Samstag, 26. November 2016
Keine Atempause - Geschichte wird gemacht!
Nun ist er tot, der Fidel. Eine historische Epoche in Kuba geht zu Ende. Ob es nun eine friedliche transicion gibt oder eine dramatische Umwälzung, ob und was sich vom kubanischen Sozialismus erhalten lässt wird die nahe Zukunft zeigen.

Etwas Anderes jährt sich heute zum vierzigsten Mal: Die Single "Anarchy in the UK" von den Sex Pistols, die Initialzündung des Punk. Bis heute verbreitet ist ja die Vorstellung, Punk sei eine autochthone Bewegung englischer Unterschicht-Kids, wie zuvor schon Skinheads, Rocker, Ska oder Mods. Pustekuchen. Punk ist ein Label, geschaffen von Londoner Modemachern, vom Outfit her abgekupfert am damaligen Look des New York Underground (daher der Irokesenhaarschnitt), und zugleich ein ganz bewusst gesetztes politisches Zeichen, die Gegenbewegung gegen Stagflation, Massenarbeitslosigkeit und Energiekrise, "No future" als wütender Protest, Anarchy in the UK halt, eine popkulturelle Bewegung, vor deren Hintergrund auch noch ein Billy Bragg operierte.

http://www.dailymotion.com/video/x42en_sex-pistols-anarchy-in-the-uk_music

http://www.dailymotion.com/video/x161vc_sex-pistols-god-save-the-queen_music

http://www.dailymotion.com/video/x16o53_the-clash-london-calling_music

Ach ja, rein rechnerisch könnte Clinton noch gewonnen haben. Stay tuned.

... comment

 
Zum toten Diktator: Ich mochte die sympathischen Jubel-Bilder aus dem Miami Dade County, wo insbesondere Kubaner, Venezolaner und Nicaraguaner ausgelassen miteinander feierten. Ein ähnlicher Genuss wie die Bilder aus Santiago anlässlich des Todes von Pin8.

Zu Punk: Der entstand mehr oder weniger parallel in New York und London. Eine Verbindung bildet der Besitzer eines kleinen Londoner Alternativ-Mode Ladens Malcolm McLaren. Der war zunächst in den 60ern ein englischer Kunststudent und dann zunächst Manager der z.T. schwerst Heroin-abhängigen New York Dolls, um dann im heimatlichen London die Sex Pistols ins Leben zu rufen. Er tat sicher seinen Beitrag an dem Hype, aber strategisch durchgeplant war da wenig. "Anarchy in the UK" wurde von John Lydon aka Rotten am Küchentisch des elterlichen Mini-Hauses geschrieben. Ein authentischerer Ort für British Nachkriegs Working Class lässt sich eigentlich nicht vorstellen. Der Brandbeschleuniger für den Hype war dieser Auftritt in einer Nachmittags-TV Talkshow. https://www.youtube.com/watch?v=R0IAYFh0CaI
Die New York Dolls waren zunächst verbunden mit Andy Warhol, der aber dann das Interesse verlor.
Das ganze entstand aus einer chaotischen Verbindung von Kulturmanagement und sehr jungen "problematischen" Typen.

Quellen:
John Lydon, Anger is an Energy
Legs Mc Neil, Please, kill me

... link  

 
Genau diesen Malcolm McLaren meinte ich, und Vievienne Westwood. Ob allerdings der Tod von Castro und der von Pin8 vergleichbar sind und es dort ähnlichen Grund zum Jubel gibt erscheint mir schon zweifelhaft.

... link  

 
Über den Diktator könnte ich argumentieren, möchte aber nicht.
Aus dem Text ließe sich völlig irreführend herauslesen, die Sex Pistols - und damit John Lydon - wären Kreationen der Medienindustrie. Ich seh gerade John Lydon als einer der aufrechtesten Menschen nach WK II.
Hier sieht man ihn, wie er dieses Jahr 60-jährig auf einem Konzert in Santiago de Chile nach einem Bierflaschenwurf eine Schnittverletzung an der Stirn holt... und das Konzert fortsetzt.
https://www.youtube.com/watch?v=qCHL4GwosUg
Souveräner geht nicht.
Auf youtube gibts eine Menge zu entdecken, weil er in England sowas wie eine Berühmtheit blieb.
Tolles Interview nach dem split mit den Sex Pistols: https://www.youtube.com/watch?v=XfWMnQcJ9Yc

... link  

 
Kreationen der Medienindustrie waren sie nicht, aber Punk war eben auch keine Jugendsukultur, die sozusagen naturwüchsig allmählich entstanden war, wie die Mods, die Rocker oder die Skinheads. McLaren und Westwood halfen bei dem Sichneuerfinden eine Jugendsubkultur gewissermaßen künstlich nach, und zwar durchaus mit ernst gemeinten politischen Implikationen. Schau Dir mal den Film "The Rock´n Roll Swindle" an;-)

... link  

 
Nein. Mc Laren ließ als Manager seine Bands künstlerisch und textlich absolut gewähren. Er verhandelte mit Plattenfirmen, organisierte Spielorte und kassierte. Der Hype entstand dann aus der Interaktion dieser wütenden Leute aus der Arbeiterklasse mit dem Establishment.

"The great Rock'n Roll Swindle" ist wirklich eines der abschreckendsten Beispielen für Klassenkampf von oben ever.
Les mal über die Meinung des Musik-Arbeiters John Lydon zum Filmchen seines Managers in dem von mir oben genannten Werk.

... link  


... comment