Sonntag, 8. Januar 2006
Musketiere
Ständig muss ich mir im Radio Werbung für das Musical "Die drei Musketiere" anhören und wie romantisch das alles sei. Sicher, Alexandre Dumas war ja schließlich ein Vertreter der französischen Romantik. Ich hingegen bin eher ein Freund des wahrheitsnahen historischen Romans, wenn schon Romantik, dann gleich Fiction oder Fantasy, aber keine Geschichtsfälschung. Oder gab es etwa den romantischen Dreißigjährigen Krieg??

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Die Zeitmaschine
Zwei populäre Wissenschaftsmagazine haben sich in letzter Zeit mit der von einigen Quantenphysikern für möglich gehaltenen Frage einer Zeitmaschine auf Basis von interferierenden Ringlasern beschäftigt, nämlich PM und Bild der Wissenschaft. PM, irgendwo ein klein wenig immer noch in der Tradition des an sensationellen Themen interssierten Naturwissenschaftsblatts für große Jungen, kommt erwartungsgemäß zu dem Schluss, dass dies wahrscheinlich möglich wäre, B d W, ebenso ein klein wenig noch in der Tradition des etwas konservativ ausgerichteten Wissenschaftsmagazins, das es in den 70ern eindeutig war, verneint diese Frage ebenso erwartungsgemäß, hält aber noch einige Schlupflöcher offen. Hauptargument für die skeptische Perspektive ist die Annahme, dass Zeitparadoxone unmöglich seien, und es wird das Standardargument angeführt, es sei unmöglich, dass jemand den eigenen Vater vor der eigenen Zeugung tötet, und deshalb seien Zeitreisen entweder unmöglich, oder es gäbe ein Naturgesetz, dass die Entstehung von Zeitparadoxonen verbiete. Nimmt man letztere Position ernst, müsste man ein moralischs Universum annehmen, und alles, was wir wissen, sagt uns, dass es das sicher nicht gibt. Ich persönlich hielte es ja fiür viel wahrscheinlicher, dass sich bei jedem Zeitparadoxon ein zweites, paralleles Universum abspaltet und es also unzählige parallel existierende Daseinsebenen gibt. Mich wundert und nervt auch die fantasielose, stereotype Wiederholung immer gleicher Paradoxa-Muster wg. die eigene Geburt verhindern. Viel interessanter wäre doch ein ganz anders Zeitparadoxon: Man reist in die Vergangenheit und baut Rohstoffe ab, die wir heute bereits ausgebeutet haben, zu einem Zeitpunkt, bevor wir mit ihrer Ausbeute begonnen hatten. Erstens erkennt man am Resultat ganz schnell, ob das funktioniert oder nicht - beim Paralleluniversum-Modell könnte es klappen, weil das eigene Universum zu einem anderen wird und also eine neue Vergangenheit entsteht - und zum Anderen wäre das ein gutes Modell, um geldgierige Investoren und leichtgläubige Politiker dafür zu gewinnen, in die Zeitreiseforschung Geld zu pumpen und einen interessanten neuen Hype anzuheizen. Wenn man denn so weit ist, sollte man die Zeitmaschine allerdings besser auf die Grundfesten der Wirklichkeit weniger massiv angreifende Weise kommerziell nutzen, z.B. im Mesozoikum Actionfilme mit Dinosauriern drehen.

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Samstag, 7. Januar 2006
Zur Lage in Israel/Palästina
Ob er nun überlebt oder nicht, mit dem Ausscheiden Sharons aus der Politik und dem Anheizen von Unruhen in Gaza durch Hamas werden die Chancen auf Frieden in Nahost mal wieder geringer. Die nächsten Wahlen dürften das Gewicht zugunsten von Hamas verschieben. Schade eigentlich, denn Äußerungen des Spitzenkandidaten der DFLP (Demokratische Front für die Befreiung Palästinas) in einem Interview mit dem ASTA der TU Hannover lassen erkennen, dass es im palästinensischen Lager auch ganz andere Kräfte gibt, als diejenigen, die gerade besonders wirkungsmächtig sind. Hier Auszüge:

Wie sieht für Tysir Khaled der ideale palästinensische Staat aus ?

„Das ist ein laizistischer Staat, mit einer fortschrittlichen sozialen Gesetzgebung, in dem die Trennung von Politik und Religion klar und deutlich ist. Damit wir uns richtig verstehen: Ich will nicht, dass der palästinensische Staat auf einem theokratischen Regime beruht.“

Deshalb lehnen Sie jede Beziehung zur Hamas ab ?

„Zusammen mit der Hamas befinden wir uns in den Volkskomitees der Intifada. Wir sind Teil desselben Widerstandes gegen die zionistische Besatzung, aber in Bezug auf die Politik, den Staat, die individuellen und kollektiven Rechte, die Rolle der Frau in der Gesellschaft und in der Politik sind unsere Positionen einander diametral entgegengesetzt.“

Welche interne Plage würden Sie sofort beseitigen ?

„Das ist die Plage der Korruption. Ein Übel, das sich auf allen Ebenen der öffentlichen Verwaltung Palästinas einnistet. Dazu hätte ich von Abu Mazen klare Worte und präzise Verpflichtungen hören wollen. Dem war nicht so und das beunruhigt mich etwas.“

Tysir Khaled und Naif Hawatmeh standen immer für eine Zwei Nationen - zwei Staaten-Lösung, auch zu Zeiten, als der Restr der Palästinenser sich darin einig war, die Juden ins Meer treiben zu wollen. Die linkssozialistische DFLP hattte das Zustandekommen des Abkommens von Oslo durch ihre jahrelangen Kontakte zur israelischen Linken erst ermöglicht. Gedankt hat es ihr niemand.

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Freitag, 6. Januar 2006
Es herrscht Frieden im Land
Während der Islamismus als schwerste Bedrohung des Inneren Friedens auch in Deutschland betrachret wird, obwohl der islamische Terrorismus im Land selber bisher nicht spektakulär in Erscheinung getreten ist, gerät eine andere Gefahrenquelle mehr und mehr aus dem Focus der öffentlichen Wahrnehmung. Die Rede ist von der deutschesten aller Bedrohungen:

186 ANTISEMITISCHE STRAFTATEN UND KEIN HAFTBEFEHL IM DRITTEN QUARTAL 2005

Berlin: Im dritten Quartal 2005 wurden insgesamt 186 Straftaten mit antisemitischem Hintergrund gemeldet, die dem Bereich "Politisch motivierte Kriminalität - rechts" zugeordnet wurden. In den Angaben sind 10 Gewalttaten und 36 Propagandadelikte enthalten.
Dies erklärt die Bundesregierung in der Antwort (16/168) auf eine Kleine Anfrage der Linksfraktion (16/103). Laut Aufstellung wurden insgesamt 106 Tatverdächtigte ermittelt und 12 Personen vorläufig festgenommen.
Ein Haftbefehl wurde in keinem Fall erlassen, heißt es weiter. Die Zahl der geschädigten Personen wird mit sechs angegeben, über Art und Umfang dieser Schäden liegen der Bundesregierung aber keine Angaben vor.

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Mittwoch, 4. Januar 2006
Susanne Osthoff nimmt Stellung
Manchmal bringt ja auch der Stern Online sinnvolle Sachen. "Ich wollte mich eigentlich nur bedanken, und jetzt bin ich der Buhmann. Ich glaube, die Deutschen hassen mich.Keiner steht an meiner Seite, alle versuchen, mich als arme Irre darzustellen, die zwischen Bomben und Minen planlos durch den Irak hüpft." - diese Äußerungen spiegeln wieder, welche Auswirkungen eine informelle Medienkampagne hatte
http://rebellmarkt.blogger.de/stories/363979/#364391, http://bz.berlin1.de/aktuell/news/051230/osthoff.html,

gewürzt durch eine eigentümliche Mischung aus Hochhalten der Werte "Familie" und "Christliches Abendland" mit Zynismus http://www.bild.t-online.de/BTO/news/2005/12/28/wagner/wagner.html.

Während also deutsche Hinrichtenkanäle für freies Hinterland für Grabraubprofiteure sorgen, denn längst ist das Thema komplett personalisiert und entpolitisiert, räumt Susanne Osthoff mit einigen Fehlinformationen auf, die sich auf ihre Person beziehen, z.B. mit der Behauptung, sie wolle zurück in den Irak. Tja, da wurde schon in aller Öffentlichkeit diskutiert, exklusiv für Frau Osthoff ein Bürgerrecht aufzuheben, das sie in der behaupteten Form gar nicht wahrnehmen will. Noch nicht mal mit der Rabenmutter kann man den Bild-Lesern dienen, watten Pech aber auch...

http://www.stern.de/presse/vorab/:Susanne-Osthoff-Ich-Irre/552468.html

FAZ zum gleichen Thema:

"Präsentation eines pathologischen Falles

Frau Slomka erläuterte, nach welchen Kriterien die Redaktion das Rohmaterial sendefertig gemacht hat. Frau Osthoff habe „das Bedürfnis” gehabt, „eine Vielzahl von Themen anzusprechen, bei denen man ihr inhaltlich nur folgen kann, wenn man über ein großes Hintergrundwissen verfügt”. Man habe sich daher „entschlossen, dieses Gespräch zu bearbeiten und hier im ,heute-journal' nur jene Passagen zu senden, die für deutsche Fernsehzuschauer inhaltlich nachvollziehbar und auch von öffentlichem Interesse sind”.

Nun ist es Alltag, ein Interviewband zu bearbeiten, das heißt zu kürzen, zumal um Versprecher oder Momente der Sprachlosigkeit, wie sie den vor Kameras ungeübten Menschen heimsuchen, auch wenn er nicht gerade aus drei Wochen Todesangst erlöst worden ist. Indem das ZDF die Selbstverständlichkeit herausstellte, weckte es den Verdacht, das nicht gezeigte Material müsse wohl für das Bild Frau Osthoffs noch ungünstiger sein, als was man sehen und hören durfte.

Vom ersten Wort an präsentierte Frau Slomka einen pathologischen Fall: „Psychisch” stehe Frau Osthoff „unter großer Anspannung”, auch der „öffentliche Wirbel” habe „tiefe Spuren” hinterlassen. Wollte das ZDF den Wirbel eindämmen? Der Sprecher des Senders gab an, man habe „das Gefühl” gehabt, „daß wir Frau Osthoff vor sich selbst schützen mußten”.

Kritik an der deutschen Botschaft unterschlagen

Auch Frau Slomka gab ihr ungutes Gefühl zu erkennen. Aber nicht Mitleid, sondern das Selbstmitleid des um das Interview des Jahres betrogenen Profis sprach aus ihren Worten, „in der konkreten Gesprächssituation” sei es „nicht ganz leicht” gewesen, „Zugang zu Frau Osthoff zu finden”. Den Zugang hatten die arabischen Kollegen geschaffen, in deren Studio Frau Osthoff sich befragen ließ. Frau Slomkas Aufgabe wäre gewesen, Antworten zu erwirken.

Das Bild der bis auf einen Sehschlitz verschleierten Deutschen mußte den Eindruck bestimmen, den Frau Osthoffs Botschaften an die ungeliebte, im bayerischen Akzent freilich überdeutlich nachklingende Heimat machten. Die „heute”-Redaktion hat mit ihren Strichen alles getan, um diesen Eindruck zu verstärken.

Das Ergebnis, die vom ZDF bearbeitete Susanne Osthoff, in der Zusammenfassung der „Bild”-Zeitung: „Redete wirres Zeug, ohne Zusammenhang, reagierte kaum auf die Fragen.” Der Wortlaut widerlegt die stillschweigend zur Stützung der Diagnose der Verwirrtheit geäußerte Behauptung, Frau Osthoff habe viele Themen angesprochen. Ein Thema dominiert, von dem das ZDF jede Spur getilgt hat: Frau Osthoffs Kritik an ihrer Behandlung durch die deutsche Botschaft vor der Entführung.

Keine Vorbereitung, keine Nachfragen

Daß sie aufgefordert worden sein soll, ihr Jahresbudget bis Ende Januar des Folgejahres auszugeben, daß man ihr gesagt habe: „Frau Osthoff, wir brauchen hier keinen Arabisten, wir brauchen hier eine Abrechnungsstelle” - wer, der mit deutschen Bürokraten zu tun hatte, könnte das nicht nachvollziehen? Was triftig erscheint an diesen Vorwürfen, das zu ermitteln wäre ja wohl die Arbeit der Nachrichtenredaktion einer öffentlich-rechtlichen Anstalt, die im Zweifelsfall mitteilen könnte, das Auswärtige Amt verweigere eine Stellungnahme, man werde auf die Sache zurückkommen.

Marietta Slomka, Inbild der Smartness unter den moderierenden und ach so gefährlichen Frauen, blieb die simpelste Nachfrage schuldig. Natürlich wurde Frau Osthoffs schnippische Rüge herausgeschnitten, Frau Slomka hätte sich wenigstens durch Anhören des Interviews mit Al Dschazira vorbereiten können.

Medienkritik als Zeichen eines verwirrten Geistes

Just zu dem Zeitpunkt, da in der deutschen Presse, auch in dieser Zeitung, Zweifel an der Seriosität von Susanne Osthoffs archäologischem und humanitärem Engagement artikuliert wurden, verweigerten ihr die Therapeuten vom ZDF die Möglichkeit, ihre Sicht der Dinge darzulegen. Man ließ ihr den Appell, die Deutschen sollten sich einmal „Gedanken über den Hintergrund machen, daß sie nicht weit von dem Ganzen entfernt sind”.

Es klingt wie eine Weltverschwörungstheorie, wenn sie anfügt: „Irak ist auch bei uns, ich habe ja erwähnt warum”, aber dieses vorher Erwähnte ist der Bearbeitung zum Opfer gefallen - die hohe Zahl irakischer Emigranten in Deutschland. „Die Leute schauen ja viel Fernsehen”, denen muß man nicht groß erklären, wie eine Entführung abläuft. Diese sarkastische Medienkritik zieht sich durch das Interview und dürfte den ZDF-Bearbeitern als untrügliches Zeichen eines verwirrten Geistes erschienen sein. Das verstörende Zeichen der Vermummung deutet sich von selbst: Susanne Osthoff wußte vorher, daß sie im deutschen Fernsehen nur bloßgestellt werden konnte."

F.A.Z., 30.12.2005, Nr. 304 / Seite 31

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Dienstag, 3. Januar 2006
Niedersächsischer Innenminister mit fesselnden neuen Ideen
Niedersachsens Innenminister Schünemann verhebt sich, so scheint´s, gerade an präventiven Zwangsmaßnahmen. Aus einer Pressemitteilung der niedersächsischen PDS-Die Linke:

Innenminister Schünemanns Gewaltphantasien stoppen!

Pünktlich "zum Fest der Liebe" startete der christlich-demokratisch
firmierende nds.Innenminister Schünemann seine Aktion "Elektronische
Fußfesseln für gewaltbereite und hasspredigende Asylbewerber".

Diese Schünemann-Aktion stellt einen massiven Angriff auf die
Menschenrechte und die Grundsätze der Rechtsstaatlichkeit dar, wie sie
in jüngster Zeit nur aus dem Hause des G.W.Bush bekannt wurden.

Bisher galt als rechtsstaatlicher Grundsatz, der Staat darf die Freiheit
eines Menschen nur einschränken nach einem ordentlichen
Gerichtsverfahren zu einem konkreten Gesetzesverstoß oder vorübergehend
zur Abwendung einer nachweislich unmittelbaren Gefahr durch einen
Tatverdächtigen, per Haftrichterbeschluss.

Im krassen Gegensatz dazu will Innenminister Schünemann die Freiheit
von Menschen beschränken, denen kein Gesetzesverstoß vorgeworfen werden
kann,
sondern von denen Regierungsbehörden behaupten, sie könnten Straftaten
begehen.
Solches "Recht" der Regierung gab es in Deutschland unter dem
Nazi-Regime, wo
"Regimegegner" in "Schutzhaft" genommen wurden.
Tatsächlich ist Innenminister Schünemann auch schon im Bundesrat mit
solch
einer Gesetzesinitiative zur "Schutzhaft" gescheitert!

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Sonntag, 1. Januar 2006
Merkels Neujahrsansprache
Bei Bundesangies Neujahrsansprache stach mir ins Ohr, dass sie die Verantwortung, die der Staat für in Not geratene Bürger übernimmt, am Fall Chrobog exemplifizierte. Osthoff wurde nicht genannt. Geht die Ausgrenzung und Verächtlichmachung von Susanne Osthoff schon so weit, dass die Bundeskanzlerin da mitmacht? Sehr bedenklich, wenn die öffentlich in Erwägung gezogene Aufhebung der Freizügigkeit (immerhin ein Bürgerrecht) für Susanne Osthoff daneben gesehen wird. Können demnächst politisch unliebsame Bürger an der Ausreise in bestimmte Länder gehindert werden?

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Samstag, 31. Dezember 2005
Wie hip ist eigentlich Al Kaida?
Die Frage, die sich zugegeben anhört wie aus der "Titanic", ist durchaus ernst gemeint. Beim Girl hatten wir vor geraumer Zeit eine sehr anspruchsvolle und facettenreiche Diskussion zum Thema "Hipness und politische Gesinnung", die über das, was etwa bei Wikipedia zu solchen Themen zu lesen ist oder was ein Diedrich Diederichsen darüber zu sagen hat weit hinausgeht, andererseits an einigen Stellen mehr über die Diskutanten als über den Diskussionsgegenstand aussagte. http://girl.twoday.net/stories/1246705/#comments

Während sich die Frage nach dem Soundtrack oder der Mode der Neocons nicht eindeutig beantworten lässt (was durchaus interessant ist, sind doch, wenn sie nicht als Solitäre agieren, sondern zur einschlägigen Szene gehören, Linksradikale, Ökopazifisten, Feministinnen, engagierte Schwule oder Stiefelnazis sehr eindeutig an den Klamotten erkennbar und haben in der Regel auch bestimmte szenespezifische Vorlieben und Abneigungen im Musikgeschmack), so fällt etwas Anderes ins Auge: Bin Laden und Konsorten beherrschen den Gebrauch der Popkultur perfekt. Die Anschlagsvideos waren professionell inszeniert und haben mit der MTV-Clipkultur mehr zu tun als etwa mit den Bekennerschreiben der RAF, deren Credo die Unverständlichkeit für Nicht-Antiimperialisten war.
Das ist insofern bemerkenswert, als dass Bin Laden & Co einer Richtung des Islam anhänge, in der eigentlich das totale Bilderverbot gilt. Die Taliban hatten alle Kinos in Afghanistan geschlossen, und legt man das Bilderverbot streng aus, dürften nicht einmal Pflanzen gezeichnet werden. Mit suggestiven, perfekt inszenierten Bildern für eine Gesellschaft des totalen Bilderverbots?

Osamas Mannen verstehen sich nicht nur auf Inszenierung mit Mitteln der Popkultur, sie zeichneten sich zumindest in der Vergangenheit, wenn sie sich im Westen bewegten, auch durch besondere Modebewusstheit aus, was ihnen den Spitznamen Gucci-Guerrilla einbrachte. Um der Wahrheit die Ehre zu geben: Ich Modebanause habe von der Eistenz der Marke Gucci erst durch die Berichterstattung über Al Kaida erfahren. Neben der Weltläufigkeit und Medienkompetenz der Terroristen sticht aber noch etwas ganz anderes ins Auge:In manchen islamischen Ländern ist es für männliche Jugendliche der dernier crie, in Usama- oder Djihad-T-Shirts rumzulaufen, und das hängt keineswegs unbedingt mit Bekenntnis zum Islamismus zusammen, sondern ist häufig ein frapper les bourgeois, ähnlich, wie hierzulande ein T-Shirt mit DDR Wappen und Schriftzug "Ministerium für Staatssicherheit" nicht unbedingt ein politisches Bekenntnis beinhaltet, sondern häufig nur den Wunsch, der Coolste in der Disco zu sein, political incorrect halt. Dies spielt sich allerdings ab vor einer sehr komplexen Matrix der Symbole zwischen Orient und Okzident.

http://www.g26.ch/marokko_news_0407.html

Zusammengefasst: Bedeutet Al Kaida nicht nur eine neue, erschreckende und menschenverachtende Qualität des Terrors, sondern auch "Islamismus meets Popkultur"? Es will so scheinen.

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Mittwoch, 28. Dezember 2005
Der Ursprung der New Economy
Ein Main Topic auf Rebellen ohne Markt ist ja Dons These, dass die Popkultur der Popper und Yuppies einerseits eine Rebellion gegen die kulturelle Dominanz der 68er, andererseits ästhetische Matrix für die PR-Schlachten der New Economy war. Ein sehr lesenswertes Buch legt nahe, dass bereits die 68er die New Economy erfunden haben, nämlich in Form der Popindustrie. Das sehr lesenswerte Buch "Das Geschäftsjahr 1968/69" von Bernd Cailloux schildert eine der uns bekannten NE extrem parallele Entwicklung, bei der die Erfinder des Disco-Stroboskops im Mittelpunkt stehen. Eigentlich müsste man nur ein paar Details austauschen, um die Geschichte eines Startups aus dem Jahr 2000 zu erzählen. Natürlich klappt das auch Retro: Man ersetze Koks, Exstasy und Speed durch Opium, Haschisch und Captagon, den TT durch einen Citroen Pallas, Aids durch Hepatitis und Internetmilliardäre durch Immobilienhaie. Ansonsten - alles dasselbe!

http://www.netzeitung.de/buecher/belletristik/370956.html

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Zum Gipfel nochmal
Da traf sich also die politische Elite dieser Welt in Hongkong, um neue Terms of Trade auszuhandeln. Für die Mehrheit der Weltbevölkerung ist ein WTO- oder IWF-Gipfel wie ein Ball in Draculas Turm. Kurz waren Fernsehbilder zu sehen, die zeigten, wie Demonstranten in maßloser Wut mit meterlangen Zaunlatten auf Hongkonger Polizeibeamte einprügelten, jedoch wurde über den Hintergrund nicht berichtet. Nicht etwa linksradikale Studenten waren das, sondern südkoreanische Bauern, denen mit der geplanten Öffnung des südkoreanischen Marktes für chinesische Agrarprodukte gerade die Existenzgrundlage wegverhandelt wurde. Anders als in Deutschland, wo außer den Zucker-Protesten deutscher Landwirte die Thematik keine größere Öffentlichkeit erreichte, war der Gipfel in Südkorea Thema vielfältiger und spektakulär vorgetragener Proteste, bis hin zu einem Bauern und Dorfbürgermeister (Chung Yong-Bum), der öffentlich seine eigenen Insektizide trank und damit aus Protest
gegen die Liberalisierung der Agrarmärkte seinem Leben ein Ende setzte.

Neben diesem Thema, das uns nach solchen Errungenschaften wie der Abfischung spanischer Küsten durch japanische Thunfabrikschiffe, die ihren Fang nach Japan transportieren, wo die spanischen Fischereikonzerne auf der Tokyoter Fischbörse dann Thunfisch für die spanische Gastronomie einkaufen können, während in uralten Thunfischerdörfern wie Zahara des los Athunes die arbeitslosen Fischer aufs Meer hinausstarren, künftig noch weit mehr Wahnsinn bescheren dürfte, den die EU zum Schutz der europäischen Bauern wahrscheinlich wieder durch ein neuerliches bizarres Subventionskarrussel konterkarieren wird, neben diesem handfesten Wahnsinn also, dem eine Regionalisierung der Märkte unter der Vorgabe der Nachhaltigkeit vorzuziehen wäre, erwartet uns eine von der westlichen Öffentlichkeit fast unbemerkte neoliberale Sauerei von katastrophaler Konsequenz für Dienstleister. Das Gats-Abkommen regelt die Aufgaben des internationalen Dienstleistungsverkehrs.
Hierzu gehört die Privatisierung
öffentlicher, zum Beispiel kommunaler Dienstleister weltweit. Künftig sollen öffentliche Verwaltungen verpflichtet werden, die Auftragsvergabe für Rechnungserstellung, Müllabfuhr oder Sozialhilfe, Schulbusbeförderung etc., wenn diese an private Dienstleister outgecourct werden soll, ausschließlich nach marktwirtschaftlichen Prinzipien auszurichten, im Klartext:Bevorzugung des billigsten Angebots ohne autonomes Entscheidungsrecht der öffentlichen Auftraggeber. In Verbindung mit der Liberalisierung des internationalen Dienstleistungsverkehrs bedeutet dies im Zweifelsfall, dass zum Beispiel us-amerikanische oder europäische Kommunen genötigt werden, IT-Dienstleistungen nach Bangalore oder Hyderabad auszulagern. Sowohl das Gats-Abkommen als auch alle anderen WTO-oder EU-Abkommen schließen eine Aufkündigung dieser Bestimmungen aus: eine Rücknahme der Bestimmungen verpflichtet vertraglich zur sofortigen Aufnahme von Verhandlungen über Ausgleichsmaßnahmen.

Ob das das letzte Wort ist, möchte ich dennoch bezweifeln. Es wird höchste Zeit, dass Regierungen es wagen, ein Primat der Politik wiederherzustellen. Angenommen, eine Bundesregierung, die allerdings aus ganz anderen Leuten bestehen müsste als unser jetziges politisches Personal, würde sich weigern, solchen Bestimmungen zu folgen, weigern, Verhandlungen über Ausgleichszahlungen und ein Gegenprogramm zum Neoliberalismus formulieren, was wollen WTO und US-Regierung dann eigentlich machen? Truppen gegen Berlin schicken? Na, vielleicht bekommen die stolzen Fregatten der Bundesmarine und die lautlosen neuen U-Boote ja dann mal einen Sinn :-)

Ehe ich jetzt ins nationalbolschewistische Horn stoße - eine Achse Berlin-Tripolis-La Havanna-Caracas ist meine Sache nun doch nicht, wenn auch eine lustige Idee - so hoffe ich doch, dass es ihnen gründlich misslingen wird. Es sind nicht die letzten Mollies, die in Hongkong geworfen wurden.

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Montag, 26. Dezember 2005
Wulff-Bashing II
Ich hatte ja schonmal meine Meinung zur Klientelpolitik des niedersächsischen Ministerpräsidenten zum Besten gegeben http://che2001.blogger.de/stories/353024/. Der Mann macht weiter wie befürchtet: Eigentlich stünde jetzt ein Ausbau der Fachhochschule Hildesheim-Holzminden-Göttingen an, mit neuen Standorten in Braunschweig und Goslar. Dies ist auf Betreiben Wulfffs nun gecancelt worden, stattdessen wird die Fachhochschule in Hildesheim in genau dem Ausmaß aufgestockt, in dem in BS und GS nicht investiert wird. Hintergrund: Hildesheim ist katholisch und Sitz eines Weihbischoffs. Wulff betreibt Bildungs- und Standortpolitik gnadenlos im Sinne seiner Klientel, und das sind der katholische Klerus, die Lokalbourgeoisie von Osnabrück und die niedersächsischen Hühnermast- Legebatterien- und Güllepolderbarone. In diesem Klientelismus geht er so weit, sich mit ganzen Regionen anzulegen, und darüberhinaus mit VW, wo Porsche ihm schon einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Das ist etwa so, als ob ein rheinland-pfälzischer MP Politik gegen die Interessen der Städte Worms, Koblenz und Speyer machen und sich außerdem mit der BASF anlegen würde, oder ein bayerischer MP Niederbayern und Franken gezielt benachteiligt und sich nebenher handfesten Ärger mit den Vorständen von BMW und Audi leistet. Wenn Wulff meint, Niedersachsen bajuwarisieren zu können, so erreicht er im Gegentum eher, dass der nächste niedersächsische Landesvater Jüttner oder Gabriel heißt. Das wäre immerhin ein Erfolg, den ich anerkennen würde :-)

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Donnerstag, 22. Dezember 2005
Victoria! Salud, Evo Morales!
Mit dem Aymara-Indio, Cocabauern und Che-Guevara-Bewunderer Evo Morales hat ein Mann die Präsidentschaftswahlen gewonnen, der versprochen hat, die Situation der Ärmsten in Bolivien wesentlich zu verbessern. "Der am meisten verachtete, verhasste, erniedrigte Sektor hat jetzt die Fähigkeit, sich zu organisieren", so kündigte Morales selber die ausstehenden Veränderungen an. Zu den Forderungen der ihn tragenden Basis gehört insbesondere die Verstaatlichung der Gas- Öl- und Montanvorkommen des Landes als Basis der Finanzierung sozialer Leistungen. Spannend wird es auch hinsichtlich der Coca-Waffe werden: Morales hat keineswegs vor, die Coca-Embargo- und -Vernichtungspolitik der USA mitzumachen. Er ist zwar kein Freund der Drogenkartelle, wohl aber für legalen Cocaanbau und -Handel. In Bolivien wurde auch schon über einen staatlich kontrollierten Cocaexport für medizinische Zwecke nachgedacht. Für die Bush-Andminstration ist der Wahlsieg Morales´ein wahrgewordener Alptraum. Der Neoliberalismus hat in Südamerika eine schwere Niederlage davongetragen.

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Mittwoch, 21. Dezember 2005
Is echt Biedermeier, ey!
Der Don ist ja nicht der Einzige, der Sinn für schöne alte Möbel hat. Beim Anblick dieser Ottomane wurde mir das Herz etwas schwer. Ich muss bekennen: Ich habe ein nicht ganz so schönes und vom Polster her runtergekommenes, aber restaurierbares Möbel, die in meiner alten WG so genannte "Logopädencouch", achtlos zugunsten eines Porta-Schlafsofas weggegeben. Ja, richtig, das war in meiner NE-Zeit.

Andere, wunderschöne Beispiele gewesener norddeutscher Dekadenz finden sich rundherum, und ich muss an die reichhaltige Hausbar eines adligen Bekannten denken, die ähnlich aussieht, die er aber im Leben nie verkaufen würde.



Eine antike Kommode habe ich selber; dieses Stück aber, aus Mahagony mit Intarsien aus Ahorn- und Nussbaumwurzelholz stellt alles in den Schatten, was es bei uns im Haus so gibt.



Schon mal was von "Reitergläsern" gehört? So, wie es früher Reiterpistolen gab, die viel längere Läufe hatten als die Version fürs Fußvolk, waren Reitergläser überdimensional große Sektfleuten, aus denen der Adel nach erfolgreicher Parforcejagd im Sattel auf die Beute, oh pardon, die "Strecke" anstieß.



Alles original Biedermeier, also von vor der 48er Revolution! Bei den Hannöverschen und Braunschweiger Revolutionen 1830-33 gelangte plünderungstechnisch Einiges davon auch in so manchen ärmeren Haushalt, die zu Geld gekommenen Nachfahren waren stolz auf diesen Besitz, die finanziell klamme und ästhetisch indifferente Urururenkelgeneration macht die Kostbarkeiten wieder zu Geld. Im Laden nebenan ist ein kompletter Hifiturm von Sony mit Boxen für 99 Euro zu sehen.

Good times for Schnäppchens, anyway.

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Montag, 19. Dezember 2005
Pussy Prosa Preis
Vorbemerkung: Ob das eine richtig schön schlechte erotische Geschichte mit Schaudergarantie ist, möchte ich bezweifeln. Es ist eine Lebenserinnerung, der ich eher mit Sehnsucht nachhänge, aber für Dons Award sicher nicht dekadent genug, dafür eventuell zu schlüpfrig. Egal, soll das Publikum urteilen.


Amanda war anders als wir. Sie wohnte zwar in unserer Spontivilla, aber in einer WG, die sich vom Rest erheblich unterschied. Waren wir teils Autonome, teils Späthippies und teils Punks, teils auch unpolitische Normalstudis auf einem befristeten Freaktrip, so war das unsere Yuppie-WG. Stets allerletzter Chic, mit aufwändigen Hobbies wie Windsurfen und Segelfliegen, Champagner statt Bier. Im Gegensatz zu den üblichen Tempo-Zeitgeist-Luschen nahmen sie ihre Hobbies sehr ernst, einer hat zum Beispiel in einem selbstgebauten Segelwagen die Sahara durchquert. Amanda war auch in dieser WG nochmals etwas ganz Besonderes. Bildschön, blond, langbeinig und so gutaussehend, dass sie ohne Weiteres als Model hätte arbeiten können, Diplomatentochter mit recht seltsamen politischen Ansichten, die damit zusammenhingen, dass ihr Weltbild in völlig unterschiedlichen Staaten mit unterschiedlichen Gesellschaftssystemen geprägt wurde. Also, Amanda kam gerade aus Barbados zurück. Ich traf sie an einem strahlenden Junitag, die Vögel zwitscherten und es schneite Blüten, sie begrüßte mich herzlich und wir unterhielten uns über Barbados. "Du bist gar nicht besonders braun", meinte ich und sie erwiderte grinsend "das siehst Du anders, wenn Du erst die Stelle gesehen hast, wo ich das Bikini-Höschen getragen habe."

Ich weiß nichtmal mehr, was ich darauf geantwortet habe - ich war damals eher schüchtern und nicht sehr schlagfertig - aber soviel war klar: Sie hatte mich auf der Liste.

Ein paar Tage später lag ich noch um 14.30 in meinem Bett, da ich eine schwere Zechprellung auskurierte, ach Quatsch, eine der heftigeren Feten hinter mir hatte. Die Tür zum Garten stand offen, und plötzlich materialisierte sich Amanda in meinem Zimmer. "Hi!" sagte sie und grinste freundlich, "ich wollte mal sehen, was Du so machst. Ich hoffe, ich störe nicht, auf die Bude rücken wollte ich Dir nicht."
"Aber Du störst gar nicht, komm doch in mein Bett," erwiderte ich leichthin, war aber völlig überrascht (das war mehr als Spruch gemeint, ich feilte damals ja ständig an meiner noch nicht vorhandenen Coolness), als sie dem Folge leistete. Im Nu lagen wir küssend auf- und nebeneinander und zogen uns gegenseitig aus. Beim Anblick ihrer schwarz behaarten Muschi kamen mir etwas abwegige und überflüssige Gedanken ("wieso haben eigentlich alle Blondinen schwarze Schamhaare? Sind die nicht echt blond, oder ist blond eigentlich schwarz - die haben meistens ja auch schwarzen Haaransatz"), die ich aber nicht weiterverfolgen konnte, da Amanda mir geschickt meine Genussorgane massierte und wir dann ziemlich schnell ziemlich heftig zur Sache kamen. Nachdem wir uns etwa eine Stunde mit Lippen, Zunge, Nägeln und Zähnen rauf-- und runter bearbeitet hatten, sagte sie "Sorry, aber ich muss jetzt gehen. Reinhard wartet." Reinhard. Ihr Lover, dem sie ständig Hörner aufsetzte. Reinhard, über den sich die Männer in meinem Bekanntenkreis schlapplachten. Aber auch der einzige Mann, mit dem sie auf Dauer zusammen war.


Obwohl wir im gleichen Haus wohnten, sahen wir uns über eine Woche nicht. Mitten in der Nacht kam dann meine Mitbewohnerin Heike und fragte mich, ob ich mit Fatma, der Übernachtungsgästin von Archie, ausgehen könnte. Ich verstand zwar nicht, wieso ich Fatma für Archie Gassi führen sollte, aber ich machte es. Wir zogen durch ziemlich viele Kneipen, und je länger die Nacht wurde, umso zudringlicher wurde sie. Zugebenerweise auf eine niveaulose Art - zum Beispiel fing sie ohne besondere Einleitung an zu erzählen, sie sei so eng gebaut, dass die Kerle alle nach den ersten paar Minuten in ihr kommen würden - aber zumindest war klar, wie der Abend (der längst ein Morgen war) enden würde. Zunächst mal landeten wir in jenem Club, in dem letztlich alle großen Kneipenzüge früher oder später landeten. Die einzigen Gäste außer uns waren Amanda und Reinhard. Reinhard würdigte mich keines Blickes und erwiderte meinen Gruß nicht, aber Amanda verließ nach wenigen Minuten ihren Platz und kam zu uns rüber. Es war mir ein Fest der Genugtuung, Fatma Öhrchen knabbernd auf dem Schoß gepflegt mit Amanda zu plaudern und sie zu einer Fete einzuladen, deren Anlass ich heute nicht mehr weiss, die mir damals aber sehr wichtig war und dabei zu sehen, wie Reinhard vor sich hin kochte.

Um fünf Uhr morgens zu Hause angekommen, über eine Stunde Monolog von Fatma zugehört, fand ich auf die Frage, wie ich ihre Beine fände, endlich Gelegenheit, sie mit einem Kuss zum verstummen zu bringen und dann zu sagen "Mich interessiert mehr, was zwischen Deinen Beinen ist." Sie fragte zurück "Warum willst Du mit mir schlafen?", und sie fragte das so neutral-sachlich, als ob sie nach der Uhrzeit gefragt hätte. "Weil ich scharf auf Dich bin", erwiderte ich und war basserstaunt - die ganze Nacht durch redet die Frau nur über Sex und wie scharf sie selber doch ist, und dann diese Frage. Ich griff unter ihr Shirt, nahm ihre schönen, straffen, runden Brüste in die Hand und massierte sie sanft durch. Wir hatten einen Quickie auf dem Teppichboden, dann schliefe wir beide ein. die zwei Meter zum Bett schafften wir nicht mehr.


Am nächsten Tag, ich hatte Fatma noch zum Bahnhof gebracht, erfuhr ich von Archie, dass es sich um eine Prostituierte aus der Libanesen-Mafia handelte, die auf der Flucht vor ihrem Luden war.
Schlagartig fiel es mir wie Schuppen aus den Haaren: Das ganze Pussypalaver von wegen zu eng gebaut, der Qualität ihrer Beine etc. war kein Angrabungsversuch gewesen, sondern für sie berufsbedingt ein normales Alltagsgesprächsthema. Mit mir erst eingehakt und dann Hand auf Arsch zu flanieren war die einzige Art des Mit Männern flanierens, die sie kannte, ebenso, wie es in einer Bar normal für sie war, sich einem Mann auf den Schoß zu setzen. Das hatte sozusagen alles nichts mit mir zu tun gehabt. Daher auch die beiläufig interessierte Frage, warum ich mit ihr schlafen wollte.


Die Fete kam. Es war eine interessante Mischung von Leuten anwesend: Amanda und ihre Yuppie-WG, meine eigenen Wohngenossen und eine Gruppe von Autonomen, mit denen ich gerade eine jener vermummten nächtlichen Aktionen durchgezogen hatte, von denen man nicht redet. Es war ein Experiment: Würden diese Leute einander verstehen?

Vor allem aber verspürte ich die Sehnsucht, Amanda noch einmal ins Bett zu kriegen. Dazu nahm ich verbalerotiktechnisch den Abend mit Fatma zum Aufhänger. Aber ach! Amanda hörte sich das mit amüsiertem Interesse an, wer dadurch aber richtig aufgegeilt wurde und sofort anfing, an mir herumzufingern war Sarah, eine von den Gästen aus der autonomen Szene, ein ganz junges Küken. Das konnte ich nun gar nicht brauchen: Eine mich umarmende und betatschende Sarah war die schlechteste Voraussetzung, um Amanda ins Bett zu kriegen. Sarah einfach zurückzuweisen war mein Ding auch wieder nicht. Aber geschlafen habe ich mir ihr nicht; als ich erfuhr, dass sie noch minderjährig war, gab ich ihr sanft zu verstehen, dass da mit mir nichts liefe. Das war aber leider, als Amanda längst gegangen war, die wohl ein recht schiefes Bild vom Verlauf des Abends bekam.

Mit Amanda lief auch nichts mehr, aber bei ihr galt ich nun als Wüstling. Dabei war ich ein sexuell noch ziemlich unerfahrener Single, der ab und an, eher sehr gelegentlich, seine One-Night-Stands hatte. Indes, die Unbefangenheit, mit der diese damals erfolgten, hätte ich heute gerne zurück.

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Sonntag, 18. Dezember 2005
Partnership in torture reloaded
Auch wenn es erfreulich klingt, dass die USA nunmehr auch im Umgang mit Terriorverdächtigen strikt darauf achten wollen, dass diese nicht mißhandelt werden und neue Antifoltergestze verabschiedet werden sollen, zeigt sich andererseits, wie groß der Eisberg ist, dessen Spitze hier sichtbar wird: Antifoltergesetze? In einem Staat, der das Abkommen gegen Folter, unmenschliche oder erniedrigende Behandlung oder Strafe unterzeichnet hat, über 200 Jahre nach der Proklamation der Menschenrechte? Antifoltergesetze in einem Staat, der in punkto Häufigkeit von Hinrichtungen in der gleichen Liga spielt wie der Iran. Antifoltergesetze in einem Staat, in dem Hookey Williams, der als Autor gegen Gewalt gerichteter Kinderbücher erfolgreich exemplifiziert hat, was in punkto Resolzialisierung möglich ist, in dem also dieser vollständig resolzialisierte Verbrecher 25 Jahre nach seiner Tat hingerichtet wurde und arnold Schwarzenegger nachgewiesen hat, dass er wohl auch im echten Leben ein Terminator ist.

There is a mean stream in America´s character, it will may be 500 years to till it.

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Detlev Lengsfeld und das Mobbing
Das Arbeitsgerichtsverfahren um Mobbing-Opfer Detlev Lengsfeld - ich hatte wiederholt darüber berichtet- wurde mittlerweile gegen Zahlung einer wohl ziemlich hohen Abfindung beendet. Hierbei verlautbarte, dass es bei Gericht nicht gut angekommen sei, dass Lengsfeld mit der Causa in die Öffentlichkeit gegangen ist. Das täte den Damen und Herren wohl so passen; ich fände es ja viel ersprießlicher, wenn mal aus Arbeitsgerichtsprozessen life gesendet würde, damit die Bevölkerung die Arbeitswirklichkeit anno 2005/6 life um die Ohren gehauen bekommt :-)


Aber keine Sorge, Whistleblowing hat Zukunft, und gemeinsam werden wir schon dafür sorgen, dass schmutzige Details über üble Unternehmenspraktiken immer wieder an die Öffentlichkeit gelangen, zum Beispiel hier: http://rebellmarkt.blogger.de oder hier: http://girl.twoday.net, natürlich hier: http://pathologe.blogg.de und immer wieder und ganz besonders hier: http://lanu.blogger.de.

Also, Leuteschinder und Personalquäler, die Jagd ist eröffnet.

Halali!

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Donnerstag, 15. Dezember 2005
Germany and USA: partnership for torture
Nicht nur al Masry wurde entführt, auch der deutsche Staatsbürger Muhammad Haydar Zammar sitzt in Syrien in Haft und wurde dort in einem bekannten Folterknast von deutschen Beamten vernommen. Syrien ist ein Land, in dem Fragen von Angehörigen, ob sie Inhaftierte sehen können, mit "wir werden die Leiche schon noch freigeben" beantwortet werden und in dem tatsächlich erst kürzlich Gefangene unter der Folter gestorben sind. Auch in Guantanamo haben deutsche Beamte Gefangene verhört. Wundern tut mich das nicht, ist doch Folter auch in Deutschland Praxis. Ich meine hiermit nicht die spektakuläre und in der Tat sehr grenzwertige Frankfurter Entführungsgeschichte, sondern den täglichen Umgang mit abgelehnten Asylbewerbern, die regelmäßig unter Betäubungsmitteln, gefesselt und geknebelt abgeschoben werden und dabei öfter mal ums Leben kommen (vgl. Cola Bankole), rätselhafte Todesfälle im Abschiebeknast (vgl. vorletztes Posting), den Anblick von mit roten Striemen bedeckten Rücken nach dem Ende einer Revolte im Kasselaner Knast vor einigen Jahren oder den Einsatz von Tränengas und elektrischem Viehstock gegen des Drogenhandels verdächtige Afrikaner in Bremen. Nach meinem Rechtsempfinden ist das längst nicht mehr nur ein Fall Steinmeier und ein Fall El Masry, sondern es gehörten ebenso Schily und Zypries sowie etliche Länderminister vor einen Untersuchungsausschuss "Folter durch deutsche Behörden".

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