Dienstag, 17. Februar 2009
Zur kulturellen Verortung oder was man so liest und schaut
Wenn ich in anderen Blogs so lese, was dort wiederum gelesen wird und welche Fernsehprogramme für relevant erachtet werden fallen mir mitunter gewaltige Diskrepanzen ein. Momorulez zum Beispiel hat ein ganz anderes Verhältnis zu Sendungen, zu denen ich teilweise gar nichts sagen kann, wo ich aber auch nicht auf die Idee kommen würde einzuschalten (Deutschland sucht den Superstar etwa). Zum Anderen hat er scheinbar keinerlei Bezug zum größten Teil der Romanliteratur, die ich so lese. Don besitzt erst gar keinen Fernseher und bewegt sich hinsichtlich der Literaturrezeption zwischen dem Barock und Tucholsky, Frau Modeste findet die deutsche Nachkriegsliteratur vor den 90ern, also Böll, Bamm, Bachmann, Johnson, Grass und so weiter fast durch die Bank schlecht, kann aber mit Christian Kracht wieder etwas anfangen, den ich ja eher unter Irrungen/Wirrungen verbuchen würde - nein, nicht mit Fontane vergleichen, sondern voll daneben finden. Mein weiteres Lebensumfeld bzw. alt angestammter Freundeskreis hat so einen gewissen gemeinsamen Fundus, der in meiner Lebenswelt fast als Standard gilt. Da lesen die meisten Leute moderne historische Romane wie “Die Säulen der Erde”, “Die Varus-Legende”, “Das Blut der Könige” oder “Der 77. Grad”. Science fiction und Fantasy, vor allem in ihren satirischen Varianten sind viel frequentiert, und Douglas Adams, Terry Pratchett und Walter Moers gehören ebenso zur Allgemeinbildung wie Asterix, Donald, japanische Mangas oder französische, spanische und italienische Erwachsenencomics. Cineastisch teilt sich mein Umfeld in eine Fraktion, die praktisch nur Autorenfilme sieht und Hollywood boykottiert (Ich habe tatsächlich Freunde, die mit den Namen Bruce Willis und Denzel Washington nichts anfangen können) und eine Gruppe, die auf harte Actionfilme abfährt und Arnie ebenso kultet wie Alien, Matrix, Star Trek und James Bond. Na ja, und ich bin mitten dazwischen, habe mir auch Titanic angetan, liebe andererseits Godard, Bunuel, Yilmaz Günay, solch gänzlich unbekannte Filme wie das kurdische Guerrilla-Drama “Ein Lied für Beko” oder “Eine Saison in Hakkari” und habe gerade mit Begeisterung “Buddenbrooks” und “Effi Briest” gesehen. Und natürlich sind auch der “Herr der Ringe” und der “Goldene Kompass” Kult. Eine besondereSchwäche habe ich für opulente Naturfilme wie Attenborough oder Fothergill sie machen (Top Act: “Blauer Planet”), während ich mit der deutsche Fernsehunterhaltung auf privaten Kanäle so wenig anfangen kann, dass mir die Sätze “Ich bin ein Star! Holt mich hier raus!” auf einem Blog nicht mehr sagten, als es jetzt vielleicht eine Sentenz auf Tagalok oder Kiowa getan hätte - buchstäblich überhaupt nichts. Es sollte jedoch niemand auf die Idee kommen, mich anzurufen, wenn “Tatort” läuft. Und nun frage ich mal einfach in die Runde: Wie schaut das bei Euch so aus?

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Titanic
werde ich mir nie ansehen und meinen Bekanntenkreis nach den o.g. Kriterien zu kategorisieren ist mir noch nie in den Sinn ge.com (was nix heißen muss).

ich finde es jedenfalls befremdlich, wenn ein westeuropäischer 30something mit Bruce Willis nix anfangen kann

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Ich kategorisiere meinen Bekanntenkreis ja nicht
Sondern bei den Leuten, mit denen ich zusammen studiert oder im Studien - und Promotionsalter zusammen meine Freizeit verbracht habe, ist das oben geschilderte Szenario in seinen verschiedenen Varianten sozusagen Mehrheitsprogramm. Das setzt sich sogar in meiner Familie fort, etwa bei meinem Neffen, ohne dass ich da irgendetwas vermittelt hätte. Außerhalb der Kreise, in denen ich mich normalerweise bewege ist dann aber alles anders, und das finde ich interessant. Ich würde schon sagen, dass es gewisse Schnittmengen gibt, die für ein Milieu von Aussagekraft sind. Für die 68er-Generation waren zum Beispiel Italowestern und die Romane der poèts maudits hoch angesagt. Die barrende und bunzende Berliner Castingallee-Szene fährt auf eben jene aus meiner Sicht primär peinlichen AutorInnen ab, und davor waren Illies und Kracht extrem angesagt in der IT-Gründer- und Neoyuppie-Generation der späten 1990er. In meinem Freundeskreis begegnen sich überwiegend linke, teilweise sehr linke, teils auch eher unpolitische, aber noch von den linken Subkulturen Göttingens und Bremens geprägte Leute mit etwas jüngeren Kreativen aus dem Agentur- und IT-Umfeld und richtige Altlinke der Nach-68er-Generation. Also 77er, 81er, 89er und 2001er. Der jüngere bis mittlere Teil dieser Generation, mich eingeschlossen, hat filmtechnisch andere Gewohnheiten als die meist auf Autoren- und Programmkino fixierten etwas älteren Jahrgänge, nur bei Sci Fi und Fantasy werden diese Grenzen aufgehoben. Ähnliches ist über Erwachsenencomics zu sagen. Insgesamt würde mich einfach interessieren, inwieweit solche Lese- und Sehgewohnheiten sich verallgemeinern lassen oder nicht, ob sie sozialisations- milieu- altersspezifisch sind oder nicht und ob es da regionale Unterschiede gibt.


Die Leute, die mit Bruce Willis nichts anfangen können sind eher so 50something.

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mit Bruce Willis
dann bin ich da die Ausnahme in der von Ihnen genannten Altersgruppe *phhh*

ja, nee, kategorisieren ist vielleicht nicht der richtige Begriff, aber bei einigen meiner Bekannten weiß ich halt nicht, was die genau lesen, ob die ihre Handkephase hinter sich haben oder ihre Rochephobie pflegen

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"...Christian Kracht ..., den ich ja eher unter Irrungen/Wirrungen verbuchen würde ..."

Pfui !

Mir ist ja klar, daß *1979* nicht so gut bei Linken ankommt Christian Kracht is´n Guter. Darauf ein Fläschen Christinen-Mineralwasser !

P.S. Im übrigen werden ich demnächst jeden, der keine leserfreundlichen Absätze in längeren Texten macht, als nonliterate bezeichnen.

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Na ja, enger eingegrenzt: Faserland. Aber ich grenze das gerne so weit ein, dass ich persönlich mit dem Buch nichts anfangen kann. Illies oder Stuckrad-Barre ist natürlich deutlich drunter vom Niveau und steht nochmal auf einem anderen Blatt.

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In *Faserland* wurde ja Christinen.Mineralwasser ein Denkmal gesetzt.

Illies ist ja kein Schriftsteller und ich habe irgendwie im Gespür, daß von Stuckrad-Barre demnächst irgendeine Philippika gegen Banker und etwas über eine notwendige Hinwendung zu marxistischen Klassikern schreiben wird. ;-)

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Sprachlich finde ich Kracht gut. Manches mag ein bißchen abgedreht klingen, aber insgesamt sind seine Bücher schön zu lesen. Schön meint hier: Satzbaurhetoriksemantikwortwahl. Und das kann er.

Illies ist ja nicht der Schrifsteller per se und ich glaube ja, dass "Generation Golf" ein wirklich sehr eingeschränkter Personenkreis wirklich nachvollziehen kann: Die betroffenen Jahrgänge nämlich (ich zumindest kann sagen: Sehr vieles war ganz genau exakt so seinerzeit).

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Ja, aber nicht die Schlussfolgerung
die daraus bestand, es müsste alles besser, schöner, weiter und oberflächlicher werden und der Wohlstand würde weiter steigen. Die Lebenslüge der Generation Dotcom, die dann wie eine Seifenblase zerplatzte.

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Richtig, da geb ich dir recht....richtig.....vielleicht mag man das aber auch als zugespitzte Situation verstehen (in einer sehr speziellen Konstellation und bitte: Es lagen weit prominentere Kandidaten weit mehr daneben in Wirtschaftsvoraussagen als der Kandidat Illies)

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Zum Bleistift ein Wirtschaftsminister, der riet, die Rente in Telecom-Aktien anzulegen;-)

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habe jedenfalls keine Probleme, Gedichte von Heinrich Heine oder Else Lasker-Schüler zu lesen und dabei Slime oder Fields of the Nephilim zu hören ... bekenne mich zum eklektischen Kunstkonsum (bin ich schon jetzt postmodern? :-)) ... dazu fällt mir ein, dass so um 1991/92 in der Scene Bands wie Nirvana zu hören fast schon tabu war (frei nach der Devise: "wir haben beide Richtungen, ... Punk und Hardcore") ... die LA Riots haben dann Hip Hop plötzlich respektabel gemacht

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Siehste, das meine ich
In meiner Szene war 1991/92 Nirvana angesagt (und auch David-Lynch-Filme, bevor Tarantino kam) und Hip Hop vor dem L.A.Riot. Die Autonome Antifa (M) war dann ja schon die marxistisch-leninistische Techno-Jugend.

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bei Filmen war mensch damals eher nichst so einseitig: Plan 9 from Outer Space, Louis de Funes-Filme, Terminator 1, Didi der Doppelgänger, etc. ... eigentlich alles, was trashig war

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@che: Ich glaube beinahe, wir verkehrten während der Jahre ´91/´92 in sehr, sehr ähnlichen Kreisen...

:-)

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Vielleicht die Gleichen?!

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Ich kann da jetzt vielleicht noch die Ost/West - verortung beisteuern, die sich aber wiederum auch in verschiedene Generationen aufsplittet. Während der junge Volksbühnengänger vor einigen Jahren (die Volksbühne so, wie sie damals war, wird es so nicht wiedergeben) noch Bulgakow-lesend durch Moskau wandelte, hüstelte die angehende ostdeutsche Rentergeneration kichernd über so einen "ost-schmarrn";). Und ansonsten lässt sich da grundsätzlich nichts genaues festlegen. Britische und amerikanische Bestseller Autoren hatten schon immer einen anderen und besseren Ruf, als ihre deutschen Pendants, was sich erst mit Daniel Kehlmann zu ändern scheint. Ich kann Bachmann, genauso wie Kracht etwas abgewinnen und einige Sachen von Stuckrad-Barre sind auch nicht schlecht. 20er Jahre sind so voll von brillianter Kunst, dass man da schwer drum herum kommt. Zur ostdeutschen Literatur aus der Zeit des Kalten Krieges habe ich einfach einen schnelleren Zugang, während das Lesen des fremdartigen immer noch mit interner Übersetzung und angestrengtem Hineinfühlen verbunden ist. Aber für mich persönlich findet die Zäsur um die Jahrhundertwende 1900 statt. Walter Benjamin liegt mir näher als Heine. Gadamer näher als Nietzsche u.s.w..

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Zum "Ost-Schmarrn" gehört ja auch eine etwas andere "Unterhaltungsliteratur"-Sozialisation und dadurch West- deutschen fremde Liebe zu Autoren wie Harry Thürk oder eine große Beliebtheit von schwedischen kritischen Schriftstellern wie Jan Guillou - dem wahrgewordenen James-Bond-Traum aller Sozialdemokraten.

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Benjamin mit Heine vergleichen? Der Eine war Philosoph, der Andere Dichter. Heine liegt mir noch sehr nahe, wobei ich neben diesem Georg Büchner und E.T.A. Hoffmann als stärkste deutsche Erzähler ihrer Zeit bezeichnen würde. Von Benjamin kenne ich nur das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit. Wobei ich mal sagen würde, dass es bei ihm mehr menschelt als bei Adorno und Horkheimer, sprich, es kommt bei ihm so etwas Grundsympathisches rüber.

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Kein gelungener Vergleich, das gebe ich zu und in der Tat grobschlächtig. Und "Romanzero" und "Buch der Lieder" von Heine sind um einiges umfassender als "Berliner Kindheit im 19. Jh." von Benjamin. Dieses "Menschelnde" bzw. literarische in seinem Werk, macht es eigentlich recht kompliziert ihn genau einzuordnen und oben genante Berliner Kindheit ist mit eines der wenigen tatsächlich konkret literarischen Bücher.

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Bulgakow haben wir in den achtziger Jahren hier in Dresden rauf und runter gelesen (und in alternativen Theateraufführungen gesehen). Daher vielleicht der Verweis auf »Ost-Schmarrn«. Ein großer Irrtum: Bulgakow ist ganz bestimmt in keiner Beziehung »Ost-Schmarrn«.

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das sehe ich ähnlich. :-)

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Kein Ost-Schmarrn, nein,
aber es gab leider in der DDR Menschen, die alles, was mit der UDSSR zusammenhing ablehnten, weil sie das System ablehnten, dies aber nicht zu artikulieren wagten. Ich erinnere mich deutlich daran, habe es oft genug ja auch schon gepostet, wie nach der Wende Buchläden nicht nur Propagandamaterial, sondern auch die sozialistischen Klassiker, Tschechow, Gorki und hervorragende Mathebücher, wie den Bronstein/Semandjajew auf den Müll warfen, um den "alten Scheiß" komplett loszuwerden. Wir deckten uns dann damit ein.

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Wer so denkt und so handelt, ist es aber sowieso nicht wert, Michail Bulgakow zu lesen.

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Fernseher
ist vorhanden, staubt aber größtenteils nur rum seit Jahren. Natürlich kriege ich mit, über welche Programme sich die Leute im virtuellen und realen Bekanntenkreis so auslassen, aber die Meta-Mechanismen und Machtstrukturen des Medienbusiness interessieren mich tendenziell mehr als das konkrete Programm.

Insgesamt ist auch festzustellen, dass das extensive Rumsurfen inklusive Blogs lesen und Kommentieren schon vom Zeit- und Aufmerksamkeitsbudget anderer Mediengattungen (aktuelles Gedrucktes/Bücher und jeglichem Geflimmer) abknapst. Was Filme angeht, tendenziell eher Action als Beziehungskomödie oder Herzschmerz. Wobei ich aber auch bei "Brücken am Fluss" Pipi in den Augen hatte und bei "Mamma Mia" zumindest im zweiten Anlauf mitgesungen habe. Eine der wenigen TV-Serien, die mich wirklich kickte, war "Twin Peaks" Anfang der 90er, und davon habe ich mir inzwischen die Super-Gold-Premium-DVD-Box schenken lassen. Ich würde vielleicht auch öfters am Sonntag abend einen "Tatort" gucken, aber das überschneidet sich ungünstig mit dem Zeitfenster, die Kleine ins Bett zu bringen. Und so wichtig, mit dem alten VCR rumzuorgeln oder gar einen Festplatten-Reciever zu kaufen, ist es dann doch nicht. Aber vielleicht kommt die Lust darauf in ein paar Jahren ja wieder, wer weiß.

Bücher musste ich in den letzten Jahren kaum kaufen, denn meine Frau brachte einiges in den gemeinsamen Bestand ein, was ich noch nicht kannte.

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.......eine besondere Schwäche habe ich für opulente Naturfilme wie Attenborough oder Fothergill sie machen (Top Act: "Blauer Planet"),...

Die gucke ich mit meinen Schülern zu Berlohnung, oder wenn nur halbe Kurse da sind. Deep blue auch noch...
Fernsehen kann ohne mich, außer Dr. House, Zimmer frei und "Drei nach Neun"-Talk.
ARTE, 3sat und Bayern-Alpha liefern die Dokus, die ich liebe.
Am Bett liegt Obama, am Sofa Pamuk und Schäfchenkrimi, Kehlmann und der Spiegel.
Und das ganze Zeugs, das ich beruflich lesen muss. Das wollen Sie ganz bestimmt nicht wissen.....

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Mit diesen BBC-Dokus,
so toll sie gemacht sind, bin ich wirklich übersättigt inzwischen. Diese tränendrüsige sterbender-Eisbär-inmitten-der-Walross-Kolonie-Nummer oder das-Elefantenbaby-das-in-die-Wüste-läuft-statt-zur-Mutter halte ich im Kopf nicht mehr aus. Und das moralinsaure Betroffenheits-Gequatsche aus dem off hat sich seit den 70ern nicht mehr weiterentwickelt: "ihr einziger Feind: der Mensch!" -- "Und wenn wir nicht, dann werden diese Was-auch-immer die letzten ihrer Art sein..."

Aber für die Kleine isses natürlich gut, das ganze Zeug auf DVD im Haus zu haben. ;-)

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zur Abwechselung gibt es dann Channel 4-Dokus à la: http://en.wikipedia.org/wiki/Channel_4_Banned_season

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Croco, wir haben große Schnittmengen;-)

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Ich habe keinen Fernseher, aber alle Dr.-House-DVDs ;-)
Einige BBC-Dokumentationen haben wir natürlich »für die Kinder«. Und ich muss zugeben, dass es neben wenigen modernen Büchern (z.B. dem »Turm«) und viel klassischer Literatur auch Krimis zum einfach-vor-sich-hin-Lesen und schnell-wieder-Vergessen gibt. Das muss auch mal sein ...

PS: für mich als Vater ist es jedenfalls schön, wenn ein kleiner Sohn (7) in den Ferien wie eben gerade ins Arbeitszimmer kommt und sagt, dass er noch lesen möchte.

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Ich finde ja, dass man sich nicht beschränken lassen sollte auf ein bestimmtes Sujet, ein Thema, eine Form oder eine Richtung. Nun hat ja jeder seine persönlichen (Geschmacks-)Grenzen, aber ich glaube, man nimmt sich auch einiges, wenn man nicht offen ist (und das heißt nun nicht kritiklos!!!).
Musikalisch ist mir das wenigstens einigermaßen gelungen und einige verwundert mein "Geschmack": Von Bach bis KMFDM. Literarisch hingegen nicht ganz so: Von Feuchtgebieten wollte ich nicht mehr wissen als Seite zwei und deshalb bleib ich auch weiterhin bei Boyle, Pynchon, Böll, Sartre, Houellebecq, Camus. Und seichteres wie Kaminer, Illies lese ich auch ohne schlechtes Gewissen oder der Angst nun hinwegzugleiten in die völlige Verblödung.

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Boyle, Pynchon, Böll, Sartre, Houellebecq, Camus liebe ich ebenso wie Stuart Home und Kaminer, außerdem Jerofejew. Musikalisch geht´s von Bach bis Einstürzende Neubauten, von Swinging Mescalero bis Mano Negra und von Cage bis Bryan Adams.

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zur Zeit oft amerikanische Sachbücher wie Jared Diamond, Jaime Bayly als Roman und per youtube-Fernsehen und Pilar Sordo.
Manchmal hab ich noch so Phasen, in denen ich Krimis lese. Seit 2 Jahren aber nicht mehr.
Erstaunlich viele Polit-Podcast und zu wenig Progger-Podcasts.

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OK,
...da sind wir schon ziemlich dicht beinander....

:-)

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@20:46 Das halte ich ähnlich,
und deswegen wollte ich beim literarischem Namedropping nicht mitmachen. Aktuelle Neuerscheinungen genießen bei mir keinen sonderlichen Stellenwert, es gibt auch noch genug zu entdecken, was schon länger in den Regalen steht. Ost, West, das sind keine auch Kategorien, die für meine Auswahl relevant sind. Eher sind es Zufälle und Unwägbarkeiten, die mir ein bestimmtes Buch in die Hände spielen, manchmal ein blinder Glücks- oder Fehlgriff, manchmal eine Empfehlung aus einer unerwarteten Ecke. Kann man so genau nicht sagen. Außer vielleicht, dass ich Popliteraten-Ergüsse weitgehend meide.

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Eine weitere TV-Verortung gibt es noch in den großen, amerikanischen Fernsehserien letzter Dekade, die aus einem Mosaik vieler einzelner Folgen eine größere Geschichte, ein Bild, eine Saga oder ähnliches aufbauen. Lost (= Twin Peaks auf Steroiden), Sopranos, Battlestar Galactica, Six Feet Under, Mad Men und ähnliches. In meinem Umfeld sind da recht viele Gucker, auch die Nichtleser, die eigentlich von sich behaupten, eine kurze Aufmerksamkeitsspanne zu besitzen. Das ist mein Nicht-TV-Fernsehen.

Lesetechnisch bin ich ungefähr in dem Fundus Deines weiteren Freundeumfeldes, angereichert mit etwas Nerd-SF und komischen Zeugs wie Neal Stephenson, Kim Stanley Robinson, Klassikern wie William Gibson und komisches Zeug wie Wu Ming/Luther Blisset. Ab und an auch diverse Romane aus dem 19. Jhd.

Mir an meinem Geschmack immer wieder auf, dass für mich in TV, Film & Fernsehen ein Mangel an fokussierter Erzählung oder ein Vorkommen von Kitsch und sonstigen Schmalz nicht zwangsläufig schlecht ist, wenn ich dafür als Ausgleich ein reichhaltiges, vieldimensionales Universum bekomme. LotR ist eine simple Quest-Geschichte, wird aber durch Mittelerde und dessen Mythologie zu dem, was es für mich ist. Ähnlich ist das bei anderen Büchern, Dune, „Die Kinder des Grals“ und dessen Nachfolger und deswegen kann ich auch mit Titanic oder Fontane leben. Kann man vielleicht unter „Eskapismus“ ablegen, ich weiß aber nicht, ob das so simpel ist.

(In Zügen gerne hirnlose Thriller.)

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Meine Autoren: Broder, Ratzinger, Friedrich Merz.
Bands: "Landserkraft", "Werwolfblitz", "Kommando Höß".

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@noergler: Haha,
im ersten Moment dachte ich, hat sich der Ziwo wieder nen neuen Nick zugelegt?

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Wie ironierestistent
kann man selber sein - wenn man ansonsten auch für seine eigenen Horst-Wessel-Lied-Zitate Ironie reklamiert?

Dass ich Dir diesen Musikgeschmack nicht unterstellt habe, sollte ja wohl klar sein. Mannmannmann...

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Wenn ich mal nicht so hartrockig gestimmt bin, dann höre ich auch schon mal "Die nationalbefreiten Musikanten", "Glatzengold" oder "Die vier Wotans".

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@Tim: Diese US-Serien kenne ich nicht, Battlestar Galactica nur, als es neu im Kino lief, ich müsste allerdings ergänzen, dass ich seinerzeit die erste Staffel von Lindenstraße guckte und dass für einen Teil meines weiblichen Freundeskreises Beverly Hills, 90210 und Melrose Place seinerzeit Kult war. So long ago....

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Die Verbindung von Lost
zu Twin Peaks kriege ich irgendwie nicht. Die Mafia-Serie Sopranos fand ich ganz gut, aber wirklich "addicted" war ich nie, da war Twin Peaks mit seinem ganz speziellen Suchtfaktor ziemlich singulär. Ich habe später auch Sachen wie Akte X (zumindest anfangs) und Millennium gern gesehen, später auch ab und zu Sporanos oder die eine oder andere Folge CSI. Aber so richtig hat mich der Virus mit Serienmachwerken nach TP nicht mehr erwischt, da habe ich wohl Resistenzen entwickelt.

Fernsehsport hat mich auch nie groß interessiert nach dem Abtreten von "dem Leimener" und "der Brühlerin" - bis ich irgendwann im Spätprogramm von Eurosport auf Sumo-Ringen gestoßen bin. Da kommt halt nur einmal im Vierteljahr ein großes Turnier, von daher habe ich da nie eine richtige Regelmäßigkeit reingekriegt, aber das ist schon was ganz spezielles. Im ersten Moment denkt man vielleicht beim Reinzappen, das ist irgendsoein Show-Scheiß wie Wrestling oder Monster-Truck-Rennen. Aber wenn man sich da mal drauf einlässt, erschließt sich vielleicht die Faszination des Fremdartigen. Es ist einerseits natürlich inzwischen auch ein Spektakel mit großer kommerzieller Bedeutung, andererseits hat sich das Sumo viel von seinem traditionsreichen Charakter bewahrt.

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Ich finde es schade, dass Bergsteigen, Klettern, Bouldern und Eisklettern in der Sportschau so gar keine Berücksichtigung erfahren. Das ist so singulär, dass ich mich, wenn ausnahmsweise mal so etwas gezeigt wird, ich mich von Normalsportschauguckern als Verrückter bezeichnen lassen muss, weil ich auch so etwas mache. Als mal die Besteigung der Eiger-Nordwand im Fernsehen gezeigt wurde, haben sie sich im aktuellen Sportstudio darüber lustig gemacht, mit Helm hinters Mikro gesetzt und Kunstschnee im Studio rieseln lassen. Ein Freund, der selber Fußballfan ist, fand das richtig lustig und meinte, für solchen Schwachsinn wie die Besteigung der Eiger-Nordwand sollte man keine teure Sendezeit verbraten. Als ich erwiderte, im Gegenteil, ich hätte nichts dagegen, wenn man die Übertragung des WM-Finalendspiels unterbrechen würde, um life vom aktuellen Gipfelsieg von Ines Papert zu berichten fand er das gar nicht witzig.

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Ne gute Karate- oder Escrima-Berichterstattung fehlt auch.

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@Tim:Ö Witzig finde ich ja, dass Du Fontane in einem Atemzug mit "Kinder des Grals" und "Herr der Ringe" als Eskapismus bezeichnest. Zu seinen Lebzeiten war Fontane so etwas wie Sozialreportage.

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ansonsten fällt mir zu der ganzen Sache noch die Aussage meines ehemaligen Deutschlehrers ein, wonach Dallas und Denver meisterhafte praktische Umsetzungen der Brecht'schen Dramentheorie wären :-)

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Stimmt. Und waren nicht die Schlachthöfe von Chicago eine meisterhafte Umsetzung Brecht´scher Kapitalismusvorstellungen?

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Oder hat nicht vielmehr Brecht seine Kapitalismusvorstellungen (auch) aus der Betrachtung der Schlachthöfe Chicagos gewonnen?

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Nein, Stefanolix. Das Leben folgt der Kunst:
Erst schreibt Marx im 3. Band des "Kapital", wie eine knackige Finanzkrise funktioniert, danach machen wir 2008 genau eine solche Krise.

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Erst beschreibt Walter Benjamin das Kunstwerk als Ästhetisierung von Politik, dann erzeugt die Politik eine Weltwirtschaftskrise als negatives Kunstwerk.

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Das Kapital ist Kunst?;-)

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Erst entwickelt die Kritische Theorie den Begriff der Kulturindustrie, dann wird in Deutschland das Privatfernsehen eingeführt. –

@ Stefanolix: Kunst auch im weiteren Sinne als Denkkunst. –

Erst schreiben Horkheimer/Adorno über die "Dialektik der Aufklärung", danach macht Oswald Kolle Aufklärungsfilme, danach rammeln die Studenten wie blöd.

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@Stefanolix: Die Politik setzt dem Kapital aber einen Rahmen. Vieles, was in den letzten Jahrzehnten die Entwicklung der Märkte bestimmte wurde von der Politik auch propagiert. Ohne Basel II kein Rating, ohne Rating keine immer noch kreativeren Finanzprodukte. War es Müller oder Riester, der Rentnern seinerzeit riet, ihre Rente in elecom-Aktien anzulegen?

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Nein, anders: sie haben Arbeitnehmern geraten, mit T-Aktien und anderen Schrotpapieren für das Alter vorzusorgen.

[Edit: Ich lasse »Schrotpapier« mal so stehen, obwohl ich eigentilich Schrottpapiere gemeint hatte. Die Aktien wurden ja auch etwa so gezielt wie eine Schrotladung verteilt ;-)]

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@Noergler: also ich habe es im Grunde ganz ohne die Kenntnis der »Dialektik der Aufklärung« und der Aufklärungsfilme getan ;-)

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@ Stefanolix: Es gibt eben immer wieder Menschen, die auf einem bestimmten Sachgebiet aufgrund von Naturtalent großes leisten, wo andere Anleitung und Ausbildung brauchen ;-)

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Lesen:
komme zu selten dazu, aber gerade sind Kathy-Reichs-Krimis meine absoluten Lieblinge.

Ich bin bekennende "Türkisch für Anfänger"-Seherin und weil das mit dem Familienroutinen kollidiert wird das aufgezeichnet. Leider erst seit dieser Staffel- bisher immer verpasst, macht aber nix, es gibt ja DVDs :)

Auf dem Nachtisch liegt Jared Diamond und das Neue Testament.
Neben dem Sofa liegt die "Oxfort Anthology of Poetry" (Band 2), Foucault "Überwachen und Strafen", das Greenpeace-Magazin (welches ich äusserst schwach fand) und der Ikea-Katalog.

Kino nur noch selten, was ich sehen will schaue ich meist auf DVD. Ein absolutes Muss ist "Königreich der Himmel" (Directors Cut).

Ich habe mal relativ exzessiv ER geschaut, aber irgendwie ist da die Luft raus.

Noch nie eine Folge "DSDS" oder "Dschungelcamp" durchgehalten. Das war zu grauenhaft. mein absolutes "Ohmeingottwasistdas!" ist "Alarm für Cobra 11". Immer wenn ich da reinschalte, frage ich mich, warum wir Schäuble nicht endlich die Bundeswehr im Innern einsetzen lassen- denn dermassen viele Explosionen auf bundesdeutschen Autobahnen können nur mir "akutem Frontverlauf" erklärt werden.

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Feuer für den großen Drachen
Das hier ist übrigens einermeiner absoluten Lieblingsfilme, einer der besten deutschen Fernsehfilme überhaupt:

http://www.deutsches-filmhaus.de/filme_einzeln/i_einzeln/itzenplitz_eberhard/feuer_fuer_den_grossen_drachen.htm

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Und Kultcharakter haben für mich auch "Die letzten Jahre der Kindheit"

http://www.filmdb.de/filmanzeige.php?filmid=Die%20letzten%20Jahre%20der%20Kindheit

und "Das Ende des Regenbogens", http://www.deutsches-filminstitut.de/sozialgeschichte/mov/f026.htm

"Nordsee ist Mordsee", "Moritz, lieber Moritz", "Weekend" und "Themroc".

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na, dann will ich mal den 59sten Kommentar abgeben:

Lesen? Alle Klassiker bis hinein in die klassische Moderne, an neuem nur weng, weil zu häufig parfümiert. Allerdings kann ich meine quasi-Altersgenossin Annette Pehnt sehr empfeheln.

Filme: anarchistisch. Die Filmklassiker - Blow Up und american grafitti fallen mit da spontan ein, natürlich auch orson Welles - aber gerne auch Dokus, zT auch (niiicht schlaggn!) moderne Dokus, die vom Robert Redford Synchronsprecher mit unerträglichem Pathos aufgeladen werden und mit peinlichen Spielszenen untersetzt werden. Thriller? Manchmal auch. Cpopykill etwa. der erste Fatih Akim war klasse (Gegen die Wand fiel demgegenüber ab)

absolut Klasse auch: Lola rennt und "23"...Tatort nur, wenn er gut ist. (Bin Schimi-Hasser! ;-)

lg

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Fernsehserien? Auch nur die Klassiker: Steed und Emma Peel natürlich.

Die Kleinserie "Die gentlemen bitten zur Kasse": Großartig!

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Boah, ist der @ché politisch korrekt ! Das ist ja so, als ob ich einmal im Monat *Kolberg* gucke. :-)

Hätte man mehr französische Spielfilme gesehen, wäre das sicherlich besser gewesen.

Kathy Reichs ist mir ein bißchen zu "abgedreht", wenn es um die kriminalistische "Pointe" geht. Das ist dann irgendwo ein Stück weit unglaubwürdig und veleidet mir das lange Lesen.

Meine Krimiempfehlungen: :-)
Jürgen Kehrer, Boris Akunin und Ian Rankin.

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Ich politisch korrekt? Als ich noch in Szenekreisen direkt lebte, galt ich eher so als die unmoralische Sau am Rande der Tragbarkeit;-)


Und Cassandra wird bestätigen können, wie herzlich ich regelmäßig über die politisch Korrekten ablästerte und wie mich einige von denen hassten.

Karthy Reich lass ich anfangs sehr gerne, es wiederholt sich aber immer alles. Sie einmal gelesen zu haben reicht.

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Diese Art von politischer Korrektheit, wegen der man in Bremen Göttingen "PCHausen" nannte währte aber nur von 1990 bis 2000. Die Gleichschaltung von Feminismus mit Dominikanermoral war eine Episode, von der viel zu viele Linke eine Salve abbekommen haben, aber eben nur eine Episode. Heute ist das history.

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