Mittwoch, 3. Januar 2018
Momorulez ist wieder da
Ich hatte den längst abgehakt. Nicht nur als einen einst hochgeschätzten Weggefährten, mit dem es aus einer absurden Gemengelage an Missverständnissen und tatsächlichen Nichtübereinstimmungen zum Bruch gekommen war, sondern auch als Einen, der irgendwann tatsächlich nichts mehr sagte. Umso interessanter sein Comeback als politischer Blogger, ein in jeder Hinsicht lesenswerter Beitrag:

https://metalust.wordpress.com/2018/01/02/jahresmotti-nicht-mit-rechten-reden-sondern-stattdessen-ueber-solidaritaet-unter-anderem-mit-geoffroy-de-lagasnerie/#more-8944

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Solipsistisch, beschraenkter Horizont etc. wie immer. Was macht eigentlich momo, wenn sich seine von ihm so protektionierten Migranten als Anhaenger Putins, Erdogans oder Xi Jinyangs herausstellen, oder als Islamisten, Faschisten? Oder als Querfront-Nazis, die den Weltfrieden wollen wie Ken Jebsen, Pedram Shahyar, Hendra Alhendra (alles Migranten!). Oder mit Leuten wie Sahra Wagenknecht (auch sie Migrantin! zur Haelfte jedenfalls und Frau, ausserdem von der DDR schikaniert), die sich nicht an der Pariser Sorbonne von der Gesellschaft abschliessen kann, und daher die Realitaet fuer bedeutungslos erklaeren kann, und daher ahnt, wie komplex Prozesse der Marginalisierung von Gruppen sein koennen (wie die der Zigeuner, Fluechtlinge etc.), und die Weisheiten franzoesischer Philosophen etwa so relevant halten wie ...

Weiss momo eigentlich, dass so einer wie Julian Assange zur Kern-Zielgruppe der Dems gehoerte, und dass seine Abkehr und die seinesgleichen genau das herbeifuehrte, was ihr "Trumpismus" nennt, und als Spielart von "Faschismus" behandelt?

Und koenntet ihr die geschichtlichen Prozesse mit in den Blick nehmen? Das, was ihr "white supremacy" nennt, ist einfach die Einsicht, dass die Herrschaft des weissen Mannes zu Ende geht, und kolonialisierte und einstmals zurueckgebliebene Voelker der Erde nunmehr ihr Schicksal in ihre eigenen Haende nehmen. Also genau das, was Linke schon immer herbeisehnten. Sie haben jetzt also Erdogan, Putin, Xinyang. Das will momo nun natuerlich auch nicht. Da wird er lieber zum Rassisten, und legt auf paternalistische Art den Standpunkt von Migranten aus, wie sie nur bei der taz existieren.

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Wenn ich seine weiteren Postings lese kann ich den Solipsismus bestätigen. Auch bar jeder Selbstreflexion und jeder Einsicht in gesellschaftliche Prozesse.

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Wenn ich recht sehe kommentiert dort auch niemand mehr. Oder er löscht alles...

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Wird sich noch nicht rumgesprochen haben, dass er wieder bloggt. Hätte auch nicht hingeklickt, wenn che mich nicht drauf gestoßen hätte, dass sich da wieder was regt.

Einsicht in gesellschaftliche Prozesse würde ich Momo indes nicht absprechen. Aber es ist vieles halt schon durch eine sehr spezielle Brille gesehen.

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Hinzu kommt ja noch
das Dilemma, dass ein Kommentar von einer Hete mit dem Tenor "das seh ich anders" als Versuch gewertet werden könnte, schwule Positionen zum Schweigen zu bringen. Es wird manchem, der die ganzen Randgruppenanliegen nicht zu 100 % teilt ja gern mal Venichtungswillen unterstellt. So auch jenem Mark Lilla, der in der New York Times kürzlich eine Abkehr von der Identitätspolitik forderte, wenn die Demokraten wieder eine Machtperspektive entwickeln wollen. Da war nie die Rede davon, dass Transmenschen die Klappe halten sollten. Aber dass die Spezialanliegen von einem halben Prozent der Gesellschaft nicht das Gewinnerthema in Präsidentschaftswahlkämpfen sind, liegt doch auf der Hand. Und Lilla sagt nichts anderes als: Wenn wir für diese Leute was tun wollen, dann müssen wir Wahlen gewinnen, und das gelingt, in dem man Angebote macht, die eine Mehrheit überzeugen.

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Ein Kommentar von einer Hete mit Tenor "Das sehe ich anders" wird von ihm zwangsläufig als Versuch gesehen schwule Positionen zum Schweigen zu bringen oder wahlweise ihn umerziehen zu wollen, das hatten wir nun wahrlich jahrelang, ohne dass jemand ihm etwas Böses wollte.

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Mark Lilla ist aber sehr wohl ein Neokonservativer.

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Das Label wird ihm gerne aufgeklebt, er selber sieht sich aber als liberal democrat. Das Interview ist übrigens recht lesenswert.

@netbitch: Nicht zwangsläufig. Mir hat er das nie unterstellt.

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@sozi, lass mal dieses "Ihr" weg. Ich sage ja keineswegs dass Momo Recht hat in allem oder auch nur Vielem was er schreibt, ich finde manches bei ihm klug beobachtet und anderes grundfalsch, insbesondere gibt es da mehrere ganz schwerwiegende Irrtümer. Etwa die Annahme, Linke, die von PC-Moral und CW-Sprachregelungen angenervt sind oder solche die sich schlicht darüber amüsieren wären dafür, Marginalisierte noch mehr zu unterdrücken als die es schon sind und würden eine Front mit Trump bilden. Schließlich sind ja auch alle die hier kommentieren unterschiedslos seine Feinde obwohl ihm die wenigsten etwas getan haben, einfach aufgrund einer sehr extremen Schwarzweißsicht und der Neigung, eigentlich harmlose Missverständnisse und rein persönliches Gezänke und Gezicke zum großen Politikum aufzubauschen und mit gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen querzuschalten. Was der macht ist Komplexitätsreduktion mit der Stichsäge. Die Kernüberlegung, wie die Linke als politisches Subjekt wieder handlungsfähig werden kann ist allerdings mehr als unterstützenswert. Es lohnt sich schon den Beitrag in seiner Gesamtheit zu lesen und zu sehen, wo sich daraus Nutzen ziehen lässt und wo Widerspruch angesagt ist.


BTW Der aufgeregten Daueralarmismusmentalität sehr vieler social justice warriors stehe gerade ich ja nun sehr skeptisch gegenüber, und Überlegungen, dass hinter Teilen der Mobilisierung des Regenbogen-Spektrums auch eine bewusste Ausspielung dieser Leute gegen konventionellen Klassenkampf und Old-School-Bürgerrechtsengagement stehen könnte halte ich gar nicht für so abwegig, vielleicht haben wir, Sozi ohne Partei, da sogar Berührungspunkte. Sicherlich sehe ich dieses Thema aber wesentlich anders als Du.

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Ein kleines, aber vielsagendes Detail in diesem Zusammenhang ist seine Behauptung, Transmenschen hätten "aufgrund ihrer Bedürfnisse bei der Toilettennutzung in unaufhörlich hämischem Gewitzel in Kommentarspalten und Leitartikeln als Hauptschuldige für den Erfolg Donald Trumps" herhalten müssen. Habe ich so nicht wahrgenommen, vielmehr ging doch der eigentliche Vorwurf an Obama und an die Demokratische Partei, solchen Randgruppeninteressen zuviel Rechnung getragen und dabei die Mehrheit verspielt zu haben.

Aber die in dem Beitrag aufgeworfene Frage, ob uns der Blick auf die Verschiedenartigkeit der diversen sozialen Partikularkonflikte nicht schlauer machen würde als der Versuch, sie in einer einzigen großen Erzählung zusammenzurühren, scheint mir durchaus wert, Hirnschmalz zu investieren. Freilich wäre in dem Zusammenhang dann aber auch zu fragen, ob z.B. Intersektionalität tatsächlich einem tieferen Verständnis von Unterdrückungsmechanismen dienen kann oder ob sie einen letztlich zum Scheitern verurteilten Versuch darstellt, völlig unterschiedliche Dinge unter einen Hut zu bringen und dabei gewissermaßen eine neue große Erzählung durch die Hintertür einzuführen.

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Und da fühle ich mich mal wieder in einem déja vu. Intersektionalität, damals "Überwindung der Teilbereichskämpfe" genannt, war das Programm, mit dem sich die autonomen Gruppen der zweiten Generation so um 1990 herum gründeten. In meinem Fall war es eine feministische, klassisch Frauen-Lesben-Szene dominierte Gruppe, die sich öffnete, um mit gemischten Antifas und Flüchtlingen in einem engen sozialen Gruppenzusammenhang zusammenzuarbeiten, was ein gutes Jahrzehnt lang funktionierte. Mich verstört ja an diesen ganzen Perspektiven immer wieder, dass es all das schon gegeben hat, dass es in Vergessenheit geraten ist und dass wieder erfahrungslos völlig von vorne angefangen wird.

Wenn ich allerdings das hier lese: "Mich verblüfft zudem, dass zu keiner Zeit „Mit Schwarzen reden“, „Mit Muslimen reden“, „Von Feministinnen lernen“, „Geflüchtete ernst nehmen und ihre Erfahrungen als lehrreich begreifen“, „Schwulen und Lesben zuhören “ oder „Transmenschen lauschen“ zum Bestseller hierzulande avanciert wäre." habe ich dann doch einige spitze Anmerkungen. Nach dem, was Momo selbst über die heterosexuelle Normalgesellschaft und seine Meinung über diese geäußert hatte kann ihn nichts davon wundern, sondern muss all dies ihm selbstverständlich erscheinen. Davon mal ab, ein Buch „Mit Schwarzen reden“, „Mit Muslimen reden“ oder „Von Feministinnen lernen“ hätte möglicherweise durchaus Chancen auf dem Buchmarkt, Genderstudies sind mitlerweile universitärer Mainstream, Genderkompetenz eine Standardvoraussetzung für Bewerbungsunterlagen, es stimmt ja keinesfalls, dass das alles von der Mehrheitsgesellschaft weggedrängt und plattgemacht würde. „Geflüchtete ernst nehmen und ihre Erfahrungen als lehrreich begreifen“ wäre allerdings als Titel viel zu lang, "Hört den Flüchtlingen zu!" wäre mein Titelvorschlag. Hingegen „Transmenschen lauschen“.... Hmmm. Das ist eine Referenzgruppe von weniger als einem Prozent der Bevölkerung. Der Titel ist so exotisch wie "Choräle der alttibetischen Bon-Religion", "Quantenfeldtheorie bei Feynmann, Dirac und Kaku" oder "Dissonanzen in Stockhausens Zwölftonmusik". Sorry, das ist gar nicht böse gegenüber Transmenschen gemeint, aber diese Gruppe ist so minoritär dass das zwangsläufig ein special-interest-Thema bleiben muss. Von daher verstehe ich auch die aktuellen queerfeministischen Sprachumschreibungen nicht, die unbedingt eine Trans-Perspektive in die Grammatik einbauen wollen.

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Ist halt immer die Frage, wer spricht aus welchen Gründen für wen? Bei Transmenschen kann ich es nicht beurteilen, wie wichtig denen der Unterstrich oder die Sternchen sind, da kenne ich halt keine, aber die Schwarzen, die ich kenne, kämpfen nicht mit Verve darum, PoC genannt zu werden.

Ich denke, der Unterschied zu Deinen Gruppenzusamenhängen damals könnte gewesen sein, dass noch nicht alles so identitätspolitisch aufgeladen war, vielleicht ging es auch mehr um konkrete politische Praxis als um Befindlichkeiten. Heute im Schneeflockenzeitalter haben wir ja die paradoxe Situation, das all die angestrengte awareness keine Sau wirklich empowert, stattdessen stehen oppression olympics auf dem Programm, wer mehr gelitten hat, darf andere niederbrüllen.

Ich würde nicht ganz so weit gehen wie Bersarin und Diversitiy mit dem Identitären auf der anderen Seite der politischen Barrikade 1:1 gleichsetzen, aber zwischen der Identitätspolitik einerseits und dem Identitären gibt es Analogien, die über das offensichtlich-lexikalische hinausgehen. Und den Graben dazwischen bildet oder vertieft die Tatsache, dass die einen den anderen ihr identitätsstiftendes Merkmal (hier Angehöriger einer unterdrückten Minderheit, dort z.B. Deutscher mit Nationalbewusstsein) nicht als solches anerkennen wollen. Darin sind sie sich ähnlicher, als sie es gerne sein wollen, aber anders als den politisch korrekten Minderheitenvertretern ist den Identitären halbwegs klar, dass sie für eine halbwegs geschlossene Gesellschaft eintreten.

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@"Ich denke, der Unterschied zu Deinen Gruppenzusamenhängen damals könnte gewesen sein, dass noch nicht alles so identitätspolitisch aufgeladen war, vielleicht ging es auch mehr um konkrete politische Praxis als um Befindlichkeiten. " ---- Es ging nur um politische Praxis. Einige der Schwarzen die dabei waren nannten sich mit Selbstbewusstsein Neger, auf der Straße lebende Punks "wir Asos". Es ist aber kein reines damals - heute. Die Schneeflockenfraktion gab es damals auch schon, und wir machten uns herzlich über sie lustig, und in der Flüchtlingsarbeit, gerade rund um die Lager, ist auch heute die CW-Sprache und die SJW-Gesinnung sehr wenig verbreitet. Das war es was Tsianos meinte, als er sagte dass solche Aktivistinnen wie RS nicht die Sprache des Ghettos sprächen.

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@"anders als den politisch korrekten Minderheitenvertretern ist den Identitären halbwegs klar, dass sie für eine halbwegs geschlossene Gesellschaft eintreten." Und das in einem ganz erschreckenden Ausmaß. Ich bin ja oft im Harz, und da beginnt unmittelbar hinter der Landesgrenze zwischen Niedersachsen- und Sachsen-Anhalt eine andere Welt. Eine, in der die NVA- und ihr Fuhrpark gekultet werden (Panzerfahren als Touristenevent, gleich nebenan ein Wildwestfort), und beim Klettern und Gliden mit Einheimischen meinte einer von denen, der Tourismus tue der Region richtig gut, gerade der Abenteuertourismus, und es sei erfreulich, dass die Touris aus Sachsen-Anhalt, Niedersachsen, Thüringen und Hessen und nicht von weiter weg kämen, denn man denke regional und sei nicht für Leute von weiter weg. In der gleichen Gegend bekam ich zu hören eine Lebertransplantation für Geflüchtete die Knollenblätterpilze gegessen hätten sei eine Schande, die hätten ja nicht in die deutsche Krankenkasse eingezahlt.

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Das ist natürlich ultrafinster, und obschon ich das alles nicht als reines Ostler-Phänomen abtun will, bin ich in dem Punkt schon bei Momo, dass man da auch mal genauer hingucken muss, was da eigentlich gelaufen ist, dass Leute da drüben so krass draufkommen. Ich mein, denen wurde doch 40 Jahre lang was von internationaler Solidarität und all sowas vorgesungen, wie konnte das derart kippen? So gesehen kann ich Dein Statement gut nachvollziehen, dass Du Dich Deinen Genossen aus Ägypten und Kurdistan näher fühlst als ostalgisierenden Ostgoten mit Rechtsdrall, damit fremdle ich ja auch nicht zu knapp.

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Eine Art Gegenposition dazu findet sich übrigens bei Bersarin:

https://bersarin.wordpress.com/2018/01/04/von-der-neuen-unsichtbarkeit-ueber-guillaume-paoli-zum-netzdg-der-kulturalistischen-linken-ins-stammbuch-geschrieben/

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Momorulez ist wieder weg!
...diesmal richtig.

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Schon gemerkt. Blog im Stealth-Modus das nur auf Einladung erreichbar ist. Richtiger Safe place. Konsequenz einer fatalen Entwicklung.

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Morgen ist der 25. Mai. Stichwort DSGVO.
Der ist bloß vorsichtig.

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