Sonntag, 5. September 2010
Wie christlich ist eigentlich das Christentum?
Wenn ich nicht das, was die Kirche dann daraus gemacht hat, sondern die Bibel selbst als das Pergament noch nach Leder roch als Maßstab nehme, so scheint mir der Hauptunterschied zum Judentum darin zu bestehen, dass Erlösung nicht erst durch das Erscheinen des Messias gegeben wird, weil der nämlich schon da war und also jeder Mensch die Chance hat, nach seinem Ableben in die ewigen Jagdgünde ähhh, na so Dingens, und zum anderen im Prinzip der grundsätzlichen Verzeihung und allumfassenden Liebe, sogar Feindesliebe. Was Letztere angeht hat die doch aber eigentlich schon ca. 150 B.C. Simon Makkabäus gepredigt, bei Jesus erlangt sie lediglich höchste Vollendung. Mir stellt sich ja immer die Frage, ob das Christentum im Ursprung nichts Anderes ist als ein Reformjudentum mit einem gehörigen Schuss hellenistischem Buddhismus.

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Schnädelbach, der ja seinen Nachruhm bedauerlicherweise mit einer ziemlich misslungenen Kritik des Christentums begründen wird, hat das Christentum immer als "Vulgärstoizismus" bezeichnet ;-) . Und so weit man dem Sohn Gottes eine Intention in so profaner Hinsicht unterschieben kann, so war er sicherlich ein innerjüdischer Reformer. Was später draus gemacht wurde, ist ja schon wieder sehr heterogen. Ich verstehe das sehr anders als ein Rayson, z.B., der eher, wenn ich es richtig verstehe, auf Regelwissen setzt, für mich geht es um allumfassende Liebe. Was dann die Bibel einfach als einen Weg neben anderen eröffnet zu eben diesem spirituellen Ziel.

Es gibt von Paul Veyne, einem guten Kumpel von Foucault, Untersuchungen zum Frühchristentum. Ich kenne nur die zusammen fassenden Referate in einem Buch über Foucault von ihm, und da ist Paulus der Bösewicht, der die reformjüdische Perspektive zu einer umfassenden, christlichen Mssionsbewegung GEGEN das Judentum wie auch das hellenistische wie auch römische Heidentum bog. Luther, der Antisemit übelster Ausprägung, hat seine judenfeindljchen Gedanken vor allem aus dem Johannes-Evangelium gesogen, was wieder auf die Frage verweist, was da wie und warum kanonisiert wurde. Die Paulus-Briefe haben in der Bibel gar nichts verloren; andere Evangelien und sonstige Überlieferungen wurden hinaus geworfen, als sich christliche Institutionen als Machthaber etablieren wollten. Und so war früh Schluß mit der Liebe, stattdessen wurden Heiden gequält und Juden zur Taufe gezwungen. Und erst in Bach und dem Gospel kam das Christentum wieder zu sich selbst ;-) ...

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Keinem Glauben und keiner Konfession angehörend, hatte ich dennoch gestern ein religiöses Gefühl, spürte fast greifbar, daß da mehr ist nach dem Leben, als sich beweisen läßt. Gestern verstarb friedlich ein geliebter Angehöriger, und wir alle hatten außergewöhnliche Sinneswahrnehmungen. Das Licht, das im Moment des Todes auf ihn strahlen wollte, das feine elektrische Prickeln, daß man verspürte, wenn man seine Hand hielt... Er begann seine Reise ins Licht, da sind wir uns alle sicher - und er war nur einfacher, guter, aber nicht religiöser Mensch.

Der Pastor, mit dem wir uns über die kirchliche Beisetzung zu beraten haben werden, wird das von uns Erlebte in sein kirchliches Korsett zwängen, alle Trauernden in den strengen Ablauf seiner Messe zwingen und kaum Raum lassen für das, was sich eigentlich alle von der Trauerfeier erhoffen. Er ist sogar drauf und dran, es sich mit dem ganzen Dorf zu verscherzen...

"... organisierte Religion versagt immer!" sagte Krishnamurti.

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Mission!
"Mir stellt sich ja immer die Frage, ob das Christentum im Ursprung nichts Anderes ist als ein Reformjudentum mit einem gehörigen Schuss hellenistischem Buddhismus."
- Vergiss nicht das Element des Missionarischen. Ohne Paulus und die von ihm betriebene Mission von "Heiden", d.h. Unbeschnittenen, wäre die Sache eine innerjüdische Bewegung geblieben... Was ganz im Sinne von Leuten wie Petrus gewesen wäre. Ironie der Geschichte, dass ausgerechnet Letzterer als erster Papst in die Geschichte eingehen durfte.

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Ja, das ist natürlich absolut entscheidend - das Judentum missioniert ja überhaupt nicht - obwohl es das auch mal gegeben hat, vgl. Chasaren.

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Stümmt...

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@microgod:
Ich habe aus ähnlichen Erfahrungen sehr viel Trost und ein paar Gewissheiten gewonnen. Der Versuch, diese Dinge in ein wie auch immer geartetes religiös-dogamtisches Korsett zu zwängen, kann m.E. eigentlich nur in die Irre führen. Organisierte Religion ist Menschenwerk, in dem Gottes Geist (oder wie auch immer man das nennen will) allenfalls in homöopathischer Verdünnung zu finden ist. Jesus selbst soll sinngemäß gesagt haben, wenn Du beten willst, geh in Dein stilles Kämmerlein und mache keinen großen Bohei in der Synagoge.

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ist Jesus nicht ohnehin nur ein Dionysos minus Spass?

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Wegen des Messweins?

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eher wegen der Widergeburts-/Auferstehungsszenarien ... wobei es sterbende/wiederauferstehende Gottheiten an vielen Stellen - http://en.wikipedia.org/wiki/Life-death-rebirth_deity & http://fuerwahrheitundrecht.blogspot.com/search/label/Auferstehung - gibt ... der Unterschied zwischen der christlichen und den meisten mediterranen Auferstehungsgeschichten ist, dass letztere Ausdruck eines zyklischen Zeitverständnisses sind, während es in ersteren Ausdruck einer beginnenden Endzeit ist

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