Donnerstag, 18. Oktober 2018
Über die Vermessenheit der angeblichen Vermessbarkeit von Intelligenz oder die Crux mit dem IQ
An anderer Stelle hatte ich ja schon meine Meinung zum Thema Messung des Intelligenzquotienten kundgetan.
https://bersarin.wordpress.com/2017/12/11/mitten-unter-uns-arabischer-antisemitismus/#comment-12919

https://bersarin.wordpress.com/2017/12/11/mitten-unter-uns-arabischer-antisemitismus/#comment-12958

Was in IQ-Tests erfasst wird ist nicht Intelligenz an sich, sondern sind sehr bestimmte Anwendungen von Intelligenz. Den verschiedenen Testarten entsprechend gibt es dann auch verschiedene Intelligenzquotienten: Manche Tests erfassen hauptsächliche mathematische Fähigkeiten, Orientierungsvermögen und logisches Denken, andere auch sprachliche, wenige soziale Fähigkeiten. So kann ein und derselbe Mensch bei zwei verschiedenen IQ-Tests völlig verschieden abschneiden. Bei mir selbst ist die Varianzbreite enorm groß: Irgendwann hatte ich in einem Test mal, ich meine, mit 140 abgeschnitten, in einem anderen Test mit unter 89. Spaßeshalber habe ich jetzt wieder an zwei IQ-Tests teilgenommen und kam bei einem zu dem Ergebnis „im Varianzbereich 96 – 112“ und bei dem anderen auf 67. Demzufolge bin ich also bei einem Testergebnis hochbegabt (wobei ich auch den Begriff der Hochbegabung ablehne, da er ähnlich wie der IQ von angeborenen Begabungen und der Erblichkeit von Intelligenz ausgeht was ich schlicht ablehne und was in rassistisch – sozialdarwinistischen Denktraditionen steht), bei einem anderen von eher unterdurchschnittlicher Intelligenz, beim nächsten absoluter Durchschnitt und beim letzten schwachsinnig. Es liegt mir fern mir eitel selbst etwas auf meine Intelligenz einzubilden, aber es ist nun mal so dass alle die mich kennen mich für überdurchschnittlich intelligent halten, ich mein Studium mit einem Prädikatsmagister beendet hatte, dann mit magna cum laude promoviert habe und seither immer in Berufen gearbeitet habe und arbeite die überdurchschnittliche Intelligenz zur Voraussetzungen hatten: Als PR-Referent, als Marketingmanager, als Pressesprecher, als Lehrer, als Dozent in der Erwachsenenbildung, als Reporter, als Finanzberater. Dass die Gesamtaussage die mit dem IQ 67 verbunden ist zutrifft erscheint da sehr unwahrscheinlich, die unterschiedlichen Ergebnisse sagen eher etwas über die Messmethoden aus.

So wie ein Persönlichkeitsinventar trotz seines Namens nicht die Persönlichkeitsstruktur eines Menschen abbildet sondern nur ein Indikator für die Wahrscheinlichkeit bestimmter psychischer Erkrankungen darstellt so umfasst ein Intelligenzquotient nur bestimmte Anwendungsintelligenzen in bestimmten Umgebungen. Eigenschaften wie die Fähigkeit zu strategischem Denken, Empathie, Fantasie, Sozialkompetenz, Kreativität, Musikalität, Langzeitgedächtnis, die Fähigkeit schnell Fremdsprachen zu erlernen oder komplexes Abstraktionsvermögen werden hier überhaupt nicht erfasst, es könnte also sein dass ein Mozart oder Baudelaire als wenig intelligent eingestuft würde. Hinzu kommt die Fragwürdigkeit von multiple-choice-testings. Während meiner Studienzeit erfolgt die Prüfung wissenschaftlicher Kompetenz durch Klausuren in denen komplexe Fragestellungen zu erörtern waren, Referate und schriftliche Hausarbeiten von in der Regel mehr als 30 Seiten Umfang – niemand wäre auf die Idee gekommen, Qualifikationen in einem Falsch-Richtig-Fragebogen zu testen. Was unter Intelligenz zu verstehen ist ist auch sehr umgebungsabhängig, hängt schließlich damit zusammen, wie die eigenen Fähigkeiten zur Bewältigung des eigenen Lebens einsetzbar sind. Die üblichen IQ-Tests heben auf die Lebensverhältnisse in modernen Industriregesellschaften ab. Das Setting für ganz andere Umgebungen wäre also auf diese zuzuschneiden, etwa für den Bergregenwald am Ruwenzori oder Irjan Jaja in Papua Neuguinea auf Faktoren wie Fährtenlesen, Gerüche deuten und Tierstimmen interpretieren, und da könnte ein New Yorker Börsenmanager mit 30 eingestuft werden.

Erschwerend hinzu kommt dass sich je nach Kenntnis des Settings und der Bewertungskriterien das Bestehen eines IQ-Tests erlernen und trainieren lässt. Das Zusammenrechnen unterschiedlicher Teilbereichsintelligenzen zu einem Gesamtfaktor G in der Faktorenanalyse ist manipulierbar je nachdem welche Faktoren man hinzufügt oder wegfallen lässt- So bleibt letztendlich von einem quantifizierbaren Konzept von Intelligenz nichts übrig.





https://scholar.google.de/scholar?q=Debatte+um+Erblichkeit+von+Intelligenz&hl=de&as_sdt=0&as_vis=1&oi=scholart

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