Sonntag, 13. Januar 2008
Von der Relativität des Normalen
che2001, 18:22h
In der WG, in der ich die letzte Zeit meines Studiums, die ersten 2 Jahre der Berufstätigkeit und die Anfangsphase meiner Promotion gelebt hatte, war der Esstisch in der Wohnküche eine mehrere Quadratmeter große Pressspanplatte, die auf mehreren Malerböcken ruhte. Heute steht in meinem Wohnzimmer ein edler Kiefer-Massiv-Tisch, aber die üppigen Gelage fanden in der alten WG statt, weniger im aktuellen Wohnzimmer. Hier feierten wir eine Party, als mein Sozialhilfebescheid durch war, denn der bedeutete Unabhängigkeit vom Elternhaus. Ich möchte meinen jetzigen Lebensstandard als gut bezahlter leitender Angestellter ja nicht missen, der Nachgeschmack der Langustenschwänze, den ich aktuell im Mund habe ist etwas sehr Angenehmes, aber dass mein Leben in prekären materiellen Verhältnissen damals insgesamt ärmer gewesen wäre kann ich wirklich nicht sagen.
In View, dem Bildreportage-Magazin des Stern, habe ich gerade eine Titelstory gelesen über Volunteer-Urlaub. Da geht es darum, dass spezialisierte Reiseveranstalter zu oft hohen Preisen Abenteuerurlaub anbieten, der mit sozialen oder sonstigen wohltätigen Projekten verbunden ist, z.B. Slumkinder in Indien unterrichten, Schildkröteneier ausbrühten, Grauwale zählen oder auf einer Alm aushelfen. Aha, sehr wertvoll, nur: Das haben wir in unserer Studienzeit auch getan. Brigadistin in Nicaragua, menschliche Schutzschilde in Chiapas, Menschenrechtsdelegation in Nordkurdistan, Aufbauhelfer in Südkurdistan, Friedensprozessmediator in Nordirland, Erinnerungsarbeiter in Treblinka, Workcamp Globalisierung in Spanien, Senn auf einer Schweizer Alm, sowas haben wir alle gemacht, nur ohne Reisebüro, einfach selbst organisiert. Abgesehen davon war die Art, wie StudentInnen in Urlaub reisten, doch vielfach Last-Minute-Ticket nach Ägypten, Marokko oder Thailand und dann durch´s Land trampen, Gesamturlaubskosten ein paar Hundert Mark. Ist das wirklich schon so weit weg?
In View, dem Bildreportage-Magazin des Stern, habe ich gerade eine Titelstory gelesen über Volunteer-Urlaub. Da geht es darum, dass spezialisierte Reiseveranstalter zu oft hohen Preisen Abenteuerurlaub anbieten, der mit sozialen oder sonstigen wohltätigen Projekten verbunden ist, z.B. Slumkinder in Indien unterrichten, Schildkröteneier ausbrühten, Grauwale zählen oder auf einer Alm aushelfen. Aha, sehr wertvoll, nur: Das haben wir in unserer Studienzeit auch getan. Brigadistin in Nicaragua, menschliche Schutzschilde in Chiapas, Menschenrechtsdelegation in Nordkurdistan, Aufbauhelfer in Südkurdistan, Friedensprozessmediator in Nordirland, Erinnerungsarbeiter in Treblinka, Workcamp Globalisierung in Spanien, Senn auf einer Schweizer Alm, sowas haben wir alle gemacht, nur ohne Reisebüro, einfach selbst organisiert. Abgesehen davon war die Art, wie StudentInnen in Urlaub reisten, doch vielfach Last-Minute-Ticket nach Ägypten, Marokko oder Thailand und dann durch´s Land trampen, Gesamturlaubskosten ein paar Hundert Mark. Ist das wirklich schon so weit weg?
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the-mule,
Sonntag, 13. Januar 2008, 21:02
Nun, die 80er
die noch das 90er linke Helfersyndrom bediente, sind vorbei. Aber ich glaube die nächste Generation, diese G8-generation, die macht sowas wieder.
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