Mittwoch, 20. Juli 2011
Besuch der großen Schwester
In meiner Jugend und bis weit in meine Studienzeit hinein war meine große Schwester für mich bewundertes und geliebtes Vorbild. Eine schöne, leidenschaftliche, hedonistische, promiskuitive und kompromisslose Frau, die, als sie arbeitslos war und Vater ihr über Vitamin B einen Job verschaffen wollte ihm "Ich scheiß auf deine Beziehungen!" ins Gesicht sagte, eine Frau, die sich auch in der Zeit der großen RAF-Hysterie lautstark zu ihrem Linksradikalismus bekannte. Ich wurde der, der ich bin nicht zuletzt dank ihrem Einfluss. Als unsere Mutter im Krankenhaus war kam sie zu Besuch, und gemeinsam besuchten sie und ich die Mutter. Der Besuch dauerte zwei Stunden, in denen sie Mutter zutextete. Das kenne ich von ihr nun seit Jahrzehnten, Gespräche mit meiner Schwester sind Monologe. Entscheidender war aber, was sie erzählte: Alle ihre Nachbarn seien scheiße und Arschlöcher, aber unterschiedliche Sorten von Arschlöchern. Ganz schlimm seien zum Beispiel diejenigen, deren Hunde im Garten laut bellen und die im Garten grillen, so dass sie den Gestank riechen müsste.

Aus der radikalen, wilden hedonistischen großen Schwester ist eine Picket-Fences-Spießerin geworden.

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Den Kläffern mit Genuß lauschen und den Mief von Dauergrillern freudig inhalieren, fiele auch mir schwer.
"Wer Hunde und kleine Kinder hasst, kann kein ganz schlechter Mensch sein", sagt W. C. Fields.

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Schön, dass Du wieder auf der Bühne bist!

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Nörgler, daß wir mal einer Meinung sind...

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Ich bin auch mit denen, die sich aufregen. Für den Rest dieses Lebens.
Gut, wenn man sich über die Nachbarn aufregt, ist das ein Hinweis auf ein zu möbliertes Leben, weil man sich sonst über interessantere Sachen aufregen würde. Aber sowas passiert, das Möblieren.

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Ich bin da eher auf der "Wir lassen uns das Feiern nicht verbieten"-Seite. Dröhnend laute Musik mitten in der Nacht oder am frühen Morgen akzeptiere ich auch nicht, da kann ich richtig fuchtig werden, aber Leute als Arschlöcher zu bezeichnen, weil in deren Garten munter gelebt wird ist entschieden ein Ausschlag in eine ganz andere Richtung.

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wir diskutieren da auf unterschiedlichen Ebenen. "Zu möbliertes Leben" geht auch nicht. Hier in Chile ist das nachbarschaftliche Verbot von Grillfesten (asado) korrekterweise völlig ausserhalb jedweger Vorstellung.
Ich meinte nur Aufregen als Ansatz. Zum okayen Aufregen gehört natürlich ein vernünftiges "pick your battle".
Hab selbst eine "sehr willensstarke" allerdings kleine Schwester. Ich mag die sehr, hab aber auch seit Jahren den Eindruck, dass ich für ihre Kritik offener bin als umgekehrt.

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"Schön, dass Du wieder auf der Bühne bist!" Es wird aber noch eine Weile dauern, bis ich wieder im vollen Kommentareinsatz bin.
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"... hab aber auch seit Jahren den Eindruck, dass ich für ihre Kritik offener bin als umgekehrt."
Genau mein Problem! Während ich gegenüber Kritik immer total offen und voll sensitiv durchlässig bin, habe ich es umgekehrt immer nur mit Sturköppen zu tun.

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Die Vorteile des anonymen Bloggens: Man darf über seine Verwandten herziehen.

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ihr vielleicht, wenn so etwas wieder vorkommt, mit den Worten "ich denke, dir gefällt so etwas" einen Hartbrandwichtel überreichen

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