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Ein Bild zeigt die blutigen Körper von Dutzenden unschuldiger Kinder, die vom syrischen Regime brutal ermordet wurden. Als Mutter kann ich dieses Bild kaum ertragen, aber ich weiß, dass wir nicht wegsehen dürfen – und dass wir dieses Morden beenden können. Unsere Regierungen entscheiden derzeit darüber, was man tun kann. Wenn wir sie nicht zum Handeln aufrufen, wird es bei händeringender Diplomatie bleiben. Unterzeichnen Sie die Petition, damit umgehend Tausende UN-Beobachter zum Schutz der Menschen in alle Regionen Syriens entsandt werden.
die Bilder aus Al Houla in Syrien vom vergangenen Freitag sind fast zu brutal, um sie überhaupt anzusehen. Ich habe eine 5 Jahre alte Tochter, und ich weiß, dass es nur der Zufall des Geburtsortes ist, der sie von diesem Horror trennt. Doch dieser Schock hat dazu geführt, dass ich heute diese E-Mail schreibe, weil ich weiß, dass wir alle zusammen etwas tun können, um dieses Grauen zu beenden.
Dutzende blutverschmierte Kinder, die Gesichter voller Angst vor dem drohenden Tod – ihre unschuldigen, leblosen Körper sprechen von einem unsäglichen Massaker. Diese Kinder wurden dahingeschlachtet von Männern, die den strikten Befehl hatten, Terror zu sähen. Doch alles, was die Diplomatie bislang erreicht hat, ist, dass ein paar UN-Beobachter die Gewalt „beobachten". Nun weisen Regierungen in aller Welt syrische Botschafter aus, doch wenn wir kein grundlegendes und starkes Handeln fordern, bleibt es bei diesen diplomatischen Halbherzigkeiten.
Zur Zeit berät die UN gerade, was man tun kann. Wenn es in ganz Syrien eine starke internationale Präsenz gäbe, mit dem Mandat, Zivilisten zu schützen, könnten wir die schlimmsten Massaker verhindern, während die Staatschefs sich bemühen könnten, den Konflikt auf politischer Ebene zu lösen. Ich kann keine weiteren Bilder dieser Art sehen, ohne es in die Welt hinaus zu schreien. Aber um die Gewalt zu beenden, müssen wir alle zusammenstehen, und mit einer gemeinsamen Stimme Schutz für diese Kinder und ihre Familien fordern. Klicken Sie hier, um die UN zum Handeln aufzufordern und senden Sie diese Nachricht dann an alle, die Sie kennen:
http://www.avaaz.org/de/syria_will_the_world_look_away_c/?vl
Der Tod eines Kindes ist immer eine Tragödie. Die UN sagt, dass bei dem Angriff 108 Menschen ums Leben gekommen sind, 49 davon Kinder unter 10. Das jüngste Opfer war ein 2 Jahre altes Mädchen. 90% der Einwohner von Al Houla sind aus ihren Häusern geflohen. Als ich meine Tochter gestern Abend zu Bett gebracht habe, habe ich versucht, mir vorzustellen, was die Mütter und Väter, und die Großeltern dieser Kinder empfinden. Allein der Schmerz und die Verzweiflung sind unvorstellbar, doch es gibt auch einen enormen Zorn und einen abgrundtiefen Hass gegen die, die das getan haben. Wenn wir nicht alle zusammenstehen, um die Angriffe gegen die Menschen in Syrien zu stoppen, wird der Kreislauf der Gewalt nicht enden.
Vergessen wir nicht: Dieses Blutbad begann vor über einem Jahr, als Tausende Menschen auf die Straßen gingen, um friedlich – wie ihre Brüder und Schwestern in der gesamten Region – für Freiheit und Demokratie zu demonstrieren. Doch das Regime antwortete mit Brutalität und Gewalt – mit Mord, Folter, Verschleppung und mit der Belagerung ganzer Städte. Die internationale Gemeinschaft griff nicht ein, und ließ zu, dass politische Erwägungen unsere Verantwortung zum Schutz der Menschen unterminierten. Dann griffen einige verzweifelt zu den Waffen, um ihre Familien zu schützen und sich gegen die Unterdrückung zu wehren. Jetzt ist es ein bewaffneter Konflikt – und wenn die Welt weiterhin nichts unternimmt, wird dieser zu einem ausgewachsenen Bürgerkrieg, der Generationen andauern und solch extreme Arten von Terror hervorrufen kann, wie wir ihn uns in unseren schlimmsten Albträumen nicht vorstellen können.
Wenn Dutzende Kinder kaltblütig von der Armee und deren Milizen ermordet werden – dann ist es Zeit für ernsthafte Maßnahmen. Assad, seine Schergen und seine blutdürstige Armee müssen zur Rechenschaft gezogen und die Menschen in Syrien geschützt werden. Nichts von dem, was die internationale Gemeinschaft bislang getan hat, konnte Assad von seinem mörderischen Griff nach der Macht abhalten. Die wenigen UN-Beobachter vor Ort konnten die Morde in Al Houla nicht verhindern – das einzige, was sie tun konnten, war, die kleinen Körper zu zählen. Doch wenn wir Hunderte von Beobachtern in jede der vierzehn Regionen Syriens entsenden – dann würden es sich Assads Mörder zweimal überlegen.
Die Welt hat in Srebrenica weggeschaut, und sie hat in Ruanda weggeschaut. Wenn wir heute alle reagieren – können wir sicherstellen, dass der tragische Tod dieser Kinder zum Wendepunkt wird, an dem wir alle überall sagen: JETZT IST ES GENUG! Doch wenn wir uns abwenden, dann tun es auch unsere Politiker. Vereinen wir unsere Stimmen in aller Welt und sorgen wir dafür, dass die Politiker unseren Aufschrei nicht überhören können. Aus Respekt für diese armen Kinder und ihre Familien: Klicken Sie hier, um sich an dem weltweiten Aufruf für eine massive UN-Präsenz in Syrien zu beteiligen!
http://www.avaaz.org/de/syria_will_the_world_look_away_c/?vl ;
Die Avaaz-Gemeinschaft steht den Menschen in Syrien seit fünfzehn Monaten zur Seite, prangert das syrische Regime an, fordert Sanktionen, unterstützt Gemeinschaften in ganzen Land mit Hilfsgütern und versorgt Bürgerjournalisten mit der nötigen Ausrüstung, damit diese über die Gewalt berichten können. Machen wir heute das Massaker von Al Houla zum Wendepunkt und bestehen wir darauf, dass unsere Regierungen nicht länger den Blick abwenden und den Menschen in Syrien nicht weiter den Rücken zukehren.
In tiefer Trauer und voller Entschlossenheit,
Alice und das gesamte Avaaz-Team.
WEITERE INFORMATIONEN
Massaker an Kindern schockiert die Welt (Spiegel)
http://www.spiegel.de/politik/ausland/massaker-an-kindern-im-syrischen-hula-schockiert-die-welt-a-835463.html
Annan äußert sich in Syrien "schockiert" über Massaker (Stern)
http://www.stern.de/news2/aktuell/annan-aeussert-sich-in-syrien-schockiert-ueber-massaker-1833387.html
UNO-Beobachter sprechen von 108 Toten und 300 Verletzten in Hula (Swissinfo)
http://www.swissinfo.ch/ger/news/newsticker/international/UNO-Beobachter_sprechen_von_108_Toten_und_300_Verletzten_in_Hula.html?cid=32774428
Syrische Botschafter ausgewiesen
http://oe1.orf.at/artikel/306095
UNO nach Massaker in Syrien weiter blockiert (Schweizer Fernsehen)
http://www.tagesschau.sf.tv/Nachrichten/Archiv/2012/05/31/International/UNO-nach-Massaker-in-Syrien-weiter-blockiert
Die Welt schaut nur zu (Spiegel)
http://www.spiegel.de/politik/ausland/uno-sicherheitsrat-hilflos-im-syrien-konflikt-a-836135.html
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http://blog.katrin-roenicke.net/
http://serdargunes.wordpress.com/
http://seeliger.cc/
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Das Nobordercamp in Düsseldorf/Köln vom 13. bis 22. Juli spinnt viele dieser Fäden weiter: Sein Aktionsschwerpunkt liegt auf dem Düsseldorfer Abschiebeflughafen, der sich zum Drehkreuz für die maßgeblich von FRONTEX organisierten Charter-Abschiebungen entwickelt hat und daher stellvertretend für die Ökonomie des Abschieberassismus steht. Konkreter: Der Großteil der Abschiebecharter aus Düsseldorf fliegt Belgrad und Pristina an. Die Zielgruppe dieses Angriffs sind Roma, die als so genannte Armutsbevölkerung mit allen nur erdenklichen Mitteln daran gehindert werden sollen, Wege aus dem nackten Überlebenskampf zu finden – wie jüngst auch in Frankfurt zu erleben war. Denn der zunehmende Räumungsdruck gegenüber dem Occupy-Camp vor dem Tower der Europäischen Zentralbank war in den vergangenen Wochen maßgeblich davon geprägt, dass der Ansiedlung rumänischer Roma auf dem Camp und somit mitten in den Grünanlagen des Bankenviertels endlich ein Riegel vorgeschoben werden müsse, so die Stadt. Occupy hat sich allerdings der geforderten Spaltung verweigert und damit ein entschiedenes Zeichen gegen Rassismus und innerstädtische Vertreibung gesetzt. Die zweite große Zielgruppe sind nigerianische Flüchtlinge und MigrantInnen, entsprechend machen Abschiebungen nach Nigeria gut die Hälfte aller europaweit koordinierten Abschiebeflüge aus. Nicht zufällig gerät damit das bevölkerungsreichste Land Afrikas in den Fokus rassistischer Spaltungsstrategien: Abgeschoben wird, wer als nicht verwertbar und somit überschüssig gilt – eine Logik, die nicht zuletzt auf das globale Ausbeutungsgefälle verweist. Und doch sollte in diesem Zusammenhang keineswegs aus dem Blick geraten, dass es vielen immer wieder gelingt, sich hartnäckig und meist mit solidarischer Unterstützung durch Dritte gegen die eigene Abschiebung zur Wehr zu setzen. Hinzu kommt, dass der ständige Abschiebeterror bewusst Angst und Zermürbung unter den potentiell Betroffenen schürt, wozu im Übrigen auch physische bzw. psychische Angriffe auf MigrantInnen, Flüchtlinge oder People of Colour seitens staatlicher Stellen zählen. Beispielhaft erwähnt seien der Fall des Asylbewerbers Oury Jalloh, der am 7. Januar 2005 bei lebendigem Leib in einer Polizeizelle in Dessau verbrannt ist, oder die vom Verfassungsschutz unter bislang nicht geklärten Umständen mit verantwortete Mordserie der rechtsextremistischen Terrorzelle „NSU“.
Wir haben eine Art unerklärten Krieg in Europa, und diese Dimension müssen wir begreifen. Ob Neonazis, Abschiebebehörden oder Frontex: Es sind Feinde, und so gehören sie behandelt. By any means necessary.
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Den offiziellen Camp-Aufruf findet ihr im Übrigen hier: http://noborder.antira.info/de/call – dort findet ihr auch eine (fast vollständige) Liste der Mobilisierungsveranstaltungen für das Camp.
Mit besten Grüßen,
Olaf/NoLager Bremen
Wider die Ökonomisierung des Lebens - für ein Europa des Willkommens und der Solidarität
Von Blockupy in Frankfurt zum Noborder-Camp in Köln-Düsseldorf (13. bis 22. Juli 2012)
„ Jetzt, wo ich beginne, anzukommen in Deutschland, merke ich, dass ich die letzte Freiheit verliere. Ich muss aufstehen, wenn der Wecker klingelt, ich muss zur Schule, ich habe einen Termin bei der Ausländerbehörde. Schnell einen Job als Packer am Flughafen finden, denn das sind die „besseren“ Arbeiten für uns. Und wenn ich Freunde treffen will, mache ich einen Termin. Damals, als ich von Gefängnis zu Gefängnis in Griechenland und Ungarn wanderte und mich verstecken musste auf der Flucht durch Europa, da war ich von außen betrachtet nicht frei. Aber ich habe mit äußeren Grenzen gekämpft. Die neue Unfreiheit schreibt sich direkt in mich ein. Wenn ich sie akzeptiere, werde ich ein anderer sein. Manchmal würde ich gern davor wegrennen und die Grenze überwinden wie damals.“ (Flüchtling aus Afghanistan, im Asylverfahren in Deutschland)
EU-Grenzregime als Filter
Bei den Besetzungen, Blockaden und Demonstrationen dieser Tage in Frankfurt tragen wir Schlauchboote und Leitern, Symbole des Widerstandes gegen das militarisierte EU-Grenzregime. Große Puppen thematisieren zudem prekäre Arbeitsverhältnisse, in denen sich insbesondere Flüchtlinge und MigrantInnen wiederfinden – ob mit oder ohne Papiere. Denn die Spardiktate der Troika dienen nicht nur der Bankenrettung, sie sind auch Mittel zur Zurichtung und Verwertung, das heißt zur Umwandlung von Lebenszeit in Arbeitszeit – ein Prozess, den der eingangs zitierte Freund aus Afghanistan als Kampf gegen die bis ins innerste vordringende Grenze beschreibt. Die totale Ökonomisierung des Lebens ist im globalisierten Kapitalismus elementar, sie bestimmt daher auch keineswegs zufällig die fortwährende Aufrüstung der EU-Außengrenzen durch die EU-Grenzschutzagentur FRONTEX. Das brutale Grenzregime fungiert als Filter, allenfalls die "Fittesten" sollen durchkommen – sei es als ErntehelferInnen, Bauarbeiter, Schlachter, Pflege- oder Putzkräfte. Das bedeutet zugleich, dass der Tod von Abertausenden bewusst in Kauf genommen wird. Allein im Mittelmeer sollen im Jahr 2011 laut UN-Angaben über 1.500 Menschen ihr Leben verloren haben. Gleichwohl sprechen die Herrschenden verharmlosend von "Migrationsmanagement", wenn sie die unterschiedlichen Strategien der tödlichen Ausgrenzung mit der Rekrutierung billiger Arbeitskräfte kombinieren.
Ökonomie des Abschieberassismus
Das Nobordercamp in Düsseldorf/Köln vom 13. bis 22. Juli spinnt viele dieser Fäden weiter: Sein Aktionsschwerpunkt liegt auf dem Düsseldorfer Abschiebeflughafen, der sich zum Drehkreuz für die maßgeblich von FRONTEX organisierten Charter-Abschiebungen entwickelt hat und daher stellvertretend für die Ökonomie des Abschieberassismus steht. Konkreter: Der Großteil der Abschiebecharter aus Düsseldorf fliegt Belgrad und Pristina an. Die Zielgruppe dieses Angriffs sind Roma, die als so genannte Armutsbevölkerung mit allen nur erdenklichen Mitteln daran gehindert werden sollen, Wege aus dem nackten Überlebenskampf zu finden – wie jüngst auch in Frankfurt zu erleben war. Denn der zunehmende Räumungsdruck gegenüber dem Occupy-Camp vor dem Tower der Europäischen Zentralbank war in den vergangenen Wochen maßgeblich davon geprägt, dass der Ansiedlung rumänischer Roma auf dem Camp und somit mitten in den Grünanlagen des Bankenviertels endlich ein Riegel vorgeschoben werden müsse, so die Stadt. Occupy hat sich allerdings der geforderten Spaltung verweigert und damit ein entschiedenes Zeichen gegen Rassismus und innerstädtische Vertreibung gesetzt. Die zweite große Zielgruppe sind nigerianische Flüchtlinge und MigrantInnen, entsprechend machen Abschiebungen nach Nigeria gut die Hälfte aller europaweit koordinierten Abschiebeflüge aus. Nicht zufällig gerät damit das bevölkerungsreichste Land Afrikas in den Fokus rassistischer Spaltungsstrategien: Abgeschoben wird, wer als nicht verwertbar und somit überschüssig gilt – eine Logik, die nicht zuletzt auf das globale Ausbeutungsgefälle verweist. Und doch sollte in diesem Zusammenhang keineswegs aus dem Blick geraten, dass es vielen immer wieder gelingt, sich hartnäckig und meist mit solidarischer Unterstützung durch Dritte gegen die eigene Abschiebung zur Wehr zu setzen. Hinzu kommt, dass der ständige Abschiebeterror bewusst Angst und Zermürbung unter den potentiell Betroffenen schürt, wozu im Übrigen auch physische bzw. psychische Angriffe auf MigrantInnen, Flüchtlinge oder People of Colour seitens staatlicher Stellen zählen. Beispielhaft erwähnt seien der Fall des Asylbewerbers Oury Jalloh, der am 7. Januar 2005 bei lebendigem Leib in einer Polizeizelle in Dessau verbrannt ist, oder die vom Verfassungsschutz unter bislang nicht geklärten Umständen mit verantwortete Mordserie der rechtsextremistischen Terrorzelle „NSU“.
Rassistische Krisen-Hetze
Zurück nach Frankfurt: Die Europäische Zentralbank wird nicht nur aus Solidarität mit den Kämpfen gegen die Durchsetzung der Sparpakete und somit die umfassende Ökonomisierung des Lebens blockiert – ob in Griechenland oder anderen Ländern der europäischen Peripherie. Blockupy ist zugleich auch eine Plattform für Proteste von Prekarisierten überhaupt. Eine besondere Rolle spielen dabei Flüchtlinge und MigrantInnen, die in doppelter Weise von der herrschenden Krisenpolitik betroffen sind. Sie werden als erste entlassen, zudem droht bei Arbeitslosigkeit häufig die Abschiebung – etwa wenn hierzulande Bleibeberechtigte wegen fehlendem oder zu geringem Einkommen wieder in die so genannte „Duldung“ zurückfallen. Gleichzeitig werden sie zu Sündenböcken für die soziale Krise gemacht. In Athen führt etwa diese rassistische Hetze und Spaltung schon seit Monaten zu regelmäßigen Pogromen durch faschistische Gruppen und Bürgerwehren – und zu einer medialen Hetzkampagne gegen Flüchtlinge und MigrantInnen, die vor allem kurz vor den Parlamentswahlen Anfang Mai von den tiefen sozialen Verwerfungen ablenken sollte, auf die momentan keine Partei eine Antwort hat.
Schuldendiktate und Klimwandel im globalen Süden
Bei Blockupy geht es in erster Linie um Visionen eines anderen Europas - manchmal auch um den Maghreb, ein mediterranes Projekt, inspiriert vom Wind der Veränderung des arabischen Frühlings, der vor gut einem Jahr vermeintlich fest im Sattel sitzende Diktatoren einfach hinwegfegte. Und doch fällt auf, dass derzeit deutlich weniger über jene Regionen der Welt gesprochen wird, die bereits seit Jahrzehnten von den Schuldendiktaten durch IWF, Weltbank und Co. am heftigsten in die Mangel genommen werden. Nicht von ungefähr begegnet uns daher in Gesprächen mit afrikanischen AktivistInnen oder mit denjenigen, die als MigrantInnen aus Afrika nach Europa gekommen sind, immer wieder die gleiche Feststellung: „Krise? Was soll daran neu sein? Bei uns ist seit einer Ewigkeit permanente Krise.“ Einige Beispiele mögen das illustrieren – auch im Kontext der Auswirkungen des Klimawandels in Afrika: Im vergangenen Jahr erschütterte eine Hungerkatastrophe das Horn von Afrika, vor allem Somalia war betroffen. Seit März spitzt sich nunmehr im Zuge anhaltender Dürre die Situation im Sahelgebiet zu. Mit Niger, Mali und Burkina Faso sind davon drei der ärmsten bzw. am ärmsten gemachten Länder der Welt massiv in Mitleidenschaft gezogen. Bislang sind also die Folgen des Klimawandels vor allem dort in Gestalt sinkender Niederschläge oder gravierender Bodenerosion zu spüren, wo die Krise durch das Zusammenspiel zwischen korrupten Regimen und neokolonialen Ausbeutungsverhältnissen ohnehin längst zum Dauerzustand geworden ist. Konsequenz sind nicht zuletzt Hunger und Unterernährung, wobei es schon ungewöhnlich vieler Toter bedarf, damit die Zustände überhaupt als Randnotiz in den Medien Erwähnung finden.
Klimawandel, Ressourcenausbeutung, Landgrabbing, Lebensmittelspekulation oder neoliberale Freihandelsabkommen - die Ausbeutung von Mensch und Natur im Interesse des industrialisierten Nordens und zunehmend auch der so genannten Schwellenländer nimmt immer dramatischere Ausmaße an. Es passt insofern, dass sozial-ökologische Konflikte bei den Antitroika-Protesten in Frankfurt eine prominente Rolle spielen – nicht zuletzt durch eine starke Mobilisierung aus Climate Justice-Netzwerken, wodurch auch die Folgen des Klimawandels vor allem in der globalen Peripherie thematisiert werden. Ebenso haben sich antimilitaristische Gruppen mit Blick auf Ressourcen- und Verteilungskriege im Rahmen von Blockupy zusammengefunden. Beides macht deutlich, dass es in Frankfurt nicht nur um europäische, sondern um globale Solidarität geht.
From Blockupy to Noborder
Wenn wir mit Symboliken aus migrantischen Kämpfen an den EU-Außengrenzen die Banken blockieren, dann geschieht das im Wissen darum, dass MigrantInnen und Flüchtlinge heute eine ungleich stärkere Stellung in sozialen Bewegungen in Europa einnehmen als noch vor 10 oder 20 Jahren. Eine gemischte Organisierung braucht allerdings Zeit und immer wieder neue Räume für tiefergehende Auseinandersetzungen bzw. Begegnungen. Denn das Gefälle der ökonomischen, politischen und zivilen Entrechtungen ist massiv – prekarisierte Studierende in Frankfurt sind von einem anderen Prekarisierungslevel betroffen als papierlose Hausarbeiterinnen in Hamburg oder Flüchtlingsfamilien in Thüringen. Das Nobordercamp bietet daher vom 13. bis 22. Juli 2012 Gelegenheit zu weiterem Austausch und Aktivismus (und gecampt werden darf auch!). Es wird ein Ort sein, um theoretisch und praktisch die Suche nach Verbindungen zu intensivieren. Einerseits weil neben Migration auch die strukturellen Hintergründe von Flucht und Migration ausgiebig zur Sprache kommen sollen – erinnert sei nur an den bereits vor vielen Jahren von der Karawane für die Rechte der Flüchtlinge und MigrantInnen geprägten Slogan „Wir sind hier, weil ihr unsere Länder zerstört.“ Andererseits weil die dominanten Krisenlösungsstrategien wahlweise neoliberal, rechtspopulistisch oder beides zusammen sind und auf diese Weise emanzipatorische Kämpfe immer wieder aufzuspalten drohen.
Für ein solidarisches Europa
Migrantische und Flüchtlingsbewegungen durchkreuzen und bekämpfen das System einer neuen globalen Apartheid mit Forderungen nach globaler Bewegungsfreiheit und gleichen sozialen Rechten - ob im Widerstand gegen Residenzpflicht und Polizeigewalt, gegen Abschiebungen (und ihre Vollstrecker wie Fluggesellschaften, Ausländerbehörden und Botschaften) oder gegen die Isolation in Lagern – wobei letztere in den bayrischen Bergen genauso wie am Stadtrand ostdeutscher Kleinstädte oder an den Rändern der Festung Europa anzutreffen sind. Migrantische und Flüchtlingsbewegungen sind darüber hinaus so etwas wie Botschafterinnen der Auseinandersetzungen um Existenzgrundlagen beispielsweise in Afrika, eröffnen also die Möglichkeit einer transnationalen Perspektive, die sich gleichermaßen gegen die Ausbeutung und Unterdrückungen im Süden wie im Norden richtet. Sie forcieren auf diese Weise eine Debatte um die Vision eines anderen Europas – jenseits menschenverachtender Strategien der totalen Ökonomisierung des Lebens. Wenn wir von einem anderen Europa sprechen, denken wir also nicht an Europa als imperialem EU-Block mit der neoliberalen Lissabon-Agenda als Rückgrat, sondern an ein Europa, welches als geografische Region mit fließenden Übergängen seine inneren und äußeren Grenzen (samt eingebautem Ausbeutungsgefälle) aufsprengt und sich solidarisch mit den Kämpfen im globalen Süden bzw. von Flüchtlingen und MigrantInnen weltweit zeigt. Eine Vision, bei der angesichts des Klimawandels zudem kein Zweifel daran bestehen dürfte, dass wirtschaftliches Wachstum weder kurz- noch langfristig eine Lösung darstellt. Nein, unumgänglich ist vielmehr eine Neuerfindung dessen, worin ein gutes, würdiges und selbstbestimmtes Leben für alle Menschen bestehen könnte. Das Ringen um globale Visionen, die rund um Blockupy immer wieder aufblitzen, betrachten wir daher als einen jener Diskussions- und Aktionsstränge, die beim Nobordercamp in Köln/Düsseldorf auf jeden Fall weiterentwickelt werden müssten – möglichst auch mit vielen Menschen, die bislang noch nicht in Noborder-Zusammenhängen aktiv geworden sind...
Freedom of Movement is everybody’s right!
Für das Recht zu gehen und das Recht zu bleiben.
See you in Köln-Düsseldorf!
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"Das Wort von der “ausweglosen Situation” ist Dudie – Regisseur Hussi Kutlucan als sein eigener Hauptdarsteller – völlig unbekannt. Dabei ist er wirklich vom Pech verfolgt. Die Odyssee des armenischen Asylbewerbers nimmt ihren Ausgangspunkt auf einem Containerschiff in Hamburg, das als Anlaufstelle für Flüchtlinge aus aller Welt dient. Hier beginnt ihr Überlebenskampf in Deutschland, prallen kulturelle Gegensätze aufeinander. Dudies Freundin Nani kann die gespannte und ausweglose Situation auf dem Schiff nicht ertragen und lässt sich auf eine arrangierte Ehe mit einem deutschen Elektriker ein. Sie verlässt das Schiff bei Nacht und Nebel, und auch Dudie hält es dort nun nicht länger. Zwei Afrikaner geben ihm die Adresse von Freunden in Berlin. Ein Afrikaner, ein Iraner und ein alter Armenier nehmen Dudie in ihrer Ein-Zimmer-Wohnung auf und verschaffen ihm Arbeit auf der Großbaustelle am Berliner Reichstag. Dort herrscht unter den ausländischen Arbeitern verschiedenster Herkunft eine ganz eigene Hackordnung. Der deutsche Chef (Heinz-Werner Kraehkamp) brüllt ständig hysterisch herum, und die perfekt assimilierten Türken fordern am lautesten “Ausländer raus”. Als Dudie einen Streik organisiert, um den ausbleibenden Lohn einzuklagen, gewinnt er zwar neue Freunde, aber leider macht die Polizei dem verrückten Treiben bald ein Ende. Auch nach seiner Flucht schlängelt sich Dudie, der begnadete Geschichtenerzähler, der auch ältere Damen überzeugt, durch den deutschen illegalen Dschungel. Er wird ein großartiger Ersatzvater für den Sohn seiner deutschen Freundin Nina und findet Arbeit in einem türkischen Restaurant. Doch auch hier läuft bald wieder einiges schief." ---- Diese Rezension ist schon gut, vermeidet aber das eigentliche Thema.
Das besteht darin, chancenlosen Flüchtlingen ein Bleiberecht in Deutschland durch Eingehen von Scheinehen zu ermöglichen. Das wird nicht als Betrug, Straftat oder krummer Weg betrachtet, sondern als Handlungsmöglichkeit empfohlen. Und auch wenn Dudie Oma Dutschke, eine alleingelassene alte Witwe nicht im eigentlichen Sinne liebt und sie als Bleiberechtsmöglichkeit nutzt gibt er ihr doch etwas - mit seinen Erzählungen, seinen Kontakten zu interessanten Migranten und seinem Witz bringt er Freude in das Leben einer von ihrer Verwandtschaft alleingelassenen einsamen alten Frau.
Und nicht nur in Ihres. Einerseits ist dieser Film wundervoll angefüllt mit dem speziellen schwarzen Humor, den ich in der Flüchtlings-Soli-Szene schätzen gelernt habe - und andererseits keine Satire. Bleiberecht durch Hochzeit organisieren, das haben wir verschiedentlich gemacht, und da im Gegentum zu den üblichen Antifa-Zusammenhängen das antirassistische Spektrum nicht von studentischen und jugendlichen Gruppen dominiert ist, sondern von Leuten aus den unterschiedlichsten Lebenszusammenhängen haben wir z.B. auch Standesbeamte dabei, die beraten, wie man das macht. Besser ist das. Dieser Film sagt, ähnlich wie "Hertverschuiren" mehr über Antira-Praxis aus als die meisten gedruckten Texte dazu.
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http://www.gopetition.com/petitions/leyla-zana.html
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16 Uhr, U-Bahnhof Turmstraße ++ 4 pm U-Bhf. Turmstraße ++ à 16 heures, station de métro Turmstraße
Rassismus Tötet!
Durch Pogrome, Asylgesetze, Abschiebungen, Geistige Brandstiftung!
> Demonstration zum Bundesinnenministerium und zur Berliner Ausländerbehörde.
Schluss mit der rassistischen Hetze! Keine weiteren Einschränkungen des
Asyls!
> Vor rund 20 Jahren wurden in Hoyerswerda, Mannheim,
Rostock-Lichtenhagen, Mölln und Solingen Asylbewerber von deutschen
Rassisten attackiert, verletzt, angezündet und teilweise ermordet!
> Vor 20 Jahren heizten die Medien zusammen mit den Politikern die
rassistische Stimmung an.
> Vor 20 Jahren wurde durch den deutschen Bundestag das Asylrecht stark
eingeschränkt und die Möglichkeiten zur rassistischen Diskriminierung
von Migranten durch die Ausländerbehörden und Polizeien gesetzlich
ausgeweitet. Sondergesetze für Flüchtlinge: Sammelunterkünfte,
Residenzpflicht, Lebensmittelgutscheine und Abschiebehaft.
Was hat sich geändert?
Heute redet niemand mehr von den Pogromen in Rostock. Doch die
Auswirkungen sind heute noch spürbar. Die Gesetze sind immer noch die
gleichen und sollen auf den Rest der EU übertragen werden. Der deutsche
Innenminister will seine europäischen Kollegen von einer noch härteren
Gangart gegen „Illegale“ überzeugen.
> Wieder will Deutschland vergessen: Die Mordserie an Migranten durch den
„Nationalsozialistischen Untergrund (NSU)“ ist nicht angemessen
aufgearbeitet worden. Kein Wunder, denn dazu beauftragt ist das
Innenministerium, dass mit seiner Abteilung für Verfassungsschutz
jahrelang den Morden zugeschaut hat!
> Wieder wird in Deutschland über die Beschränkung des Asyls und über
Zwangsintegration geredet. Wieder sind daran die Medien im Einklang mit
Politikern (wie Sarrazin) maßgeblich beteiligt.
> Es werden neue Lager gebaut: Am Flughafen Schönefeld entsteht ein Knast
nur für ankommende Flüchtlinge, damit sie gar nicht erst einreisen und
Asyl beantragen können.
Wir fordern: Die Konsequenz aus der Geschichte ziehen heißt „Bleiberecht
für alle!“ und „Kein Mensch ist illegal!“
Deshalb: Demonstrieren wir gemeinsam zu den politisch Verantwortlichen im
Bundesinnenministerium und zu ihren Handlangern in der Ausländerbehörde!
Zeigen wir Solidarität mit den Betroffenen von Rassismus!
--------------------english-----------------------
Racism Kills!
By pogroms, asylum law, deportation, ideological arson!
> Demonstration to the Federal Interior Ministry and the Immigration
Office in Berlin.
Stop the racist propaganda! No further restrictions on the asylum!
> About 20 years ago asylum seekers were attacked ,set on fire hurt, and
sometimes murdered by racist Germans in Hoyerswerda, Mannheim,
Rostock-Lichtenhagen, Mölln and Solingen
> 20 years ago media alongside with politicians fueled the racist sentiments.
> 20 years ago the German Bundestag, severely restricted the asylum law
and expanded the possibilities for racial discrimination against
migrants by the immigration authorities and the police law. Special laws
applying only to refugees were passed that force them to live in camps,
use food stamps, not to leave their district and enforce deportation.
What has changed?
Today no one talks about the pogroms in Rostock. But the effects can still
be experienced. The laws are still the same and are supposed to be applied
in the rest of the EU. The German interior minister wants to convince its
European counterparts of an even harder line against „illegals“.
> Once again Germany wants to forget: the serial murders of immigrants by
„National Socialist Underground (NSU)“ were not adequately processed.
Which was bound to happen as the ministry for interior was a silent
bystander to all these murders through the involvement of its on
interior intelligence agency .
> Once Again, Germany talks about further restrictions of asylum and
favours forced integration. And spain the media and politicians (like
Sarrazin) are in line and involved.
The new internment camp (Lager) will be built: At the airport Schoenefeld
a prison created only for incoming refugees, so that they can not even
enter and apply for asylum
We demand: drawing the consequences from history means actions have to
follow like residency for all immigrants and No One is Illegal!
Therefore: we demonstrate together against the policy makers at the
Federal Ministry of the Interior and its henchmen in the immigration
office! Let‘s show solidarity with the victims of racism!
Le racisme tue!
Par les pogroms, les droits à l’asile, les éloignements, l’incendie
volontaire mental ou intellectuel!
--------------------francais-----------------------
> Une manifestation au ministère de l’Intérieur et au service des
étrangers à berlin.
Fin du dénigrement raciste et des restrictions au droits à l’asile!
> Avant 20 années, rasistes allemands ont attaqué, blessé, allumé et tué
partiellement les demandeurs d’asile!
> Avant 20 annés , les politiciens et les médias ont alimenté le climat
rasiste.
> Avant 20 annés le Bundestag a diminué les droits à l’asile. Le Bundestag
a alimeté avec les restrictions les possibilities des discriminations
racists pour les émigrants par la police et les instances officielles.
On a fait les droits exclusifs et spéciaux pour encaserner les réfugiés.
Il y aviat p. ex. les lois de la résidence, la rétention aux fins de
refoulement et les bons pour les aliments.
Qu‘est -ce qui a changé?
Aujourd’hui on construit les dépôts et prisons p. ex . à l’ aéroport
nouveau de Berlin – Schönefeld pour garantir que les emigrants ne peuvent
pas entrer et rester dans l’Allemagne.
Nous réclamons un droit de rester pour tou-te-s! Personne n’est illégal-e!
Kommt alle zur Demo gegen Rassismus am 26. Mai und 16 Uhr am U-Bhf.
Turmstraße!
Come to the demonstration against racism 26 May and 4 pm at U-Bhf.
Turmstraße!
Venez à la manifestation contre le racisme!
http://rassismus-toetet.de/files/2012/05/flyer_route_26052012.pdf
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Die erneute Ablehnung des Visumsantrags trifft die Familie hart: Die Landtagsabgeordnete Jutta Rübke (MdL SPD) hatte Gazale und die Kinder eingeladen und eine Bürgschaftserklärung abgegeben. Flugtickets waren besorgt, Krankenversicherung abgeschlossen worden. Nach wiederholter, intensiver Befragung von Gazale durch Mitarbeiter/innen der Botschaft hatte es geheißen, die Entscheidung werde vom Auswärtigen Amt in Berlin getroffen. Mit der Zeit schöpften alle Beteiligten die Hoffnung, dass nach mehr als siebenjähriger, erzwungener Trennung ein Wiedersehen der Familienmitglieder ermöglicht werden könnte. Eine Hoffnung, die sich nun erneut zerschlagen hat.
Ahmed Siala kann Gazale in Izmir nicht besuchen, weil ihm die deutschen Behörden trotz seines 27-jährigen Aufenthalts in Deutschland bis heute eine Aufenthaltserlaubnis verweigern und ihn in Deutschland lediglich dulden. Mit einer Duldung könnte Ahmed jedoch nicht wieder nach Deutschland zurückkehren. Tochter Amina, die im April 15 Jahre alt geworden ist, soll demnächst eine Aufenthaltserlaubnis erhalten, während ihre Schwester Nura weiterhin nur geduldet wird.
Zumindest den Weltmeistertitel im Marathonlauf könnte man denen eigentlich mal zuerkennen. Und niedersächsischen Beamten, bzw. dem gesamten Referat 42/43, rückwirkend Thomas Böhme und Herrn Guzmer, die Adolf-Eichmann-Gedächtnismedaille überreichen.
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Schlecht so: Oft bleiben sie bei ihren Aktionen unter sich, denn immer weniger UnterstützerInnen schließen sich den Flüchtlingsprotesten an.
Daran wollen wir etwas ändern!
Wenn am 26. Mai Flüchtlinge aus ganz Bayern nach München anreisen um vor dem Bayerischen Landtag gegen Flüchtlingslager, die rassistische Flüchtlingspolitik und für gleiche Rechte demonstrieren, dann dürfen wir sie nicht alleine lassen! Bereits über 200 Flüchtlinge aus ganz Bayern haben Ihre Teilnahme an der Lagerland-Abschluß-Demo am 26. Mai in München (Beginn 13.30 Uhr, Sendlinger Tor) zugesagt. Dagegen wirken die 108 Unterstützer und UnterstützerInnen, die per Facebook Ihr Kommen angekündigt fast schon peinlich…
Was folgt daraus?
Uns fehlen noch schlappe 602 TeilnehmerInnen, wenn wir unser ehrgeiziges Ziel erreichen wollen, 1.000 Demo-TeilnehmerInnen bei einer Flüchtlingsdemo in München. Das ist ehrgeizig, aber zu schaffen!!!!
Ergo: Kommt! Verbreitet unseren Aufruf! Kündigt Euer Kommen per Facebook an ! Bringt FreundInnen mit! Jede und Jeder wird gebraucht!
Genug ist genug! Flüchtlingsrechte gemeinsam erkämpfen!
Euer Netzwerk Deutschland-Lagerland
Was könnt Ihr beitragen:
Kommt! Kündigt Euer Kommen an! Ladet FreundInnen zur Teilnahme ein! Verbreitet den Aufruf auf Facebook:
http://www.facebook.com/events/358044837584537/
Unser Ziel: mindestens 1.000 DemonstrantInnen!
Infos zur Demo unter :
www.deutschland-lagerland.de
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Christy Schwundeck wurde am 19.05.2011 im Jobcenter auf der Mainzer Landstraße erschossen. Das Ermittlungsverfahren gegen die schießende
Polizistin wurde eingestellt.
Die Initiative Christy Schwundeck, deren Unterstützer Zusammen e.V. ist, fordert deshalb weiterhin Aufklärung und Gerechtigkeit!
Am Samstag, den 02.06.2012 findet um 13:00 ab Frankfurt Hauptbahnhof eine Demonstration unter dem Motto „Aufklärung – immer noch!“ statt.
Kommt alle, damit Christy Schwundeck nicht in Vergessenheit gerät und es endlich zu einem Prozess kommt.
Anbei der Aufruf der Initiative.
Weitere Infos auf:
http://initiative-christy-schwundeck.blogspot.de/
Mit solidarischen Grüßen
Euer
Zusammen e.V.
Demonstration
<http://initiative-christy-schwundeck.blogspot.de/2012/05/demonstration-am-2
juni-aufklarung.html> am 2.Juni!
Aufklärung - immer noch!
Christy Schwundeck ist nun schon seit einem Jahr tot und immer noch wissen wir nicht, wie es zu ihrer Tötung kam. Trotzdem wurde nun das Ermittlungsverfahren gegen die schießende Polizistin eingestellt! Sollen wir also wieder akzeptieren, dass der Tod einer Schwarzen Person nicht aufgeklärt wird? Dürfen Polizisten in diesem Land einfach Menschen töten ohne dafür zur Verantwortung gezogen zu werden? Wir trauern um Christy, sind
aber auch wütend und werden am 2.Juni für die Wiederaufnahme der Ermittlungen demonstrieren! Wir fordern euch alle auf, mit uns für Gerechtigkeit und Aufklärung auf die Straße zu gehen! Für Christy
Schwundeck und alle die anderen Opfer rassistischer Polizeigewalt!
Samstag, 2.Juni, 13:00 Frankfurt Hauptbahnhof
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hält Pia Zimmermann (MdL), 19.00 Uhr, im IBIS, Klävemannstr.16 in Oldenburg(Oldb.) (IBIS= Interkulturelle Arbeitsstelle für Forschung, Dokumentation, Bildung und Beratung) einen Vortrag über "Keine Perspektive für Abgeschobene im Kosovo"
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Also, Vorhang auf zum ersten Akt:
Wahnsinn und Verstand
Ein Schelmenroman aus der autonomen Szene
Knapp daneben ist auch vorbei
"Also, ich arbeite jetzt in der Nahost-Gruppe mit und in einem eher informellen Zusammenhang, der die Frente Polisario unterstützt. Der Henning aus meiner WG macht da auch mit.""Mit wem wohnst du denn noch zusammen?" "Mit Heike, die macht sehr viel im Frauen-Lesbenzentrum, und mit Kalle, das ist der Bruder von Henning. Völlig unpolitisch - na ja, was heißt völlig...also, der ist in keiner Gruppe." "Und was macht er sonst so?" fragt Britt betont gelangweilt und streicht sich über die lange, dunkle Mähne. Alfie sieht den Zaunpfahl nicht und seiert munter weiter. "Der studiert Chemie, will mal was im Umweltbereich machen und ist ein begnadeter Trinker. Außerdem von kolossaler Wirkung bei der weiblichen Belegschaft..." Es liegt Britt auf der Zunge, "Du mit Sicherheit nicht!" zu antworten, aber sie schluckt es runter. Stattdessen hört sie zunehmend genervt Alfies Monolog zu. Seine WG interessiert sie offen gestanden überhaupt nicht, ebensowenig wie die Tatsache, daß dort Kalles bester Freund Bernie ständig rumhängt und Heike und Henning mit seinen uninteressanten Geschichten nervt - "Ob die noch uninteressanter sind als die von Alfie?" ertappt sich Britt. Das kann doch echt nicht warstein! Da war sie dem Kerl von Hamburg bis in diese mittlere Universitätsstadt nachgefahren, weil sie auf ihn scharf war. Nicht gerade schwer verliebt, aber es prickelte schon ganz ordentlich. Und was tut der Knülch? Geht mit ihr in diese völlig überfüllte Studikneipe, säuft ein Bier nach drei nächsten und labert ihr den Kopf mit lauter Sachen voll, die alle mit ihr nicht das Geringste zu tun haben und mit ihm nur am Rande. Eine Mischung aus allgemeinem Szene-Klimbim und etwas, das mensch normalerweise small talk nennen würde, wenn es nicht über Stunden ausgewalzt wäre. Und er gibt ihr keine Chance, ihn mal für länger zu unterbrechen und zum Wesentlichen zu kommen. Als Britt, irgendwann in Kragenplatznähe angelangt, einwirft: "Männer sind Scheiße!" , bringt Alfie es glatt, das Gespräch (wenn sein Geschwalle denn so genannt werden soll) in Richtung Patriarchatsdebatte weiterzuführen, obwohl sie das nun überhaupt nicht gemeint hat. Es hilft nichts, er ist breit.
Aber halt, ehe ich fortfahre, stelle ich dem lesenden Publikum lieber die dramatis personae einmal selber vor. Alfie ist, wie sich eben gezeigt hat, dazu im Moment nicht in der Lage, und Britt fehlt zur Zeit noch der Überblick. Beginnen wir also mit Alfie, der sich zu seinem Leidwesen gerade auf eine für ihn unvorteilhafte Weise eingeführt hat, aber gar nicht mal so übel drauf ist.
Es wird dem Leser und der Leserin nicht verborgen geblieben sein, daß er ein Linker ist; um genau zu sein, ein Autonomer. Er ist so um die Dreißig, eher klein als groß, von schlanker Gestalt, dunkelblond mit ewigem Drei-Tage-Bart und liegt gerade in den letzten Zügen seines endlos ausgedehnten Politologie- und Sozialpsychologiestudiums. Er hat so Einiges hinter sich. Zum Einen hat er verdammt viele politische Kämpfe mitgemacht, hat noch die Endphase der Spontibewegung und das Emporkommen der Autonomen erlebt und in den letzten Jahren einige Federn lassen müssen. Zwei Strafverfahren, das eine politisch, das andere wegen Dope, waren zwar glimpflich für ihn ausgegangen, hatten ihm aber viel Streß gemacht, vor Allem, da er erfahren mußte, daß es mit der vielbeschworenen Solidarität bei vielen GenossInnen nicht so doll aussah. In beiden Fällen waren Gerüchteküchen angeheizt worden, die innerhalb kürzester Zeit jeweils einen Personenkreis von über Hundert Leuten, die Alfie größtenteils gerade mal vom Sehen kannte, mit äußerst interessanten und abenteuerlichen Versionen des tatsächlichen Geschehens vertraut gemacht hatten, die sich nicht nur gegenseitig ausschlossen, sondern Alfie quasi als Schwerkriminellen dastehen ließen. Um seine eigene, zeitweise ins Paranoide abgleitende Angst vor den Folgen hatte sich keine Sau geschert; wie auch, die ganze Rumerzählerei war für allzu Viele eine Art Gesellschaftsspiel gewesen, um sich wichtig zu machen, hauptsächlich für jene, die sich selber nie so weit vorgewagt hatten wie Alfie.
Aus alldem hat er für sich die Konsequenz gezogen, sich lieber dreimal zu überlegen, bei was für Aktionen er noch mitmacht, jedenfalls dann, wenn es ein ernsthaftes Kriminalisierungsrisiko gibt. Nichtdestoschnurz hat er ein ganz besonderes Talent dafür, an zum Teil völlig unerwarteten Orten immer wieder in die brenzligsten Situationen hineinzupurzeln. Seit der Trennung von Sabine, mit der Alfie eine lange und ziemlich fitte Beziehung hatte, hängt er emotional etwas durch. Es wäre zwar übertrieben, ihn als resigniert zu bezeichnen, aber ein Ausbund an Lebensfreude ist er auch nicht gerade, und er trinkt etwas viel.
Was Heike angeht, so ist diese nach außen hin, trotz kleiner, zierlicher Erscheinung, eine wandelnde Explosion an Energie, an Power, Wut, Schmerz, Lust, Action und revolutionärem Elan; so heftig, daß ihre Umgebung sie oft als nervend und überdreht erlebt, andererseits auch gerne bewundernd auf einen imaginären Thron hievt.
Während Alfie sich neben ihr oft als blaß und farblos erlebt (was er überhaupt nicht nötig hätte) und als Schlaffi oder, unhöflicher gesprochen, als kleiner Wichser vorkommt, beneidet sie ihn ihrerseits um seine Fähigkeit, sich ausklinken und gehenlassen zu können. Das Verhältnis zwischen ihnen läßt sich fast als eine Geschwisterbeziehung beschreiben, in der beide das, was sie in sich nicht ausleben zu können glauben, ineinander hineinprojizieren. Die Straightness in Heikes Lebensstil hat Gründe, die nicht so schön sind. Sie kommt aus einer baptistischen Pastorenfamilie vom Lande, mit der sie sich so überworfen hat, daß ihre Eltern sie nicht mal mehr grüßen würden, wenn sie dazu denn Gelegenheit bekämen. Natürlich ist sie glühende Kirchenhasserin, so glühend, wie es nur Leute sein können, die den Mumpitz von innen kennen, ist bisexuell, war in der Schule bei den Falken, an der Uni (sie ist Nenn-Studentin, die sich aus kohlemäßigen Gründen immatrikuliert hat und von verschiedensten Jobs lebt) erst beim MSB, dann beim KB, hat irgendwann mit dem "marxistischen Krempel", wie sie es nennt, so erbarmungslos gebrochen, wie vorher mit der Religion - überflüssig zu sagen, daß sie ihn auch genauso dogmatisch vertreten hat - und versteht sich inzwischen als Anarcha-Feministin. Ja, und da eckt sie ständig an, weil ihre scharfe, fordernde Art aufzutreten in der Frauen-und-Lesben-Szene selten gut ankommt. Viele bezeichnen sie als "weiblichen Macker".
Sie und Alfie verstehen sich nicht zuletzt deswegen so gut, weil sie beide zwar in die Szene integriert sind und eine gewisse Rolle spielen, andererseits aber mit ihren Problemen oft ziemlich allein dastehen.
Henning und Kalle überspringen wir mal schnell, nicht, weil wir was gegen sie hätten, sondern einfach, weil es sehr viel konventionellere Persönlichkeiten sind, die in diesem Roman zwar nicht unbedeutende, aber sehr berechenbare Rollen spielen werden.
Stattdessen wenden wir uns einigen anderen Leuten zu, die im Leben unserer HeldInnen auch einen wichtigen Part einnehmen und die zu beschreiben viel mehr Spaß macht. Da wäre zum Beispiel Azad. Azad wird im Allgemeinen von Deutschen als Marokkaner bezeichnet, worauf er zwischen "etwas ungehalten" und "fuchsteufelswild" reagiert. Er ist SAHRAUI, mit anderen Worten, er kommt aus der Westsahara, die 1975 von Marokko besetzt wurde, und hat mit Marokko so viel zu tun wie ein Kurde mit der Türkei oder dem Irak oder ein Roma mit Rumänien oder Deutschland. Azad hat ein äußerst direktes Interesse, sich an linken Aktivitäten in der BRD zu beteiligen: Es ist das "Kanake", das ihm deutsche Arschgesichter nachrufen, es sind die deutschen Waffen, die seine Angehörigen getötet haben, es ist die Angst, selbst im Exil weiterhin verfolgt und terrorisiert zu werden, und es ist die Solidarität, die ihm einige Leute in Deutschland entgegenbringen. Wirkliche FreundInnen hat er auch unter diesen nur Wenige; Alfie und Heike sind die Wichtigsten davon. Über die Ängste, die deutsche Linke im Allgemeinen vor Bullenspitzeln oder gefährlichen Demosituationen haben, kann er meistens nur den Kopf schütteln; von Haus aus ist er Folterschergen, Panzer und Bomben gewohnt, politischer Kampf heißt für ihn in erster Linie bewaffneter Kampf.
In seinen Nächten verfolgen ihn oft genug Alpträume von Massakern, die er als Kind und Jugendlicher erlebt hat, und der abstrakte, theoretische Antiimperialismus deutscher Linker ist ihm nicht nachvollziehbar.
Ein völlig anderer Mensch ist Bernie, oder Bernward Baron von Battenberg, wie er mit vollem Namen heißt ("Ja, wir sind mit'm Adel da"- Zitat Alfie). Er ist, vorsichtig gesprochen, etwas seltsam; in klinischen Worten ein Zykloid-Schizoider, die Umgangssprache würde ihn als bescheuert oder durchgedreht bezeichnen. Zykloid zu sein bedeutet, sich im Vorstadium zum Manisch-Depressiven zu befinden, mit wechselnden, meist einige Wochen dauernden Phasen von gesteigerter Kreativität, hoher Konzentrationsfähigkeit und starker körperlicher Aktivität und gedämpfter Stimmung,totaler Zerstreutheit, gesteigertem Schlafbedürfnis und extremer Ängstlichkeit. Und schizoid zu sein heißt, eine unüberwindbare innere Mauer zwischen sich und der Außenwelt zu erleben, es nicht auszuhalten, alleine zu sein, und gleichzeitig in Gesellschaft anderer ständig fortlaufen zu wollen, Wahnvorstellungen und paranoide Schübe zu haben und gleichzeitig völlig logisch denken und zusammenhängend argumentieren zu können. Da er regelmäßig Tavor schluckt, glaubt Bernie, sich "im Griff" zu haben, und für seine Außenwelt, zumindest Diejenigen, die ihn nicht gut kennen, sieht das auch so aus. Tatsächlich rastet er alle paar Monate aus und rennt dann manisch tagelang durch die Gegend, ohne zu essen oder zu schlafen, wacht in fremden Betten auf, ohne sich daran erinnern zu können, wie er da gelandet ist, und beendet diesen flash regelmäßig mit einem Hörsturz, einem Kreislaufkollaps oder einem Verkehrsunfall. Da ein Teil dieser Ereignisse szeneweit bekannt ist, ohne daß Leute sich über den Hintergrund im Klaren sind, gilt er als wilder, abenteuerlicher Typ, der ein gefährliches Leben führt und zugleich ein Pechvogel ist.
Nun, da klar geworden ist, daß Heldenfiguren hier nicht vorkommen, sei gleich die Charakterisierung von Dorit angehängt, einer Frau, die für die Romanhandlung zwar nur streckenweise wichtig ist, mit der Heike sich aber permanent fetzt, und deren gänzlich unerfreuliche Persönlichkeit zu schildern dem Autor eine willkommene Gelegenheit gibt, endlich einmal so richtig bösartig zu sein. "Damals, in den Sechzigern, die sexuelle Revolution, das war ein grundsätzlicher Fehler. Die sogenannte sexuelle Befreiung hat nur das Patriarchat verschlimmert; wir wissen seitdem, daß hemmungsloses sexuelles Sich-Austoben mit erlaubter Untreue, offenen Beziehungen usw nur den Männern nützt und die Frauen zu umhergereichten Lustobjekten macht. Die Rockmusik hat diese sexuelle Revolution propagiert, aber damals konnte noch niemand die Folgen ahnen. Deswegen habe ich keine Probleme, die "Doors" zu hören, aber diese ganze moderne Hardrock- und Punk-Musik ist doch eklig sexistisch... Wer die "Scorpions" gut findet, hat für mich von der Patriarchatsdebatte nichts begriffen, und Metal-Bands haben meiner Meinung nach ein Rad ab!"
Die so spricht, ist weder eine Vertreterin der CDU-Frauenausschüsse noch ein Klischee-Blaustrumpf aus irgend einem flachen Film, sondern eben Dorit - Eine Frau, die sich laut eigenem Zeugnis als Feministin, undogmatische Linke und Ökosozialistin mit Berührung zu autonomen Positionen versteht.
Was Letztere angeht, erscheint es ihr allerdings nicht als logischer Widerspruch, politische Militanz auf der Straße, wenn sie nicht aus momentaner affektiver Betroffenheit heraus erfolgt, sondern geplant und vorbereitet ist, pauschal als "Machotum" zu bezeichnen, Militanz von radikalen Frauen und Lesben als "vermännlichtes Nachahm- und Abklatschverhalten"abzutun. Wer als Mann Filme wie "Highlander" oder "Terminator II" gut findet, Alice Cooper, Angelic Upstarts oder Kreator hört, ist ein Sexist, wer das als Frau tut, hat nichts begriffen, und intensive Beschäftigung mit Imperialismustheorien ist abzulehnen, weil mensch sich nicht um alles Elend in der Welt kümmern kann, ohne abzuticken. Was ihre Statements und Positionen angeht, ist sie ein rhetorisches Schnellfeuergewehr mit der Zielgenauigkeit eines weiträumigen Regentiefs.
Einzige gemeinsame Klammer ihrer wahrhaft tiefgehenden politischen Analyse ist die Verbindung aus einer puritanisch-protestantischen (Doppel-) Moral mit Versatzstücken aus allem Möglichen, was irgendwann einmal von "links" geäußert worden ist und einem diffusen Lebensgefühl, das besagt, daß Frauen bessere Menschen seien als Männer, da sie erstens emotionaler sind und tiefere Gefühle haben und zweitens immer als Opfer dastehen. Nach dem gleichen Muster sind Linke beiderlei Geschlechts bessere Menschen als Rechte.
Die Dorit'sche Ideologie läßt sich am Ehesten als eine Art Raritätenkabinett einer ländlich-fränkischen Lehrerstochter begreifen, in dem verschiedene Artikel wild und unsortiert durcheinanderstehen: Svende Merians "Tod des Märchenprinzen" und Andrea Dworkins Pornographiebuch, "Der kleine Prinz", "Das Dschungelbuch", der Knigge und der Öko-Knigge sowie Axel Springers frohe Botschaft "Seid nett zueinander!". Ein bißchen Kirchentags-friedensbewegtes weiches Wasser mit kostümmäßigem autonomen Outfit, Verbalradikalismus, dem Zeigefinger dominikanischer Moraltheologie und der Weltsicht eines Mädchenpensionats. Daß dieses Surrogat eines politischen Selbstverständnisses überhaupt zur Wirkung gelangen konnte, ist wohl einerseits darauf zurückzuführen, daß für die eigentlich unvereinbare Koppelung aus einer bruchlos kleinbürgerlich-akademischen Lebenskonzeption und der durch den Studienort bedingten sozialen Zugehörigkeit zu einem durch die autonome Szene geprägten Millieu eine passende Tünche gefunden werden mußte. Zum Anderen hat es aber auch mit dem teilweise bizarren Gesicht dieses Millieus zu tun. Wer dem Autor so langsam auf die Schliche zu kommen glaubt, hat richtig geraten: jede Ähnlichkeit der Charaktere dieses Romans mit tatsächlich lebenden Menschen und der geschilderten Ereignisse mit wirklichen Begebenheiten ist voll und ganz beabsichtigt. Freilich verfolgt der Autor keinerlei dokumentarische Ansprüche; hier wird fleißig überzeichnet, und zwar bis zur Kenntlichkeit.
Und um dies gleich fortzusetzen, werfen wir noch schnell einen Blick auf den jetzigen Typen von Alfies verflossener Sabine, Herbert, von Alfie stets "SDL" betitelt. Diese Abkürzung steht für "Sonderbar durchgeknallter Linker", und damit hat es durchaus seine Richtigkeit. Andererseits hat man es natürlich schon schwer in dieser Welt, besonders im Zeitalter der Wiedervereinigung. Als linker Mann mit antipatriarchalem Selbstverständnis ist man überall aufgefordert, notwendige Richtigstellungen zu leisten, also etwa anderen Leuten klarzumachen, daß die Vergewaltigungen deutscher Frauen durch Sowjetsoldaten eine faschistische Propagandalüge sind, die bis heute fortlebt, oder einem Freund, der die vielen Druck- und Stilfehler im Flugblatt einer Frauengruppe moniert, mit ernstem, würdevollem Blick und Weihwasser im Tonfall zu vertellen, daß Männer kein Recht hätten, Frauen für irgendetwas zu kritisieren.
Zum antipatriarchalen Selbstverständnis gehört es auch, jegliche eigene erotische Wahrnehmung von Frauen sich selbst zu verbieten. Ebenso ist es angesagt, jede Art von Erfolgserlebnis bei anderen Männern, wenn es ihm gegenüber geäußert wird, unabhängig davon, auf welchen Lebensbereich es sich bezieht, als machistisches Profilierungsverhalten zu denunzieren. Dafür bekommt er selber kaum etwas auf die Reihe und begreift dies als herrschaftsfreies und antiautoritäres Bewußtsein. Immerhin ist Herbert jemand, der in dem Ruf steht, ein theoretisch sehr gewiefter Linker zu sein, mit einem bevorzugt antipatriarchalen und internationalistischen Selbstverständnis. Außerdem gilt er als bisweilen zu Fanatismus neigender Streetfighter. Wenn wir etwas genauer hinschauen, reduziert sich das Theoriewissen allerdings auf die Kenntnis eines umfangreichen Schlagwortvokabulars, das eben auch zum Schlagen, nämlich zum argumentatorischen Aushebeln oder Unterstützen anderer Standpunkte benutzt wird, dies aus Gründen der Selbstdarstellung, nicht aus eigentlich politischen Motiven.
Auch der Internationalismus ist eine eher biographische Angelegenheit, bedingt durch längere Aufenthalte in Südafrika und einen Türkei-Urlaub, und heutzutage mit nichts Anderem ausgefüllt, als der regelmäßigen Lektüre der "Blätter des Informationszentrums 3.Welt", während er sich um die Unterstützungsarbeit für AsylbewerberInnen in seiner eigenen Stadt einen Scheißdreck kümmert, bzw diese als "bürgerliche Sozialarbeit" abqualifiziert.
Was die Glaubwürdigkeit seines antipatriarchalen Anspruchs anbelangt, ist diese über jeden Zweifel erhaben: Immerhin ist Herbert bemüht, selbst im breitesten Biertischgespräch - und dies sind weitaus die meisten Gespräche, die er führt - ständig "mensch" und das große I mitzusprechen und Männer, die das nicht tun, darob sehr zu tadeln. Dabei geht er so weit, bei anstehenden Aktionen zu fragen:"Welche will das machen?", wobei aber "Wer will das machen?" gemeint ist, Männer also mit einbezogen sind. Daß ein derartiger "Feminist" nicht mehr die Zeit hat, groß darüber nachzudenken, was sein eigenes Beziehungs- und Sexualverhalten, etwa, wenn dieses von Frauen kritisiert wird, mit den vertretenen Ansprüchen zu tun hat, versteht sich bei all dem Aufwand von selbst - man, oh pardon, mensch kann sich ja nicht um alles kümmern!
In seiner Freizeit ist er gern künstlerisch tätig, etwa, indem er auf Addressenlisten mit dem Kuli abspritzende Penisse neben die Namen von Genossinnen zeichnet. Der militante Fanatismus macht sich in erster Linie an dem fast stets getragenen wildentschlossenen Gesichtsausdruck, der schwarzen Kluft mit dem Palituch und dem coolen Blick fest, doch wird er auch gelegentlich auf Demos gesehen, nie hingegen in inhaltlich arbeitenden Gruppen. Wahrscheinlich ist seine eigene politische Tätigkeit, von der eigentlich niemand etwas Genaues weiß, zu subversiv, um sie der Szene-Öffentlichkeit auszusetzen. Es spricht für die Konsequenz, Ernsthaftigkeit und menschliche Reife seiner politischen Gesinnung, daß er in überzeugender Manier bemüht ist, seinen Alltag auf selbstbestimmte Art und Weise zu gestalten. Den ja eh systemstabilisierenden Tätigkeiten berufstätiger Bekannter hält er das Argument entgegen, daß er sich nicht von einer Firma, Redaktion oder Uni seinen Tagesablauf vorschreiben liesse. Der Seinige wird ausschließlich von den Firmen Becks und Jever bestimmt. Bevor wir also die Erzählung fortsetzen, wünschen wir Herbert noch ein deutliches "Prost"!
Oh, jetzt haben wir uns aber verplaudert! Britt und Alfie haben die Kneipe längst verlassen und sind mittlerweile in Alfies WG angelangt, wo sie mit Heike, Henning und Kalle am Küchentisch sitzen. Während Alfie, angeschlagen von den Bieren, inzwischen nicht mehr der Gesprächigste ist, unterhalten die Anderen sich blendend, speziell Henning und Britt. Wäre Alfie nüchtern, würde ihm die besondere Aufmerksamkeit, die Henning ihr zuwendet, verdächtig vorkommen, aber so merkt er nicht mehr allzuviel. Britt erzählt gerade einen Teil ihrer Lebensgeschichte. "Also, ich komme eigentlich aus Kassel," berichtet sie gerade, "und bin nach Hamburg gegangen, um zu studieren - ach quatsch, um von meinen parents wegzukommen und aus dieser Scheißstadt Kassel und meinem damaligen Exfreund." So, jetzt ist sie dran. Endlich. Wohltuend, das, vor allem, da zumindest Henning und Heike mit ehrlichem Interesse zuhören. Hätte Alfie vorhin alles haben können, und mehr als das, wenn er mal zwischendurch abgesetzt hätte - sowohl mit Reden als auch mit Trinken. Im Unterschied zu ihm versteht sie, spannend zu erzählen. "Das Studium hab ich dann nach zwei Semestern geschmissen.No bock at all. Hab dann ne Buchhandelslehre gemacht und zwei Jahre in nem Frauenbuchladen gearbeitet, was ganz geil war." "Und warum hast du da aufgehört?" will Heike wissen. Britt muß grinsen. "Also erstmal hängt das mit der Huren-WG zusammen, in der ich damals wohnte..." Geschafft! Die Gesichtszüge entgleisen für einen Augenblick! Sie hatte darauf gelauert, aber es macht ihr nichts aus, im Gegenteil, sie genießt solche Situationen. "Huren-WG? Wie soll ich das verstehen?" "Ganz einfach ." erwidert Britt. "Das ist Bestandteil meiner abenteuerlichen WG- Karriere. Die erste WG, in der ich in Hamburg gewohnt hab', war ein Haufen von Leuten, die sich jeden Abend bis zum Abwinken vollkifften und sonst nichts auf die Reihe bekamen-außer Joyriding mit auf die Schnelle geknackten Autos. Der Haufen wurde mir zu stressig, und ich wohnte 'ne Weile alleine, ungefähr 'n halbes Jahr, wurde mir aber wiederum zu öde. Na, und dann kam die Huren-WG. Ich war eigentlich auf der Suche nach einer Frauen-WG und hab''n entsprechenden Aushang gemacht, aber das wurde wohl mißverstanden. Jedenfalls meldeten sich nach 'ner Weile 'n paar Frauen bei mir, die wollten, daß ich mich bei ihnen vorstelle.
Das tat ich auch, wir fanden uns gegenseitig auf Anhieb sympathisch, und ich zog da ein. Was ablief, bekam ich erst mit, nachdem ich schon ein paar Tage da wohnte."
"Das ist doch nicht dein Ernst!" mault Henning. "Sowas merkt man doch!" "Ob mann das merkt, weiß ich nicht," erwidert Britt,"aber ich brauchte jedenfalls ne Weile, bis ich das gerallt hatte. Das war auch irgendwo alles 'n Riesenmißverständnis; die Frauen hatten jedenfalls alle gedacht, daß ich Bescheid wüßte. Also, die WG war so eine Art inoffizielles selbstverwaltetes Puff, wo die Frauen sich die Männer aussuchen konnten und die ganzen SM-Teile draußen blieben. Und natürlich ohne Typen dabei, obwohl die Luden wußten, daß es den Laden gab. Die haben die Frauen aber in Ruhe gelassen, und die haben mit einer Straightness und einem Selbstbewußtsein ihr Ding durchgezogen, das war echt bewundernswert." Jetzt reicht es Heike. "Sag mal, spinnst du? Was redest'n da für 'ne Scheiße?" platzt es aus ihr heraus. "Du erzählst das in einem Tonfall, gerade so, als ob du von 'nem Frauenprojekt reden würdest. Huren, die für Geld von 'nem Scheißmacker die Beine breit machen!" Britt grinst wieder, diesmal mit einem fast bösartigen Funkeln in den Augen. "Siehst du? Solche Reaktionen hatten die in dem Frauenbuchladen auch, nur heftiger. Ich behaupte ja nicht, daß diese Huren irgendetwas gemacht haben, was ich gut finde im Sinne von vorbildlich, was ich mir auch vorstellen könnte oder so...Aber sie haben eine Art von Lebenspower gehabt, die ich bewundert hab'. Im Übrigen: Alle Lohnarbeit ist Prostitution." "Guck dir mal die Frauen von 'Hydra` an oder Pieke Biermann", kommt ihr Henning zu Hilfe das ist doch Beispiel für Huren, die sich organisieren und Forderungen stellen, und sowas könnte die Kieze zum Tanzen bringen!" "Weiß ich selbst, danke, braucht mir kein Mann zu erklären." meint Heike etwas frostig. "Find' ich auch erstmal okay, aber mit denen zusammen wohnen, ohne dazu zu gehören, und dannoch in 'nem Frauenbuchladen arbeiten...also, da hattest du echt 'ne heftige Mischung gewählt, Alte!" Und jetzt grinst Britt ausgesprochen freundlich; in diesem Augenblick wird ihr klar, daß sie sich mit Heike wunderbar verstehen könnte. Manche Sachen kommen einfach nonverbal rüber, oder schwingen so nebenher im Gesprochenen mit und sind arschklar.
"Wenn du in Hamburg wohnst, weißt du sicher auch, wo es da gutes Dope gibt." meldet sich Kalle zu Wort. "Seit Alfie in der Hinsicht ein kleines Problem hatte, sitzen wir nämlich auf dem Trockenen."
"Sicher!" erwidert Britt lachend und schüttelt ihre dunkle Mähne durch die Gegend. "Zumindest für den heutigen Abend kann ich euch 1a) versorgen." Sprichts und holt eine mit kunstvollen Arabesken verzierte Metalldose aus der Lederjacke. "Wer will?" - Natürlich wollen alle, auch Alfie, der für diesen himmlischen, ach was, geradezu transgalaktischen Schimmelafghan (!) eigentlich schon längst viel zu weit jenseits von Blitz und Donner ist. Nach den ersten intensiven Zügen aus der von Heike gebauten Tüte hat er nur noch Interesse für Britts Beine, besser gesagt, was darüber ist, nämlich ihre knallbunt gemusterten Leggings. -Um Mißverständnisse zu vermeiden, dies ist kein erotisches Interesse. Angeknallt wie er ist, verfolgen seine Blicke nur die Linienmuster auf ihrer Hose, die sich für ihn im Rhythmus der aus der Anlage kommenden Blue-Oyster-Cult-Musik bewegen und auf mehreren Ebenen hintereinander im Raum staffeln. Allerdings bekommt er das Gespräch der Anderen noch sehr gut mit, ohne jedoch selber sein Scherflein beisteuern zu können - und was da gesagt wird, nähert sich ebenfalls verdächtig schnell dem neunzigsten Breitengrad. So begründet Kalle gerade, wieso Selbstmitleid die Zärtlichkeit der Autisten sei, während Heike Britt in eine Diskussion über die Lösung der Männerfrage zu ziehen versucht und Henning ständig nachfragt, ob er irgendetwas im Gespräch nicht verstanden habe. Britt hört sich das an, lacht zwischendurch von Zeit zu Zeit ab und denkt sich ihr Teil. Sie kann wesentlich mehr ab als der Rest und läßt sich von lächerlichen anderthalb Gramm, die in dieser Nacht bewältigt werden, nicht sonderlich beeindrucken. Das hat immerhin auch den Vorteil, daß sie es sich, als die Runde am Ende ist, in Hennings Bett bequem machen kann, während dieser erstaunlich lange - etwa eine dreiviertel Stunde - auf dem Klo verbringt und der Rest schon weggeratzt ist.
Oyhoiyoi, und der Kater am Morgen! As heavy as a tomcat - pardon, hangover - can be! Und was heißt hier Morgen, mittlerer Nachmittag! Alfie ist schwer gedengelt, als er sich aus dem Bett quält und unter die Dusche torkelt. Als er beim "Frühstück" - er stückt früh, während Heike gerade zum dritten Mal am Tag Kaffee trinkt - erfährt, daß Henning mit Britt nach Hamburg gefahren ist und die beiden wohl auch eine sehr nette Restnacht zusammen verbracht haben, wird ihm manches klar, was er eigentlich ohne Weiteres auch vorher hätte kapieren und in seinem Sinne beeinflussen können. Und da Heike das auch weiß, schmeißt sie in den Raum: "Wer zu breit kommt, den bestraft das Leben!"
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http://highoncliches.wordpress.com/2012/05/17/wie-verhalte-ich-mich-moglichst-nicht-wie-ein-arsch/
Btw: wobei ich, von meiner privilegierten Situation als Mann das auch könnend, mich sehr wohl in den öffentlichen Raum bewege, um Leute kennenzulernen und einige meiner anregendsten Gespräche tatsächlich in ICEs und S-Bahn-Zügen geführt habe und praktisch nie in öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs bin, ohne ein Gespräch anzufangen, was allerdings nie etwas mit Angraben zu tun hat. Das allerdings ist ein anderes Kapitel.
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