Donnerstag, 29. Juli 2021
100, 200, 300 ? welche Inzidenz ist tolerabel?
Impf-Nebenwirkungen und Ausfälle bei Klinikpersonal; Biomarker für Herzschäden


Update vom 29. Juli 2021
Laut RKI steigen wichtige epidemiologische Parameter der SARS-CoV-2-Pandemie weiter an. Das Institut berichtet von 3.520 Neuinfektionen. Vor einer Woche waren es noch 1.890. Auch die 7-Tage-Inzidenz erhöht sich auf 16 von 12,2 in der Vorwoche. In den letzten 24 Stunden sind 10 Patienten in Zusammenhang mit COVID-19 gestorben, vor 7 Tagen waren es 42.

Nebenwirkungen und Arbeitsausfälle durch Impfung von Klinikpersonal

Herzschäden durch COVID-19: Biomarker als Frühwarnsystem entdeckt

Welche Inzidenz können wir uns erlauben?

Hospitalisierungsrate als Indikator zu langsam? Vergleiche zur 1. und 2. Welle

100 oder 200 Inzidenz als neue Grenzwerte?

Nebenwirkungen und Arbeitsausfälle durch Impfung von Klinikpersonal
Mitarbeiter in Kliniken und Pflegeeinrichtungen waren unter den ersten, die sich gegen COVID-19 impfen lassen konnten. Eine in der Deutschen Medizinischen Wochenschrift erschienene Umfrage am Uniklinikum Freiburg hat nun ermittelt, wie häufig bei Mitarbeitern Nebenwirkungen auftraten, wie stark diese ausfielen und wie häufig es infolge zu Arbeitsausfällen kam.

Befragt wurden 555 Mitarbeiter, die mit BNT162b2 von BioNTech/Pfizer geimpft wurden. Der Altersdurchschnitt lag bei etwa 40 Jahren, 56 % der Befragten waren weiblich, 44,3 % gehörten zum ärztlichen, 42,9 % zum pflegerischen Dienst und 12,8 % waren anderen Berufsgruppen mit COVID-19-Patientenkontakt zuzuordnen. Die meisten der Befragten gaben Schmerzen an der Einstichstelle, Kopf- und Gliederschmerzen sowie Müdigkeit als typische Nebenwirkungen an.

?Diese Symptome gehen auf die erwünschte Aktivierung des Immunsystems zurück und sind auch von anderen Impfungen bekannt?, sagt PD Dr. Johannes Kalbhenn von der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin des Universitätsklinikums Freiburg, Erstautor der Studie. Laut Selbstauskunft waren die Nebenwirkungen jedoch meist nur leicht oder mittelstark ausgeprägt.

Am häufigsten (90%) berichteten die Befragten von Schmerzen an der Einstichstelle. Der Anteil hiervon Betroffener war nach der Erst- und Zweitimpfung gleich hoch. Dann folgten Müdigkeit, Kopf- und Gliederschmerzen, die nach der zweiten Impfdosis jeweils wesentlich häufiger und stärker ausgeprägt waren als nach der ersten. So wurden etwa Kopfschmerzen nach der ersten Impfung auf einer Skala von 0 bis 10 im Mittel mit 1 bewertet, nach der zweiten Impfung mit 2,6. Die Müdigkeit stieg von 1,8 auf 3,6. Bei allen Symptomen waren jüngere Geimpfte zudem stärker betroffen als ältere. Männer und Frauen reagierten dagegen nicht unterschiedlich.

79% der Teilnehmenden bezeichneten die erste Impfung als gut verträglich, bei der 2. Impfung sank dieser Wert auf 50% ab. ?Nur 2% der Befragten blieben sowohl nach der ersten als auch nach der zweiten Impfung völlig frei von Nebenwirkungen?, sagt Kalbhenn. Dennoch fand die Impfung eine hohe Akzeptanz: 95% gaben an, dass sie sich wieder impfen lassen würden.

Erhoben wurde auch, wie stark sich die Impfung auf die Arbeitsfähigkeit des Klinikpersonals auswirkte. Waren nach der ersten Impfdosis nur 2,2% mindestens einen Tag arbeitsunfähig, stieg der Anteil nach der zweiten Dosis auf 19,5% an ? ein für die Logistik in den Kliniken durchaus bedeutsamer Wert, schreiben die Autoren. Wenn fast 20% der geimpften Mitarbeiter für mindestens einen Tag ausfallen, sollte das bei der Planung von Impfkampagnen berücksichtigt werden, empfehlen sie.

Herzschäden durch COVID-19: Biomarker als Frühwarnsystem entdeckt
SARS-CoV-2 gefährdet nicht nur Lunge und Nieren, sondern auch Herz und Gefäße. Patienten mit vorbestehenden Herzerkrankungen können besonders schwer von einer Lungenentzündung und einem akuten Lungenversagen (ARDS) im Zuge einer COVID-19-Erkrankung betroffen sein.

Welche Patienten besonders gefährdet sind lässt sich künftig womöglich frühzeitig bestimmen. Wissenschaftler des Instituts für Molekulare und Translationale Therapiestrategien (IMTTS) der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) identifizierten mit sogenannten nicht kodierenden Mikro-RNAs (miRs) Biomarker mit Vorhersagepotenzial für kardiovaskuläre Schäden bei schwerstkranken COVID-19-Patienten, berichtet die Deutsche Herzstiftung.

Das Forscherteam um Prof. Dr. Dr. Thomas Thum hatten die Mikro-RNA-Konzentrationen im Blutserum von 38 kritisch kranken intensivmedizinisch beatmeten COVID-19-Patienten mit Lungenentzündung untersucht und die Ergebnisse mit denen der Kontrollgruppen aus 28 intensivpflichtigen Influenza-Patienten mit ARDS und 47 gesunden Probanden verglichen.

Die Untersuchungen ergaben, dass bei den COVID-19-Intensivpatienten entzündungsfördernde miRs wie miR-155 und herzmuskelspezifische miRs, sogenannte myomiRs wie miR-208a und miR-499 signifikant hochreguliert waren.

Auch miR-21 ? die mit Fibrosen einher geht ? war bei den COVID-19-Patienten erhöht. ?Die Ergebnisse zeigen, dass der gezielte Nachweis von miRs-Profilen im Blut eine sehr differenzierte Unterscheidung kritisch kranker COVID-19-Patienten von schwer kranken Influenza-ARDS-Patienten und Gesunden erlaubt?, erklärt Thum.

Die Studienergebnisse könnten dem Forscherteam nach sowohl Konsequenzen für die Behandlung von akut erkrankten COVID-19-Patienten haben, als auch für die Nachsorge von Genesenen. Der Ansatz könnte zudem für neue Therapien von Nutzen sein: Mit Mikro-RNAs könnte der Rezeptor, der SARS-CoV-2 in die Herzmuskelzellen oder die Lungenzellen aufnimmt, reguliert und so verhindert werden, dass das Virus in die Zellen aufgenommen werden könne.

Welche Inzidenz können wir uns erlauben?
Noch liegt die Gesamtinzidenz für Deutschland relativ niedrig, dennoch sind wieder exponentielle Wachstumsraten von rund 50% pro Woche erreicht. Setzt sich der Trend fort, dürfte im September eine bundesweite Inzidenz von 700 erreicht sein. Dennoch entspricht eine Inzidenz von 16 aufgrund der gestiegenen Impfquote nicht mehr einer Inzidenz von 16 vorheriger Wellen.

Welche Grenzen sollen zukünftig gelten? Diese brisante Frage diskutierten Experten bei einer Presseveranstaltung des Science Media Centers (SMC) am vergangenen Dienstag.

?In allen europäischen Ländern geht man jetzt in eine Phase über, wo die meisten Leute, die das wollen, geimpft sein werden und sich das Virus wahrscheinlich stärker ausbreiten wird. Zu einem gewissen Zeitpunkt wird die Inzidenz relativ hoch sein?, sagte Prof. Dr. Christian Althaus
Leiter der Forschungsgruppe Immuno-Epidemiologie, Institut für Sozial- und Präventimedizin (ISPM), Universität Bern, Schweiz, bei der Veranstaltung des SMC.

Es sei vorläufig noch schwierig abzuschätzen, wie stark dadurch die Belastung des Gesundheitssystems werde. Aber ein sehr deutlicher Indikator seien die Hospitalisierung. In der Schweiz sei man davon abgekommen, strikte Grenzwerte zu den bestätigten Fällen zu nutzen, so Althaus. Zu groß seien die Probleme, die die Zahlen beeinflussen können (Testregime, Art der Tests, Ferien). Maßgeblich ist in der Schweiz stattdessen die Zahl der täglichen Hospitalisierungen. Ist eine Grenze von 120 täglichen Krankenhausaufnahmen erreicht, werde das zu weiteren Maßnahmen führen.

Hochgerechnet auf Deutschland wären das 1200 Krankenhauseinweisungen aufgrund von COVID-19 pro Tag. Das entspräche 8400 Aufnahmen pro Woche. Prof. Dr. Reinhard Busse, Leiter des Fachgebiets Management im Gesundheitswesen, an der TU Berlin, und Mitglied des Fachbeirates des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) erinnerte daran, dass es am Jahresende 2020 zu 14 000 Krankenhausaufnahmen pro Woche gekommen war.

Sind Hospitalisierungsraten als Indikator zu langsam: Vergleiche zur 1. und 2. Welle
Stationäre und intensivmedizinische Behandlungen in Deutschland zeigen, dass bei der 1. Welle noch 21% der Infizierten ins Krankenhaus kamen, 30% davon auf ITS, das entsprach 6% der Infizierten.

In der 2. Welle kamen 11% ins Krankenhaus, 21% auf ITS, das waren 2,3% aller Infizierten. In der dritten Welle kamen 8% in die Klinik, davon 24% auf ITS, das entspricht 2% aller Infizierten.

In Großbritannien und den Niederlanden läuft bereits die 4. Welle. Die Inzidenz in GB ist ähnlich hoch wie in Deutschland um Silvester. Bei den Krankenhausaufnahmen zeigt sich aber, dass es in GB derzeit viel weniger Hospitalisierungen gibt.

Lag die Hospitalisierungsrate in GB in der 2. und 3. Welle noch bei 7%, liegt sie jetzt bei 2%. Nicht verändert hat sich allerdings der Anteil derjenigen, die auf ITS behandelt oder beatmet werden müssen. Die Situation in den Niederlanden sei ähnlich, berichtete Busse, der die Entwicklung bei den ITS-Aufnahmen untersucht hatte.

Bei anfänglich niedriger Inzidenz (40) in der 1. Welle kam es zu sehr vielen ITS-Aufnahmen. In der 2. und 3. Welle waren in den Niederlanden mit Inzidenzen von 300 die Aufnahmen auf ITS ähnlich. ?Jetzt in der 4. Welle zeigen sich Inzidenz-Höchstwerte von >350. Die Krankenhausaufnahmen liegen aber um den Faktor 3 niedriger als in den letzten Wellen?, berichtet Busse.

Inzidenzen sind ein schneller Indikator, aber laufen Hospitalisierungsraten dem aktuellen Pandemiegeschehen nicht viel zu lange hinterher, um wirklich eine präzise Aussage liefern? Althaus betont, dass eine zeitnahe Erhebung der Daten sehr wichtig ist.

In der Schweiz gebe es eine altersabhängige, regionale Aufsplittung der Hospitalisierungen mit sehr geringer Verzögerung. Althaus erinnert an folgende Dynamik einer typischen COIVD-19-Erkrankung:

Infizierte entwickeln in der Regel 5 Tage nach einer Infektion Symptome

meist lassen sie sich am 7. oder 8. Tag testen

das Ergebnis wird am 9. Tag erfasst

müssen Infizierte in die Klinik, geschiet dies meist am 10. oder 11. Tag.

?Insofern ist die Zeit zwischen dem bestätigten Fall und der Hospitalisierung nicht so groß.? Man erhalte ein sehr präzises Bild. ?In der Schweiz gibt es jetzt 10 Hospitalisierungen pro Tag; man erkennt durchaus die Trends, wie schnell sich diese Zahlen verdoppeln. Sieht man eine wöchentliche Verdoppelung, dann ist klar, dass man handeln muss. Aber wenn diese Zahlen langsam steigen, dann bleibt Zeit, um zu reagieren.?

?Die Frage welche Inzidenzen wir uns leisten können ist leider nicht so leicht zu beantworten?, sagte Prof. Dr. Andreas Schuppert, Leiter des Lehrstuhls für Computational Biomedicine am Aachen Institute for Advanced Study in Computational Engineering Science (AICES), Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen (RWTH). Schuppert führt das auf die relative komplexe Ausgangslage zurück. Viele Faktoren spielen eine Rolle: der Impfstatus, zum anderen das Risko, bei einer Infektion dann eine ITS-pflichtige Erkrankung zu entwickeln.

Betrachte man den derzeitigen Impfstatus, und wie viele Menschen in welchen Altersgruppen noch nicht immunisiert seien, also bei Erkrankung ein Risiko hätten, in die Klinik zu kommen, zeige sich, dass ?eine erschreckend große Zahl von Menschen trotz unserer Impfkampagne bisher nur schwach geschützt ist?, so Schuppert.

20 Millionen Menschen hätten noch ein Risiko, auf der Intensivstation zu landen. Wende man die Risikofaktoren auf diese Zahlen an, dann komme man auf 200.000 Menschen zwischen 18 und 59 Jahren und 182.000 Menschen über 60, die dann im Lauf der Zeit noch auf der Intensivstation landen, wenn sich keine dramatischen Änderungen in der Aufnahmepraxis ergäben. Und wenn alle, die nicht durch Impfung oder Genesung geschützt sind, infiziert werden.

100 oder 200 Inzidenz als neue Grenzwerte?
Folgende Aspekte spielen eine Rolle, bei der Diskussion, ob man sich eine höhere Inzidenz erlauben kann:

die Impfquote (1. und 2. Impfung)

der Impfschutz vor Infektion

die Altersverteilung der Infektionen

die Quote der Genesenen

und die Dunkelziffer.


Welchen Multiplikationsfaktor für einen verkraftbaren Inzidenzwert ? im Vergleich zur 2. und 3. Welle ? könne man sich nun im Sommer 2021 erlauben? Für sein Modell hat Schuppert angenommen, dass sich die Infektionen auf alle nicht immunisierten Menschen in jeder Altersgruppe gleichmäßig verteilen ? also nicht unter den Jüngeren besonders viele Infektionen auftreten.

Lege man die Impfquoten vom 23. Juli 2021 zugrunde, komme man auf einen Faktor 2,5 bis 3. Der ist allerdings davon abhängig, wie hoch der Impfschutz durch das jeweilige Vakzin ist. Ist der Impfschutz gering, wie es z.B. eher bei AstraZeneca-Impfungen berichtet wird, die in UK ja primär verimpft worden sind, wird es mehr Infektionen geben, die aber milde verlaufen. ?Wir können dann eine höhere Inzidenz formal verkraften, die dann nicht auf die Intensivstationen durchschlägt?, so Schuppert.

Werde stärker geimpft ? und man nehme z.B. in der 35-bis 60 Jahre-Kohorte eine Durchimpfung von 75% an (85% sind es heute schon in der Kohorte 60 plus), könne man bis auf einen Faktor 4 gehen.

Sollte es gelingen, die Impfquoten noch deutlich höher zu treiben, etwa auf 85% in der Altersgruppe zwischen 35 und 60 Jahren (auch wenn 95% in der Gruppe 60 plus sicher ein Traumziel seien), dann könnten bei gleicher Belastung der ITS noch einmal deutlich höhere Inzidenzen verkraftet werden.

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Wieviel Kraftsport ist gesund? Welche Kombi am besten das Herz stärkt und vor Krebs und Diabetes schützt ? ein Review
Marc Fröhling



Wie viel Kraftsport ist gesund? Ein aktuelles Review ist der Frage nach dem richtigen Maß an Krafttraining nachgegangen, mit dem positive Effekte bei der Prävention klassischer Volkskrankheiten erzielt werden können.

Kombination von Kraft- und Ausdauertraining

Dass körperliche Aktivität der Vorbeugung bestimmter Volkskrankheiten wie Herz-Kreislauferkrankungen, Schlaganfall, Typ-2-Diabetes und Krebs dient, gilt als wissenschaftlich gut belegt. Ungeklärt war bislang dagegen die Frage nach den genauen Auswirkungen von Kraftsport auf diese Erkrankungen.

Eine Übersichtsarbeit von Edward L. Giovannucci, Harvard T.H. Chan School of Public Health, Boston, Massachusetts, USA, und seinen Kollegen hat sich nun speziell mit dem gesundheitlichen Nutzen von Krafttraining auseinandergesetzt. Die Arbeit ist im Journal of Internal Medicine erschienen [1]. Die Forschenden aus Boston und São Paulo haben hierfür große epidemiologische Studien auf ihre Evidenz hin untersucht.

Die aktuellen WHO-Richtlinien zur Bewegung empfehlen derzeit wöchentlich 150 bis 300 Minuten mäßiges Ausdauertraining, bei Training mit hoher Intensität reicht die Hälfte der Zeit aus.

Optimal ist es, so eine zentrale Schlussfolgerung des Reviews, wenn Krafttraining und aerobes Ausdauertraining in Kombination ausgeübt werden. Dabei reicht ein Training von 1 bis 2 Stunden in der Woche aus, um positive Effekte bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Typ-2-Diabetes und bestimmten Krebsarten zu erzielen.

Auch die Gesamtmortalität wird demnach maßgeblich gesenkt. Als wahrscheinlichste Mechanismen, die durch Krafttraining positiv beeinflusst werden, nennen die Autoren die Verbesserung der Körperzusammensetzung, des Lipidprofils, der Insulinresistenz und der Entzündungswerte.

Häufigeres Training war in den meisten untersuchten Studien nicht mit einem geringeren Erkrankungsrisiko verknüpft, in manchen Fällen hatte häufigeres Training gar schädliche Auswirkungen. Giovannucci und seine Kollegen raten ab einer wöchentlichen Trainingsdauer von über 2,5 Stunden zur Vorsicht.

Einfluss von Krafttraining auf das kardiovaskuläre Risiko
Das Forschungsteam hat für ihr Review unter anderem Daten aus der Health Professionals Follow-up Study (HPFS) und der Women?s Health Study (WHS) untersucht.

In ersterer wurden 30.000 Männer 8 Jahre lang nachbeobachtet. Mit Blick auf die Entwicklung einer koronaren Herzkrankheit zeigte sich, dass ein wöchentliches Krafttraining von mindestens einer halben Stunde Dauer mit einem um 23% geringeren Risiko assoziiert war.

Auch in der Women?s Health Study konnten diejenigen der rund 36.000 Teilnehmerinnen, die in jedweder Form Krafttraining ausgeübt haben, das kardiovaskuläre Risiko um relative 17% senken. Bei Frauen, die dazu mindestens zweimal in der Woche ihre Ausdauer trainiert haben, erhöhte sich die Risikoreduktion auf 39%. In Bezug auf die Reduktion kardiovaskuläre Erkrankungen zeigte sich bei höheren Trainingsfrequenzen kein größerer Effekt.

Diabetes: Geringeres Risiko bei steigender Trainingsfrequenz
Obwohl es nur eine begrenzte Anzahl an Studien gibt, die sich mit der Auswirkung von Kraftsport auf das Diabetes-Risiko beschäftigen, zeigen die verfügbaren prospektiven Kohortenstudien, dass muskelstärkende Aktivitäten anscheinend mit einem verringerten Risiko einhergehen, an einem Typ-2-Diabetes zu erkranken.

So zeigen beispielsweise die Daten der HPF-Studie, dass Männer, die in der Woche mindestens 2,5 Stunden sowohl Ausdauer- als auch Krafttraining ausübten, das geringste Risiko aufwiesen, innerhalb der nächsten 18 Jahre einen Typ-2-Diabetes zu entwickeln.

Unabhängig von anderen körperlichen Trainings war in der WH-Studie jede Art von ausgeübtem Kraftsport mit einem um 30% niedrigeren Diabetes-Risiko verknüpft.

Auch eine Auswertung der Nurses? Health Study (100.000 Teilnehmerinnen) zeigte: Bei einem wöchentlichen aeroben Training von 2,5 Stunden Dauer und einer weiteren Stunde Krafttraining, sank das Diabetesrisiko bei den Teilnehmerinnen um relative 67%.

Beim Diabetes zeigte sich als einzige der untersuchten Krankheiten, dass das Erkrankungsrisiko mit gesteigerter Trainingsfrequenz abnimmt:

< 30 Minuten Krafttraining/Woche: Risikoreduktion um relative 14%.

1 bis 2 Stunden Krafttraining/Woche: Risikoreduktion um relative 20%.

> 2,5 Stunden Krafttraining/Woche: Risikoreduktion um relative 37%.

Darüber hinaus merkten die Autoren an, dass weitere Studien erforderlich sind, die den Zusammenhang zwischen muskelkräftigenden Aktivitäten und dem Typ-2-Diabetes-Risiko auch in diverseren Bevölkerungsgruppen beschreiben.

Widersprüchliche Effekte mit Blick auf die Krebsmortalität
Widersprüchliche Effekte stellten die Forschenden mit Blick auf Krafttraining und die Krebsmortalität fest. So hatte weder in der WH-Studie noch in der Cancer Prevention Study-II Nutrition Cohort ein mindestens 60-minütiges Training in der Woche einen Effekt auf die Krebsmortalität der Teilnehmerinnen und Teilnehmer.

Bei der Auswertung der US-amerikanischen National Health Interview Survey (NHIS) zeigten die Daten jedoch eine Risikoreduktion um 19%, an jeglicher Art von Krebs zu versterben, wenn wöchentlich mindestens 2 Kraftsporteinheiten ausgeübt wurden. Eine Analyse britischer Kohortenstudien zeigte eine Risikoreduktion um 32%.

Giovannucci und seine Kollegen weisen dabei auf die besonders lange Nachbeobachtungszeit der Studien hin, in denen keinerlei Effekt beobachtet werden konnte. Mit Blick auf die einzelnen Tumorarten stellten sie bei Darm-, Nieren- und Blasenkrebs den größten Einfluss von Krafttraining fest.

Auswirkungen auf die Gesamtmortalität
Keinen Einfluss auf die Gesamtmortalität liefert die NHANES-Studie (National Health and Nutrition Examination). Hier konnte mindestens zweimal in der Woche ausgeübtes Krafttraining nicht mit der Gesamtmortalität in Verbindung gebracht werden.

Bei der US-amerikanischen NHI-Studie dagegen zeigte sich mit Blick auf die Gesamtmortalität eine Reduktion des Risikos um relative 19%, bei einer weiteren Studie betrug die Risikoreduktion sogar 35%.

Außerdem hebt das Forschungsteam folgende Erkenntnis hervor: Eine Studie mit älteren Frauen zeigte bei der Assoziation von Krafttraining und der Gesamtmortalität eine J-förmige Kurve mit dem geringsten Sterberisiko bei einer Trainingsfrequenz von 82 Minuten in der Woche.

Dieser Artikel ist im Original erschienen auf Coliquio.de.

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