Wobei der elitäre Dünkel des betuchten grünen Neubürgertums mir durchaus auf die Nerven geht, andererseits z.B. Bloggerin Cassandra mal vorgelebt hatte, dass es möglich ist, ökologisch korrekt vo Hartz4 zu leben. Öko muss nicht teuer sein, kann aber, wenn nicht teuer, mit tatsächlichem Verzicht verbunden sein.
Auf der anderen Seite der soziale Barrikade steht ein staatlicher Ökologismus, der Umweltpolitik von Reichen für Reiche zumindest mitbeinhaltet. Die massive emissionsbezogene Sanierung alter Bausubstanz in metropolitanen Innenstädten wird an der Weltklimabilanz nichts ändern, solange sie nicht in den bevölkerungsreichsten Ländern der Erde sondern nur in der Eurozone stattfindet, aber sie trägt zur Vertreibung einkommenschwacher Menschen aus den Innenstädten bei. Ob Dosenpfand maßgeblich zum Rohstoffsparen durch Recycling beiträgt weiß ich nicht, kann sein, muss es aber nicht. Nun aber wird erwogen, eine Abgabe für Plastiktüten einzuführen und die kostenlose Herausgabe von Plastiktüten beim Einkauf generell zu verbieten. Begründet wird dies mit der Verschmutzung der Ozeane durch Plastiktüten.
Ich weiß, dass es im Pazifik einen viele Kilometer großen Plastikstrudel gibt, in dem Plastiktüten und -Verpackungen, PET-Flaschen usw. die komplette Meeresoberfläche bedecken und irgendwann in die Tiefe sinken und dass das eine der größten Ökosauereien dieses Planeten ist. Aber das ist chinesischer, philippinischer, indonesischer, auch mexikanischer und peruanischer Plastikmüll und das, was von Schiffen so über Bord geworfen wird.
Unser Hausmüll, verpackt in Plastikmülltüten oder auch mal in alte Einkaufstüten landet in einer Müllverbrennungsanlage, wo aus dem Müll Elektrizität gewonnen wird. Das ist in vielen deutschen Großstädten so. Wie gelangen deutsche Plastiktüten in einen Strudel im Pazifik? Von Plastikstrudeln in der Nordsee habe ich noch nie etwas gehört. Oder sind die Wege des Mülls so global, dass, ähnlich wie Elektronikschrott unter den unmenschlichsten Bedingungen in Ghana und Nigeria recycelt wird ein Großteil unseres Plastkmülls letztlich im Pazifik landet?
Oder geht es nur darum, eine neue Abgabe einzuführen?
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Die Gesellschaften in Schwellenländern beobachten unsere Bemühungen, Erfolge und Fehlschläge. Dies ist dann ein nicht zu unterschätzendes Argument in deren politischen Diskurs. Hört sich paternalistisch an, funktioniert aber.
Ökologische Argumente spielten eine wichtige Rolle in den Reformprozessen in Ecuador und Bolivien. Von Anfang an. Viel stärker als in Venezuela. Dort war Ökologie mehr so ein verbal angehängter auch-Punkt, der aber nie wirklich von Herzen eine Rolle spielte. In Ecuador und Bolivien wars ein zentraler Kristallisationspunkt der Protestbewegungen.
Das chilenische Erdbeben 2011 gegen das überholte ultra-neoliberale Modell begann mit den Protesten gegen einen Riesen-Staudamm in einer weitgehend unbewohnten Zone (HydroAysen). Die Proteste weiteten sich dann auf immer mehr Themen aus. Die dominierende Schicht gibt ja den Status "Entwickeltes Land" gerne als Ziel an. Wenn diese Entwickelten Länder selbst ökologische Ziele hoch bewerten, konterkariert das den Herrschafts-Diskurs. Viel plakativer und mobilisierungs-mächtiger als komplizierte Erörterungen über die Vergleiche von Sozialsystemen. Die meisten Menschen denken leider nicht in komplexen Systemen. Maßgeblich für diesen aus meiner Sicht echt merkwürdigen Kern "HydroAysen" und den spill-over Effekt war die Partizipation sehr breit gefächerter Gruppen. Da wurde der überwiegenden Mehrheit der Chilenen deutlich wie erodiert ihr Vertrauen in das aufoktroyierte aber letztlich angenommene Modell wirklich war.
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Die diskutierte Tütenabgabe ist in vielerlei Hinsicht fragwürdig. Richtig, unsere Plastiktüten landen nicht in den Weltmeeren, sondern weit überwiegend in Verbrennungsöfen. Ob nun via Hausmüll oder "grüner Punkt".
Wenn man den Plastikmüll in den Weltmeeren analysiert, dann spielen hier Plastiktüten auch keine große Rolle. Auch können Plastiktüten, wenngleich in längeren Zeiträumen, i.d.R. biologisch zersetzt werden.
Wenn da etwas besonders spannend ist, dann ist das zum Beispiel Styropor. Eine wirklich sinnvolle Maßnahme wäre es hier, wenn die aktuellen Auflagen zur Gebäudedämmung auf ein ökologisch und ökonomisch vernünftiges Maß abgesenkt werden. Gerade das Einhüllen von Gebäuden mit dicken Schichten von Styropor ist nicht nur als Brandgefahr, und bedeutende Ursache von Schimmelpilzbildung in neu verdämmten Gebäuden, sondern meines Wissens auch darum fragwürdig, weil es a) i.d.R. nicht nachhaltig ist (nach 25 bis 30 Jahren muss die alte Styroporisolierung aufwändigst ausgetauscht werden) b) in der Summe eine sogar negative (!) Energiebilanz besitzt.
Sehr deutsch: Eine neue Abgabe. Und dann noch eine höchst idiotische.
(gegen das Pfandsystem bitte keine Widerworte: immerhin gab das heute für mich rund 17 Euro Zusatzeinkommen - und immerhin trägt das System erheblich dazu bei, dass die Landschaftsvermüllung sich in Grenzen hält - so reinweg von der Material- und Energiebilanzseite hier ergibt Einwegpfand nicht unbedingt den größten Sinn)
Aber mit derartigen Abgaben kann sich der deutsche Michel eine blütenweiße Ökoweste verschaffen. Dann wird zwar immer noch viel zu viel Gülle in der Landwirtschaft verkippt, mit entsprechenden Folgeproblemen - aber hey, die tagtäglich sichtbare "Tütenfrage" wurde eine Regelung unterworfen, frei nach dem Motto: "Wir tun was".
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jedenfalls da, KOMMA! wo ich lebe (denn "wo ich lebe" ist ein eigenständiger Satz) KOMMA!,
gehören KOMMA, markiert
Igittebähbäh KOMMA, weil
Die Frage, wer mehr Leute erreicht KOMMA, und
womit mehr Mensche geholfen wird KOMMA, wurde ...
beiträgt KOMMA, weiß ich nicht
ähnlich wie Elektronikschrott unter den unmenschlichsten Bedingungen in Ghana und Nigeria recycelt wird KOMMA, ein Großteil
So wichtig diese Aussge auch ist, hier gehört ein Komma hin.
Bitte, ich hätte es lieber, Deine Texte auf die wichtigen Inhalte hin zu lesen. Die Inhalte kriege ich aber fast nie auch nur ansatzweise mit, weil ich immer nur mit den Kommasetzungsregeln beschäftigt bin.
Ehrlich gesagt muss ich den Text von Dir mit den genannten und also hinzugedachten Kommas dreimal lesen, bevor ich mein Denken langsam dem, worauf Du hinaus wolltest, annähern kann.
Andere sind da vielleicht grammatikfehlertoleranter, aber für mich, ehemals als Übersetzer/Lektor tätig, ist das zunächst einmal schwer zu entziffernder Zeichensalat, und irgendwann, Stunden später, fällt mir ein, dass der Autor ja vielleicht ein Anliegen gehabt haben müsse und uns etwas mitzuteilen sich eigentlich bemüht hätte.
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U. wenn ein Dr. Dr. mit einer simplen Information aus dem Lektorat nicht mehr klarkommt, dann bleibt mir nur noch ein supersimples "hä"?
Wir Künstler arbeiten nach objektiven Kriterien. Ein einfaches "Hä?" reicht da schlicht nicht.
Ich fänd es einfach auch mal schön, wenn jemand, der sich Dr.-Dr.schimpft, auch auf Hauptschulniveau die Rechtschreibung beherrscht.
Ich erledige auch mal die Grundarbeit umsonst für Leute, die sonst zu faul dafür sind, aber dreijährigen Nichtmuttersprachlern, die sich auch noch ein oder zwei Doktorentitel ausgedacht haben, nachzuhelfen, geht über meine Möglichkeiten.
Che, bitte setz´das Komma wieder an der richtigen Stelle, dann lese ich wieder sehr gerne Deine Texte.
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So kenne ich es. In Blogs aber arbeiten wir am Material der Sprache. Oder im Material der Sprache. Hier finde ich Kritikintoleranz doch recht unproduktiv. Man kann Sprache natürlich auch wie eine Hure behandeln. Das ist jedenfalls nicht mein Ding.
LG, zigg
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Ich lese sehr gerne Dein Blog; der Inhalte wegen, weshalb sonst? Nur manchmal, bildlich gesprochen, kopiere ich die Texte heraus, korrigiere all die Fehler, die zu korrigieren sind, ohne ein einiges Wort zu verändern, denn schließlich kommt es ja auf die Inhalte an, um dann das Ganze nochmal zu lesen, damit ich´s auch verstehe.
Was Du offenbar nicht so wichtig findest, und was ich aber als einen selbstverständlichen Akt der Höflichkeit empfinde, ist für mich Grammatik- u. Interpunktionsautisten die Notwendigkeit, um mir einen - schätzenswertem - Inhalt zuerst mal in ersten Schritten zu erschließen.
Es ist für mich echt Arbeit und echt Stress, mir manchmal Deine Texte, die ich schätze, zu erarbeiten. Wenn das aber so ist, dann liegt das zuerst immer an der Form und weniger am zu erschließenden Inhalt.
Gibt es denn gar kein Mitleid mit Grammatik- Interpunktionsjunkies?
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Mit anderen Worten: Wenn Du berufsmäßig so viel schreiben musst, kennst Du es sicherlich: Manchmal machen zwei oder drei Hauptsätze viel mehr klar, als jeder Nebensatzbandwurmsalat. Für welchen allerdings, fürs bessere Verständnis, die Kenntnis der Regeln erforderlich ist.
Im Gegensatz zu Dir schreibe ich nicht in Kommentaren so frei regelbefreit von der Leber weg, da für mich, z.z. arbeitslos, die Situation nicht gilt, dass ich als "berufsmäßiger Schreiber keine Fehler machen darf" (KOMMA!), sorry, das liegt mir unterdessen in der DNA, sondern ich kommentiere in erster Linie, um zu testen, wieweit meine Schreibe noch regelkomform ist.
Aber ich dachte, das hätten bei der Substanzlosigkeit meiner "Argumente" mittlerweile alle mitgekriegt.
Klar formuliere ich manchmal Argumente, z.B., wie ich es verstehe, eine radikal anarchistische Einstellung Küssverboten gegenüber usw. Aber dies tue ich immer unter der Hinsicht, und um es auszutesten, ob sich das sprachlich überhaupt formulieren oder ausformulieren lässt. Da unterscheiden wir uns, wie es scheint, offenbar. Für Dich steht offenbar das Argument im Vordergrund, für mich dagegen die Frage, ob es überhaupt aussagbar ist. (Unter grammatikalisch-syntaktischen Gesichtspunkten)
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Das mit den Kommata verstehe ich gut. Wenn man mal für eine etwas längere Zeit Lektor gewesen ist, bekommt man diese Korrekturhaltung kaum noch aus dem Kopf.
Ich verbuche das für mich unter: Berufsschäden...
;-)
@ Che
Äh, ich kenn mich ja kaum aus.
Lustigerweise hat Lehm als Dämmstoff eine höhere Halbwertzeit als dieses Dämm-Styropor. Von Kosten und Reparierbarkeit noch nicht zu sprechen...
Wobei das mit der Dämmung dann allerdings nicht so hinhaut. Vom Raumklima und der Akustik her mag ich Lehm als Baumaterial sogar sehr, aber meines Wissens dämmt Lehm mehr als mäßig (bzw. sogar so gut wie garnicht). Mit passender Holz-, Hanf- oder Mineralfaser vermischt, bessert sich das dann.
Sinnvoll erscheint mir mit Lehm verputzte Holzfaserplatte: Das ist handwerklich gut handhabbar, und bietet recht gute Dämmwerte. In Sachen Feuerfestigkeit aber auch nicht so ganz optimal. In die Holsfaser kommen anschließend Holzstifte u.ä. - und darüber dann eine Schicht Hanflehm (Beispiel).
Popeleinfach, günstig (viel günstiger als eine Styroporverdämmung), tolles Raumklima, vernünftige Dämmwerte (aber: knapp nicht so gut wie von den aktuellen Verordnungen verlangt), einfach zu bauen.
Kurzum: Für Neubauten verboten...
(hatte ich schon mal erwähnt, dass ich Überregulierungen grundsätzlich zum Kotzen finde?)
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@entflammbar: Im OSB-Bereich gibt es nicht entlammbare Holzplatten.
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50 Prozent.
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Wir haben in der Kunst manchmal diese Zerstörung jedes Sinnzusammenhanges; es gibt zwar diese echt radikalen Dada-Bewegungen usf.; wir haben aber letztlich in der Kunst jedesmal eine Rekonstruktion des Sinns. Weil sich - auch durch Punk - letztlich die Form nicht zerstören lässt, durch die sich erst etwas aussagen lässt.
Jetzt noch die künstlerischen Formen banausenhaft zerstören zu wollen wäre m.E. gegen die Idee des Anarchismus gerichtet. Desh. tendiere ich manchmal in Richtung Nietzsche; das einzige Gesetz, das für mich noch halbwegs "resonable" ist, das ist die Frage, ob das Timing stimmt, verstehst, es sind wirklich absolut objektiv geltende Kriterien, mit denen wir manchmal versuchen gegen die sonstigen willkürlich aufgestellten Regelungen gegenanzuspielen.
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Ach ja? Das glauben aber auch nur die Künstlers selber...
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Ich glaube schon noch an Objektivität, es kommt nur darauf an, wie wir uns intersubjektiv darüber verständigen, was wir darunter verstehen. Es ist seltsam, Erkenntnisse über die entferntest liegenden Gegenstände, Sonnen, Llichtjahre entfernte Sterne, halten wir für objektiv, während das Unmittelbarste, dass es mir im Ohr juckt, als subjektive Empfindung angesehen wird. (bei Nietzsche eine analoge Bemerkung, afaik) Habe das mal, vielleicht sogar in Deinem Blog, versucht auszuführen. Dass das Teleskop, das Galileo benutzte, auch wirklich nicht nur Trugbilder produzierte - darüber wird sich Galileo auf praktisch-empirischer Basis vergewissert haben. Dies konnte aber nur auf subjektiver Ebene funktionieren. D.h., er wusste, wie die Lupengläser, die da eingebaut waren, geschliffen wurden, kannte den Produktionsprozess, und hatte sie selber ausprobiert. Er hatte sich vergewissert, dass es dasselbe war, was er - nur vergrößert - durch dieselben sah.
Später einigte man sich darauf: er hatte richtig gesehen, es war nicht ein Knick in der - in seiner - Linse gewesen. Das nennen wir Objektivität. Noch später landeten sogar Menschen auf dem Mond ...
Allem Anschein nach gibt es doch soetwas wie "Objektivität".
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@"Es ist seltsam, Erkenntnisse über die entferntest liegenden Gegenstände, Sonnen, Llichtjahre entfernte Sterne, halten wir für objektiv" ----- Eben nicht, gerade die Physik geht von einer durch und durch relativistischen Raumzeit aus, ja mittlerweile von unendlich vielen gleichzeitig vorhandenen Universen, in denen Realität nur im Auge des Betrachters erfahrbar ist. Schon mal was von Schrödingers Katze gehört?
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AFAIK sind die Multiversen-Theorien aber doch ziemlich umstritten. Alle diese "relativistischen" Theorien bauen aber letzlich auf einem Objetivitätsbegriff auf, wie ich ihn versucht habe zu skizzieren.
Vielleicht sollten wir da wieder, um Deine Argumente überhaupt noch im Status den Argumentierbaren zu halten, nicht zu Douglas Adams zurückgehen, vielleicht aber zu einem Simplizismus wittgensteinischer Prägung, oder halt berkleyscher. Oder wir würden bei heisenbergschen Meditationen über indische Philosophie landen. Das wäre eine ganz andere Frage: ist das jetzt alles bloß ein Film? Die Fragen, die sich mir hier stellen würden, wären mehr religiöser Natur. Aber Berkley ist weder zu beweisen noch zu wiederlegen. Die Realität des Seins ist durch intersubjektive Übereinkünfte belegt. Und durch dieselben haben wir die Versicherungen, dass es mit unseren objektiven Erkenntnissen etwas auf sich hat. (Mondlandung, usw.) Das reale Dasein der objektiven Realität zu leugnen, wäre eine asoziale Einstellung. Umgekehrt können wir sogar über eine intersubjektive Übereinkunft ein Feld schaffen, das ich an dieser Stelle als ein "spirituelles" charakterisieren möchte, von wo aus wir uns diese Fragen erneut stellen können, vielleicht. Der Simplizist kommt aber immer nur zu der einen langweiligen Erkenntnis, dass er Simplizist ist. Jede Erkenntnis wäre ihm gleichviel. Wir aber leben in einem bunten Feld der unterschiedlichen Subjektivitäten (aus welchem, nebenbei, auch der Begriff der Objektivität erwächst), ist das denn nichts?
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@"Das reale Dasein der objektiven Realität zu leugnen, wäre eine asoziale Einstellung. Umgekehrt können wir sogar über eine intersubjektive Übereinkunft ein Feld schaffen, das ich an dieser Stelle als ein "spirituelles" charakterisieren möchte, von wo aus wir uns diese Fragen erneut stellen können, vielleicht." ----- War ja schon verschiedentlich mein Thema, dass bestimmte Hardcore-mystisch-gnostische Denksysteme tatsächlich das reale Dasein der objektiven Realität leugnen bzw. diese für eine Täuschung halten.
Damit habe ich nichts am Hut, ich wollte nur die Diskussion weitertreiben;-)
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Was ich damit sagen will, der Grad an erreichbarer Objektivität ist - auch - vom Wissensgegenstand abhängig. In den Naturwissenschaften gibt es durchaus einige Dinge, die sich "objektiv" sagen assen. Darüber hinaus, und auch dort wo sich eine letzte Objektivität nicht mit Sicherheit feststellen lässt, ist das Bemühen um Objektivität wichtig.
Es gibt in den Sozialwissenschaften sicherlich sehr viele Bereiche wo es eine letzte Objektivität nicht gibt. Ich denke, die Geschichtswissenschaften sind dafür ein eindrucksvolles Beispiel.
Gleichzeitig ist das aber ein Bereich, wo sich mehrere Dinge zeigen, imho:
* Das Bemühen um Objektivität ist sehr wichtig
* Die Fähigkeit, unterschiedliche Betrachtungswinkel einnehmen zu können, ist sehr wichtig.
Mönsch, warum denn immer wieder diese - pardon - unnötigen Erkenntnistheoriediskussionen? Damit man, politisch "links" korrekt, alles "Positivistische" einfach
mal sinnlos bashen kann? Damit mensch sich der Mühe der sorgfältigen Begründung entziehen kann, weil ja die eher nur rhetorischen Verfahren aus dem Umfeld des Dekonstruktivismus (und folgende) ach-so-aufregend-toll sind?
Und am Ende lässt sich dann alles verleugnenn, was politisch nicht in den Kram passt.
Ist das der Sinn?
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Hier geht es demnach auch um Denunziation. Man meint, einfach mal so eben einen erheblichen Teil wissenschaftlicher Verfahren als "Positivismus" völlig ablehnen zu können, und damit zugleich auch einen Haufen Zusammenhänge und Begriffe, die aus politischen Gründen - innerhalb einer bestimmten Szenierie - nicht opportun sind.
Und so kommt es am Ende, dass beredte Wirrköpfe jede (!) Form von Geschlechtlichkeit als "reine Konstruktion" bezeichnen, jegliche (!) biologischen Unterschiede abstreiten - was sie natürlich nicht mindesten davon abhält, mit einer eigens für die eigenen politischen Zwecke konstruierten biologistischen Kategorie "WHM" hochgradig pauschale Aussagen zu tätigen...
Was für ein Schmarrn!
Und das sind dann ausgerechnet die Leute, welche "Positivismus" in kompletter Gänze ablehnen - ohne selbst jedoch wissenschaftliche Methoden a) überhaupt zu kennen und b) irgendwie erfolgreich selbst anwenden zu können.
Das hier harsch Formulierte bezieht sich auf verzweifelte Wirrköpfe wie MR oder NL, die sich tatsächlich beinahe jedem Versuch von Objektivierung zu entziehen versuchen, während sie einen Haufen Wohlgefühl und empfundene Kompetenz daraus ziehen, dass sie ein paar Fragmente von Erkenntnistheorie (ähem: die in der wissenschaftlichen Praxis eher eine sehr geringe Rolle spielt...) fertig aufsagen können, um damit ihre scheinbare Kompetenz auf diesem Feld zu beweisen.
Anyway, selbst etwas allzu naiv geratene "positivistische" Verfahren können ihren Wert haben - und ein ganz einfaches Beispiel dafür ist die sozialwissenschaftlich durchaus bedeutsame Einstellungsforschung, die sich i.d.R. ausgesprochen unterkomplexer (mitunter sogar rein dämlicher) Befragungsmethoden bedient.
Und ja, Befragungen (wie sie in der politischen oder soziologischen Debatte oft eine Rolle spielen) stellen "Positivismus" in seiner reinen und ultranaiven Form dar.
(i.d.R. stehen sie sogar für noch Ärgeres: Schlampigkeit, färbendes Vorgehen und mangelnde Neugier)
P.S.
Wollte mich einfach mal eine Runde auskotzen.
Bitte, niemand möge das hier Geschriebene persönlich nehmen! Wissenschaftler: bin ich nämlich auch nicht. Und falls ich einer wäre, dann wohl allenfalls untere Mittelklasse.
(aber ich könnte ganz wunderbar polemisch sein...)
;-)
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Setzt Euch auf den Hosenboden und lest Marx, Engels, Luxemburg, Benjamin, Adorno, Horkheimer, Foucault, Butler, Bourdieu, Baudrillard, Hartmann und Roth, bevor Ihr den Mund aufmacht.
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Nicht, dass mich das irgendwie stolz macht. Eher wütend. Weil ich ja ziemlich genau weiß, welch dünnes Brett ich damals gebohrt habe.
Im Übrigen kann man jederzeit gute Ansichten äußern, ohne auch nur eine Silbe von Foucalt oder Butler gelesen zu haben. Che, ich dachte das anzuerkennen, sollte keine besondere Denkhürde für dich sein. Ob nun als Wissenschaftler, oder als wacher politischer Kopf von hervorragenden Charakter...
Im Übrigen halte ich praktisch jede gesparte Stunde, die nicht an den verdrechselten und nahezu undurchschaubaren Sprachwerken der Frau Butler verschwendet werden, für einen echten Gewinn. Focault zu lesen halte ich i.d.R. für lohnenswert, allerdings finde ich manche seiner Werke (bzw. genauer: Abschnitte darin) ziemlich erbärmlich.
So das "absolute Genie in allen Fragen" war Focault nun nämlich auch nicht. Seine Heiligsprechung in linksakademischen Kreisen halte ich für ziemlich unbegründet - und einem kritischen Denken sogar für abträglich. Trotzdem ist er ein guter Autor.
(Im Moment ärgere ich mich allerdings über die sprachlich elegante, aber inhaltlich flache Tendenzschreibe von Bernt Engelmann, obwohl ich manche seiner Sachen ganz gerne lese - und ausgerechent den ersten, lohnenswerteren Teil seines "Anti-Geschichtsbuches" habe ich noch nicht billig schießen können)
Und ganz ernsthaft, maximal ein Prozent der Leute, die J. Butler gelesen haben, kapieren sie auch.
(ob sie selbst zu diesem Prozent rechnet, halte ich für eine offene Frage)
Tatsächlich lesenswert ist zum Beispiel: "Animal Spirits: How Human Psychology Drives the Economy, and Why It Matters for Global Capitalism" von Akerlof und Shiller. Für meine Zwecke sind schon die Schriften von Hannah Arendt kompliziert genug - und gewinnbringend finde ich sie zudem.
Auf die Werke von J. Butler kann ich getrost scheißen. Das macht mich nicht dümmer.
Keine Spur.
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Der Motzton von mir (zwei Postings, s.o.) geht in nicht geringen Maß auf die extrem nervigen Dauerschmerzen zurück, die mich in den letzten beiden Tagen regelrecht demoralisierten.
Ich habe endlich eine (allerdings: unbequeme) Schlafposition gefunden, wo sich die Rückenmuskelverletzung dann tatsächlich bessert. Jedenfalls, heute morgen sind die Dauerschmerzen (nach langer Zeit) endlich wieder erträglich. Tja, und schon sieht die Welt ganz anders aus...
(aka: Sorry!)
P.S.
Foucault.
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Keine Spur." ---- Hast Du die denn gelesen? Das müsstest Du getan haben, um ein solches Urteil überhaupt abgeben zu können. Ansonsten könntest Du dann nur sagen: "Ich weiß nichts darüber und interessiere mich auch nicht dafür." Ansonsten erstaunt schon die Verve, mit der Du jedesmal wenn dieses Thema angesprochen wird gegen Butler und Solche anwetterst.
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Ich halte sie für dramatisch überschätzt.
Gleichzeitig hat sie eine Tür aufgestoßen, und viele - wichtige - Fragen neu durchdenken lassen. Ihre wissenschaftliche Funktion ist in meinen Augen eben nicht, neue Erkenntnisse gefunden zu haben - sondern sie liegt darin, Fragestellungen aufgeworfen zu haben, und auch darin, vorhandene Sichtweisen radikal anzuzweifeln - und diese damit in Rechtfertigungs- bzw. Anpassungsdruck zu bringen.
Ihre selbstherrlich vorgetragenen, oftmals nur extrem dürftig begründeten Thesen und Ansichten halte ich - summa summarum - für die schwächsten Stellen in ihrem Werk. Oftmals formuliert sie ihre Thesen extrem verklausuliert (eine Methode, um sich gegen Kritik zu wappnen) und zugleich inhaltlich radikal - ohne jedoch wirklich eine tragfähige Begründung für ihre radikalen Ansichten zu liefern. Generell hat sie einen Hang zum Radikalen. Dennoch (und vielleicht garade deshalb) wirkten die Schriften von J. Butler sehr anregend - und genau darin erkenne ich ihren Wert.
Sogar die vielfältige Interpretierbarkeit (wo sogar die engsten Anhänger/innen oft nicht wissen, was eigentlich genau gemeint war) lässt sich so zu ihren Stärken rechnen - obwohl hier, streng genommen, ein wissenschaftlicher Mangel vorliegt.
Nun, und ihre Argumentationskraft, wenn man dieser die unbekümmert apodiktische Attitüde abzieht, die halte ich sogar für bemerkenswert gering, zumal im Vergleich mit ihrer politischen Wirkung.
Ich gehöre allerdings nicht zu denen, welche "erkenntnislose Wissenschaft" (das wäre jetzt eine ziemlich übersteigerte Wertung ihre Werkes) gering schätzen. Das Ordnen und Neuanordnen von Sätzen, Themen und Wissenschaftsgebieten, obgleich an sich im strengen Sinne erkenntnisfrei, kann beispielsweise eine wertvolle wissenschaftliche Tätigkeit sein, und noch mehr gilt das für diejenigen, die völlig neuartige Fragestellungen aufwerfen.
Zu ebendiesen rechne ich J. Butler.
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Ich würde sagen: Von einer so großen Bedeutung für die Gesellschaftswissenschaften wie Kopernikus für die Astronomie.
Das hat die Debatte um Geschlechterverhältnisse wie auch die Geschichtsforschung, Soziologie und Ethnologie ganz entscheidend vorangebracht, wobei Butler allerdings weniger eine Schöpferin neuer Ansätze war als eine Interpretin, die verschiedenste Denkansätze, von Lévy-Strauss über Foucault bis zu Feministinnen wie Kate Millett, Germaine Greer, Karin Hausen, Maria Mies oder auch Alice Miller idealtypisch zusammenfasste.
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Ok, aber das reicht nicht, denke ich. Man kann auch Sozialwissenschaft nicht sinnvoll betreiben ohne von einer objektiven Realität auszugehen, alles andere produziert nur Ideologie und keine Erkenntnis (wie aus meiner Sicht z.B. auch Foucault und Butler).
Das jede Gesellschaft auf Natur basiert war je bekanntlich das große Thema des frühen Karl Marx, der nicht müde wurde, der sich damit von der idealistischen Philosophie seiner Zeit bewusst absetzte (er scheitert dann doch wieder an seinem hegelianisch verkürzten Naturverständnis, aber das ist ein anderes Thema). Darin sehe ich einen großen Vorsprung von Marx vor allen Diskurstheoretikern, die erkenntnistheoretisch eindeutig hinter seinen Stand zurückfallen.
Wer behauptet, dass die Realität (und bei J. Butler eindeutig auch diem materielle Realität des menschlichen Körpers) von Diskursen Konstituiert oder materialisiert usw. wird, der ist natürlich auch verpflichtet, etwas über die Existenz dieser Diskurse zu sagen, denn die fallen ja nicht vom Himmel. Voraussetzung für Diskurse ist natürlich zuallererst die Existenz von kommunizierenden Sprechern bzw. Subjekten, und wie die zu erklären ist, wo die herkommen, darüber findet sich bei Butler und Foucault schlicht nichts. In sofern erscheint mir deren Schreibe oberflächlich und schlecht begründet.
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Und antwortet auf die Frage:
„I would suggest that it takes a certain suspicion toward grammar to reconceive the matter in a different light. For if gender is constructed, it is not necessarily constructed by an “I” or a “we” who stands before that construction in any spatial or temporal sense of “before.” Indeed,- it is unclear that there can be an “I” or a “we” who has not been submitted, subjected to gender, where gendering is among other things, the differentiating relations by which speaking subjects come into being. Subjected to gender, but subjectivated by gender, the “I” neither precedes nor follows the process of this gendering, but emerges only within and as the matrix of gender relations themselves.” (a.a.O.)
“Suspicion toward grammar” verstehe ich so, dass sie meint, die Grammatik würde uns zwingen, zu einem Verb (einer Tätigkeit) immer ein Subjekt (das die Tätigkeit ausführt) hinzu zu denken, obwohl dies in der Realität keineswegs notwendig wäre. Etwas später im Text heißt es entsprechend:
„Construction is neither a subject nor its act, but a process of reiteration by which both “subjects” and “acts” come to appear at all. There is no power that acts, but only a reiterated acting that is power in its persistence and instability.” (p. 9) und weiter:
“Construction is neither a single act nor a causal process initiated by a subject and culminating in a set of fixed effects. Construction not only takes place in time, but is itself a temporal process which operates through the reiteration of norms; sex is both produced and destabilized in the course of this reiteration.” (p. 10)
Meine Übersetzung: „Konstruktion ist weder ein Subjekt noch ein Akt, sondern ein Prozess der Wiederholung, durch den sowohl Subjekte wie auch Handlungen überhaupt erst zur Erscheinung gelangen. Es ist keine Macht, die handelt, sondern nur ein wiederholtes Handeln, das in seiner Beständigkeit und Instabilität Macht ist.“ „Konstruktion ist weder ein einzelner Akt noch ein von einem Subjekt begonnener kausaler Prozess, der zu einer Reihe bestimmter Effekte führt. Konstruktion findet nicht nur in der Zeit statt, sondern ist selber ein zeitlicher Prozess, der durch die Wiederholung von Normen funktioniert. Das Geschlecht wird im Verlauf dieser Wiederholung sowohl produziert wie auch destabilisiert.“
Das klingt zwar alles sehr tiefsinnig, ist aber blanker Unsinn. Wer wiederholt denn da? Offenbar läuft der Konstruktionsprozess in der Zeit ab, es gibt einen Zeitpunkt vor und einen nach der Konstruktion, die sich unterscheiden, aber was da eigentlich passiert bleibt völlig unklar. Wenn in dem Prozess keine handelnden Subjekte vorkommen, kann es ja eigentlich nur ein Naturprozess sein, aber eine unkonstruierte Natur gibt es ja auch wieder nicht.
Das verstehe wer will. Ich halte das alles für Gehirnverkleisterei, Dass diese frau auch noch als große Philosophin gilt, ist ein echter Witz.
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(blubb) ;-)
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