Freitag, 2. Januar 2009
Was heißt denn hier eigentlich autonom?
che2001, 20:49h
Ich glaube, hier scheint seit langer Zeit ein Klärungsbedarf zu bestehen, dem ich an dieser Stelle einmal nachkommen möchte.
Lieschen Müller, Klein Bruno und Georg August von Volksmund verstehen unter Autonomen normalerweise die schwarzvermummte ehrenamtliche Auftragsvergabe der Glaserinnung. Auch im engeren Umfeld bekam ich mit meiner Selbstverortung als Alt-Autonomer schon Schwierigkeiten, etwa, wenn ein Freund meinte, er hätte Probleme mit meinem Verhältnis zur Gewalt, obwohl wir uns darüber so richtig grundsätzlich überhaupt noch nie unterhalten hatten, er also gar nicht wissen konnte, was genau für ein Verhältnis zu Gewalt ich eigentlich habe. Bis weit ins linksliberale Lager hinein, für die meisten Leute sind Autonome einfach gewaltbereite Linke. Das ist insofern auch folgerichtig, als dass die meisten Straftaten im Zusammenhang mit linken Demos etwas mit Autonomen zu tun haben, sowohl im Sinne tatsächlicher Täterschaft als auch im Sinne von Kriminalisiert Werden. Dennoch lassen sich autonome Inhalte und autonome Politik nicht auf die Militanz reduzieren, abgesehen davon, dass Militanz und Gewalt auch nicht miteinander identisch sind. Wenn ich von autonomer Politik, autonomem Selbstverständnis und autonomer Theorie spreche, meine ich etwas Anderes als Schwarze Blöcke und Antifagruppen, auch wenn es da inhaltliche und personelle Überschneidungen gibt. Autonom in dem Sinne, wie ich den Begriff verwende meint in erster Linie den Operaismus, eine Auffassung von Klassenkampf, die nicht an Parteien oder Gewerkschaften, sondern der ganz unmittelbaren subjektiven Alltagserfahrung ansetzt. Operaistische Theoriebildung verbindet marx´sche Analyse mit teilweise anarchistischen Ansätzen, poststrukturalistischen Positionen und solchen der Kritischen Theorie und ist darüber hinaus auch für den Diskurs der Geschichtswissenschaft von Bedeutung (Alltagsgeschichte, Geschichte von unten, Mikro- und Makrohistorie).
http://deu.anarchopedia.org/Operaismus
Projekte, die in diesem Sinne autonome Theorie betrieben haben oder betreiben sind die Schriftenreihen Autonomie Neue Folge. Materialien gegen die Fabrikgesellschaft, E.Colibri, Materialien für einen neuen Antiimperialismus, Wildcat und Wildcat-Zirkular. Nun haben sicherlich die Durchschnittsautonomen weder das politische Selbstverständnis, das in diesen Schriften zum ausdruck kommt, noch überhaupt diese jemals gelesen, sind also nicht gemeint, wenn ich die Begrifflichkeit in diesem engen Sinne fasse. Dafür waren wir hinsichtlich der Selbstbezeichnung Autonome aber sozusagen auch das Original, dass andere Linke mit anderen Inhalten diese Bezeichnung für sich in Anspruch nehmen schafft eher Verwirrung. In den 1990ern bürgerte sich daher für im engen Sinne des ursprünglichen Begriffs autonom orientierte der Begriff Sozialrevolutionäre oder kurz Sozrevs ein, der inzwischen auch schon wieder vergessen sein dürfte. Zum anderen verwende ich den Begriff autonome Szene in einem viel weiteren Sinne, da er ein lebensweltliches Millieu umfasst, zu dem eigentlich die ganze nicht partei- oder gewerkschaftsförmige Linke dazugehört, einschließlich eines Großteils der Fanszene des FC St.Pauli oder diverser Fanprojekte in Niedersachsen und Bremen. Die autonome Szene reicht dann in diesem Sinne von Gruppen wie der Gewaltfreien Aktion/Graswurzelrevolution, Basisinitiativen im Umfeld von Organisationen wie Robin Wood oder Pro Asyl bis zur Antifa. Was nun die konkrete politische Praxis angeht, so ist es denunziatorisch, diese über ein bestimmtes Verhältnis zur Gewalt zu definieren. Ich bin in den 1980er und 90er Jahren oft im Schwarzen Block mitgelaufen, wie ich auch schon zwischen diesem und der Staatsmacht "Keine Gewalt!" rufend auf dem Straßenbelag gesessen habe, habe in vielen Fällen Gewalt als Gegenwehr gegen prügelnde Polizeibeamte oder Neonazis erlebt, eher als eine Form vorher kalkulierter kollektiver Notwehr oder Nothilfe denn als eine eigentlich aggressive Gewalt, und etwa da verläuft für mich auch die Grenze des Legitimierbaren. Solche hirnrissigen Aktionen wie den Kreuzberger Ersten Mai oder die Steinwolke von Rostock halte ich jedebnfalls in keinster Weise für unterstützenswert, und auch die großen Antifa-Bündnisdemos, die unsereins früher so organisiert hat waren keine Veranstaltungen, von denen unmittelbar physisch Gewalt ausging, vom Aufbau einer Drohkulisse gegenüber den Nazis einmal abgesehen. Das, was wir politisch früher so getrieben haben (und von mir auf einer ganz anderen Ebene, eher in Form punktueller ganz legaler Interventionen bei Medien oder Behörden fortgesetzt wird) war zum großen Teil nichts Anderes, als das, was ai, die Caritas, die Diakonischen Werke, Greenpeace und die DGB-Jugend zusammengenommen auch machen, nur mit einem ganz anderen Selbstverständnis und der Bereitschaft, sich gegen Gewalt auch körperlich zur Wehr zu setzen. Eine grundsätzliche Sache spielt dabei allerdings schon eine Rolle: Das Unkontrollierbar sein wollen hinsichtlich staatlicher Repression. Ich habe es Anfang der 1980er erlebt, wie sich Teile der Friedensbewegung, von Pax Christi bis hin zu grünen PolitikerInnen wie Petra Kelly und Gert Bastian nicht zu schade waren, dazu aufzufordern, die Militanten zu isolieren und sie der Polizei auszuliefern. Ich war zum damaligen Zeitpunkt ein überzeugt gewaltfreier Ökopazifist, aber dieses Denunziantentum brachte mich ab vom Lager der ideologisch überzeugt Gewaltfreien und erstmals in Dialog mit Autonomen. Und die, die ich kennenlernte, waren keine hirnlosen Steineschmeißer und auch keineswegs alle persönlich gewaltbereit, sondern vertraten den Standpunkt, dass in Auseinandersetzungen mit der Staatsmacht ein breites Spektrum an Möglichkeiten offen stehen sollte, oder wie Robert Jungk es später ausdrückte "Egal ob friedlich oder militant, Hauptsache Widerstand!". Ich habe diese Auffassung im Wesentlichen als libertären Pluralismus erlebt. Und daher sind von mir keine Aufrufe zu Gewalt zu erwarten, aber eben auch nicht öffentliche Distanzierungen, da ich diese Spaltungsteile aus grundsätzlichen Erwägungen nicht mitmache.
Lieschen Müller, Klein Bruno und Georg August von Volksmund verstehen unter Autonomen normalerweise die schwarzvermummte ehrenamtliche Auftragsvergabe der Glaserinnung. Auch im engeren Umfeld bekam ich mit meiner Selbstverortung als Alt-Autonomer schon Schwierigkeiten, etwa, wenn ein Freund meinte, er hätte Probleme mit meinem Verhältnis zur Gewalt, obwohl wir uns darüber so richtig grundsätzlich überhaupt noch nie unterhalten hatten, er also gar nicht wissen konnte, was genau für ein Verhältnis zu Gewalt ich eigentlich habe. Bis weit ins linksliberale Lager hinein, für die meisten Leute sind Autonome einfach gewaltbereite Linke. Das ist insofern auch folgerichtig, als dass die meisten Straftaten im Zusammenhang mit linken Demos etwas mit Autonomen zu tun haben, sowohl im Sinne tatsächlicher Täterschaft als auch im Sinne von Kriminalisiert Werden. Dennoch lassen sich autonome Inhalte und autonome Politik nicht auf die Militanz reduzieren, abgesehen davon, dass Militanz und Gewalt auch nicht miteinander identisch sind. Wenn ich von autonomer Politik, autonomem Selbstverständnis und autonomer Theorie spreche, meine ich etwas Anderes als Schwarze Blöcke und Antifagruppen, auch wenn es da inhaltliche und personelle Überschneidungen gibt. Autonom in dem Sinne, wie ich den Begriff verwende meint in erster Linie den Operaismus, eine Auffassung von Klassenkampf, die nicht an Parteien oder Gewerkschaften, sondern der ganz unmittelbaren subjektiven Alltagserfahrung ansetzt. Operaistische Theoriebildung verbindet marx´sche Analyse mit teilweise anarchistischen Ansätzen, poststrukturalistischen Positionen und solchen der Kritischen Theorie und ist darüber hinaus auch für den Diskurs der Geschichtswissenschaft von Bedeutung (Alltagsgeschichte, Geschichte von unten, Mikro- und Makrohistorie).
http://deu.anarchopedia.org/Operaismus
Projekte, die in diesem Sinne autonome Theorie betrieben haben oder betreiben sind die Schriftenreihen Autonomie Neue Folge. Materialien gegen die Fabrikgesellschaft, E.Colibri, Materialien für einen neuen Antiimperialismus, Wildcat und Wildcat-Zirkular. Nun haben sicherlich die Durchschnittsautonomen weder das politische Selbstverständnis, das in diesen Schriften zum ausdruck kommt, noch überhaupt diese jemals gelesen, sind also nicht gemeint, wenn ich die Begrifflichkeit in diesem engen Sinne fasse. Dafür waren wir hinsichtlich der Selbstbezeichnung Autonome aber sozusagen auch das Original, dass andere Linke mit anderen Inhalten diese Bezeichnung für sich in Anspruch nehmen schafft eher Verwirrung. In den 1990ern bürgerte sich daher für im engen Sinne des ursprünglichen Begriffs autonom orientierte der Begriff Sozialrevolutionäre oder kurz Sozrevs ein, der inzwischen auch schon wieder vergessen sein dürfte. Zum anderen verwende ich den Begriff autonome Szene in einem viel weiteren Sinne, da er ein lebensweltliches Millieu umfasst, zu dem eigentlich die ganze nicht partei- oder gewerkschaftsförmige Linke dazugehört, einschließlich eines Großteils der Fanszene des FC St.Pauli oder diverser Fanprojekte in Niedersachsen und Bremen. Die autonome Szene reicht dann in diesem Sinne von Gruppen wie der Gewaltfreien Aktion/Graswurzelrevolution, Basisinitiativen im Umfeld von Organisationen wie Robin Wood oder Pro Asyl bis zur Antifa. Was nun die konkrete politische Praxis angeht, so ist es denunziatorisch, diese über ein bestimmtes Verhältnis zur Gewalt zu definieren. Ich bin in den 1980er und 90er Jahren oft im Schwarzen Block mitgelaufen, wie ich auch schon zwischen diesem und der Staatsmacht "Keine Gewalt!" rufend auf dem Straßenbelag gesessen habe, habe in vielen Fällen Gewalt als Gegenwehr gegen prügelnde Polizeibeamte oder Neonazis erlebt, eher als eine Form vorher kalkulierter kollektiver Notwehr oder Nothilfe denn als eine eigentlich aggressive Gewalt, und etwa da verläuft für mich auch die Grenze des Legitimierbaren. Solche hirnrissigen Aktionen wie den Kreuzberger Ersten Mai oder die Steinwolke von Rostock halte ich jedebnfalls in keinster Weise für unterstützenswert, und auch die großen Antifa-Bündnisdemos, die unsereins früher so organisiert hat waren keine Veranstaltungen, von denen unmittelbar physisch Gewalt ausging, vom Aufbau einer Drohkulisse gegenüber den Nazis einmal abgesehen. Das, was wir politisch früher so getrieben haben (und von mir auf einer ganz anderen Ebene, eher in Form punktueller ganz legaler Interventionen bei Medien oder Behörden fortgesetzt wird) war zum großen Teil nichts Anderes, als das, was ai, die Caritas, die Diakonischen Werke, Greenpeace und die DGB-Jugend zusammengenommen auch machen, nur mit einem ganz anderen Selbstverständnis und der Bereitschaft, sich gegen Gewalt auch körperlich zur Wehr zu setzen. Eine grundsätzliche Sache spielt dabei allerdings schon eine Rolle: Das Unkontrollierbar sein wollen hinsichtlich staatlicher Repression. Ich habe es Anfang der 1980er erlebt, wie sich Teile der Friedensbewegung, von Pax Christi bis hin zu grünen PolitikerInnen wie Petra Kelly und Gert Bastian nicht zu schade waren, dazu aufzufordern, die Militanten zu isolieren und sie der Polizei auszuliefern. Ich war zum damaligen Zeitpunkt ein überzeugt gewaltfreier Ökopazifist, aber dieses Denunziantentum brachte mich ab vom Lager der ideologisch überzeugt Gewaltfreien und erstmals in Dialog mit Autonomen. Und die, die ich kennenlernte, waren keine hirnlosen Steineschmeißer und auch keineswegs alle persönlich gewaltbereit, sondern vertraten den Standpunkt, dass in Auseinandersetzungen mit der Staatsmacht ein breites Spektrum an Möglichkeiten offen stehen sollte, oder wie Robert Jungk es später ausdrückte "Egal ob friedlich oder militant, Hauptsache Widerstand!". Ich habe diese Auffassung im Wesentlichen als libertären Pluralismus erlebt. Und daher sind von mir keine Aufrufe zu Gewalt zu erwarten, aber eben auch nicht öffentliche Distanzierungen, da ich diese Spaltungsteile aus grundsätzlichen Erwägungen nicht mitmache.
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saltoftheearth,
Freitag, 2. Januar 2009, 21:57
eine Auffassung von Klassenkampf, die nicht an Parteien oder Gewerkschaften, sondern der ganz unmittelbaren subjektiven Alltagserfahrung ansetztHoffe, jetzt nicht Thread-Hyjacking zu betreiben, weil ich ein absolutes Nebenthema aufgreife.
Hast du eigentlich ein Problem mit Gewerkschaften? Oder ists mehr so, dass die in einem völlig anderen Film sind, und sich so von den Autonomen abgrenzen.
Ich selbst hab da nie einen Bedarf gespürt, weil eine Seite von mir einfach nerd genug ist, um bei dieser Konkurrenz im Geschäft zu Stundensätzen zu bleiben, für die mich die anderen völlig zu Recht auslachen würden, wenn ich da gegen die Ausbeutung demonstrieren würde.
Denk aber, dass Gewerkschaften in dieser globalisierten Welt eine Rolle haben. Eine sehr wichtige nämlich. Sogar Bsirske macht mich nicht mehr wirklich agressiv.
Und ich bewundere inzwischen stark chilenische Gewerkschafts-Aktivisten in den weiten, weiten unorganisierten Bereichen dort (z.B. Lehrer-Gewerkschaft -> Altbau, Minen-"Leiharbeiter" -> Neubau von Strukturen).
Da scheint jetzt auch bis in relativ konservative Kreise eine Debatte aufzukommen, Gewerkschaften positiver zu bewerten. Zum Glück.
Und bei uns als relativer Absteiger (auch zum Glück und unwiderbringlich. wie gesagt: relativ zu anderen) besitzen die eine wichtigere Rolle als noch in den 80ern.
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che2001,
Freitag, 2. Januar 2009, 22:50
Ich bin sogar ver.di-Landesdelegierter. Und arbeite selbst in einem Unbezahlte-Überstunden-Selbstausbeutungsjob. Aber Du sagst es selbst: Teilweise, das macht vor allem lebensweltliche Sachen und z.B. auch das Verhältnis zu Rassismus aus, sind die in einem anderen Film.
Ursprünglich war das aber noch eine andere Sache. In der Entstehungsphase der Autonomen standen die Gewerkschaften auf der Seite der disziplinierten, leistungsbereiten Stammbelegschaften, die Autonomen hingegen auf der der MigrationsarbeiterInnen und der prekären Hilfsarbeiterschaft, was durchaus verschiedene Interessenlagen beinhaltete. In den 1980ern und 1990ern haben sich Autonome und GewerkschafterInnen einander allmählich angenähert.
Ursprünglich war das aber noch eine andere Sache. In der Entstehungsphase der Autonomen standen die Gewerkschaften auf der Seite der disziplinierten, leistungsbereiten Stammbelegschaften, die Autonomen hingegen auf der der MigrationsarbeiterInnen und der prekären Hilfsarbeiterschaft, was durchaus verschiedene Interessenlagen beinhaltete. In den 1980ern und 1990ern haben sich Autonome und GewerkschafterInnen einander allmählich angenähert.
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auch-einer,
Samstag, 3. Januar 2009, 09:51
reden wir einmal von den arbeitgeberverbänden: wer von den kmu ist denn da noch drin.
ohne gewerkschaften sind die funktionäre der arbeitgeberseite entbehrlich.
ohne gewerkschaften sind die funktionäre der arbeitgeberseite entbehrlich.
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che2001,
Samstag, 3. Januar 2009, 11:04
Wer von den KMU hat denn noch einen Betriebsrat? In vielen Fällen ist es für Gewerkschafter besser, der Geschäftsführung gegenüber ihre Mitgliedschaft geheim zu halten.
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saltoftheearth,
Sonntag, 4. Januar 2009, 11:12
Bei mir passieren auch Dinge wie abends am 1.1. ins Büro zu pilgern, um mich für ein Telefon-Interview vorzubereiten, das möglicherweise am 2.1. stattfinden könnte. Überstunden auch, wobei ich die mit "ausbeuterischen pull Technologien" wie Getting Things Done verringere.
Wobei es da aus meiner Sicht von Arbeitgebersicht eine Tendenz gibt, die Leute anzuhalten Urlaub und Freizeit zu nehmen (Stichwort work life balance). Burn-out ist eben ein sehr reales Phänomen und kluge Arbeitgeber wissen das. Um die Jahrtausendwende gabs da wesentlich krassere Einstellungen. Dies beobachte ich übrigens insbesondere in großen Unternehmen. Die Unterschiede der Arbeitsrealitäten zwischen KMUs und Großunternehmen sind viel komplexer.
Seh das aber aufgrund des Gehalts, der Autonomie und der Weiterbildungsoptionen nicht als Ausbeutung. Bei meinem Vater haben in den 70ern und 80ern auch schon mal abends oder am WE Leute an unserem Privattelefon angerufen. Nicht oft. Aber so was kommt automatisch vor, wenn man in einer gewissen Autonomie arbeitet.
Es geht aus meiner Sicht insbesondere um den Schutz für Leute, die strukturell mehr an der kurzen Leine gehen.
Wobei es da aus meiner Sicht von Arbeitgebersicht eine Tendenz gibt, die Leute anzuhalten Urlaub und Freizeit zu nehmen (Stichwort work life balance). Burn-out ist eben ein sehr reales Phänomen und kluge Arbeitgeber wissen das. Um die Jahrtausendwende gabs da wesentlich krassere Einstellungen. Dies beobachte ich übrigens insbesondere in großen Unternehmen. Die Unterschiede der Arbeitsrealitäten zwischen KMUs und Großunternehmen sind viel komplexer.
Seh das aber aufgrund des Gehalts, der Autonomie und der Weiterbildungsoptionen nicht als Ausbeutung. Bei meinem Vater haben in den 70ern und 80ern auch schon mal abends oder am WE Leute an unserem Privattelefon angerufen. Nicht oft. Aber so was kommt automatisch vor, wenn man in einer gewissen Autonomie arbeitet.
Es geht aus meiner Sicht insbesondere um den Schutz für Leute, die strukturell mehr an der kurzen Leine gehen.
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workingclasshero,
Sonntag, 4. Januar 2009, 13:24
Che, das ist richtig und falsch zugleich
Das schildert ja vielleicht ganz gut die Geschichte der autonomen Gruppe, der Du selber angehört hast, aber es klingt so, als ob da Jahrzehnte auf einen Augenblick eingedampft sind. Du kannst nicht die Militanten-Hetze bestimmter Teile der Friedensbewegung von 1982, die Helden-am-Bauzaun-Machismo-Diskussion von 1986 und die Gewaltdebatte von 1987, als Autonome Polizisten ermordet haben unter einen Hut bekommen. Und die Zeit der weit überwiegend gewaltfreien Göttinger Bündnisdemos in den Neunzigern ist dann schon eine geradezu historisch neue Epoche. Also, das ist oben eine bezüglich Deiner persönlichen Situation und Selbstpositionierung sicher sehr zutreffende Beschreibung, sie klammert aber wichtige Kontinuitäten und Brüche aus.
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che2001,
Sonntag, 4. Januar 2009, 15:25
Und es klammert noch alles Mögliche andere aus. Da kommt weder vor, wie das ursprünglich bei aller materiellen Bescheidenheit überwiegend libertinär-hedonistische Klima der Szene ins Moralinsaure umkippte, noch Wahnsinnstaten von Durchgeknallten bei bestimmten Demos, auch nicht mein ständiges mich-Anlegen mit der Szenemoral. Ich wollte hier weder eine Beschreibung "Der Autonomen" noch meine eigene Politbiografie schreiben, sondern lediglich darlegen, wie ich mein Selbstverständnis als Ex-Autonomer mit noch immer vorhandenem Bezug zu einem sehr speziellen teil der Autonomen, nämlich bestimmten Flüchtlingssoli- und Menschenrechtsgruppen sehe.
Cassandra, Tuc, Clausi oder Netbitch, die da teils eine ähnliche Bio haben wie ich könnten dazu sicher auch Einiges beisteuern.
Cassandra, Tuc, Clausi oder Netbitch, die da teils eine ähnliche Bio haben wie ich könnten dazu sicher auch Einiges beisteuern.
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entdinglichung,
Montag, 13. Dezember 2010, 15:54
aus der Urzeit autonomer Theoriebildung in der BRD: http://entdinglichung.wordpress.com/2010/12/13/proletarische-front-gruppe-westdeutscher-kommunisten-pf-die-proletarische-front-ein-knappes-jahr-nach-der-spaltung-1972/
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che2001,
Montag, 13. Dezember 2010, 16:09
Der Coach und ich traten in den 90ern bisweilen als Emissäre der Proletarischen Front auf, was beim Hartmann-Bund amüsiertes Grinsen und ansonsten Ratlosigkeit auslöste;-)
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entdinglichung,
Montag, 13. Dezember 2010, 16:37
apropos Hartmann-Bund: http://www.tangentbooks.co.uk/products/Hartmann-The-Anarchist.html ;-)
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che2001,
Montag, 13. Dezember 2010, 16:45
Cool! Deine Links sind ja öfter wahre Schätze und Perlen, und wahrlich, ich bin da bestimmt keine Sau!
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cut,
Montag, 13. Dezember 2010, 23:08
Published by the most dangerous man in Britain.
Naja, auch vorbei, die Zeiten. ;-)
Naja, auch vorbei, die Zeiten. ;-)
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