Montag, 23. November 2020
Dilettanten Olé! Vom inkompetenten Umgang mit den Abstandsregeln
Letzte Woche hatte ich zwei aufschlussreiche Telefonate. Zum Einen rief mich mein Orgaleiter an, der eine interessante Begebenheit aus seinem familiären Umfeld berichtete. Er hat eine Nichte, die ihr Freiwilliges Soziales Jahr in einem Krankenhaus ableistet, auf einer Corona-Station. Als einer der behandelnden Ärzte selber an Covid19-erkrankte - also wirklich erkrankte, nicht nur positiv getestet wurde - wurde das gesamte Personal durchgetestet und alle, die nicht dringend für den Stationsbetrieb benötigt wurden, also etwa die Bufdis, in Quarantäne geschickt, also auch die Nichte. Sie erfuhr ihr Testergebnis nicht unds trat eine Woche später wieder zur Arbeit an, diesmal allerdings auf einer anderen Station. Als sie nach einer weiteren Woche immer noch kein Ergebnis hatte marschierte ihr Vater, der ein hohes Tier in einer Senatsbehörde ist, persönlich im zuständigen Gesundheitsamt (Neukölln) auf und forderte ultimativ die Herausgabe der Messdaten seiner Tochter. Ergebnis: Positiv.

Die Gesundheitsämter melden in manchen Fällen scheinbar die Messergebnisse zwar an das RKI weiter, aber nicht an die Probanden.


Das andere Telefonat hatte ich mit einer von meinen Nichten. Die ist Lehrerin und berichtete, dass es in einer ihrer Klassen einen Covid19-Fall gibt, weswegen man die Klasse eine Woche in Quarantäne schickte - die Lehrkräfte nicht - aber niemanden testete. "Abstriche werden bei uns nicht mehr gemacht," erzählte sie.

Und meinte, wenn Kneipen nicht mehr aufhaben dürfen finden eben private Saufgelage in Wohnungen statt. Die PolitikerInnen hätten jeden Realitätssinn verloren. Dass bei allzu strengen Regelungen immer das Snafu-Prinzip gilt - Vorschriften und Kontrolle provozieren Zuwiderhandlungen, Sabotage und Entropie - scheint denen ebensowenig klar zu sein wie psychologische Grundkenntnisse. Natürlich werden sich Teenager, die gerade ihre erste Liebe haben, oder überhaupt frischverliebte Paare nicht vom Knutschen, Fummeln und Ficken abhalten lassen. Wenn ich an unseren nun geschlossenen Sportclub denke mit Sicherheitsregeln wie Maskenpflicht außer beim Training selber, wo meterweiter Abstand herrscht, Hände desinfizieren beim Betreten des Gebäudes, Luftreinigungsanlage, frage ich mich wie man sich da anstecken soll.

Dass Leute, die überhaupt nicht mehr trainieren deswegen gesundheitliche Probleme bekommen und das Immunsystem durch bestimmte Trainingsformen gestärkt wird, bei Nichttraining folglich schwächer wird scheint unseren OrdnungsstrategInnen unbekannt oder scheißegal zu sein.

Nun ja, ich bin gestern 30 Km Rad gefahren und habe Karateübungen, 60 Liegestütze, Situps, Hantel- und Impanderübungen gemacht. Das hat hoffentlich den gleichen Effekt wie mein Kurs, wenn es auch nicht so viel Spaß macht. Gar kein Sport mehr wäre fatal. Der Lauterbach will Sport jetzt generell verbieten lassen, nun ja, in den vier Wänden natürlich nicht.


Wenn bereits klar ist, dass sich die meisten Infektionen im privaten Bereich ereignen macht es keinen Sinn, öffentliche Räume mit funktionierenden Hygienekonzepten dicht zu machen.

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