Samstag, 23. Mai 2020
Liebe in Zeiten der Corona versus damals wars
Was bei den notwendigen Abstandsregeln notwendigerweise ausbleibt ist sexuelle Annäherung gegenüber bisher fremden Leuten, neu verlieben und alles, was damit zusammenhängt, ausgerechnet jetzt, im Hochfrühling, der Paarungszeit. Es kann ja niemand sagen, wie lange die Abstandsregeln beibehalten werden, aber angenommen, das geht bis Sommer 2021 weiter und wird auch befolgt und durchgehalten, dann fürchte ich, dass es schweren Schaden in der sexuellen Entwicklung junger Menschen anrichtet.

Man verstehe mich Recht: Ich sehe da nicht wirklich eine Lösung. Mit den Anliegen der Anti-Abstandsmaßnahmen-Protestler habe ich nichts an der platzenden Hutschnur.


Wenn ich mich daran erinnere, wie das in meiner Oberstufenzeit bzw. eigentlich schon von der neunten an war: Alle paar Wochen war Party, und das waren alles Kuppelparties, mit irgendwem zum Knutschen und Fummeln zu kommen war schließlich der Zweck, weshalb man da hin ging. Das setzte sich jenseits der 18 und jenseits des Abis verschärft fort.


Ich erinnere mich da an eines der schönsten Ereignisse meines Lebens. Ich war Zivildienstleistender und mit ein paar Kumpels an einem Badesee. Baden taten dort grundsätzlich alle FKK, Textiler waren Spießer, und meinen gesamten engeren Freundeskreis kannte ich nackt. Wir wollten gerade aufbrechen als zwei Frauen hintereinander aus dem Wasser kamen, die vordere absolut mein Beuteschema: Wunderschön, vom Erscheinungsbild her Playmate-Klasse, dunkler Teint, lange schwarze Haare. Als sie neben mir war bemerkte ich zwei große Stechfliegen auf ihrem Rücken, und ich rief: "Du hast da zwei Stechfliegen auf dem Rücken!", und die hintere Frau bestätigte: "Das stimmt, der verarscht Dich nicht!". Daraufhin blieb sie stehen, und ich wischte mit einem kleinen Hieb die Fliegen von ihrem Rücken, wobei meine Hand ihre samtweiche Haut etwas länger berührte als dazu nötig gewesen wäre.

Sie ging weiter und legte sich mir gegenüber bäuchlings auf ihre Isomatte und begann eine Banane zu verzehren. Wie sie das machte war faszinierend: Sie steckte sie so tief wie es ging in ihren Mund ohne abzubeißen, zwinkerte mir zu und funkelte mit den Augen. Die Anspielung war überdeutlich. Roland rief, "Komm, Che, wir fahren!", ich aber erwiderte: "Fahrt mal, ich bleib noch ne Weile hier. Die Aussicht ist einfach zu schön." "Wieso Aussicht, das ist doch nur ein Kiessee??"

Von meinen Leuten hatte niemand mitbekommen, was da gerade zwischen uns gefunkt hatte. Also fuhren Roland, Alfred, Betty und Petra nach Hause, während ich mit der Schönheit flirtete. Als sie mit der Banane fertig war entspann sich ein längeres, nettes Gespräch, bei dem wir uns unentwegt in die Augen sahen und bald Hände hielten, nach den ersten Küssen fragte sie, ob ich nach dem Baden mit ihr in den Wald kommen würde, Ruten suchen. "Wieso Ruten suchen?" Zum Vorspiel hätte sie, wohldosiert, ein kleines Bißchen Haue gern.

Ich wurde knallrot und musste einen Moment zittern.
Und hatte danach eines der großartigsten sexuellen Erlebnisse meines Lebens -das aber nur einen Tag dauerte, denn sie hatte einen festen Freund.

Solche sexuellen Mini-Abenteuer hatte ich in jungen Jahren einige wenige, andere, zum Beispiel ein langjähriger WG-Mitbewohner, andauernd, für den war das Alltag.

Nun denke ich nicht, dass wir da besonders waren, die Generation meiner Schwestern, die jetzt schon über 60 sind, war weitaus wüster als wir, und wenn ich mir unsere aktuellen Azubis anschaue ist das nicht anders. Teens und Twens sind nun mal in einem Alter, in dem man sich sexuell ausprobiert.

Wenn nun die Corona-Krise dazu führt, dass bestimmten Jahrgängen solche Erfahrungen komplett vorenthalten bleiben ist um ihre sexuelle Entwicklung zu fürchten.

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Das liest sich nicht wie ein Beitrag zum Thema Corona, sondern eher wie eine Mischung aus "Alte Männer reden von früher" und "Onkel Ches Plauderspalte".

Die geschilderte Szene hat auch mit der Sozialisation junger Leute heute nichts mehr zu tun, sondern ist sooooo was von Achtziger. Verhieltest Du Dich heute so, müsstest Du mit einem Me Too oder #Aufschrei rechnen. Ich denke allerdings tatsächlich, dass damals alle miteinander freier waren als heute. Gut, dass Du nicht en detail beschreibst, wie Ihr es getrieben habt, sondern der Fantasie des Lesers Platz lässt, auch wenn der Schluss etwas abrupt ist. Dennoch: Schön zu lesen. Mal was Anneres.

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Das ist beides. Ja, und ich bedaure tatsächlich, dass einer nachwachsenden Generation bestimmte Freuden vorenthalten bleiben. Wäre auch 1968 gerne als Erwachsener dabeigewesen - möchte allerdings nicht so alt sein, wie die jetzt sind;-)

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Inzwischen habe ich sie wiedergesehen. Die hat heute graue Haare und sieht wie eine Omi aus, obwohl sie 5 Jahre jünger ist als ich. Tempora mutandur...

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Ich denke, das war eine Zufallsbekanntschaft und ein Onedaystand? Wieso dann wiedergesehen?

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Vielleicht trägt die Dame ja ein unverwechselbares Tattoo und Che hat sie im Swingerclub wiedergetroffen;-)

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Ich habe einfach nur ihren Namen gegoogelt und sie dann kurz getroffen. Unser Stelldichein war so was von Achtziger dass es damals noch kaum tätowierte Frauen gab.

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@"Gut, dass Du nicht en detail beschreibst, wie Ihr es getrieben habt, sondern der Fantasie des Lesers Platz lässt, auch wenn der Schluss etwas abrupt ist" --- Zumindest sei noch gesagt, dass sie das, was sie mit dem Banane essen angedeutet hatte, wirklich perfekt konnte;-)

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Puh die war sicher aus dem Westen. Im Osten mussten sie das Banane essen noch lernen.

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Im Osten wäre die vor allem nicht an einen Badesee gekommen an dem sich Che und seine Kumpels ausplanschten. Da hätte die wohl eher eine Spreewaldgurke gelutscht.

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Stimmt, dass alles spielte sich 1987 ab.

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Puh die war sicher aus dem Westen. Im Osten mussten sie das Banane essen noch lernen.
Dafür hatten sie im Osten überall Schulspeisung und Pausenmilch. Das haben die Genossen im ZK auf Anraten von Ärzten angeordnet.

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"Wenn nun die Corona-Krise dazu führt, dass bestimmten Jahrgängen solche Erfahrungen komplett vorenthalten bleiben ist um ihre sexuelle Entwicklung zu fürchten."

Na ja, ich denke, es werden sich andere Formen finden und der Mensch neigt doch sehr dazu, im Sublimieren subtile neue Formen und andere Wege auszubilden. Man müßte dazu mal die Jugend befragen und sich anschauen. Da heute sowieso vieles übers Internet und die sozialen Medien läuft, denke ich, daß sich da eh andere Formen ausgebildet haben.

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Eingangs der Corona-Debatte auf diesem Blog hatte ich ja schon den Vergleich mit Aids gezogen - das bunte sexuell sich austoben der Siebziger ist mit Aids ausgestorben, dafür haben BDSM und Fetischismus eine entstandene Lücke gefüllt. Also wird es auch diesmal in eine neue Richtung weitergehen. Nur geht Partnersex ohne Körperkontakt nunmal nicht.

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Ich glaube nicht, dass sich hormongesteuerte Jugendliche von einem Virus abhalten lassen, das sie für einen besseren Schnupfen halten.

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Na ja, wenn ich mir die Geburtstagsparty von Netbitch so anschaue mit dem sich im Videochat zutrinken wird vielleicht gemeinsames Masturbieren im Lifechat der neue Partnersex werden, vielleicht auch virtueller Partnersex mit der VR-Brille, irgendwo zwischen Stanislaw Lem und Matrix. Ansonsten, Che, ist die Tatsache, in den Achtzigern als Twen in Göttingen gelebt zu haben nicht nur, aber auch und gerade hinsichtlich der sexuellen Möglichkeiten ein Paradies gewesen. Aber, um mit Milton zu sprechen, es liegt im Wesen des Paradieses, verloren zu sein.

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Ich glaube nicht, dass allzu viele hormongesteuerte Jugendliche Covid 19 für einen besseren Schnupfen halten. Bei uns sind die überwiegend äußerst diszipliniert, viele rennen ständig mit Mundschutz rum. Generell muss ich sagen, dass die jungen Leute, besonders Frauen, in einem Ausmaß und Umfang gesundheitsbewusst sind die meiner Generation in dem Alter völlig fremd waren.


Es gibt natürlich auch Ausreißer, selbst auf dem Höhepunkt des Lockdowns haben sich in meiner Nachbarschaft Leute gegenseitig besucht und wurden Gartenparties gefeiert, aber sehr vereinzelt. Kann ja sein, dass das bei Euch in München anders ist, hier ist Norddeutschland und man ist protestantisch und diszipliniert.

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@flavian: Schön gesprochen;-)

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Naja die norddeutschen Protestanten rennen dafür ins Bethaus und holen sich den Virus dort.

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Protestantismus ist in diesem Sinne eine Mentalität, weniger eine Religion. Ich kenne bei mir zuhause gar keine Leute, die regelmäßig in die Kirche gehen.

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25% des Beitrags sind Überlegungen zu Covid und sexueller Entwicklung und 75% Ches Bedauern dass niemand ewig 22 sein kann;-)

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Wenn wir schon so weit sind hänge ich noch diesen Klassiker dran.

https://che2001.blogger.de/stories/361444/

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