Sonntag, 4. Februar 2007
Das Kind
Mal wieder meine 13jährige Nichte erlebt und genossen.In einem Gespräch mit meinem erwachsenen Neffen fiel das Wort RAF, da sagt sie"Das waren doch die mit der klammheimlichen Freude nach der Erschießung von Buback", und als sie ezählt, wie sie leben will, wenn sie groß ist, sagt sie, sie wolle einen Job, der sie richtig fordert, und dann einen Mann, dem sie sagt, wo es lang geht und der ihr den Haushalt führt. Als Opa einwendet, das könne im Scheidungsfall sehr problematisch werden wg. Alimente, sagt sie "Gut, nehme ich mir eine Lesbia, da muss ich keinen Unterhalt zahlen."

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Viva la armada montanara!
In der von mir abonnierten Zeitschrift "Mare" las ich gerade, dass Bolivien, ein Land, das keinen Meereszugang hat und im Durchschnitt 3000 Meter hoch liegt, eine Pazifikflotte unterhält. Bolivien erhebt Anspruch auf Teile der peruanischen und chilenischen Küste und hat daher eine Gebirgsmarine, die zwar auf dem Titicacasee übt, aber keine großen Schiffe besitzt und dem Anspruch nach eine Pazifikflotte ist. Immerhin veranstaltet sie höchst schneidige Paraden, die bei der patriotischen Bevölkerung sehr beliebt sind.

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Samstag, 3. Februar 2007
Voll proletarisch, woll.
"Was macht eigentlich der Dingenskirchen?" "Der hat jetz auselernt und kommt in Halle vierenfuffzich. Opa das mit die vielen Roboters hinkricht binnich ja skeptizissimo."

Herrlich, mal wieder solche Gespräche mitzubekommen, erinnern sie mich doch an die eigenen Wurzeln.

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Donnerstag, 1. Februar 2007
Pro-Israel-Demo wird zum Debakel
Da hatten zwei antideutsche Sektierergruppen zur bundesweiten Pro-Israel-Demo in Berlin aufgerufen und mit 5000 DemonstrantInnen gerechnet. Tatsächlich kamen 650. Ursächlich für die geringe Beteiligung war u.a. die Tatsache, dass jüdische Organisationen sich weigerten, sich vor den antideutschen Karren spannen zu lassen. Daher wird nun im antideutschen Lager harsch mit deren Funktionären abgerechnet.

http:
//calvelli.blogspot.com/2007/01/der-generalsekretr.html


Nun sagte Mao tse Tung, den ich an sich für einen durchgeknallten Diktator halte, einmal etwas, das gar nicht so falsch ist, nämlich: "Gegenüber den Volksmassen erscheinen linke Intellektuelle oft peinlich bis zur Lächerlichkeit", und wenn ich mir so die Geschichte westdeutscher Linksversprengter ansehe, in Kontakt mit "den Volksmassen" oder auch nur marginalisierten oder bedrohten sozialenGruppen zu kommen, so wird dies regelmäßig bestätigt. Von der Agitation des KBW vor den Werkstoren von Bosch bis hin zu den Schwierigkeiten von Haudruff-Antifas mit Ausländerbeiräten gibt es da einen langen Weg. Rühmliche Ausnahme bildete nur die Zusammenarbeit von autonomen Antirassismusgruppen mit Flüchtlings, die bis zu einer gegenseitigen Durchdringung der eigenen Lebenswelten führte, aber dies war eine organische Entwicklung mit jahrelangen Lernprozessen und nichts, was sich steuern ließe. Während nun von verschiedenen antideutschen Stimmen die israelitischen Kultusgemeinschaften und einzelne Vertreter des Zentralrats angegriffen werden, möchte ich einmal wiedergeben, was ich von jüdischen Bekannten dazu vernommen habe. Im Wesentlichen ist die Wahrnehmung dort dergestalt, dass Rassismus und Antisemitismus in der deutschen Gesellschaft insgesamt zunehmen. Deshalb wird zunehmend die Diskussion mit Vertretern des Islam gesucht, zudem in Anbetracht der Gewalt von Neonazis eine Interessengemeinschaft z.B mit Türken und Schwarzafrikanern gesehen. In Anbetracht dessen ist die Islamfeindlichkeit der Antideutchen etwas, das als suspekt angesehen wird, zudem werden sie als sehr sehr deutsch wahrgenommen. Man könnte auch sagen, die meisten Juden fühlen sich sehr unbehaglich an der Seite von Leuten, deren Muslimhass sich aus einer ähnlichen Quelle speist wie der bei Deutschen sonst vorkommende Judenhass, sie spüren auch, dass das Eine leicht ins Andere umschlagen kann.


Ich denke, die Antideutschen, sie wollen einfach die "Lufthoheit über das Zwanghafte".

Dieter Nuhr meinte, nur wer ganz fest glaubt und ohne Zweifel ist, kann sich in die Luft sprengen. Das kann man erweitern: nur wer ganz fest glaubt und ohne Zweifel ist, kann außer sich selbst die ganze Welt zu einer antisemitischen erklären ohne sich selbst für vollkommen bekloppt zu halten.


Kürzer gesagt:

Hier wird ganz deutlich, worum es geht: Der Jud´will die Verdammung sog. "linken Antisemitismus" einfach nicht mitmachen und wird dafür als Appeaser gehänselt. Der Jud´sieht außerdem eine partielle Interessenidentität mit dem Muselman, weil die rassistische Gewalt sich gegen beide gleichermaßen richtet, und das will der Antideutsche, der dem Jud´ genau deswegen suspekt ist, nicht einsehen. Der Antideutsche kritisiert den Jud´auch dafür, dass er sich als deutscher Jud´sieht und nicht als israelischer Kombattant. Ohne Belehrung des Deutschen, wie der Jud´sein Judsein zu leben hat geht es nimmer.

Und da sagt dann mancher Jud´:

Nie, nie, nie wieder Antideutsche!

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Rent a chaot
Also doch, endlich werden Axel Springers Unterstellungen aus den 1970ern wahr:


http://www.gmx.net/de/themen/beruf/bildung/studium/3523456,f=linkL4_2.html

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Mittwoch, 31. Januar 2007
Haftbefehle gegen El-Masry-Entführer
Dass gegen CIA-Agenten Haftbefehle erlassen werden kommt ja nicht so oft vor.

Spannend weiterzuverfolgen:

http://www.gmx.net/de/themen/nachrichten/deutschland/aussenpolitik/3550844,cc=000000160300035508441WqMGO.html

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Dienstag, 30. Januar 2007
Kristian Klar backstage?
Peymann hält sein Angebot aufrecht, Kristian Klar zur Resozialisierung ein Bühnenpraktikum absolvieren lassen.So sehr ich derartiges befürworte, die Vorstellung, dass dann wohl Trommel(sic!)revolver und Stalinorgel zur Orchestermusik umherkämen, treibt mich um :-)

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Am Rande
amüsiert es mich ja doch, wenn ein sich selbst als Anarchist bezeichnender, aber wie eine Mischung aus US-Neocon und CDU-Stahlhelmer der Springerfraktion daherschreibender Blogger wegen des Einwurfs des Betreibers eines engagierten jüdischen Blogs, von "solch philosemitischem Schleim" wolle er als Jude nicht verteidigt werden, im Abstand von mehr als einem Monat einen selbstreferenziellen Artikel schreibt, der unterm Strich auf Hetze gegen mich hinausläuft.

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Sonntag, 28. Januar 2007
Floxbyte aka Graubartnummer, sei gewarnt
Entferne sofort Deinen Weiterleitungslink von meinem Blog, sonst gibt es gewaltig Ärger. Du hast 24 Stunden Zeit.

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Das Zimmermädchen
Wie Hermann L. Gremliza in der aktuellen "konkret" schrieb, verdient ein festangestelltesZimmermädchen in einem Hamburger Fünf-Sterne-Hotel (Übernachtungspreis bis 1200 Euro) 2,46 Euro in der Stunde. Eine hiervon Betroffene klagte gegen dieses Ausbeuterverhältnis, mit dem Resultat, dass sie heute von Hartz IV lebt.

Man kann nur sagen, bravo, weit haben es rot und grün gebracht. Es ist etwa anderthalb Jahrzehnte her, da hing ich eng drin in einer Szene schwarzarbeitender Migranten. Die 6-Mark-Gehaltsklasse (umgerechnet etwa 2,46 Euro) hieß dort der"Tamilentarif", das war ein Einkommen, für das kein Kurde und kein Litauer schwarz gearbeitet hätte (die lagen so bei 10 Mark). Ihre Arbeitgeber waren Dönerbudenbetreiber oder Schrottverwerter, die das Geld auch nicht gerade druckten. Heute ist das also ein Gehalt für ein reguläres Arbeitsverhältnis bei einem renommierten Arbeitgeber. Wenn sich so etwas lese, packt mich der blanke Hass.

Angesichts solch atemberaubender Umschichtungen zeigt sich einmal wieder die Notwendigkeit zu gesellschaftlicher Gegenwehr.

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Che´s endgeile Lachslasagne
Habe ich gerade mit großem Genuss gespiesen und kann ich nur weiterempfehlen: Man nehme rohe Lachsfilets, Apfel, Babytomaten, Schalotten, Pesto Genovese, Tomatenmark, Salz, Pfeffer, Basilikum (Lula da Silva-Anhänger können auch Brasilikum nehmen) und Lasagneblätter. Schichtweise abwechselnd Lachsfilets, die kleingehackten Schalotten und Apfelstücken mit Pesto vermischt, Lasagneblätter, die kleingehackten Schalotten und Apfelstücken mit Tomatenmark vermischt übereinander legen, mit Peffer, Salz und Basilikum würzen, 20 Min. bei 230 Grad im vorgeheizten Backofen überbacken und genießen.

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Donnerstag, 25. Januar 2007
Vergesst Wikipedia
Es wird ja öfter gesagt, die Wikipedia sei ungenau, und viele Beiträge seien POV, also von der persönlichen Gesinnung des Autors abhängig. Also, Leute, vergesst Wikipedia.

Die Wahrheit steht in der Kamelopedia:

http://kamelopedia.mormo.org/index.php/Hauptseite

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Alte Burschenfilzigkeit
Wenn ich an dieser Stelle noch einmal nachlese, in welchem Ausmaß in der alten Bundesrepublik Netzwerke aus Alten Herren von Verbindungen das Geschehen von Politik und Wirtschaft bestimmten, habe ich den Eindruck, Korruption war gar nicht mehr nätig, weil das sowieso alles eine Famiglia war. Von gelebter Demokratie kann unter solchen Umständen natürlich nicht die Rede sein, die Verfassung hat mit den faktischen Machtverhältnissen ja nur sehr bedingt zu tun.Witzig, dass sich ein Artikel aus dem Manager-Magazin von 1975 ausgerechnet in einem anarcholibertären Portal findet.

http://www.nadir.org/nadir/periodika/anarcho_randalia/brosche/mm.htm

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Montag, 22. Januar 2007
Ogün Samast - ein Auftragskiller?
Der Mörder Dinks ist arbeitslos und nach Angaben der Polizei fünfmal vor dem Attentat zwischen Istanbul und Trabzon bzw. Samsun mit dem Flugzeug hin- und hergeflogen. Wenn man sich nun die übliche Einkommenssituation von Arbeitslosen in der Türkei anschaut kommt man schon ins Grübeln....

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"Verbrechen" Humanität
Gegen den damaligen Vorsitzenden, den Kapitän und den 1. Offizier der "Cap Anamur" läuft momentan der Prozess in Italien. Sie hatten
afrikanische Flüchtlinge vor dem Ertrinken gerettet (= Unterstützung der
illegalen Einreise).

Elias Birdel, der Hauptangeklagte, schreibt ein Prozesstagebuch, das
hier nachzulesen ist:

http://www.elias-bierdel.de/prozess/index.php

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Eine Stimme zum Thema Nordkurdistan
"Die PKK ist eine Realität der Türkei...
Ein Resultat, das durch die historische
kurdische Frage entstanden ist. ....
Diese Ideologie verfügt über eine
Massenbasis. Die PKK besteht nicht
nur aus 3000 Militanten im Irak... Die
Generationen haben sich durch den 22 Jahre währenden Kampf verändert.
Diese Menschen sind heute in einem
Alter, in dem sie Einfluss in der türki-
schen Politik ausüben können, sie haben das Wahlalter erreicht. Sie haben politische Forderungen und es gibt legale, rechtliche Strukturen, die
von dieser Organisation beeinflußt sind und die wir als Ansprechpartner
betrachten.Das geht von den Stadt-
verwaltungen bis zu den zivilgesell-
schaftlichen Einrichtungen. Außerdem
gibt es organisierte Strukturen im Aus-
land.... Es geht darum, nach der Besei-
tigung der bewaffneten Kräfte auch die sich fortsetzenden Probleme beseitigen zu können, und sie auf eine legale, rechtliche Ebene des demokratischen Lebens zu ziehen. Das ist es,
worum es geht....
Dem von der PKK hervorgebrachten
Ausdruck von einer "Lösung inner-
halb der Gesamtheit der Türkei" messe ich Bedeutung bei.....
Cevat Önes,
Ex-Vize-Chef des Geheimdienstes
u. Teilnehmer dieser Friedenskonferenz

Sehr geehrter Herr Bundesinnenminister,
angesichts dieser Aussagen eines
türki. Geheimdienstchefs müssten
auch Sie und unsere Regierung den
Kurden, auch den PKKlerInnen hier
entgegenkommen und sie auf dem
demokratischen Weg bestärken
anstatt ihre Vereine zu durchsuchen
und sie weiterhin zu kriminalisieren
Es ist jetzt die Zeit, dass auch unsere
Regierung die einseitigen Schritte
der PKK und aller Sympathisanten
wahrnimmt als ein ernstzunehmendes
Zeugnis ihres Wandels, ihrer Verän-
derung, die sogar der Vize-Chef des
türk.Geheimdienstes a.D. feststellt.
Jetzt muß ihnen bei uns eine demo-
kratische Plattform geboten werden
und das PKK-Verbot muß fallen!!!
anstatt sie weiterhin zu verfolgen
und sogar zum Geheimdienst anzu-
werben und damit Misstrauen unter-
einander zu säen. Gerade junge Kur-
den müssen endlich mal erleben, dass
unser Bemühen um ihre Veränderung,
die sie dann auch zeigten (1998-2004
einseitiger Waffenstillstand; Lösung
auf demokr.Weg innerhalb der Türkei;
wieder einseitiger Waffenstillstand
seit 2006 + all diese Schritte ohne
Echo in unserem Land und unserer
Regierungen...) auch gute Folgen
und ein Echo im Sinne der Anerkennung und der Friedens-
schritte hat...
In diesem Sinne bitte ich Sie die Infos
über die Friedenskonferenz im Anhang zu verinnerlichen und
vertrauensbildende Zeichen zu
setzen!
Mfg
P.Wolfgang Jungheim
Pax Christi

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Jede Ermordete, Jeder Ermordete hat einen Namen
Am Sonntag, den 28.1.07 findet um 14 Uhr am Mahnmal
vor dem Bielefelder Hauptbahnhof eine Gedenkveranstaltung
anlässlich des Holocaustgedanktages statt.

Es soll der vor 65 Jahren (am 13.12.1941) von Bielefeld aus nach Riga
deportierten und ermordeten Kinder, Frauen und Männer gedacht werden.


Jede/jeder ist eingeladen, sich an der Lesung zu beteiligen.


Friedengruppe der Altstädter Nicolaigemeinde; Jüdische Kultusgemeinde
Bielefeld, K.d.ö.R.; Jüdisches Kulturzentrum Bielefeld e.V.;
Gesellschaft für Christlich -Jüdische Zusammenarbeit Bielefeld;
Deutsch-Israelische Gesellschaft Bielefeld; Initiative gegen Ausgrenzung

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Sonntag, 21. Januar 2007
Warum ist der Skandal um Murat Kurnaz kein Skandal?
Schröder, Fischer, Roth, Schily hängen alle mit drin, zumindest im Sinne der letztendlichen politischen Verantwortlichkeit. Ich meine, das ist schon knattergeil: Da ist der ehemalige linke Anwalt, der Genossen und AKW-Gegner verteidigt, zum Kanzler geworden und leitet eine Arbeitsmarktpolitik ein, die durch Deregulierung und Leistungskürzung bestimmt ist. Da ist der ehemalige Autonome vom "Revolutionären Kampf" (gewissermaßen ein Exgenosse von mir, auch wenn ich eine Generation jünger bin), der das erfolgreich mitmacht und eine Außenpolitik in Genscher-Tradition betreibt. Hinterher wird der Eine Oligarch bei Gazprom und der Andere, ein Ausbildungsabrecher ohne jeden Abschluss, Gastprofessor in den USA. Mittenmang die leicht überkandidelte Theaterwissenschaftsabbrecherin und Menschenrechtsaktivistin, die wirkt wie eine Karikatur des moralischen Sichereiferns der alten Ökopax-Bewegung und der frühere RAF-Verteidiger und Untersuchungsausschussquästor der Flick-Affäre und nunmehrige kantergrauie Abschiebe-und Polizeiminister. Und in der Amtszeit dieser Leute wird ein deutscher Staatsbürger von US-Militär entführt und gefoltert, deutsche Militärs befragen ihn, die Amis wollen ihn deutschen Behörden überstellen, die Deutschen wollen ihn nicht, mit der Folge, dass er sehr lange völlig unschuldig in US-Gewahrsam bleibt.

Wie hätten sich Schröder und Fischer verhalten, wenn das unter Kohl passiert wäre?

Hinsichtlich der Biografien dieser Leute schließe ich mich einem Kommentator bei Dr. Dean an:
Man kann nicht so viel esen, wie man kotzen möchte.


http://dermorgen.blogspot.com/2007/01/die-wahrheit-und-der-bremer-taliban.html#links

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Die Binnenkultur politischer Kleingruppen
Ich hatte es ja bereits angedroht; in Anlehnung an einen der besten Beiträge bei der Frau Modeste kommt hier ein Beitrag zu den soziokulturellen Besonderheiten politischer Sekten: http://che2001.blogger.de/stories/666698/#comments

Beginnen möchte ich mit den Jungdemokraten/Junge Linke.Das sind Linksliberale, die in dem Sinne linksliberal sind, wie Linksliberale das unter der Regierung Brandt/Scheel waren. Sie wurzeln in den Traditionen des deutschen Liberalismus und verbinden dies mit einem radikalen Pazifismus (Abschaffung der Wehrpflicht, strukturelle Nichtangriffsfähigkeit der Bundeswehr, Abschaffung der Luftwaffe) sowie etwas, das man als Übersteigerung liberaler Rechts- und Innenpolitik bezeichnen könnte (weitgehende Entwaffnung der Polizei, Freigabe fast aller Drogen) sowie der Rückkehr zu einem keynesianischen Wohlfahrtsstaat plus paritätischer Mitbestimmung in allen Teilen der Wirtschaft einschließlich des Mittelstands.

Zu einer solchen Agenda gehört der passende Duktus und Lebensstil: Adrett chic, mit Markenhemd, aber ohne Krawatte, die beiden oberen Knöpfe immer offen, Jeans, die aber auch von Armani oder Pierre Cardin sein können, und ein extrem ratio-drahtiges Auftreten, gerne provokativ. "Heroin ist eine lustige Droge" und "Dealer benötigen eine Schusswaffe, weil sie ja in ihrem Job hochgefährdet sind" gehören zum Bleistift in politischen Diskussionsrunden zu den üblichen Positionen. So, wie die Welt, ginge es nach den Kanalarbeitern in der SPD, wie eine Zechensiedlung aussähe, so erinnert die Welt der Judos an eine Menschheit, die eigentlich nur aus Professorenkindern im Oberstufenalter und Studierenden der Geistes- und Sozialwissenschaften besteht. Immerhin wird, im Gegentum zu vielen anderen Sekten auf der Linken, gut gegessen und prächtig gefeiert.


Demgegenüber kommt die Marxistisch-leninistische Partei Deutschlands (MLPD) richtig verbissen daher. Politische Grundsatzforderungen wie 30-Stunden-Arbeitswoche bei vollem Lohnausgleich hören sich zwar erstmal paradiesisch an, aber die Leute selber wirken alle seltsam abgehärmt, kleiden sich schlecht und erinnern ein klein wenig an Grundschullehrer, die zum Karneval als Arbeiter der 1920er Jahre gehen. Spätestens, wenn man mit ihnen diskutiert, merkt man, dass da hinter der bieder-altlinken Fassade noch etwas Anderes steckt, wenn nämlich von dem "großen Klassiker Stalin" und dem "Hochleben der Mao-Tse-Tung-Ideen" die Rede ist. Die Kochkultur ist unauffällig, tendiert aber zur gegrillten Bratwurst im Park mit Pommes rot-weiß.

Die Bürgerbewegung Solidarität (BüSo) hingegen weiß, was wirklich gespielt wird. Das Weltgeschehen ist nämlich eine große Verschwörung, in der sich alles mit jedem verschworen hat. Grob gesagt, ziehen die Gnome von Zürich gemeinsam mit den Bilderbergern an den Strippen des Weltgeschehens, die wiederum durch die Netzwerke der Insider verlaufen, und die BüSo will dem entgegensteuern, indem sie die Neue Seidenstraße baut. Immerhin weiß der Chef vons Janze, Lyndon La Rouche, wie das Verschwören geht, das hat er bei der Heritage-Foundation gelernt. Die Esskultur ist durch Sommertrüffeln und Kaviar geprägt, allerdings nicht beim gemeinen Fußvolk, das überwiegend aus etwas verwirrten Sozialhilfeempfängern besteht.

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Samstag, 20. Januar 2007
Planeten unter sich
Streift der aus seinem Orbit geschleuderte Planet Gelenoque durchs Sonnensystem und fragt die Erde: "Hey Erde, alte Schwester, wie geht´s denn so?"

"Och, ich hab´gerade Homo sapiens, aber mein Immunsystem arbeitet dran."

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Der Ede wird sprichwörtlich
Knattergeil, der Spruch, den ich heute gerade gehört habe: Er ist über den eigenen Ehrgeiz gestoibert.

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Zur Binnenstruktur der autonomen Linken, wie ich sie erlebte
Nachdem ich in der Diskussion mit Bandini, dem ich übrigens herzlich zur Rückkehr in die Bloggerwelt gratuliere, und Stefanolix gerade alternativkulturelle Merkwürdigkeiten beim Wickel habe, lasse ich das lieber meinen Helden Alfie in einem meiner unsterblichen Romane erklären, eh voilá:


Das linke Menschenbild - was ist das?

Oder gibt es so etwas überhaupt? Diese Frage stellt Alfie sich in der letzten Zeit immer häufiger. Dabei sollte e r es eigentlich wissen - seit den späten Siebzigern dabei, in allen Szene-Zusammenhängen gerne gesehen, theoretisch außerordentlich bewandert...
Die Wahrheit ist, er kennt sich nicht mehr aus. Das Verständnis von Verhaltensnormen, Rollenzuweisungen etc pp hat in der Szene niemand eindeutig definiert, aber niemals haben die Leute sich darüber so sehr den Kopf zerbrochen wie gerade zur Zeit. Nun ja, wir leben ja auch, was die Linke angeht, in einer SaureGurkenepoche. Politischer Durchsetzungsmöglichkeiten und Utopien beraubt, nach langen, immer genauso ablaufenden Kämpfen ausgelaugt, die stets gegen Windmühlen geführt wurden, unterlag sie zu schlechter Letzt der Wiedervereinigungsdepression.
Nun leckt die Linke ihre Wunden, und ihr studentisch-akademischer oder sonstwie sich intellektuell definierender Teil betrachtet fasziniert den eigenen Bauchnabel. Nicht, daß dabei nichts Produktives herauskommen könnte; Kritik an den eigenen, oft gar nicht libertären Strukturen und Verhaltensweisen ist allemal angebracht.
Da gibt es linke Macker mit übelst frauenfeindlichem Verhalten und Frauen, die, firm in feministischer Theorie, mit eindeutigem Jargon und Outfit, keine Frauendemo auslassend, auf harte Männer mit markigen Sprüchen abfahren und sich in ihrer jeweiligen Beziehung bereitwillig dominieren lassen. Da rennen mindestens zwei Drittel der Szene mit einem moralinsauren Schuld-und-Sühne-Denken durch die Gegend, an dem der olle Siegmund seine helle Freud hätte... und nebenbei gesagt, geht wohl kaum ein soziales Millieu mit sich selbst so grausam um, wie eben die linke Szene.
Dazu kommt die Aufweichung des subkulturellen Millieus durch verpunkte Bürgers und verbürgerlichte Punks (die mit ks, nicht die mit x), das Verschwinden früher selbstverständlicher gesamtlinker Verbindlichkeiten. "Die neue Unübersichtlichkeit macht uns noch alle, wirst sehen!" wie Sabine seit zwei Jahren ständig meint.
- Früher, so um 1980 herum, schien alles vergleichbar einfach.
Da fuhr mensch, falls motorisiert, nen Käfer mit kleiner Heckscheibe oder n R4 mit einsteckbarer Anlasserkurbel und Anti-AKW-Aufkleber. Einheitlich wie das Fahrzeug waren Musik und Kleidung: Hannes Wader, Ton Steine Scherben, Fehlfarben; der Text war wichtiger als der Sound. Auf Feten: Deep Purple, Led Zeppelin, Uriah Heep, White Snake, Blue Oyster Cult. Die Kluft: entweder selbstgehäkelt bzw Kamelhaar oder Afghan-Kammgarn oder aber Leder, drei Jackenmodelle zur Auswahl: Motorradjacke schwarz mit geflochtenen Schulterstücken und massiver Polsterung (Modell Streetfighter), Antiklederjacke olivbraun mit spitzem Kragen (Modell Fritz Teufel) und schließlich der bodenlange Original-Fünfziger-Jahre-Motorradmantel. Verkehrt wurde ausschließlich in Szenekneipen, von denen es in den kleineren Städten immer nur eine gab: in Osnabrück den PH-Keller, in Braunschweig erst den Golem, dann die Chimäre, später das Eusebia, in Salzgitter das Wilde Huhn, in Göttingen den Theaterkeller, in Bremerhaven die
Haifischbar, in Kassel das Lohmann's. Diese Kneipen hatten ebenfalls einen Einheitslook: eng, schmuddlig, große, mit Einritzungen verzierte Holztische, die Wände voll Plakate, die oft bis 1967 zurückreichten, oder völlig schwarzes PVC. Die oben genannte Musik aus einer quäkenden, schlechten Anlage. Discos wurden gemieden, stattdessen in Jugend- und Kommunikationszentren abgehottet, in denen Jugendliche oft eine Minderheit bildeten: Die Fabrik, das Onkel Pöh, das KOMM, das E-Werk, die Brunsviga, die Kampnagelfabrik, die Ufa-Fabrik. Später, im Verlauf der Achtziger, sollte es noch ein paar Nachzügler-Projekte dieser Art geben: Tempodrom, Schwarze Katze, JUZI, Alhambra.
Wie der linke Lebensstil, das linke Lebensgefühl so einheitlich wirkten, daß Bullenspitzel in aller Regel dadurch enttarnt wurden, daß ihnen trotz perfektem Aussehen und plausibler Legende ein gewisses Flair, wie Alfie sagt, "der Stallgeruch", fehlte, so legte eine kollektive Aversion fest, was "out" war: Popperlook bzw Schleifchen im Haar, Taco- und Culture-Club-Musik, Bodybuilder und Edelfreßlokale waren Haßobjekte. Inwieweit diese Normierungen des linken Alltagslebens richtig und rational begründbar waren, mag eine interessante Frage sein; gestellt wurde sie nicht. Tatsache war, daß die subkulturelle Festgelegtheit der Szene identitätsstiftend wirkte und so eine Art linkes Heimatgefühl schuf, das im Verlauf der Achtziger Jahre zumindest außerhalb von Szenestädten wie Berlin, Hamburg, Frankfurt, Bremen oder Göttingen allmählich verloren ging.

Auf der anderen Seite hatten die alten Szenenormen aufgrund ihres formalen Charakters viele zentrale Fragen ausgeklammert; ganz abgesehen davon, daß sie die Szene für Angehörige ganzer sozialer Gruppen fast unzugänglich machten, vernebelten sie den selbstkritischen Blick auf ihre internen Strukturen. Diese waren auch bei sich als undogmatisch verstehenden Gruppen durchaus hierarchisch und autoritär, mit Opinionleaders und Gefolgschaften. Während ständig die Verbundenheit von Politischem und Privatem betont wurde, wäre niemand auf die Idee gekommen, die eigenen privaten Verhältnisse, Beziehungskisten etc ernsthaft zu thematisieren. Mancherorts sonnten sich die linken Gruppen in Selbstbeweihräucherung, was die Spontis und Autonomen den orthodoxen MarxistInnen oft zum Vorwurf machten, sie selber aber genauso drauf hatten. Ein ziemlicher Innovationsschub kam, was die universitäre Linke anging, dann mit der Streikwelle an den Hochschulen im Jahre 1988, der sogenannten "Unimut"-Bewegung. Eine Generation von Studis, die keinerlei Szene-Biographie und auch an den Aktionen der Friedensbewegung oder dem Wackersdorf-Kampf keinen Anteil gehabt hatte, politisierte sich selbst und organisierte sich spontan. Hierbei kam es zu einer Art "Generationskonflikt" mit den etablierten politischen Hochschulgruppen. Einerseits wurden alle Bevormundungs- und Umwerbungsversuche, wie sie vor allem aus der Juso-SHB-MSB-Ecke, aber auch von radikaleren Gruppen kamen, entschieden zurückgewiesen. Zum Anderen weigerten sich die jüngeren Studis ebenso entschieden, solidarisch gemeinte Kritik oder auch nur Ratschläge jeder Art von Älteren (wobei "Ältere" zwei Semester bedeuten konnte) anzuhören oder sich die Erfahrungen früherer Auseinandersetzungen zunutze zumachen. Da die politischen Vorstellungen der "Unimut"-Bewegung heterogen und oft unzusammenhängend waren, stellte sich ihr Abgrenzungsverhalten gegen die etablierten politischen Hochschulgruppen und die älteren Semester eher als hilfloser Akt dar; es ging auch keine neue politische Kraft aus dieser Bewegung hervor.
Aber die "VeteranInnen" der "Unimut-Bewegung" , die nun sukzessive in die linken Gruppen, die Hochschullisten und Basisgruppen hineingingen, taten dies mit einem anderen Selbstbewußtsein und Rollenverständnis, als dies bis dahin bei Newcomern üblich gewesen war.
Überkommene Gruppenstrukturen, existierende Hierarchien, auch "mackerhaftes" Verhalten von Leuten (auch Frauen) wurden von ihnen schonungslos kritisiert. Dabei ging es, was die Stoßrichtung dieser Kritik anging, allerdings weniger darum, daß die tatsächlichen Strukturen linker Gruppen deren Idealen von Egalität und befreitem Leben nicht entsprachen, sondern schlicht und platt um den Wunsch nach menschlich netteren Umgangsformen.
Eine andere Entwicklung hatte ihren Ausgangspunkt genommen, als sich nach und nach in weiteren Kreisen herumsprach, daß es innerhalb von Szene-Zusammenhängen Vergewaltigungen gegeben hatte, und keineswegs etwa nur am Rande und vereinzelt, sondern über Jahre hinweg erschreckend häufig. Die Vergewaltiger- und Sexismusdebatte bekam dadurch eine bisher unbekannte Brisanz: sie richtete sich nicht mehr ausschließlich gegen ein erstmal abstrakt als System begriffenes Patriarchat oder die frauenfeindliche Anmache durch Normalo-bürgerliche Männer, sondern es mußte sich prinzipiell jeder linke Mann die Frage nach der Glaubwürdigkeit seines antipatriarchalen Anspruchs (wenn er denn einen hatte) stellen lassen, nicht abstrakt-theoretisch, sondern ganz konkret, nicht in der Vertrautheit der eigenen Beziehung, sondern öffentlich. Parolen wie "Jeder Mann ist ein potentieller Vergewaltiger" hatten die linken Männer zwar ausdrücklich nicht ausgespart, aber solange Vergewaltigungen in der Szene kein Thema waren, ließ sich das bequem beiseite wälzen. Es bedurfte recht wuchtiger Auseinandersetzungen, um daran zumindest vom Begreifen her etwas zu ändern. Auch Alfie hatte da keine Ausnahme gebildet, wenn er auch von so klischeehaften Reaktionen wie tumber Ignoranz oder dem verlogenen Selbstbezichtigungsgeseiere à la Herbert frei geblieben war. Es ist heutzutage leider nötig, auf "Selbstverständlichkeiten" gesondert hinzuweisen. Nicht kurz und gut, sondern vielmehr lang und kompliziert, im Augenblick sind die Debatten, wie sie in vielen Gruppen geführt werden, keine Theorie- und Strategiediskussionen mehr, sondern befassen sich mit Gruppenstrukturen und Rollenverständnis.
Auf der Ebene des trivialen Alltagslebens führt das Ganze dann allerdings mitunter zu merkwürdigen Resultaten, wie etwa vor zwei Wochen in Alfies WG, als Bernward gemeint hatte, daß es auch mal interessant wäre, sich zu überlegen, was linke Frauen daran besonders emanzipiert finden würden, sich so unerotisch wie nur möglich zu kleiden. Seitdem redet Dorit, die gerade hereingeschaut hatte, kein Wort mehr mit ihm.
"Der Typ erzählt zwar viel Müll, aber deshalb mußt du ihn doch nicht gleich zur Unperson machen!" hatte Henning - während Bernie übrigens dabei war! - ne Woche später gemeint und dafür "Euch ist in eurer Macho-Solidarität auch nichts zu blöde!" geerntet. Alfie hatte nichts gesagt, sondern noch ein Flens gekippt. Die Tatsache, daß er bei solchen Napfsülzen wie Dorit oder Herbert, die er nicht fürn Pfennig ernstnimmt, selber so beliebt ist, hängt nun mal damit zusammen, daß er sich bei solchen Gelegenheiten raushält. Nicht aus Taktik oder Konfliktscheue, sondern weil er keine Lust hat, ernsthafte Auseinandersetzungen auf der Ebene der an den Kopf geschmissenen Plattheiten zu führen. Son Löres interessiert ihn nicht. Immerhin, die ideologische Verbissenheit um Alltagsbagatellen hat sich über die Jahre gehalten.
Früher gab es mal die Diskussion um die sozialistische Kartoffel, und die ging so
: "Ist eine sozialistische Kartoffel nur dann eine sozialistische Kartoffel, wenn sie ohne entfremdete Arbeit hergestellt wurde, oder reicht es, wenn sie aus einem realsozialistischen Land kommt? Wie steht es mit der Ökologie? Ist eine Kartoffel, die privatwirtschaftlich, aber ökologisch hergestellt wurde, einer Industriekartoffel aus einem sozialistischen Land vorzuziehen oder umgekehrt?" Na ja, und so weiter. Alfie ist nicht mehr so ganz bei der Sache, der Kater wirkt nach. Verwendbarer sind vielleicht die Gedanken, die Azad zu dem Thema mal geäußert hat. "Eure Probleme mit eurem Selbstverständnis und euren Strukturen sind deshalb so kompliziert, weil es in eurem Land keinen revolutionären Prozeß gibt, auf den ihr euch beziehen könnt," hatte er argumentiert."Der Neue Mensch entsteht aus der kämpfenden Konfrontation mit der alten Welt. Was ihr braucht, sind keine immer neuen Theoriediskussionen, sondern neue Verhältnisse, und dazu müßt ihr die herrschenden Verhältnisse angreifen." Doch weitere Gedanken überlassen wir lieber der lieben Leserin und dem nicht minder sympathischen Leser, denn Azad ist gar nicht da, und Alfie nicht mehr in der Stimmung. Auch in einem Buch muß man ja mal seine Ruhe haben und mit sich allein sein. Verlassen wir also die Szenerie und begeben uns nach Hamburg St Pauli, in eine Kneipe namens "Onkel Otto". Aber das ist ein anderes Kapitel...*

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Freitag, 19. Januar 2007
Solidarität ist eine Waffe, auch in Schleswig-Holstein
Der Kurdische Künstler Engin Celik befindet sich seit drei Tagen gegen seine
drohende Abschiebung im Hungerstreik

Wir fordern die sofortige Freilassung von Herrn Engin Celik aus der
Abschiebehaft und seine Asylanerkennung!



Am 7. Januar 2007 wurde Engin Celik während einer Zugfahrt auf dem Weg
von Frankfurt nach Düsseldorf in der Nähe von Gießen von Polizisten
festgenommen und in die JVA Gießen gebracht. Ihm wurde mitgeteilt, dass
sein Asylverfahren negativ entschieden sei und man ihn abschieben werde.
Am 15. Januar trat Engin Celik aus Protest gegen seine
Freiheitsberaubung und gegen die Bestrebung der deutschen Behörden, ihn
in die Türkei auszuliefern, in einen Hungerstreik.

Engin Celik ist in Deutschland bekannt geworden durch seine scharfe
Kritik an der brutalen Unterdrückungspolitik des türkischen Staates
gegen die kurdische Bevölkerung. Als Mitglied der Theatergruppe "Bühne
der Träume", der Musikgruppe "Daglara Ezgi" und als Dichter ist er auf
vielen Kulturveranstaltungen aufgetreten und ist dabei mit verschiedenen
Kulturpreisen ausgezeichnet worden. Zuletzt ist er beim "Internationalen
Yilmaz Güney Festival" in Frankfurt im November 2006 mit dem Ersten
Preis für seine Dichtkunst geehrt worden. Neben seiner intensiven
politischen Kulturarbeit widmete er seine gesamte verbleibende Zeit der
Jugend- und Menschenrechtsarbeit. Er organisierte zusammen mit anderen
Seminare und Diskussionsabende für Jugendliche, um eine fortschrittliche
und gesellschaftliche Entwicklung zu fördern und unter den
TeilnehmerInnen Werte wie Solidarität, Mut gegen Ungerechtigkeit
aufzustehen, Respekt, Offenheit und Selbstbewusstsein zu fördern.

Das Mig-Zentrum (Verein der kulturellen medialen Kommunikationsstelle
der Migration e.V.) und das "Internationale Zentrum B5" in Hamburg waren
feste Basen seines kreativen Schaffens. Darüber hinaus brachte er viel
Zeit für Veranstaltungen, Treffen und Musik- und Theaterauftritte in
ganz Deutschland auf.

In der Menschenrechtsarbeit wirkte er vor allem aktiv im bundesweiten
Netzwerk der "Karawane für die Rechte der Flüchtlinge und MigrantInnen".
Er sah es als seine Aufgabe, die chauvinistische und repressive
türkische Staatspolitik öffentlich zu machen und sich mit dem Kampf
anderer Flüchtlinge gegen politische Verfolgung, Unterdrückung der
Meinungsfreiheit, für wirkliche Demokratie und Emanzipation zu
solidarisieren. Mit der Hervorhebung des Karawane-Slogans "Asylrecht ist
Menschenrecht und kein Privileg" schloss er sich der Kritik gegen die
rigorose Abschiebepolitik in Deutschland an. Auch ihm selbst
verweigerten die deutschen Behörden den Schutz vor seiner Verfolgung in
der Türkei.

Sein Rechtsanwalt hat unter Verweis auf das EU-Recht und mit Dokumenten
über die unermüdliche Aktivität Herrn Celiks einen Asylfolgeantrag beim
Bundesamt Lübeck eingereicht. Am 17. Januar wurde Engin Celik in das
Abschiebegefängnis Offenbach verlegt.
Engin Celik befindet sich in großer Gefahr. Wir rufen alle
fortschrittlich eingestellten Menschen und Organisationen auf, alles für
seine Freilassung und zur Verhinderung der Abschiebung zu tun.

Wir bitten Euch eindringlich, Euch mit der Forderung nach Freilassung
und Asylanerkennung für Engin Celik an folgende Adressen zu wenden:

Bundesamt für Migration und Flüchtlinge
Außenstelle Lübeck
Vorzwecker Straße 103
23554 Lübeck
Tel.: 0451/4006-0
Fax: 0451/4006-199

Innenministerium Schleswig-Holstein
Innenminister Ralf Stegner
Düsternbrooker Weg 92
24105 Kiel
Telefon: 0431/9 88-0
Fax:0431/9 88-30 03
E-Mail:pressestelle@im.landsh.de

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Einwurf zur New Economy, Web2.0 und der Liebe zur Gründung neuer Portale
Als jemand, der die heiße Phase des NE-Hypes als einer seiner Tonträger mitgemacht hat, möchte ich hier einige an anderem Ort schon gemachte Bemerkungen noch einmal rekapitulieren.

Außer uns paar Insidern hat damals ja kaum jemand wirklich kapiert, was mit der New Economy passiert ist. Das Geschäftsmodell einer ganzen Branche lautete “Found it, bring it up, sell it and run away”, die Unternehmen sollten kein sinnvolles Produkt und keine notwendige Dienstleistung anbieten, zumindest stand das nicht im Mittelpunkt, sondern Produkte und Dienstleistungen stellten nur die Kulisse dar für Geschäfte, bei denen es darum ging, nach dem Börsengang vom Verkauf der Aktien selber zu leben, Wolkenschiebereien, Potemkinsche Dörfer und Schneeballgeschäfte, der größte Betrug seit der Staviski-Affäre oder mindestens IOS. Was jetzt, sei es Holtzbrinck, seien es diverse Communities wie StudiVZ, sei es Hein Blöd oder Kalle Barsch, erneut versucht wird, ist die Kopie des größten Betrugs. Na dann viel Spaß, ich putze meine Finalizer!

Die aktuelle Legendenbildung sagt, es habe am fehlenden Controlling gelegen. Das erzählen Minister und Manager auf Symposien (auch wenn ich davor gerade vorgetragen habe, das es sich um eine Art kollektiv organisierten Betrug gehandelt hatte), und das steht auch in Diplomarbeiten in BWL, die heute dazu geschrieben werden (auch wenn die von den Diplomanden interviewten NE-Entscheider ganz Anderes erzählt haben, das läuft dann in den Arbeiten, wenn es überhaupt reflektiert wird, unter “Zynismus”, “Enttäuschung” oder “schwarzer Humor”). Eine Seite wie Boocompany kommt der Realität weitaus näher, als alles, was zu diesem Thema je in der Presse zu lesen war oder was die im Augenblick anlaufende “Vergangenheitsbewältigung” sich so zurechtdichtet.

Mangelndes Controlling - bei uns wusste der Controller ein dreiviertel Jahr vorher, dass sich die Insolvenz nicht würde verhindern lassen, alle in der Firma wussten das von ihm, und es ging nur darum, einen Investor oder VC zu finden, der Geld in den Laden pumpt oder uns kauft, ohne zu merken, wo das faule Ei liegt. In einem anderen Fall (ganz anderes Unternehmen, Branche Telekommunikation) demonstrierte die Controllerin in einer Powerpointpräsentation, die unsereins dummerweise besitzt, den Ablaufplan eines betrügerischen Konkurses. So sah es aus!

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Donnerstag, 18. Januar 2007
Die Bilanz des Libanon-Feldzugs
Dan Chalutz ist zurückgetreten, das Parlament erhebt schwerste Vorwürfe gegen die Regierung, der Rücktritt von Peretz und Olmert wird gefordert. Die Organisation und Strategie des letzten Libanon-Krieges wird in der israelischen Öffentlichkeit als Katastrophe gebrandmarkt. Ich erinnere mich noch, dass Blogger, die das während des Krieges schon sagten, als verkappte Antisemiten bezeichnet wurden. Nun, legen die Kritiker von damals ihre damaligen Maßstäbe heute an, wäre wohl ein Großteil der Knesset eine Ansammlung von Antisemiten.

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Politik, Esskultur und Mode
Die Frau Modeste hat hier eine Steilvorlage geliefert; demnächst werde ich mich dieses Themas anhand politischer Sekten annehmen, bis dahin sind auch schon mal Stimmungsbilder meiner diversen Kommentatoren und Kommentataren erwünscht:
http://modeste.twoday.net/stories/3188688/#comments

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Donnerstag, 18. Januar 2007
Politik und Justiz, heute: Peter Hartz
Wegen millionenschwerer Veruntreuung zum Zwecke der Bestechung stand er heute vor Gericht, und das Publikum begrüßte ihn dementsprechend: VW-ArbeiterInnen und HartzIV-Kunden empfingen ihn vor den Landgericht Braunschweig mit "Arbeiterverräter!", und Einige versuchten, die Polizeisperre zu durchdringen, um ihm persönlich was zu dongen. Mich wundert ja echt, dass ihn keine Gemüseteile oder Farbbeutel trafen. Es ist für jemanden, der selber Leid erzeugt, ja pädagogisch besonders wertvoll, die Resultate persönlich zu erleben. Und sicher folgerichtig, wenn jemand, der die gezielte Verarmung von Massen von Menschen betreibt, selber Millionen veruntreut, um Spusis brasilianische Bordelltouren zu ermöglichen. Ich hoffe nur, dass Ackermonster und von Pierer den gleichen Erfahrungshorizont demnächst mit Hartz teilen können.

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Paracomedy
So nennt sich eine neue Kategorie schwarzen Humors, bei der Behinderte über Gesunde lachen. Beispielsweise bittet eine blinde Frau in der menschengefüllten Fußgängerzone einen gesunden Passanten vor versteckter Kamera darum, ihr einen Brief möglichst laut (sie höre auch schlecht) vorzulesen. Arglos tut er dies, nur: Es ist die Antwort eines Dildo-Herstellers auf ihre Beschwerde, das Gerät stimuliere sie nicht genug, mit genauer Beschreibung der Probleme (G-Punkt nicht getroffen, ungeeignet für Plateauphase usw.)

Wunderbar!
Man muss halt Sinn für Tumor haben.

Näheres hier: http://www.teloek.de/php/index.php

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Politik und Justiz, heute: Die Söhne Stammheims
Nun, da gehören natürlich auch Töchter dazu und andere Knäste, so oder so: Für Christian Klar, Brigitte Mohnhaupt und Birgit Hogefeld gibt es möglicherweise einen Grund zu stammheimlicher Freude. Nachdem Klar und Mohnhaupt 25 Jahre abgesssen haben, die RAF seit 9 Jahren nicht mehr existiert und vor 15 Jahren den bewaffneten Kampf eingestellt hat, besteht für sie die Möglichkeit der Begnadigung. Eine Gefahr für irgendwen geht von diesen Menschen nicht mehr aus. Wenn gemeingefährliche Kriminelle vorzeitig entlassen werden, obwohl einige von Ihnen rückfällig werden, gibt es eigentlich keinen Grund, mittlerweile ungefährliche Leute nicht freizulassen. Es sei denn, der Staat setzt nicht auf Resozialisierung, sondern auf Rache, und das stünde außerhalb jedes modernen Rechtssystems, zumindest theoretisch.

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Dienstag, 16. Januar 2007
Wildbad Kreuth
Was ist eigentlich ein Wildbad? Planschen da Hirsche und Wildsauen im Pool, während sich saloppe Häsinnen auf den Liegestühlen räkeln? Auf Deutschlandradio Kultur hörte ich gerade, die Ähs des Stoiber hingen damit zusammen, dass er seine Worte in eine Warteschleife hänge, weil seine Gedanken nicht hinterherkämen :-)

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Solidarität mit Cornelius - gegen staatlichen Rassismus!
Heute steht der afrikanische Flüchtlingsaktivist und Student
Cornelius Yufaniy in Göttingen vor Gericht. Die öffentliche Verhandlung ist
der vorläufige Höhepunkt der Repression gegen insgesamt drei
Prozessbesucher_innen, die im Mai letzten Jahres vor dem Göttinger
Amtsgericht wahllos von Polizeibeamten attackiert worden sind. Cornelius
Yufaniy wird in dem Verfahren „versuchte Körperverletzung“ gegen Polizisten
vorgeworfen. Eine Unterstützungsinitiative hat vor dem Gerichtsgebäude eine
Kundgebung angekündigt.

Hintergrund: Am 16. Mai 2006 fand vor dem Göttinger Amtsgericht ein Prozess
gegen einen Unterstützer der Familie Saado aus Ossenfeld statt. Zu dieser
Verhandlung waren etwa 25 Zuschauer_innen gekommen, von denen lediglich die
Hälfte im Gerichtssaal Platz fanden. Die Übrigen warteten unter den Augen
eines großen Polizeiaufgebots vor dem Gerichtsgebäude. Nach dem Prozess, der
mit einer Einstellung endete, ging die Polizei handgreiflich gegen die
Wartenden und die zurückkehrenden Prozessbesucher_innen vor: Wahllos wurden
Personen umstellt und aufgefordert, ihre Personalien abzugeben. Es wurde den
Besucher_innen des Prozesses - darunter auch Journalist_innen - verboten, den
Platz vor dem Amtsgericht zu verlassen. Direkt an der Berliner Straße wurde
eine größere Gruppe in einer Art Kessel festgesetzt. Weitere Personen wurden
die Straße entlang verfolgt und Cornelius Yufaniy wurde schließlich auf die
vielbefahrene Berliner Straße gedrängt, mitten auf der Fahrspur
niedergeworfen und festgenommen.

Zwei weitere Personen haben inzwischen einen Strafbefehl wegen ähnlicher
Vorwürfe erhalten. Die Polizei begründete ihr Verhalten im Nachhinein damit,
dass die Betreffenden an einer nicht genehmigten Versammlung vor dem Gericht
teilgenommen haben sollen. Beobachter_innen der Ereignisse zufolge, haben
einige Beamte gezielt Cornelius Yufaniy verfolgt, während andere Personen
sich in der Situation unbehelligt bewegen konnten. Yufaniy kritisiert das
offenbar rassistische Vorgehen der Polizei: „Durch solche gewalttätigen
Polizeikontrollen sind schon viele Menschen, viele Afrikaner in Deutschland
gestorben. Ich werde es nicht zulassen, dass man mit mir das Gleiche macht.“

Cornelius Yufaniy ist an der Kampagne zum Gedenken an Oury Jalloh beteiligt.
Seit zwei Jahren versucht die Initiative die Hintergründe der Todes Jallohs
ans Licht zu bringen. Oury Jalloh war vor zwei Jahren nach einer
Polizeikontrolle in Dessau von Beamten in einer Zelle ans Bett gefesselt
worden und verbrannte dort. Vor wenigen Tagen erst wurde Anklage gegen einen
der eingesetzten Beamten erhoben.

Der Prozess findet am Dienstag, 16.1.2006 um 13.50 Uhr im Amtsgericht
Göttingen statt.

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