Montag, 20. Februar 2017
Philosophen-Hitlisten
Die Linken lernten zwar von vielen Philosophen, Popularität erlangten aber nur wenige. Wenn wir etwa von Freudomarxismus sprechen meint dies nicht ein frei flottierendes Kombinieren der Ideen von Marx und Freud, sondern eigentlich nur die Frankfurter Schule plus den Einzelgänger Wilhelm Reich. Adorno und Horkheimer, Benjamin, Marcuse und Fromm erlangten so etwas wie Kultstatus. Franz Neumann, Herbert Pollock, Leo Löwenthal, Max Hodann, Alfred Adler, Hans Mayer kennt heute kaum noch jemand, jedenfalls liest die niemand. Es käme auch niemand auf die Idee, ein Poster mit den Eheleuten Mitscherlich sich an die Wand zu hängen. Interessant ist auch bei wem welche Philosophen populär sind bzw. waren: Horkdorno bei KunsttheoretikerInnen, Menschen mit einem generell gesellschaftskritischen, aber nicht unmittelbar politisch involvierten Ansatz (Kraus, Nörgler, Bersarin;-) ) und Aktiven der radikalen Linken der Traditionslinie Provos - Situationisten - Spontis - Autonome. Fromm war stattdessen bei grün-alternativen Ökopaxen und bei Encounter-Linken aus der Selbsterfahrungs/New Age/Antipsychiatrieecke populär.

Wieso gibt es überhaupt nur einen Feudomarxismus, aber keinen Jungonietzescheanismus oder Reichobakuninismus oder Learykropotkinismus?

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wobei eine späte Horkheimer und Adorno-Fangemeinschaft die Anfangssentenz der Negativen Dialektik konterkariert bzw. etwas täppisch bestätigt: "Philosophie, die einmal überholt schien, erhält sich am Leben, weil der Augenblick ihrer Verwirklichung versäumt ward."

Kritik, insbesondere an der Negativen Dialektik, wie sie, in den Seminarprotokpllen aus den 60ern nachzulesen, etwa in Adornos Seminaren von Teilnehmern geübt wurde - auf sehr hohem Niveau, weit ausholend -; oder auch wie bei Habermas, später bei Schnädelbach, zu finden, ist schlechtweg nicht (mehr) bekannt oder wird absichtlich, wie anzunehmen ist, ausgeblendet.

Der Augenblick der Verwirklichung wird so nicht versäumt, sondern dieses Versäumnis wird in Endlosschleife perpetuiert, indem sich auf eine - seit den 60ern, spätestens Habermas - überholte Rezeption beschränkt wird.

Das liegt natürlich daran, dass - an der Oberfläche - die Adrono-Horkeimer-Bezugnahme affirmativ auftritt. Da jedoch die performative "Tiefe" lediglich behauptet wird, bleibt die Sache tatsächlich an der Oberfläche.

Schnädelbachs Ansicht, bei der ND handele es sich um eine Ansammlung interessanter Aperçus, wird so ironischerweise bestätigt.

Soviel zu Hordorno als "populäre" Philosophen. Wenn ich jedenfalls die Seminarprotokolle überfliege, wundere ich mich, wie Horkeimer und Adorno zu jener "Popularität" gelangen konnten. Zu einer wirklichen Popularität - in deren Fahrwasser zu schwimmen die genannten Protagonisten vehement bestreiten würden, mölw. ja zurecht, - oder zu jener Popularität, die sie bei jenen, welcher Anschein sich aus den genannten Gründen ergeben muss, genießen, die gerne z.B. brillante Passagen aus der ÄT oder der DA zitieren, welche dann jedoch lediglich als Gemeinplätze sich darbieten.

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foucault und bourdieu haben schon auch echte fans... letzterer heißt bei einer nicht ganz unbekannten hochschullehrerin ausschließlich"der meister!"

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