitismus sogar stärker (!) verbreitet als in der Swoboda, welche ja - nach wie vor - einige offen faschistische Parteiflügel hat.

Mir würde das sehr zu denken geben, wenn ich mir darüber Gedanken machen würde, mit wem ich mich in der Ukraine verbündet fühle. Ganz ehrlich, so naiv auf mich Vieles wirkt, was von Seiten SPD und CDU in Sachen Ukraine gemeint/verlautbart wird, so seltsam und realitätsfern ist es im Vergleich, was die Linkspartei und viele linke Gruppen in D-Schland vom Stapel lassen.

Fast könnte man meinen, die große, allgemeine Liebe zum allemal faschistoiden, halb-demokratischen, halb-autoritativen Regime eines Putin sei ausgebrochen.

Was für ein beschissenes Ideal, nur nebenbei angemerkt...

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good guys - bad guys...
...ist eine beliebte Argumentationsmethode, etwa, um zu zeigen, daß es zwischen Antisemitismus und gewalttätigen Übergriffen gegen Juden, die dem Publikum als sogenannte Pogrome bekannt sind, absolut keinen Zusammenhang gibt, denn Gewalt lehnen Antisemiten ab. Sie hassen nur Juden. Das wird man doch wohl noch dürfen. Das ist doch was ganz anderes als Gewalt; eyh!

Nun gibt es noch andere, die man hassen könnte: Russen zum Beispiel. Im souveränsten Land Europas herrschen Patronage, Nepotismus, Korruption, Mafia. Schuld an alldem ist immer der Moskal. Den Moskal dafür zu hassen, ist im Prinzip eine ehrenwerte Sache. Gewalttätige Übergriffe auf Moskals, also Linke, Russen, Angehörige der Regionalpartei, Armenier, Griechen sind jedoch etwas ganz anderes! Schließlich gibt es friedliche Mittel, um die Allmacht des Moskal zu vernichten: Parteiverbote zum Beispiel. Der verhaßte Moskal kann jetzt keine Partei mehr wählen, in der der Haß gegen Moskal nicht Bestandteil des Parteiprogramms ist. Raffiniert, was?!

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Ich lese hier von "Fantasie anregen". Leider brauche ich für einen anderen Problemfall keine Fantasie mehr. Da bestätigen sich gerade meine übelsten Prognosen:
http://caracaschronicles.com/2014/03/22/19m-in-the-flesh/

In der EU steht jede gewählte nazionalistische und menschenrechte-in-Frage-stellende Regierung unter verschärfter Beobachtung der Institutionen der EU. Leider gilt das nur sehr eingeschränkt für die Behandlung von Personen von aussen, die hier leben möchten.

In der OAS gelang es letzten Freitag einer Stimmenmehrheit aus karibischen Inselstaaten, Brasilien, Argentinien, Uruguay, Ecuador und Bolivien gegen Kanada, die USA, Mexiko, weiten Teilen Mittelamerikas, Kolumbien, Peru, Paraguay und Chile unter seiner neuen Regierung der aktuell brutalst drangalisierten venezolanischen Opposition eine öffentliche Sitzung über die aktuelle Lage zu verwehren. Alle Länder die für die nun nicht mehr proto- sondern ganz einfach faschistische Regierung Venezuelas stimmten, haben von der bolibananischen Regierung Venezuelas umfangreiche Staatsaufträge oder große Mengen von Erdöl erhalten. Mit Geldmitteln, die Venezuela überhaupt nicht besitzt, weshalb die größte Hoffnung auf einem Ende des sich verstärkenden Wahnsinns in der inzwischen massiven Überschuldung liegt.

Ähnlich wie Pin8 und anders als Argentinien Anfang der 80er wird auch ein extrem in die Ecke gedrängtes venezolanisches Regime zumindest nicht die Eier besitzen, um einen Krieg vom Zaun zu brechen. Wenigstens das.

Der nur noch harte Kern der hauptsächlich im gesellschaftswissenschaftlichen Bereich westlicher Universitäten und Forschungseinrichtung eingebetteten Apologeten des Faschistischen Regimes werden ihre Fantasie benutzen, um an Argumentationslinien zu werkeln, die das auch noch begründen. Aktuell vor allem George Ciccariello Maher (https://twitter.com/ciccmaher) und Mark Weissbrot. Unsere Apologeten im deutschen Sprachraum Harald Neuber, Dario Azzelini und der neueWelt Karrierrist André Scheer sind da sowieso Papageien, d.h. sie wiederholen nur ihre Gedanken-Führer. Seit Jahren.

Der Institutionsmoloch EU ist nicht besonders fantasievoll, liefert aber aus meiner Sicht einen vergleichbar wirksamen Schutz gegen solche Abgründe, die stets näher sind als viele denken.

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auch interessant
http://www.welt.de/kultur/article125814043/Wie-Putin-vom-Genossen-Stalin-angetrieben-wird.html?fb_action_ids=224590684396190&fb_action_types=og.recommends

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Che, Du solltest unbedingt des Moskals Propaganda zu Dir nehmen. Ich weiß nicht, ob es in russisch-sprachigen Blogs so penetrante Realitätsverbieger wie lemmy und dean gibt. Wahrscheinlich prügeln da beide Seiten aufeinander ein wie im Spiegelfechter-Blog. Du sollst Dich auf keinen Fall von der Propaganda des Moskal beeinflussen lassen. Es geht nur darum, ein gerechtes Urteil zu bilden, und zu unterscheiden, was dem Moskal untergeschoben wird, und welchen Einfluß dem Moskal auf europäische Büger unterstellt wird, die da meinen, die Macht in der Ukraine sei von rechten/faschistischen Schlägern übernommen worden, Rechte seien in einflußreiche Positionen gelangt wie etwa den des Generalstaatsanwalts, im Lande zögen paramilitärische Banden umher, und schüchterten Aktivisten und Journalisten ein und Stepan Bandera sei kein guter Leitstern. Solchen Leuten wie lemmy und dean unterstellen derartigen europäischen Bürgern, sie seien Knechte des Moskals, weswegen ihre Einsichten auf jeden Fall vollkommen bedeutungslos und unrichtig sein müßten.

Ach ja wegen Antisemitismus: Der wurde hierzulande doch schon jedem unterstellt, dessen Meinung der von der Springer-Presse abweicht: der Friedensbewegung, occupy, attac, Globalisierungskritikern, Gewerkschaftern, Linken, Muslimen. Der viel deutlichere Antisemitismus der Svoboda-Partei hingegen sei dagegen völlig zu vernachlässigen, denn zu Pogromen sei es ja noch nicht gekommen. Zu Pogromen ist es allerdings auch nicht in Deutschland gekommen, obwohl es so viele Linke, Muslime und Jakob Augstein in Deutschland gibt. Und wenn das Simon-Wiesenthal-Centrum die Svoboda neben Jakob Augstein in ihrer Liste aufführt, dann ist das Simon-Wiesenthal-Centrum wohl bestimmt auf die Propaganda des Moskal hereingefallen.

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es ist immer wieder erstaunlich, wie Linke jedem noch so beschissenen Diktator hinterher laufen, solange er sich nur gegen die EU oder die USA stellt.

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Die Bündnisse der EU und den USA sind ja auch bestaunenswert.

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In der Tat, die außenpolitischen Bündnisse der USA und EU (hier etwas weniger, imho) waren und sind teils hochproblematisch. Eine Binse, pardon.

Was im von Lemmy empfohlenen Artikel von Andrej Kurkow über Jarosch (rechter Sektor) geschrieben wird, das ist bestenfalls mit Naivität zu entschuldigen. Jarosch ist ein Faschist, daran gibt es nichts zu deuteln.

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Was nichts daran ändert, dass Putin und Maduro beschissene Diktatoren sind.

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Auf die Idee, dass der Antisemitismus-Vorwurf auch ab und zu zutreffen könnte, bei denen, die nicht viel von dem gern mal antisemitischen Umfeld der Springer-Presse halten, auf die Idee kommt man nicht.

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Antisemiten, Faschisten, Nazis, Pack in der Tradition der weißen Denikin-Armee sind in der Ukraine auf dem Vormarsch. Und es ist erschreckend, dass sich deutsche Sympathien seit dem Jugoslawienkrieg immer in der gleichen Kontinuitätslinie bewegen, die es seit dem Ersten Weltkrieg gibt. Wenn ich mich da an eine Kontinuität anknüpfen wollte, wäre es ja eher die von Nestor Machno.

http://www.youtube.com/watch?v=M9mKZQ2-fQE

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@ lacommune

Dein Raunen in allen Ehren, aber es wäre doch nett, wenn du deine Aussage etwas spezifizieren könntest. Bist doch kein Schisser! Du meinst vermutlich die Kommantatoren hier, alles Antisemiten - oder wen sonst genau willst du gemeint haben?

Dass mir persönlich, um das mal auf mich zu beziehen, von Rechtsextremisten, Neurechten und/oder verstrahlten Möchtegern-ADs (einschlägiges Beispiel: Telegehirn) vorgeworfen wurde, "antisemtisch" zu sein, ist in der Tat ein hübscher Lacher. Und zudem ein Test, der so zuverlässig ausfällt, wie die Säurebestimmung mit Hilfe des aus Flechten gewonnenen Farbstoffes Lackmus.

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@dean: Für Deine Sorte gäbe es da ja noch die Schublade mit dem Label "self-hating..." ;-)

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Rußland wird nach Lage der Dinge so um 2040 eine muslimische Bevölkerungsmehrheit haben, wenn dem nicht nachhaltig und unverzüglich gegengesteuert wird. Um nicht zu sagen rabiat. Russifizierung im Inneren, Russifizierung der Peripherie. Unterdrückung aller Bestrebungen, bürgerliche und religiöse Freiheiten nach westlichem Muster zu verwirklichen. Haß auf die NATO, Verachtung der EU, Haß auf Schwule und Andersgläubige, sind russisch-orthodox gottgefällig. Schirinowski und Le Pen verbrüdern sich schon. Onkel Valdo macht seine wohlüberlegten Schachzüge, rückt mit einem Flügelbauern vor und die Welt rätselt, wie er auf b6 jemals ein Hotel bauen kann. Seine Sorge gilt indes dem Zentrum, das er dominieren will, der Initiative, die er behalten muß. Rußland kämpft um sein demographisches Überleben, gegen die Tatsache, daß die Zahl der Russen jährlich um 700.000 abnimmt, während die Zahl der Muslime explodiert. Das erfordert eben harte Maßnahmen im Inneren wie im Äußeren, da darf es kein Pardon geben und keine falsche Toleranz, sagt Onkel Valdo. Das ist doch alles so pipi-einfach zu verstehen, ich weiß gar nicht, warum man sich über die Ukraine so den Kopf zerbricht. Die Ukraine gehört zu Rußland, so einfach ist das.

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"ebenfalls gern mal antisemitischen Springer-Presse" Springer ist einiges vorzuwerfen, Antisemitismus gehört m.E. eher nicht dazu. Ansonsten Zustimmung.

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@ Che

Ich denke, deine Einschätzung ist falsch. Da ist nichts auf dem "Vormarsch". Es gab schon immer faschistische Strömungen in der Ukraine, nur sind die bislang nicht so ins Licht der Weltöffentlichkeit getreten.

Die angeblich vollauf "faschistische" Regierung der Ukraine hat übrigens nicht nur diverse Aktivisten/Regionalführer des "rechten Sektors" zur Fahndung ausgeschrieben, sondern z.B. gestern einen dieser Drecksäcke erschossen (Meldung), als der sich gewaltsam einer Verhaftung entziehen wollte. Dabei handelte es sich um den berüchtigten "Sashko Biliy", der nicht nur auf den Todeslisten Moskaus ganz oben stand, sondern (imho zurecht) im Verdacht stand, von irgendwelchen Geldgebern (imho: innerukrainischen) für seine gewaltsamen bis mörderischen, destabilisierenden Aktivitäten bezahlt worden zu sein. Dass der Typ jetzt perdú ist, ist ganz sicher eine gute Nachricht.

Man sollte nicht unbedingt glauben, was prorussische Medien und ihre dümmliche Gefolgschaft verlautbaren. Eine weitere Facette der in der Ukraine real existierenden Faschismen bietet die Schicksale von Andrej Schtschekun, Anatoli Kowalski und Juri Schewtschenko.

Das lässt sich leicht googeln. Und was sehen wir da? Wir sehen hier einen prorussischen Faschismus. Wobei dieser z.Zt. im Wesentlichen nur auf der Krim und in der Donezk-Region regelmäßig zeigt. Wirklich: Das sind echte Faschisten, mit allem erforderlichen ideologischen Zubehör: Führerideologie, Autoritarismus, Militanz, Nationalismus, Antisemitismus, Schwulenhass, Hass auf Menschenrechtler etc pp.

Bei Lichte betrachtet handelt es sich hier wie dort um Rückszugsgefechte seitens der diversen Faschismen. Der "rechte Sektor" wird im Moment (allerdings: die Szenerie ist noch deutlich gemischt) zunehmend aus den Institutionen heraus gedrängt, viele seiner Regionalführer werden via Haftbefehl gesucht. Was imho auch mit einer Konkurrenz zwischen Swoboda (die stellen auch den Generalbundesanwalt der Ukraine) und dem "rechten Sektor" zu tun hat. Spätestens, seit der "rechte Sektor" erklärt hat, bei den Maiwahlen mitzumischen (mit Jarosch als Präsidentschaftskandidat - was für ein Lacher), kracht es zwischen den verschiedenen faschistischen und ultranationalistischen Strömungen in der Ukraine erheblich.

Und was den prorussischen Faschismus betrifft: Auf der Krim tobt der sich weiterhin aus und zieht z.B. regelmäßig über die Dörfer, um dort "aufzuräumen". Die Krimtataren haben darum zum eigenen Schutz vor einigen Wochen eine 4.000 Mann starke Miliz auf die Beine gestellt, was die aktuellen Machthaber auf der Krim absolut nicht erfreut. Im Gegenzug haben sie den krimtatarischen Medien jegliche (!) Live-Übertragung untersagt.

So läuft das, im Reiche Putins. Oh, und diverse russische faschistische Gruppen, die auf Einladung Putins (und zwar: unter Nutzung der Transportkapazitäten der russischen Armee) auf die Krim verbracht wurden, die halten sich immer noch da auf. Sicher aus Gründen.

Es gibt schon Gründe, warum die Regierung Putin auf gar keinen Fall OSZE-Beobachter auf der Krim haben möchte.

Ganz recht: Ich unterstelle Putin ganz gewiss keinen "Antifaschismus". Wie Linke in D-Schland auf die Idee kommen konnten, dass es sich bei Putin um einen "Antifaschisten" handelt, ist mir auch mit mehreren Wochen Abstand zu dieser Entwicklung immer noch nicht klar.

Hat hier jemand eine Idee? Che, du vielleicht?

P.S.
Es ist übrigens nicht so, dass ich die ukrainisch-nationalistischen bis faschistischen Gruppierungen für harmlos halte. Tjahnybok taktiert im Moment recht geschickt, was mir Sorgen macht, denn der ist bestensfalls so "nett" wie Haider bzw. Blocher. Kleiner Witz am Rande: Tjahnybok könnte glatt als Lookalike von Toni Brunner (SVP) durchgehen.

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Rußland wird nach Lage der Dinge so um 2040 eine muslimische Bevölkerungsmehrheit haben, wenn dem nicht nachhaltig und unverzüglich gegengesteuert wird. Um nicht zu sagen rabiat. Russifizierung im Inneren, Russifizierung der Peripherie. Unterdrückung aller Bestrebungen, bürgerliche und religiöse Freiheiten nach westlichem Muster zu verwirklichen.
Zionistische Propaganda! Es mag ja sein, daß 2040 der Bevölkerungsanteil der muslimischen Bürger in Rußland demjenigen einiger traditionell christlicher Staaten entspricht, etwa Serbien und Georgien. Das von Zionisten gern an die Wand gemalte Bedrohungsscenario ist Rechtfertigung der objektiv muslimfeindlichen Leitlinien zionistischer Politik, sonst nichts. Langfristig gesehen, stellen die kaukasischen und tatarischen Minderheiten keine Bedrohung für Rußland dar. Die allermeisten der betroffenen ethnischen Gruppen sind zu klein, daß ihre Sprachen und ihre Traditionen das 21. Jahrhundert überleben. Die von Dir beklagte Russifizierung findet ganz von selbst ohne Zutun staatlicher Gewalt statt. Die kapitalistische Moderne besorgt das Geschäft ganz von selbst. Kein Lesghiner oder Bashkire hat ein Interesse, einer Sprachgruppe anzugehören, für die keine Bücher und Zeitungen erscheinen, weil der Markt zu klein und damit zu unergiebig ist, mit denen man im Beruf und auf der Universität nichts anfangen kann. Die betreffenden Sprachgruppen werden also ebenso verschwinden wie die Räten in der Schweiz. Kurzfristig gesehen stellen die kaukasischen Volksgruppen aber sicherlich ein Problem dar. Im Kaukasus gibt es Überreste archaischer Clanstrukturen. Das paßt nicht in die heutige Zeit. Es behindert Gewaltenteilung, Rechtsstaatlichkeit. Da herrschen Nepotismus, Patronage, Korruption, Ehrenhändel, Blutrache, ähnlich wie im Südosten der der Türkei. Mit dem Islam hat das alles aber nichts zu tun, denn christliche Volksgruppen und Yeziden betrifft das im Prinzip genauso.
Haß auf die NATO, Verachtung der EU, Schwule und Andersgläubige, sind russisch-orthodox gottgefällig.
Ich mag die NATO und die EU auch nicht. Und: Es gibt sehr wohl eine Zivilgesellschaft in Rußland, und die Probleme dort sind im Prinzip dieselben wie in Europa. Erinnerst Du Dich an die Ausschreitungen in Frankreich oder die blöde Petion des Schwarzwälder Lehrers?
Schirinowski und Le Pen verbrüdern sich schon.
Marine Le Pen ist Französin. Auf welche Art haben Moslems etwas mit ihr zu schaffen? Schirinowski ist immerhin Turkologe, kennt sich ein wenig mit Islam aus.
Onkel Valdo macht seine wohlüberlegten Schachzüge, rückt mit einem Flügelbauern vor und die Welt rätselt, wie er auf b6 jemals ein Hotel bauen kann.
Wer ist Onkel Valdo? Putin?
Seine Sorge gilt indes dem Zentrum, das er dominieren will, der Initiative, die er behalten muß. Rußland kämpft um sein demographisches Überleben, gegen die Tatsache, daß die Zahl der Russen jährlich um 700.000 abnimmt, während die Zahl der Muslime explodiert. Das erfordert eben harte Maßnahmen im Inneren wie im Äußeren, da darf es kein Pardon geben und keine falsche Toleranz, sagt Onkel Valdo.
So denkt man in Israel und dessen Jubelperser denken so, die Antideutschen, konkret und der Broder.
Das ist doch alles so pipi-einfach zu verstehen, ich weiß gar nicht, warum man sich über die Ukraine so den Kopf zerbricht. Die Ukraine gehört zu Rußland, so einfach ist das.
Das Existenzrecht der Ukraine ist mir egal, das seiner Bürger aber nicht.

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dean, Deine Behauptungen muß ich erst prüfen. Es gibt ja so viele in letzter Zeit, das sich später als Ente herausgestellt haben oder die Tatsachen waren das Werk von Provocateuren.

Putin hat keine Faschisten benutzt, um seine Sockenpuppe im Parlament zu installieren. Das hat er ohne Rechten oder Linken Sektor, Spilna Sprava, UNA oder ähnliche zweifelhafte Gruppen vollbracht. Das ist der Unterschied zur Kiewer Maidan-Regierung. Putin muß jetzt also nicht seine eigenen Kreaturen jagen und unschädlich machen, damit deren Machtansprüche ihm nicht gefährlich in die Quere kommen.

Außerdem schrieb ich schon zur good-guys/bad-guys-Argumentationsmethode. Es gibt gewalttätige, terroristisch agierende Banderovcy, die man mit der SA vergleichen kann, und Banderovcy mit Schlips und Kragen, die zwar Gewalt ablehnen, aber nicht Stepan Bandera. Zu letzteren gehört auch die Vaterlandspartei. Und diejenigen Parteien, die sich dem Kult um diese fragwürdige geschichtliche Figur entziehen, sind heute verboten. Unter diesen Umstände steht dem von che vermerkten Vormarsch natürlich nichts im Wege. ...allerhöchstens die militanten Teile der Banderovcy, und einige voreilige und unüberlegte Schritte der Maidan-Regierung, die Sprachpolitik betreffend, die da, wo es noch vor vier Wochen nicht das geringste Anzeichen separatischer Tendenzen gab, diese plötzlich entstehen lassen, die von dean prompt als Faschismus gebrandmarkt wird.

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@dean: Ich meinte natürlich Sozi Ohne Partei. Bei seinen Meinungen könnte man glatt wieder Fan der Sozis mit Partei werden.

Antisemitismus nur noch als Totschlagargument zu begreifen und vom real existierenden nichts wissen wollen ist dumm.

@futuretwin: Naja auf fraglichen Philosemitismus wirst du stoßen und wenn man das Umfeld mit einbezieht, wie ich es gemacht hab, also einen Teil der sogenannten bürgerlichen Mitte bis Rechte, die ist für Antisemitismus offen.

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@ sozi ohne partei
1) Demographische Entwicklung: Das ist keine zionistische Propaganda, sondern explizit Thema von Putins Rede zur Lage der Nation 2006.

2) Jean Marie Le Pen hat Schirinowski anläßlich dessen Geburtstages besucht.

3) Onkel Valdo ist ein netter Spitzname für Putin, finde ich.

Rußlands Sicherheitspolitik ist spätestens seit der Intervention in Georgien klar zu erkennen. Die jetztige vertrackte Situation ist einzig dem Dilettantismus der EU und Deutschlands, insbesondere dessen ex-Außenminister Westerwelle zuzuschreiben. Rußlands Sorgen wegen der von der Svoboda Partei angekündigten und dann angezettelten Revolution waren gut begründet. Auch die EU hatte noch 2012 beschlossen, eine Assoziierung der Ukraine nur unter Ausschluß der Svoboda in Erwägung zu ziehen. Aber dann kam der Zeitpunkt, an dem in der EU anscheinend alle verrückt wurden.

Man muß die russische Sicherheitspolitik, den Masterplan, dem sie folgt, nicht mögen, aber sie ist eben pipi-einfach zu verstehen. Da auf groteske Weise versagt zu haben, ist der Skandal bei den Volltrotteln in Berlin, Brüssel und Washington.

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trocken und Ohren und hinter
Langfristig gesehen, stellen die kaukasischen und tatarischen Minderheiten keine Bedrohung für Rußland dar. Die allermeisten der betroffenen ethnischen Gruppen sind zu klein, daß ihre Sprachen und ihre Traditionen das 21. Jahrhundert überleben. Die von Dir beklagte Russifizierung findet ganz von selbst ohne Zutun staatlicher Gewalt statt. Die kapitalistische Moderne besorgt das Geschäft ganz von selbst. Kein Lesghiner oder Bashkire hat ein Interesse, einer Sprachgruppe anzugehören, für die keine Bücher und Zeitungen erscheinen, weil der Markt zu klein und damit zu unergiebig ist, mit denen man im Beruf und auf der Universität nichts anfangen kann. Die betreffenden Sprachgruppen werden also ebenso verschwinden wie die Räten in der Schweiz.
Genauso haben ultrarechte Gruppierungen in pluri-kulturellen Staaten zwischen sagen wir 1950 und 1985 ebenfalls argumentiert. Unser standup comedian "entdeckt" diese Argumentation nun hier für seine kindlichen Vorstellungen vom putinschen Russland wieder.

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Mittelfristig gesehen, erzeugt die kapitalistische Moderne natürlich Nationalitätenprobleme, verursacht durch Marginalisierung oder durch ausländischen Einfluß auf separatistische Bewegungen wie im Falle Tschetscheniens. Langfristig jedoch hängt der Tschetschene und der Russe nach der Schule gemeinsam beim Chinesen ab, und erzählen sich was, wobei der Tschetschene bis dahin verlernt hat, Lezginka zu tanzen und der Russe längst vergessen hat, wer Puschkin und Lermontow gewesen sein könnten. Den ganzen Sufi-Krempel oder gar die kaukasischen Idiome, die keine Kryptographie benötigen, interessieren niemanden mehr.

...und was die ultrarechten Gruppen betrifft: So argumentieren sie nicht. Die stören sich an der Anwesenheitt des anderen. Die Schweizer waren nie ultrarechts. Die Räten sind trotzdem verschwunden. Auch waren in Westeuropa eine Zeitlang sogar die Roma und Sinti verschwunden, und von den Ruhrpolen gibt es heute keine Spur mehr.

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Un águila no caza moscas.

Hugo Rafael Chávez Frías (irgendwann 2010).

Übers.: Ein Adler jagt keine Fliegen.

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@ Lacommune

Der parteilose Vielleichtsozi überrascht mich immer wieder. Ich frage mich, ob seine teils sehr randständigen weltanschaulichen Positionierungen damit zusammen hängen, dass er Politik vor allem übers Internet und forenähnliche Zusammenhänge rezipiert.

In der realen politischen Welt sind mir derartige Haltungen, zumal in dieser Kombination, noch nie begegnet.

@ all

Ein besonderer Lacher der Maiwahlen in der Ukraine wird sein, dass Jarosch (wir erinnerung uns: die tatsächliche Personifikation des ukrainischen Faschismus) noch sehr weit hinter Olga Bogomolets landen wird.

Das wird noch sehr spannend, wenn der "Führer" der ukrainischen Faschisten feststellen muss, dass sich der Beifall auf dem Euromaidan nicht in Stimmen übersetzen lässt, und aus seiner Sicht schlimmer noch, dass er von der ukrainischen Gesellschaft gemieden wird.

Ich tippe mal, da tickt der komplett aus. Das kapiert er nicht. Für die Putinfans unter den dt. Linken wird das auch ganz schwer: "Alles Faschisten" - und dann bekommt Jarosch nur sehr wenige Stimmen...

Ich lache jetzt schon.

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Sehr interessant ist, was Samuel Huntington schon 1996 in seinem „Clash of Civilizations“ zur Ukraine geschrieben hat:

„Die Ukraine ist jedoch ein gespaltenes Land mit zwei unterschiedlichen Kulturen. Die kulturelle Bruchlinie zwischen dem Westen und der Orthodoxie verläuft seit Jahrhunderten durch das Herz des Landes. … Die Unterschiede zwischen der Ost- und der Westukraine manifestieren sich in der Einstellung ihrer Menschen. So gaben zum Beispiel Ende 1992 ein Drittel der Russen in der Westukraine, aber nur zehn Prozent in Kiew an, sie hätten unter antirussischen Animositäten zu leiden.“

Und weiter: „Ein russischer General meinte: »Die Ukraine, oder viel mehr die Ostukraine wird in fünf oder zehn oder fünfzehn Jahren wieder zurückkommen. Die Westukraine kann der Teufel holen!« Eine solche Rumpfukraine, uniert und westlich orientiert, wäre jedoch nur lebensfähig, wenn sie die starke und effiziente Unterstützung des Westens hätte. Eine solche Unterstützung wiederum dürfte es nur dann geben, wenn die Beziehungen zwischen dem Westen und Rußland sich drastisch verschlechterten und Ähnlichkeit mit denen während des Kalten Krieges bekämen.“

Der vollständige Text findet sich hier: http://altmod.de/?p=3878

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Diese Gegenüberstellung von einem Westen und einer Orthodoxie, die auch schon bei Griechenland bemüht wurde, um den Deutschen zu erklären, wieso die Griechen so dumm und faul sind und wieso man ihnen dafür nicht böse sein sollte, weil sie halt so geprägt sind, scheint mir eine rassistische Komponente zu haben. So wird die Realität sehr einfach.

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Nur weil zum Thema "der Grieche an sich" viel Mist erzählt wurde, heißt das meines Erachtens nicht, dass die Vorstellung einer kulturellen Bruchlinie durch die Ukraine deswegen falsch oder gar rassistisch sein muss. Ich lese bei Huntingdon (gegen dessen These vom "Clash of Civilisations" man sicher einiges einwenden kann) jedenfalls nicht heraus, dass die Ostukrainer mit ihrer orthodoxen Prägung schlimmere Untermenschen wären als die Unierten in den westlichen Landesteilen, die mit lateinischer Schrift schreiben.

Kann mich überdies nicht erinnern, dass mein Vater, der aus der Westukraine stammte, von Ostukrainern und Russen eine schlechte Meinung gehabt hätte. Mit Polen hatte er zum Teil mehr Schwierigkeiten, und das lag daran, dass die Gegend um Lemberg nach dem Zusammenbruch der Donaumonarchie unter polnische Oberherrschaft gekommen war.

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Samuel Huntingtons "Clash of Civilisations" ist ein Auftragswerk der CIA, um die Feindbilder für die Zeit nach dem Kalten Krieg festzuschreiben. Ich selbst bin im Besitz einer mit Dienststempel "Confidential" gestempelten Studie mit dem Titel "Differenzierte Abschreckung" aus dem Jahr 1988, in der Huntington, Zbigniew Brzezinsky, William Claytor jr., Andrew Goodpaster, Joshua Lederberg, Anne Armstrong und Henry A. Kissinger für Ronald Reagan und George W. Bush ein Memorandum zu künftigen Bedrohungslagen verfasst haben.

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Dieser Background ist (zumindest dem aufmerksameren Teil der Stammleserschaft hier) durchaus noch präsent. Bleibt die Frage, ob diese Bruchlinie durch die Ukraine nur im Auftrag finsterer Mächte herbeihalluziniert wurde oder ob da tatsächlich was dran sein könnte. Ich neige zu letzterer Annahme, wenngleich ich es nicht für unausweichlich halte, dass es diesen Staat in naher Zukunft zerlegt. In der Westukraine ist man mit den polnischen Nachbarn tendenziell auch nicht gerade dick befreundet, so dass da kulturell eine größere Neigung westwärts herrschte.

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Ich glaube nicht, dass es die Ukraine zerlegt - jedenfalls nicht auf Basis eines "Ost-West-Gegensatzes". Was viele nicht wissen: Der russischstämmige Bevölkerungsteil im Osten der Ukraine ist - im Gegensatz übrigens zur entsprechenden Bevölkerung auf der Krim - überwiegend nicht russischnationalistisch. Im Donetzk-Becken ist der russischorientierte Bevölkerungsteil ggüber Russland mindestens (!) so skeptisch wie gegenüber der Zentralregierung in Kiew. Und die "Einheit der Ukraine" gilt diesem russischorientierten Bevölkerungsteil sehr viel.

Insofern ist das eine komplett andere Lage.

Bedeutender ist da imho aber der Umstand, dass sich Westen der Ukraine bzw. den ultarnationalistischen und faschistischen Strömungen eine teils massive Russophobie herrscht, bis dahin, die russischstämmigen Bewohner der Ukraine für "potentielle Verräter" zu halten. Logisch, derlei Hetzwerk schafft nicht gerade Vertrauen bei den russischorientierten Bevölkerungen im Osten der Ukraine.

Sieht man allerdings zwei Monate in Voraus, so wird nach Lage der Dinge Poroschenko das Rennen um die Präsidentschaft machen, und - unabhängig von der Frage wie P. zu beurteilen ist - es handelt sich hier um einen Mann, der tatsächlich das Zusammengehörigkeitsgefühl in der Ukraine befördern könnte.

(kleine Randnotiz: Ich habe Poroschenko dennoch sehr im Verdacht, die vielhundert starken Söldnertruppen des Rechten Sektors über viele Monate hinweg bezahlt zu haben - der Euromaidan, genauer gesagt, dessen erfolgreiche Verteidigung hat insofern im Wesentlichen eine ganz einfache "ich-will-Kalif-an-Stelle-des-Kalifen-sein"-Geschichte zum Hintergrund)

Grundsätzlich wäre Poroschenko wohl keine üble Wahl. Mit TV5 hat er imho auch genügend Medienmacht im Hintergrund, um sich ggüber Klitschko, Bogomolets und Timoschenko durchsetzen zu konnen.

Und Jarosch? Der hat fertig. Dumm wie er ist, hat er seine Gefolgschaft im "rechten Sektor" angewiesen, nicht in die neue ukrainische Nationalgarde zu wechseln.

Tja. Und so landet er mit seinen Mannen im politischen Nichts bzw. wird in den kommenden Jahren wieder genau das machen, was er zuvor gemacht hat: Kriegsspiele und Fußballhooliganismus. Die von ihm herbei geträumte "Bewegung" existiert nicht. In den nächsten Jahren wird er nach dem Kameradschaftsmodell der NPD operieren, allerdings im Wesentlichen mit den gleichen Ergebnissen: politische Marginalität.

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Der vollständige Text findet sich hier: http://altmod.de/?p=3878
Willy, was liest Du denn? Du bist ja noch viel schlimmer als Putin! Alles, was man ihm vorwirft, findet man in diesem Blog: Homophobie, traditionalistischen Konservatismus u.v.m. Dazu kommen noch "Frauen an den Herd" und den Kulturalismus koogleschreibers, der eine selbsterfüllende Prophezeiung darstellt, den sich Rußland überhaupt nicht leisten kann. Nur gut, daß Willy nicht Präsident Rußlands ist.

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dean treibt irre Erristik. Der verwechselt den Umstand, daß rechte Kräfte ganz wesentlich am Staatsstreich beteiligt gewesen waren, und ihn i.w. ganz allein erfolgreich zuwegen brachte, und der Beliebtheit von rechten Kräften in der Ukraine. Der versteht möglicherweise auch nicht die Gefahr, die von einer verselbständigten Exekutive, also Polizei, ausgeht, die von rechten, terroristischen Kräften unterwandert ist. Ich weiß nicht, wie beliebt die SA in den 30ern beim Wahlvolk waren, aber das ist vollkommen bedeutungslos.

Ich weiß auch nicht, wie putin-skeptisch die Ostukraine wirklich ist. Vermutlich ist den Bürgern dieses Landesteils die Staatsangehörigkeit relativ gleichgültig oder von Überlegungen über die wirtschaftlichen Vorteilhaftigkeiten bestimmt, so ähnlich wie das Saarland-Referendum.

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Ich habe nur den Text von Huntington gesucht, und da steht er. Ist einfacher als abschreiben.

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@ parteiloser Vielleichtsozi
die Gefahr, die von einer verselbständigten Exekutive, also Polizei, ausgeht, die von rechten, terroristischen Kräften unterwandert ist.
Harhar!!

So, wie du die Lage beschreibst, könnten ja noch regierungstreue russische Journalisten was von dir abgucken. Grandios!

Also, die Polizei in der Ukraine ist auf einmal von "Terroristen unterwandert" und "verselbstständigt".

ROFLCOPTER!!!!

Mann, du schreibst manchmal eine Scheiße zusammen, dass man dir fast raten möchte, unter die Scifi-Autoren zu gehen.

Fakten:

1. Die ukrainische Polizei ist zu weit über 99 % personell identisch mit der ukrainischen Polizei, die es vor dem demokratischen Aufstand/Euromaidan gab.

2. Verkehrspolizisten sind natürlich eine Art von Terorristen, das sehe ich vollauf ein. Jedenfalls aus Sicht z.B. derjenigen, die regelmäßig Tickets kassieren. Okay.

3. Etwas korrupt, pardon, war der Laden schon immer. Ansonsten aber verhält sich die ukrainische Polizei ausgesprochen moderat, mitunter sogar so sehr, dass sich unsere einheimische Polizei daran ein Beispiel nehmen könnte.

ad
"Ich weiß auch nicht, wie putin-skeptisch die Ostukraine wirklich ist."
Ganz ehrlich? Das liegt, pardon, schlicht daran, dass du in Sachen Ukraine praktisch komplett ahnungslos bist. Ich sprach auch nicht von "die" Ostukraine, sondern von einer Mehrheitströmung innerhalb der russischstämmigen Bevölkerung. Welche übrigens nur in relativ wenigen Gegenden der Ostukraine eine deutliche Mehrheit darstellt...

Mit Differenzierungen hast du es offenkundig nicht so - und generell, deine "Quellen" scheinst du dir aus dem Spiegelfechter-Blog zu ziehen, wo sich einige verkrachte Ex-UDSSR-Bürger tummeln. Die träumen einen wirren Traum aus russischer Größe, aktiver persönlicher Teilnahme an einem Propagandakrieg und eine Kritik am Neoliberalismus, bei dem dann ausgerechnet (!) ein als Führergestalt angehimmelter Putin die Inkarnation allen politischen Hoffens darstellt...

Und deren VT-Gequatsche folgst du dann. Na, dann!

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Der Abschied vom "weißen Billy" in Rowno:
http://www.youtube.com/watch?v=5KoNAY1-CWU

http://www.youtube.com/watch?v=6zbtvbESqU4

Die ganzen Leute da sind bestimmt allesamt russische Agenten …
Denn die Rechten spielen da ja nur eine Nebenrolle. Vollkommen marginalisiert. Geradezu ungefährlich.

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@ tuc

Was erwartest du?

Die Beerdigung von diesem Wichser war für den "rechten Sektor" ein Großereignis. Na klar, die haben da versucht, eine Art "Staatsbeerdigung" draus zu machen. In der Hierarchie dieser Faschotruppe stand der ziemlich weit oben (ich würde sagen: etwa an dritter oder vierter Position). Da haben sich dann halt rund 1.500 Leute versammelt. Das ist in Hinblick auf die Mobilisierungswirkung so ähnlich, pardon, in etwa, wie wenn die "autonome Szene" in D-Schland Großkampftag hat (z.B. wenn die Rote Flora von Räumung bedroht ist).

Und jetzt schaue dir mal die Leute etwas genauer an: Da lungerten nicht etwa 1.500 gut trainierte Kämpfer bzw. Faschoaktivisten rum (in der Summe: eher rund 400), sondern haufenweise alte Menschen, Sympathisanten aus der Durchschnittsbevölkerung. Wenn die beim Sargschwenken den Slogan "Held der Ukraine" rumkrakeelen, dann hat das auch ganz entscheidend damit zu tun, dass diese Söldnertruppe (die der abgeknallte Typ befehligt hat) ein großer Faktor bei der Verteidigung des Euromaidan war. Einige seiner Mit-Verbrecher kann man recht ausgiebig als Sargträger studieren.

Wie auch immer: In diesem Trauerzug befanden sich deutlich weniger als 1.000 echte Faschisten. Ob du es nun glaubst oder nicht: In dem Trauerzug waren haufenweise Leute unterwegs, die diesen Verbrecher vor allem als eine Art Held des Euromaidan betrachtet haben - und selbst keine (!) faschistische Gesinnung pflegen.

Gleichwohl, der Trauerzug gibt allemal Aufschluss über die tatsächlichen Kräfteverhältnisse. Multipliziert man die dort versammelten Menschen mit dem Faktor 5 oder 10 (ich denke eher 10), dann hat man damit für die gesamte Ukraine in etwa das engere Sympathisantenpotential des "rechten Sektors", wobei allerdings die Zahl der "Kämpfer" und Aktivisten nicht in gleichem Maß mitskaliert. Von denen hat sich schon ein beachtlicher Anteil bei diesem Trauermarsch versammelt - in der Summe handelt es sich um weniger als 1.000 Leute, dazu noch ein vieltausendköpfiges Umfeld aus dem Umfeld von Fußballfanclubs (die sich allerdings nur begrenzt mobilisieren lassen).

Es ist nicht so, dass mich das übermäßig beruhigt. Das ist eine echte Bedrohung, eine echte Gefahr. Wenn die Ukraine ökonomisch abschmieren sollte, könnten diese Leute noch Zulauf erhalten.

Auf Sicht von zwei Monaten aber wird Jarosch eine heftige politische Niederlage erleiden - und das Abknallen seines Regionalführers zeigt auch ganz unmissverständlich, dass die derzeit regierenden Machthaber der Ukraine eben nicht von Faschisten gelenkt sind. Die Faschos in der Ukraine: Die sind tatsächlich ziemlich angepisst, weil sie merken, dass die Vertreibung von Januk sie nicht sehr viel näher an die Macht gebracht hat. Den Innenminister der Ukraine und den Generalstaatsanwalt bedrohen sie zur Zeit mit Ermordung. Aus Gram über die Verfolgung ihrer kriminellen Regionalführer. Wechselseitige Zuneigung sieht anders aus, Tuc.

Beeinflussung jedoch, und zudem auch die Unterdrückung linker Gruppierungen: all das gibt es. Aber wie auch immer, die Bilder von diesem Trauerzug bestätigen meine Einschätzung geradezu vorbildlich.

Danke für den Link!

Danke dafür!

P.S.
Ich vermute, dass bei den Präsidentschaftswahlen im Mai ziemlich genauso viele rechtsextreme/rechtspopulistische Wählerstimmen gibt, wie halt in den letzten Jahren auch: Rund 10 Prozent. Wobei der Großteil auf den Rechtspopulisten Tjahnybok (Swoboda) gehen wird, und - meine Schätzung - gerade mal 2 bis 3 Prozent für Jarosch.

Was natürlich zu viel ist, aber zugleich auch eine Ohrfeige für all diejenigen sein wird, welche von einem "grassierenden Faschismus" in der Ukraine schwafeln und davon, dass jetzt "Faschisten" in der Ukraien herrschen.

Genau das ist nämlich nicht der Fall.

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Na ja Dean, das sehe ich in Teilbereichen doch sehr anders. Die neugegründete ukrainische Nationalgarde zum Beispiel besteht in ihrem Kern aus bewaffneten Mitgliedern des Rechten Sektors oder von Swoboda. Auf jeden Fall ist das in einem solchen Maße eine so parteiische paramilitärische Truppe wie in der Französischen Revolution die Nationalgarde in ihrem Verhältnis zu Jakobinern und Cordeliers.

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Ich sehe das überall sehr anders.

Aber ich gönne Dean natürlich, dass er sich seiner Sache so sicher sein kann und ihn eigentlich alles nur bestätigen kann.

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Ja, das muss ein beseligendes Gefühl sein. Und ich weiß auch nicht, wieso der Sozi ohne Partei hier so furchtbar gebasht wird, ich finde Vieles was er in diesem Diskussionszusammenhang hier gesagt hat so falsch nicht.

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Ich find diese ganze Faschisten-Aufregung geht an den wirklich interessanteren Problemen vorbei, wobei das natürlich keine Kritik an Dean zu verstehen ist.

Its the economy.
Für mich werden zwar BIP pro Einwohner in Entwicklungsdebatten überbewertet, aber Ukraine ist da echt bemerkenswert. Die würden sich mit ihren Daten selbst in Südamerika im unteren Drittel wiederfinden. 572 Autokilometer östlich von Wien.

Die EU lebt mit der Vorstellung, dass wir denen unser institutionelles Tuning Kit überreichen und dann wird die Mühle schon laufen. Z.T. glaub ich ja auch dran, aber gedämpft. Und die Ukraine erscheint die Strategie viel schwieriger als in Polen, Tschechien, Slowakei oder dem scheinbar z.T. verunglückten Ungarn.

Korruption gedeiht unter Armut besser als im Überfluss. Denk ich. So weit ists mit mir gekommen. Aus solchen altklugen Überzeugungen darf man natürlich UNTER KEINEN UMSTÄNDEN auf Individuen schliessen.
Ich glaub auch, dass Korruption eine ziemlich lange Latenzzeit besitzt. Auch wenn es ökonomisch steil nach vorne geht, verschwinden die Überlebensstrategien aus den schweren Zeiten nicht sofort. Und womit sollte es denn in der Ukraine wirtschaftlich steil nach vorne gehen, selbst wenn die "Erste" Welt in Form der IWF Anteilseigner und insbesondere West-Europa da massiv Milliarden "reinbuttert"? Und wie viel vom Geld für den "Aufschwung Ost-Deutschland" versickerte bei irgendwelchen Geiern von ausserhalb?
Uns bleibt da keine andere Alternative als B zu sagen. Und in dieser Welt der ungerecht verteilten Mittel sollte zumindest in der Politik gelten:

Umverteilung, wo immer möglich.

Nur gibts irgendeine Retrospektive Analyse über die Fehler die EU bei der Transformationshilfe für Ungarn, Bulgarien und/oder Rumänien? Ich denke, das wird sehr, sehr kompliziert in der Ukraine. Und nach einem Scheitern kann man sich über Nationalitäten-Streitigkeiten innerhalb der Ukraine unterhalten. Jetzt eher nicht. Nach meiner Plausiblilität sollte da mit den bewilligten Krediten erstmal für die meisten Morgenröte angesagt sein, aber ich hab keine Ahnung von dem Land.

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Unrelated, but good news: Michelle Bachelet legt die Transpazifische Allianz aufs Eis. Das Ding sah selbst ich als neo-imperialistisches Einfallstor der USA, nicht nur aber auch wg. Monsanto.
https://www.techdirt.com/articles/20140327/12093026714/latin-american-revolution-chiles-new-government-wants-to-open-up-tpp.shtml

She's just awesome.

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Die meinte ich auch (die Nationalgarde) mit der verselbständigten Executive, genau so, wie der Umstand, daß Partisanen der Rechtskräfte Polizeiaufgaben übernehmen. Die ukrainische Verkehrspolizei hatte ich nicht im Sinn.

Im übrigen finde ich den Spiegelfechter-Beitrag und die Diskussion spannend, eben weil einige angeblich verkrachte UdSSR-Bürger sich daran beteiligen, die Quellen aufspüren, kommentieren, Fakten erwähnen (wie die kriminelle Nemiroff-Übernahme) etc. Natürlich dokumentieren diese Bürger sich selbst. Und auch das finde ich spannend: Was denken Russen, Bürger der ehemaligen Sowjetunion? Wo bleibt eigentlich 'are', der die Armenien-Site verlinkt? Armenien ist doch russisches Protektorat und sowjetische Armenier können doch meistens sehr gut russisch. Der kennt sich bestimmt auch mit Georgien und dem Kaukasus aus. Da muß ich nicht die vielen russischsprachigen Links entziffern, die die Russen so massenhaft in das Spiegelfechter-Blog ablassen. Immerhin weiß ich jetzt, daß mein Langenscheidt-Wörterbuch nix taugt, und http://www.multitran.ru die geeignetste Wörterbuchmaschine für die russische Sprache ist, und ich eine Methode benötige, um kyrillische Zeichen eingeben zu können.

"VT" ist auch so wieder ein erristisches Universal-Totschlagargument deans.

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Was die Ökonomie angeht, sollte man dann und wann mal den Namen Anders Åslund in die Google-News-Suche eingeben.
Der hat schon Kutschma und Jelzin beraten, redet dem Maidan nach dem Mund und ist seit Jahrzehnten bestens vernetzt in der Region:

http://en.wikipedia.org/wiki/Anders_%C3%85slund

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Der Reiseführer "Molwanien, Land des beschädigten Lächelns" hatte die Ukraine, Moldawien, Transnistrien und Georgien im Visier als Beispiele für Ex-Ostblockländer denen es schlecht geht und wo keine positive Entwicklungsperspektive sichtbar wird.

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@ Che

ad
Die neugegründete ukrainische Nationalgarde zum Beispiel besteht in ihrem Kern aus bewaffneten Mitgliedern des Rechten Sektors oder von Swoboda.
Das ist ein ziemlicher Irrtum, Che. Jarosch hat seinen Leuten vom "rechten Sektor" sogar verboten bei der Nationalgarde anzuheuern. Swoboda wiederum ist nicht ansatzweise so stark im Bereich "Wehrsportübungen" und paramilitärischen Milizen aktiv. Der ursprüngliche Plan war in der Tat, mit Hilfe dieser Nationalgarde den "rechten Sektor" zu neutralisieren - was ich persönlich für einen ziemlich dummen Plan gehalten habe, und halte. Offenkundig entzieht sich der "rechte Sektor" dieser Planung.

Gleichwohl sehe ich diese Nationalgarde (mit geplant 60.000 Stärke) als ein erhebliches Problem für die Zukunft der Ukraine, zumal sie in der tat paramilitärisch organisiert werden soll. Da kann eigentlich nichts Gutes bei raus kommen.

@ Lemmy

ad
Für mich werden zwar BIP pro Einwohner in Entwicklungsdebatten überbewertet, aber Ukraine ist da echt bemerkenswert. Die würden sich mit ihren Daten selbst in Südamerika im unteren Drittel wiederfinden. 572 Autokilometer östlich von Wien.
Schön formuliert!

Die brutale Armut der Ukraine, in Verbindung mit dem märchenhaften Neureichtum der Oligarchen erklärt übrigens auch die riesige Wut der Bevölkerung, die sich gegen Janukowitsch gerichtet hat.

Mit den Standardrezepten des IWF (schon jetzt werden auf IWF-Druck hin rund 10 Prozent der öffentlich Beschäftigten brutal entlassen) sehe ich wenig Aussichten dafür, dass sich auf mittlere Sicht eine deutliche ökonmische Besserung einstellt.

Irgendwie kommt mir der IWF immer noch so vor, als ob die wie von UV-Licht hypnotisierte Nachtfalter auf aggregierte Zahlen gucken, und damit völlig vergessen, dass nicht der Wertzuwachs ukrainischer Konzerne bzw. Oligarchen, sondern die Lebensrealität des Medianukrainers das tatsächlich Relevante darstellt, und hier nicht zuletzt dessen Möglichkeit, produktiv zu arbeiten.

Der immer gleich Druck (wie aktuell auch in der Ukraine), die Arbeitnehmerschutzrechte bis zur Nichtigkeit zu erodieren, wirkt in die exakt entgegen gesetzte Richtung und verschlechtert nicht nur die Lebensumstände (verbunden mit dem ökonomischen Treppenwitz einer damit eingeleiteten Verschlechterung der Produktivität unterer Einkommenschichten), sondern verstärkt auch gesamtwirtschaftlich höchst unerfreulichen Nebenwirkungen eines harten IWF-Regimentes wie verstärkten Brain Drain etc.

IWF: Dort lernt man es einfach nicht. Trotz gewisser Besserungstendenzen in den letzten drei Jahren. Man lernt dort einfach nichts dazu.

*kopfschüttel*

Und durch die massive Finanznot erpresst, folgt die ukrainische Regierung den teils völlig irren Vorgaben, welche der IWF an die Ukraine macht. Wobei, auch das sollte gesagt sein, nicht alles Quatsch ist, was der IWF verlangt.

Aber zum Beispiel im Fall der subventionierten Gas-Preise hätte man es sogar deutlich (!) effektiver und zugleich sozialverträglicher hinbekommen, indem man einfach die subventionierte Gasmenge pro Person limitiert. Damit hätte man den Lieblingssport der ukrainischen Oligarchen mit einem Schlag zerstört.

(billiges, subventioniertes Gas in Unmengen kaufen, und auf anderen Kanälen wieder verkaufen: damit ist u.a. Timoschenko zu ihrem Reichtum gekommen - wobei sie dabei im Vergleich zu anderen noch geradezu maßvoll war)

@ tuc

Nö, dass ich mir aller Dinge sicher wäre, das kann ich wirklich nicht behaupten. Echt nicht. Anders Åslund halte ich allerdings für völlig überschätzt.

Mit seinen Knallervorhersagen, aus denen er seine Reputation schöpft, hatte er imho erst einmal nur Glück. Andere seiner Vorhersagen erfüllten sich hingegen (vielfach!) überhaupt nicht, und das wird leider viel zu schnell vergessen.

Im Moment glaubt der olle Antkommunist, dass er wieder einmal den Rückenwind der Geschichte spürt. Zum Beispiel hier:

http://www.kyivpost.com/content/author/anders-aslund/

Nicht mein Fall. Ich finde den Typen sogar etwas primitiv.

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"Ich finde den Typen sogar etwas primitiv."

Ich auch. Aber deshalb passt er doch auch genau dahin.

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Ich meinte nicht das reine IWF Stabilisierungsprogramm, sondern eins, das mit EU Geldern unterfüttert ist.

Des weiteren bin ich seit Jahren ein großer Bewunderer der Haushaltspolitik des Ex-Lama-Treibers und Kokabauern Gewerkschaftsboss in Bolivien. Makroökonomische Stabilität ist ein Punkt, ganz sicher kein Selbstzweck. Aber ein Punkt bestimmt. Und um eine Makroökonomie ins Trudeln zu bringen, müssen vorher einige Sachen gemacht worden sein, die einfach nicht gehen. Ansonsten steht der IWF normalerweise auch nicht auf der Matte. Es stimmt heute ganz sicher nicht, dass linke Regierungen grundsätzlich nicht haushalten könnten.

In Schwellenländern existiert eine Menge Spielraum von einer stärkeren Beteiligung der Gutverdienenden und Vermögenden an den Staatsausgaben. Das wird vom IWF vermutlich nach wie vor unterschätzt. Hier gabs in den letzten Jahren ein paar echt konkret gute Initiativen in Argentinien und Ecuador. Bachelet versuchts nun mit einer ambitionierten Steuerreform in einem Steuersystem mit grausamen features. Kämpfe, an die ich glaube.

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"...die sich gegen Janukowitsch gerichtet hat."

Ah, ja ... dumm nur, daß J. erst 2010 Staatspräsident wurde und nur noch Mini-Oligarchen produzieren konnte.

"Die brutale Armut der Ukraine, ..."

Frage an die hier anwesenden Ökonomie-Experten:
Wenn die die Ukraine arm ist und kräftig Gaspreise und Renten von der Regierung J. subventioniert wurden, wie hat J. das gemacht, wenn er gleichzeitig innnerhalb von drei Jahren auch noch 60 (oder waren es 70 ?) Mrd. §. für sich abgezweigt hat ?

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