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Freitag, 8. April 2022
Was die Geschichtsschreibung über den Gröfaz unterschlagen hat
che2001, 01:25h
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Neurologische Symptome bei COVID-19: Tierexperimente liefern neue Hinweise auf Pathomechanismen
che2001, 18:37h
Michael van den Heuvel, Medscape
Wissenschaftler der Tulane University in New Orleans haben in einem Primaten-Modell untersucht, wie COVID-19 das zentrale Nervensystem beeinflusst. Sie infizierten die Tiere mit dem 2019-nCoV/USA-WA1/2020-Stamm von SARS-CoV-2. In allen Fällen kam es zu COVID-19, jedoch mit leichtem Verlauf. Die Folgen der Infektion wurden postmortal anhand von Gehirnschnitten erforscht.
Da die Primaten keine nennenswerten Atemwegssymptome aufwiesen, hatte niemand erwartet, dass sie den Schweregrad der Erkrankung aufweisen würden, den wir im Gehirn gefunden haben. Dr. Tracy Fischer
Bei Versuchstieren kam es zu schweren Entzündungen und zu Schädigungen des Gehirns, einschließlich des Untergangs von Neuronen. Außerdem war die Sauerstoffversorgung des Gehirns beeinträchtigt. Auch Mikroblutungen haben die Forscher identifiziert. Alle Befunde wurden bei Tieren mit mildem COVID-19 beobachtet.
?Da die Primaten keine nennenswerten Atemwegssymptome aufwiesen, hatte niemand erwartet, dass sie den Schweregrad der Erkrankung aufweisen würden, den wir im Gehirn gefunden haben?, sagt Dr. Tracy Fischer, leitende Forscherin und außerordentliche Professorin für Mikrobiologie und Immunologie am Tulane National Primate Research Center. ?Aber die Befunde waren eindeutig und tiefgreifend und unbestreitbar eine Folge der Infektion.?
Fischers Befunde stimmen auch mit Autopsie-Studien von Menschen überein, die an COVID-19 gestorben sind, was darauf hindeutet, dass nichtmenschliche Primaten als geeignetes Modell oder Stellvertreter dafür dienen können, wie Menschen die Krankheit erleben.
Ergebnisse aus Tierexperimenten mit Vorsicht interpretieren
Zum Hintergrund: Kopfschmerzen, Verwirrtheit oder ein benebeltes Gefühl (?Brain Fog?) gelten als typische Symptome einer SARS-CoV-2-Infektion. Oft sind solche Beschwerden schwer und halten lange an; selbst nach der virologischen Rekonvaleszenz berichten Patienten oft über solche Beschwerden.
Es ist immer Vorsicht geboten, wenn man versucht, Ergebnisse aus Tierversuchen 1 zu 1 auf den Menschen zu übertragen. Prof. Dr. Peter Berlit
Solche neurologischen Komplikationen betreffen Menschen aller Altersgruppen, unabhängig vom COVID-19-Schweregrad oder von bekannten Risikofaktoren. Welche Vorgänge im Gehirn dazu führen, ist jedoch unklar.
?Die mitgeteilten Befunde passen gut zu dem, was wir auch beim Menschen sehen, auch dort können wir das Virus etwa in den Endothelzellen nachweisen?, erklärt Prof. Dr. Peter Berlit gegenüber dem Science Media Center Germany (SMC). Er ist Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Neurologie.
Beobachtungen seien ganz überwiegend auf eine indirekte Entstehung durch Hypoxie, Inflammationssyndrom, Koagulopathie und metabolische Schädigung zurückzuführen. Insbesondere bei den entzündlichen Manifestationen seien Mikroblutungen häufig, wie das auch bei den Affen gezeigt worden sei. ?Eine Autopsie-Studie vom September 2021 zeigte auch beim Menschen Hämorrhagien?, so Berlit. Außerdem gebe es eine pathologische Studie zur Hypoxie, jedoch seien die Befunde bei Menschen mit schwerem COVID-19 gefunden worden.
?Die Studie ist methodisch nicht zu beanstanden?, kommentiert Berlit. ?Aber es ist immer Vorsicht geboten, wenn man versucht, Ergebnisse aus Tierversuchen 1 zu 1 auf den Menschen zu übertragen.?
Daten ?nicht überzeugend?
Deutlich skeptischer äußert sich Prof. Dr. Markus Glatzel, Direktor des Instituts für Neuropathologie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE). ?Die Daten bestätigen weitgehend die Veränderungen, die wir im Menschen sehen ? zum Beispiel diskrete neuroimmune Aktivierung, auch der fokale Nachweis von SARS-CoV-2 im Endothel.? Dies könne er nachvollziehen und Hypoxie spiele bestimmt eine Rolle. ?Allerdings sehen wir im Menschen keine ausgeprägte Entzündung und auch keine ausgeprägten Blutungen oder deutliche Nervenzelluntergänge?, berichtet Glatzel.
Allerdings sehen wir im Menschen keine ausgeprägte Entzündung und auch keine ausgeprägten Blutungen oder deutliche Nervenzelluntergänge. Prof. Dr. Markus Glatzel
Der Experte weiter: ?Daten, die dies in der Studie zeigen sollen, sind nicht überzeugend, etwa die beschriebenen Nekrose-Zonen im Gehirn.? Bei den eingefärbten Hirnschnitten sei das eigentlich nicht zu erkennen. Es gebe auch keine Hinweise auf die Beteiligung von Makrophagen, was bei Nekrosen aber typisch wäre.
Ähnlich verhalte sich die Sachlage bei Blutungen: ?Ich sehe da morphologisch weitgehend erhaltene Erythrozyten perivaskulär, also wenige Stunden alt, eventuell eher im Rahmen der Autopsie entstanden.?
Sein Fazit: ?Die Studie ist gut geplant und durchgeführt. Allerdings ist die neuropathologische Aufarbeitung nicht auf dem Niveau, das man für ein Paper dieses Kalibers erwarten würde.?
Die Interpretation, dass auch bei milden Verläufen Nervenzelluntergänge häufig seien, teilt Glatzel nicht: ?Beim Menschen sehen wir das nicht, auch traue ich den Daten, die dies angeblich in dem Paper zeigen, nicht.?
https://deutsch.medscape.com/artikelansicht/4911042?uac=389796AZ&faf=1&sso=true&impID=4145572&src=WNL_mdplsfeat_220407_mscpedit_de#vp_2
Wissenschaftler der Tulane University in New Orleans haben in einem Primaten-Modell untersucht, wie COVID-19 das zentrale Nervensystem beeinflusst. Sie infizierten die Tiere mit dem 2019-nCoV/USA-WA1/2020-Stamm von SARS-CoV-2. In allen Fällen kam es zu COVID-19, jedoch mit leichtem Verlauf. Die Folgen der Infektion wurden postmortal anhand von Gehirnschnitten erforscht.
Da die Primaten keine nennenswerten Atemwegssymptome aufwiesen, hatte niemand erwartet, dass sie den Schweregrad der Erkrankung aufweisen würden, den wir im Gehirn gefunden haben. Dr. Tracy Fischer
Bei Versuchstieren kam es zu schweren Entzündungen und zu Schädigungen des Gehirns, einschließlich des Untergangs von Neuronen. Außerdem war die Sauerstoffversorgung des Gehirns beeinträchtigt. Auch Mikroblutungen haben die Forscher identifiziert. Alle Befunde wurden bei Tieren mit mildem COVID-19 beobachtet.
?Da die Primaten keine nennenswerten Atemwegssymptome aufwiesen, hatte niemand erwartet, dass sie den Schweregrad der Erkrankung aufweisen würden, den wir im Gehirn gefunden haben?, sagt Dr. Tracy Fischer, leitende Forscherin und außerordentliche Professorin für Mikrobiologie und Immunologie am Tulane National Primate Research Center. ?Aber die Befunde waren eindeutig und tiefgreifend und unbestreitbar eine Folge der Infektion.?
Fischers Befunde stimmen auch mit Autopsie-Studien von Menschen überein, die an COVID-19 gestorben sind, was darauf hindeutet, dass nichtmenschliche Primaten als geeignetes Modell oder Stellvertreter dafür dienen können, wie Menschen die Krankheit erleben.
Ergebnisse aus Tierexperimenten mit Vorsicht interpretieren
Zum Hintergrund: Kopfschmerzen, Verwirrtheit oder ein benebeltes Gefühl (?Brain Fog?) gelten als typische Symptome einer SARS-CoV-2-Infektion. Oft sind solche Beschwerden schwer und halten lange an; selbst nach der virologischen Rekonvaleszenz berichten Patienten oft über solche Beschwerden.
Es ist immer Vorsicht geboten, wenn man versucht, Ergebnisse aus Tierversuchen 1 zu 1 auf den Menschen zu übertragen. Prof. Dr. Peter Berlit
Solche neurologischen Komplikationen betreffen Menschen aller Altersgruppen, unabhängig vom COVID-19-Schweregrad oder von bekannten Risikofaktoren. Welche Vorgänge im Gehirn dazu führen, ist jedoch unklar.
?Die mitgeteilten Befunde passen gut zu dem, was wir auch beim Menschen sehen, auch dort können wir das Virus etwa in den Endothelzellen nachweisen?, erklärt Prof. Dr. Peter Berlit gegenüber dem Science Media Center Germany (SMC). Er ist Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Neurologie.
Beobachtungen seien ganz überwiegend auf eine indirekte Entstehung durch Hypoxie, Inflammationssyndrom, Koagulopathie und metabolische Schädigung zurückzuführen. Insbesondere bei den entzündlichen Manifestationen seien Mikroblutungen häufig, wie das auch bei den Affen gezeigt worden sei. ?Eine Autopsie-Studie vom September 2021 zeigte auch beim Menschen Hämorrhagien?, so Berlit. Außerdem gebe es eine pathologische Studie zur Hypoxie, jedoch seien die Befunde bei Menschen mit schwerem COVID-19 gefunden worden.
?Die Studie ist methodisch nicht zu beanstanden?, kommentiert Berlit. ?Aber es ist immer Vorsicht geboten, wenn man versucht, Ergebnisse aus Tierversuchen 1 zu 1 auf den Menschen zu übertragen.?
Daten ?nicht überzeugend?
Deutlich skeptischer äußert sich Prof. Dr. Markus Glatzel, Direktor des Instituts für Neuropathologie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE). ?Die Daten bestätigen weitgehend die Veränderungen, die wir im Menschen sehen ? zum Beispiel diskrete neuroimmune Aktivierung, auch der fokale Nachweis von SARS-CoV-2 im Endothel.? Dies könne er nachvollziehen und Hypoxie spiele bestimmt eine Rolle. ?Allerdings sehen wir im Menschen keine ausgeprägte Entzündung und auch keine ausgeprägten Blutungen oder deutliche Nervenzelluntergänge?, berichtet Glatzel.
Allerdings sehen wir im Menschen keine ausgeprägte Entzündung und auch keine ausgeprägten Blutungen oder deutliche Nervenzelluntergänge. Prof. Dr. Markus Glatzel
Der Experte weiter: ?Daten, die dies in der Studie zeigen sollen, sind nicht überzeugend, etwa die beschriebenen Nekrose-Zonen im Gehirn.? Bei den eingefärbten Hirnschnitten sei das eigentlich nicht zu erkennen. Es gebe auch keine Hinweise auf die Beteiligung von Makrophagen, was bei Nekrosen aber typisch wäre.
Ähnlich verhalte sich die Sachlage bei Blutungen: ?Ich sehe da morphologisch weitgehend erhaltene Erythrozyten perivaskulär, also wenige Stunden alt, eventuell eher im Rahmen der Autopsie entstanden.?
Sein Fazit: ?Die Studie ist gut geplant und durchgeführt. Allerdings ist die neuropathologische Aufarbeitung nicht auf dem Niveau, das man für ein Paper dieses Kalibers erwarten würde.?
Die Interpretation, dass auch bei milden Verläufen Nervenzelluntergänge häufig seien, teilt Glatzel nicht: ?Beim Menschen sehen wir das nicht, auch traue ich den Daten, die dies angeblich in dem Paper zeigen, nicht.?
https://deutsch.medscape.com/artikelansicht/4911042?uac=389796AZ&faf=1&sso=true&impID=4145572&src=WNL_mdplsfeat_220407_mscpedit_de#vp_2
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SODIUM-HF: Salzarme Ernährung trägt bei Herzinsuffizienz nicht zu einem verbesserten klinischen Outcome bei
che2001, 18:35h
Nadine Eckert
Eine durch Ernährungsberatung unterstützte Reduktion des Salzkonsums über 1 Jahr führte in der SODIUM-HF-Studie bei Patienten mit Herzinsuffizienz nicht zu einer Verbesserung des klinischen Outcomes. Allerdings habe die salzarme Kost zu einer Verbesserung der Lebensqualität und einer verlangsamten Progression der Erkrankung beigetragen, berichtete Studienleiter Prof. Dr. Justin Ezekowitz bei der 71st Annual Scientific Session des American College of Cardiology (ACC.22) [1].
SODIUM-HF ist die bis dato größte und am längsten laufende randomisierte klinische Studie, die zur Natriumrestriktion bei Herzinsuffizienz aufgelegt wurde [2]. Da sie ihren primären Endpunkt ? Reduktion der Gesamtmortalität, kardiovaskuläre Hospitalisierungen oder Besuche in der Notaufnahme ? nicht erreicht habe, müsse man ihren Ausgang als neutral ansehen, kommentierte Prof. Dr. Andreas Zeiher vom Cardiopulmonary Institute der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt.
Subjektive Endpunkte nicht zu verwerten
Der Past-Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie ergänzte, dass die sekundären Endpunkte nur mit großen Einschränkungen zu bewerten seien: ?Die Studie war nicht verblindet, die Patienten in der Gruppe mit Salzrestriktion sind mehrfach beraten worden, weshalb subjektive Endpunkte wie Lebensqualität und NYHA-Verbesserung im Grunde nicht zu verwerten sind.?
Die Intervention reduzierte zwar nicht die klinischen Ereignisse, in der Gruppe mit geringerem Natriumkonsum fanden wir aber moderate Verbesserungen der Lebensqualität. Prof. Dr. Justin Ezekowitz
Ezekowitz, Direktor der Abteilung für kardiovaskuläre Forschung an der University of Alberta in Edmonton, will dagegen noch nicht ausschließen, dass eine Reduktion der Salzaufnahme für einige Patienten von Vorteil sein könnte. ?Die Intervention reduzierte zwar nicht die klinischen Ereignisse, in der Gruppe mit geringerem Natriumkonsum fanden wir aber moderate Verbesserungen der Lebensqualität und der NYHA-Herzinsuffizienzklasse, von denen wir denken, dass sie relativ wichtig und sowohl von Patienten als auch Ärzten geschätzt sein werden?, sagte er beim Kongress.
Empfehlung ohne Evidenz
Patienten mit Herzinsuffizienz wird traditionell geraten, die Menge an Salz in der Nahrung zu begrenzen, obwohl es bisher nur wenig wissenschaftliche Evidenz für diesen Ratschlag gibt. ?Herzinsuffizienz geht mit der Retention von Natrium und Wasser einher?, so Ezekowitz weiter. ?Trotz fehlender Evidenz fokussieren sich Ärzte deshalb seit mehr als 100 Jahren auf die Restriktion von Natrium und Wasser, um das Risiko einer Überlastung zu senken.?
In die Studie schloss die Forschungsgruppe um Ezekowitz 806 Patienten (NYHA II-III) ein, die an 26 Zentren in 6 Ländern (Kanada, Australien, Neuseeland, Mexiko, Kolumbien und Chile) wegen Herzinsuffizienz behandelt wurden. Die Ejektionsfraktion lag im Median bei 36%, die meisten von ihnen hatten eine Herzinsuffizienz mit reduzierter Ejektionsfraktion. Aber es wurden auch Herzinsuffizienz-Patienten mit erhaltener Ejektionsfraktion aufgenommen.
Individuelle Ernährungsberatung
Die Patienten waren im Median 67 Jahre alt und zu 2 Dritteln Männer.
Die Hälfte von ihnen (n=397) erhielt randomisiert eine auf ihr jeweiliges Ernährungsverhalten abgestimmte Ernährungsberatung, die auch die lokale Verfügbarkeit von Lebensmitteln berücksichtigte.
Die andere Hälfte der Patienten (n=409) erhielt die Standardtherapie (die auch die generelle Empfehlung zur Begrenzung der Salzaufnahme enthält).
Im Verlauf der Studie füllten die Teilnehmenden immer wieder 3-Tages-Ernährungsfragebögen aus, auf deren Basis die durchschnittliche tägliche Natriumaufnahme berechnet wurde.
Erfolgreiche Natriumreduktion
Ziel der Ernährungsintervention war es, den Teilnehmenden dabei zu helfen, ihre Natriumaufnahme auf 1.500 mg am Tag zu reduzieren, was etwa 2 Drittel eines Teelöffels Kochsalz entspricht.
Vor Studienbeginn hatten die Patienten in der Interventionsgruppe im Median 2.286 mg Natrium am Tag zu sich genommen, in der Standardtherapie-Gruppe waren es 2.119 mg ? jeweils etwas weniger als ein Teelöffel Kochsalz.
Nach einem Jahr nahmen die Teilnehmenden in der Standardtherapie-Gruppe im Median 2.073 mg Natrium am Tag zu sich. In der Interventionsgruppe war die Menge mit im Median 1.658 mg deutlich niedriger. Die Reduktion um 415 mg Natrium ? etwas weniger als ein Viertel Teelöffel Kochsalz ? brachte die Patienten in der Interventionsgruppe allerdings nicht unter das gesetzte Ziel von 1.500 mg am Tag.
Keine signifikanten Unterschiede beim primären Endpunkt
Nach Ende der 1-Jahres-Studie verglichen die Forschenden die Gesamtmortalität, die kardiovaskulären Hospitalisierungen und Besuche in der Notaufnahme in den beiden Gruppen. Ergebnis: Die Gesamtzahl an Ereignissen war zwar in der Interventionsgruppe niedriger als in der Standardtherapie-Gruppe, aber die Differenz erreichte keine statistische Signifikanz ? selbst nach Adjustierung um kleine Unterschiede bei demografischen und gesundheitlichen Faktoren zwischen den Gruppen.
In der Interventionsgruppe mit geringerer Natriumaufnahme hatten 15% ein primäres Endpunktereignis, in der Standardtherapie-Gruppe waren es 17% (HR 0,89, 95%-Konfidenzintervall [KI] 0,63-1,26; p=0,53). Auch die einzelnen Komponenten des primären Endpunkts unterschieden sich nicht zwischen den beiden Gruppen. Mit unterwünschten Nebenwirkungen war die Einschränkung des Salzkonsums nicht assoziiert.
Verbesserungen bei subjektiven sekundären Endpunkten
Die Analyse der sekundären Endpunkte ergab in der Interventionsgruppe aber signifikante Verbesserungen bei der Lebensqualität, gemessen mit dem Kansas City Cardiomyopathy Questionnaire (KCCQ) ? einem krankheitsspezifischen Messinstrument zur Erfassung der Lebensqualität bei chronischer Herzinsuffizienz. ?Sie war in der Gruppe mit geringer Natriumzufuhr signifikant besser als in der Standardtherapie-Gruppe?, berichtete Ezekowitz. ?Die Verbesserung war im Vergleich zu anderen klinischen Studien, etwa zu pharmakologischen Interventionen, ziemlich ausgeprägt.?
Außerdem verbesserte sich bei den Patienten, die die Ernährungsintervention erhalten hatten, auch ein Maß für die Schwere der Herzinsuffizienz: Die Gruppe mit geringerer Natriumaufnahme verbesserte sich mit höherer Wahrscheinlichkeit um eine NYHA-Klasse als die Standardtherapie-Gruppe (OR 0,59, 95%-KI 0,40?0,86; p=0,0061).
Einen statistisch signifikanten Unterschied bei der 6-Minuten-Gehstrecke gab es dagegen nicht. Allerdings hätten die Patienten in der Interventionsgruppe tendenziell etwas länger gehen können, sagte Ezekowitz. Die Gehstrecke unterschied sich im Schnitt um 6,6 m (95%-KI -9,0 bis 22,2; p=0,41).
Offene Fragen
Es seien weitere Studien notwendig, ergänzte er, um zu ermitteln, ob eine drastischere Reduktion der Natriumaufnahme vielleicht einen größeren Einfluss auf die klinischen Outcomes habe. Die Gruppe um Ezekowitz will die Studie außerdem noch mindestens weitere 12 Monate fortführen, um herauszufinden, ob dies möglicherweise Unterschiede bei den klinischen Endpunkten zu Tage fördert.
Man muss Patienten mit Herzinsuffizienz nicht mit einer salzarmen Kost quälen, es sei denn, es liegt zusätzlich ein Bluthochdruck vor. Prof. Dr. Andreas Zeiher
Zeiher stimmt zu, dass die Salzrestriktion möglicherweise nicht ausreichend gewesen sei. ?Allerdings war sie mit mehr als 400 mg am Tag schon sehr beträchtlich, das ist gar nicht so einfach zu erreichen?, betonte er. Dass die 24-monatige Nachbeobachtung an den Ergebnissen etwas ändern wird, bezweifelt der Frankfurter Kardiologe: ?Die Studie ist zwar sorgfältig und mit großem Aufwand durchgeführt worden, dennoch ist sie mit etwas mehr als 800 Patienten auch relativ klein.?
Zeihers Fazit: ?In dieser Kohorte und mit dieser Behandlungsart scheint die Salzrestriktion zumindest auf das klinische Outcome bei Herzinsuffizienz keinen Einfluss zu haben. Man muss Patienten mit Herzinsuffizienz nicht mit einer salzarmen Kost quälen, es sei denn, es liegt zusätzlich ein Bluthochdruck vor.?
https://deutsch.medscape.com/artikelansicht/4911035?uac=389796AZ&faf=1&sso=true&impID=4145572&src=WNL_mdplsfeat_220407_mscpedit_de#vp_3
Eine durch Ernährungsberatung unterstützte Reduktion des Salzkonsums über 1 Jahr führte in der SODIUM-HF-Studie bei Patienten mit Herzinsuffizienz nicht zu einer Verbesserung des klinischen Outcomes. Allerdings habe die salzarme Kost zu einer Verbesserung der Lebensqualität und einer verlangsamten Progression der Erkrankung beigetragen, berichtete Studienleiter Prof. Dr. Justin Ezekowitz bei der 71st Annual Scientific Session des American College of Cardiology (ACC.22) [1].
SODIUM-HF ist die bis dato größte und am längsten laufende randomisierte klinische Studie, die zur Natriumrestriktion bei Herzinsuffizienz aufgelegt wurde [2]. Da sie ihren primären Endpunkt ? Reduktion der Gesamtmortalität, kardiovaskuläre Hospitalisierungen oder Besuche in der Notaufnahme ? nicht erreicht habe, müsse man ihren Ausgang als neutral ansehen, kommentierte Prof. Dr. Andreas Zeiher vom Cardiopulmonary Institute der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt.
Subjektive Endpunkte nicht zu verwerten
Der Past-Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie ergänzte, dass die sekundären Endpunkte nur mit großen Einschränkungen zu bewerten seien: ?Die Studie war nicht verblindet, die Patienten in der Gruppe mit Salzrestriktion sind mehrfach beraten worden, weshalb subjektive Endpunkte wie Lebensqualität und NYHA-Verbesserung im Grunde nicht zu verwerten sind.?
Die Intervention reduzierte zwar nicht die klinischen Ereignisse, in der Gruppe mit geringerem Natriumkonsum fanden wir aber moderate Verbesserungen der Lebensqualität. Prof. Dr. Justin Ezekowitz
Ezekowitz, Direktor der Abteilung für kardiovaskuläre Forschung an der University of Alberta in Edmonton, will dagegen noch nicht ausschließen, dass eine Reduktion der Salzaufnahme für einige Patienten von Vorteil sein könnte. ?Die Intervention reduzierte zwar nicht die klinischen Ereignisse, in der Gruppe mit geringerem Natriumkonsum fanden wir aber moderate Verbesserungen der Lebensqualität und der NYHA-Herzinsuffizienzklasse, von denen wir denken, dass sie relativ wichtig und sowohl von Patienten als auch Ärzten geschätzt sein werden?, sagte er beim Kongress.
Empfehlung ohne Evidenz
Patienten mit Herzinsuffizienz wird traditionell geraten, die Menge an Salz in der Nahrung zu begrenzen, obwohl es bisher nur wenig wissenschaftliche Evidenz für diesen Ratschlag gibt. ?Herzinsuffizienz geht mit der Retention von Natrium und Wasser einher?, so Ezekowitz weiter. ?Trotz fehlender Evidenz fokussieren sich Ärzte deshalb seit mehr als 100 Jahren auf die Restriktion von Natrium und Wasser, um das Risiko einer Überlastung zu senken.?
In die Studie schloss die Forschungsgruppe um Ezekowitz 806 Patienten (NYHA II-III) ein, die an 26 Zentren in 6 Ländern (Kanada, Australien, Neuseeland, Mexiko, Kolumbien und Chile) wegen Herzinsuffizienz behandelt wurden. Die Ejektionsfraktion lag im Median bei 36%, die meisten von ihnen hatten eine Herzinsuffizienz mit reduzierter Ejektionsfraktion. Aber es wurden auch Herzinsuffizienz-Patienten mit erhaltener Ejektionsfraktion aufgenommen.
Individuelle Ernährungsberatung
Die Patienten waren im Median 67 Jahre alt und zu 2 Dritteln Männer.
Die Hälfte von ihnen (n=397) erhielt randomisiert eine auf ihr jeweiliges Ernährungsverhalten abgestimmte Ernährungsberatung, die auch die lokale Verfügbarkeit von Lebensmitteln berücksichtigte.
Die andere Hälfte der Patienten (n=409) erhielt die Standardtherapie (die auch die generelle Empfehlung zur Begrenzung der Salzaufnahme enthält).
Im Verlauf der Studie füllten die Teilnehmenden immer wieder 3-Tages-Ernährungsfragebögen aus, auf deren Basis die durchschnittliche tägliche Natriumaufnahme berechnet wurde.
Erfolgreiche Natriumreduktion
Ziel der Ernährungsintervention war es, den Teilnehmenden dabei zu helfen, ihre Natriumaufnahme auf 1.500 mg am Tag zu reduzieren, was etwa 2 Drittel eines Teelöffels Kochsalz entspricht.
Vor Studienbeginn hatten die Patienten in der Interventionsgruppe im Median 2.286 mg Natrium am Tag zu sich genommen, in der Standardtherapie-Gruppe waren es 2.119 mg ? jeweils etwas weniger als ein Teelöffel Kochsalz.
Nach einem Jahr nahmen die Teilnehmenden in der Standardtherapie-Gruppe im Median 2.073 mg Natrium am Tag zu sich. In der Interventionsgruppe war die Menge mit im Median 1.658 mg deutlich niedriger. Die Reduktion um 415 mg Natrium ? etwas weniger als ein Viertel Teelöffel Kochsalz ? brachte die Patienten in der Interventionsgruppe allerdings nicht unter das gesetzte Ziel von 1.500 mg am Tag.
Keine signifikanten Unterschiede beim primären Endpunkt
Nach Ende der 1-Jahres-Studie verglichen die Forschenden die Gesamtmortalität, die kardiovaskulären Hospitalisierungen und Besuche in der Notaufnahme in den beiden Gruppen. Ergebnis: Die Gesamtzahl an Ereignissen war zwar in der Interventionsgruppe niedriger als in der Standardtherapie-Gruppe, aber die Differenz erreichte keine statistische Signifikanz ? selbst nach Adjustierung um kleine Unterschiede bei demografischen und gesundheitlichen Faktoren zwischen den Gruppen.
In der Interventionsgruppe mit geringerer Natriumaufnahme hatten 15% ein primäres Endpunktereignis, in der Standardtherapie-Gruppe waren es 17% (HR 0,89, 95%-Konfidenzintervall [KI] 0,63-1,26; p=0,53). Auch die einzelnen Komponenten des primären Endpunkts unterschieden sich nicht zwischen den beiden Gruppen. Mit unterwünschten Nebenwirkungen war die Einschränkung des Salzkonsums nicht assoziiert.
Verbesserungen bei subjektiven sekundären Endpunkten
Die Analyse der sekundären Endpunkte ergab in der Interventionsgruppe aber signifikante Verbesserungen bei der Lebensqualität, gemessen mit dem Kansas City Cardiomyopathy Questionnaire (KCCQ) ? einem krankheitsspezifischen Messinstrument zur Erfassung der Lebensqualität bei chronischer Herzinsuffizienz. ?Sie war in der Gruppe mit geringer Natriumzufuhr signifikant besser als in der Standardtherapie-Gruppe?, berichtete Ezekowitz. ?Die Verbesserung war im Vergleich zu anderen klinischen Studien, etwa zu pharmakologischen Interventionen, ziemlich ausgeprägt.?
Außerdem verbesserte sich bei den Patienten, die die Ernährungsintervention erhalten hatten, auch ein Maß für die Schwere der Herzinsuffizienz: Die Gruppe mit geringerer Natriumaufnahme verbesserte sich mit höherer Wahrscheinlichkeit um eine NYHA-Klasse als die Standardtherapie-Gruppe (OR 0,59, 95%-KI 0,40?0,86; p=0,0061).
Einen statistisch signifikanten Unterschied bei der 6-Minuten-Gehstrecke gab es dagegen nicht. Allerdings hätten die Patienten in der Interventionsgruppe tendenziell etwas länger gehen können, sagte Ezekowitz. Die Gehstrecke unterschied sich im Schnitt um 6,6 m (95%-KI -9,0 bis 22,2; p=0,41).
Offene Fragen
Es seien weitere Studien notwendig, ergänzte er, um zu ermitteln, ob eine drastischere Reduktion der Natriumaufnahme vielleicht einen größeren Einfluss auf die klinischen Outcomes habe. Die Gruppe um Ezekowitz will die Studie außerdem noch mindestens weitere 12 Monate fortführen, um herauszufinden, ob dies möglicherweise Unterschiede bei den klinischen Endpunkten zu Tage fördert.
Man muss Patienten mit Herzinsuffizienz nicht mit einer salzarmen Kost quälen, es sei denn, es liegt zusätzlich ein Bluthochdruck vor. Prof. Dr. Andreas Zeiher
Zeiher stimmt zu, dass die Salzrestriktion möglicherweise nicht ausreichend gewesen sei. ?Allerdings war sie mit mehr als 400 mg am Tag schon sehr beträchtlich, das ist gar nicht so einfach zu erreichen?, betonte er. Dass die 24-monatige Nachbeobachtung an den Ergebnissen etwas ändern wird, bezweifelt der Frankfurter Kardiologe: ?Die Studie ist zwar sorgfältig und mit großem Aufwand durchgeführt worden, dennoch ist sie mit etwas mehr als 800 Patienten auch relativ klein.?
Zeihers Fazit: ?In dieser Kohorte und mit dieser Behandlungsart scheint die Salzrestriktion zumindest auf das klinische Outcome bei Herzinsuffizienz keinen Einfluss zu haben. Man muss Patienten mit Herzinsuffizienz nicht mit einer salzarmen Kost quälen, es sei denn, es liegt zusätzlich ein Bluthochdruck vor.?
https://deutsch.medscape.com/artikelansicht/4911035?uac=389796AZ&faf=1&sso=true&impID=4145572&src=WNL_mdplsfeat_220407_mscpedit_de#vp_3
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