Donnerstag, 20. Juni 2019
Sommer in der Stadt oder Schöne-Frauen-Wetter 2019
che2001, 14:48h
ich las gerade im SPON einen Beitrag, der sich vordergründig mit der Frauen-Fußball-WM und der paternalistischen Berichtsweise über "unsere Mädchen" beschäftigte um dann allerdings allgemein zum Thema Heißes Wetter - knappe Kleidung - männliche Blicke auf knapp bekleidete Frauen und sexuelle Anmache zu kommen. Und da war dann die Darstellungsweise die dass die armen Frauen sich sehr genau überlegen müssten wie knapp sie sich anziehen und geradezu strategisch mit dem Thema umzugehen gezwungen seien weil sie ja nun mal männlichen Blicken schutzlos ausgeliefert seien. Männer die Frauen auf den Po oder die Brüste gucken wurden mit Lurchen verglichen.
Natürlich ist sexuelle Belästigung eklig und hat zu unterbleiben, es war auch von blöden Anmachen, ungefragtem Hintern fotografieren und ähnlichen Übergriffen die Rede. Was aber das Thema Blicke angeht fand ich die Darstellung doch sehr schematisierend und einseitig.
Mal abgesehen davon, dass Frauen ja ihre Körper selber inszenieren - jedenfalls würde kein Mann so viel Zeit und Energie auf Körperpflege und Kleidung aufwenden wie das Weibsvolk - möchte ich sehr bestreiten dass Männerblicke von Frauen immer und überall nur als unangenehm wahrgenommen würden, dann gäbe es nämlich keinerlei Flirts. Der Furor des Beitrags steigerte sich dann weiter in die Richtung dass Männer nicht einmal die Scheu hätten in öffentlichen Parks den Oberkörper freizumachen. "Ja und?" dachte ich, in meiner Welt legen sich Menschen beiderlei Geschlechts völlig nackt sonnenbadend in öffentliche Parks, das ist Freikörperkultur, und die ist tendenziell links. Nacktheit und Körperlichkeit haben ja nicht automatisch mit Sex zu tun, ich habe am FKK-Ufer eher selten mitbekommen dass es da zu sexuellen Anmachen mit übergriffigem Charakter kam, passiert auch in der Sauna selten, eher ist es die Regel dass Leute da gesittet, respekt- und rücksichtsvoll miteinander umgehen.
Abgesehen davon, wenn es um tatsächlichen Sex geht: Outdoor fucking wurde mal als Form der sexuellen Befreiung angesehen.
In meiner Nachbarschaft gibt es eine Baustelle, da arbeiten die Maurer mit nackten Oberkörper und die Maurerinnen mit Bikini-Oberteil, alles völlig normal heute. Ich hatte ja mal ein Gespräch mit einer Spanierin und eines mit einer Griechin, die beschwerten sich sogar darüber dass ihnen in Deutschland keine Männer hinterherpfeifen, es würde ihre weibliche Eitelkeit kränken dass das nicht stattfände. Die Griechin beschrieb das "Kamaki", die öffentliche Anmache junger Frauen durch junge Männer auf der Straße und das teils Geflirte und teils Gedisse mit dem die Frauen darauf reagieren als ein lustiges Gesellschaftsspiel.
Und insofern sind die Deutungsmöglichkeiten des Geschehens doch vielfältiger als diese regressive und zugleich Frauen ganz einseitig zu passiven Opfern erklärende Sichtweise.
Erst ganz zum Schluss las ich den Namen der Autorin des Beitrags: Margarete Stokowski.
Na, wiedermal typisch, hätte ich mir denken können.
https://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/sommer-und-feminismus-das-beduerfnis-nicht-angegafft-zu-werden-a-1271756.html
Natürlich ist sexuelle Belästigung eklig und hat zu unterbleiben, es war auch von blöden Anmachen, ungefragtem Hintern fotografieren und ähnlichen Übergriffen die Rede. Was aber das Thema Blicke angeht fand ich die Darstellung doch sehr schematisierend und einseitig.
Mal abgesehen davon, dass Frauen ja ihre Körper selber inszenieren - jedenfalls würde kein Mann so viel Zeit und Energie auf Körperpflege und Kleidung aufwenden wie das Weibsvolk - möchte ich sehr bestreiten dass Männerblicke von Frauen immer und überall nur als unangenehm wahrgenommen würden, dann gäbe es nämlich keinerlei Flirts. Der Furor des Beitrags steigerte sich dann weiter in die Richtung dass Männer nicht einmal die Scheu hätten in öffentlichen Parks den Oberkörper freizumachen. "Ja und?" dachte ich, in meiner Welt legen sich Menschen beiderlei Geschlechts völlig nackt sonnenbadend in öffentliche Parks, das ist Freikörperkultur, und die ist tendenziell links. Nacktheit und Körperlichkeit haben ja nicht automatisch mit Sex zu tun, ich habe am FKK-Ufer eher selten mitbekommen dass es da zu sexuellen Anmachen mit übergriffigem Charakter kam, passiert auch in der Sauna selten, eher ist es die Regel dass Leute da gesittet, respekt- und rücksichtsvoll miteinander umgehen.
Abgesehen davon, wenn es um tatsächlichen Sex geht: Outdoor fucking wurde mal als Form der sexuellen Befreiung angesehen.
In meiner Nachbarschaft gibt es eine Baustelle, da arbeiten die Maurer mit nackten Oberkörper und die Maurerinnen mit Bikini-Oberteil, alles völlig normal heute. Ich hatte ja mal ein Gespräch mit einer Spanierin und eines mit einer Griechin, die beschwerten sich sogar darüber dass ihnen in Deutschland keine Männer hinterherpfeifen, es würde ihre weibliche Eitelkeit kränken dass das nicht stattfände. Die Griechin beschrieb das "Kamaki", die öffentliche Anmache junger Frauen durch junge Männer auf der Straße und das teils Geflirte und teils Gedisse mit dem die Frauen darauf reagieren als ein lustiges Gesellschaftsspiel.
Und insofern sind die Deutungsmöglichkeiten des Geschehens doch vielfältiger als diese regressive und zugleich Frauen ganz einseitig zu passiven Opfern erklärende Sichtweise.
Erst ganz zum Schluss las ich den Namen der Autorin des Beitrags: Margarete Stokowski.
Na, wiedermal typisch, hätte ich mir denken können.
https://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/sommer-und-feminismus-das-beduerfnis-nicht-angegafft-zu-werden-a-1271756.html
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netbitch,
Donnerstag, 20. Juni 2019, 19:38
Leuten wie der Stokowski wurde ja ein Lied gewidmet
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netbitch,
Donnerstag, 20. Juni 2019, 19:50
Das eigentlich ärgerliche daran ist: Das ist ja keine Feministin die in irgendwelchen Kämpfen steht. Die feministischen Kämpfe auf die ich mich so beziehe ist Vergewaltiger-wir-kriegen-euch oder das Adler-Bekleidungsmärkte-abfackeln bis die bereit waren ihren zuarbeitenden Näherinnen in Fernost korrekte Löhne zu zahlen oder die nach außen hin unsichtbare, unspektakuläre Opferberatung.
So eine wie die Stokowski hingegen kämpft nicht und leistet auch keine Basisarbeit sondern bearbeitet Feminismus als ihren Claim. Das ist das Ticket mit dem sie ihre Brötchen verdient. Und das geht nur wenn bestimmte Muster aufrechterhalten werden, z.B. Frauen als Opfer und der Appell dass Männer doch freundlicher und rücksichtsvoller zu ihnen sein sollten. Das ist das Gegenteil von Emanzipation: Eine Pseudokritik an ungleichen Verhältnissen die möglichst so bleiben sollen um weiterhin mit wohlfeiler Kritik daran den eigenen Lebensunterhalt verdienen zu können.
So eine wie die Stokowski hingegen kämpft nicht und leistet auch keine Basisarbeit sondern bearbeitet Feminismus als ihren Claim. Das ist das Ticket mit dem sie ihre Brötchen verdient. Und das geht nur wenn bestimmte Muster aufrechterhalten werden, z.B. Frauen als Opfer und der Appell dass Männer doch freundlicher und rücksichtsvoller zu ihnen sein sollten. Das ist das Gegenteil von Emanzipation: Eine Pseudokritik an ungleichen Verhältnissen die möglichst so bleiben sollen um weiterhin mit wohlfeiler Kritik daran den eigenen Lebensunterhalt verdienen zu können.
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oderdada,
Donnerstag, 20. Juni 2019, 20:12
Hier zwar off topic, trotzdem aber daran anknüpfend (Metaebene)
https://www.youtube.com/watch?v=mQhsFVSBQCM
https://www.youtube.com/watch?v=mQhsFVSBQCM
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che2001,
Donnerstag, 20. Juni 2019, 20:57
Gleich wieder zurück zu topic, aber wenn Du damit kommst dann doch gleich dieses Paket:
https://www.youtube.com/watch?v=vSKzVJjEBJ4
https://www.youtube.com/watch?v=vSKzVJjEBJ4
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che2001,
Donnerstag, 20. Juni 2019, 21:18
Netbitch, das ist very much to the point, und dieses Feminismus als Lifestyle und Karriere auf dem Frauenticket dürfte tatsächlicher feministischer Gesellschaftskritik sogar abträglicher sein als die Beschimpfungen und Verächtlichmachungen durch die Fleischhauers und Martensteins dieser Welt. Stokowskl, Wizorek, Fleischhauer und Martenstein sind ja sozusagen unterschiedliche Bands vor gleichem Publikum, deren Aufgabe es ist kritische Blicke auf diese Gesellschaft zwar zu werfen, aber so umzubiegen dass wirklich emanzipatorische Perspektiven nicht entstehen. Dass sie sich dabei gegenseitig bekämpfen ist Teil dieses Spiels.
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bersarin,
Donnerstag, 20. Juni 2019, 22:17
Es ist bei diesen Leuten wie Stokowski et al. das immergleiche Problem: nämlich ein Jammern und Klagen und das geschieht ohne jede Substanz . Anstatt sich selbstbewußt und als Frau mündig zu verhalten, was man ja andauernd einklagt, natürlich nur von anderen und nie an einen selbst gerichtet, wird Sermon in die Welt geschrieben. Entscheidend ist doch: Es wird niemand gezwungen, einen Minirock zu tragen. Und wer nicht möchte, daß man ihr in den Ausschnitt guckt, findet auch im Sommer passende Kleidung. Aber diese Art von Anklage ist eben symptomatisch. Säkularer Calvinismus, man möchte noch das Schauen und jegliches Begehren in Regeln fassen. Michel Foucault, dessen vierter Band von „Sexualität und Wahrheit“ gerade erschienen ist, hätte in der Analyse an solchem regressiven Typus seine helle Freude. Man könnte von der frühchristlichen Sexualmoral, die er beschreibt, einen Schwenk ins Heute machen. Auch für die Kritische Theorie und die Analyse des neuen repressiven Charakters fände sich da viel Material.
Sowieso kann man den ganzen Artikel auch umdrehen und zeigen, daß gerade dieser Art von Frausein, sich als begehrenswert zu zeigen, ein Zeichen von Emanzipation ist: Weil man sich nämlich selbstbewußt in dieser Art präsentiert und nicht gekleidet wie der Mann es will herumlaufen muß. Sofern Kerle dumme Sprüche machen, kann man sich wehren und etwas sagen. DAS wäre sinnvoll als Botschaft zu vermitteln und dazu sollte man vor allem junge Frauen heute ermuntern. Und auch das haben viele Frauen heute zum Glück gelernt. Was mich bei Stokwoswki wundert ist: sie kommt aus dem Osten, also aus Polen. Vielleicht ist das der implizite Katholizismus, andererseits kenne ich eben die Ostfrauen, also Frauen aus der DDR als deutlich emanzipierter als die (bürgerlichen) Westfrauen ähnlichen Alters. Nicht anpacken, sondern erst einmal Jammern ist gerade bei den bürgerlichen Umstandstrullas der vorherrschende Ton. Das trifft so auf die Jahrgänge 1964-1979 zu. Aber ok, der Osten hat Jana Hensel, die Dauerjammersuse der Zeit. Das ist vielleicht der gerechte Ausgleich.
Andererseits denke ich bei diesem Stokowski-Text: Es ist halt Kolumnenfeminismus. Steile Thesen, Clickbaiting und vor allem: Es ist Spiegel. In solchen Kolumnen sind keine sinnvollen Thesen und Sätze gefordert, sondern möglichst provokantes und damit leider auch häufig dummes Zeug. Und in diesem Sinne möchte ich fast sagen, daß Leute wie Stokowski, die den Feminismus als Beute und als Geschäftsmodell sehen, den unterschiedlichen Ausprägungen des Feminismus mehr schaden als daß sie nützen.
Interessante Beobachtung auch aus Griechenland und ein ziemlich cooler Umgang. Aber bei den säkularen Calvinistinnen dürfte man sich vergeblich ein entspannteres Verhalten wünschen.
Sowieso kann man den ganzen Artikel auch umdrehen und zeigen, daß gerade dieser Art von Frausein, sich als begehrenswert zu zeigen, ein Zeichen von Emanzipation ist: Weil man sich nämlich selbstbewußt in dieser Art präsentiert und nicht gekleidet wie der Mann es will herumlaufen muß. Sofern Kerle dumme Sprüche machen, kann man sich wehren und etwas sagen. DAS wäre sinnvoll als Botschaft zu vermitteln und dazu sollte man vor allem junge Frauen heute ermuntern. Und auch das haben viele Frauen heute zum Glück gelernt. Was mich bei Stokwoswki wundert ist: sie kommt aus dem Osten, also aus Polen. Vielleicht ist das der implizite Katholizismus, andererseits kenne ich eben die Ostfrauen, also Frauen aus der DDR als deutlich emanzipierter als die (bürgerlichen) Westfrauen ähnlichen Alters. Nicht anpacken, sondern erst einmal Jammern ist gerade bei den bürgerlichen Umstandstrullas der vorherrschende Ton. Das trifft so auf die Jahrgänge 1964-1979 zu. Aber ok, der Osten hat Jana Hensel, die Dauerjammersuse der Zeit. Das ist vielleicht der gerechte Ausgleich.
Andererseits denke ich bei diesem Stokowski-Text: Es ist halt Kolumnenfeminismus. Steile Thesen, Clickbaiting und vor allem: Es ist Spiegel. In solchen Kolumnen sind keine sinnvollen Thesen und Sätze gefordert, sondern möglichst provokantes und damit leider auch häufig dummes Zeug. Und in diesem Sinne möchte ich fast sagen, daß Leute wie Stokowski, die den Feminismus als Beute und als Geschäftsmodell sehen, den unterschiedlichen Ausprägungen des Feminismus mehr schaden als daß sie nützen.
Interessante Beobachtung auch aus Griechenland und ein ziemlich cooler Umgang. Aber bei den säkularen Calvinistinnen dürfte man sich vergeblich ein entspannteres Verhalten wünschen.
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che2001,
Freitag, 21. Juni 2019, 19:18
Da habt Ihr, Bersarin und Netbitch, von völlig unterschiedlichen Warten her inhaltlich nahezu identische Aussagen getroffen.
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netbitch,
Sonntag, 23. Juni 2019, 02:47
Bei dem Sich-Belästigt-Fühlen von Männerblicken spielt es immer eine sehr große Rolle wie die Männer aussehen die blicken. Ist es nämlich ein Mann der genauso erscheint wie der Idealtyp der betreffenden Frau ist der identische Blick keine nervende Belästigung sondern ein schöner Flirt. In die Gesamtbeurteilung von geilen Blicken durch Männer in der veröffentlichten Frauenschaft-Meinung fließt das aber nicht ein, weil da der Frauen-lügen-Faktor (Insider) wirkt.
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che2001,
Dienstag, 25. Juni 2019, 17:02
Ja, stimmt, vom Blick der beiden Rettungsschwimmer aus der Almased-Werbung werden sich die wenigsten Frauen belästigt fühlen.
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