Samstag, 20. April 2013
Von Fröschen, Plastikmeeren und Fair Trade
Momorulez hatte mal gebloggt, für die Zeit, in der man unter Linken noch intensiv über Umweltschutz und Nachhaltigkeit diskutierte und es wichtig fand diese auch zu leben wären Spülmittel und Haushaltsreiniger der Marke Frosch ein typisches Produkt gewesen. Abgesehen davon, dass diese jedenfalls da wo ich lebe noch immer zu den Standardprodukten in den Supermarktregalen gehören markiert Frosch bereits die Spätphase des Sich Durchsetzens von Öko-Produkten am Massenmarkt. Als die grüne Bewegung noch neu und dynamisch war und öko als hip und nicht als langweilig galt, um das mal so platt auf den Punkt zu bringen, da war das entsprechende Produkt Neutralseife aus dem Hakawerk (um da eine Zeitleiste zu haben: Neutralseife gibt es seit 1946 und fand in den 1970ern durch die Landkommunenbewegung Verbreitung, Frosch kam 1986 auf den Markt), und so richtig überzeugte Ökolinke kauften natürlich auch nicht im Supermarkt, sondern in Bioläden, wo es eben Neutralseife gab oder bei Food-Coops oder selbst in linken Buchläden, die damals nebenher auch Ökoprodukte führten. Über Frosch-User rümpften die Hardcore-Ökos und auch die radikalen Linken noch in den 90ern mehrheitlich die Nase. Ähnlich war das bei Fair-Trade-Produkten: Transfair galt als nichts Halbes und nichts Ganzes und war vor allem darum Igittebähbäh weil da die katholische Kirche dran beteiligt war, die GEPA hingegen oder Kaffee aus Nicaragua galt als korrekt. Die Frage, wer mehr Leute erreicht und womit mehr Menschen geholfen wird wurde hier nicht gestellt, es ging eher um so etwas wie moralische und ideologische Reinheit. Geblieben ist davon bis heute kaum etwas, und ich finde es durchaus gut, dass ich im Supermarkt Fair-Trade-Produkte kaufen kann, was erst seit ein paar Jahren der Fall ist und hätte nicht die Zeit und Muße, ausschließlich in Szene-Bezugsquellen einzukaufen.

Wobei der elitäre Dünkel des betuchten grünen Neubürgertums mir durchaus auf die Nerven geht, andererseits z.B. Bloggerin Cassandra mal vorgelebt hatte, dass es möglich ist, ökologisch korrekt vo Hartz4 zu leben. Öko muss nicht teuer sein, kann aber, wenn nicht teuer, mit tatsächlichem Verzicht verbunden sein.

Auf der anderen Seite der soziale Barrikade steht ein staatlicher Ökologismus, der Umweltpolitik von Reichen für Reiche zumindest mitbeinhaltet. Die massive emissionsbezogene Sanierung alter Bausubstanz in metropolitanen Innenstädten wird an der Weltklimabilanz nichts ändern, solange sie nicht in den bevölkerungsreichsten Ländern der Erde sondern nur in der Eurozone stattfindet, aber sie trägt zur Vertreibung einkommenschwacher Menschen aus den Innenstädten bei. Ob Dosenpfand maßgeblich zum Rohstoffsparen durch Recycling beiträgt weiß ich nicht, kann sein, muss es aber nicht. Nun aber wird erwogen, eine Abgabe für Plastiktüten einzuführen und die kostenlose Herausgabe von Plastiktüten beim Einkauf generell zu verbieten. Begründet wird dies mit der Verschmutzung der Ozeane durch Plastiktüten.


Ich weiß, dass es im Pazifik einen viele Kilometer großen Plastikstrudel gibt, in dem Plastiktüten und -Verpackungen, PET-Flaschen usw. die komplette Meeresoberfläche bedecken und irgendwann in die Tiefe sinken und dass das eine der größten Ökosauereien dieses Planeten ist. Aber das ist chinesischer, philippinischer, indonesischer, auch mexikanischer und peruanischer Plastikmüll und das, was von Schiffen so über Bord geworfen wird.

Unser Hausmüll, verpackt in Plastikmülltüten oder auch mal in alte Einkaufstüten landet in einer Müllverbrennungsanlage, wo aus dem Müll Elektrizität gewonnen wird. Das ist in vielen deutschen Großstädten so. Wie gelangen deutsche Plastiktüten in einen Strudel im Pazifik? Von Plastikstrudeln in der Nordsee habe ich noch nie etwas gehört. Oder sind die Wege des Mülls so global, dass, ähnlich wie Elektronikschrott unter den unmenschlichsten Bedingungen in Ghana und Nigeria recycelt wird ein Großteil unseres Plastkmülls letztlich im Pazifik landet?

Oder geht es nur darum, eine neue Abgabe einzuführen?

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Oh America, what kind of show!
Schon krass, wie sich da nach dem Showdown hurra-patriotisch Cops und BürgerInnen vor wehenden Flaggen ablichten. Wäre das ein Spielfilm würden solche Szenen als übertrieben wahrgenommen. Schon beim 11.09. hatte ich ja gedacht "wann erscheinen jetzt Bruce Willis und Denzel Washington?", und die Terroristenhatz - 1000 Cops jagen mit Panzerwagen und Hubschraubern einen Terroristen und eine ganze Stadt steht still, selbst in den Tagen der RAF-Hysterie hätte man in Europa selbst um Carlos zu kriegen einen solchen Aufriss nicht gemacht - erinnerte an die Cyberdyne-Sequenz bei Terminator II, selbst die coolen Sprüche "Die Bullen." "Wieviele?" "Alle, vermute ich." "Ist ja ein richtiger kleiner Krieg hier!" hätten bestens hineingepasst. Amerika, was brauchst Du für Inszenierungen!

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