Sonntag, 28. Januar 2018
Elemente der Gegenaufklärung: Counter Insurgency und Feindbildschaffung
Seit längerer Zeit, eigentlich schon seit den 1980ern, führt die radikalere Linke hierzulande hauptsächlich Debatten, in denen sie sich mit sich selbst beschäftigt und schwerpunktmäßig selber ausbremst. Oft genug geht es darum um innerlinke Kritik, bei der Angehörige des eigenen Lagers zu Feinden erklärt werden oder/und z.B. Antisemitismus- Sexismus- Rassismus-und sonstige -ismus-Vorwürfe zu partieller oder auch weitgehender politischer Handlungsunfähigkeit nach außen führen, auch wenn die Anlässe meist nicht der Schwere des Vorwurfs entsprechen. Bei allen Sonderbarkeiten, die beim linken Szenemilieu zwangsläufig zu einer gewissen Anfälligkeit für solche Dinge führen stellt sich mir längst die Frage, ob da nicht auch von gewissen Diensten gezielt nachgeholfen wurde. Unabhängig von dieser Frage: Das Hauptziel linker Debatten sollte sich um das Thema drehen: "Wie werde ich Kalif anstelle des Kalifen?"

Da das nicht geschieht erscheint es interessant, was der Feind so denkt und wie er die Ergebnisse seiner Diskurse so inszeniert.
Ende der 1980er Jahre beauftragte der damalige US-Präsident Ronald Reagan eine Kommission damit, eine integrierte Langzeit-Strategie für die US-Streitkräfte zu entwickeln für die Zeit nach der Ost-West-Konfrontation. Da man davon ausging, dass es in Zukunft keine großen Konflikte mit der Sowjetunion mehr geben würde wurden 1) die künftigen Handlungsmöglichkeiten der US-Streitkräfte erörtert, 2) überlegt, wer sich nach dem Ausgleich mit dem Ostblock den US-Interessen als Gegner entgegenstellen könnte und 3) nach einem schlüssigen Gesamtmodell gesucht, in das diese Prämissen integriert werden könnten.


Der Kommission gehörten u.a. folgende Personen an: Zbigniew Brezinsky, Henry Kissinger, William Clayton jr., Andrew Goodpaster, Joshua Lederberg und Samuel Huntington. Wem diese Namen nicht geläufig sind sollte sie googeln, sie lesen sich wie ein who is who der Think-Tanks rund um den Militärisch-Industriellen Komplex der USA. Insgesamt produzierten sie bis 1988 einige Dutzend unterschiedlich klassifizierte Memoranden, von denen ich etliche bis zur Klassifikation "secret" lesen konnte. Darin wurden erweiterte Handlungsmöglichkeiten für die Rapid Deployment Force erörtert - bis dahin hatte es ja so ausgesehen, dass bei jedem Flottenaufmarsch der USA sich sofort Flugzeugträger oder Lenkwaffenkreuzer der Sowjetunion, Bombergeschwader usw. in Bordwaffenreichweite gegenüberstellten, dieses Problem sollte nun entfallen - sowie neue Gegner ausgemacht nachdem der Russe nicht mehr böse sei: Hauptsächlich Milizstreitkräfte aus Staaten der damals noch so genannten Dritten Welt, die nicht mehr durch Statthalterregime der bisherigen Weltmächte kontrolliert werden.

Des Weiteren wurde auch erörtert, gegen wen sich eine Globalstrategie der US-Streitkräfte zu richten habe und wie die europäischen Verbündeten zu behandeln oder direkter gesagt zu führen seien.

Die Resultate traten einige Jahre später offen zutage:

Die USA führten den ersten direkten Ölkrieg, bei dem die Souveränität einer zuvor unterstützten Regionalmacht, des Irak auf ein gewünschtes Maß zurückgestutzt wurde. US-Präsident Bush verkündete am 29. Januar 1991 eine "Neue Weltordnung". Wenig später veröffentlichte Huntington sein "Clash of Civilisations".

Der dritte Schritt war die Aufstellung der Stryker-Einheiten: Anstelle des relativ schweren, dem deutschen Marder, britischen Warrior und russischen BMP2-3 vergleichbaren Schützenpanzers Bradley, der dafür bestimmt war, im Rahmen des noch gegen den Warschauer Pakt gerichteten strategischen Szenarios Air-Land-Battle 2000 gemeinsam mit den Abrams-Kampfpanzern vorzugehen wurden größere Armeeeinheiten mit dem luftlandefähigen Radschützenpanzer Stryker ausgerüstet, um mit dem neuen Transportflugzeug Globemaster innerhalb von 3 Tagen an jedem Ort der Welt einsetzbar zu sein.

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The world turns upside down
Meine Sekretärin hat Krebs. Eine früherer Chef von mir wurde für unzurechnungsfähig erklärt und entmündigt, nachdem er seine Frau mit dem Gewehr bedroht hat. Was ist das für eine Welt?

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