Donnerstag, 3. Januar 2008
Gazale Salame: Unterstützer im Hungerstreik
Der Unterstützerkreis für Gazale Salame, die im Februar 2005 aus dem
Landkreis Hildesheim in die Türkei abgeschoben wurde, fordert, die Frau und
zwei Kinder wieder einreisen zu lassen, bis das Bundesverwaltungsgericht eine
endgültige Entscheidung über den Fall trifft. Andreas Vasterling, Sprecher
des Kreises mit dem Titel „Menschen für Menschen – Solidarität und
Bleiberecht in Hildesheim“ geht als Einzelner noch weiter: „Ab heute befinde
ich mich im Hungerstreik, den ich erst beende, wenn Sie sich nicht weiter
gegen einen humanitären Umgang mit der Familie sperren“, schrieb er gestern
in einem offenen Brief an den Niedersächsischen Innenminister Uwe Schünemann.
Niemand wisse, wann die Verhandlung beim Bundesverwaltung beginne, schreibt
Vasterling. „Wird es wieder ein Jahr dauern – oder gar länger?“ Schon jetzt
habe die Trennung der Familie bei allen Mitgliedern tiefe seelische Spuren
hinterlassen.
Gazale Salame lebt mit zwei Kindern in Izmir, ihr Ehemann Ahmed Siala mit zwei
weiteren Kindern hier. Die Frau sei suizidgefährdet, schreibt Vasterling. Die
hier verbliebenen Kinder seien vor drei Jahren noch aufgeweckt und fröhlich
gewesen, nun würden sie von einer Psychologin betreut.
„Dieses Leid verursacht mir und anderen förmlich Schmerzen.“ Daher habe er
sich zu der ganz persönlichen Konsequenz entschlossen: dem Hungerstreik.

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Erster Suizid im Abschiebegefängnis Berlin-Köpenick
Am 30. Dezember erhängte sich ein 28-jähriger Tunesier im Abschiebegefängnis Köpenick.



Nach Polizei-Angaben erlag der Mann am 1.1.2008 seinen schweren Verletzungen in einem Krankenhaus. Er ist damit der erste Gefangene, der sich seit Bestehen des Gefängnisses in Köpenick das Leben nahm. Viele haben es vorher versucht und konnten gerettet werden, viele haben sich auch aus Protest gegen die drohende Abschiebung selbst verletzt, um der Abschiebehaft zu entkommen.
Seit nunmehr 15 Jahren dokumentiert die Antirassistische Initiative e.V. unter anderem Suizide, Selbstverletzungen und Suizidversuche von Flüchtlingen. In Berlin kam es zu mindestens 186 Suizidversuchen und Selbstverletzungen in Abschiebehaft in deren Folge sich die Betroffenen z.T. schwerste Verletzungen zugefügt haben. Bundesweit wurden 50 Todesfälle und knapp 400 Verletzungsfälle in Abschiebehaft dokumentiert.

Die Menschen, die in Abschiebehaft sitzen, befinden sich in Beugehaft. Sie sitzen hier, damit sie der Ausländerbehörde direkt zur Abschiebung zur Verfügung stehen, sie sitzen aber auch hier, damit sie ihrer "freiwilligen" Rückkehr zustimmen und sich "aktiv" um Reisepapiere bemühen. Was hinter den Gefängnismauern passiert, kommt nicht oft an die Öffentlichkeit. Schikanen, Mißhandlungen und Demütigungen durch die Bewacher und auch Mißachtung und Ignoranz von Seiten des medizinischen Personals sind an der Tagesordnung.



In dem Bewußtsein der absoluten Hilflosigkeit und Ausweglosigkeit und in einem Klima der Willkür und Menschenverachtung geraten viele Gefangene in akute Krisensituationen.
Auszug aus der Dokumentation "Bundesdeutsche Flüchtlingspolitik und ihre tödlichen Folgen"

Abschiebehaft Berlin 1993 – 2007:

1 Frau tötete sich in Abschiebehaft (23. Juli 1993 in der JVA Plötzensee);


1 Mann stürzte bei der Flucht aus dem Krankenhaus zu Tode (30. August 2000).

186 Flüchtlinge haben sich in Abschiebehaft aus Verzweiflung oder Panik vor der Abschiebung oder aus Protest gegen die drohende Abschiebung (Risiko-Hungerstreiks) selbst verletzt oder versuchten sich umzubringen und überlebten z.T. schwer verletzt.

mindestens 54 Gefangene wurden in Abschiebehaft mißhandelt

5 Flüchtlinge kamen durch unterlassene Hilfeleistung zu Schaden

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