Sonntag, 16. Juni 2019
Ach, was waren das für Zeiten!
Gerade genussvoll in alten Debatten auf diesem Blog geblättert und festgestellt was dort kluges und absurdes gesagt wurde. Etwa der Dean mit seiner Marotte, Rosa Luxemburg quasi den Stalinismus anzuhängen, was sich bei ihm ja zuverlässig wiederholt wenn man das Thema anspricht. Wo sogar explizit gesagt wird man dürfe bei Luxemburg nicht den Fehler machen nur die Entwicklung bis 1919 zu sehen - bei einer Frau die Anfang 1919 ermordet wurde schon ein starkes Argument. Aber auch sonst steckt da krudes, kluges und bizarres munter durcheinandergewürfelt.

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Sexuelle Gewohnheiten im Wandel der Jahre
Als meine neun Jahre ältere Schwester jung war, d.h. Twen oder Thirtysomething, in den Siebzigern und Achtzigern, führte sie ein ausgesprochen promiskuitives Sexualleben, es gab Zeiten da lag pro Woche ein anderer Kerl in ihrem Bett, und die Beziehungen die sie pflegte waren offene Zweierbeziehungen mit erlaubten Seitensprüngen. Sie ging damit sehr offen um; ich weiß noch wie sie aus dem Skiurlaub in Norwegen zurückkam und von der Nachbarin die Kater abholte die diese in ihrer Abwesenheit gehütet hatte. Gefragt wie der Urlaub gewesen sei sagte sie der Skilehrer sei total süß gewesen, jede Nacht gevögelt, hätte total Spaß gemacht, und amüsierte sich sehr über das entsetzte Gesicht der Nachbarin. Na ja, frapper les bourgeois liegt bei uns in der Familie, ich wurde frühzeitig von dieser Schwester dazu erzogen. Und meinerseits im Alter von 19 von ihr geradezu moralisch dafür abgekanzelt dass ich nicht auch ein Hansdampf in allen Betten sei.

Niemand wäre auf die Idee gekommen meine Schwester als Schlampe zu bezeichnen. In der linken Szene entsprach ihr Verhalten zwar nicht dem was von einer heterosexuellen Frau erwartet wurde aber dem was das theoretische Ideal war: Sexuelle Befreiung, gelebter Hedonismus. Promiskuität als Ausdruck weiblicher Emanzipation. Und bis zur PC-Moralismus-Pandemie Ende der Achtziger war das zumindest für die Szene in der ich mich bewegte, also die großstädtische undogmatische Linke Maßstab.

Beruflich machte ich kürzlich die Bekanntschaft jüngerer Kolleginnen und Kollegen die heute in ihren Zwanzigern oder Dreißigern sind. Da ist auf jeder Fortbildung abends nicht nur ramba sondern auch zamba angesagt, es geht ab wie am Ballermann und natürlich wird da auch ordentlich geschnackselt. Die Rollenbewertung dabei ist allerdings die dass ein Typ der das tut ein toller Hecht ist, Frauen hingegen sind sehr bemüht ihre Seitensprünge verborgen zu halten weil sie fürchten für Schlampen gehalten zu werden. Und alle finden das selbstverständlich so, das wäre die natürliche Ordnung der Welt. Als ich erzählte wie das sich verhalten hatte als ich in deren Alter gewesen war und ein paar Stories aus der GÖ- und HB-Szene und von meiner Schwester erzählte wollte mir kein Mensch glauben dass es so etwas geben könne.

Aus meiner Sicht sind das Leute mit völlig reaktionären Rollenbildern, im Grunde auf dem Stand von vor 1967. Es würde nicht verwundern wenn Migranten mit islamischem oder mediterran-katholischem Hintergrund so drauf wären, aber das sind Biodeutsche. (Mustafa, Mohamed und Ogtai, Musti, Hamdi, Ogi mit "Isch mach die Alte klar für disch, Bruder" sind dann noch mal ein anderes Kaliber *lol*).


Die Frage die sich mir stellt ist nur: Hat da ein Backlash stattgefunden oder vergleiche ich da Äpfel mit Birnen? Meine eigene Szene und die meiner Schwester, das ist großstädtische akademisch geprägte linke Subkultur die ihre prägenden sexuellen Erfahrungen noch in Vor-HIV-Zeiten gemacht hat, diese jungen Leuten stammen aus bildungsfernen Handwerker- und Malocherfamilien aus dem ländlichenn Raum. Sind die möglicherweise nie anders gewesen und ist die sexuelle Revolution (im Hintergrund: Parade, Vorbeimarsch der Veteranen der sexuellen Revolution) komplett an diesen Millieus vorbeigegangen?

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Der Jargon meiner Kindheit
Als ich ein Kind war, d.h. in den Siebziger Jahren, waren eine Reihe Ausdrücke im Gebrauch, die SO heute niemand mehr verwenden würde. Für Dinge, die man heute meist geil oder cool nennen würde sagte man klasse, toff, dufte, knorke, töfte oder groovy. Push-Up-BHs im XXL-Format wurden "Atombusen" genannt weil die Form an Reaktorkuppeln erinnere. Wollte man Mitschüler beleidigen nannte man sie "Tropi". Das stand für "Trotz Pille", meinte Missgeburt und stand für eine ganze Reihe von damals eingängigen Beschimpfungen und Mobbereien, die sich um den Komplex geistige Behinderung - NS-"Euthanasie" drehten. War Dauerthema beim Schulhof-Gedisse.


BtW Einige Jahrzehnte später, in den Neunzigern, sagte man in der linken Szene wenn man etwas gut fand "Das finde ich voll PC", was für political correct stand, aber alles mögliche bedeuten konnte bis hin zu einem gut schmeckenden Bier.

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