Montag, 28. Januar 2008
Interview zum Schicksal von Gazale Salame
che2001, 11:02h
Aus der Jungen Welt:
Der Hildesheimer Flüchtlingshelfer Andreas Vasterling ist Anfang Januar in den
Hungerstreik getreten. Er will damit erreichen, daß die vor drei Jahren
abgeschobene Kurdin Gazale Salame und ihre beiden kleinen Kinder wieder zu
ihrer Familie nach Deutschland kommen kann. Salame und ihrem Mann Ahmed Siala
wird vorgeworfen, bei der Einreise als Kinder ihre türkische
Staatsangehörigkeit verschwiegen zu haben
Wie geht es Ihnen gesundheitlich?
Gewichtsverlust sieben Kilo, Moral gut, Beine manchmal schwach, aber nach 21
Tagen hätte ich es mir schlimmer vorgestellt. Das heißt für die Verursacher
dieser Tragödie, daß dieser Streik sie noch sehr lange begleiten wird.
Welche Reaktionen gab es bislang auf Ihre Aktion?
Der Fall ist dadurch noch einmal in die Medien gekommen. Der Landkreis
Hildesheim und der niedersächsische Innenminister mußten sich mit kritischen
Fragen und auch mit Bitten für die Wiedereinreise von Gazale Salame
auseinandersetzen. Meine Mitstreiter aus der Flüchtlingsinitiative »Menschen
für Menschen« respektieren meine Entscheidung, wollen aber, daß ich abbreche,
wenn mein Zustand kritisch wird.
Sie hatten mit Beginn des Hungerstreiks in einem Brief an das Innenministerium
eine humanitäre Lösung des Falls verlangt. Gibt es von dort eine Antwort?
Ja, seit ein paar Tagen. Viel Mühe hat sich das Ministerium aber nicht
gegeben. Es sandte mir einen Brief zu, der mittlerweile wohl als
Standardantwort in dieser Sache fungiert.
Was steht drin?
Der Brief verweist auf die Ausreisepflicht von Gazale Salame und ihrem Mann
Ahmed Siala, die auch gerichtlich festgestellt wurde. Dabei wird ein Urteil
des Oberverwaltungsgerichts Lüneburg ins Feld geführt, das aber noch gar
nicht die endgültige Entscheidung bedeutet. Auf den Hungerstreik und eine
Petition der Kirchen zugunsten von Salame wird gar nicht eingegangen.
Das Innenministerium sagt, Ahmed Siala könne jederzeit ausreisen, um bei
seiner Familie zu sein. Wäre das keine Lösung?
Ich wäre der letzte, der Ahmed Siala davon abhalten würde, wenn er das Gefühl
hätte, daß alles keinen Sinn mehr hat und er ausreisen will, um die Familie
in der Türkei zusammenzuführen. Seine Anwältin kann das Verfahren auch allein
fortführen. Aber wenn er ginge, würden sicher bald die Fanfaren aus Hannover
ertönen: Seht, er gesteht ein, ein Türke zu sein. Womöglich würde dann auch
das Bundesverwaltungsgericht die Ausreise in diesem Sinn beurteilen. Am Ende
hätte sich so das Unrecht durchgesetzt.
Warum?
Die Vorwürfe sind falsch. Die Familie Salame und Siala stammen aus dem Libanon
und nicht aus der Türkei. Gazale und Ahmed sind als Kleinkinder nach
Deutschland gekommen und hier aufgewachsen. Ahmed Siala arbeitet hier in
einer Schlachterei und verdient genug Geld, um ohne staatliche Leistungen
seine Familie zu ernähren. In der Türkei hätte er nicht diese Perspektiven
und müßte zudem erst Türkisch lernen.
Was sagen denn Gazale Salame und Ahmed Siala zu Ihrem Hungerstreik?
Gazale Salame hat mich dieser Tage aus der Türkei angerufen. Sie erklärte, sie
wolle mir ein Essen kochen, wenn sie wieder zu Hause, das heißt in
Deutschland angekommen ist. Andererseits fürchtet sie um meine Gesundheit,
sie möchte nicht, daß ich ihretwegen sterbe, oder dauerhafte Schäden
davontrage. Auch Ahmed Siala war sehr erschrocken über meinen Schritt. Er
sagte: »Laß uns das juristisch und politisch ausfechten, bring dich nicht
um.«
Machen Sie den Hungerstreik bei sich zu Hause?
Derzeit ja. Ich hoffe aber, daß ich Anfang Februar in ein Gemeindehaus oder in
eine Kirche übersiedeln kann. Ich hatte zunächst befürchtet, daß meine Aktion
der Kirche zu weit gehen könnte. Der Superintendent des Kirchenkreises
Hildesheim-Sarstedt hat mir aber versichert, es gebe kein ideologisches
Problem, sondern nur ein logistisches. Er wolle schauen, wo man so etwas ins
Werk setzen kann.
Wie lange wollen Sie den Hungerstreik denn überhaupt aushalten?
Ich wiege noch 90 Kilo, habe also noch Substanz. Das Telefonat mit Gazale
Salame hat etwas in mir ausgelöst, ich mußte zum ersten Mal seit langer Zeit
weinen. Es gibt da für uns alle eine Verpflichtung zur Menschlichkeit, darum
will ich so weit gehen, wie ich nur kann.
Der Hildesheimer Flüchtlingshelfer Andreas Vasterling ist Anfang Januar in den
Hungerstreik getreten. Er will damit erreichen, daß die vor drei Jahren
abgeschobene Kurdin Gazale Salame und ihre beiden kleinen Kinder wieder zu
ihrer Familie nach Deutschland kommen kann. Salame und ihrem Mann Ahmed Siala
wird vorgeworfen, bei der Einreise als Kinder ihre türkische
Staatsangehörigkeit verschwiegen zu haben
Wie geht es Ihnen gesundheitlich?
Gewichtsverlust sieben Kilo, Moral gut, Beine manchmal schwach, aber nach 21
Tagen hätte ich es mir schlimmer vorgestellt. Das heißt für die Verursacher
dieser Tragödie, daß dieser Streik sie noch sehr lange begleiten wird.
Welche Reaktionen gab es bislang auf Ihre Aktion?
Der Fall ist dadurch noch einmal in die Medien gekommen. Der Landkreis
Hildesheim und der niedersächsische Innenminister mußten sich mit kritischen
Fragen und auch mit Bitten für die Wiedereinreise von Gazale Salame
auseinandersetzen. Meine Mitstreiter aus der Flüchtlingsinitiative »Menschen
für Menschen« respektieren meine Entscheidung, wollen aber, daß ich abbreche,
wenn mein Zustand kritisch wird.
Sie hatten mit Beginn des Hungerstreiks in einem Brief an das Innenministerium
eine humanitäre Lösung des Falls verlangt. Gibt es von dort eine Antwort?
Ja, seit ein paar Tagen. Viel Mühe hat sich das Ministerium aber nicht
gegeben. Es sandte mir einen Brief zu, der mittlerweile wohl als
Standardantwort in dieser Sache fungiert.
Was steht drin?
Der Brief verweist auf die Ausreisepflicht von Gazale Salame und ihrem Mann
Ahmed Siala, die auch gerichtlich festgestellt wurde. Dabei wird ein Urteil
des Oberverwaltungsgerichts Lüneburg ins Feld geführt, das aber noch gar
nicht die endgültige Entscheidung bedeutet. Auf den Hungerstreik und eine
Petition der Kirchen zugunsten von Salame wird gar nicht eingegangen.
Das Innenministerium sagt, Ahmed Siala könne jederzeit ausreisen, um bei
seiner Familie zu sein. Wäre das keine Lösung?
Ich wäre der letzte, der Ahmed Siala davon abhalten würde, wenn er das Gefühl
hätte, daß alles keinen Sinn mehr hat und er ausreisen will, um die Familie
in der Türkei zusammenzuführen. Seine Anwältin kann das Verfahren auch allein
fortführen. Aber wenn er ginge, würden sicher bald die Fanfaren aus Hannover
ertönen: Seht, er gesteht ein, ein Türke zu sein. Womöglich würde dann auch
das Bundesverwaltungsgericht die Ausreise in diesem Sinn beurteilen. Am Ende
hätte sich so das Unrecht durchgesetzt.
Warum?
Die Vorwürfe sind falsch. Die Familie Salame und Siala stammen aus dem Libanon
und nicht aus der Türkei. Gazale und Ahmed sind als Kleinkinder nach
Deutschland gekommen und hier aufgewachsen. Ahmed Siala arbeitet hier in
einer Schlachterei und verdient genug Geld, um ohne staatliche Leistungen
seine Familie zu ernähren. In der Türkei hätte er nicht diese Perspektiven
und müßte zudem erst Türkisch lernen.
Was sagen denn Gazale Salame und Ahmed Siala zu Ihrem Hungerstreik?
Gazale Salame hat mich dieser Tage aus der Türkei angerufen. Sie erklärte, sie
wolle mir ein Essen kochen, wenn sie wieder zu Hause, das heißt in
Deutschland angekommen ist. Andererseits fürchtet sie um meine Gesundheit,
sie möchte nicht, daß ich ihretwegen sterbe, oder dauerhafte Schäden
davontrage. Auch Ahmed Siala war sehr erschrocken über meinen Schritt. Er
sagte: »Laß uns das juristisch und politisch ausfechten, bring dich nicht
um.«
Machen Sie den Hungerstreik bei sich zu Hause?
Derzeit ja. Ich hoffe aber, daß ich Anfang Februar in ein Gemeindehaus oder in
eine Kirche übersiedeln kann. Ich hatte zunächst befürchtet, daß meine Aktion
der Kirche zu weit gehen könnte. Der Superintendent des Kirchenkreises
Hildesheim-Sarstedt hat mir aber versichert, es gebe kein ideologisches
Problem, sondern nur ein logistisches. Er wolle schauen, wo man so etwas ins
Werk setzen kann.
Wie lange wollen Sie den Hungerstreik denn überhaupt aushalten?
Ich wiege noch 90 Kilo, habe also noch Substanz. Das Telefonat mit Gazale
Salame hat etwas in mir ausgelöst, ich mußte zum ersten Mal seit langer Zeit
weinen. Es gibt da für uns alle eine Verpflichtung zur Menschlichkeit, darum
will ich so weit gehen, wie ich nur kann.
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lebemann,
Montag, 28. Januar 2008, 15:04
Wie gross ist der Mann denn so ?
Ich frage ja nur - heute noch 90 Kilo (sic) und schon einen Monat gehungerstreikt.
Ich frage ja nur - heute noch 90 Kilo (sic) und schon einen Monat gehungerstreikt.
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