Heute meldet das Robert Koch-Institut 16.086 Neuinfektionen innerhalb der letzten 24 Stunden. Vor 1 Woche waren es noch 21.743 Positiv-Tests. Die 7-Tage-Inzidenz steigt wieder leicht auf 316 von 315,4 Fällen pro 100.000 Einwohner am Vortag. Weitere 119 Menschen sind in Zusammenhang mit COVID-19 gestorben (Vorwoche: 116).
Als 7-Tage-Hospitalisierungsinzidenz nennt das RKI 5,10 Fälle pro 100.000 Einwohner, Stand 17. Dezember. Am Tag zuvor lag der Wert bei 5,17.
Laut DIVI-Intensivregister waren am 19. Dezember 4.621 Patienten in intensivmedizinischer Behandlung, sprich 28 weniger als am Vortag. Aktuell sind bundesweit 933 Betten im Low-Care- und 1.826 im High-Care-Bereich frei. Hinzu kommen 279 freie ECMO-Behandlungsplätze.
Krankenhäuser rechnen mit dem Schlimmsten
Expertenrat der Bundesregierung: Impfungen und Booster allein reichen nicht
Bund und Länder unter Zugzwang
EMA empfiehlt Nuvaxovid zur Zulassung
London ruft erneut den Katastrophenfall aus
USA: Biden rät zu Auffrisch-Impfungen
Omikron verbreitete sich früher als erwartet ? neue Daten aus Dänemark
Omikron: Resistenz gegen Antikörper ? aber weitgehend erhaltene T-Zell-Antwort
Virustatika auch gegen Omikron effektiv
Krankenhäuser rechnen mit dem Schlimmsten
Die Infektionszahlen haben sich derzeit ? auf hohem Niveau ? stabilisiert. Kein Grund zur Entwarnung: Da Omikron sehr viel ansteckender ist als Delta und wenn sich bestätige, dass die Verläufe ähnlich schwer seien, werde man es im schlimmsten Fall mit einer großen Zahl gleichzeitig schwer erkrankter Patienten zu tun haben, warnte Dr. Gerald Gaß gegenüber dpa.
Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft weiter: ?Für die Krankenhäuser wäre dies eine weiter verschärfte Lage, die über all das hinausgeht, was wir bisher erlebt haben.? Von der Bundespolitik fordert Gaß Erkenntnisse zu Omikron aus anderen Ländern ?sehr sorgfältig? zu analysieren und ? falls erforderlich ? ?sehr frühzeitig? mit Kontaktbeschränkungen gegenzusteuern.
Grund zur Sorge geben laut Prof. Dr. Christian Drosten von der Charité Universitätsmedizin auch die vielen Ungeimpfter oder nicht Genesenen über 60. Zuvor hatte Christian Endt, Daten-Journalist bei ZEIT online, aufgrund einer Datenauswertung aus Deutschland, unter anderem mit Daten des RKI, vor einem raschen Anstieg der Fallzahlen schon ab Weihnachten gewarnt: ?Da kommt keine Welle, da kommt eine Wand?. ?Ich stimme mit diesem Thread und Artikel vollkommen überein?, so Drosten.
Expertenrat der Bundesregierung: Impfungen und Booster Shots allein reichen nicht aus
Was bedeutet dies für uns alle? Am 19. Dezember haben alle Mitglieder des neuen Corona-Expertenrats der Bundesregierung einstimmig ihre Empfehlungen zu Omikron verabschiedet. Alles in allem sehen die Berater auf das Gesundheitssystem und auf weitere kritische Infrastrukturen eine hohe Belastung zukommen, der derzeitige Eindruck einer nachlassenden Infektionsgefahr sei falsch.
?Die aktuell sinkenden Inzidenzen werden von weiten Teilen der Gesellschaft und Politik als Zeichen der Entspannung wahrgenommen?, heißt es im Papier. Über die Feiertage könne es zudem zu einer Meldeverzögerung kommen. Doch zeigten erste Studienergebnisse, dass der Impfschutz rasch nachlasse ? auch wenn Booster-Impfungen die Immunantwort wieder verbessern könnten. ?In Deutschland ist jedoch aufgrund der vergleichsweise großen Impflücke, die insbesondere bei Erwachsenen besteht, mit einer sehr hohen Krankheitslast durch Omikron zu rechnen?, warnen die Experten. Aktuell liege die Verdoppelungszeit von Omikron in Deutschland zwischen 2 und 4 Tagen; Auffrischungsimpfungen und Quarantänemaßnahmen ? aber auch Kontaktbeschränkungen ? könnten zwar die Ausbreitung verlangsamen.
Aber: ?Es müssen in den kommenden Tagen Vorkehrungen für die ersten Monate des Jahres 2022 getroffen werden, und zwar auf politischer und organisatorischer Ebene?, schreiben sie. ?Eine schnelle politische Handlungsfähigkeit muss zu jedem Zeitpunkt auch während der Feiertage gewährleistet sein.? Vor allem gelte es die kritische Infrastruktur zu schützen ? und dafür bereits jetzt zu planen. ?Aus dem geschilderten Szenario ergibt sich Handlungsbedarf in den nächsten Tagen.?
Bund und Länder unter Zugzwang
Am morgigen Dienstag werden nun Bund und Länder über weitere Maßnahmen beraten. Weitere Kontaktbeschränkungen gelten als wahrscheinlich, wahrscheinlich aber erst nach den Feiertagen.
Laut dpa geht es dabei auch um Maßnahmen bei Einreise aus Virusvariantengebieten. ?Die Einreise sicherer zu machen, hilft, damit sich die Omikron-Variante nicht so schnell ausbreitet?, erklärt Prof. Dr. Karl Lauterbach (SPD). Dennoch macht der neue Bundesgesundheitsminister klar: ?Wir müssen davon ausgehen, dass die Omikron-Welle, vor der wir stehen, die wir aus meiner Sicht nicht verhindern können, eine massive Herausforderung wird für unsere Krankenhäuser, für unsere Intensivstationen, aber auch für die Gesellschaft in der Gänze.?
Und Klaus Holetschek (CSU), Bayerns Gesundheitsminister, bestätigt: ?Wir müssen die Ausbreitung von Omikron so lange wie möglich verhindern und maximal verlangsamen, damit sich noch mehr Menschen impfen lassen können.? Die Planungen sehen vor, dass Personen, die sich in den 10 Tagen vor der Einreise nach Deutschland in einem Virusvariantengebiet aufgehalten haben, einen negativen PCR-Test benötigen. Antigen-Schnelltest sollen dafür nicht mehr ausreichen.
In vielen Bundesländern werden 2G-oder 2G-Plus-Regeln und die Pflicht, FFP2-Masken zu tragen, immer stärker ausgeweitet. Niedersachsen hat als bislang erstes und einziges Bundesland zwischen Heiligabend und 2. Januar die höchste Warnstufe 3 ausgerufen und zahlreiche Regeln erlassen. Der Verkauf von Feuerwerk soll zum 2. Mal in Folge deutschlandweit verboten werden. Nach Zustimmung des Bundestages hat der Bundesrat hier das letzte Wort.
EMA empfiehlt Nuvaxovid zur Zulassung
Die EMA hat die Erteilung einer bedingten Zulassung für den COVID-19-Impfstoff Nuvaxovid® (auch bekannt als NVX-CoV2373) von Novavax zur Vorbeugung von COVID-19 bei Menschen ab 18 Jahren empfohlen.
Es handelt sich um einen proteinbasierten Impfstoff, der zusammen mit den bereits zugelassenen Impfstoffen die Impfkampagnen in den EU-Mitgliedstaaten in einer entscheidenden Phase der Pandemie unterstützen soll. Damit wären 5 Vakzine im Zuständigkeitsbereich der EMA empfohlen.
Nach einer gründlichen Bewertung kam der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der EMA im Konsens zu dem Schluss, dass die Daten über den Impfstoff solide sind und die EU-Kriterien für Wirksamkeit, Sicherheit und Qualität erfüllen.
Die Ergebnisse der beiden wichtigsten klinischen Studien zeigten, dass Nuvaxovid® bei Menschen ab 18 Jahren wirksam gegen COVID-19 vorbeugt. An den Studien nahmen insgesamt über 45.000 Personen teil. In der ersten Studie erhielten etwa 2 Drittel der Probanden den Impfstoff und die anderen ein Placebo (Scheinimpfung); in der anderen Studie wurden die Teilnehmer zu gleichen Teilen mit Nuvaxovid und Placebo geimpft.
Die 1. Studie, die in Mexiko und den Vereinigten Staaten durchgeführt wurde, ergab, dass die Zahl der symptomatischen COVID-19-Fälle 7 Tage nach der 2. Dosis bei den Nuvaxovid-Teilnehmern um 90,4% zurückging (14 Fälle von 17 312 Personen), verglichen mit den Teilnehmern, die ein Placebo erhielten (63 von 8.140 Personen). Das bedeutet, dass der Impfstoff in dieser Studie eine Wirksamkeit von 90,4% hatte.
Die 2. Studie, die im Vereinigten Königreich durchgeführt wurde, zeigte eine ähnliche Verringerung der Zahl der symptomatischen COVID-19-Fälle bei Personen, die Nuvaxovid erhielten (10 Fälle von 7.020 Personen), im Vergleich zu Personen, die ein Placebo erhielten (96 von 7.019 Personen); in dieser Studie betrug die Wirksamkeit des Impfstoffs 89,7%.
Zusammengenommen errechnet sich daraus eine Wirksamkeit von etwa 90 %.
Der ursprüngliche SARS-CoV-2-Stamm und einige besorgniserregende Varianten wie Alpha und Beta waren die am häufigsten zirkulierenden Virusstämme, als die Studien liefen. Derzeit gibt es nur begrenzte Daten über die Wirksamkeit von Nuvaxovid® gegen andere bedenkliche Varianten, einschließlich Omikron.
Die in Studien beobachteten Nebenwirkungen waren in der Regel leicht oder mäßig und klangen innerhalb weniger Tage nach der Impfung ab. Die häufigsten waren Empfindlichkeit oder Schmerzen an der Injektionsstelle, Müdigkeit, Muskelschmerzen, Kopfschmerzen, allgemeines Unwohlsein, Gelenkschmerzen sowie Übelkeit oder Erbrechen.
London ruft erneut den Katastrophenfall aus
Welche Folgen Omikron für Deutschland haben könnte, zeigt ein Blick auf die Lage anderer Nationen. Bereits im Januar 2021 hatte Londons Verwaltung den Katastrophenfall ausgerufen. Damals stand das Gesundheitssystem kurz vor dem Zusammenbruch. Jetzt entschloss sich Sadiq Khan, Bürgermeister der britischen Metropole, erneut zu diesem Schritt. Gegenüber Medien stellte er klar, dass die Zahl an Patienten in Londoner Krankenhäusern massiv ansteige ? und dass sich Bürger unbedingt impfen lassen sollten. In Großbritannien haben die Gesundheitsbehörden letzten Samstag 10.059 neue Omikron-Fälle gemeldet: 3-mal so viele wie am Tag zuvor. Damit erhöht sich die Gesamtzahl auf rund 25.000 bestätigte Omikron-Fälle.
Diese Variante beginne, Delta zu verdrängen, erklärt der britische Gesundheitsminister Sajid Javid. Bei 60% aller positiven Nachweise finde man mittlerweile Omikron. Bislang setzt die Regierung vor allem auf Impfungen und Booster Shots. Javid kann sich aufgrund der Entwicklung weitere Maßnahmen wie Kontaktbeschränkungen vorstellen.
Nahezu zeitgleich warnte der britische National Health Service, ohne schärfere Maßnahmen im Königreich könnten bis Weihnachten 32.000 bis 130.000 NHS-Beschäftigte erkrankt sein, vor allem aufgrund von Durchbruchsinfektionen. Im schlimmsten Fall würde jeder 10. Angestellte fehlen. ?So geht es los. Omikron wird zu massiven krankheitsbedingten Arbeitsausfällen führen. Auch in essentiellen Berufsgruppen?, schreibt Drosten auf Twitter .
Omikron verbreitete sich früher als erwartet ? neue Daten aus Dänemark
Dänemark verfügt über eine der höchsten RT-PCR-Testkapazitäten weltweit und screent alle positiven Tests mittlerweile gezielt auf Omikron. In Eurosurveillance betrachten Forscher die Entwicklung der letzten Wochen.
?Bemerkenswert ist, dass die frühesten Omikron-Fälle in Dänemark auftraten, bevor Südafrika das Aufkommen dieser Variante ankündigte?, schreiben sie nach Auswertung aller Daten. Patienten seien aus Katar und aus den Niederlanden eingereist, was darauf hindeute, dass sich die Variante zuvor vom afrikanischen Kontinent aus verbreitet habe. Später seien auch Personen mit vorigem Aufenthalt in anderen EU-Nationen betroffen gewesen. Auch dies liefere Hinweise auf eine stärkere Verbreitung von Omikron als bislang vermutet.
Zum 9. Dezember 2021 lagen Forschern bei 644 Patienten Angaben zum Infektionsort vor. Das entspricht 82% aller Fälle. Bei 56 Personen gab es eine Reise-Anamnese. Mindestens 83 Omikron-Fälle wurden mit 5 Großveranstaltungen in Dänemark (jeweils mit mehr als 100 Teilnehmern) in Verbindung gebracht.
USA: Biden rät zu Auffrischungsimpfungen
Auch in den USA spitzt sich die Lage zu. Der Virologe und Regierungsberater Anthony Fauci rechnet auch dort mit einer starken Ausbreitung von Omikron. Die Variante hätte ?das Potenzial, eine 5. Corona-Welle auszulösen?, so Fauci. Ob es letztendlich so weit komme, hänge vor allem davon ab, ?was wir in den nächsten paar Wochen und Monaten machen?.
Deutliche Worte findet der US-Präsident Joe Biden. ?Ungeimpften steht ein Winter schwerer Krankheitsverläufe und Todesfälle bevor. Ungeimpfte bringen sich selbst und ihre Familien in Gefahr und Krankenhäuser an Kapazitätsgrenzen.? Allen Amerikanern rät er zum Schutz: ?Wenn Sie geimpft sind und Ihre Booster-Impfung bekommen haben, sind Sie gegen schwere Krankheitsverläufe und Tod geschützt.? Kurz davor hatte Fauci betont, zugelassene Vakzine seien auch bei Omikron wirksam, um Hospitalisierungen und Todesfälle zu vermeiden.
In der Zwischenzeit hat Prof. Dr. Lauren Ancel Meyers von der University of Texas, Austin, 16 verschiedene Szenarien für die USA modelliert. ?Die pessimistischsten Szenarien sind beängstigend. Und wir müssen uns gewissermaßen rüsten, um Änderungen vorzunehmen ? Richtlinien zu ändern, vorsichtigeres Verhalten zu fördern ?wenn wir in diesem Land feststellen, dass Krankenhauseinweisungen zunehmen?, sagt Meyers.
Dem pessimistischsten Szenario zufolge würden sich bis Ende Januar US-weit rund 500.000 Menschen täglich infizieren und täglich bis zu 3.900 COVID-19-Patienten sterben. Das optimistischste Szenario geht von 190.000 Neuinfektionen und 1.400 Todesfällen pro Tag aus. Die Realität könnte irgendwo dazwischen liegen, erklärt Meyers.
Omikron: Resistenz gegen Antikörper ? aber weitgehend erhaltene T-Zell-Antwort
Wissenschaftler um Dr. Markus Hoffmann vom deutschen Primatenzentrum in Göttingen berichten in einem Preprint über In-vitro-Daten zu Omikron. Die Variante erwies sich bei Tests gegen die meisten therapeutischen Antikörper als resistent, mit Ausnahme von Sotrovimab. Der EMA-Ausschuss für Humanarzneimittel hat vor wenigen Tagen eine Empfehlung zur Zulassung dieses Antikörpers veröffentlicht.
Spike-Proteine von Omikron entgingen auch der Neutralisierung durch Antikörper von rekonvaleszenten oder mit dem BioNTech/Pfizer-Vakzin geimpften Personen mit 10- bis 44-fach höherer Effizienz, verglichen mit der Delta-Variante. Die Neutralisierung durch Antikörper, die durch eine heterologe Impfung mit AstraZeneca plus BioNTech/Pfizer oder durch 3 Dosen BioNTech/Pfizer induziert wurden, war effizienter. Aber Omikron-Spike entging der Neutralisierung immer noch leichter als Delta-Spike.
?Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass die meisten therapeutischen Antikörper gegen die Omikron-Variante unwirksam sind und dass eine Doppelimpfung mit BNT162b2 möglicherweise nicht ausreichend vor einer schweren Erkrankung schützt, die durch diese Variante ausgelöst wird?, schreiben Hoffmann und Kollegen als Resümee.
Ein weiteres Preprint bestätigt dies auch für Moderna: In vitro war Omikron 49- bis 84-mal weniger empfindlich gegenüber einer Neutralisation als D614G (eine frühe Mutation von SARS-CoV-2) und 5,3- bis 6,2-mal weniger empfindlich als Beta. Proben kamen von Personen, die 2 Impfdosen erhalten hatten. ?Eine Auffrischung von 50 µg erhöhte die Neutralisationstiter gegen Omikron und kann das Risiko symptomatischer Impfstoffdurchbruchsinfektionen erheblich reduzieren?, heißt es im Artikel.
Die gute Nachricht: Prof. Dr. Leif Erik Sander von der Charité-Universitätsmedizin Berlin berichtet auf Twitter von Labordaten zur T-Zell-Antwort einer südafrikanischen Arbeitsgruppe. Man sehe eine ?weitgehend erhaltene T Zell-Reaktivität?, kommentiert Sander. ?Während die Antikörperneutralisation bei Omikron deutlich schwächer ausfällt, erkennen T-Zellen auch das mutierte Spike von Omikron.?
Omikron: Schnelle Replikation in der Bronchie ? aber langsamere Vermehrung in anderen Zelltypen
Doch wie gefährlich ist Omikron wirklich? Auf der Website der University of Hongkong, Fakultät für Medizin, berichtet Prof. Dr. Michael Chan Chi-wai von Patientendaten zu Omikron. Eine Publikation sei gerade in Begutachtung, so der Forscher.
Grundlage ihrer Arbeit sind Ex-vivo-Kulturen mit Patientenproben der Atemwege. Bei diesem Verfahren wird Lungengewebe zur Untersuchung von Viruserkrankungen der Atemwege verwendet. Dabei haben die Forscher verschiedene Zellarten untersucht. 24 Stunden nach Infektion der Zellen replizierten Omikron-Viren in den Bronchienzellen 70-mal schneller als Delta-Viren, in Zellen des Lungengewebes dagegen um den Faktor 10 langsamer. Letzteres könne auf eine geringere Krankheitslast hinweisen, heißt es in der Mitteilung. Weitere Details wurden noch nicht veröffentlicht.
?Es ist wichtig, zu beachten, dass die Schwere der Erkrankung beim Menschen nicht nur durch die Virusreplikation bestimmt wird, sondern auch durch die Immunantwort des Wirts auf die Infektion, die zu einer Fehlregulation des angeborenen Immunsystems, d.h. einem ?Zytokinsturm?, führen kann?, sagt Chan.
Virustatika auch gegen Omikron effektiv
Prof. Dr. Johan Neyts, Virologe an der University of Leuven, hat die Aktivität von Remdesivir, Paxlovid® (Nirmatrelvir) und Molnupiravir gegen verschiedene Varianten von SARS-CoV-s in vitro verglichen. Bei seinem Assay arbeitete er mit Vero-Zellen, einer Zelllinie, die aus Nieren von Grünen Meerkatzen gewonnen wird. Laut den Experimenten lagen die EC50-Werte bei Omikron in einer vergleichbaren Größenordnung wie bei Gamma oder Delta. Der Wert gibt an, wann ein halbmaximaler Effekt beobachtet wird. Für genauere Vergleiche der Zahlen ist es noch zu früh, weil Neyts und Kollegen Experimente mit Omikron bislang nur 1-mal ausgeführt haben.
?Erste Daten zur Wirksamkeit von Paxlovid und Molnupiravir ? die antivirale Wirkung bleibt auch bei der Omikron Variante erhalten?, kommentiert Prof. Dr. Sandra Ciesek, Direktorin des Instituts für Medizinische Virologie am Universitätsklinikum Frankfurt, auf Twitter
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Korruptionsaffären und Wirtschaftsskandale werden vom SPIEGEL oder dem Netzwerk Recherche ans Licht gebracht, aber nicht von der Regionalpresse.
Die Beschwerde von Häuslebauern über Pfusch am Bau eines Baukonzerns wurde von der B.Z. groß herausgebracht, dabei hatte das Unternehmen nicht gepfuscht. Die Bauherren hatten "mit Eigenleistungen" gebaut, d.h. das Unternehmen hatte nur den Rohbau ausgeführt, den Rest hatten Schwarzarbeiter gemacht, und diese hatten Scheiße gebaut. Nun wollten die Bauherren über Anprangerung der Firma in der Presse diese zu Schadenersatz oder Preisnachlass wegen Minderleistungen nötigen. Stellungnahmen der Firma wurden nicht veröffentlicht. Als ich den verantwortlichen Redakteur darauf ansprach sagte dieser, die Zeitung stünde immer auf der Seite der kleinen Bauherren, niemals auf der des Baukonzerns, und nebenbei fragte er mich, ob ich denn Schwarzarbeiter kennen würde, die für ihn etwas machen könnten. Hier konnte also nicht mehr von Bürgernähe gesprochen werden sondern eher von Bürgerkumpanei bis zur Deckung von Straftaten und der Bereitschaft, die selber zu begehen.
Der Baukonzern reagierte dann dergestalt darauf, dass man eine Podiumsdiskussion mit großer Pressepräsenz veranstaltete mit der Bundesagentur für Arbeit, dem Finanzamt, der Steuerfahndung, dem Zoll, der Architektenkammer und der Staatsanwaltschaft zum Thema Schwarzarbeit am Bau und Bauherrenbetrug..
Noch inkompetenter ist die Berichterstattung zu Themen, die etwas mit Versicherungen und Anlagegesellschaften zu tun haben, die generell als undurchsichtig und verbraucherfeindlich, ja tendenziell kriminell dargestellt werden (ich will nicht bestreiten, dass es in diesem Bereich sehr viel kriminelles Handeln gibt, von Cum-Ex-Geschäften bis zu betrügerischem Handeln einzelner Anlageberater, deswegen stimmt der generalisierende Blick auf eine ganze Branche aber nicht).
Zwei Beispiele hierzu: In ZDF Wiso gab es mal ein Feature "Die Tricks der Versicherungen", in dem mit sehr viel dramatisch-moralischem Tremolo behauptet wurde, dass man Investigativrecherchen betrieben und sich mit Brancheninsidern getroffen habe, um die Tricks der Versicherungen offenzulegen, und dann ging es nur darum, dass Versicherungen nicht für Schäden leisten, die nicht im Kleingedruckten aufgelistet sind und dass bei Betriebsunterbrechungsversicherungen im Seuchenfall nur geleistet wird, wenn ein Betrieb wegen enes im Unternehmen festgestellten Ausbruchs geschlossen werden muss, nicht bei einem vom Staat verfügten flächendeckenden Lockdown. Der Beitrag hätte besser ?Die geistige Trägheit der Versicherten? betitelt werden müssen.
Vor geraumer Zeit erschien in der Welt am Sonntag ein mit "Kann das weg?" betitelter Beitrag über benötigte und unnötige Versicherungen und Geldanlagen, der vor Unwissenheit nur so strotzte. Da war dann davon die Rede, dass Unfallversicherungen sich nur für Extremsportler lohnten, da das Risiko sonst durch eine Berufsunfähigkeitsversicherung schon abgedeckt sei.
Kein Wort davon, dass die Berufsgenossenschaften sich so erfolgreich vor dem Leisten drücken, dass ganze Handwerksinnungen schon Verträge mit privaten Unfallversicherungen abschließen, um ihre Klientel absichern zu können.
Kein Wort davon, dass es spezielle Unfallversicherungen für Senioren gibt, die für altersspezifische Verletzungen wie Oberschenkelhalsbruch leiten und Pflegerisiken für Menschen absichern, die keine private Pflegeversicherung bezahlen können oder dass ausschließlich solche Versicherungen den behindertengerechten Umbau von Fahrzeug und Wohnung oder das Rückholen aus dem Ausland in der fliegenden Intensivstation bezahlen.
Vom Unterschied zwischen ETFs und abgesicherten Fondsanlagen war der Autorin auch nichts bekannt, und sie wollte darauf angesprochen davon auch nichts wissen. Wenn eine Reportage einmal veröffentlicht ist interessiert das Thema die verantwortliche Person nicht mehr, Job is done. Die Reportage als abgeliefertes Werkstück, nicht als Teil eines fortlaufenden Diskurses.
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Interessantes Statement.
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Fackelläufer, Nordufer)
Die tödliche Abschottung an der polnisch-belarussichen Grenze hält
weiter an. An der Grenze sitzen derzeit tausende Schutzsuchende ohne
Zugang zu Versorgung und unter Ausschluss der Öffentlichkeit in einem
militärischen Sperrgebiet fest. Mehreren Menschen hat die europäische
Abschottung in den polnisch-belarussischen Wäldern schon das Leben
genommen. Hier zeigt sich beispielhaft die Brutalität des
EU-Grenzregimes: Seit Jahren sitzen an den EU-Außengrenzen Menschen fest
und durch gewaltvolle Pushbacks werden Menschenrechte systematisch
gebrochen. Menschen verlieren ihr Leben, weil die EU es sich zum Ziel
gesetzt hat, Grenzen statt Menschen zu schützen.
Auch auf dem Atlantik zeigt sich die tödliche Abschottung. Erst vor
einigen Tagen hat die spanische Seenotrettung Salvamento Maritime in
mehreren Einsätzen über 300 Menschen gerettet, die vor Fuerteventura in
Seenot geraten waren. Ein zwei Monate altes Baby starb bei der
Überfahrt. Die 100 kilometerlange Route zu den Inseln ist besonders
gefährlich, weil die meist kleineren Außenbordmotoren den Strömungen aus
dem atlantischen Ozean nicht standhalten können. Allein in diesem Jahr
sind bereits mehr als 900 Menschen auf dieser Route gestorben.
Ob an der polnisch-belarussichen Grenze oder auf dem Atlantik - das
Sterbenlassen an den europäischen Außengrenzen muss aufhören!
Lasst uns diesen Zuständen am Sonntag auf der Straße etwas
entgegenstellen - für sichere Fluchtwege nach Europa, für die sofortige
Evakuierung der Lager an den Außengrenzen und in Deutschland, für
Bewegungsfreiheit für alle Menschen! Lasst uns eine entschlossene
Solidarität für offene Grenzen zeigen!
--
SEEBRÜCKE Hannover
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Christian Beneker, Medscape
Dr. Sebastian Jäckle
Einfach ist es nicht, die immer neuen Zahlen zur Corona-Pandemie richtig einzuordnen. Das liegt zum einen an der Politik, die es oft nicht schafft, ihre Botschaften korrekt rüberzubringen. Zum anderen liegt es aber auch an der Bevölkerung, die die Bedeutung etwa des ?exponentiellen Wachstums? nicht versteht. Medscape sprach mit dem Freiburger Statistiker und Politologen Dr. Sebastian Jäckle. Er hat den Zusammenhang mit einer Studie untersucht.
Medscape : Herr Dr. Jäckle, sie sind Politikwissenschaftler, und Sie sind unzufrieden damit, wie in der Pandemie von Politikern und Medien die Zahlen kommuniziert werden. Besonders, wenn es um das exponentielle Wachstum geht, verstehe die Bevölkerung nur ?Bahnhof?. Das haben Sie jetzt sogar in einem Experiment nachgewiesen.
Jäckle: Eigentlich sind US-amerikanische Kollegen darauf gekommen, zu Beginn der Pandemie genauer zu untersuchen, wie weit die Bevölkerung exponentielles Wachstum überhaupt versteht. Wir haben deren Experiment repliziert [1]. Ein angemessenes Verständnis von exponentiellem Wachstum wäre ja wünschenswert, weil im Zusammenhang mit der Pandemie-Entwicklung in der politischen Kommunikation stets davon die Rede ist, man müsse ?die Welle brechen?, weil sie ?exponentiell? anschwelle.
?Nicht ein einziger war in der Lage, das Wachstum richtig zu verstehen!?
Medscape : Und was haben Sie herausgefunden?
Jäckle: Selbst Erstsemester, die gerade aus dem Abitur kommen und ihren Mathematikunterricht noch nicht so lange hinter sich hatten, versagten bei der Berechnung eines exponentiellen Wachstums. Nicht ein einziger war in der Lage, das Wachstum richtig zu verstehen. Damit lagen sie auf dem gleichen Niveau wie die US-amerikanischen Probanden.
Das hatten wir nicht vermutet. Denn die Amerikaner hatten ihren Probanden Geld für die Teilnahme gezahlt. Damit griffen sie auf Leute zurück, die vielleicht nicht zu den Gebildetsten gehörten. Zudem lief unsere Studie erst im November 2020, also zu einem Zeitpunkt, zu dem die Begrifflichkeit ?exponentielles Wachstum? im Zusammenhang mit der Pandemie als Allgemeinwissen vorausgesetzt werden konnte. Dieses theoretische Wissen führte aber offensichtlich nicht zu einem besseren Verständnis der Infektionsdynamik.
Medscape : Wie war Ihr Experiment aufgebaut?
Jäckle: Wir haben eine vermeintlich einfache Schätzaufgabe gestellt, etwa wie diese: Wenn gestern genau 1.000 Menschen mit Corona infiziert waren und es heute genau 2.000 sind ? wie viele, schätzen Sie, sind es dann von heute ab in 10 Tagen? Die richtige Antwort bei dem unterliegenden exponentiellen Wachstumsprozess hätte gelautet: 1.024.000.
Aber niemand ist darauf gekommen, die Summen Tag für Tag schlicht zu verdoppeln. Stattdessen haben die Probanden intuitiv zumeist ein lineares Wachstum angenommen, das heißt, sie haben damit gerechnet, dass an jedem Tag 1.000 Infizierte hinzukommen. Mit dieser Rechnung sind sie auf 12.000 Infizierte nach 10 Tagen gekommen ? ein falsches Ergebnis.
Medscape : Seltsam, die Berechnung des exponentiellen Wachstums ist doch kein Hexenwerk.
Jäckle: Ja, aber das Problem scheint zu sein, sich die gewaltigen Zahlen überhaupt vorzustellen, auf die man kommt, wenn man das exponentielle Wachstum berechnet. Und daran scheitert offenbar das menschliche Gehirn oft. Vor allem, wenn die Infizierten-Zahlen im Laufe kurzer Zeit durch die Decke schießen.
Es geht um politische Kommunikation
Medscape : Die korrekte Berechnung des exponentiellen Wachstums interessiert Sie auch als Politikwissenschaftler?
Jäckle: Mir geht es um politische und mediale Kommunikation. Wir haben nämlich in unserem Experiment mit 2 Gruppen gearbeitet: Gruppe 1 hat einfach die Schätzaufgabe bekommen, und Gruppe 2 hat zusätzlich eine kleine Hilfestellung erhalten: eine Hilfe bei den Rechenschritten.
Tatsächlich hat sich die unterstützte Gruppe leichter getan und die korrekten Ergebnisse geliefert. Das bedeutet für die politische Kommunikation, dass zum Beispiel nicht nur die neuesten Höchststände der Infizierten-Zahlen genannt werden, sondern auch eine Einschätzung des exponentiell wachsenden Infektionsgeschehens, etwa so: ?Wenn sich die Zahlen so weiterentwickeln, dann haben wir in einer Woche ??. Das dürfte Folgen haben.
Denn in unserem Experiment hat sich gezeigt: Die Gruppe, die eine Hilfestellung erhalten hatte, konnte nicht nur das Infektionsgeschehen besser abschätzen, sondern war am Ende zum Beispiel Kontaktbeschränkungen gegenüber aufgeschlossener, weil sie von der Infektionsgefahr ein realistischeres Bild hatten.
Medscape : Glauben Sie, dass die Bevölkerung es durch solche einfachen Tricks wirklich leichter hat, so unglaublich schnell sich entwickelnde Zahlen einzuordnen?
Jäckle: Der Umgang mit exponentiellen Steigerungsraten ist kein Orchideenfach und nicht so unwichtig, wie es vielleicht scheint. Die Rechnung gilt auch, wenn es um die Verbreitung viraler Inhalte in sozialen Netzwerken geht oder um die Beschreibung nuklearer Kettenreaktionen. Das Thema umgibt uns! Schon die altindische Erzählung von den Reiskörnern auf dem Schachbrett zeigt, welche enormen Massen in diesem Fall bei exponentiellem Wachstum entstehen können.
Medscape : Die Kommunikation der Pandemiezahlen wird ja nicht nur durch das Unverständnis exponentieller Steigerung verwischt.
Jäckle: Das stimmt. Oft wird ?der Wissenschaft? vorgeworfen, sie wisse auch nicht genau Bescheid. Und das ist natürlich auch wahr, denn Modelle können niemals eine perfekte Vorhersage liefern, da es sich bei ihnen eben um Abstraktionen der Wirklichkeit handelt. Alle wissenschaftliche Simulationen und Hochrechnungen enthalten immer eine gewisse Unsicherheit. Das ist aber gar nichts Schlechtes! Denn die Wissenschaft kann gut berechnen, wie hoch diese Unsicherheit ist. Und eine solche mit einem Sicherheitsbereich angegebene Schätzung ist eben etwas fundamental anderes, als einfach ins Blaue hinein zu raten.
Verstehen die Politiker, was sie erklären?
Medscape : Verstehen am Ende die Politiker selbst nicht genau, wie die Wissenschaft arbeitet und was exponentielles Wachstum ist und bedeutet?
Jäckle: Ich habe es nur einmal erlebt, dass von Seiten der Politik das exponentielle Anwachsen der Infizierten-Zahlen ähnlich anschaulich vermittelt wurde, wie wir es in unserem Experiment mit der kleinen Hilfestellung getan haben. Und zwar durch Bundeskanzlerin Angela Merkel. Sie hat Ende September 2020 vor laufender Kamera das exponentielle Anwachsen der Infizierten-Zahlen in einzelnen Schritten für jeden Monat hochgerechnet und kam so auf eine Schätzung von ca. 19.000 Neuinfektionen täglich für Weihnachten. Wegen dieser vermeintlich viel zu hoch gegriffenen Zahlen, die der Bevölkerung nur unnötig Angst machen würden, gab es damals ein riesiges Medienecho. Zu Weihnachten hat sich dann herausgestellt, dass Merkel noch zu konservativ gerechnet hatte.
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Verschläft die deutsche Politik erneut rechtzeitige Maßnahmen in der Corona-Politik und setzt die falschen Signale? Corona-Experten sind auf jeden Fall höchst alarmiert und ?außerordentlich besorgt? was die auch in Deutschland drohende Omikron-Welle angeht. Auf einer Pressekonferenz des Science Media Center warnten Prof. Dr. Sandra Ciesek, Prof. Dr. Christoph Neumann-Haefelin und Prof. Dr. Dirk Brockmann unisono vor einem dramatischen Szenario, das durch die neue hoch-ansteckende Immunescape-Variante schon in wenigen Wochen droht.
Omikron breite sich mit einer Geschwindigkeit aus, wie sie bislang noch nicht gesehen worden sei, sagte Brockmann. ?Das ist um den Faktor 3 bis 4 schneller als bisher bekannt ? so was hatte bislang keiner auf dem Radar. Das sind Zeitskalen, die wir bisher nicht kannten.? Wie unter anderem britische Daten zeigten, könne die Variante damit ?schnell übernehmen?.
Übernimmt Omikron schon Mitte Januar?
Neumann-Haefelin, Leiter der Arbeitsgruppe Translationale Virusimmunologie an der Klinik für Innere Medizin II am Universitätsklinikum Freiburg, rechnet damit, dass Omikron sich bereits bis Mitte Januar hier durchsetzt. ?Die Infektionen werden hochschnellen?, sagt er voraus.
Bislang ist für Deutschland die Datenlage zur Ausbreitung von Omikron leider sehr dünn. Brockmann verwies daher auf Daten aus Großbritannien und Dänemark, wo deutlich mehr Sequenzierungen stattfinden ? und diese Daten seien ?ziemlich besorgniserregend?, sagte der Wissenschaftler, der unter anderem die Projektgruppe Epidemiologische Modellierung von Infektionskrankheiten am Robert Koch-Institut (RKI), Berlin, leitet.
Die Infektionen werden hochschnellen. Prof. Dr. Christoph Neumann-Haefelin
30 bis 40 Millionen Infizierte auch in Deutschland möglich
Denn durch die hohe Übertragbarkeit bei gleichzeitiger Immunflucht, seien die 1. und die 2. Impfung ?praktisch nicht wirksam?, was die Eindämmung der Ausbreitung angehe. Eine aktuelle britische Modellierung gehe von 400.000 bis 700.000 Neu-Infektionen pro Tag aus ? ?trotz Maßnahmen?. Dies würde bedeuten, dass sich rund die Hälfte der britischen Bevölkerung in der Zeit zwischen Dezember und April nächsten Jahres infizieren würde, das wären 30 bis 40 Millionen Menschen. ?Das lässt sich grob auf Deutschland übertragen?, so die düstere Prognose von Brockmann.
?Es müssen dazu Notfallpläne aus der Politik kommen ? und zwar schnell?, forderte der Wissenschaftler. ?Was passiert, wenn drei- bis viertausend Menschen täglich hospitalisiert werden müssen?? Die Politik müsse nun ?antizipatorisch handeln und nicht reaktiv?. Auch sei zu berücksichtigen, dass bei hohen Infektionszahlen natürlich auch Klinikpersonal von den Infektionen betroffen sei ? was die Situation weiter verschärfe. Dies könne ?zu einer Kaskade? führen, ?die wir derzeit noch gar nicht auf dem Radar haben?.
Aussetzung der Testpflicht für Geboosterte ?unkluge? Entscheidung
Auch Ciesek, Direktorin des Instituts für medizinische Virologie am Universitätsklinikum Frankfurt, pflichtete ihm bei: ?Alle Zeichen stehen auf Rot?, sagte sie. Doch sie habe nicht den Eindruck, dass dies in der Politik in Deutschland bereits angekommen sei. Sie bezog sich dabei vor allem auf die aktuelle Entscheidung, Geboosterte bei 2G+ von der Testpflicht auszunehmen. ?Darauf zu verzichten, halte ich nicht für klug?, sagte sie.
Denn auch wenn Geimpfte und Geboosterte wahrscheinlich vor einem schweren Krankheitsverlauf besser geschützt seien, können sie sich dennoch mit Omikron infizieren und vor allem so das Virus in sensible Einrichtungen wie Pflegeheime und Krankenhäuser tragen. Und wie ihre eigenen Untersuchungen zeigten, sei der Schutz der Risikopopulationen in solchen Einrichtungen schon dann nicht mehr so hoch, wenn etwa der Booster 3 Monate oder länger zurück liege, sagte Ciesek. Sie plädierte daher weiterhin für eine Testpflicht für ALLE zumindest für solche Einrichtungen.
Geboosterte bei 2G+ von der Testpflicht auszunehmen (...) halte ich nicht für klug. Prof. Dr. Sandra Ciesek
Den Effekt des Boosterns nicht überschätzen!
Ciesek kritisierte außerdem die ?falschen Signale?, die derzeit gesetzt würden. ?Da wird vermittelt: ?Lassen sie sich boostern und die Welt ist gut? ? so ist es eben nicht!? Die Menschen dürften sich nicht in einer falschen Sicherheit wiegen. Jeder einzelne müsse seinen Beitrag leisten. Neumann-Haefelin ist der gleichen Ansicht, er appellierte an ?jeden Einzelnen, seine Kontakte zu reduzieren?. Und weiter: ?Ich hoffe, dass die Politik agiert.?
Müssen wir mit einem erneuten Lockdown rechnen? Alle 3 Wissenschaftler sind sich einig, dass man derzeit kein Werkzeug, das man habe, ausschließen dürfe. Allerdings zeigt sich Brockmann eher pessimistisch, was den Nutzen solcher Werkzeuge angeht. Er erinnerte an die 1. Welle. Damals sei es gelungen, durch harte Maßnahmen, etwa die Reduktion der Mobilität um 60%, der Fern-Mobilität sogar um 90%, die Welle zu kontrollieren. Doch hier habe es sich um den Wildtyp des Virus gehandelt, der bei weitem nicht so übertragbar war. ?Bei Omikron müsste ungleich mehr passieren, um es zu kontrollieren.?
Omikron-Welle ist nicht mehr zu stoppen
Die Wissenschaftler waren sich einig, dass es ?ausgeschlossen ist?, die Omikron-Welle zu stoppen. Ein ?Abbremsen? sei das Maximale, was gelingen könne. Ciesek betonte, dass es vor allem die Pflege-Einrichtungen und Krankenhäuser zu schützen gilt. ?Wir müssen vorbereitet sein und schnell handeln?, so Brockmann. Er fürchte ?die Kaskade von Ereignissen, wenn sich die Variante ausbreitet ? wie jetzt für Großbritannien prognostiziert ? und sie dann auch ?die Klinik-Maschinerie? betrifft?.
Bislang ungeschützte Menschen noch rasch zu impfen, dafür reiche die Zeit nicht mehr, so die 3 Wissenschaftler. Bis diese ihren Immunschutz aufgebaut haben, dauere es zu lange. Diese Menschen gingen nun ungeschützt in die Omikron-Welle.
Auch die Booster lassen sich nur beschränkt steigern. Dies vor allem vor dem Hintergrund der nun offenbar gewordenen Impfstoff-Knappheit im 1. Quartal des kommenden Jahres. Ciesek plädierte dafür, hier Risikopopulationen vorzuziehen.
Zur Frage, wann ein Booster sinnvoll sei, sprach sich Neumann-Haefeli für einen ?Zeitraum um die drei Monate nach der Zweitimpfung? aus. Aufgrund ?theoretischer Daten? sei eine Boosterung wahrscheinlich früher als 6 Monate nach der Zweitimpfung sinnvoll.
Ciesek hatte, wie berichtet, vor wenigen Tagen Daten präsentiert, nach denen im Blut von Menschen, bei denen die 2. Impfung 6 Monate oder länger zurückliegt, quasi keine aktiven Antikörper mehr vorhanden sind, die eine Infektion mit Omikron verhindern können. Dies bedeutet: Diese Menschen haben keinen Infektionsschutz mehr gegen eine Ansteckung mit Omikron. Durch den Booster wird dieser direkt danach zwar wieder auf 58 bis 78% angehoben, nimmt aber über die folgenden 3 Monate wieder allmählich ab.
Neumann-Haefelin macht an einem eindrücklichen Beispiel deutlich, was dies für die Praxis bedeutet: ?Vergleichen Sie es mit einer mittelalterlichen Stadt?, sagte er. ?Die Antikörper sind die hohe Stadtmauer, die das Eindringen der Feinde verhindert. Ist diese nicht mehr stabil, gelingt es manchen Eindringlingen sie zu überwinden, aber dann gibt es immer noch Soldaten in der Stadt, die die Eindringlinge bekämpfen.? Und diese ?Soldaten? seien die T-Zellen, welche länger überdauern und wahrscheinlich dafür sorgen, dass Geimpfte in der Regel zumindest weniger schwer erkranken.
Noch keine ausreichenden Daten zur Krankheitsschwere
Apropos Krankheitsschwere: Alle 3 Wissenschaftler warnten, auf erste Berichte zu vertrauen, nach denen die Krankheitsschwere nach Infektion mit Omikron eventuell geringer sei. Ciesek: ?Um dies zu beurteilen, ist es noch zu früh.? Nach ersten Daten aus Dänemark scheint zumindest kein Unterschied in den Hospitalisierungsraten zu bestehen. Sie liegen bei der Delta-Variante bei 0,7% und bei Omikron bei 0,8%. Definitive Schlüsse ließen sich aufgrund der niedrigen Zahlen insgesamt aber noch nicht seriös ziehen, sagte Ciesek. Auch zur vielleicht höheren Gefährdung von Kindern durch Omikron gebe es noch zu wenige Daten.
Corona-Medikamente seien, auch wenn es hier hoffnungsvolle Ansätze gebe, für die allgemeine Bevölkerung auch keine Alternative um die Omikron-Welle zu stoppen. Und auf eine Rettung durch den Einfluss der Jahreszeiten könne man bei Omikron auch nicht setzen, sagte Brockmann. Die derzeitige Welle in Südafrika findet z.B. während des dortigen Sommers statt.
So blieb am Ende der Pressekonferenz als Fazit aller 3 Forscher nur, ihre eigene ?außerordentliche Besorgnis? auszudrücken, der Appell an die Politik, so rasch und so vorausschauend wie möglich zu agieren ? und ein ziemlich flaues Gefühl bei den Zuhörern.
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Entscheidend ist der strukturelle Antisemitismus, der, wie schon im Vorwort von Micha Brumlik angesprochen, die Querdenkerbewegung durchzieht. Strukturell bedeutet in diesem Kontext, dass der Jude, wie schon von Adorno in den Elementen des Antisemitismus in der Dialektik der Aufklärung festgestellt wurde, austauschbar ist - entscheidend ist die Struktur des Vorurteils und der Schuldzuschreibung. Die Figur der undurchsichtigen Strippenzieher, die im Geheimen das Weltgeschehen bestimmen ist entscheidend, und diese ist ein durchgehendes Leitmotiv bei dieser Art Verschwörungserzählungen. In vier Großabschnitten, die in Einzelkapitel untergliedert sind wird das Thema aus verschiedenen Perspektiven behandelt:
Mythen in Zeiten der Pandemie,
wo die Rolle der Medien, die Selbstabschottung der Querdenken-Bewegung gegenüber der medialen Öffentlichkeit und extreme Sekten wie QAnon behandelt werden
Bewegungen,
wo das Zusammenkommen von Rechtsradikalen und Veteranen der grün-alternativen Alternativmedizinbewegung operationalisiert wird,
Die AfD in der Pandemie
und schließlich Bedrohungen,
wo es um das Gefährdungspotenzial der Bewegung geht.
Interessant ist, dass die Biografien von Querdenken-AktivistInnen und auch AfD-Leuten zum Teil zurückführen zu obskuren Bloggernetzwerken wie z.B. der hier vor 15 Jahren schon mal behandelten rechtslibertären Plattform "Eigentümlich frei" - eine Neue Rechte, die sich eigenständig hauptsächlich im Internet entwickelt hat und radikal marktliberale mit einerseits anarchistischen und andererseits identitären und manisch antikommunistischen Inhalten verbindet.
Anhand der Profile - oder sollte man sagen Psychogramme? ausgewählter AktivistInnen wird der Charakter der Bewegung erläutert: "An Tamara K. lässt sich erkennen, welche Übergänge es zwischen Alternativmedizin, Esoterik, Verschwörungsglauben und offener Ablehnung des demokratischen Rechtsstaats geben kann. Immer wieder geht es darum, geheimes Wissen zu erkennen, über das andere nicht verfügen. Sie habe, so Tamara K., schon in den neunziger Jahren gespürt, dass etwas nicht stimmt und es böse Mächte gäbe. Eigentlich sei sie seit 25 Jahren im Widerstand. Es hat etwas Ideologisches, zu behaupten, man wisse es schon lange." Oder auch etwas Paranoides und Narzisstisches, die psychische Störung ist hier mit dem politischen Denken sehr kompatibel bzw. gekoppelt.
Als bedeutsam wird herausgearbeitet, dass fast das gesamte behandelte Spektrum Tageszeitungen und gedruckte Illustrierte nicht mehr liest, die ebenso wie Radio und TV als "Mainstreammedien" pauschal abgelehnt werden. Stattdessen holt man sich Informationen und Meinungen aus "alternativen" Medien wie Compact, Rubikon, PI News usw. (ich würde hier nahtlos multipolar, Swiss Policy Research und Nachdenkseiten anfügen, Anm. d. Rezensenten).
Sehr unkritisch wird mit russischen Medien umgegangen, bei denen man sich gerne bedient.
Eine besondere Stellung nimmt das Denken von AnhängerInnen der Alternativmedizin ein, die, in den 1970ern mal von einer nur allzu berechtigten Kritik am objektivistisch-mechanistischen Ansatz der damaligen Schulmedizin ausgehend, heute in einem Umfeld zwischen Naturheilkunde, Homöopathie und Ayurveda mit notfallmedizinischen Maßnahmen, harter Apparatemedizin und Gentechnik grundsätzlich nichts anfangen können. Früher einmal gebunden an die grün-alternative Szene, sind sie anfällig geworden für Einflüsterungen aus einem esoterisch-irrationalen Lager, das von der Antroposophie bis ins rechtsradikale Spektrum reicht.
Während die AfD sich anfänglich für eine möglichst restriktive Seuchenpolitik mit strenger Quarantäne und Abschottung vor allem gegenüber dem Ausland stark machte ist sie auf Seiten der Covid-Maßnahmen-Gegner, seit die Bundesregierung eine rigide Gesundheitspoltik verfolgt. Damit wird das rein instrumentale Verhältnis der AfD zur Thematik sichtbar.
"Die zu der Zeit vorhandenen Impfstoffe unterzog Kotré einer geradezu steinzeitlichen Gentechnik-Verdächtigung: <<Dieses Verfahren ist ist eben auch ein Verfahren, das in die Gene eingreift. Wir haben es also eher mit einem Experiment zu tun als einer Impfung.>> .... Sofort im Anschluss führte er an, wie man wissenschaftsfeindlich die Beweislast umkehrt. Statt dass er als Bundestagsredner sich über gentechnische Zusammenhänge bei den Impfstoffen kundig gemacht hätte, inszenierte er sich als ein so besorgter wie kritischer Fragensteller, der von den anderen die Aufklärungsanstrengungen verlangt: <<Bitte überzeugen Sie mich vom Gegenteil>>.
Diese Verdachtsrhetorik wird als durchgehend für den Umgang der AfD mit der Impfthematik, den Masken, den Lockdowns dargestellt.
Angesichts der Auseinandersetzungen zwischen dem eher konservativen Lager der AfD und dem Flügel fungierte die Covid-Thematik als Ausweichfeld: Der politisch kaltgestellte Flügel sammelte außerparlamentarisch in der Querdenkerbewegung neue Kräfte und Anhänger und instrumentalisiert Teile der Querdenkerszene zunehmend für sich. Dies inklusive zunehmend engerer Kontakte zur Reichsbürgerszene, Identitären, Hooligans und Preppern. Ausgehend wirft das Buch einen Blick auf das terroristische Potenzial, das von einer solchen Verbindung ausgehen kann. Damit wären wir dann schon beim nächsten Buch der Reihe:
"Prepper und Corona: Die Stunde der Urbanophobie!"
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Ute Eppinger, Medscape
Die Behandlungsprävelanz der Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) hat sich in den vergangenen 10 Jahren verdoppelt: ?Sie stellt 20% aller Behandlungsfälle in der stationären Psychiatrie?, berichtete Prof. Dr. Martin Bohus vom Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI) Mannheim. Bohus stellte auf dem Online-Kongress der Deutschen Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) den ersten großen Datensatz zu Borderline-Störungen vor.
0% der Borderline-Patienten entwickeln im Verlauf ihrer Erkrankung eine ernstzunehmende, schwerwiegende soziale Isolierung. Zu den Risikofaktoren zählen eine geringe Extraversion, geringe soziale Kompetenz in der Kindheit und hohe Aggressivität. Soziale Isolierung ist assoziiert mit schlechter Gesundheit, Suiziden und früher Mortalität.
Gefahr der ?silent disparation? im Auge behalten
Menschen, die an BPS leiden, verlieren im Durchschnitt 8 Lebensjahre. Damit liegt die BPS zwar hinter den psychotischen Erkrankungen (-11 Lebensjahre), aber deutlich vor den unipolaren und bipolaren Depressionen.
Ab 50 Jahren ist die Mortalitätsrate von Menschen mit Borderline-Persönlichkeitsstörung deutlich erhöht und liegt bei 2,98. Als Grund nannte Bohus die steigende Morbidität: Die Odds Ratio (OR) für Alkoholfolgeerkrankungen liegt für BPS-Patienten bei 12,8, für Hepatitis bei 4,8, für Diabetes mellitus Typ 2 bei 1,8 und für Übergewicht bei 2,1.
Die Suizidrate bei BPS liegt unter 4%: Von allen schweren psychiatrischen Störungen ist die BPS diejenige mit der geringsten Suizidrate.
Eine Gefahr sieht Bohus in der ?silent disparation? gerade älterer BPS-Patienten. ?Mit dem Älterwerden ändern sich bei vielen dieser Patienten die Symptome. Das geht in die Richtung, dass diese extrovertierten, sehr auffälligen oft selbstschädigen Verhaltensweisen und interaktiven Prozesse nachlassen und dass dann alles ? bei vielen Borderlinern ? in einen sozialen Rückzug, in stille Depressivität und Isolierung mündet, und dann mit Alkohol und den Konsequenzen Übergewicht und somatischen Erkrankungen einhergeht?, berichtete Bohus. Gerade bei älteren BPS-Patienten, die plötzlich nicht mehr in Therapie kämen, sollte auch daran gedacht werden.
Mit dem Älterwerden ändern sich bei vielen dieser Patienten die Symptome. Prof. Dr. Martin Bohus
Glücklicherweise, so Bohus, räume ICD-11 mit der überkommenen Idee auf, dass man BPS nicht schon im Jugendalter diagnostizieren könnte und sollte. ?In den neuen S3-Leitlinien haben sich alle Fachgesellschaften klar dafür ausgesprochen, dass BPS schon in der Adoleszens diagnostiziert werden muss, das ist kein ?Kann? mehr?, erläuterte Bohus.
?Wird eine Borderline-Störung nicht diagnostiziert, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass der Betroffene keine adäquate Behandlung bekommt, keine Aufklärung erfolgt und auch keine vernünftige Arbeit mit den Eltern stattfinden kann?, sagte Bohus. Dabei gebe es inzwischen wirkungsvolle störungsspezifische Behandlungen für BPS.
In den neuen S3-Leitlinien haben sich alle Fachgesellschaften klar dafür ausgesprochen, dass BPS schon in der Adoleszens diagnostiziert werden muss, das ist kein ?Kann? mehr. Prof. Dr. Martin Bohus
Medikamentöse Therapie steht bei Borderline nicht im Vordergrund
Entsprechend weist die neue S3-Leitlinie ?Borderline-Persönlichkeitsstörung? (kurz vor der Fertigstellung) auf die Wichtigkeit einer frühzeitigen Diagnostik und Behandlung hin, so Prof. Dr. Klaus Lieb, Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universitätsmedizin Mainz. Bei Jugendlichen ab 12 Jahren soll die Abklärung einer BPS-Diagnose erwogen werden, wenn mindestens eines der folgenden Charakteristika vorliegt:
wiederholtes suizidales oder selbstverletzendes/selbstschädigendes Verhalten,
erhebliche emotionale Instabilität,
gleichzeitiges Vorliegen mehrerer psychischer Störungsbilder,
kein befriedigender Behandlungserfolg hinsichtlich vorliegender psychischer Symptome durch bisher durchgeführte Therapien,
stark beeinträchtigtes psychosoziales Funktionsniveau.
Lieb betonte, dass medikamentöse Interventionen nicht die primäre Therapie bei BPS darstellen sollten und auch nicht anstelle anderer, besser geeigneter Interventionen eingesetzt werden sollten. In erster Linie soll die BPS psychotherapeutisch behandelt werden:
strukturierte, störungsspezifische Ansätze;
bei schwerwiegendem Selbstverletzungsverhalten (einschließlich Suizidalität): DBT (Dialectical Behavior Therapy) oder MBT (Mentalisierungsbasierte Psychotherapie);
falls noch kein Therapieplatz vorhanden, BPS-spezifisches Gruppenangebot, insbesondere DBT Skills Training nutzen;
Psychoedukation Bestandteil der Therapie, Angehörige einbeziehen;
Psychotherapie vor Pharmakotherapie;
Komorbiditäten sollen im Zuge eines integrierten Behandlungsplans berücksichtigt werden (Achtung: nur bei schwerer Sucht und Essstörung, nicht Depression, Behandlung der Komorbiditäten vorziehen);
stationäre Aufenthalte nur im Krisenfall oder zur elektiven Behandlung auf spezialisierter Station (geplant, klare Zielsetzung, absehbarer Zeithorizont);
auch Jugendlichen mit ausgeprägter BPS-Symptomatik sollen störungsspezifische Angebote gemacht werden.
Ergänzend zu einer Psychotherapie kann ein zeitlich begrenzter Einsatz von Medikamenten erwogen werden. Die Auswirkung der Verschreibung von Medikamenten auf die Selbstwirksamkeit von Patienten, die therapeutische Beziehung und den Gesamtbehandlungsplan muss dabei berücksichtigt werden.
Grundsätzlich gilt: so wenige Präparate wie möglich. Aufgrund des erhöhten Risikos für suizidales Verhalten sollen Psychopharmaka, die im Falle einer Überdosierung tödlich sein können, nur sehr zurückhaltend verschrieben werden. Nicht empfehlenswert sind trizyklische Antidepressiva (TZA), konventionelle Antipsychotika, Benzodiazepine und Olanzapin.
Die Borderline-Persönlichkeitsstörung stellt 20% aller Behandlungsfälle in der stationären Psychiatrie. Prof. Dr. Martin Bohus
Bohus betonte, dass BPS so früh wie möglich ? in der Adoleszens ? diagnostiziert werden sollte. Denn sie geht mit einem hohen Risiko für soziale Isolierung, einer gesteigerten Mortalität ab dem 40. Lebensjahr und einem hohen Risiko für Alkohol-Folgestörungen einher.
Im ICD-11 taucht als zusätzliche Kategorie im Konzept der Persönlichkeitsmuster die Borderline-Persönlichkeit auf. Basierend auf einer Vielzahl empirischer Befunde wird sie als Persönlichkeitspathologie zusammengefasst, die Störungen des Selbstkonzepts, problematisches interpersonelles Beziehungsverhalten und dysfunktionale Emotionsregulation einschließt.
Die Gefühlswelt wird als affektlabil bezeichnet, dysfunktionale Mechanismen wie selbstschädigendes Verhalten, Suizidversuche und reaktive Aggressivität werden zur Bewältigung innerer Anspannung genutzt.
Daten von 4,5 Millionen Versicherten ausgewertet
Bohus und seine Kollegen werteten Daten von 4,5 Millionen Versicherten der AOK Baden-Württemberg zwischen 2009 und 2019 aus. 8.820 Borderline-Patienten wurden verglichen mit 72.500 Patienten mit Major Depression. Die Daten zeigen, dass sich die Behandlungsprävalenz zwischen 2009 und 2019 nahezu verdoppelt hat: von 107,9 auf 198,9. Wobei Frauen überrepräsentiert sind: 2019 lag die Behandlungsprävalenz bei Frauen bei 308,3 und bei Männern bei 83,6.
Bei der Altersprävalenz liegt der Höchstwert zwischen dem 20. und 24. Lebensjahr (Männer und Frauen: 434,6). Allerdings beginnt die Erkrankung schon in der Pubertät ? bei 15-Jährigen liegt eine Behandlungsprävalenz von 245,9 vor (beide Geschlechter zusammengenommen). Ab dem 50. Lebensjahr nimmt die Behandlungsprävalenz dann deutlich ab (223,8).
Schaut man auf die Zahl der Krankenhausfälle pro 1.000 Versichertenjahre von Versicherten, zeigt sich, dass ?Borderline-Patienten deutlich stärker in die Kliniken drängen als Menschen mit einer Major Depression?, so Bohus. Bei Major Depression sind es 775,7 Krankenhausfälle, bei Borderline 1.149,8; bei allen Versicherten hingegen 250,6. Die Krankenhausverweildauer ist 2 Tage länger als bei der Major Depression. Daraus resultieren pro BPS-Fall auch deutlich höhere Behandlungskosten.
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Heute meldet das Robert Koch-Institut 21.743 Neuinfektionen innerhalb der letzten 24 Stunden. Vor 1 Woche waren es 27.836 weitere Fälle. Die 7-Tage-Inzidenz sinkt auf 389,2 Infektionen pro 100.000 Einwohner; am Vortag lag der Wert noch bei 390,9. Weitere 116 Menschen sind in Zusammenhang mit COVID-19 gestorben (Vorwoche: 81). Auf dem Dashboard schreibt das RKI, aufgrund technischer Probleme seien gestern und vorgestern aus Niedersachsen keine Daten übermittelt worden.
Als 7-Tage-Hospitalisierungsinzidenz nennt das RKI 5,71 Fälle pro 100.000 Einwohner, Stand 10. Dezember. Am Tag zuvor lag der Wert bei 5,75.
Laut DIVI-Intensivregister waren am 7. Dezember 4.905 Patienten in intensivmedizinischer Behandlung, sprich 3 mehr als am Vortag. Aktuell sind 895 Betten im Low-Care- und 1.568 im High-Care-Bereich in Deutschland frei. Hinzu kommen 267 freie ECMO-Behandlungsplätze.
Auf Twitter berichtet Prof. Dr. Christian Karagiannidis, wissenschaftlicher Leiter des DIVI-Intensivregisters: ?Unter welchem Druck stehen die Intensivstationen? Aus der Notfallreserve sind, wenn man die Daten betrachtet, alleine schon mind. 693 High-Care Betten rekrutiert worden. Und das, bevor Omikron auf uns zurollt!? Er gibt zu bedenken, die Aktivierung der Notfallreserve bedeute Einschränkungen in anderen Bereichen.
?Erhebliche Impflücken?: Internistische Fachgesellschaften fordern allgemeine Impfpflicht
2G-Plus-Regel: Erleichterungen für Geimpfte mit Booster-Shot?
Neuer Expertenrat der Bundesregierung
Omikron: Impfdurchbrüche bei deutschen Urlaubern
COVID-19: WHO rät von Rekonvaleszenten-Plasma ab
FDA-Zulassung von Antikörpern als Präexpositionsprophylaxe
EMA: Impfstoffe allein reichen nicht aus
COVID-19 und Adipositas: Studie zeigt möglichen Pathomechanismus
?Erhebliche Impflücken?: Internistische Fachgesellschaften fordern allgemeine Impfpflicht
Schon letzte Woche hat der Bundestag weitere Vorschriften in Zusammenhang mit der Pandemie beschlossen. Wie geplant haben Mitarbeiter im Pflege- und Gesundheitswesen ab 16. März 2022 eine vollständige Impfung gegen SARS-CoV-2 nachzuweisen. Experten bezweifeln jedoch, dass das Maßnahmenpaket ausreichen wird.
?Alle verfügbaren Daten deuten momentan darauf hin, dass die Omikron-Variante sich rasch ausbreiten und zu einem weiteren Anstieg der SARS-CoV-2-Infektionen führen wird?, erklärt Prof. Dr. Bernd Salzberger, Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie. ?Diese weitere Welle droht das System endgültig zu überlasten.? Er verweist auf ?erhebliche Impflücken in der Bevölkerung?. Offiziellen Zahlen zufolge sind in Deutschland 69,5% der Gesamtbevölkerung vollständig geimpft.
Deshalb fordern 10 internistische Fachgesellschaften eine allgemeine Impfpflicht in Deutschland ? und stellen sich hinter Pläne von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD). ?Die Impflicht nur für im Gesundheitssystem Tätige reicht da nicht aus ?, sagt Prof. Dr. Georg Ertl, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin. ?Neben Kontaktbeschränkungen, die helfen, die Inzidenzen kurzfristig zu senken, ist die konsequente Impfung zumindest der erwachsenen Bevölkerung der einzige anhaltend wirksame Weg, das Infektionsgeschehen wieder unter Kontrolle zu bekommen.
2G-Plus-Regel: Erleichterungen für Geimpfte mit Booster Shot?
Am morgigen Dienstag wollen Gesundheitsminister der Länder darüber beraten, ob bei Personen, die neben einer Grundimmunisierung auch eine Auffrischungsimpfung erhalten haben, Erleichterungen möglich sind. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat dazu einen Vorschlag vorbereitet. Seine Idee ist, dass diese Gruppe bei der 2G-Plus-Regel künftig keine Tests mehr benötigt. In einigen Bundesländern ist dies bereits jetzt der Fall; einheitliche Regelungen gibt es nicht.
Neuer Expertenrat der Bundesregierung
Außerdem planen Scholz, Lauterbach und weitere Regierungsvertreter, sich bei Fragen rund um COVID-19 künftig von einem Expertengremium beraten zu lassen. ?Wir wollen als Bundesregierung die Pandemiebekämpfung stärker auf wissenschaftliche Expertise stützen?, so Lauterbach. ?Für mich wird die enge Zusammenarbeit mit diesen Wissenschaftlern Grundlage meiner Politik sein.?
In das Gremium wurden u.a. Prof. Dr. Christian Drosten (Direktor des Instituts für Virologie an der Charité-Universitätsmedizin, Berlin), Prof. Dr. Hendrik Streeck (Direktor des Instituts für Virologie an der Uniklinik Bonn), Prof. Dr. Thomas Mertens (Chef der Ständigen Impfkommission am RKI), Prof. Dr. Lothar H. Wieler (Präsident des RKI), Prof. Dr. Melanie Brinkmann (Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung), Dr. Viola Priesemann (Max-Planck-Institut) und Prof. Dr. Christian Karagiannidis (wissenschaftlicher Leiter des DIVI-Intensivregisters) berufen. Bereits für kommenden Dienstag ist das 1. Treffen geplant.
Kontroversen sind jedenfalls vorprogrammiert. Zuletzt hatte Karagiannidis etwa gefordert, sich wieder stärker auf die 7-Tage-Inzidenz zu fokussieren. ?Die Inzidenz war und ist der maßgebliche Frühindikator?, erklärte der Forscher. ?Eine ohne Meldeverzögerung erhobene Hospitalisierungsrate und Intensivbelegung mit COVID-19 sind wichtige zusätzliche Faktoren. Aber die Grenzwerte können oder werden für Omikron andere werden.?
Omikron: Impfdurchbrüche bei deutschen Urlaubern
Die neue Variante bringt auch Fragen zur Effektivität von Impfstoffen mit sich. Wissenschaftler aus München und aus Kapstadt, Südafrika, berichten in einem Preprint von 7 Südafrika-Touristen aus Deutschland. Sie alle hatten 3 Dosen eines COVID-19-Vakzins erhalten:
Patient 1 bis 5: BioNTech, BioNTech, BioNTech
Patient 6: BioNTech, BioNTech, Moderna
Patient 7: AstraZeneca, BioNTech, BioNTech
Bei ihnen traten nach einem Aufenthalt in der südafrikanischen Provinz Westkap leichte Atemwegsbeschwerden und weitere Symptome auf, die für eine Infektion mit SARS-CoV-2 sprachen. Daraufhin führten Ärzte PCR-Tests durch, versuchten aber auch, Viren zu isolieren und zu sequenzieren. In 5 von 7 Fällen konnten sie Omikron nachweisen; bei Proben der anderen 2 Patienten gab es technische Probleme im Labor.
?Diese Serie beweist, dass selbst 3 Dosen von mRNA-Impfstoffen möglicherweise nicht ausreichen, um eine Infektion und symptomatische Erkrankung mit der Omikron-Variante zu verhindern?, schreiben die Autoren als Kommentar.
?Das darf man natürlich nicht falsch verstehen, dass die Impfung nicht hilft. Im Gegenteil: Das zeigt nur, dass auch die bestmögliche Impfung offensichtlich nicht ausreicht, um eine Infektion zu verhindern ? was wir ja schon geahnt haben?, sagte Prof. Dr. Wolfgang Preiser aus Südafrika. Er ist einer der Koautoren der Publikation und hat Omikron zusammen mit Kollegen entdeckt.
?Die jüngsten Daten aus Südafrika deuten auf ein erhöhtes Risiko einer Wiederansteckung? von Genesenen sowie einer Ansteckung von Geimpften hin, bestätigte der WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus. Es gebe jedoch auch Hinweise auf weniger schwere Krankheitsverläufe als bei der Delta-Variante.
COVID-19: WHO rät von Rekonvaleszenten-Plasma ab
Von der Prävention zur Therapie. Experten der WHO-Leitlinien-Entwicklungsgruppe raten Ärzten davon ab, bei Patienten mit COVID-19 Rekonvaleszenten-Plasma einzusetzen, wie aus einer Veröffentlichung im BMJ hervorgeht.
Trotz anfänglich vielversprechender Aussichten zeigten aktuelle Daten, dass diese Behandlung weder das Überleben verbessere noch den Bedarf an mechanischer Beatmung verringere, so die Autoren. Außerdem sei die Therapie kostspielig und zeitaufwändig.
Die aktualisierten Empfehlungen beruhen auf den Erkenntnissen aus 16 Studien, an denen 16.236 Patienten mit leichtem, schwerem und kritischem COVID-19 teilnahmen. Auf Basis dieser Daten raten WHO-Experten von Rekonvaleszenten-Plasma ab.
FDA-Zulassung von Antikörpern als Präexpositionsprophylaxe
Die US Food and Drug Administration (FDA) hat AZD7442, einer Kombination von Tixagevimab und Cilgavimab, eine Notfallzulassung erteilt. Das berichtet AstraZeneca auf der Unternehmenswebsite. Evusheld®, so der Handelsname des Präparats, soll als COVID-19-Präexpositionsprophylaxe bei Erwachsenen und bei Jugendlichen ab 12 Jahren, die mindestens 40 kg wiegen, eingesetzt werden, die aufgrund einer moderaten bis schweren Immunschwäche besonders gefährdet sind. Das betrifft Patienten mit Immunsuppression oder mit Erkrankungen des Immunsystems. Hinzu kommen Patienten, denen von Impfungen abgeraten wird.
Grundlage der FDA-Entscheidung waren unter anderem Daten aus der laufenden Phase-3-Präexpositionspräventionsstudie PROVENT. Sie zeigten laut Hersteller unter Verum im Vergleich zu Placebo eine statistisch signifikante Verringerung des Risikos, an symptomatischem COVID-19 zu erkranken (77% in der Primäranalyse, 83% in der 6-Monats-Analyse), wobei der Schutz mindestens 6 Monate lang anhielt.
Derzeit laufen Studien, um herauszufinden, ob AZD7442 auch gegen Omikron effektiv ist. Laut präklinischen Assays gebe es keine Hinweise auf eine verringerte Wirksamkeit, schreibt AstraZeneca.
EMA: Impfstoffe allein reichen nicht aus
Trotz diverser Vakzine sieht die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) weiterhin Bedarf an Medikamenten zur COVID-19-Therapie. Sie hat sich deshalb einer Erklärung der International Coalition of Medicines Regulatory Authorities (ICMRA) angeschlossen, in der alle Beteiligten, darunter universitäre Forschungseinrichtungen und die pharmazeutische Industrie, aufgefordert werden, weiterhin in den Bereichen Therapie und Prävention zu forschen.
?Impfstoffe sind zwar nach wie vor die wichtigste Waffe im Kampf gegen die Pandemie, aber wir brauchen auch sichere, wirksame und qualitativ hochwertige Arzneimittel zur Behandlung und Vorbeugung von COVID-19 in all seinen Erscheinungsformen und in allen Bevölkerungsgruppen, einschließlich Kindern und Schwangeren?, sagt Emer Cooke, Vorsitzende der ICMRA und Exekutivdirektorin der EMA. ?Die ICMRA-Mitglieder setzen sich dafür ein, die regulatorischen Anforderungen für COVID-19-Arzneimittel weiter zu straffen, um die Zugänglichkeit und Verfügbarkeit von COVID-19-Therapeutika zu verbessern, welche Impfungen ergänzen, insbesondere in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen.?
COVID-19 und Adipositas: Studie zeigt möglichen Pathomechanismus
Je besser Wissenschaftler verstehen, warum es zu schwerem COVID-19 kommt, desto eher finden sie Zielstrukturen für neue Arzneistoffe. Aktuellstes Beispiel ist die Adipositas.
SARS-CoV-2 infiziert Fettzellen, aber auch bestimmte Immunzellen im Körperfett, und löst eine Immunreaktion aus, die zu schweren Schäden führen kann, so eine aktuelle Preprint-Studie, über die auch Medscape berichtet hat.
Forscher der Stanford University School of Medicine untersuchten Fettgewebe von Patienten mit bariatrischen Operationen, um herauszufinden, ob sie sich mit dem Coronavirus infizieren können. Sie arbeiteten mit verschiedenen Zelltypen, mit Adipozyten und Prä-Adipozyten, die sich zu Fettzellen entwickeln, und mit Fettgewebsmakrophagen.
Dabei zeigte sich, dass SARS-CoV-2 Adipozyten infizieren kann, ohne dass übermäßig starke Entzündungen auftreten. An inflammatorischen Vorgängen sind jedoch Fettgewebsmakrophagen und Prä-Adipozyten beteiligt.
Die Forscher untersuchten auch Fettgewebe aus COVID-19-Toten. Sie fanden SARS-CoV-2 im Fettgewebe um verschiedene Organe herum, darunter das Herz und der Darm. Sie vermuten, dies könne Organschäden bei COVID-19 erklären.
Das Virus scheine sich der körpereigenen Immunabwehr zu entziehen und sich im Fettgewebe zu verstecken, wo es sich vermehre und eine schwere Immunreaktion auslösen könne, so Dr. David Kass, Professor für Kardiologie bei Johns Hopkins Medicine. Hier entstehe ?eine Art Reservoir? für SARS-CoV-2 ? vielleicht auch eine Erklärung für Long-COVID, wie die Studienautoren vermuten.
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Diese Wahrnehmungseinengung lässt leider andere, durchaus klassisch linke Themen aus dem Focus geraten.
Zum Beispiel den gesamten Bereich Flucht und Asyl und was sich an den Außengrenzen der EU abspielt - mit Ausnahme der Grenze Polen - Belarus, und auch darauf reagiert die Linke hilflos. Die Geflüchteten dort, wie auch anderswo, werden von den politischen Spitzen der EU und der BRD bewusst entmenschlicht, sie erscheinen nicht als Menschen in Not, sondern als "politische Waffe" Lukaschenkos und Erdogans, als "hybride Bedrohung" usw., nicht als Geflüchtete gleich mehrerer Kriege, die ohne Mitwirken der EU- und NATO-Staaten und Russlands nicht denkbar wären.
Vom Sterben im Mittelmeer ganz abgesehen. Wenn die Menschen dort in den Medien als etwas anderes erscheinen als Number Cases, dann als bemitleidendwerte Opfer, niemals als Menschen mit eigener Geschichte und Subjektivität.
So richtige Vollwertmenschen sind halt nur weiße Metropolenbürger.
Das zeigt sich auch im Umgang mit der sogenannten Covax-Initiative: Ländern wie Indien, Indonesien oder Südafrika wollen Biontech/Pfizer, Moderna, Astra Zeneca und Johnson&Johnsen und wollen die Regierungen der USA und der EU-Staaten die Patente der Medikamente nicht überlassen, obwohl deren Produktionskapazitäten ausreichen würden, im Nu die Welt zu verimpfen. Amnesty international, Oxfam und Brot für die Welt haben einen lesenswerten Bericht mit dem Titel: "Eine Dosis Realität. Wie reiche Länder und Pharmakonzerne ihre Impfversprechen brechen" herausgebracht. Danach sind bisher nur 7 Prozent aller Impfdosen an arme Länder gegangen, was die Behauptung, man könne die Patente aufgrund der technisch anspruchsvollen Produktionsbedingungen nicht Entwicklungs- und Schwellenländern überlassen, wolle denen aber helfen als billige Lüge erscheinen lässt.
Eine völlig andere Entwicklung nimmt gerade in den USA ihren Anfang. Seit Bidens "Wohltaten" - in den USA wurde tatsächlich ein moderat keynesianischer Kurs eingeschlagen, seit den Siebziger Jahren hat es nicht mehr dermaßen viele Projekte zur Unterstützung sozial schwacher und abgehängter Menschen gegeben, wenn auch nur in Form befristeter Nothilfeprojekte - fängt die Arbeiterklasse in den USA an sich zu wehren. Massenweise werden Billigjobs in Sweatshops von den Arbeitenden gekündigt, eine Streikwelle für höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen überzieht das Land. Es zeigt sich wiedereinmal, dass Trotzkis Verelendungstheorie - "schlimmer ist besser" - falsch ist. Erst bessere Konditionen gewähren den Rückhalt für soziale Kämpfe.
Die überall, auf allen Ebenen und weltweit angesagt sind, angesichts einer Weltwirtschaftsordnung die auf Leichenbergen fusst. in diesem Sinne ist Klassenkampf alles Andere als altmodisch.
Und um das bestehende Gesellschaftssystem und seine MachthaberInnen für im höchsten Maße kritisierenswert und angreifbar zu halten muss sich wirklich niemand "Impfdrückerkolonnen" und einen "Großen Betrug" von weltweit verschworenen Pharmakonzernen, Oligarchen und Regierungen herbeifantasieren. Die Verhältnisse sind ohnehin beschissen genug, die Proteste der "Querdenker" erscheinen als Ersatzhandlungen, die von den wirklichen Widersprüchen ablenken.
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Diese Linie verfolge ich schon seit April 2020, allmählich konsolidiert sich da was:
ttps://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/braunschweig_harz_goettingen/Braunschweiger-Helmholtz-Forscher-entdecken-Corona-Hemmer,aktuellbraunschweig7846.html
Um Missverständnisse zu vermeiden:
Das Zinc Finger Antiviral Protein ist eine Verbindung, die im menschlichen Körper existiert, an Coronaviren bindet und deren Vermehrung hemmt und z.B. in Verbindung mit einer Interferontherapie gegen Viren zum Einsatz kommen soll, das hat nichts mit der Gabe von Zink als Mineralstoff im Rahmen von Nahrungsergänzungsmitteln zu tun.
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Hierzu im Verlauf des Wochenendes mehr.
https://www.tagesschau.de/faktenfinder/weidel-intensivstationen-ungeimpfte-101.html?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE
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Am 19. November 2021, einem Freitag, sequenzierte Dr. Raquel Viana, wissenschaftliche Leiterin eines der größten privaten Testlabors Südafrikas, die Gene von 8 Coronavirus-Proben ? und erlitt den Schock ihres Lebens. Die im Lancet-Labor untersuchten Proben wiesen alle eine große Anzahl von Mutationen auf, insbesondere bei Genen für das Spike-Protein, das SARS-CoV-2 verwendet, um in menschliche Zellen einzudringen.
Ich war ziemlich schockiert über das, was ich da sah. Ich fragte mich, ob bei dem Prozess etwas schiefgelaufen war. Dr. Raquel Viana
?Ich war ziemlich schockiert über das, was ich da sah. Ich fragte mich, ob bei dem Prozess etwas schiefgelaufen war?, erklärte die Forscherin gegenüber Reuters. Ihr Gedanke wich bald dem Gefühl, dass die Proben ?große Auswirkungen? haben würden.
Mehrere Labors bestätigen Hinweis auf eine neue Mutation
Schnell rief Viana ihren Kollegen Daniel Amoako vom National Institute for Communicable Diseases (NICD) in Johannesburg an, einen Experten für die Sequenzierung von Genen. ?Ich wusste nicht recht, wie ich es ihm beibringen sollte?, erinnert sie sich. Sie sagte zu Amoako: ?Für mich sieht das wie eine neue Variante aus.?
Die Entdeckung der Omicron-Variante im südlichen Afrika hat weltweit Besorgnis ausgelöst. Viele Länder schränken Reisen aus der Region ein und verhängen andere Beschränkungen, weil sie befürchten, dass sich die Krankheit selbst in geimpften Bevölkerungsgruppen schnell ausbreiten könnte.
Amoako und das Team am NICD verbrachten das Wochenende vom 20. und 21. November 2021 damit, die 8 von Viana eingeschickten Proben zu testen. Alle SARS-CoV-2-Viren darin hätten die gleichen Mutationen aufgewiesen, wie der Forscher am Dienstag gegenüber Reuters erklärte.
Für mich sieht das wie eine neue Variante aus. Dr. Raquel Viana
Es war so bizarr, dass Amoako, seine Kollegin Josie Everatt und andere Kollegen ebenfalls dachten, es müsse sich um einen Fehler handeln. Dann erinnerten sie sich daran, dass sie im Laufe der Woche einen starken Anstieg der COVID-19-Fälle festgestellt hatten, was auf eine neue Mutation hindeuten könnte.
Außerdem war Viana Anfang des Monats von einem Kollegen auf eine Merkwürdigkeit in der Probe bei PCR-Tests aufmerksam gemacht worden ? ein sogenannter S-Gen-Dropout, also eine Deletion im S-Gen, was auf eine Deletionsmutation hindeutet. Wie man jetzt weiß, unterscheiden sich darin Omikron und Delta.
Die einzige verbreitete Variante mit dieser Deletion war Alpha, ?und Alpha hatten wir (in Südafrika) seit August nicht mehr gesehen?, erinnert sich Everat.
Am Dienstag, den 23. November, nachdem sie weitere 32 Proben aus der Umgebung von Johannesburg und Pretoria getestet hatten, ?war es eindeutig?, sagte Amoako. ?Es war beängstigend.?
Forscher benachrichtigen die WHO
Noch am selben Dienstag informierte das NICD-Team das Gesundheitsministerium und andere Labors in ganz Südafrika, die Sequenzierungen durchführten und später ähnliche Ergebnisse lieferten.
Kurz darauf gab das NICD Sequenzdaten in die globale Wissenschaftsdatenbank GISAID ein und stellte fest, dass auch Botswana und Hongkong Fälle mit der gleichen Gensequenz gemeldet hatten.
Am 24. November 2021 benachrichtigten Mitarbeiter des NICD und des Gesundheitsministeriums die Weltgesundheitsorganisation (WHO).
Zu diesem Zeitpunkt, so Viana, hätten mehr als 2 Drittel der positiven Tests in Gauteng, der südafrikanischen Provinz, zu der auch Pretoria und Johannesburg gehören, den Ausfall des S-Gens aufgewiesen: ein Zeichen dafür, dass Omicron bereits zur vorherrschenden Variante geworden sei.
Neue Fakten zu Omikron schon in 3 bis 4 Wochen?
Aufgrund von Omicron werde sich die tägliche COVID-19-Infektionsrate in Südafrika bis Ende dieser Woche voraussichtlich auf mehr als 10.000 vervierfachen, sagte Prof. Dr. Salim Abdool Karim, einer der führenden Spezialisten für Infektionskrankheiten des Landes, am vergangenen Montag.
Die wichtigen Fragen, nämlich wie gut die neue Variante in der Lage sei, sich der Immunität durch Impfstoffe oder frühere Erkrankungen zu entziehen, wie schwerwiegend die Symptome im Vergleich zu früheren Versionen seien und welche Unterscheide es bei diversen Altersgruppen gebe, müssten noch beantwortet werden.
Die 3 befragte Wissenschaftler, die sich mit diesen Fragen befassen, erwarten Antworten in etwa 3 bis 4 Wochen.
Forscher erhalten Hassmails
Bis dahin erwägt der südafrikanische Präsident Cyril Ramaphosa, in manchen Bereichen eine Impfpflicht einzuführen, da das Land schon jetzt stark betroffen ist ? bislang mit insgesamt 3 Millionen COVID-19-Infektionen und über 89.000 Todesfällen.
In Südafrika herrscht große Verärgerung über Einreiseverbote für Ausländer. Die Aggression richtet sich teilweise auch gegen Wissenschaftler. Amoako bekam mehrere wütende Nachrichten, in denen es heißt, Forscher sollten einfach aufhören, nach neuen Varianten zu suchen.
Dies könnte andere Länder dazu ermutigen, Dinge zu verbergen oder besser gesagt, einfach nicht hinzusehen. Prof. Dr. Wolfgang Preiser
Prof. Dr. Wolfgang Preiser, ein Virologe an der Universität Stellenbosch, der an COVID-19 arbeitet und ebenfalls Hassbriefe erhalten hat, befürchtet, dass andere Länder daraus lernen könnten, nicht so transparent zu sein.
?Dies könnte andere Länder dazu ermutigen, Dinge zu verbergen oder besser gesagt, einfach nicht hinzusehen?, sagte er. ?Das ist die Befürchtung. Nachschauen ist eine ziemliche Investition, also werden sie vielleicht zu dem Schluss kommen, dass sie sich nicht die Mühe machen sollten.?
Der Beitrag wurde von Michael van den Heuvel aus www.medscape.com übersetzt und adaptiert.
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Erneut kommen Real-World-Daten zu SARS-CoV-2-Impfungen aus Israel. Im NEJM berichten 2 Arbeitsgruppen über den Nutzen der Drittimpfung (Booster) für Personen ab 16 Jahren. Dabei kam BNT162b2 von BioNTech/Pfizer zum Einsatz.
Das Ergebnis: Über alle untersuchten Altersgruppen waren die Raten an Infektionen mit SARS-CoV-2 und an schwerem COVID-19 deutlich niedriger als bei Kontrollen ohne Booster Shot. Speziell bei Personen ab 50 Jahren, die mindestens 5 Monate nach der 2. Dosis eine Auffrischungsimpfung bekommen hatten, war die COVID-19-Mortalität um 90% niedriger als bei Kontrollen ohne 3. Dosis.
?Die jetzt veröffentlichten Studien von Arbel et al. und Bar- On et al. liefern dringend benötigte Belege für die Wirksamkeit der Auffrischungsdosis?, schreibt Dr. Minal K. Patel von den Centers of Disease Control and Prevention, Atlanta, in einem begleitenden Editorial [3]. ?Obwohl in keiner der beiden Studien eine formale Berechnung der Wirksamkeit der Auffrischungsimpfung vorgenommen wurde, weisen die Daten aus beiden Studien auf eine relative Wirksamkeit gegen schwere Erkrankungen oder Tod von 90 bis 95% hin. Das heißt, wenn die absolute Wirksamkeit von 2 Impfstoffdosen 90% beträgt, liegt die absolute Wirksamkeit von 2 Dosen plus Auffrischungsimpfung bei 99 bis 100%.?
Israel: Booster-Impfungen schon seit 30. Juli 2021
Bereits am 9. Dezember 2020 haben Ärzte in Israel mit Impfungen gegen COVID-19 begonnen und vergleichsweise schnell große Bevölkerungsgruppen erreicht. Zum Einsatz kam vor allem BNT162b2 (Pfizer/BioNTech). Anlass war, dass aufgrund von B.1.617.2 (Delta) bei frühzeitig Geimpften vermehrt Durchbruchsinfektionen auftraten.
Deshalb hat das israelische Gesundheitsministerium am 30. Juli 2021 grünes Licht für Booster-Impfungen gegeben. Nach vielversprechenden Ergebnissen bei Personen ab 60 Jahren wurde die Kampagne schrittweise auf jüngere Menschen ausgedehnt, die mindestens 5 Monate zuvor ihre 2. Dosis erhalten hatten.
Nutzen bei Personen ab 50 Jahren
Dr. Ronen Arbel von Clalit Health Services, Tel Aviv, und Kollegen wollten herausfinden, ob Auffrischungsimpfungen die COVID-19-Mortalität verringern konnten. Grundlage ihrer Studie sind Daten von Clalit Health Services, einem großen Gesundheitsdienstleister aus Israel. Eingeschlossen wurden Patienten, die zu Beginn der Studie mindestens 50 Jahre alt waren und die mindestens 5 Monate zuvor 2 Dosen BNT162b2 erhalten hatten. Auf dieser Basis verglich Arbels Team die Mortalität von Personen mit oder ohne 3. Dosis, wobei soziodemographische Faktoren und Begleiterkrankungen berücksichtigt wurden.
Insgesamt erfüllten 843.208 Teilnehmer die Einschlusskriterien, von denen 758.118 (90%) während des 54-tägigen Studienzeitraums einen Booster Shot erhielten. Todesfälle aufgrund von COVID-19 traten bei insgesamt 65 Teilnehmern in der Booster-Gruppe (0,16 pro 100.000 Personen und pro Tag) auf. Bei Teilnehmern der Kontrollgruppe waren es insgesamt 137 Todesfälle (2,98 pro 100.000 Personen pro Tag). Die bereinigte Hazard Ratio für Todesfälle aufgrund von COVID-19 betrug 0,10 (95-%-Konfidenzintervall: 0,07 bis 0,14; p < 0,001).
Auffrischungsimpfungen für (fast) alle
Yinon M. Bar ‑ On vom Weizmann Institute of Science, Rehovot, und Kollegen gingen der Frage nach, ob sich ein Nutzen auf Bevölkerungsebene nachweisen lässt. Sie arbeiteten mit Daten des israelischen Gesundheitsministeriums für Personen ab 16 Jahren zwischen 30. Juli und 10. Oktober 2021. In die Analyse flossen Aufzeichnungen von 4.696.865 Personen ein, die mindestens 5 Monate zuvor 2 Dosen BNT162b2 erhalten hatten.
Verglichen wurden Raten bestätigter SARS-CoV-2-Infektionen, speziell COVID-19 mit schwerem Verlauf, und Todesfälle durch COVID-19 bei Personen mit und ohne Auffrischungsimpfung. In der primären Analyse ging es um Personen, die mindestens 12 Tage zuvor eine Auffrischungsdosis erhalten hatten (Booster-Gruppe). In die sekundäre Analyse flossen auch Daten von Personen mit Booster Shot 3 bis 7 Tage zuvor ein (frühe Postbooster-Gruppe).
Die Ergebnisse:
Infektionen generell: Die Rate bestätigter Infektionen war in der Booster-Gruppe um den Faktor 10 niedriger als in der Nicht-Booster-Gruppe (Spanne über 5 Altersgruppen 9,0 bis 17,2). In der Booster-Gruppe lag die Rate um den Faktor 4,9 bis 10,8 niedriger als in der frühen Postbooster-Gruppe. Der bereinigte Ratenunterschied betrug 57,0 bis 89,5 Infektionen pro 100.000 Personentage in der primären Analyse und 34,4 bis 38,3 in der sekundären Analyse.
Schweres COVID-19: Die Raten an schweren Erkrankungen waren bei Über-60-Jährigen in der primären bzw. sekundären Analyse um den Faktor 17,9 (95%-KI 15,1 bis 21,2) bzw. 6,5 (95%-KI 5,1 bis 8,2) niedriger. Für 40- bis 59-Jährige geben die Autoren bei der primären bzw. sekundären Analyse den Faktor 21,7 (95%-KI 10,6 bis 44,2) bzw. 3,7 (95 % CI, 1,3 bis 10,2) an. Der bereinigte Ratenunterschied in der primären bzw. sekundären Analyse betrug 5,4 bzw. 1,9 Fälle pro 100.000 Personentage bei den Über-60-Jährigen und 0,6 bzw. 0,1 bei den 40- bis 59-Jährigen.
Mortalität: Bei Personen ab 60 war die Sterblichkeit in der primären Analyse um den Faktor 14,7 (95%-KI 10,0 bis 21,4) und in der sekundären Analyse um den Faktor 4,9 (95% CI, 3,1 bis 7,9) niedriger. Der bereinigte Ratenunterschied in der primären und sekundären Analyse betrug 2,1 bzw. 0,8 Todesfälle pro 100.000 Personentage.
Bedeutung für die Praxis
?Die Daten dieser beiden Studien werden zusammen mit anderen Daten über die Wirksamkeit und Sicherheit von Auffrischungsimpfungen wertvolle Hinweise für die Entscheidungsfindung in anderen Ländern liefern, wenn das Risiko-Nutzen-Verhältnis der Einführung einer Auffrischungsimpfung bewertet wird?, schreibt Patel im Editorial.
Sie gibt jedoch zu bedenken: ?Bei der Entscheidung, eine Auffrischungsimpfung anzubieten, müssen viele Faktoren berücksichtigt werden.? Ein Land könnte sich dafür entscheiden, Booster Shots nur bestimmten Bevölkerungsgruppen anzubieten, je nach epidemiologischer Situation, Durchimpfungsrate, Immunität durch Infektionen oder dem Schutz bestimmter Berufsgruppen.
Patel: ?Viele Länder müssen sich auch in naher Zukunft entscheiden, wie sie ihre begrenzten Impfstoffvorräte am besten einsetzen. In den meisten Fällen lässt sich mehr erreichen, wenn man sich auf die Impfung der Ungeimpften konzentriert.?
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Heute meldet das Robert-Koch-Institut 70.611 Neuinfektionen innerhalb der letzten 24 Stunden. Vor 1 Woche waren es 73.209 weitere Fälle. Die 7-Tage-Inzidenz sinkt auf 422,3 Infektionen pro 100.000 Einwohner; am Vortag lag der Wert bei 427,0. Weitere 465 Menschen sind in Zusammenhang mit COVID-19 gestorben (Vorwoche: 388).
Als 7-Tage-Hospitalisierungsinzidenz nennt das RKI 5,79 Fälle pro 100.000 Einwohner, Stand 8. Dezember. Am Tag zuvor lag der Wert bei 5,47.
Laut DIVI-Intensivregister waren am 9. Dezember, 12:15 Uhr, 4.943 Patienten in intensivmedizinischer Behandlung, sprich 46 mehr als am Vortag. Aktuell sind 770 Betten im Low-Care- und 1.411 im High-Care-Bereich frei. Hinzu kommen 267 freie ECMO-Behandlungsplätze.
Heute beraten Bund und Länder über weitere Maßnahmen. Erstmals nimmt der neue Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) an dem Treffen teil; den Vorsitz hat Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU). Angesichts der pandemischen Lage halten es Beobachter für denkbar, dass strengere Maßnahmen beschlossen werden.
40 Mal mehr Antikörper nötig, um Omikron zu neutralisieren. Boostern bleibt wichtig!
EMA: Zulassung von RoActemra® bei Erwachsenen mit schwerem COVID-19
Statistisches Bundesamt: Corona-Pandemie hat zu Übersterblichkeit geführt
AstraZeneca-Impfstoff: Ist das verwendete Adenovirus Ursache der Thrombozytopenien?
Weltweit gegen COVID-19 impfen ? dies sind die Herausforderungen
40 Mal mehr Antikörper nötig, um Omikron zu neutralisieren. Boostern bleibt wichtig!
Seit gestern sind erste Daten von mehreren Arbeitsgruppen (noch nicht peer-reviewed) zur Wirkung der Antikörper, die nach Impfung oder vorheriger Infektion gebildet wurden, gegen die neue Omikron-Variante verfügbar. Nun lasse sich ?etwas fundierter spekulieren?, schreibt Prof. Dr. Carsten Watzl, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, auf Twitter dazu.
Aufgrund der Daten lasse sich nun sagen: ?Es braucht deutlich mehr Antikörper, um Omikron zu neutralisieren. Etwa 40-fach mehr! Das ist der größte Abfall, den wir je bei einer Variante gesehen haben.? Das bedeute: ?Wir werden deutlich mehr Durchbruchsinfektionen sehen. Gerade bei Genesenen und 'nur' 2x Geimpften.
Doch zeigten die Ergebnisse auch ganz klar, dass auch neutralisierende Antikörper von Geimpften in der Lage seien, Omikron zu binden und zu neutralisieren. Daraus schließt er: ?Nach Booster oder Impfung plus Infektion hat man deutlich mehr Antikörper und ist besser gegen Omikron geschützt.? Sein Fazit: ?Die Impfungen sind weniger effektiv, aber nicht nutzlos!?
Trotz einem geringeren Schutz vor einer Infektion mit der Omikron-Variante, schütze die Impfung doch vor einer schweren Erkrankung, schreibt der Immunologe. Bis ein angepasster Impfstoff verfügbar sei, dauere es noch Monate: Daher empfiehlt Watzl nicht auf diesen zu warten, sondern die Booster-Impfungen voranzutreiben.
Die Daten, auf die er sich bezieht, hat z.B. Alex Sigal vom Africa Health Research Institute in Durban auf Twitter berichtet; ein Preprint liegt vor. Laut Sigal verwendet Omicron immer noch ACE2 als Eintrittspforte in Zellen. Er berichtet, dass sich aber die neutralisierende Wirkung von Antikörpern im Vergleich zu Delta bis zu 37-fach verringert habe. Seine Daten geben zudem Hinweise darauf, dass Geboosterte oder Menschen mit früherer Infektion plus 2-facher Impfung eine stärkere Immunantwort gegen die Variante entwickeln als solche die ?nur? zweifach geimpft sind.
Über ähnliche Resultate berichtet Prof. Dr. Sandra Ciesek, Direktorin des Instituts für Medizinische Virologie am Universitätsklinikum Frankfurt, ebenfalls auf Twitter. Sie schreibt: ?Unsere 1. Daten zur Neutralisation von Omikron versus Delta sind fertig: 2x BioNTech, 2x Moderna, 1xAZ/1x BioNTech nach 6 Monaten 0% Neutralisation bei Omikron, auch 3x BioNTech 3 Monate nach Booster nur 25% NT versus 95% bei Delta. Bis zu 37-fache Reduktion Delta vs. Omicron.?
Doch sie schränkt ein, die Immunantwort nach einer Infektion bzw. Impfung werde ja bekanntlich nicht nur über Antikörper vermittelt. ?Diese Daten können nichts dazu aussagen, ob man weiterhin vor einem schweren Verlauf geschützt ist (Stichwort T-Zellen).?
Pfizer und BioNTech veröffentlichten Ergebnisse erster Untersuchungen ?als Laborstudie mit einem Pseudovirus. Sie berichten, dass 3 Dosen Comirnaty® den Titer neutralisierender Antikörper gegen Omikron im Vergleich zu 2 Dosen um das 25-Fache erhöhen. ?Titer nach der Auffrischimpfung sind vergleichbar mit den Titern, die nach 2 Dosen gegen das Wildtyp-Virus beobachtet wurden und mit einem hohen Schutzniveau verbunden sind?, schreiben die Firmen.
Sie vermuten: ?Da 80% der Epitope im Spike-Protein, die von CD8+ T-Zellen erkannt werden, von Mutationen in der Omicron-Variante nicht betroffen sind, können 2 Dosen dennoch einen Schutz vor schweren Erkrankungen bewirken.?
EMA: Zulassung von RoActemra® bei Erwachsenen mit schwerem COVID-19
Auch bei der Behandlung von COVID-19 gibt es Neues. Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der EMA hat empfohlen, die Indikation von RoActemra® (Tocilizumab) auf die Behandlung von Erwachsenen mit COVID-19 zu erweitern, die eine systemische Behandlung mit Kortikosteroiden erhalten und zusätzlichen Sauerstoff oder mechanische Beatmung benötigen.
Das Medikament ist in der EU bereits zur Behandlung der rheumatoiden Arthritis, der systemischen juvenilen idiopathischen Arthritis, der juvenilen idiopathischen Polyarthritis, der Riesenzellarteriitis und des Zytokin-Freisetzungssyndrom (CRS) zugelassen.
Grundlage der Empfehlung sind Daten einer Studie, an der 4.116 hospitalisierte Erwachsene mit schwerer COVID-19-Erkrankung teilgenommen hatten, die zusätzlichen Sauerstoff oder eine mechanische Beatmung benötigten und hohe Werte an C-reaktivem Protein im Blut aufwiesen.
Die Studie zeigte, dass RoActemra® als Add-on das Sterberisiko im Vergleich zur Standardbehandlung leicht verringert. Insgesamt starben 31% aller Patienten im Studienarm mit RoActemra® plus Standardbehandlung (621 von 2.022) innerhalb von 28 Tagen nach der Behandlung, verglichen mit 35%, die nur eine Standardtherapie erhalten hatten (729 von 2.094). Darüber hinaus konnten 57% der Patienten (1.150 von 2.022) im Studienarm mit RoActemra® das Krankenhaus innerhalb von 28 Tagen verlassen, verglichen mit 50% (1.044 von 2.094) in der Kontrollgruppe.
Die Studie zeigte allerdings auch, dass ein Anstieg der Sterblichkeit nicht ausgeschlossen werden kann, wenn RoActemra® bei Patienten eingesetzt wird, die keine systemischen Kortikosteroide erhalten. Allerdings war das Sicherheitsprofil des Arzneimittels günstig bei denjenigen Patienten, die bereits mit Kortikosteroiden behandelt wurden, und der CHMP kam zu dem Schluss, dass der Nutzen des Arzneimittels für diese Patienten größer ist als die Risiken.
Tocilizumab, ein monoklonaler Antikörper, zielt auf Interleukin-6 (IL-6), ein Zytokin, das bei inflammatorischen Vorgängen ausgeschüttet wird. Indem RoActemra® die Bindung von IL-6 an seine Rezeptoren verhindert, reduziert es die Entzündung und verbessert die Symptome der schweren COVID-19-Erkrankung.
Statistisches Bundesamt: Corona-Pandemie hat zu Übersterblichkeit geführt
Bei einer Online-Pressekonferenz stellte das Statistische Bundesamt (Destatis) Ergebnisse einer Analyse der Sterbefallzahlen vor. ?Von März 2020 bis Mitte November 2021 sind in Deutschland mehr Menschen gestorben, als unter Berücksichtigung der demografischen Entwicklung zu erwarten gewesen wäre?, so Destatis-Vizepräsident Christoph Unger. ?Der Anstieg der Sterbefallzahlen ist nicht allein durch die Alterung der Bevölkerung erklärbar, sondern wurde maßgeblich durch die Pandemie beeinflusst.?
Wie Dr. Felix zur Nieden, Referent für Demografische Analysen und Modellrechnungen, erläuterte, sind im Jahr 2020 insgesamt 985.600 Menschen gestorben. Es habe damit 5% oder 46.000 Tote mehr als im Jahr 2019 gegeben. Alleine aufgrund der Alterung der Bevölkerung wäre nur ein Anstieg um rund 2% oder 20.000 Fälle zu erwarten gewesen, so der Experte.
Das Statistische Bundesamt gab auch Einblicke in die Todesursachen-Statistik: Insgesamt starben 39.758 Menschen an der Corona-Infektion (als Grunderkrankung), weitere 8.102 Menschen hatten COVID-19 als Begleiterkrankung neben weiteren Leiden, als sie starben. Am häufigsten wurden auf Totenscheinen Hypertonie (21% der Fälle), Vorhofflimmern bzw. Vorhofflattern (10%), Demenz (20%), Niereninsuffizienz (16%) und Diabetes mellitus (16%) als weitere Erkrankung genannt. 70% der COVID-19-Toten waren 80 Jahre oder älter.
In Zusammenhang mit COVID-19 haben Ärzte letztes Jahr rund 176.000 Patienten stationär behandelt. Von allen Erkrankten waren 36.900 (20,9%) auf einer Intensivstation. 21.400 der intensivmedizinischen Patienten (58,1%) wurden künstlich beatmet, im Schnitt für 254 Stunden. Insgesamt sind 31.600 stationäre COVID-19-Patienten gestorben (17,9%). Sie waren im Schnitt 80,3 Jahre alt.
Laut Krankenhaus-Statistik hatte die Pandemie auch Folgen für planbare Eingriffe oder Behandlungen. Im Jahr 2020 gab es bundesweit fast 2,5 Millionen oder 13,1% weniger stationäre Aufenthalte als im Vorjahr. Die Zahl chirurgischer Eingriffe ging um 690.000 oder 9,7% zurück.
AstraZeneca-Impfstoff: Ist das verwendete Adenovirus Ursache der Thrombozytopenien?
Warum Blutgerinnsel in Zusammenhang mit Adenovirus-COVID-19-Impfstoffen wie dem von AstraZeneca auftreten können, dazu hat ein internationales Team von Wissenschaftlern neue Hinweise.
Die Forscher verwendeten eine Technologie namens CryoEM, um Präparate von ChAdOx1, dem im AstraZeneca-Impfstoff verwendeten Adenovirus, im Schnellverfahren einzufrieren und mit Elektronen zu beschießen, um mikroskopische Bilder der Impfstoffkomponenten zu erzeugen. So konnten sie die Struktur des viralen Kapsids und anderer wichtiger Proteine, die dem Virus den Eintritt in die Zelle ermöglichen, aufklären.
Insbesondere untersuchten Forscher die Struktur und den Rezeptor von ChAdOx1, und wie es mit dem Thrombozytenfaktor 4 (PF4) interagiert. Anhand von Computersimulationen konnten sie zeigen, dass die beiden Moleküle unter anderem über elektrostatische Wechselwirkungen eng miteinander verbunden sind.
Die Ergebnisse ihrer Modellierungen deuten darauf hin, dass der virale Vektor ? wenn auch nur selten ? in den Blutkreislauf gelangt. Dort bindet er an PF4, und das Immunsystem erkennt den Komplex als fremd. Es kommt zur Freisetzung von Antikörpern gegen PF4, die sich an Blutplättchen binden und diese aktivieren, so dass sie sich zusammenballen und bei einer sehr kleinen Anzahl von Menschen nach der Verabreichung des Impfstoffs Blutgerinnsel auslösen.
Weltweit gegen COVID-19 impfen ? dies sind die Herausforderungen
Prof. Dr. Annelies Wilder-Smith von der London School of Hygiene and Tropical Medicine, hatte bei einem Pressebriefing des Science Media Center eine ?gute Nachricht?: Bis Ende November 2021 seien rund 8 Milliarden Dosen an COVID-19-Vakzinen verimpft worden. Doch: ?Die schlechte Nachricht ist, dass in einkommensschwachen Ländern nur 6% mindestens 1 Dosis erhalten haben.?
Während viele Länder schon Auffrischungsimpfungen durchführten, hätten zahlreiche Menschen in ärmeren Ländern noch nicht einmal die 1. Dosis bekommen. Hier gebe es dringenden Nachholbedarf. ?Wir müssen sicherstellen, dass mehr Menschen ihre 1. und 2. Dosis erhalten, aber gleichzeitig Auffrischungsimpfungen ? speziell für vulnerable Personen ? durchgeführt werden?, sagt die Expertin.
Wilder-Smith wies darauf hin, dass der enge ?Flaschenhals? nicht nur die ausreichende Produktion der Impfstoffe sei, sondern auch deren Lieferung. Der Transport gestalte sich aufgrund der Lagerbedingungen schwierig und benötige spezielle Logistik. ?Außerdem haben wir mit den älteren Menschen, die vorrangig geimpft werden sollen, eine ganz andere Personengruppe als bei vielen anderen Impfstoffen?, so die Expertin.
Prof. Dr. Florian Krammer von der Icahn School of Medicine at Mount Sinai, New York, USA, gab zudem zu bedenken, dass sich die bislang verabreichten Impfstoffe womöglich in der Effektivität gegen Omikron unterscheiden. Wenn, wie zu erwarten, sich Omikron weltweit durchsetzt, ein nicht ganz unerheblicher Aspekt. Mehrere Studien dazu liefen allerdings noch; man warte auf Daten. Schwierigkeiten sieht er hier vor allem bei Vakzinen, die als Einzeldosis verabreicht werden oder inaktivierte Viren bzw. Proteine enthalten.
Als wichtigen Nutzen aller Impfstoffe strich Dr. Jakob Cramer von der Coalition for Epidemic Preparedness Innovations (CEPI) hervor, dass sie die Hospitalisierungen reduzieren. Dies sei ? auch in Hinblick auf Omikron und auf künftige Varianten ? das wichtige Ziel der künftigen Impfstoffforschung und -entwickelung.
Ob es derzeit nötig sei, Impfstoffe, allen voran das Oxford-Vakzin (AstraZeneca), zu modifizieren, wisse man noch nicht, meinte Prof. Dr. Teresa Lambe von der Oxford University. Man habe aber bereits Technologien dazu entwickelt, und eine Anpassung sei schnell möglich. Krammer wies darauf hin, es gehe nicht nur um die Forschung und die Entwicklung, sondern um die Frage, wie Arzneimittelbehörden modifizierte Vakzine bewerten würden. Sprich: Welche Daten müsse die Firma vorweisen?
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Als das Coronavirus im chinesischen Wuhan ausbricht, arbeitet Florian Kaiser bereits seit Jahren auf einer Intensivstation in Deutschland.
Die ersten Corona-Fälle stellen den Intensivpfleger vor Herausforderungen.
Inzwischen liegen bei Kaiser die Nerven blank - Dutzende Corona-Patienten sind auf seiner Station gestorben.
Dass Florian Kaiser (Name geändert) Menschen sterben sieht, ist nichts Ungewöhnliches. Der 37-Jährige arbeitet seit zehn Jahren als Pflegekraft, vier Jahre davon auf einer Intensivstation. Den Tod kennt er bestens. Aber die Corona-Toten ? sie sind doch etwas anderes.
"Am Anfang war es ziemlich ungewohnt, dass normale Menschen ohne adipöse Erscheinung oder andere nennenswerte Erkrankungen dermaßen hohe Dosen an Hypnotika, Analgetika oder Relaxantien benötigen, wie man sie sonst von Drogenabhängigen kennt", erinnert sich Kaiser an die ersten Begegnungen im Arbeitsalltag mit COVID-19-Kranken.
Risiko durch Corona zu Beginn unklar
Es ist Ende 2019, als sich im chinesischen Wuhan plötzlich Lungenerkrankungen häufen. Der Ausbruch, das wird man später erfahren, soll seinen Ursprung auf einem Tiermarkt haben, wo das damals neuartige Coronavirus vom Tier auf den Menschen übergesprungen sein könnte.
Im Januar 2020 identifizieren die chinesischen Behörden dieses Coronavirus erstmals, die Weltgesundheitsorganisation (WHO) selbst spricht noch von "begrenzten Informationen, um das Gesamtrisiko einzuschätzen".
Coronakrise
Wegen Omikron: Drosten dämpft Hoffnungen auf Ende der Pandemie im Frühjahr
Am Anfang stand Respekt
Auch in Deutschland tritt noch im Januar der erste COVID-Fall auf, die ersten Toten werden im März verzeichnet. Damals, vor mittlerweile fast zwei Jahren, hat Kaiser vor allem eins: Respekt. "Respekt vor dem Virus und dem Unbekannten", erklärt er im Gespräch mit unserer Redaktion.
Unklar ist noch: Wie sind die Verläufe, wie kann man am besten helfen? Erfahrungswerte, auf die man zurückgreifen kann ? es gibt sie wie sonst üblich nicht.
"Die Beatmung unterscheidet sich sehr von der bisher gekannten Art der Beatmung, man wusste zunächst nicht, wie man die Patienten 'richtig beatmen' muss", erinnert sich Kaiser. Die Klinik in Nordrhein-Westfalen, in der Kaiser arbeitet, tauscht sich dazu regelmäßig mit der Universitätsklinik Essen aus.
Keine Erfahrungswerte vorhanden
"Alle Patienten, die an COVID erkrankt sind, deren Situation sich plötzlich verschlechtert hat, wurden nach Essen verlegt, aber irgendwann hatte auch Essen keine Kapazitäten mehr", berichtet der 37-Jährige. Teilweise seien Behandlungsempfehlungen in einem kurzen Zeitraum wieder geändert worden.
"Bei COVID ist es so, dass die Patienten keine Reservekapazität der Lunge haben. Sie entsättigen unwahrscheinlich schnell, teilweise unter einer Minute", sagt Kaiser. Deshalb müsse alles blitzschnell gehen. "Du musst auf einem hohen Level hoch konzentriert sein, sonst sterben dir die Patienten unter den Händen weg", gibt Kaiser zu.
Bilder aus dem italienischen Bergamo gehen im März 2020 um die Welt: Ein Militärkonvoi bringt 60 Tote in die Krematorien von Nachbarstädten.
Live-Ticker Coronakrise
Inzidenz erneut leicht gesunken: RKI registriert 70.611 Corona-Neuinfektionen
vor 34 Minuten
Dutzende Corona-Tote
Kaiser und sein Team lagern ihre Patienten derweil für bis zu 16 Stunden auf dem Bauch, um andere Kräfte auf die Lunge wirken zu lassen. "Das beansprucht aber natürlich auch eine gewisse Anzahl an Personen, die dort agieren", sagt Kaiser.
In den letzten beiden Jahren seien etwa 120 Corona-Patienten auf seiner Station gewesen. "Die Hälfte davon musste beatmet werden, wiederum die Hälfte davon ist verstorben", sagt Kaiser.
Einer von ihnen ist dem Pfleger besonders in Erinnerung geblieben: Ein Patient, der zunächst eine Woche lang auf einer Station liegt, die zwischen Normalstation und Intensivstation angesiedelt ist, und dort über eine Atemmaske mit Sauerstoff versorgt wird.
Lungenreserve schnell aufgebraucht
"Der damalige Oberarzt hat mit Engelszungen auf ihn eingeredet, dass er intubiert werden muss, um seine Lunge und Energie zu schonen", sagt Kaiser. Die Werte des Patienten sind schlecht, minimale Unterbrechungen der Atemmaske etwa bei der Nahrungsaufnahme führen zu einem sofortigen Abfall der Sättigung.
"Bei an COVID erkrankten Patienten ist die Reserve der Lunge schon minimal bis gar nicht mehr vorhanden", erinnert der Pfleger.
Nach einer Woche gibt der Patient dann schließlich sein Einverständnis. "Die entsprechende Kapazität wurde geschaffen, es wurde alles bis ins kleinste Detail vorbereitet, wir versuchten, alle Eventualitäten zu berücksichtigen", erinnert sich Kaiser.
Man ist perfekt vorbereitet, ein erfahrener anästhesiologischer Oberarzt führt die Intubation durch. "Kurz davor hat der Patient meine Hand gehalten und gesagt, dass er nicht glaubt, dass er es schaffen wird", berichtet Kaiser.
Er sieht die Panik in den Augen des Patienten. Für ein letztes Telefonat mit den Angehörigen ist er bereits zu schwach. "Der Patient hat die Intubation geschafft, aber der Zeitpunkt war zu spät. Vier Tage später ist er verstorben, trotz 60-minütiger Reanimation und aller erdenklicher Versuche", sagt der Pfleger.
Extrem intensive Betreuung nötig
In Deutschland wird Ende März der erste Lockdown verhängt, abendliche Talkshows drehen sich beinahe nur noch um das Virus. Nun ist das Unbekannte nicht mehr ganz so unbekannt. "Man wusste mittlerweile, was passiert und wie man agieren muss", sagt Intensivpfleger Kaiser.
Aber trotz des Wissens ändert sich eins nicht: Ein instabiler Patient, der an COVID erkrankt ist, braucht eine extrem intensive Betreuung.
Psychologische Betreuung "grausam"
"Es kostet viel Zeit, sich hygienisch mit Schutzausrüstung zu bekleiden, das Desinfizieren, der Kleidungswechsel. Die Patienten bleiben vollkommen auf der Strecke", räumt Kaiser ein. Frühmobilisation, also Maßnahmen zur aktiven oder passiven Bewegungsübung, könnten nicht wie empfohlen stattfinden.
"Auch die psychologische Betreuung der Angehörigen war aufgrund der verständlichen hygienischen Richtlinien grausam", sagt Kaiser. Sie dürfen den Patienten meist über einen Zeitraum von drei Wochen nicht sehen, erhalten nur regelmäßig Feedback vom medizinischen Personal.
"Nur, um dann schließlich die Nachricht zu bekommen, dass der Angehörige verstorben ist", sagt der 37-Jährige betroffen. Selbst dann habe man nicht die Möglichkeit, Abschied zu nehmen. "Das geht in der Tat nicht spurlos an mir vorbei", sagt er.
Trotzdem versuche das Personal, viel möglich zu machen, beispielsweise Treffen mit Angehörigen über Facetime, bei denen die Pfleger das Sprechen übernehmen.
Pflegekräfte sind müde und ausgelaugt
Im Dezember 2020 meldet das Robert-Koch-Institut (RKI) 730 Corona-Tote an einem Tag.
Müde und ausgelaugt ? das seien die meisten seiner Kolleginnen und Kollegen inzwischen. "Manch einer hat bereits den Bereich gewechselt oder aufgehört, in der Pflege zu arbeiten", weiß Kaiser aus eigener Erfahrung. "Mittlerweile liegen bei allen die Nerven blank", erzählt der Pfleger.
Von der Kinderintensivstation seiner Klinik wird Personal abgezogen, um Reserven zu schaffen, zusätzliche Arbeitsstunden muss fast jeder leisten. "Die wurden zwar pro Schicht sehr gut vergütet, aber es ist Zeit, die privat fehlt", sagt der Familienvater.
Kein Verständnis für Impfgegner
Geimpft oder ungeimpft ? professionell wird auf Kaisers Station jeder Patient gleich behandelt. "Aber innerlich merkt man, auch im Team, dass es nicht verständlich ist, wenn selbst nach überstandener Erkrankung die Impfbereitschaft nicht vorhanden ist", findet Kaiser.
Ärzte und Pfleger müssten oft einen Spagat zwischen persönlicher Meinung und professionellem Handeln vollziehen. Im Februar 2021 lehnt der Großteil der Politik eine Impfpflicht noch ab, inzwischen will die Regierung sie einführen.
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Für Kinder mit Asthma ist eine gute Kontrolle der Atemwegserkrankung entscheidend, um das Risiko für einen schweren Verlauf von COVID-19 zu senken. Das ist das Fazit einer bevölkerungsrepräsentativen Kohortenstudie aus Schottland.
Danach ist Asthma für pädiatrische Patienten zwar generell mit einem erhöhtem Risiko für schwere COVID-19-Erkrankungen assoziiert im Vergleich zu Kindern ohne Asthma. Am ausgeprägtesten aber ist die Risikoerhöhung in Subgruppen, die wegen Asthma stationär behandelt werden (Faktor 6) oder die eine systemische Kortikoidtherapie erhalten (Faktor 3-4). Diese Patientengruppen könnten von einer frühen SARS-CoV-2-profitieren.
Welche Kinder und Jugendliche sind curch COVID-19 besonders gefährdet?
International wird derzeit untersucht, bei welchen Subgruppen von Kindern und Jugendlichen der Vorteil einer Impfung gegen SARS-CoV-2 die potenziellen Risiken überwiegen könnte. Das britische Joint Committee on Vaccination and Immunisation (JCVI) hat daher ein schottisches Forscherteam gebeten, bevölkerungsrepräsentative Daten zu dieser Fragestellung zu erheben.
Datenbasis der populationsbasierten Kohortenstudie war die Plattform ?Early Pandemic Evaluation and Enhanced Surveillance of COVID-19 (EAVE II)?, über die auf die Daten von 5,4 Millionen Menschen in Schottland zugegriffen werden kann. Das entspricht 99% der schottischen Bevölkerung. D
Die Gesamtkohorte bestand aus 752.867 Kindern im Alter von 5 bis 7 Jahren, davon 63 463 Kinder mit Asthma (8,4% der Kohorte). Getestet auf SARS-CoV-2 wurden 258.604 Kinder ohne Asthma und 28.460 mit Asthma. Bei 5,8% bzw. 6,8% (ohne Asthma, mit Asthma) war ein SARS-CoV-2-PCR-Test positiv.
Analysiert wurde das Risiko für schwere Verläufe von COVID-19, bewertet als Erkrankung, die eine stationäre Behandlung im Zeitfenster von 14 Tagen nach einem positiven SARS-CoV-2-PCR-Test erforderlich macht oder die zum Tod binnen 28 Tagen nach positivem Testergebnis führt.
Schlechte Krankheitskontrolle und Glukokortikoidtherapie als Risiko
0,9% der Kinder ohne Asthma, die eine labordiagnostisch gesicherte SARS-CoV-2-Infektion hatten, mussten wegen der Infektion stationär behandelt werden, in der Gruppe mit Asthma waren es 1,5%.
Bei Kindern mit stationär therapiertem Asthma ? Ausdruck einer ungenügend kontrollierten Erkrankung ? war die Rate der COVID-19-bedingten Klinikaufenthalte um den Faktor 6,4 höher als bei Kindern ohne Asthma.
In der Gruppe mit gut kontrollierter chronischer Atemwegserkrankung betrug der Faktor 1,36 im Vergleich zu Kindern ohne Asthma.
Wurde die orale Glukokortikoidtherapie als Marker für die Schwere des Asthma verwendet, war das Risiko für eine stationäre COVID-19-Behandlung bei mindestens 3 Steroidbehandlungszyklen um den Faktor 3,38 im Vergleich zu Kindern ohne Asthma erhöht, um den Faktor 3,53 bei Kindern mit mindestens 2 Kortikoidbehandlungszyklen und um den Faktor 1,52 bei mindestens einem Behandlungszyklus.
Kinder ohne erforderliche orale Glukokortikoidtherapie hatten noch ein um den Faktor 1,34 erhöhtes Risiko für schwere COVID-19-Verläufe verglichen mit Altersgenossen ohne Asthma.
Im Alter von 5 bis 11 Jahren war bei Kindern mit Asthma das Risiko für einen schweren Verlauf höher als ab dem 12. Lebensjahr.
Klinische Bedeutung
Gute Asthmakontrolle entscheident
Die Rate der SARS-CoV-2-infizierten Kinder mit Asthma, die im Krankhaus wegen COVID-19 behandelt werden mussten, sei mit 1,5% gering gewesen, heißt es in einem Kommentar zur Studie [2]. Und lediglich 0,2% der Kinder mit Asthma und SARS-Infektion hätten intensivmedizinisch versorgt werden müssen.
Dennoch habe die Gruppe mit Asthma, vor allem bei anhaltenden Exazerbationen, ein deutlich höheres Risiko gehabt als Gleichaltrige ohne Asthma. Es sei auch von anderen respiratorischen Viren bekannt, dass sie Schwere und Häufigkeit von Asthma-Exazerbationen förderten.
Ziel müsse daher eine gute Asthmakontrolle sein. Eine Impfung pädatrischer Bevölkerungsgruppen komme dann vor allem für Kinder infrage, bei denen Asthma-Symptome fortbestehen. Deren potenzielle Nebenwirkungen wiederum seien gegen das insgesamt geringe Risiko, wegen COVID-19 stationär behandelt werden zu müssen, abzwägen, so die Kommentatoren der Studie. Auch gegen saisonale Influenza sollte geimpft werden.
Dieser Artikel ist im Original erschienen auf Univadis.de .
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Neues vom Ausschuss für Risikobewertung im Bereich der Pharmakovigilanz (PRAC) und vom Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) : Arzneimittelexperten haben Real-World-Daten zu Myokarditis- und Perikarditis-Risiken von mRNA-Vakzinen ausgewertet. Außerdem startet eine fortlaufende Überprüfung des 1. COVID-19-"Totimpfstoffs".
Fortlaufende Überprüfung des VLA2001-Vakzins
Der Ausschuss für Humanarzneimittel hat mit der fortlaufenden Überprüfung von VLA2001, einem von Valneva entwickelten COVID-19-Impfstoff, begonnen.
Die Entscheidung stützt sich auf vorläufige Ergebnisse aus Laborstudien und frühen klinischen Studien an Erwachsenen. Ergebnisse deuten darauf hin, dass der Impfstoff die Produktion von Antikörpern auslöst, die sich gegen SARS-CoV-2 richten. Darüber hat Medscape berichtet.
Der Impfstoff enthält inaktiviertes SARS-CoV-2 zusammen mit 2 Adjuvantien, um die Immunreaktion zu verstärken.
Myokarditis und Perikarditis bei mRNA-Vakzinen
Im Rahmen seiner Sitzung hat der Sicherheitsausschuss der EMA aktuelle Daten zu Comirnaty® (BioNTech/Pfizer) und Spikevax® (Moderna) bewertet. Erneut ging es um mögliche Risiken einer Myokarditis und Perikarditis in Zusammenhang mit den Impfstoffen.
In die aktuelle Überprüfung wurden 2 große epidemiologische Studien aus Europa einbezogen. Eine Studie wurde unter Verwendung von Daten des französischen nationalen Gesundheitssystems (Epi-phare) durchgeführt, die andere basierte auf Daten eines skandinavischen Registers.
?Insgesamt bestätigt das Ergebnis der Überprüfung das Risiko einer Myokarditis und Perikarditis, das bereits in den Produktinformationen für diese beiden Impfstoffe angegeben ist, und liefert weitere Einzelheiten zu diesen beiden Erkrankungen?, heißt es in der Pressemeldung. Laut PRAC seien beide Erkrankungen insgesamt ?sehr selten?. Bis zu 1 von 10.000 geimpften Personen könnten betroffen sein kann. Außerdem zeigten die Daten, dass das erhöhte Risiko einer Myokarditis nach der Impfung bei jüngeren Männern am höchsten sei, heißt es weiter.
Eine Myokarditis oder eine Perikarditis kann sich innerhalb weniger Tage nach der Impfung entwickeln, meist innerhalb von 14 Tagen. Beide Erkrankungen wurden häufiger nach der 2. Impfung beobachtet.
Für Comirnaty® zeigt die französische Studie, dass in einem Zeitraum von 7 Tagen nach der 2. Dosis etwa 0,26 zusätzliche Fälle von Myokarditis bei 12- bis 29-jährigen Männern pro 10.000 Personen im Vergleich zu nicht exponierten Personen auftraten. In der skandinavischen Studie waren es in einem Zeitraum von 28 Tagen nach der 2. Dosis 0,57 zusätzliche Fälle einer Myokarditis bei 16- bis 24-jährigen Männern pro 10.000 Personen im Vergleich zu nicht exponierten Personen.
Bei Spikevax® zeigte die französische Studie, dass innerhalb von 7 Tagen nach der 2. Dosis bei 12- bis 29-jährigen Männern pro 10.000 Personen im Vergleich zu nicht exponierten Personen etwa 1,3 zusätzliche Fälle von Myokarditis auftraten. Der skandinavischen Studie zufolge waren es innerhalb von 28 Tagen nach der 2. Dosis bei 16- bis 24-jährigen Männern etwa 1,9 zusätzliche Fälle pro 10.000 Personen im Vergleich zu nicht exponierten Personen.
Myokarditiden und Perikarditiden sind entzündliche Erkrankungen des Herzens, die sich durch eine Reihe von Symptomen bemerkbar machen, häufig Atemnot, ein kräftiger Herzschlag, der unregelmäßig sein kann, und Schmerzen in der Brust. ?Die verfügbaren Daten deuten darauf hin, dass sich der Verlauf einer Myokarditis oder Perikarditis nach einer Impfung nicht von den Krankheiten ohne Zusammenhang zu mRNA-Vakzinen unterscheidet?, so die EMA.
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Pandemie und kein Ende: Wie kommen Pflegepersonal und Ärzte mit der pandemiebedingten Dauerbelastung klar? Bis zu 50% der Klinikmitarbeiter sind durch die COVID-19-Pandemie psychisch belastet. Das zeigen aktuelle Studienergebnisse aus den Netzwerken NUM egePan und CEOsys (COVID-19-Evidenz-Oekosystem), die Experten auf dem Kongress der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) vorgestellt haben.
Im NUM egePan-Netzwerk sind medizinische Universitäten zusammen geschlossen, um ein evidenzgeleitetes Pandemiemanagement zu entwickeln, zu testen und zu implementieren, koodiniert durch das Netzwerk der Universitätsmedizin (NUM). Das CEOsys besteht aus 21 Universitäten und 4 außeruniversitären Partnern ? darunter auch Cochrane Deutschland und Cochrane Frankreich.
30 bis 50% der Pflegekräfte, Ärzte und Rettungsfachkräfte zeigen eine bedeutsame, COVID-19-Stressoren assoziierte psychische Belastung. Dr. Oliver Tüscher
?30 bis 50% der Pflegekräfte, Ärzte und Rettungsfachkräfte zeigen eine bedeutsame, COVID-19-Stressoren assoziierte psychische Belastung?, berichtete Dr. Oliver Tüscher, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universitätsmedizin Mainz, von den Ergebnissen der COVID-Intensiv-Studie.
Allerdings wurde die Querschnittsbefragung zur COVID-Intensivstudie im Zeitraum 6. April 2020 bis 7. Mai 2020 durchgeführt, die Studienergebnisse beziehen sich also auf die erste Welle der Pandemie. ?In der ersten Welle war die psychische Belastung von Mitarbeitern im Gesundheitswesen nicht höher als in der Allgemeinbevölkerung?, so Tüscher. Wie die psychische Belastung jetzt ? in der inzwischen vierten Welle ? aussieht, lässt sich daraus nicht ableiten.
Belastung erfragt
Für COVID-Intensiv waren 650 Mitarbeiter des Gesundheitswesens per Online-Fragebögen befragt worden. 75,8% der Befragten war jünger als 50 Jahre, 56,9% waren weiblich, 43,5% waren Pflegekräfte, 34,3% Ärzte und 19,5% Rettungsfachkräfte. 47,4% der Teilnehmer arbeiteten an der Universitätsklinik, 24,5% in der präklinischen Notfallmedizin und 10,3% in speziellen COVID-19-Kliniken.
Erhoben wurden Alter, Wohnort, Beruf, Angaben zum Arbeitsplatz, COVID-19-bezogene Sorgen und Stressoren, psychische Belastung, Resilienz, Resilienzfaktoren, Absentismusneigung und der Wunsch, den Beruf zu wechseln.
Endpunkte der Befragung waren die psychische Belastung, die Resilienz (BRS), die Absentismusneigung und der Wunsch, den Beruf zu wechseln. Die Daten wurden dann mit der Allgemeinbevölkerung in Deutschland vor und während der COVID-19-Pandemie verglichen.
Selbstwirksamkeit und Optimismus als Schutzfaktoren
Nach Auswertung der Fragebögen fand sich im Vergleich zur deutschen Allgemeinbevölkerung vor der Pandemie eine höhere psychische Belastung (47,1% der Befragten) und eine erhöhte Neigung zu depressiver und ängstlicher Symptomatik. Im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung während der ersten Welle der Pandemie zeigte sich hingegen eine geringere psychische Belastung.
Die Resilienz wurde etwas höher als in der Allgemeinbevölkerung vor und während der Pandemie eingeschätzt. COVID-19-bezogene Stressoren und Sorgen waren die wichtigsten Risikofaktoren, Selbstwirksamkeit und Optimismus die wichtigsten Schutzfaktoren.
Die psychische Belastung korrelierte moderat mit dem Wunsch nach Berufswechsel und der Absentismusneigung. 14% der Befragten hatten über eine Krankmeldung nachgedacht, 10,9% einen Berufswechsel erwogen. Während der ersten Welle kam es zu 21% mehr Krankeitsausfällen (verglichen mit 2019).
Psychische Belastung von Gesundheitspersonal während der COVID-19-Pandemie geht zwar mit einer verstärkten Neigung einher, sich krank zu melden. Wertschätzung durch Führungspersonal bewirke aber eine geringere Absentismusneigung, betonte Tüscher. ?Wir schließen aus den Ergebnissen, dass medizinisches Personal immer im Druck ist, dann aber in dieser besonderen Situation nicht mit einer so hohen Zunahme an Belastung reagiert hat, wie die Allgemeinbevölkerung.?
Hinsichtlich depressiver Verstimmungen zeigte sich das weibliche Personal belasteter. Auch Befragte, die zu einer Risikogruppe gehören, zeigten sich belasteter.
Mangelnde Wertschätzung war für diejenigen, die ohnehin belastet waren, ein deutlicher Faktor für Abstinenzneigung und den Wunsch, den Beruf zu wechseln, die mangelnde Unterstützung durch Vorgesetzte ebenso.
Auch PanMAG und VOICE belegen ein hohes Maß an Belastung
Neben COVID-Intensiv zeigen auch die Ergebnisse des PanMAG-Surveys (n= 2049, Zeitraum Januar bis Juni 2021) und des VOICE-Survey (n= 3678) ?insgesamt ein hohes Maß an psychischer und somatischer Belastung?, berichtete Hauke Wiegand, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universitätsmedizin Mainz.
In VOICE betrug die Prävalenz klinisch signifikanter Depressions- und Angstsymptome 17,4% bzw. 17,8% bei Ärzten, 21,6% bzw. 19,0% bei Krankenschwestern und 23,0% bzw. 20,1 % bei MTAs. Alle 3 Berufsgruppen wiesen im Vergleich zur deutschen Allgemeinbevölkerung vor der Pandemie signifikant erhöhte Werte beim Screening-Test für eine Major Depression (PHQ-2) und beim Screening-Test für generalisierte Angststörungen (GAD-2) auf, jedoch niedrigere Werte im Vergleich zu den Werten während der Pandemie.
Höhere Werte für depressive Symptome waren mit unzureichender Erholung in der Freizeit, erhöhtem Alkoholkonsum und geringerem Vertrauen in Kollegen in schwierigen Arbeitssituationen verbunden. Erhöhte Angstwerte standen darüber hinaus im Zusammenhang mit der Angst, sich mit COVID-19 zu infizieren.
In PanMAG hatten sich Depressivität und emotionale Erschöpfung als Risikofaktoren für Präsentismus erwiesen, d.h. die Studienteilnehmer waren trotz gesundheitlicher Einschränkungen am Arbeitsplatz erschienen. Soziale Unterstützung durch Kollegen war in PanMAG mit geringerer psychischer Belastung, besserer Arbeitsfähigkeit und geringerem Präsentismus assoziiert.
Wie lässt sich die Situation verbessern?
Aus den Ergebnissen der COVID-Intensiv-Studie, des PanMaG-Survey, des VOICE-Survey und der Evidenz aus CEOsys wurden Empfehlungen zur Förderung der psychischen Gesundheit der Klinikmitarbeiter abgeleitet.
Dazu gehört ein Good-Practice-Verzeichnis für Interventionen, um im Pandemiefall die Arbeitsfähigkeit der Mitarbeiter zu erhalten und eine adäquate Mitarbeiterzahl in der Versorgung zu gewährleisten. Erreicht werden soll das durch stationäre und ambulante Schutz- und Hygienekonzepte, durch bessere Mitarbeiterkommunikation; durch Prävention, Identifikation von Risikofaktoren, Tools zum Monitoring von psychischer Belastung und Interventionen bei psychischer Belastung und durch Konzepte zur Rekrutierung und Schulung von Personal. Direkte Unterstützungsangebote von Kliniken führt die E.A.P. Webseite auf.
Gesundheitsindikatoren und Arbeitsfähigkeit seien mit psychischen und somatischen Erkrankungen und mit der Führungs- und Teamkultur assoziiert sind, betonte Wiegand. Die Studienautoren empfehlen den Kliniken, ein vom Regelbetrieb abgekoppeltes betriebliches Gesundheitsmanagement einzurichten, z.B. in Form eines Employee Assistance Programms (EAP) mit 3 Ebenen: 1. Resilienzfördernd-präventiv, 2. Persönlich/online interventiv, 3. Team-und organisationsbezogen. Die Autoren empfehlen auch, Schulungen für Führungskräfte und Teamcoachings durchzuführen. Zudem sollten Entscheidungen ? gerade zu COVID-19-Maßnahmen ? partizipativ in den Teams getroffen werden.
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https://www.youtube.com/watch?v=hF-IlX228Zc
https://www.youtube.com/watch?v=O2MJxj06kho
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http://wp.links-netz.de/?p=513
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https://www.doccaro.de/
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Und ich hatte mit einer Trainingskameradin ein sehr interessantes Gespräch. Die ist Professorin für Infektiologie und erläuterte mir, was für ein völliger Unfug die hier ja rauf und runter diskutierte Kritik am PCR-Test ist. Ich war in meiner Rezension des "Illa"-Buchs echt zu schonend mit der Autorin umgegangen.
Na ja, Fairness ist ja nichts, dessen man sich schämen müsste.
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