Sonntag, 9. März 2014
Powerfrau
Es passt vielleicht dazu, dass heute Weltfrauentag ist. An der Aldi-Kasse stand hinter mir eine kleine schöne Frau mit langen blonden Haaren in schwarzlederner Motorradkluft, Helm überm Ellbogen, schwarzlederne Umhängetasche mit Stachelnieten und Chrombeschlag. Das äußere Erscheinungsbild hätte in einen Heavy-Metal-Plot gepasst, dazu war der Gesichtsausdruck aber viel zu lieb und der Tonfall, in dem sie mit der Kassenfrau kommunizierte zu leise und harmlos.
Altersmäßig wirkte sie wie Anfang Zwanzig, doch ich weiß, dass ich mich da leicht vergallopiere, ich hatte schon mal einen 26 jährige Kundin gefragt, ob sie volljährig sei. Mit dem Altersabstand verschiebt sich die Wahrnehmung, und wir sahen in dem Lebensalter älter aus.
Ich fragte mich, was für eine Karre die wohl fährt, und, male chauvinism eingestanden, dachte da an eine kleine Zweizylinderhonda oder einen Roller. Vor dem Markt stieg sie dann auf eine Suzuki Hayabusa und fuhr mit einer Körperhaltung, zu der mir nur "Wow!" einfällt mit einer ferrariresken Geräuschentwicklung los.

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Die Angst
Für mich ist die Angst zu einem Katalysator für ein erfülltes Kletterleben geworden. Deswegen mache ich als Sportler vor allem das, was nach Abenteuer und Angst riecht. Ich suche Herausforderungen, bei denen ich beim ersten Gedanken daran spüre, wie der puls steigt, wie die Unruhe in meinem Inneren auflammt und sich mrein gesamter Horizont für eine gewisse Zeit wie in einem Tunnel auf einen kleinen Raum verdichtet. Ich habe keine Todessehnsucht. Im Gegenteil: Ich suche das intensive Leben.

Es gibt in meinem Leben fast nichts Besseres, als ein Wagnis im Gebirge einzugehen, das den Rahmen des bereits Bekannten sprengt. Je weiter weg ich mich vom Bereich der Sicherheit bewege, je mehr ich auf mich selbst angewiesen bin, je größer meine Angst ist, desto intensiver erlebe ich die Momente, in denen ich schließlich auf dem Gipfel ankomme.


Die Angst ist nur dann ein schlechter Berater, wenn man sich nicht mit ihr auseinandersetzt. Der Fehler ist meist, dass man der Angst aus dem Weg geht. Ich will der Angst ins Auge schauen. Denn wenn man den Dingen auf den Grund geht, wird sich auch die richtige Lösung zum Problem finden.

Alexander Huber
Die Angst, Dein bester Freund.


Nach der Methode der Huber-Buam habe ich gelernt, aus einem Sturz Kraft zu ziehen. Wenn ich früher auch nur aus der Übungs-Kletterwand ins Seil stürzte smashte mich der Adrenalinschock so sehr, dass ich noch nicht mal mehr in der Lage war, mich selber aus dem Seil auszubinden, dafür zitterten die Finger zu sehr. Angespornt durch die Methoden der Hubers lernte ich, gerade in der Felswand, im Ernsteinsatz, den Schwung des Sturzes zu nutzen, um auf einen neuen Standplatz zu pendeln oder einen Felsüberhang zu umgehen. Ich war früher fast verzweifelt wegen meiner Unfähigkeit, vor einer Gipfeltour in der Hütte oder im Biwak schlafen zu können - bis ich erfuhr, dass es Alexander Huber und Ines Papert, diesen WeltausnahmebergsteigerInnen, genauso geht. Es gehört dazu, willkommen im Club. Das Abenteuer ist nicht im Zustand der Tiefenstpannung zu haben, es lässt sich nur bestehen, wenn mir die Lebensgefahr ganz unmittelbar bewusst ist.

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