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Montag, 2. März 2009
Die wissenschaftliche Subjektivität
che2001, 00:47h
Objektive Wissenschaft gibt es nicht. Schon das physikalische Theorem von Schrödingers Katze, das quantenphysikalische Erkenntnisse vom Standpunkt des Betrachters abhängig macht zeigt dies eindrucksvoll. Umso mehr gilt dies für Geschichts- und Gesellschaftswissenschaften, wo außer der subjektiven Wahrnehmung als Solcher noch der weltanschauliche Standpunkt eine Rolle spielt. Als Wissenschaftshistoriker und Wissenschaftskritiker habe ich mich oftmals damit auseinandergesetzt, z.B. bezüglich sozialdarwinistischer Annahmen in der Biologie, Humangenetik, Medizingeschichte, Geschichtsforschung, Ethnologie und Anthropologie. Kürzlich aber stieß ich auf zwei bis heute höchst wirkungsmächtige Irrtümer. Einmal in der Ur-und Frühgeschichte, einmal in der Ethologie bzw. Tierverhaltensforschung. Ziemlich beeindruckend, wie hier Betrachterperspektive und Empirie auseinanderklaffen.
1) Ur- und Frühgeschichte: Bis heute taucht in Museumskatalogen, Geschichtsbüchern usw. regelmäßig die Behauptung auf, spezifisch für die Germanen wären große Langhäuser (Hallenhäuser) gewesen, die als Pfostenhäuser mit einem gemeinsamen Dach über Stallungen, Lagerräumen und Wohnbereich erbaut wurden. Die Außenwände (der Begriff "Wand" kommt von "winden") hätten aus miteinander verwundenen Weidenruten bestanden, die dann mit Lehm beworfen wurden. Im Gegensatz dazu hätten Kelten in überdachten Wohngruben (bzw. genauer gesagt Häusern mit über einem Keller errichteten Spitzdach und extrem niedrigen Wänden unter dem Dach), runden oder quadratischen Hütten aus Bruchsteinen mit Strohdach und Slawen in Blockhütten oder den keltischen ähnlichen, aber einfacheren Grubenhäusern mit nur 4-6 Pfosten gewohnt.
Nun, alle diese Hausformen existierten tatsächlich. Aber das Langhaus verbreitete sich seit der Jungsteinzeit in Europa und war schon von den Angehörigen der vorindogermanischen Donaukultur gebaut worden. Kelten wie Germanen wie Slawen errichteten weiterhin solche Häuser, aber eben nicht nur. Eine spezifisch keltische Hausform gab es gar nicht. Hallenhäuser, nun aber aus Balkenfachwerk errichtet, sollten in nachantiker Zeit zum Standardtyp des niederdeutschen Bauernhauses werden.
Die deutsche Ur-und Frühgeschichte, Siedlungsgeschichte und Ostforschung behauptete aber seit Kaisers Zeiten und besonders im NS das Langhaus als typisch germanische Hausform, um in Osteuropa nachzuweisen, dass in bestimmten Regionen Germanen gelebt hätten, um daraus Gebietsansprüche abzuleiten. Hausformen, Keramikformen oder Gürtelschnallen wurden als "artgemäß" einer als biologische Abstammungsgemeinschaft, als "Volkskörper" begriffenen germanischen Prä-Nation begriffen, nicht als Anpassungsform an eine Landschaft oder Wirtschaftsweise. Diese völkische Denke existiert heute nicht mehr, immer noch aber die aus ihr gezogenen falschen Schlussfolgerungen.
2) Verhaltensforschung: Es gibt keine Alpha-, Beta, und Omegawölfe. Das Wolfsrudel ist weitgehend hierachiefrei. Die angebliche Rangordnung der Wolfsrudel kam dadurch zustande, dass in Freigehegen miteinander nichtverwandte Wölfe in nach Wolfsmaßstäben drangvoller Enge zusammengebracht wurden. Dadurch entwickelten sich Konkurrenz- und Dominanzverhaltensweisen, die es in freier Wildbahn nicht gibt, die von den Verhaltensforschern aber allen Wölfen angehängt wurden. Es ist so, als ob man aus den beobachteten Verhaltensmustern von Gefängnisinsassen Rückschlüsse auf Menschen an sich ableiten würde.
Zwei äußerst beeindruckende Irrtümer, finde ich.
1) Ur- und Frühgeschichte: Bis heute taucht in Museumskatalogen, Geschichtsbüchern usw. regelmäßig die Behauptung auf, spezifisch für die Germanen wären große Langhäuser (Hallenhäuser) gewesen, die als Pfostenhäuser mit einem gemeinsamen Dach über Stallungen, Lagerräumen und Wohnbereich erbaut wurden. Die Außenwände (der Begriff "Wand" kommt von "winden") hätten aus miteinander verwundenen Weidenruten bestanden, die dann mit Lehm beworfen wurden. Im Gegensatz dazu hätten Kelten in überdachten Wohngruben (bzw. genauer gesagt Häusern mit über einem Keller errichteten Spitzdach und extrem niedrigen Wänden unter dem Dach), runden oder quadratischen Hütten aus Bruchsteinen mit Strohdach und Slawen in Blockhütten oder den keltischen ähnlichen, aber einfacheren Grubenhäusern mit nur 4-6 Pfosten gewohnt.
Nun, alle diese Hausformen existierten tatsächlich. Aber das Langhaus verbreitete sich seit der Jungsteinzeit in Europa und war schon von den Angehörigen der vorindogermanischen Donaukultur gebaut worden. Kelten wie Germanen wie Slawen errichteten weiterhin solche Häuser, aber eben nicht nur. Eine spezifisch keltische Hausform gab es gar nicht. Hallenhäuser, nun aber aus Balkenfachwerk errichtet, sollten in nachantiker Zeit zum Standardtyp des niederdeutschen Bauernhauses werden.
Die deutsche Ur-und Frühgeschichte, Siedlungsgeschichte und Ostforschung behauptete aber seit Kaisers Zeiten und besonders im NS das Langhaus als typisch germanische Hausform, um in Osteuropa nachzuweisen, dass in bestimmten Regionen Germanen gelebt hätten, um daraus Gebietsansprüche abzuleiten. Hausformen, Keramikformen oder Gürtelschnallen wurden als "artgemäß" einer als biologische Abstammungsgemeinschaft, als "Volkskörper" begriffenen germanischen Prä-Nation begriffen, nicht als Anpassungsform an eine Landschaft oder Wirtschaftsweise. Diese völkische Denke existiert heute nicht mehr, immer noch aber die aus ihr gezogenen falschen Schlussfolgerungen.
2) Verhaltensforschung: Es gibt keine Alpha-, Beta, und Omegawölfe. Das Wolfsrudel ist weitgehend hierachiefrei. Die angebliche Rangordnung der Wolfsrudel kam dadurch zustande, dass in Freigehegen miteinander nichtverwandte Wölfe in nach Wolfsmaßstäben drangvoller Enge zusammengebracht wurden. Dadurch entwickelten sich Konkurrenz- und Dominanzverhaltensweisen, die es in freier Wildbahn nicht gibt, die von den Verhaltensforschern aber allen Wölfen angehängt wurden. Es ist so, als ob man aus den beobachteten Verhaltensmustern von Gefängnisinsassen Rückschlüsse auf Menschen an sich ableiten würde.
Zwei äußerst beeindruckende Irrtümer, finde ich.
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Das braune Pack in Deutschland hat sich nicht geändert
che2001, 20:24h
Ich las gerade im "Zeit"-Geschichte-Sonderheft "1949" einen Beitrag darüber, in welchem Ausmaß Amnestiekampagnen nach der Gründung der BRD die Entnazifizierung der Allierten wieder zunichte machten. Zehntausende NS-Täter wurden rehabilitiert, darunter Tausende Richter und Staatsanwälte. Besonders profilierte sich hier der ehemalige Kronjurist der SS und Stellvertreter Heydrichs im Reichssicherheitshauptamt, Werner Best. Über diesen Kanzleimitarbeiter des FDP-Bundestagsabgeordneten Ernst Achenbach heißt es dort: "Die nachtragende Unversöhnlichkeit der Alliierten sei nicht länger hinzunehmen" und da eine Wiederholung der politischen Taten ausgeschlossen sei, halte er eine Bestrafung für "unvernünftig und unsittlich. Noch wenige Jahre zuvor hatte es Best vernünftig und sittlich gefunden, im Reichssicherheitshauptamt die Verdrängung und Vernichtung fremden Volkstums ins Werk zu setzen". "1955 sprach das Oberlandesgericht Hamm... eine Gruppe GESTAPO-Angehörige frei, die kurz vor Kriegsende mehrere Kriegsgefangene erschossen hatte."
In diesem Zusammenhang wurde erwähnt, dass der Karikaturist Wolfgang Hicks die Alliierten als mit dem Teufel im Bunde darstellte. Das zeigt sehr schön eine Kontinuitätslinie im Bereich Humor und Satire auf: Ursprünglich Sozialdemokkrat und mit einem Zeichenverbot belegt, hatte Hicks sich im NS-Staat angepasst und regimetreue Karikaturen gezeichnet, somit die Propaganda der Nazis gestützt. Später, bis in die 80er hinein, wurde er zu einem Karikaturisten der Springer-Presse, der die neue Ostpolitik angriff und Brandt lächerlich machte.
http://www.dhm.de/lemo/objekte/pict/KontinuitaetUndWandel_karikaturHicksOstblock/index.html
http://www.dhm.de/lemo/objekte/pict/KontinuitaetUndWandel_karikaturHicksGrundlagenvertrag/index.html
http://www.hdg.de/karikatur/view_content/j1971-west.html
Nun ja, alles lange her, waren halt andere Zeiten und außerdem Kalter Krieg, die leben ja alle nicht mehr.
Ja, einerseits. Und andererseits habe ich den Eindruck, dass sich da teilweise im Osten der Republik seit Hoyerswerda und Rostock nichts geändert hat, außer der Tatsache, dass an die Stelle des offenen Pogroms Anzeigenkampagnen getreten sind und ganz normale BürgerInnen es wohl inzwischen völlig normal finden, den Schulterschluss mit der NPD zu ziehen. AsylbewerberInnen werden wie Aussatz betrachtet.
http://www.isihserver.de/www.fluechtlingsrat-brandenburg.de/cms/front_content.php
http://www.inforiot.de/view/archiv?page=1
http://www.taz.de/1/archiv/print-archiv/printressorts/digi-artikel/?ressort=bl&dig=2009%2F02%2F18%2Fa0126&cHash=f048991195
Deutschland, halt Deine dreckige Fresse!
In diesem Zusammenhang wurde erwähnt, dass der Karikaturist Wolfgang Hicks die Alliierten als mit dem Teufel im Bunde darstellte. Das zeigt sehr schön eine Kontinuitätslinie im Bereich Humor und Satire auf: Ursprünglich Sozialdemokkrat und mit einem Zeichenverbot belegt, hatte Hicks sich im NS-Staat angepasst und regimetreue Karikaturen gezeichnet, somit die Propaganda der Nazis gestützt. Später, bis in die 80er hinein, wurde er zu einem Karikaturisten der Springer-Presse, der die neue Ostpolitik angriff und Brandt lächerlich machte.
http://www.dhm.de/lemo/objekte/pict/KontinuitaetUndWandel_karikaturHicksOstblock/index.html
http://www.dhm.de/lemo/objekte/pict/KontinuitaetUndWandel_karikaturHicksGrundlagenvertrag/index.html
http://www.hdg.de/karikatur/view_content/j1971-west.html
Nun ja, alles lange her, waren halt andere Zeiten und außerdem Kalter Krieg, die leben ja alle nicht mehr.
Ja, einerseits. Und andererseits habe ich den Eindruck, dass sich da teilweise im Osten der Republik seit Hoyerswerda und Rostock nichts geändert hat, außer der Tatsache, dass an die Stelle des offenen Pogroms Anzeigenkampagnen getreten sind und ganz normale BürgerInnen es wohl inzwischen völlig normal finden, den Schulterschluss mit der NPD zu ziehen. AsylbewerberInnen werden wie Aussatz betrachtet.
http://www.isihserver.de/www.fluechtlingsrat-brandenburg.de/cms/front_content.php
http://www.inforiot.de/view/archiv?page=1
http://www.taz.de/1/archiv/print-archiv/printressorts/digi-artikel/?ressort=bl&dig=2009%2F02%2F18%2Fa0126&cHash=f048991195
Deutschland, halt Deine dreckige Fresse!
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