Donnerstag, 25. April 2013
Ein paar ganz interessante Überlegungen zum Thema Critical Whiteness
finden sich bei Momorulez.

http://metalust.wordpress.com/2013/04/25/critical-whiteness-wieso-eigentlich-diese-ganzen-diskussionen/


Von zentraler Bedeutung ist das hier:

@“Ich war nun aber gar nicht in der Lage, irgendwelche Schuldgefühle zu entwickeln oder Selbstgeißelungen auszuüben. Vielmehr knüpfte das einfach aus mir aus den späten 80ern wohl vertraute Euro- und Ethnozentrismusdiskussionen an. Und ich kenne eben auch gut das Markierungsgeschehen rund um “schwul”; eine Teilanalogie.
Insofern konnte ich das weniger als “Positionierungsterror” erleben noch als irgendwas, was ich nun zu verantworten hätte. Es ist doch vielmehr die im Grunde genommen (das wird mir jetzt vorgeworfen werden, weil es wirkt, als würde ich andere benutzen, denke ich ja auch drüber nach, ob das so ist) unglaublich entspannend, nun nicht ständig in die männliche Selbstbehauptung als Alleserklärer oder Vertreter des Allgemeinen sich begeben zu müssen, sondern einfach mal zuzuhören. Und eben darauf zu reflektieren, wo “White Supremacy” im eigenen Denken und Handeln wirkt, was für politische, historische, geistes-, kultur und kunstgeschichtliche Vorraussetzungen in all dem, was ich studierte und lernte, wirkten, noch bei jenen, die sehr kritisch dachten wie Michel Foucault zum Beispiel.
Der “PoC”-Begriff, der allerdings auch in diesem Blog und von meiner Seite dummerweise zum Gegenteil führte, hat ja zunächst den Zweck, diese Kategorisierungen und Katalogisierungen wie der Insektenarten Nicht-Weißer durch Weiße zu unterbrechen und somit gar nicht, nun wieder andere zu markieren, sondern heraus zu stellen, wer normalerweise kategorisiert und wie er da tut. Das richtet den Scheinwerfer wohl verstanden auf das, was Herrschaftspraxis Weißer über Andere ist.
Das ist nämlich ein Riesenschritt in die Freiheit, das zu erkennen – die der Anderen UND die eigene. Eine Freiheit des Denkens, des Zuhörens, des Nicht-Verteidigenmüssens, des Geschehenlassens und vor allem auch dessen, die Wut Anderer auszuhalten, selbst wenn man individuell für die eigenen Priviliegien nichts kann. Weil es dieses Recht auf Wut Marginalisierter gibt, steht ja auch im verlinkten Text, einfach gibt. Und es geht da auch nicht nur um “Moralisierung”, sondern um Wahrheit und auch Funktionsweisen in der Ökonomie.“ -----

Mal abgesehen davon, dass Momos Leitmotiv „männliche Selbstbehauptung als Alleserklärer oder Vertreter des Allgemeinen“ zwar mal Ausgangsposition feministischer und poststrukturalistischer Gesellschaftskritik war, nach 45 Jahren Neuer Frauenbewegung in der BRD und 25 Jahre nach dem Einzug feministischer Positionen in alle relevanten linken Diskurse aber dort heute keine Rolle mehr spielt, allenfalls als Rückzugsposition einer gestrigen Minderheit teile ich seine Standpunkte zum Zuhören und dem damit verbundenen Schritt in die Freiheit durchaus. Dass er mit Schuldgefühlen und Selbstgeißelungen nichts anfangen kann ist für einen antirassistischen Schwulen, der keine Binnenerfahrungen aus sich als konkrete Lebensgemeinschaften verstehenden subkulturellen linksradikalen Gruppen hat verständlich, verkennt aber deren interne Gruppendynamiken. Nicht das Konzept der Critical Whiteness selber ist da das Problem, sondern wie diese für soziale Hierarchisierungen und Machtkämpfe mißbraucht und instrumentalisiert wird. Auf dem Nobordercamp hielten nicht etwa marginalisierte PoC weißen, heterosexuellen männlichen Paternalisten, die die Antiraszene dominieren würden qua Aktionstheater einen Spiegel unter die Augen, sondern Angehörige einer vor allem aus sehr jungen und sehr akademischen Leuten bestehenden Gruppe platzten in eine aus untereinander solidarischen, gemischt aus weißdeutschen, migrantischen und geflüchteten Zusammenhängen bestehende seit Jahrzehnten gewachsene Struktur hinein und versuchten diese im Tonfall des Niederschreiens zu dominieren. Und das wiederum ist symptomatisch für eine Unkultur, die es seit dem Auseinanderbrechen der APO gibt. Ob das nun dogmatischer Marxismus-Leninismus war, das Verhältnis zur RAF und zu „den Gefangenen“, fundamentalistisches Ökotum, diverse Feminismen, ein Antifa-Konzept, das die BRD kurz vor der faschistischen Machtübernahme sah, Veganismus, Straight Edge (eine Verbindung aus Antikapitalismus und einer No-Drugs-No-Alc und z.T. auch No-Sex-Moral) und aktuell ein Andocken an in anderen Ländern und anderen Zusammenhängen durchaus sinnvollen Queer-Feminismus oder CW-Diskursen: In vor allem studentisch geprägten deutschen Subkulturen fungiert das seit 1969 immer wieder als gruppendynamische Struktur vor einer moralfundamentalistischen Matrix, die mit den vertretenen Inhalten nur bedingt etwas zu tun hat. Dafür aber sehr viel mit denm Erstreiten von Machtpositionen, Distinktionsvorteilen, Rechthaben und allgemein postpubertärem sich Durchsetzen.


Feministische, antirassistische, antikapitalistische Gesellschaftskritik hat immer ihre Berechtigung, sie wird aber in relevanten Zusammenhängen der linksradikalen Szene in der BähRd regelmäßig zur Selbstreproduktion szeneinterner Machtstrukturen benutzt. Da hat Hartmut Finkeldey schon Recht: Es sind Zerknirschungsrituale, die da eingefordert werden. Schon 1991 hatten Leute wie Tuc, Netbitch, der Held der Arbeiterklasse, Frau Nullzeitgenerator, der Coach und ich dem einen grob-sarkastischen NON-PC-Humor entgegengesetzt, der die Political Correctness der Moralspacken angriff, aber keineswegs die Inhalte selber meinte, sondern die praktizierte Moral. Das ist immer noch Thema.

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Frühling in der Stadt und Schöne-Frauen-Wetter
Ich war kürzlich mit dem Auto unterwegs und sah, wie auf dem Bürgersteig sich eine junge Frau mit einem Kasten Bier abmühte. Der nächste Supermarkt war etwa 300 Meter entfernt, so weit musste sie damit also schon gelaufen sein. Sie hielt den Kasten mit beiden Händen umklammert vor ihrem Bauch, und die Anstrengung beim Schleppen war ihr anzusehen. Einmal setzte sie ab, um ihre schwarze Motorradlederjacke auszuziehen, die sie auf den Bierkasten legte, um weiterzuschleppen. Als sie an eine Bank kam setzte sie sich hin, den Schweiß im Gesicht. Ich hielt an und bemerkte: "Das kann man doch nicht mit ansehen! Sagen sie, wo Sie hinwollen, und ich fahre Sie hin!"

Sie fragte, allerdings ohne jegliche Aggressivität im Tonfall: "Ist das jetzt die neue Abschleppmasche?".

So unrecht hatte sie nicht. Ich hatte mein Angebot aus reiner Hilfsbereitschaft gemacht, aber der Anblick - Anfang 20, lange braune Mähne, ausgesprochen hübsch, schwarze Lederjacke, das war schon komplett mein Beuteschema.

"Abschleppen will ich sie nicht, sie müssten schon einsteigen." Sie lachte, wir luden den Bierkasten ein, sie stieg ein und erklärte, wo sie hinwollte. Es war nicht weit, und ich fuhr sie. "Hoffentlich bereue ich das nicht", sagte sie. "Wenn ich der Axtmörder wäre würde ich ihnen das nicht sagen, aber seien Sie versichert, ich bin nicht der Axtmörder."

Sie lachte laut, dann waren wir auch gleich beim Du und kurz darauf auf einer Open-Air-Fußballparty mit studentischem Publikum. Altersmäßig Leute, die meine Kinder sein könnten, aber vom Lebensgefühl mir näher als meine eigene Generation. Ich war eingeladen mitzutrinken, das konnte ich aber leider nicht, da ich noch einen ganz anderen Termin hatte. Schade. Immerhin, ich gelte noch nicht als Opa. Schon viel wert.

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Alltagsrassismus: Schwarze Türsteher, um Schwarze rauszuhalten
Der Arbeitskreis Panafrikanismus München begrüßt die Testing-Verfahrensaktion des Ausländerbeirates der LH München zu Rassismus und Diskriminierung in den Münchner Nachtsclubs und Diskotheken.

Das Ergebnis der Aktion war erschreckend: Von den 25 besuchten Clubs, wurde den Menschen afrikanischer und türkischer Herkunft, die bei der Aktion teilgenommen hatten, nur in fünf Clubs ohne Diskussionen der Einlass gewährt!

Mitglieder des Vereins, die im Rahmen ihrer Tätigkeit im Ausländerbeirat an dieser Aktion teilgenommen haben, zeigen sich fassungslos von ihrem Erlebnis in diesem Testing-Verfahren und appellieren dafür, die Ausübung des Hausrechts der Clubbetreiber in Einklang mit dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz (AGG) zu bringen.

Mehr Information: Hier die Pressemitteilung des Ausländerbeirates


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Der Arbeitskreis Panafrikanismus München e.V. steht für die Förderung der Völkerverständigung und ist ein Forum für soziale, kulturelle und gesellschaftspolitische (intellektuelle) Interaktionen unter Menschen afrikanischer Herkunft, der afrikanischen Diaspora, und Deutschen bzw. Menschen anderer Nationen. Durch Beratung und Unterstützung zu Integrationsfragen, Diskriminierungs- und Rassismuserfahrungen, Veranstaltungen agiert der Verein als Interessenvertretung von Menschen afrikanischer Herkunft.

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