Freitag, 2. Dezember 2005
Pisa und die Klassenlage
che2001, 11:35h
AFP meldet Folgendes:
"Studie weist auf Benachteiligung armer Kinder hin
Kinder aus armen Verhältnissen haben einer Untersuchung zufolge im deutschen Schulsystem kaum Chancen: Von hundert Kindern, die bereits während ihrer Kindergartenzeit als arm galten, schafften nach der Grundschule nur vier den Sprung auf das Gymnasium.
Dies ergab eine Langzeitstudie im Auftrag der Arbeiterwohlfahrt (AWO). Bei den wohlhabenderen Kindern gingen hingegen 30 auf das Gymnasium. Laut Untersuchung ist jeder zweite Hauptschüler arm, jedoch nur jeder elfte Gymnasiast.
Bei der Untersuchung fanden die Forscher auch heraus, dass dreieinhalb Mal so viele arme Kinder wie nicht-arme Kinder bereits in der Grundschule eine Klasse wiederholen. Kinder mit ausländischen Wurzeln seien davon weitaus häufiger betroffen als solche aus deutschen Familien. Ein Migrationshintergrund beeinflusst die Schullaufbahn des Kindes aber nicht so stark wie der Faktor Armut, ergab die Studie weiter.
"Kindern, die arm sind, bleiben zukunftssichernde Bildungswege verschlossen", erklärte der AWO-Bundesvorsitzende Wilhelm Schmidt. Dies liege nicht nur an schlechteren Schulleistungen armer Kinder in der Grundschule, sondern auch an schlechteren Schullaufbahn-Empfehlungen der Lehrer und niedrigeren Bildungserwartungen der Eltern.
Schmidt forderte, Armut mit einer radikalen Bildungs- und Schulreform zu bekämpfen. Auch sollten Kinder möglichst früh eine Kindertagesstätte besuchen. Die Studie habe ergeben, dass sich ein frühzeitiger und kontinuierlicher Besuch einer Kita spätestens ab dem dritten Lebensjahr positiv auf die Schulkarriere der Kinder auswirke. 29 Prozent der Kinder mit frühzeitigem Kita-Besuch erreichen demnach das Gymnasium, aber nur 21 Prozent der Kinder mit einem Kita-Besuch ab dem vierten Lebensjahr.
Für die Studie hatte das Frankfurter Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik (ISS) von 1997 bis 2005 die Entwicklung von 500 Kindern begleitet. Diese wurden 1999 als Sechsjährige und 2003/04 als Zehnjährige befragt."
"Studie weist auf Benachteiligung armer Kinder hin
Kinder aus armen Verhältnissen haben einer Untersuchung zufolge im deutschen Schulsystem kaum Chancen: Von hundert Kindern, die bereits während ihrer Kindergartenzeit als arm galten, schafften nach der Grundschule nur vier den Sprung auf das Gymnasium.
Dies ergab eine Langzeitstudie im Auftrag der Arbeiterwohlfahrt (AWO). Bei den wohlhabenderen Kindern gingen hingegen 30 auf das Gymnasium. Laut Untersuchung ist jeder zweite Hauptschüler arm, jedoch nur jeder elfte Gymnasiast.
Bei der Untersuchung fanden die Forscher auch heraus, dass dreieinhalb Mal so viele arme Kinder wie nicht-arme Kinder bereits in der Grundschule eine Klasse wiederholen. Kinder mit ausländischen Wurzeln seien davon weitaus häufiger betroffen als solche aus deutschen Familien. Ein Migrationshintergrund beeinflusst die Schullaufbahn des Kindes aber nicht so stark wie der Faktor Armut, ergab die Studie weiter.
"Kindern, die arm sind, bleiben zukunftssichernde Bildungswege verschlossen", erklärte der AWO-Bundesvorsitzende Wilhelm Schmidt. Dies liege nicht nur an schlechteren Schulleistungen armer Kinder in der Grundschule, sondern auch an schlechteren Schullaufbahn-Empfehlungen der Lehrer und niedrigeren Bildungserwartungen der Eltern.
Schmidt forderte, Armut mit einer radikalen Bildungs- und Schulreform zu bekämpfen. Auch sollten Kinder möglichst früh eine Kindertagesstätte besuchen. Die Studie habe ergeben, dass sich ein frühzeitiger und kontinuierlicher Besuch einer Kita spätestens ab dem dritten Lebensjahr positiv auf die Schulkarriere der Kinder auswirke. 29 Prozent der Kinder mit frühzeitigem Kita-Besuch erreichen demnach das Gymnasium, aber nur 21 Prozent der Kinder mit einem Kita-Besuch ab dem vierten Lebensjahr.
Für die Studie hatte das Frankfurter Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik (ISS) von 1997 bis 2005 die Entwicklung von 500 Kindern begleitet. Diese wurden 1999 als Sechsjährige und 2003/04 als Zehnjährige befragt."
... comment
workingclasshero,
Sonntag, 4. Dezember 2005, 18:11
Bayern als Pisa-Loser
Interessant ist bei dieser Studie vor allem, dass Bayern zwar - besonders bei den Mathe-Noten - besonders gut abschneidet, hier aber die Bürgerkinder die besten und die Arbeiterkinder die schlechtesten Noten bundesweit haben, die Ausländerkinder am weitesten hinten rangieren. Hier wird der Mythos Bayern + Pisa gründlich entzaubert: Bayern steht als das da, was es wirklich ist, nämlich als das reaktionärste Bundesland mit der ausgeprägtesten Klassengesellschaft.
... link
webcat72,
Sonntag, 4. Dezember 2005, 23:01
mm, das glaube ich jetzt nicht, auch wenn ich wahrlich kein uneingeschränkter Fan des Bundeslands bin in dem ich lebe. Der soziale Gap in der Schule ja, weil hier zu wenig gefördert wurde bisher, das Problem sehr stark weggedrängt. Motto: wenn jeder den gleichen Unterricht kriegt, hat er auch die gleiche Chance - was Bullshit ist, natürlich. Aber nicht absichtlich gegen Ausländer. Ghettoisierung habe ich in anderen als bayerischen Großstädten viel Schlimmer gesehen. Ganz ehrlich.
... link
... comment