Mittwoch, 8. Oktober 2008
Der Turm stürzt ein
Der Pepsodent von USA ist ein cooler Loser seiner Macht,
grinsend, doch schon rostzerfressen fliegt er durch den Wilden Westen,
Risse in Beton und Stahl, müde alles Material, hörst Du es flüstern im Land,
Old Shatterhand und Nietzsche tot,
im Kaufhof klaut sich Gott sein Brot,
auf den Asphalfeldern grasen
gold´ne Kälberherden Tag und Nacht,
wo die Computer schmatzen ach,
wo ist noch Platz für Dich oder ein Dach für mich,
die Postboten tragen schwarz,
Gerhard kauft sich Koks im Park,
siehst Du die Schrift an der Wand:

DER TURM STÜRZT EIN,
DER TURM STÜRZT EIN
HALLELUJAH; JA DER TURM STÜRZT EIN!

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und zufrieden grinsend steckt der chinese seinen rauchenden colt zurück in den holster.

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Da hätt' ich auch noch einen
"Wie denkst Du Dir die perfekte Welt?
was glaubst Du, woher kommt das ganze Geld?
ich kann mir nicht vorstellen, dass es wirklich so ist
dass Du so dumm, unmenschlich und ohne Augen bist
nicht zu sehen, der Rest der Welt krepiert
weil nach wie vor die Herrenrasse regiert
es ist folgerichtig, es wird so sein

Goldene Türme wachsen nicht endlos -
SIE STÜRZEN EIN!"
- Slime

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Ha!

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Karl Kraus: Silvesterruf an die Welt
Welt, wie starrst du doch von Lanzen,
und willst noch auf Gräbern tanzen,
nein, da schnür’ ich meinen Ranzen,
denn das halt’ ich nicht mehr aus!

Welt, wie hast du dich verändert,
seit dich Völkerhaß bebändert.
Ach wie bist du schwarz umrändert
und ein großes Totenhaus.

Doch du spottest deiner Trauer,
Himmelstrauben sind dir sauer,
Welt, vor dir faßt mich ein Schauer
bei dem frohen Grabgesang.

Welch ein Toben, welch ein Töten,
Rasen, ohne zu erröten
vor den besseren Planeten –
Welt, du wohnst im Untergang!

Sag, wie lange willst du’s treiben?
Welt, dir wird nichts übrig bleiben,
als dich Jenem zu verschreiben
mit dem ganzen Inventar.

Nein, du packst ihn selbst beim Kragen,
Welt, du wirst den Teufel plagen,
und du könntest ihn vertragen,
wie er ist, mit Haut und Haar!

Welch ein Balgen, welch ein Johlen,
Welt, du wirst den Teufel holen,
hast ihm schon den Dreck gestohlen,
und der arme Teufel weint.

Wo die Hölle schon auf Erden,
wirst allein du fertig werden,
Welt, du lachst der Angstgebärden,
weil dir noch die Sonne scheint.

Kennst nur Feld- und Winkelzüge,
Macht ist deines Lebens Lüge,
Welt, du willst, was nie genüge,
und du gierst und stierst nach Geld.

Tief gesunken, hoch erhoben
gegen einen Vater droben,
Welt, wie lange willst du toben
unter einem Sternenzelt!

Reißen Waffen dich in Stücke,
fällst du einst durch deine Tücke,
wird das Weltall ohne Lücke
sich des Glücks der Fülle freun.

Ehrlos bis zu diesem Datum,
Mörderwelt post Christum natum,
wie verfluche ich mein Fatum,
Welt, auf deiner Welt zu sein.

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Danke dafür!

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TSS
Wirklich schönes Lied einer guten Band, auch wenn ich rhetorische Rückgriffe auf christliche Mythologie als nicht sonderlich gesellschaftskritisch empfinde ;)

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Erstens ist es jüdische Mythologie in Kombination mit deutschen Vulgärmythen (Winnetou) und deutscher Philosophie (Nietzsche), und dann ist dieser Rückgriff ein sehr spielerischer, was ich für völlig legitim halte ;-))

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Muß ich jetzt jenen Autor, der von den "theologischen Mucken der Ware" spricht und es in seinen Texten von christlicher Mythologie und sonstigem metaphysischem Zauberzeug nur so wimmeln läßt, als nicht sonderlich gesellschaftskritisch empfinden? Oder hat das einen inhaltlichen Sinn, was Marx da schreibt? Hhm?

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Schon der Mythos war Aufklärung. Und: Aufklärung schlägt in Mythologie zurück.
Alles, was heute Kommunikation heißt, samt der dringlichen Kritik daran, ist nur der Lärm, der die Stummheit der Gebannten übertönen soll. Jegliche Kultur nach Auschwitz ist Müll.

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Naja, das Bildnis von Babylon und Prophet Daniel ("Siehst du die Schrift an der Wand?") entstammt der Bibel und ist somit wohl mehr christliche Mythologie, auch wenn sich solche Symboliken natürlich auch im Judentum wiederfinden lassen, ebenso wie die "goldnen Kälberherden".

Mich erinnert das ganze immer an das jüngste Gericht, an Zivilisationsmüdigkeit bzw eine entartete Zivilisation, die von ?? (von wem der Turm eingerissen wird, sagt der Text nicht) zur Rechenschaft gezogen wird.

Aber ist natürlich Kunst. Und außerdem ein tolles Lied ;)

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Ich stolpere über "entartet". –

Das Bild des einstürzenden Turms ist eine kulturindustrielle Mixtur aus a) Turmbau zu Babel, b) den einstürzenden Mauern von Jericho, c) einem Motiv aus "Herr der Ringe" und d) 9/11. –

Den Rest, lesa, lasse ich Dir für heute mal durchgehen. Beim nächsten Mal werde ich aber auf der Beantwortung meiner durch Deine Einlassungen bedingten Fragen bestehen. Man kann nicht einfach mal eben so querspontan reinschneien, ein paar Begriffe durch die Logosphäre pusten und glauben, man hätte sich damit nichts eingehandelt.

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Soso, der Tanach ist also christliche Mythologie, wahrscheinlich die ganze Thora. Das muss ich dem Rebbe erzählen. Rätsel: Welcher Religion entstammt dann das hier, auch christlich?

»Zum König bist erkoren du,
Zum Kaiser aller Königsmacht,

Zum Sieger bis zur Mark der See,

Die Königstämme, kühn und stolz,

Sie werden dienen, dir zu Dank:

Als Königskaiser, Menschengott

Regier' das Reich, o Gautama!«


»Ich bin ein König, Selo, ja,

Ein wahrer König aller Welt:

Die Wahrheit ist mein Königreich,

Ein Reich, das keiner rauben kann.«

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Da fällt mir dann doch noch ein guter Witz zu ein. Rabbi Meyr spricht im Gebet zu Gott: "Oh Adonei, Du mir müssen helfen, mein Sohn issich geworden an Christ!"

Da antwortet die Stimme Gottes: "Meiner auch." "Und was habet Du gemacht?"

"Habe ich gemacht a neues Testament."

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Lasst uns ein kleines Religionsrätsel machen
Wie heißen die Priester im Judentum?

a) Brahmanen
b) Schamanen
c) Rabbiner
d) Medizinmänner
e) Regenmacher
f) Doktoren

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Das "entartet" war bewußt gewählt, weil sich dieses Bild beim Hören des Textes einfach aufdrängt.
Also die Kritik von TSS an der Zivilisation, die ausgeufert und verkommen ist.

Dass das Ganze dann vom jüngsten Gericht oder einer transzendenten Revanche weggefegt wird, vervollständigt dieses Bild.

Und dann ist das meinetwegen jüdische Mythologie, Religion war noch nie meine Stärke ;-)

"
Das Bild des einstürzenden Turms ist eine kulturindustrielle Mixtur aus a) Turmbau zu Babel, b) den einstürzenden Mauern von Jericho, c) einem Motiv aus "Herr der Ringe" und d) 9/11. –
"
Das mit Jericho musst du näher begründen, dass klingt für mich nicht schlüssig. Und auf das Letzte werden sich TSS ja wohl nicht bezogen haben, es sei denn sie haben das Ereignis durch den Bibelcode hervorgesehen. Würde zu diesem (textlich) unsäglichen Eso-Album passen ;-)
9/11 würde dem ganzen Bild auch nochmal eine ganz andere Konnotation sehen oder würdest du diesen ua antisemitischen Anschlag als berechtigten Angriff auf den Kapitalismus sehen?

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Dem Djihaddismus Antisemitismus zu unterstellen geht m.E. in die Irre, abgesehen davon, dass die Attentäter Semiten im Wortsinn waren. Was da zusammenkam, war eine brisante Mischung aus verwöhnten wahabitischen Upperclass-Söhnen, die den luxuriösen Lebensstil der Öl-Bourgeoisie mit arabischem Nationalismus und religiösen Fundamentalismus verbinden (Gucci-Guerrilla) und, nachdem die USA sich erst einmal militärisch auf der arabischen Halbinsel, in der Nähe der heiligen Stätten festgesetzt hatten (was für sie ein Sakrileg darstellt, es ist, als ob libysche Truppen den Vatikan besetzten) meinten, jetzt sei die Zeit fürs Armageddon gekommen mit den Taliban, die ich als fleischgewordene Kriegsneurose bezeichnen würde: Kriegswaisen, die in klosterähnlichen Koranschulen zu modernen Assassinen gedrillt wurden, und schließlich noch arme Schlucker aus den Ölfeldern oder Fellachenhöfen, deren alltägliches Leben so scheiße ist, dass sie gerne bereit sind, es für eine Sache zu opfern.


Der Witz ist dabei ja, dass CIA und Green Berets einen Teil dieser Attentäter auch noch selber ausgebildet haben als es gegen die Russen ging, insofern sind sie Kettenhunde des US-Imperialismus, die sich losgerissen haben und ihrem früheren Meister an die Kehle springen.

Antisemitismus hat eine biologische Rassentheorie zur Voraussetzung, die Al Kaida vollkommen fremd ist. Israel ist für die Leute ein Feindstaat, weil es arabischen Boden besetzt hält, weil es für eine westliche Moderne steht, die die religiösen Fundamentalisten ablehnen und weil es insgesamt als Implantat westlich-imperialistischer Interessen im Nahen Osten angesehen wird, aber nicht, weil das Juden sind. Umgekehrt wird eher ein Schuh draus: Die in der islamischen Welt eigentlich gar nicht verwurzelte, in den letzten Jahren aber zunehmende Judeneindlichkeit mit eigenartigen Verschwörungstheorien (vgl. ein türkischer Film, in dem die Giftmischer Juden sind) knüpft in den verwendeten Figuren zwar zum Teil an NS-Konzepte an. Aber sie sieht in den Juden Agenten des Staates Israel, also eines politisch-militärischen Gegners, und nicht den "Rassenschädling" oder "Parasiten des Volkskörpers".

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Sehr schön glattgezogen von Che! –

Mir drängen sich kontaminierte Begriffe niemals auf. –

Meine a)- bis d)-Punkte sind rein ikonographisch und null politisch, wie man ja an das Politische oft am besten herankommt, wenn man es erst einmal ausblendet. Deshalb ist an dieser Stelle die Bewertung von 9/11 nicht mein Thema. Aus dem gleichen Grund ist es nicht von Belang, ob die Autoren des Textes die einstürzenden WTC-Türme kannten. Es kommt nur darauf an, dass wir sie heute kennen, wenn wir den Text rezipieren.
Diese Bilder werden aus dem kollektiven Gedächtnis der Tradition erinnert und da gehören die Mauern von Jericho dazu.
Antikapitalistisch ist der Anschlag nicht nur nicht wegen der Motivationslage der Täter, sondern wegen der guten Gelegenheit für das nach Verwertungsmöglichkeiten suchende Kapital, das gerne seine helfende Hand reicht, wenn irgendwo etwas kaputtgegangen ist.
(Und außerdem wurde der Anschlag sowieso von der Illuminatenfraktion im Mossad durchgeführt.)

"Und dann ist das meinetwegen jüdische Mythologie, Religion war noch nie meine Stärke." Um Religion geht es dabei zuallerletzt. Das sind die Basics, die gründlich zu kennen nicht zufällig die Eigenschaft avancierter Gesellschaftskritiker wie Adorno und Marx waren.
Wenn mich einmal etwas in die Arme jener "Farben tragenden, schlagenden und nationalistischen Verbindung" (© by Che), der "Antigermania" treiben sollte, dann ist es die Rede von der christlichen Tradition des Abendlandes. Es ist nämlich die hellenistisch-jüdisch-christliche Tradition, deren Verkürzung auf das Christentum dessen imperialen Charakter demonstriert, was schon komisch ist, wenn man bedenkt, dass weit mehr als die Hälfte der Bibel in 100% christenfreien Szenarien spielt.

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Wer ist die judäische Volksfront und die Volksfront von Judäa?
Übrigens, nochmal ein bißchen Hintergrundwissen, weil das heute niemand mehr weiß (1991, im damaligen Golfkrieg, hatte eine Genossin das noch als Standard vorausgesetzt):


Das, was im Allgemeinen die palästinensische Linke genannt wird, entstand Ende der 60er Jahre als Abspaltung aus dem Movement of Arabian Nationalists (MAN), dem radikalen Flügel des arabischen Nationalismus. Das MAN war hauptsächlich in Ägypten aktiv und bestand in seiner Mitgliederbasis etwa zur Hälfte aus Ägyptern und zur Hälfte aus Palästinensern. Es verfolgte die Utopie einer Vereinigten Arabischen Republik, die von Mauretanien bis zum Irak und von Syrien bis zum Sudan und Tschad reichen sollte. Durch Verteilung der Einnahmen aus dem Ölgeschäft sollte allen Arabern ein menschenwürdiges Leben ermöglicht werden. Mit dem Sechstagekrieg und der Besetzung der palästinensisch besiedelten Gebiete Westjordaniens durch Israel wurden für die Palästinenser im MAN die Probleme ihrer Volksgruppe wichtiger als die panarabische Vision, und so gründeten sich aus dem MAN mehrere linke Palästinenserorganisationen aus. Das waren die projugoslawische PLF, die prosowjetische PFLP, die zeitweise maoistische, dann aber an sozialistischen Staaten der Blockfreien-Bewegung (Kuba, Algerien, Ghana) orientierte DFLP und die Splittergruppen PFLP-SC, PFLP-GC und Fatah-Revolutionärer Rat, bei denen es sich um reine Terrororganisationen handelte, von denen die letztgenannte sich zu einer kommerziellen Killertruppe entwickelte. Die PFLP wie auch die DFLP hatten in den 70ern den Anspruch, den bewaffneten Kampf mit humaneren Methoden zu führen als die Al Fatah, dem sie aber in der Realität nicht immer gerecht wurden – zumindest hatten sie ihn aber in der Theorie. So war zwar das Entführen von Flugzeugen zur Durchsetzung politischer Forderungen durch Erpressung geradezu eine Erfindung der PFLP, aber in der Hochzeit der Organisation sollte hierbei den Geiseln nichts angetan werden. Leila Khaled etwa achtete sorgfältig darauf, dass alle Entführten genug Wasser bekamen. Aktionen wie die Mordanschläge der Gruppe Schwarzer September auf die israelische Olympiamannschaft, die Entführung von Entebbe mit der Selektion der Geiseln nach israelischen und nichtisraelischen Staatsbürgern und die Landshut-Entführung waren Terrorakte, die nicht von der PFLP bzw. von Abspaltungen, aber nicht von der Kernorganisation durchgeführt wurden. Anschläge auf israelische Schulbusse, Minen auf Zufahrtsstraßen zu Kibbuzzim oder Artilleriebeschuss israelischer Dörfer, das war die Handschrift der Al Fatah. Was nicht heißt, dass PFLP und DFLP so etwas überhaupt nicht gemacht hätten, aber: weniger häufig.

Als sozialistische Bewegungen richteten sich PFLP und DFLP nicht nur gegen Israel, sondern auch gegen die Eliten der palästinensischen Gesellschaft, wie Bankiers, Großgrundbesitzer und den islamischen Klerus. Entsprechend unterschied sich ihre soziale Basis von der der überwiegend bürgerlichen Al Fatah. So organisierten sich in den Gruppierungen besonders viele Arbeiter, Akademiker und palästinensische Christen, außerdem waren es stärker als die Al Fatah Exilorganisationen in der Diaspora. Die DFLP vertrat bereits in den frühen Siebzigern die „Zwei Nationen – Zwei Staaten“ Doktrin und war somit damals die einzige Palästinenserorganisation, die nicht die Zerstörung Israels forderte. Stärker als alle anderen Palästinenserorganisationen thematisierte die DFLP Fragen wie die Rückständigkeit der palästinensischen Gesellschaft und die Frauenfrage.

So, das war jetzt ein ziemlicher Riemen, aus meiner Sicht aber zum Verständnis notwendig. Jetzt komme ich zur Frage nach der Unterstützung der Hamas durch Israel, die USA und Saudi-Arabien. Die Hamas wurde nicht in der ersten Intifada gegründet, da wurde sie vielmehr zu der Terrororganisation, die sie heute ist. Entstanden ist die Hamas aber Ende der 70er als eine fundamentalistische Missionsorganisation der Moslembrüder von Gaza, und damals wurden sie von Israel finanziell und durch Überlassung von Gebäuden, die der israelischen Verwaltung in Gaza gehörten als Moscheen und Schulungszentren unterstützt, da die israelischen Geheimdienste Shin Beth und Mossad davon ausgingen, eine Organisation von Frömmlern könnte den palästinensischen Widerstand spalten. Dass islamistische Fundamentalisten viel brutalere Terroranschläge begehen würden als weltliche Gruppierungen lag jenseits ihrer Vorstellungskraft. In der Folgezeit unterstützten auch die USA die Hamas mit Geld und Organisationsberatung. Es war dies die Zeit, als die afghanischen Mudjaheddin von den USA bewaffnet und ausgerüstet wurden. Generell schätzte die CIA die Gefährlichkeit von Islamisten regelmäßig falsch ein; so wurden bis zur Machtübernahme Khomeinis in der iranischen Revolution nicht die Ayatollahs, sondern die Tudeh-Partei, also die von Leipzig aus ferngesteuerte kommunistische Partei des Iran und die Volksmudjaheddin, der persische Flügel des Baathismus, als die eigentliche Gefahr betrachtet. Saudi-Arabien unterstützte dann die Hamas bis vor wenigen Jahren. Dies erfolgte aus einem ganz anderen Kalkül: erstens, weil die Saudis die Vernichtung Israels sehr wohl für erstrebenswert halten oder bis vor kurzem hielten. Und zweitens aus viel pragmatischeren Gründen: Auf den Ölbohrstellen Saudi-Arabiens und bei den öligen Emiren arbeiteten in den 70er und 80er Jahren sehr viele Palästinenser und Ägypter, für die lokale Zellen der PFLP und DFLP so etwas wie Quasi-Gewerkschaften waren, die sie ermunterten, soziale Forderungen zu stellen und zu Streiks agitierten. Durch den gezielten Aufbau von Hamas-Sektionen sollten ihnen die Basis entzogen werden – was meist auch funktionierte.

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Auch wenn der Blog schon älterer Natur ist...
so hätte ich denn noch ein paar Fragen.

Da dies hier mein erster Kommentar auf diesem Blog ist, möchte ich mich mal ganz kurz vorstellen.

Erstmal muss ich meine Dankbarkeit gegenüber Che aussprechen. Für mich als 26 Jährigen, sich selbst als "links" verstehenden Studenten, der nach wie vor innerhalb dieser "Szene" noch nicht so richtig sein zu Hause gefunden hat, stellt dieser Blog hinsichtlich der Genealogie der "linken Szene" einen wichtigen Referenzpunkt dar. Ich lese schon seit geraumer Zeit mit großem Interesse die detailierten und witzig pointierten Abhandlungen über die Geschichte der linken Bewegungen weltweit.

Nun aber zu meiner eigentlichen Frage:

Habe ich mich verlesen, oder hast du wirklich geschrieben, dass der Schwarze Semptember hinter dem Anschlag auf die Landshut steckte? Waren das nicht eher (z.T. aus dem christlichen Flügel) Mitglieder der PFLP gewesen?
Haben sich in den 70ern die PFLP und DFLP von den Mordanschlägen der PFLP-GC, Fatah etc. eigentlich distanziert oder wurden die aus pragmatischen (oder vielleicht ideologischen) Gründen toleriert, wenn nicht sogar akzeptiert?

Welche Rolle spielen eigentlich heute noch PFLP und DFLP, außer das sie sich gerne mit roten Hasskappen und Maschinengewehren auf martialische Art und Weise selbst initiieren?

Für Antworten wäre ich sehr dankbar.

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