Freitag, 23. Januar 2009
Bernd das Brot wurde entführt
Was soll man dazu sagen? Da betreiben HausbesetzerInnen in einer Fabrik, in der einmal die Verbrennungsöfen der deutschen Vernichtungslager produziert wurden, eine Mischung aus alternativem Wohnprojekt, autonomem Kulturzentrum und selbstgestrickter Gedenkstätte. Eigentlich, das meine ich ganz ohne Ironie, ein vorbildliches Beispiel für engagierte kritische Citoyens. Die Stadt Erfurt und ihre SPD haben dafür aber keinerlei Verständnis und bieten alternative Nutzungsmöglichkeiten an, die keine gangbaren Alternativen darstellen. Der Mut und die Großzügigkeit, mit der in Kopenhagen einst die Freie Stadt Kristiania zugelassen wurde, oder das Einlenken Dohnanyis im Streit um die Hafenstraße, so etwas erscheint in Thüringen undenkbar. Und so scheint sich wohl eine gewaltsame Lösung abzuzeichnen. Schade drum.


http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/0,1518,602934,00.html

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Das dringendste was die Demokratie in Deutschland braucht ist ein Einkaufszentrum.
Angesichts des Antisemitismus, der mich persönlich sowohl erschreckt als auch verblüfft, denke ich, die Gedenkstätte sollte Gelder aus dem Konjunkturpaket II erhalten. Ist ganz klar Bildung, schafft mindestens einen neuen Job und dient der Allgemeinheit.

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Tja, nach der Logik könnte man im Grunde auch die Gedenkstätte Dachau in eine Golfanlage umwandeln. Aber es ist zu befürchten, dass in Erfurt wie oft im Osten die Uhren einfach anders ticken.

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"Im Osten" haben Linke, Sozialisten, Autonome Antifaschisten 40 Jahre Zeit gehabt, in Erfurt eine derartige Kultur- und Gedenkstätten zu errichten. Wenn das vier, genau: fünf, Jahrzehnte niemanden interessiert hat, wirkt dies nunmehr ein wenig konstruiert.

Nicht vergessen: "Im Westen" wurde argumentiert, irgendwie sei die DDRzwar nicht immer so toll, habe aber doch wenigstens die richtigen Konsequenzen gezogen und sei vorbildlich antifaschistisch. Gelle, ché ?

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Was soll mir das jetzt sagen? Die politischen Inhalte, die in meinem Verständnis links sind, darf man im Osten seit 1990 äußern und nicht vorher. Für das politische Spektrum, in dem Leute wie Cassandra, Netbitch, Workingclasshero, Tuc oder meine Wenigkeit verortet sind bestand immer Äquidistanz zu Ost und West. Der Stuss, den irgendwelche Spartaken oder sonstigen Revis erzählt haben interessierte doch keine Sau...

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Ich glaube nicht, dass ich jemals nüchtern hätte die DDR sei vorbildlich antifaschistisch.

Hier gehen auch mal wieder die Begriffe "Nationalsozialismus" und "Faschismus" durcheinander. Das macht zwar viel, aber das kriegen nur wenige Antifas, Historiker oder Journalisten hin und von rechten Rand her gibt es da auch gern mal Verwirrungen.
Faschismus entsteht in Italien in nach dem ersten Weltkrieg. Er zeichnet sich durch Führerkult, aggressiven Nationalismus, Militarismus, durch eine Ständestaatslichkeit die aus dem Antikommunismus erwächst und eine Fixierung der Geschlechterrollen. Dazu kommt die Legitmation durch die vergangene Grösse des Imperium Romanum, als dessen Erben man auch Kolonien beansprucht. Der innere Feind sind die Kommis, wer Jude ist ist Mussolini solange egal als dieser braver Italiener sein muss (wie übrigens Katholik und Atheist auch) und Hitler keinen Stress macht.
Der spanische Faschismus verzichtet auf das Drängen nach Kolonien, nimmt dafür aber einen national orientierten Katholizismus hinzu.

Der Nationalsozialismus ist, entgegen der Legitimation aus vergangener Grösse, im eigenen Selbstverständnis eine moderne und wissenschaftliche Weltanschauung. Prägend ist hier ein völkisch-biologische Variante des Antisemitismus. Klasssischerweise ist der getaufte Jude zwar verdächtig, "relapso" zu sein, aber an sich aus der Verfolgung raus. Im NS ist das bekanntlich anders. Ansonsten ist er "volkskommunistisch" orientiert- Volk im Sinne der Bluts- und Schicksalsgemeinschaft, die oft beschworen wird.
Militarismus, Führerkult, aggressiver Nationalismus, Fixierung der Geschlechterrollen wie gehabt.
Tendenzen zum Ständestaat, die aber immer wieder durchbrochern werden.

Ok, abr zurück zum Punkt: die DDR hat zwar ihre Justiz ernster genommen als die BRD, aber das war's auch schon. Ansonsten waren die Jungs& Mädels auf der anderen Seite des Zauns nicht wirklich hinter selbst denkenden Staatsbürgern her (ähem, doch, waren sie- aber anders!).

Aber was ich eigentlich sagen wollte: ich hätte eigentlich gestern das Sofa absaugen sollen, lieber Herold. Habe ich aber nicht. Sollte ich es jetzt besser ganz sein lassen?
Das ist leider die Logik, die dahinter steckt. Bis ich den Spiegel-Artikel lass wusste ich nicht mal, dass das Gelände 'ne Industriebrache ist. Ich denke, Versäumnisse sollte man aufholen und nicht mit dem Argument "hatten wir bisher noch nicht, brauchen wir auch nicht" abhaken.

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Wenn der Herold von "links" spricht meint er entweder moskauorthodoxe Kommies oder eine Art von besserwisserischer, moralinsaurer Salonmarxistenlinker, die Du schon gar nicht mehr kennengelernt hast. Schwerpunkt Siebziger bis etwa 1985. Und Du darfst auch nicht vergessen: Wir in Göttingen, Bremen, Hamburg, Oldenburg und Kreuzberg SO36 vor dem Mauerfall waren ein Freilandversuch, der halt zumindest in GÖ, HH und HB noch weiterläuft. Auf andere Regionen Deutschlands ist das nicht übertragbar und von dort auch nicht nachvollziehbar.

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Unser Freiluftversuch mag ja noch immer nicht abgeschlossen sein, aber Faschismus und Nationalsozialismus sind trotzdem nicht das gleiche. Dieser Kurzvergleich Faschismus/NS stammt übrigens (ganz bürgerlich-brav) aus einem Uniseminar zum italienischen Faschismus, also nix Freilandeieromelette.

Und Fehler sollte man trotzdem korregieren- bürgerliche Hausfrauenlogik.

Mein Gott, ich finde es einen Skandal, dass dort nicht mal ne superspießige Gedenkplakette darauf hinwies, dass dort für die hygienisch einwandfreie Entsorgung von Menschen gesorgt wurde, gerade vor dem Antisemitismus, der mich in den letzten Wochen wirklich überrascht & schockiert hat und es immer noch tut.

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Ach, kommt. Niemand, der im "linken Lager" Westeuropas irgendeine Rolle gespielt hat und nicht marginalisiert war, hat der DDR irgendeinenen nicht ausreichenden Anti-Faschismus vorgeworfen, geschweige denn nach ´89 "Aufarbeitung" gefordert - wer nicht mit den "alten Genossen" abrechnen will, wirkt nicht sonderlich glaubwürdig.

In Ostdeutschland war es bis Ende der 90iger eher ein latent bürgerliches Lager wie Lengsfeld aber vor allem de Bruyn oder Ensikat, die das "Übersehen" des Holocaust in der DDR krisitierten.

Aber ich lasse mich gerne eines Besseren belehren; man muß mir ja nur die vielen Publikationen oder Initiativen zeigen, die das Gegenteil zeigen. ;-)

Die "Uhren" gehen in Ostdeutschland gehen deshalb vor allem anders, weil man (vllt.) die reaktionäre Haltung "der Ostdeutschen" geißeln, sich aber weiterhin mit denen, die dafür verantwortlich sind, ins Bett legen will.

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Das waren nicht die alten Genossen, sondern die Stalinisten, die Spaxe, die Revis. Meist wurde man schon schief angesehen, wenn man zu denen Kontakte unterhielt. Bei den Berliner Hausbesetzungen schossen Autonome wochenlang mit Stahlzwillen auf die Mauer und hielten die Grenzer tatsächlich davon ab, Patrouille zu gehen. Angeblich soll es so tatsächlich jemandem gelungen sein, rüberzumachen, aber ob letzteres zutrifft, weiß ich nicht so genau. 1984 bekamen wir von Genossen aus Gera einen Brief, dem ein Foto eines von ihnen vom Sockel gekippten und mit dem Vorschlaghammer bearbeiteten Heldendenkmals beigelegt war. Wegen dieser Art Ostkontakte - und gleichzeitiger Kontakte zu kanadischen Linken - bekam ein Genosse bis heute seine Stasi-Akte nicht zu lesen - die wanderte 1989 in die Lubjanka.


Daran etwa kannst Du ermessen, wie herzlich unser Verhältnis zum Sowjetlager war.

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Die Uhren gehen in Ostdeutschland deshalb anders, weil, wenn ich auch-einer und einer alten Freundin aus Stralsund folge, die Demokratie dort auf der Ebene der Kommunen und Verwaltungen bis heute noch nicht angekommen ist. Es wird nicht offen debattiert, sondern hinter verschlossenen Türen ausgemauschelt und dann verkündet.

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@Cassandra: Es hat sich aber eingebürgert, und ich vertrete das als Historiker auch so, dass der Begriff "Faschismus" als Gattungsbegriff für rechtstotalitäre Regime und Bewegungen an sich gebraucht wird. Das umfasst dann Faschismus und Nationalsozialismus und zum Beispiel auch Regime wie Salazar in Portugal, Codreanu in Rumänien und Horty in Ungarn. Nicht dazu gerechnet werden die südamerikanischen Militärdiktaturen, weil die in wirtschaftspolitischer Hinsicht ganz woanders verortet sind, überwiegend halt neoliberal, und eben keinen "nationalen Sozialismus" versucht haben.

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"Aber ich lasse mich gerne eines Besseren belehren; man muß mir ja nur die vielen Publikationen oder Initiativen zeigen, die das Gegenteil zeigen. ;-)"

damit hast du leider das Problem auf den Kopf getroffen. Ich schlage eine Lektüre von Matthäus 7, 16-20 vor: "An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen. Erntet man etwa von Dornen Trauben oder von Disteln Feigen? Jeder gute Baum bringt gute Früchte hervor, ein schlechter Baum aber schlechte. Ein guter Baum kann keine schlechten Früchte hervorbringen und ein schlechter Baum keine guten. Jeder Baum, der keine guten Früchte hervorbringt, wird umgehauen und ins Feuer geworfen. An ihren Früchten also werdet ihr sie erkennen".
Und spätestens seit Hoyerswerde und Rostock-Lichtenhagen bestand wohl kein Zweifel mehr, das die DDR ein problem mit rechts hatte. Da hilft auch Selbstversicherung des eigenen Antifaschismus nicht. Die CDU ist ja auch nicht christlich bloss weil's draufsteht.

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Che:
Ich weiss, dass sich das eingebürgert hat, stimmt aber trotzdem nicht oder nur begrenzt.
Die Sonnenbrillendiktaturen in diversen Republica de las Bananas haben mit dem spanischen Faschismus mehr gemein als mit dem NS, trotzdem sie den "nationalen Sozialismus" zugunsten eines paternalistischen Ständestaats sein gelassen haben. Das begründe ich mit dem aggressiven Antikommunismus, der noch den des NS in den Schatten stellte (Kinder von Kommunisten wurden da teilweise gleich mit massakriert, weil sie "kommunistische Muttermilch" getrunken hatten- kein Witz), dem spanisch inspiriertem Rechtskatholizismus und dem Putsch des Militärs.
Das neoliberale kommt in Chile zB dann dazu, da wird meines Wissens als erstes die paternalistisch-patriarchale Landordnung wiederhergestellt. In den Industrien sieht das anders aus, da herrscht dann ziemlich fix der Beutekapitalismus, das liegt aber meines Erachtens eher dadran, dass Industriearbeiter eh alles Kommunisten sind und die muss man niedrig halten, sonst mucken die auf.

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Zumindest ist das, und hier greife ich ausnahmsweise mal Nolte auf, etwas Anderes als "Der Faschismus in seiner Epoche". Wobei ich selbst es in der Faschismustheorie vor allem mit Poulantzas halte.

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1 : 0 für Che
Da ich hier schon namentlich erwähnt wurde auch noch mal mein Senf.

@Wenn der Herold von "links" spricht meint er entweder moskauorthodoxe Kommies oder eine Art von besserwisserischer, moralinsaurer Salonmarxistenlinker, die Du schon gar nicht mehr kennengelernt hast. Schwerpunkt Siebziger bis etwa 1985.

Hat er gerade selbst bewiesen, und nicht die blasseste Spur einer leisen Ahnung, wie die undogmatische Westlinke drauf war und ist.

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Zu erwähnen ist auch immer noch
dass in der DDR taz lesen verboten war, die galt dort als "Hetzblatt". Oder dass der MSB mal für eine Uniparty warb mit "Könnt Ihr Euch einen verliebten MSBler vorstellen?", denn das waren echte Parias. Ich muss ja zu meiner Schande gestehen, schon mal mit einem Burschenschafter ins Bett gestiegen zu sein, aber ein gemeinsames politisches Bett mit den Spackos hat es nie gegeben.

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Echt? Und Du bist nicht zum Bierschwamm geworden?

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Nee, aber der Konservatismus von dem war dann doch zu heftig. Also einerseits ist es schön, von Männern richtig hofiert und mit Respekt und Höflichkeit behandelt zu werden, wie das in unseren linken Kreisen ja gänzlich unbekannt ist. Aber das Weltbild, das dahintersteht war dann letztendlich einfach nicht meines. Den MSB habe ich an der Uni allerdings gar nicht mehr erlebt, schon aber noch im Oberstufen-Alter. Die wilden linken Zeiten, das war für mich so zwischen Conny und den letzten großen Kurdistan- und Bosnien-Flüchtlingssoliaktionen, also 1989-96.

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Bei mir ist der Zeitrahmen ein Anderer. Das ging so 1982 los und plätscherte 2002-2004 allmählich aus. Aber auch 1982 waren die MSBler, wie Du selbst sagtest Parias. Die DKP war anfangs in manchen Bündnissen noch mit dabei. In den Bereichen, in denen ich aktiv war spielten die aber nie eine Rolle. Also außer jetzt als Mitorganisatoren der großen Friedensdemos natürlich. Ich erinnere mich noch an eine ASTA-Sitzung Ende der 80er, als ein SHB-Typ voll Stolz meinte: "Ihr Autonomen mögt ja auf Mobilisierungsebene viel erreicht haben, aber immerhin stehen wir im Verfassungsschutzbericht!", und darauf erwiderte einer von uns: "Wir auch. Nur in einer anderen Rubrik. Da, wo auf der Landkarte Blitze gezeichnet sind."

Kinder, waren das Zeiten;-)

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So ganz unrecht
hat der Herold aber trotzdem nicht, selbst wenn hier anwesende Linke sich diesen Schuh nicht anziehen. Die Auffassung, die Dädärää wäre (trotz gewisser systemischer Unzulänglichkeiten) irgendwie das moralisch bessere Deutschland (weil weniger Kontinuität zum NS-Staat und so), ist mir in den 80ern nicht nur von irgendwelchen Ultras präsentiert worden. Das war bei der SDAJ beispielsweise gängige Meinung, selbst von Jusos oder zum Teil eher diffus-undogmatischen Linken habe ich ähnliches noch im Ohr.

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Das mag ja sein
Aber er behauptet, jedwede Linke hätte das damals vertreten, außer ganz marginalisierten Gruppen. Aber das, was von Mitte der 80er bis weit in die 90er die Hauptströmung der linken Mobilisierungen für Kampagnenarbeit, Demos, Aktionen ausmachte, das war eine Art Dauerbündnis, das vom linken Flügel der damaligen Grünen, so Leuten wie Ebermann, Trampert, Ditfurth bis hin zu Autonomen und Antiimps reichte, und da kamen die DKP-Nahen und auch die Jusos einfach nicht drin vor, DGB schon. Und ich würde in der Tat sagen, dass dieses durch die damalige Alternativszene auch lebensweltlich verbundene Spektrum zu diesem Zeitpunkt die eigentliche Linke in Deutschland darstellte.

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Die Polemik des Kumpels mag ja witzig sein
aber zur Kaputtmach-Fraktion gehörtet Ihr ja eher nicht (oder ich nicht, wo ich dabei war). Das, was Anarchos, Graswurzel, Autonome, FrauenLesben, Antiras in punkto Volkszählungsboykott, Antifanotruf, Flüchtlingssolidarität usw. gemacht haben (oder Stadtteilarbeit, wo der Häuserkampf ja nur die spektakuläre Seite von Communityarbeit war) müsste anders gewürdigt werden. Was Du selbst in "was heißt hier eigentlich autonom" geschrieben hattest oder was Cassandra zum Thema "vorbildliche Bürgerbewegung" meinte bietet da einen besseren Ansatzpunkt. Einen, bei dem Zivilcourage im Mittelpunkt steht.

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Da hast Du völlig Recht
aber es ist schwer, eine Grenze zu ziehen. Lieblingsbeispiel: Ein Genosse holte abends von der Tanke Bier und wurde wegen seines Antifa-Aufnähers gefragt, ob er im Dienst sei. Die Antifa wurde von ganz normalen Leuten also als eine Art legitime Bürgerwehr wahrgenommen - korrespondiert ja auch mit Parolen wie "Wir sind der Verfassungsschutz von links". Ich bin ja auch weniger ein Befürworter von Gewalt als vielmehr jemand, der sich gegen diesen Zwang, sich ständig im Vorhinein von Gewalt distanzieren sollen, der definitiv spalterisch eingesetzt wurde wehrt. Und letztendlich hat die Vorstellung, sich jetzt-hier-sofort im Alltag für bürgerschaftliche Interessen außerhalb von Institutionen und Hierachien stark zu machen, von der Aktion Mensch bis zum Russell-Tribunal Berührungspunkte mit autonomer Politik. Klingt jetzt vielleicht etwas hergesucht, meine ich aber ernst.

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@che, 22 Uhr 25:
Dass jeder den von ihm selbst beobachteten Teilausschnitt für signifikanter hält, ist im Prinzip ja auch völlig in Ordnung. Mir wären damals vielleicht bestimmte Teile Deines politischen Umfelds auch nicht unbedingt als "die eigentliche Linke" in Deutschland erschienen.

Aber dafür sind solche Diskussionen ja auch da, dass man seine bisherigen Koordinaten nachjustieren kann - sofern einem das Stichwort "Intersubjektivität" im Zusammenhang mit Erkenntniszugewinn was sagt, was ich beim Herold manchmal bezweifle. Ich als bekennender Keinlinker frag mich ja manchmal, was den guten so traumatisiert haben könnte - musste er als Steppke vielleicht mal mit der AWO-Kinderlandverschickung mitfahren? Hat man dann dort seinen "Junge Union"-Button im Gepäck gefunden und ihn dann unter der Dusche mit nassen Handtüchern traktiert? ;-)

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Ich meinte mit "die eigentliche Linke" ja auch nicht bestimmte Teilgruppen (Die Autonomen im engen Sinne von Operaisten sind z.B. eine winzige, aber theorieprägende Fraktion), sondern das Gesamtspektrum, das sich auch mit "Neue soziale Bewegungen" beschreiben lässt, plus DGB-Basis (also nicht Funktionärskörper, sondern die Leute, die sich da auf Bündnis- oder Stadtteilebenen engagiert haben).

Herold oder auch Lebemann, den ich schätze und nicht mit ihm in einem Atemzug nennen würde, aber ebenfalls aus meiner Sicht seltsame Wahrnehmungen der deutschen Linken thematisiert müssen schon für sich selber sprechen.

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Was ist eigentlich falsch daran, der DDR ein gutes Maß an Antifaschismus zuzugestehen? Sicher hatten die ein unzulängliches Verständnis vom NS, so nach Dimitroff, wo Ideologie und Shoa kaum eine Rolle spielte. Aber ernst genommen haben die ihren Antifaschismus durchaus, und dass die Entnazifizierung dort ernsthafter betrieben wurde als im Westen, stimmt schon. Man muss absolut kein DDR-Fan sein, um das festzustellen.

Dass sich die Bevölkerung auch in diesem Punkt großteils die Staatsdoktrin nicht zu eigen machte, kann man den Realsozialisten schlecht vorwerfen. Höchstens, dass sie, um den Schein der Einheit von Staat, Volk und Partei zu erhalten, reaktionäres und auch faschistisches Denken lieber totgeschwiegen haben, als sich damit auseinanderzusetzen.

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die SED hielt sich mit der NDPD immerhin eine Blockpartei zur Integration von kleinen Nazis, Ex-Wehrmachtsoldaten und ehemaligen DNVP-Mitgliedern (unter Leitung von extra dazu abkommandierten SED-Altkadern) und speziell nicht-linientreue linke AntifaschistInnen hatten um 1950 herum ziemlich zu leiden (Alfred Schmidt, Oskar Hippe, Willi Jellinek um nur einige zu nennen) ... ansonsten war die Bündnispolitik der DKP formell bis in die 1990er an der Düsseldorfer These 41 ausgerichtet, wonach es keine Zusammenarbeit mit maoistischen, trotzkistischen, anarchistischen etc. Kräften geben dürfe (die Basis war da zuweilen pragmatischer) ... in Hamburg gab es in SDAJ-Kreisen den Spruch "erst zuschlagen und dann fragen, ob er vom KB ist"

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SED, die große Freundin der kleinen Nazis
Hieß sie bei Alt-KPDlern, die in den 40ern nicht in die SED eintreten wollten.

In den Bündnissen, in denen ich so dabei war, kooperierten erst Grüne, Falken, Liberale Demokraten, Demokratische Sozialisten, BWK, MLPD, Devrimci Yol, Volksfedayin Iran, Liga der Werktätigen Kurdistans-Kumalah und Autonome. Später gab es dann so Antifabündnisse aus DGB, IGM, Falken, Grünen, ASTA und Autonomer Antifa (und ich war als sozialrevolutionäre Einzelperson Kassenwart, weil keinem Partikularinteresse verbunden), wo die Jusos sporadisch mitmachten, sich aber schnell wieder verabschiedeten. Das war mit denen immer so: Jeder linke ASTA wurde von den Jusos innerhalb seiner Amtszeit wieder aufgekündigt, weil man einerseits die eigene "Regierungsfähigkeit" demonstrieren, andererseits nicht dauerhaft mit "Extremisten" zusammenarbeiten wollte. Ich habe die als reinen SPD-Parteikarriere-Aufstiegsverein kennengelernt.

Und dann gab es eine Grün-Alternative Liste (GAL), die aus Trotzkisten, Autonomenund Antiimps bestand, und eine Alternative Liste (AL) aus KBlern und MGlern, sowie eine von Spontis gebildete Wahrhaft Alternative Hochschulliste (WAHL) und eine anarchistische Liste ohne lästige Ansprüche (LOLA).


Die Antifa (M) war ursprünglich aus dem Scheitern eines der großen Antifabündnisse hervorgegangen. In de 90ern gab es dann das Antifabündnis zweimal: Einmal mit der (M), einmal ohne sie. Zwei verschiedene Antifademos in der gleichen Stadt mit zwei verschiedenen Schwarzen Blöcken;-)


Sehr schlagkräftig war dann hingegen die nur fünfköpfige Antifa Südkurdistan: Als eine Palästinagruppe in Bremen eine Diskussionsveranstaltung mit Vertretern des Saddam-Regimes durchführen wollte und die Antifa Südkurdistan kündigte ihre Teilnahme und scharfe Kritik an, wurde die ganze Veranstaltung abgesetzt und die Referenten im Irak gelassen, weil man Angst bekam.

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"Die Antifa (M) war ursprünglich aus dem Scheitern eines der großen Antifabündnisse hervorgegangen. In de 90ern gab es dann das Antifabündnis zweimal: Einmal mit der (M), einmal ohne sie. Zwei verschiedene Antifademos in der gleichen Stadt mit zwei verschiedenen Schwarzen Blöcken;-)"

Ja, das war groß.
Genauso groß war es, wenn der SB gleich in doppelter Ausführung auftauchte.

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Und dann gab es noch Gruppen, die wechselweise oder gleichzeitig in beide konkurrierenden Antifabündnissen mitmachten;-))

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in HH lief das vor 15-20 Jahren eher so ab, dass es "das Bündnis" (ob Antifaschistische Koordination, HBgRF, irgendwelche themenbezogenen Allianzen ohne grosse Dauer, etc.) gab und diejenigen, die nicht dabei waren, die SAG ist 1993/94 einmal mit dem Versuch ziemlich auf die Nase gefallen, ein "eigenes Bündnis" zu gründen, weil sie nur (nicht funktionierende) Vorfeldorganisationen und eine Handvoll bisher im Antifabereich in HH kaum aktiver Gruppen (DFG-IdK, DIDF-Jugend, lokale Jusogruppen, wenn ich mich richtig erinnere) an den Tisch bringen konnte ... ansonsten ist meine Erfahrung von damals wie heute, dass es immer essentiell war, dass es in einem Bündnis "integrierend wirkende" Gruppen gab, was häufig weniger programmatisch als eher menschlich bedingt war ... in HH waren das Anfang der 1990er bspw. BWK und die AG/R (letztere spielt m.W. diese Rolle noch heute)

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Uuuups, meine Hamburg-Wahrnehmung ist stark durch Antiras geprägt, die sich selbst als Antideutsche verstanden, aber ganz anders geprägt waren als die Hurra-Israel-ADs, den Hafen, die Rote Flora und die FC St.Pauli Fans.

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die gehörten (wenn ich die gleichen meine, denke ich), eher zu denen, die nicht "im Bündnis" waren ... und zu dem Teil der "Szene", welche sich kaum dafür interessierte, was am Stadtrand so abging ... wobei damals die Bezeichnung "Antinationale" gängiger war

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Jetzt kommen wir dem Thema so nahe, dass man darüber nicht mehr öffentlich plaudern sollte. Ist besser so.

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ok!

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Ok, das hier zu SED und NDPD gesagte ist schon richtig, über den von beiden Seiten geteilten Nationalismus ließen sich da gut Brücken schlagen. Aber ich denke schon, dass die Kontinuitäten zur NS-Zeit im Westen stärker waren als im Osten, sowohl personell (s. http://de.wikipedia.org/wiki/Entnazifizierung#Sowjetisch_Besetzte_Zone_.28SBZ.29) als auch programmatisch (so wurde z.B. der 8. Mai in der DDR immer als "Tag der Befreiung", nie als deutsche Niederlage verhandelt).

Mich nervt wahrscheinlich am meisten, dass der unzureichende Antifaschismus immer wieder von Leuten gegen die DDR in Stellung gebracht wird, für die die viel stärkeren Nazi-Kontinuitäten im Westen nie ein Argument gegen die BRD darstellten. Aber das ist wohl auch deshalb so einfach, weil die DDR da ihren eigenen Ansprüchen nicht gerecht geworden ist. Das Problem hatte die BRD nicht, die hat sich ja nie (jedenfalls bis rot-grün) als antifaschistisch verstanden.

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Der Osten hat im Bezug auf den NS einfach seine eigene Justiz ernster genommen als der Westen.

Im Westen war 1955 in den allermeisten Fällen auch lebenslange Haft vorbei, und was an verhängten Todesstrafen nicht noch von den Allierten quasi sofort vollstreckt worden war wurde schon vorher in Lebenslänglich umgewandelt.

Und so kommt man dann als Teilnehmer einer baltischen Massenerschiessung spätestens 1955 wieder auf freien Fuss. Na ja, wenn 1000 Jahre Reich nur 12 dauern ist es fast schon klar, dass 1955 das alles längst vergessen sein muss. Da ticken dann im Westen die Uhren & Kalender mal anders.

Wieso konnte eigentlich in den 90ern so etwas Unsägliches wie der Rudof-Hess-Gendenkmarsch unbehelligt durch staatliche Organe stattfinden?
Und warum kann noch in den "00ern" (kennt jemand einen besseren Ausdruck?) die NPD "Ruhm und Ehre für die waffen SS" skandieren, ohne dass da juristisch was hinterherkommt? Verdammtes Ei, im Grundgesetz werden die NSDAP und all ihre Gliederungen und Untergliederungen zu verbrecherischen Organisationen erklärt (Artikel 139 übernimmt die Allierten Kontrollratsvorschriften) und als ich das letzte Mal nachsah war die Waffen-SS Teil der SS, die wiederum Gliederung der NSDAP war und damit sollte so ein Müll doch bitte den Paragraphen 129/129a erfüllen und man könnte denjenmigen, der die Demonstration angemeldet hat zur Verantworung ziehen, denn das geht soweit ich weiss bei Straftaten, die aus einer Demonstration heraus begangen werden.

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"Der Osten hat im Bezug auf den NS einfach seine eigene Justiz ernster genommen als der Westen."

Das ist natürlich eine glatte Verhöhnung der politischen und historischen Realität. Die DDR (und ihr Vorgänger) hat ihre polit. und Klassenfeinde abgeurteilt ...
... sofern sie zu dolle aufgefallen waren und nicht nützlich für die neuen Machthaber waren.

In der ersten Volkskammer war die größte Fraktion die der NSDAP, wohl rd. 40% der DDR-Parlamenarier hatten eine NS-Vergangenheit und die Renommier(Humboldt-)Uni hatte bis Mitte der 60iger Rektoren mit NSDAP-Parteibuch ... die waren so schön gefügig.

Die ersten Massenerschießungen und Deportationen im Baltikum haben 1940 stattgefunden. Von denen ist kein einziger verurteilt worden. Und diejenigen, die ein paar Jahre Vollpension im Hotel Lux gebucht hatten, wären gar nicht auf den Gedanken gekommen, den Terror, den sie erlebt haben anzuklagen oder gar die Mörder ihrer Freunde und Verwandten abzuurteilen.

Aber zum Verständnis, da @cassandra den Sinn und das Wesen von "Organen" in sozialist. Staaten nicht verstanden hat:
Diese waren der geronnene Wille der Partei. Folglich konnte "die DDR" auch nicht ihre Justiz "ernst" nehmen, da sie ja nicht selbständig-rechtsstaatlich agierte. Das können Historiker klären aber ich vermute, daß "Verfahrensfehler" oder "Verjährung" höchst selten und nur in unbedeutenden Fällen eine Rolle spielten.

Wenn also bspw. Gregor G. die Verteidigung von Dissidenten übernahm, konnte er sich nicht auf eine "ernstzunehmende" Justiz verlassen, sondern nur auf den Wunsch der Partei und seinen Einfluß auf diesen (Sonst hätte seine Mandanten ja jeden x-beliebigen Rechtsanwalt nehmen können).

P.S. die undogmatische Westlinke
Wer ist das denn ? Natürlich ist es schön zu sagen "Wir sind nicht moskauhörig und stehen für die guten Dinge im Leben" aber wie hat sich das denn (polit.) artikuliert ? Ich kann mich an keine einzige Forderung erinnern, die Veranwortlichen für den xenophoben Polizeistaat DDR nun mal auch nur zu benennen ... im Gegenteil: "In Treue fest" begann das Verschweigen schon wenige Monate nach dem Fall der Mauer.

"Undogmatisch" scheint mir eher ein kultureller Begriff zu sein, der einem die entsprechenden Wohlfühlgewinne sichern soll.

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"Verfahrensfehler" oder "Verjährung" höchst selten und nur in unbedeutenden Fällen eine Rolle spielten."

Ich bin lebhaft dafür, bei bestimmten Delikten die Verjährung zu streichen, da es zynisch gegenüber den Opfern von Verbrechen ist zu sagen "pech gehabt, 3 Monate zu spät".
Mord, Völkermord, Vergewaltigung etc dürfen nicht verjähren.
Verfahrensfehler? Fast so schön wie "nicht zurechnungsfähig".

Die BRD nimmt ihre eigene Justiz nicht mehr ernst. Wir haben einen Justizdiskurs, der sich selbst ad absurdum führt. Schau mal nach, was thereotisch auf Kindstötung steht und was da praktisch bei rauskommt.
Ja, hier fordert eine Linke gerade die harte Linie gegen Kriminalität. ich kann mit den Lachern übrigens leben- nicht aber mit schreiener Ungerechtigkeit und Inkonsequenz.

!"Das ist natürlich eine glatte Verhöhnung der politischen und historischen Realität. Die DDR (und ihr Vorgänger) hat ihre polit. und Klassenfeinde abgeurteilt ..."

Ich habe hier von Kriegsverbrecherprozessen geredet und dabei hat sich die BRD nun wirklich nicht mit Ruhm bekleckert. Wie bitte kann den eine ursprüngliche Todesstrafe nach 10 Jahren abgesessen sein?
Das es in der DDR politische Justiz gegeben hat habe ich nie bestritten.
Aber auch in der BRD war der illegale Grenzübertritt ("Republikflucht" im DDR-Jargon) eine Straftat für die übrigens Herr Dr. Kohl mal beinahe festgenommen worden wäre. Der Gute hatte Grenzpfähle zur Republic Francais entfernt, also auch noch Sachbeschädigung.

Du siehst, lieber Herold, man darf auch in der BRD nicht alles machen, was man so politisch fordert. Und wenn man's tut muss man die strafrechtlichen Folgen einkalkulieren.

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Moment, was soll der ganze Unsinn denn eigentlich?

Die DDR hatte ein Problem mit der neuen Rechten. Nur daß das der BRD nicht wirklich kleiner war verschlimmberssert hier gar nichts.

Und nach der Vereinigung von BRD und DDR wurde die Summe dann größer als seine Teile, sprich: Rostock-Lichtenhagen.

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Schön, einen law-order-faschFetischisten zu treffen.

Dumm nur, daß der sozialistische oder "linke" Justizdiskurs Verjährung, mangelnde Zurechnungsfähigkeit, etc. als integrierten Bestandteil des liberalen Rechtsstaates definierten. Zu letzterem Punkt gab es doch literarisch z.B. Truman Capote.

Was soll denn die "Neue Rechte" der DDR gewesen sein und wie soll die gesellschaftlich ge- und überlebt haben angesichts der praktisch kompletten Kontrolle des öffentlichen und - via Spitzel - privaten Lebens ?

P.S. *hups*

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Für mich und mein Umfeld stellte sich das mit der TäTäRä ungefähr wie folgt da:

– In der DDR würden wir allesamt im Bau sitzen.

– Und wenn es hart auf hart kommt, würden sie (die Stalinisten) uns auch erschiessen.

Wir waren ja alle ziemliche Anarchos, und diejenigen, die Kommunisten waren, waren auch eher Anarchokommunisten. In jedem Fall alles sehr libertäre Gestalten.

Meine Lieblingsanekdote aus der Wendezeit: Am 18.11.89 stand ich in Göttingen in der Nähe des Weender Tores und verteilte Flugblätter. In der Nacht zuvor war eine Genossin bei einem Polizeieinsatz ums Leben gekommen, Che berichtete hier schon einmal davon.
Ich stand da also in der Eiseskälte, da hielt ein Trabbi neben mir und ein Ehepaar stieg aus. Mitte fünfzig, ganz normale DDR-Bürger, wie mir schien. Ich gab denen mein Flugblatt und dachte, die Reaktionen werden so sein, wie bei deren Landsleuten die ich bis dahin an diesem Tag traf: Flugblatt wegschmeissen und fragen, wo man dies und das kaufen könne.
Die reagierten aber ganz anders: Sie lasen, schauten mich an und sagten: "Wir haben unsere Arschlöcher abgesägt, jetzt müsst ihr dassselbe schaffen."
Die hatten es kapiert. Und ich musste noch oft an diese Leute denken.

Was mangelnde Kritik der Westlinken an den DDR angeht:
Warum hätten wir als Westlinke nach der Wende über die tote DDR herfallen sollen? Wir waren damals in einem reinen Abwehrkampf gegen die neuen Nazis und hatten wahrlich besseres zu tun. Oder hätten wir den linksradikalen Ossis (darunter genug ehemals Inhaftierte) mal ganz besserwessimässig erklären sollen, wie man mit der Vergangenheit umzugehen hat?
Ansonsten war ich damals der Meinung und bin es heute noch: Eine Aufarbeitung der Geschichte da drüben ist Sache der Leute da drüben. Und eine Aufarbeitung der Geschichte der Linken ist Sache der Linken.

Man sollte aber auch bei allem bitte nicht vergessen, was in der Zeit im Osten abging. Ich weiss von besetzten Häusern in der Zone, die gemeinsam von VoPos und ehemaligen Stasi-Knast-Insassen verteidigt wurden. Da ging es teilweise ums nackte Überleben.

Apropos Zone: Wie hiess eigentlich noch mal dieses kleine linke Ostblatt in DIN A5 in dem Anfang/Mitte der Neunziger z.B. das Jolly-Jumper-Papier zur Organisationsdebatte drin war?

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Richtig, die "Linke" der DDR saß im Gefängnis ...
... und die deutsche (autonome) Linke bekämpfte die vielen nicht vorhandenen Nazis und skandierte "Deutsche Polizisten, schützt uns vor Faschisten" ... a bisserl Realismus würde gut tun. ;-)

Die "Leute da drüben" konnten überhaupt keine "Aufarbeitung" durchführen, weil ihnen sämtliche Machtmittel verspert waren: Die (westdt.) Konservativen hatten kein Intersse an "Ideologiekampf", sondern wollte Geschäfte machen und die (ostdt.) Intelligenz hatte den Kopf tief und zwar ganz tief im Popo der Partei. "Medial" gefördert wurden die Intellektuellen, die mit den Nachfolgern ganz gut konnten und der ostdt. Journalismus hat ganz dezent weggehört, wenn die Bevölkerung "grummelte".

Und genau dieses "mangelnde Aufarbeiten" führt eben auch dazu, daß Rechte sich in Ostdeutschland fühlen können wie die Fische im Wasser: Da man seine linken Kumpel nicht mit Fragen nach Polizeistaat, mangelnder Liberalität, nach Schwedt und Bautzen oder nach "Fidschis" quälen wollte, hat man eine "links regierte" Gesellschaft Ostdeutschlands, die rechts-reaktionär ist, daß die Schwarte kracht. Bei der Landtagswahl in M-V wurden Umfragen bekanntgegeben, nachdem sich 51% der (Wahl-)Bevölkerung mit wesentlichen Teilen des NPD-Programms identifiziert ...

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In der Zeit, von der Tuc spricht, haben ziemlich oft Polizisten und Nazis uns Seite an Seite verprügelt, oder Beamte des Zivilen Streifenkommandos grinsend zugeguckt, wie Neonazis Schwarze verprügelt haben und das über Funk mit "Ein farbiger Mitbürger betritt die Disco. Bin gespannt, wie er wieder rauskommt.... Aus der Disco wurde ein Notarztwagen bestellt." kommentiert, ohne einzugreifen. Die Antifa war damals die einzige Kraft, die Göttingens Straßen für Linke, Punks, Skatboardfahrer, Ausländer und Lesben wieder sicher machten. Noch Ende der 1990er gab es einen Prozess, dem eine Verabredung von Kriminalbeamten und Neonazis zur Fälschung von Beweismitteln zu Grunde lag, um Linke in den Knast zu bekommen. Dummerweise hatte der Hauptangeklagte Hans Eichel als Alibizeugen.

@"P.S. die undogmatische Westlinke
Wer ist das denn ? Natürlich ist es schön zu sagen "Wir sind nicht moskauhörig und stehen für die guten Dinge im Leben" aber wie hat sich das denn (polit.) artikuliert ? Ich kann mich an keine einzige Forderung erinnern, die Veranwortlichen für den xenophoben Polizeistaat DDR nun mal auch nur zu benennen ... im Gegenteil: "In Treue fest" begann das Verschweigen schon wenige Monate nach dem Fall der Mauer.

"Undogmatisch" scheint mir eher ein kultureller Begriff zu sein, der einem die entsprechenden Wohlfühlgewinne sichern soll." ---- Hier wurde zigmal gesagt, wer die undogmatische Linke war/ist. Das Spektrum, das vom heute nicht mehr vorhandenen Ditfurth/Trampert/Ebermann-Flügel der Grünen über Gruppen wie Robin Wood, Gewaltfreie Aktion/Grasswurzelrevolution, FrauenLesbenzentren, Öko- Welt- und Buchläden, alternative Stadtteilzentren usw. bis hin zu Autonomen und Antiimps reichte. Das Spektrum, das die Anti-AKW-Demos, Hausbesetzungen, Volkszählungsboykotte, Antifa- und Flüchtlingssolidaritätsaktionen gemacht hat. Nur innerhalb der Friedensbewegung hatte man Berührung mit dem DKP-Spektrum, sonst waren das zwei komplett verschiedene Parties.

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bleibt anzufügen, dass es innerhalb der radikalen BRD-Linken einige Menschen gab, die ziemlich viel riskiert haben, um anarchistische, trotzkistische oder linkssozialistische GenossInnen v.a. in Polen aber auch in der CSSR und in der DDR zu unterstützen, so waren in der zweiten Hälfte der 1980er einige der halblegalen Umweltbibliotheken in der DDR relativ gut mit aktueller linker "Westliteratur" versorgt ... nur hat niemand das aus einsichtigen Gründen an die grosse Glocke gehängt ... und dann gab es ja auch die "Sektion DDR der KPD/ML" ... ach so, die Solikampagnen mit bspw. Biermann oder Bahro (die beide leider irgendwann nach rechts gingen) gingen auch nicht von der FDP oder der IGfM aus

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"hat man eine "links regierte" Gesellschaft Ostdeutschlands, die rechts-reaktionär ist, daß die Schwarte kracht"

Und da kommst du, wahrscheinlich unabsichtlich, zum Kern des Problems: "rechts" hat Wurzeln und fällt nicht vom Himmel.
Der beste Schutz gegen rechts ist selber Denken. Und darin hat die DDR ihre Bürger nun wahrlich nicht trainiert. Und deswegen ist die DDR nicht wirklich lnks gewesen.
Der Teil der Linken, die ich als "undogmatisch" oder "neue Linke" oder wie auch immer bezeichne, war ein höchst individueller Haufen, der Autoritäten hinterfragt hat. "Der 37. Parteitag hat festgestellt..." war einfach kein Argument.

Ansonsten bin ich leider zu jung um ernsthaft Leute "von drüben" gekannt zu haben oder dir sagen zu können, wo bitte sich die Leute die dann Anfang der 90er in Hoyerswerda dermassen randaliert haben, versteckt hatten.

Und das es hier im Westen keine Nazis gegeben habe ist ein Gerücht- leider. Ich habe als 13jährige eine Schulhofprügelei riskiert weil Seppen aus den oberen Klassen sich mit Hitlergruss begrüßen mussten. Kam dann (zum Glück!) nicht dazu weil der große Bruder meiner besten Freundin vorbeikam.

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Von unseren Kontakten zu DDR-Autonomen, die dort aber Blueser hießen und dem Heldendenkmal, das die zetrümmert haben war hier oben auch schon die Rede, und dass dies einem Genossen eine Stasi-Akte eingebracht hatte, die bis heute in Moskau unter Verschluss gehalten wird. Eine Ergänzung noch, Entdinglichung, zu den HamburgerInnen und Bündnissen: Man kann durchaus bündnisorientiert sein, ohne irgendetwas mit den Gruppen in der eigenen Nachbarschaft zu tun zu haben. Stichworte Netzwerk Antirassismusgruppen, Flüchtlingsräte, Pro Asyl, weltweite Kooperation soziale Zentren....

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"Schön, einen law-order-faschFetischisten zu treffen."
Na ja, so würde ich mich nun nicht bezeichnen. Aber danke für's Kompliment :)

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@Herold: "Die DDR (und ihr Vorgänger) hat ihre polit. und Klassenfeinde abgeurteilt ..."

Das macht die BRD auch, auch wenn sie erst bei Handlungen und nicht schon bei Worten einschreitet. Aber die kann auch auf viel größere Zustimmung in der Bevölkerung bauen. Und wenn die Staatsfeinde mal nicht mehr marginal, sondern tatsächlich bedrohlich sind (oder so gesehen werden), wird genauso hart zugeschlagen. Ist kein Argument für die DDR, aber gegen die glorreiche Alternative BRD.

Im Übrigen gehörten zu den "polit. und Klassenfeinden" eben auch ne Menge Nazis, die wurden auch politisch verfolgt. Manchmal durchaus mit brutalen und willkürlichen Mitteln, und eben keineswegs nur Nazis. Aber irgendwie muss man sich auch mal entscheiden, ob man der SBZ/DDR nun die furchtbare Verfolgung der alten Funktionsträger oder die Integration derselben vorwerfen will.

"wohl rd. 40% der DDR-Parlamenarier hatten eine NS-Vergangenheit"

Hast du dafür mal ne Quelle?

"Ich kann mich an keine einzige Forderung erinnern, die Veranwortlichen für den xenophoben Polizeistaat DDR nun mal auch nur zu benennen ..."

Und was wäre damit gewonnen? Genauso wenig wie damit, die Verantwortlichen für den xenophoben Polizeistaat BRD zu benennen. Kritische Auseinandersetzungen mit beiden kannst du aber in der Linken gewiss finden.

Und wenn das bürgerliche mit dem realsozialistischen System und dessen Vertretern abrechnet, kann man sich da als Linker nicht vernünftigerweise auf eine der beiden Seiten Stellen.

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@cassandra: "Ja, hier fordert eine Linke gerade die harte Linie gegen Kriminalität."

Wenn du schon einen der reaktionärsten Diskurse dieser Zeit (die lasche deutsche Justiz, die Kindermörder mit Samthandschuhen anfasst) hier breittreten musst, dann sei doch nicht auch noch stolz darauf. Zum lachen finde ich da gar nichts.

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Hier erfährt man etwas über Neonazis, die schon in der DDR, wenn auch in ihrer Agoniephase aktiv waren:

http://www.sowi-online.de/methoden/dokumente/film-fallrekonstruktion-koenig.htm


http://www.ciao.de/Die_Abrechnung_Aufbau_Hasselbach_Ingo__Test_2283287

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Sorry Earendil, aber ich las vor ca 2 Monaten auf Seite 7 des Regionalkäseblättchens meiner Schwiegereltern, dass ein Polizist, der seine Stieftochter so lange verprügelt hat bis sie tot war mit einem blauen Auge davonkam. Sonst stand das nirgends.
Da kann ich nur kotzen, tut mir leid.

Denn der ganze linksfeminsitische Diskurs um Vergewaltigung ist so lange an der Realität vorbei, wie wir es nicht schaffen, uns auch mal zu einer Sanktion durchzuringen.

Und da ich eigentlich gegen die Todesstrafe bin, sowohl aus pragmatischen (Justitirrtümer sind so final) als auch aus ethischen Gründen, bleibt nur Gefängnis.

Meinen "Missbrauch" (Anführungszeichen, da es a) keinen Gebrauch gibt, b) keine Vergewaltigung vorlag) deckt übrigens kein Gesetz ab. Pech gehabt.

Bevor du Leuten reaktionär-sein vorwirfst solltest du dich vielleicht überzeugen, dass du nicht mit Überlebenden redest, die einfach keinen Bock auf "Schwamm drüber" haben. ich bin ein hundsmiserables Opfer, ich habe nämlich keine Lust mehr zu Opfersein!
ich würde meine beiden Täter sehr gerne "in festen Händen" wissen.

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@Die BRD nimmt ihre eigene Justiz nicht mehr ernst. Wir haben einen Justizdiskurs, der sich selbst ad absurdum führt. Schau mal nach, was thereotisch auf Kindstötung steht und was da praktisch bei rauskommt.


@Wenn du schon einen der reaktionärsten Diskurse dieser Zeit (die lasche deutsche Justiz, die Kindermörder mit Samthandschuhen anfasst) hier breittreten musst, dann sei doch nicht auch noch stolz darauf. Zum lachen finde ich da gar nichts.

Zwischen beiden Positionen müsste eine Verständigung möglich sein. Die Tatsache, dass ein verhinderter Lynchmob an deutschen Stammtischen und Fernsehsesseln Kinderficker am liebsten in den Häcksler stecken würde und dieses Thema noch immer zu den verlässlichsten Hetzschlagzeilen bei Bild und Super Illu führt, und die Tatsache, dass die Strafmaße für solche Leute tatsächlich, nun ja, in vielen Fällen Anlass zu Bedenken geben. haben ja keine unmittelbare Berührung zueinander. Frag mal Frauen von Wildwasser oder Zartbitter, was die darüber denken.

Abgesehen davon war die "Vergewaltiger wir kriegen Euch"-Kampagne ja tatsächlich kurz davor, Selbstjustiz zu üben. Wobei ich die Frauen, die da nächstens mit Eisenstangen durch die Eilenriede patrouillierten ja dunnemals gut fand.

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Die objektive historische Aufgabe
der DDR war es, die Idee des Sozialismus so zu erledigen, dass kein Hund mehr einen Bissen Brot von ihr nimmt.

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kann mir mal jemand erklären, wie wir vom entführten Brot zu "Vergewaltiger, wir kriegen euch" bekommen sind?

Nörgler: hast recht.

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@ "Und wenn das bürgerliche mit dem realsozialistischen System und dessen Vertretern abrechnet, kann man sich da als Linker nicht vernünftigerweise auf eine der beiden Seiten Stellen."

Wie zum Beispiel der DDR-Skispringertrainer, der seine Sportkameraden der Stasi ans Messer lieferte, und dessen Abrechnung mit ihm darin bestand, ihn zum Bundestrainer zu machen.
Earendils Logik scheint nach dem Modell der doppelten Verneinung, die eine Bejahung bedeutet, zu funktionieren. Aber doppeltes Unrecht ist doppeltes Unrecht. Wenn Opfer der Nazis zusehen mußten, wie die Täter nicht nur unbehelligt blieben, sondern in der Fettlebe sich neu zu positionieren wußten, dann sollen gefälligst auch die DDR-Opfer in die Röhre gucken. Ist es das, was Du uns sagen möchtest?

Bei der üblen Sache, die hier Thema ist, die Frage "Und was wäre damit gewonnen?" zu stellen, ist unerhört! Die Frage, die Du Dir bitte mal stellst, lautet: Was ist verloren, wenn die Täter nicht zur Verantwortung gezogen werden.
Und wie wär's, wenn Du Dich vernünftigerweise auf die Seite der Opfer beider Seiten stellst? Welche Art von Linker bist Du?

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Übrigens besteht zwischen all diesen diesen Dingen durchaus ein Zusammenhang. Wenn Linkssein bedeutet, die Zustände zu beseitigen, die Menschen zu geknechteten, entrechteten, verächtlich gemachten, gequälten Wesen machen, gilt hier die Zentralperspektive "Keine Sekunde länger Opfer."

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Nichts ist verloren, wenn man Täter zur Verantwortung zieht. Ich muss die Frage, wie man bitte für bestimmte Dinge zur Verantwortung gezogen werden kann und was dann angemessen ist leider unbeantwortet lassen. Denn letztendlich würde das suggerieren, dass dananch alles irgendwie wieder in Ordnung sei. Und das ist leider eine Illusion.
Aber: man muss es trotzdem tun. Denn sonst werden immer wieder Übeltäter & Bösewichter mit dem Finger zurück zeigen und sagen "aber die habt ihr doch auch laufenlassen, das ist jetzt unfair".

Und das bezieht sich jetzt auf die NS-Zeit, die DDR, Vergewaltigung, Misshandlung und was weiss ich jetzt noch alles.

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@cassandra: Sorry, das tut mir leid; würde ich dich kennen, hätte ich das so gewiss nicht geschrieben. Allerdings hast du nicht deine persönliche Betroffenheit (oder die über den konkreten Fall) zum Ausdruck gebracht, sondern allgemein "die harte Linie gegen Kriminalität" gefordert und damit unterstellt, die gegenwärtige Justiz wäre nicht hart genug. Und dem kann man nur widersprechen. Nach dem Eindruck, den ich aus diversen Käseblättchen gewinne, kann man das keineswegs so generell behaupten. Über längere Haftstrafen, härteren Vollzug und Sicherheitsverwahrung wird ja nicht nur geredet, das wird auch längst praktiziert.

@Che: Lynchmob und Bürgerwehr werden mir nicht sympathischer, wenn sie links oder feministisch daherkommen. Wo das Strafbedürfnis der Hauptantrieb ist, ist der Vergewaltigungsdiskurs auf den Hund gekommen.

Und die Frauen von Wildwasser und Zartbitter - zweifellos ist ihre Arbeit wichtig, und ihnen kommt das Verdienst zu, Themen wie "Missbrauch", Misshandlung und Vergewaltigung aus dem Schatten der Familiensphäre in die Öffentlichkeit gezerrt zu haben. Aber leider sind oft auch und gerade sie Teil oder Protagonisten des Kinderschänder-Diskurses.

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@Nörgler: Wenn du dich auf der Seite des Rechtsstaats positionierst, schließt das aber auch dessen Unterlassungen ein. Krenz wurde wegen der Mauertoten verurteilt - dass das Schily oder Schäuble wegen der Opfer des EU-Grenzregimes passiert, ist undenkbar. Deswegen muss man kein Mitleid oder gar Solidarität mit Krenz zeigen, und wenn die Angehörigen von Maueropfern eine gewisse Befriedigung erfahren, ist das auch gut so. Kommt vielleicht auf die Perspektive an, aus der man die Sache betrachtet. Wenn Leute wie der Herold da rangehen, unterstelle ich, dass die nicht in erster Linie die Opfer im Blick haben, sondern den Triumph des guten Rechtsstaats über den bösen Unrechtsstaat abfeiern. Und dem kann man sich als LinkeR nach meinem Verständnis nicht anschließen.

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Earendil, aus Betroffenheit muss irgendwann mal was erwachsen. Mit der sprichwörtlichen Kerze in der Hand und ein paar Tränen in den Augen dastehen und sagen wie schlimm alles ist reicht mir einfach nicht mehr.

Ja, ich will härtere Strafen. Ja, ich will, dass "Opfer" das gute Gefühl haben, dass Solidarität mehr als nur ein schönes Wort ist, sondern dass daraus etwas folgt. Und das heisst gegenwärtig unter anderem, dass die Täter im Knast landen, und zwar bitte lange. Das gibt nämlich das Gefühl der Sicherheit- der oder die (ja es gibt auch Täterinnen) ist weggeschlossen und kann mir erst mal nix mehr tun. Ich bin sicher.
Das ist das äusserste an Strafe,was unsere Gesellschaftsordnung hergibt. Verbannung auf eine einsame Insel ist nun mal nicht mehr.

Ja, viele Täter sind auch Opfer. Weiss ich aus der eigenen Biographie. Aber von mir (oder anderen Überlebenden) zu verlangen, dass wir unsere TäterInnen so sehen ist hart auf der Grenze zur Rechtfertigung der Tat. Und das ist dummerweise Teil des Justizdiskurses momentan. Eigentlich war er das von Anfang an- mit der Genese des Gefängnisses als Teil der Moderne entwickelt sich auch die Frage nach der Pathologie des Verbrechens. Die Zurechnungsfähigkeitsfrage ist von Anfang an Teil des modernen Strafvollzuges.

Irgendwann muss jeder anfangen, die Verantwortung für sein Handeln zu tragen.

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"wohl rd. 40% der DDR-Parlamentarier hatten eine NS-Vergangenheit"
Hast du dafür mal ne Quelle?


Mal hier auf dem Blog nach "Christian von Ditfurth" suchen - da müßte ché dessen Buch "Ostalgie oder linke Alternativ" angegeben haben, wo dies thematisiert wird.
"Im Jahre 1965 waren so noch 53 Alt-Nazis Abgeordnete der Volkskammer, 12 Mitglieder und Kandidaten des ZK der SED, 2 Mitglieder des Staatsrates der DDR und 5 besaßen Landesministerposten. habe ich schnell er-google-t.

Jutta zu den undogmatischen Linken, finde ich deshalb so gut, weil sie blitzartig - ich glaube da firmierte man sogar noch als SED und war noch nicht SED/PDS - an einer pressekonferenz (u.a. mit Gysi ?) teilnahm und erklärte, das man "auf keinen Fall Berührungsängste" hätte. Für jemanden, der die BRD nach dem "Kessel von Hamburg" als Polizeistaat bezeichnete, zeugt dies zumindest von einer gewissen Flexibilität. Allerdings war mir Jutta lieber als Joschka und ich bedaure, daß sie nunmehr marginalisiert ist Bücher über Hildegard von Bingen schreiben oder Nina Hagen dekonstruieren muß.

@earendil: "Und dem kann man sich als LinkeR nach meinem Verständnis nicht anschließen."

Ich glaube, es war *Le Monde*, wo "definiert" wurde: "Politisch korrekt heißt`Nicht das eigene Lager angreifen´." Insofern war die (ausgebliebene) Reaktion nach dem Fall der Mauer a-b-s-o-l-u-t vorhersehbar. Luc Jochimsen bspw. hat ja bereits sehr früh angefangen, ostdt. Kritiker der DDR als Renegaten darzustellen. :-)

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@Cassandra, wieso der Gesichtspunkt der Sühne heute in der Justiz keinerlei Rolle mehr zu spielen scheint will mir auch nicht so recht einleuchten.

@herold: Nun, wir sahen das unter einem anderen Aspekt. Die Diktatur in der DDR war gestürzt, die SED schien sich stürmisch zu reformieren, und es war davon die Rede, dass eine Verfassungsgebende Versammlung eine neue gesamtdeutsche Verfassung ausarbeiten sollte, habe ich später Ende der 90er noch ein Seminar drüber gegeben. In the flash of this moment schien uns ein Neubeginn möglich - ein Deutschland, das teilweise auf einer Synthese beider Systeme (Sozialismus und Demokratie) und teilweise auf einer Beschreitung eines Dritten Weges basieren sollte. Zumindest als politische Forderung der Linken. Und aus der Position der Äkquidistanz zu DDR und BRD gedacht schien das auch logisch.

Wobei die klassisch autonome Position natürlich die ist, dass man gar nicht erst in Begriffen von Staatspolitik denken, sondern vor allem Sand ins Getriebe streuen sollte. Und Leute wie Meinereiner eierten kurzfristig zwischen beiden Positionen hin und her.

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@Che: Wie kommst du darauf, dass der Sühnegedanke keine Rolle mehr in der Justiz spielen würde? Scheint mir völlig abwegig.

@Cassandra: Tut mir leid, aber ich finde Strafbedürfnisse immer problematisch, auch wenn ich sie manchmal selbst teile. Und wenn die in den allgemeinen Ruf nach härteren Strafen umgesetzt werden, schon gar. Das mindeste wäre, dass man konkret sagt, wofür man härtere Strafen will, denn so fordert man auch härtere Strafen für Einbruch, Diebstahl und Sachbeschädigung. Aber auch so stellt sich die Frage: Was unterscheidet eigentlich dein/euer/unser Strafbedürfnis von dem des Todesstrafe-für-Kinderschänder-Mobs, außer dass gnädigerweise der Knast dem Galgen vorgezogen wird? (Ist ernstgemeint und stell ich mir ja ein Stück weit auch selber.)

Mit einem Verzicht auf die Frage der Zurechnungsfähigkeit wird's dann vollends unmenschlich und, ja, barbarisch. (Blöd formuliert, ja.)

Ist alles ein bisschen komplizierter, als hier geschrieben, aber für tiefschürfenderes hab ich jetzt keine Zeit. Insgesamt finde ich die Diskussion hier aber ziemlich schräg und scheinbar völlig unberührt von grundsätzlicher Kritik an Justiz und Knastsystem.

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@völlig unberührt von grundsätzlicher Kritik an Justiz und Knastsystem: Das durchaus nicht. Es kommt halt auf die Gewichtung an, etwa die Frage, wieso ein Totalverweigerer 16 Monate ohne Bewährung kriegt, ein Priester, der zwei Ministranten "mißbraucht" hat hingegen 12 Monate auf Bewährung. Dass bei einem Justizsystem, in dem Wegsperren billiger ist als Therapie und Zwangsarbeit stattfindet, obwohl es sie offiziell nicht gibt sehr vieles im Argen liegt, darüber werden wir uns wohl schnell einig.

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Angefangen hat es glaube ich damit, dass ich so in den webspace stellte dass Mord, Völkermord, Verewaltigung etc nicht verjähren dürfen und das die BRD ihre eigene Justiz nicht ernst nimmt. Von Kaugummidiebstahl war da noch nicht die Rede.

Das Problem an "Kritik an Knastsytem" ist, dass alles andere was ich mir vorstellen kann auch nicht besser ist. Ich bin für Vorschläge offen.
Und das wir letztendlich ein Sanktionssystem brauchen.
Vor endlos vielen jahren versuchte mir mal jemand zu erklären, es gäbe "soziale" und "politische" Gefangene. Miene erste Assoziation war, dass soziale Gefangene dann wohl leute sind, die Brot geklaut haben oder so. Weit gefehlt... das war jeder, der nicht "politisch" war. Meine Frage, ob das Ernst gemeint sei weil das kompletter Humbug ist (ich habe echte Schwierigkeiten, betrunkenes Autofahren mit Todesfolge als "sozial" zu bezeichnen)

Ich weiss, "gute Opfer" haben kein Rachebedürfnis. Rache ist eh böse, da steht man halt drüber. Wie gesagt: ich bin eine Fehlbesetzung in der Opferrolle. ich war relativ lange ziemlich gut in der Rolle und habe den Ausgleich gesucht, die Gründe verstanden und hatte sogar Mitleid. Vorbildlich, gelle?

Dieses "harte Kindheit"=unzurechnungsfähig determiniert Menschen, ihr "Schicksal" zu erfüllen. Ausbrechen, sich-frei-machen und SELBST entscheiden, was mit deinem Leben passieren soll, das, was eigentlich emanzipatorische Politik auszeichnen sollte, kommt da einfach zu kurz.
Ausserdem berechtigt es *mich*, dass, was ich erlebt habe, weiterzugeben. Und dieses Recht habe ich nicht. Niemand hat das Recht zu versuchen, Menschen zu brechen. Egal wie mitleiderregend siene Begründung sein mag.
Und ich halte Menschen für intelligent genug zu sehen, wenn sie Mist bauen und damit aufzuhören. Manchmal braucht man Hilfe, und dann soll man sie auch bekommen. Aber ein "mein Vater hat mich geprügelt, ich prügel mein Kind auch" ist nicht. Punkt. Das muss irgendwann mal enden.
ich sehe es eigentlich andersrum "So, du wurdest als Kind geprügelt. Dann solltest du eigentlich wissen, wie beschissen das ist und es deswegen lassen!"

"Der war besoffen"- tolle Erklärung. Dann soll er halt nicht saufen. Wer keinen Alkohol verträgt sollte die Finger davon lassen.

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@cassandra: Was Rachegefühle angeht, hab ich mich wohl missverständlich oder falsch ausgedrückt: Die sind völlig legitim und notwendig. Und ich halte auch nichts davon, sie zu verleugnen und unterdrücken, um ein "gutes Opfer" zu sein. Vielleicht kommt man irgendwann tatsächlich an den Punkt, wo mit den Verletzungen auch die Rachegefühle verschwinden - vielleicht, irgendwann. Aber das kann und sollte man nicht erzwingen.

Die billigen Entschuldigungen der Täter (schwere Kindheit, Alkohol...) gehen mir genauso auf den Kranz. Da verwechseln wohl viele Erklärung mit Entschuldigung.

Aber der Übergang von persönlichen Rachegefühlen zum Ruf nach "harter Linie gegen Kriminalität" folgt daraus ja keineswegs unmittelbar, sondern setzt schon einiges an falscher oder zumindest problematischer Reflexion voraus. Zumal du ja schon geschrieben hast, dass "deine" Täter vom Justizsystem gar nicht erfasst werden, und ich weiß nicht, ob das irgendwie möglich wäre. Ich weiß jedenfalls, dass da, wo ich selber Opfer wurde, auch kein Justizsystem greift, und ich mir das auch nicht vorstellen oder wünschen kann, auch wenn ich noch heute, nach vielen Jahren, den Tätern - sollten sie mir wieder über den Weg laufen - gern einiges antun würde. Real wahrscheinlich doch nicht, aber der Wunsch ist schon da.

Ich bin mir jedenfalls nicht so unumwunden sicher, ob "wir" (mal imaginiert, es gäbe eine Gesellschaft, wo man "wir" guten Gewissens sagen könnte) "letztendlich ein Sanktionssystem brauchen". Bin aber auch nicht vom Gegenteil überzeugt. Aber wichtig fände ich auf jeden Fall, dass bei der Diskussion nicht der Sühnegedanke im Vordergrund steht, sondern die Frage, wie so weit wie möglich verhindert werden kann, dass Menschen zu Opfern werden.

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PS: "Angefangen hat es glaube ich damit, dass ich so in den webspace stellte dass Mord, Völkermord, Verewaltigung etc nicht verjähren dürfen und das die BRD ihre eigene Justiz nicht ernst nimmt. Von Kaugummidiebstahl war da noch nicht die Rede."

Naja, es kam aber sofort der allgemeine Übergang zur "harten Linie gegen Kriminalität". War vielleicht nur provokativ, aber angesichts des heutigen Kriminalitätsdiskurses reagiere ich da allergisch.

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Aber ein "mein Vater hat mich geprügelt, ich prügel mein Kind auch" ist nicht. Punkt.

Das ist lustig. Das war "die" Argumentationslinie konservativer Kriminalitätsdiskurser. :-)

Man kann natürlich "Kriminalitätsdiskurse" nicht vom polit. Kontext lösen. Die "kapitalistische Gesellschaft" war "Täter", der vermeintliche Täter das Opfer seiner gesellschaftl. Verhältnisse und deshalb wurde eine "weiche Linie" gefahren. Daß man das in D. mit "Kampf gegen das III. Reich" begründete, ist logisch - allerdings wurde ja von links die gleiche "weiche Linie" auch in anderen Ländern gefordert.

Interessant hierbei die skandinavischen Staaten; in Schweden war meiner Infomraiton nach "temporäre Unzurechnungsfähigkeit" der running gag, um Strafen zu entgehen.

Erst in den vergangen Jahren wurde (mit der eigenen Transformation zum Establishment) umgedacht. Alice Schwarzer hat vor einigen jahren angemerkt, daß dieses "die Gesellschaft ist schuld" auch jede Menge Gewalt gegen Frauen rechtfertigte ... allerdings (s.o.) ist ihr diese Erkenntnis erst sehr spätgekomen.

Mein Vorschlag:
"Die Linke" sollte sich in "die Wetterfahne" umbenennen, um die kurzfristigen drastischen (polit.) Richtungswechsel zu begründen. ;-)

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Gähn. Alice Schwarzer war auch schon vor 15 Jahren in erster Linie eine Ratefee bei Fuchsberger. Diese holzschnittartigen Pauschalzuweisungen, was "die Linke" sei sind etwa so sinnvoll, wie zu sagen, "die Konservativen" hätten sich inzwischen von Ernst Jünger und Armin Mohler gelöst. Establishments, die sich aus früheren Fundamentaloppositionellen entwickleln, brauchen immer ihre Selbstrechtfertigungskonstrukte und ihren Renegatengeist, das war schon bei den römischen Popularen nicht anders. Aber Hoppla, die Linken als Establishment - da fallen mir doch glatt der Establishmentlinke Christian Klar ein und das Establishment, das sich gerade am Sielwalleck einen abspritzt.

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... und die Frauen, die Mitte/Ende der 80er die "Vergewaltiger wir kriegen Euch"-Kampagne starteten wollten auch von Schwarzer nichts wissen und hatten auch mit linken Diskursen zur Strafrechtsreform nichts am Hut. Das war eine reine Betroffenheitsgeschichte, und die hatte z.T. den Charakter von Faustrecht. Oder, wie zumindest die Parolen und Fantasien nahelegten, den von Scheren- und Messerrecht. Andererseits sehr sehr sinnvoll, um bestimmte Parks für lange Zeit von Übeltätern frei zu halten. So wie ja auch Schwarze Blöcke auf Antifademos Innenstädte nazifrei gehalten haben.

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ich mag Alice Schwarzer nicht. Die Dame hat immer diesen Allvertretungsanspruch.

Herold:
weisst du, was undogmatische Linke ausmacht? Die Fähigkeit, selbst zu denken und dann kommt hinten gern mal was raus, was "die Linke" nicht gern hört. Aber das hat die Che wahrscheinlich schon 124254mal erklärt, ich kanns lassen, gelle?

Earendil:
ich würde gern in einer Gesellschaft leben, in der man kein Sanktionssystem bräuchte, aber ich denke, dass das nicht in dem Moment zum Scheitern verdammt ist, wo man nicht mehr jeden "seiner" Gesellschaft kennt und wenn er sich daneben benimmt deswegen ansprechen kann.

Richtig, mich konnte das Justizsystem leider vor gar nichts schützen, aber das heisst nicht, dass das so ok ist, oder?
Ich reflektiere nicht falsch, sondern nur anders als du :)
Manchmal kann man einfach nur noch sagen "sorry, so nicht, dein Verhalten schädigt xy" und wenn das dann nicht aufhört muss man einschreiten.
Denn mit dem Nazi, der grad die Zaunlatte auf den "Anderen" eindrischt redest du ja auch erst, wenn du ihm die Latte weggenommen hast, oder?

Ich hab auch keine Probleme damit bei Diebstahl Anzeige zu erstatten. Oder wenn unser Nachbar sich wieder besoffen ans Steuer setzt die Ordnungshüter auf den Plan zu holen.
Natürlich ist prävention besser, aber manchmal ist das Unglück halt passiert und dann muss das "Opfer" der Straftat im Mittelpunkt stehen und nicht der Täter.

Schlag mir Alternativen zum Knast vor, mit denen man "Übeltätern" klar machen kann, wo die Grenze verläuft, auch wenn sie keinen Bock haben, dir zuzuhören. Alles was ich so aus dem Geschichtsstudium kenne ist mir zu blutrünstig.

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@Cassandra, die Unterscheidung zwischen "politischen" und "sozialen" Gefangenen war aber bei den autonomen Anti-Repressionsgruppen eine Andere. Da galten als soziale Gefangene Leute, die aus sozialen Randgruppenexistenzen, materieller Not oder psychischen Ausnahmesituationen heraus straffällig wurden, also z.B. Junkies, Huren, Mitglieder von Jugengangs, teilweise auch noch Insassen der forensischen Psychiatrie. Die Definition, die Dir da vertellt wurde, ist die der Antiimps.

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ohmeingott, die Anti-Imps haben mit diesem Nervbubi geredet?

Wie gesagt, meine erste Frage war "Hunger gehabt und geklaut"?. Kann man erweitern auf "Stoff gebraucht und geklaut" etc.

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Glaube ich nicht, dass die sich mit Herrn ***** unterhalten haben. Der hat wahrscheinlich irgendwann mal ein Flugblatt irgendeines Hungerstreikkomitees 10 Jahre verspätet im Altpapiercontainer gefunden.


Hier mal ein paar Links zur Thematik


http://www.mumia.de/doc/aktuell/20020420mde00de.html


http://www.schattenblick.de/infopool/medien/altern/vorw-574.html


http://www.sooderso.net/subdomains/badkleinen/texte/beitraege.htm

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Betroffenheitsdiskurs passt. Das Druck machen gegen Vergewaltiger und sonstige Sexisten hat überhaupt nix mit Theoriedebatten zu tun. Da werden Männer geboot, Steckbriefe geklebt und Hausverbote ausgesprochen, um eine Verhaltensänderung zu erzwingen, und sei es nur aus Angst erwischt zu werden. Realität auf der Straße, der es egal ist, was Inteleküllen-Debatten zum Thema sagen.

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"Da galten als soziale Gefangene Leute, die aus sozialen Randgruppenexistenzen, materieller Not oder psychischen Ausnahmesituationen heraus straffällig wurden..."

Immobilienmakler ?

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Dieser Betroffenheitskram geht mir auf den Sender.
Und jetzt kommen wir bitte mal von mir weg und hin dazu, dass das ganze "betroffen sein" wirklich nichts ändert.
Da kann man noch so viele Kerzen am Synagogenmahnmal anzünden, Feierstuden abhalten und sich selbst versichern wie schlimm das alles sei: solange nicht auch Konsequenzen folgen nützt das alles nichts. Und in diesem staat ist das nun mal Knast. Ob das toll ist oder nicht kann man drüber reden, aber: wer versucht nen Brandsatz in eine Synagoge zu werfen gefährdet Menschen und zielt auf das, was dahintersteht.
Das muss Konsequenzen haben.

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Bitte jetzt nicht mit Synagogen kommen, damit auch keiner widerspricht ...

Wenn "Brandsätze werfen" und "Gefährdung von Menschen" Konsequenzen hätten haben sollen, wäre der "linke Zellenfügel" eines jeden Gefängnisses überfüllt. Der Kunstgriff, alles auf qualitative Unterschiede runterzubrechen, gilt bei etlichen zu recht als degoutant.

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herold, meist verstehe ich ja zumindest was du meinst, aber jetzt nicht mehr.

Kannst du das bitte mir bitte noch mal erklären, aber bitte nur mit Worten, die nicht mehr als 3 Silben und 6 Buchstaben haben, damit auch ich es verstehe?

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Ich kann es erklären.
Herold meint, "die Linken" sind notorische Brandsatzwerfer und Menschengefährder. Würden sie korrekt bestraft, wären die Gefängnisse voller Linker.
Mit dem zweiten Satz will er sagen, dass "die Linken" zudem die Eigenschaft besitzen, Straftaten wie die vorgenannten durch die Identifizierung "qualitativer Unterschiede" dann zu rechtfertigen, wenn diese Straftaten von "Linken" begangen wurden.

Kurzum, sein biologischer Antikommunismus hat mal wieder auf Autopilot geschaltet.

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@herold, Immobilienmakler reicht nicht, ich erklär dir mal, wie Du zum sozialen Gefangenen wirst. Also, Du verkaufst ein Geschäftsgebäude in absoluter Topplage, sagen wir mal, Düsseldorf Rheinufer oder Hamburg Alsterglacis an einen Finanzinverstor. Du erzielst einen Toppabschluss und feierst den mit einer Koksparty. Anschließend geht der Finaninzvestor Pleite, es ist nichts abgezahlt, Du stehst mit Millionenschulden da und fängst an zu saufen. Im Suff fängst du eine Schlägerei an, die Polizei kommt hinzu und stellt Kokain an Deinen Haaren fest. Die Geschichte mit der Party wird publik, Du bekommst ein BTM-Verfahren und verliest im Gerichtssaal eine Erklärung, in dem der "Raubtierkapitalismus" und der "Neoliberalismus" für Deinen Drogenkonsum verantwortlich sind und außerdem die Amis, weil der Finanzinvestor von dort war. Nicht vergessen, möglichst oft "Scheißstaat" und "Schweinesystem" zu sagen. Wenn Du dann in den Knast kommst bist Du ein sozialer Gefangener (wenn nicht sogar schon ein sozialpolitischer) und wirst von der Roten Hilfe betreut.

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danke Nörgler, das sind zwar sehr viele Wörter mit mehr als 3 Silben, aber ich glaub ich verstehe. Und wenn nicht ess' ich einfach ein Wörterbuch!

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Che, du hast vergessen, dass er ganz dringend nuscheln muss und sich generell arrogant aufführen sollte.

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Politischer Gefangener wird man hingegen, wenn man nicht nuschelt. So wie Eva Sybille Haule, die auf die Frage des Bundesanwalts, was sie ihm über die inneren Strukturen der RAF erzählen könnte erwiderte: "Leuten wie Ihnen erzähle ich nichts, auf Leute wie Sie schieße ich."

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Arroganz als distinktes Merkmal taugt also nix.

Bei der Strafzumessung wird sie zwar hinderlich sein denke ich. Aber für die PR-Arbeit unerlässlich.

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Die hatten schon eine Fankurve zu bedienen, das ist wahrscheinlich der Hauptunterschied zu "sozialen" Gefangenen.

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na ja, der Hauptunterschied dürfte doch eher "kleinkriminell vs Sprengstoffanschlag" sein. Denn mal ehrlich: wenn der Junkie dir das Autoradio klaut ist das ärgerlich, ein in die Luft gesprengter Knast ist ne andere Schadensliga.

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Das stimmt zwar, aber Totalverweigerer wurden zeitweise höher als Vergewaltiger bestraft. Und für Landfriedensbruch geht man auch mit höherer Wahrscheinlichkeit in den Bau als für eine hundsgewöhnliche Körperverletzung bei einer Discoschlägerei. Aber ich muss noch so ne englischsprachige Dissertation Korrektur lesen, also biss später;-)

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Trotzdem dürften nur wenige Junkies, Huren, Mitglieder von Jugengangs und Insassen der forensischen Psychiatrie das Mass an Schaden der Sprngstoffanschläger übertroffen haben.

Deswegen haben die einen auch nen Fanblock, die anderen nicht. Man könnte das Ganze als eine Art Promis unter den Knackis sehen.

Was mich dazu bringt dass in Russland vor glaube ich 2 Jahren mal die "Miss Knast" per Zuschauervoting gewählt wurde- die bekam als Teil des Preises ihre Entlassungspapiere.

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cool!


Es dürften aber selbst normale Mehrfachmörder, etwa Geiselganster, nur in den allerseltensten Fällen zu fünfmal lebenslänglich plus 15 Jahre Sicherungsverwahrung verurteilt worden sein und dann real 26 Jahre abgesessen haben. Nach 20 Jahren ist normalerweise jeder Lebenslängliche wieder draußen. Zumal bei der RAF seit 1993, allerspätestens aber 98 keine Wiederholungsgefahr mehr bestand, und das ist doch bei Berufskillern oder, verzeih das Beispiel, Earendil, Triebtätern durchaus anders.



Also so eine Art Erste Bundesliga unter den Knackis, die sonst in anderen Klassen spielten, oder eben doch eine politische Justiz.

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Da sich in der BRD die Strafmasse nicht aufaddieren, sondern prinzipiell nur das höchste abgesessen wird ist es relativ egal, ob du 1 oder 5 Menschen umgebracht hast.
Sollte die "Schwere der Schuld" durch das Gericht festgestellt werden ist eine vorzeitige Entlassung nicht als normale Routine möglich. Das ist bei Mord aber nicht automatisch der Fall, sondern muss, wie gesagt, gesondert festgestellt werden.

Und das meine ich, wenn ich sage, dass die BRD ihre Justiz nicht ernstnimmt: wenn es lebenslänglich heisst geht man doch eigentlich davon aus, dass hinter dem Knacki die Türen für immer zugehen, oder?
Tun sie aber nicht.

Ich fürchte, wenn die Alliierten da nicht ihren Daumen drauf gehabt hätten wäre Rudolf Hess auch rausgekommen. Und hätte das irgendjemand gewollt?

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http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,604456,00.html

ich bin offensichtlich nicht die einzige, die das Gefühl hat, da sei etwas "in Schieflage".

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Du hast doch auch die Mittelalter-Vorlesungen von Schubert gehört. Dunnemals konnten Täter ja von ihren Angehörigen freigekauft werden. Oder auch von den Angehörigen der Opfer zur Vollstreckung privater Rache....

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Finde ich persönlich gefährlich, weil Zumwinckels Familie unter Garantie mehr Kohle hat als die von Horst dem Einbrecher, also Zumwinckel bessere Chancen hätte glimpflich davonzukommen als Horst.
Andererseits: hat er auch heute.

Vielleicht sollte man als ersten Schritt das Recht auf Gnade dem Opfer einer Straftat überlassen. Das funktioniert bei Mord zwar nicht, weil da das Opfer tot ist (übrigens: in Korea sind Zeugenaussagen von Toten via Schamanen vor Gericht zugelassen), aber ansonsten klingt es für mich nach einer Idee.

Das wäre in Herrn Zumwickels Fall dann der Staat, denn dem hat er ja Geld hinterzogen.
Volksentscheid, denn lt Grundgesetz geht ja alle macht vom Volke aus? Hat aber auch das Potential, arg schief zu gehen.

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Ich wollte damit auch nur andeuten, dass die Schieflage in anderen Zeiten noch viel schiefer war.

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Äh ja, war sie.

Das perfekte system wird wie fast überall noch gesucht. Schau'n wir mal, ob es irgendwann gefunden wird.

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Das höchste Maß an Rechtssicherheit und Rechtstransparenz herrschte übrigens in Babylon unter Hammurapi: Alle Gesetze, die es gab, waren in eine von jedermann einsehbare Stele eingemeißelt. Kein Gesetzgeber ist später einer allgemeinen Klarheit seiner Gesetze so nahe gekommen wie dieser babylonische König. Was allerdings nichts über den Charakter dieser Gesetze aussagt. "Wenn ein Augenarzt bei einer Operation das Auge seines Patienten zerstört, so schneidet man seine Hand ab." "Wenn ein Baumeister ein Haus konstruiert und das Haus stürzt ein und tötet seine Bewohner, so schneidet man seine Hand ab. " "Wenn ein Dieb etwas stiehlt, das dem Gott oder dem Palast gehört, so gibt er das 30fache des Wertes. Gehört das Gut einem Untertanen, so gibt er das 10fache. Hat der Dieb nichts zu geben, so wird er getötet." "Wenn ein Bürger die Wange eines höhergestellten Bürgers schlägt, so bekommt er vor der Versammlung mit dem Ochsenziemer ein Schock Schläge."

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DAS nenn ich mal Haftungsrecht, auch wenn man sich langfristig Gedanken über den Erhalt der Erwerbsfähigkeit machen müsste :)

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mir ringt die aktion erstmal unter pr-gesichtspunkten einen gewissen respekt ab, muss man sich doch fragen, was man noch interessantes tun kann, um ins gerede zu kommen.
kaufhäuser anstecken?

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