Montag, 15. Januar 2018
Noch einmal ein Blick auf die "Schneeflocken""
Auseinandersetzungen mit hypersensiblen oder leicht kränkbaren Menschen haben ja zunächst ihre eigenen Gesetze einfach dadurch, dass man die Gedanken und Empfindungen dieser Menschen teilen oder verstehen will, ohne diese verletzen zu wollen, wenn man selbst dem etwas entgegenstellt oder einfach nur antwortet. Und inzwischen habe ich bei all den leidigen Debattenschlachten die so mit Leuten aus dem Spektrum, das auf Safe Places und Triggerwarnungen Wert legt geführt wurden den Eindruck gewonnen dass diese Grundproblematik viel wichtiger ist als als die Maßstäbe für eigentliche politische Debatten. Bei der Lektüre von Blogs wie der Tofutastischen, Lena Schimmel, selbstverständlich Momorulez, Tugendfurie and so on entwickelte und verfestigte sich bei mir über Jahre hinweg der Eindruck, daß es sich dabei um eine Versammlung exorbitant psychisch gestörter Menschen handelt. Ganz wohlwollend und ohne jegliche Überheblichkeit oder abwertend kann ich sagen dass diese Leute mir zunächst einmal Leid tun. Auf der anderen Seite stellt sich die Frage, wie da überhaupt noch politische Debatten möglich sind. Politische Debatte heißt für mich, wenn es sein muss hart und kontrovers auf einer Sachebene um Inhalte zu ringen, Argument und Gegenargument, These, Antithese Synthese oder auch Unvereinbarkeit und Intransigenz, möglichst sine ira et studio. In dem Queer-Feminismus- Critical-Whiteness und Privililegienchecking-Mikrokosmos habe ich aber das Gefühl, bei Zugrundelegung rationaler Kriterien politischer Debattenkultur inklusive des gelegentlichen Polemisierens gegen abgelehnte Standpunkte und des sich ironisch-lustigmachens über Übertreibungen und Entgleisungen des Gegenübers, kurz, bei dem, was ich als politische Debatte so gewohnt bin, extrem labile und gefährdete Persönlichkeiten auf einer Ebene anzugreifen, auf der sie überhaupt nicht in der Lage sind, zu reagieren. Denn wer andere Meinungen in Sachfragen bereits als Angriffe auf die eigene Persönlichkeit erlebt, und zwar auf einer existenziellen Ebene ist zu einer Diskussion unter den genannten Prämissen bereits nicht mehr in der Lage. Von den genannten Leuten könnte ich mir niemand in einem politischen Plenum im real life wie ich es kenne vorstellen, die würden wohl alle nach einer Stunde schreiend hinauslaufen - wobei ich da Plena kenne die sich über Tage hinziehen, in Form von Klausurtagungen mit gemeinsamer Übernachtung.

Auf der einen Seite sollten Personen die dazu nicht in der Lage sind trotzdem die Möglichkeit haben sich in politische Diskussionen einzubringen und dabei ernstgenommen zu werden. Andererseits entwickeln ebendiese Personenkreise Diskussionsverhaltensweisen, sich solchen Diskursen dadurch zu entziehen, indem sie alles verteufeln was nicht dem eigenen Binnenhorizont entspringt und eben sachliche Meinungsunterschiede in Angriffe auf die eigene Persönlichkeit oder am besten noch auf alle Schwulen, alle Frauen, alle Schwarzen usw. umzumünzen, um den Riesenbalken im eigenen Auge nicht mehr zu sehen. Lässt sich in der Geschichte dieses Blogs über die Jahre nur zu genau verfolgen. Und je länger ich das mitbekomme umso ratloser werde ich.

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Andy ist tot.
Er war im Alter von 13-20 mein bester Freund. Wir tobten, spielten und zeichneten zusammen, wir lernten gemeinsam für die Schule, wie onanierten zusammen und liebten die gleichen Mädchen. Wir dachten uns zusammen Science-fiction-Geschichten aus, aus denen eine nie veröffentlichte Romanserie wurde um Muka vom Planeten Ugil, wir feierten zusammen Parties, trainierten zusammen Fechten, rauchten zusammen unsere ersten Joints und bestiegen gemeinsam unsere ersten großen Gipfel. Nach dem Abi zogen wir in andere Städte, er begann eine Handwerkslehre und ich ein geisteswissenschaftliches Studium. Allmählich verlief sich unser Kontakt, obwohl wir einander nie völlig aus den Augen verloren haben. Es war striking, seine Todesanzeige zu lesen. Scheinbar ein Bergunfall. Rest in peace.

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