Sonntag, 5. März 2017
Konsequenz
In der PC-Moralspackenfraktion gibt es ja die Auffassung, das Tragen von Rastafrisuren durch Weißdeutsche sei eine illegitime Aneignung von PoC-Inhalten, und eigentlich gehörten den Leuten ihre Haare gewaltsam abgeschnitten. Es gibt auch Gerüchte, dass PoC-Aktivisten das bereits getan hätten, ich weiß aber nicht ob das mehr ist als die Spinne in der Yuccapalme. Wenn wir nun konsequent sind und das auf alle Lebensbereiche anwendeten käme eine lustige Art von, öhm, Apartheid heraus: Krawatten dürfen nur von Kroaten getragen werden (bitte Pass vorlegen), Anoraks nur von Inuit, Pelzmützen nur von Russen und Kanadiern, tätowieren lassen dürfen sich nur Polynesier, Maori und Kelten usw. Das wäre konsequent.

Btw: Möglich wäre auch konsequente Nostalgie - wenn wir in Physik schön fleißig und nicht dumm sind wärs möglich dass bald schon wir im Paläzoikum sind.

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...und klassische Musik gäbe es auch nicht. Die Geige wurde von Mongolen, die Gitarre von Arabern, der Dudelsack auch von Arabern, die Zither von Indern erfunden.

Auch müssten wir verhungern! Die Kartoffel kommt aus Südamerika, Puten und Mais ebenso. Weizen aus dem Nahen Osten etc. Etc.

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Die Moralpredigten erfolgen selbstverständlich nur in eine Richtung: Sonst könnten die neuen Industriestaaten im Fernen Osten sich nicht europäischen Gewohnheiten anpassen, und Schlips und Anzug tragen.

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Im Lutherjahr darf man selbstverständlich die Reformation nicht vergessen! Dieses Widerstandssymbol wurde von den widerspenstigen Tschechen geklaut, die von den Deutschen unterjocht wurden.

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Du hast die Triggerwarnung vergessen.

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Biergärten in Rastafarben - Helmut Schmidts Foto an der Wand
Vorsetztes Jahr schlenderte ich mit K., aus der Elfenbeinküste, nach ner Musi-Session abends von einem kulturellem Zentrum (wo seit der Lampedusa-Geschichte Afrikaner einen Treffpunkt haben oder doch hatten) Richtung Bahnhof durch Altona. Wir passierten ein paar typische Kneipen, z.T. mit Garten - und mit Lampions.

In Afrika, berichtete er, hätten die Deutschen auch immer diese Beleuchtung gehabt, und seinen Worten war zu entnehmen, dass ihm damals, er muss noch eher jung gewesen sein, diese Lichter gefallen hätten. Vielleicht sogar ja auch ein Hauch deutscher Gemütlichkeit. "Da wollte ich auch hin. Die Deutschen gefielen mir."

Logisch, wenn die ihre Biergärten in Rastafarben beleuchten ! (Viel mir da auf, die typischen Lampionarben sind tatsächlich rot, gelb und grün.) Wir lachten uns kaputt darüber, dass er mich zum Rasta machen wollte - mit den wenigen Haaren - und dann noch aus praktischen Gründen entsprechend kurz ...

K. ist allerdings schon lange in Deutschland. Jetzt wohnt er in nem Hochhausghetto, arbeitet als Maler.

Was die von der Elfenbeinküste unheimlich gut konnten, das war sprechgesangmäßige Kommentare zu improvisieren und aufzuzeichnen, um sie bei Facebook zu veröffentlichen (während wir da saßen, um ´n bisschen über Musik zu quatschen, nahmen die nebenbei zwei davon auf. Es ging gegen übertriebenen Patriotismus und Chauvinismus - im Afrikanischen Fußball!).

K., das stellte sich mit der Zeit heraus, war nicht alphabetisiert (ein häufiges Problem in der Elfenbeinküste, obwohl Bildungsgrad allgemein verhältnismäßig hoch, wie ich irgendwo las).

Die Band scheiterte auch desh., weil, als er wieder arbeitete (im Frühjahr), offenbar die Maler-Dämpfe seine Stimmbänder angriffen. Das störte wieder T. (Ghana).

T., super musikalischer Typ. Aber ein bisschen verbittert. Irgendwann sagte er: "Ich bin seit ´79 in Deutschland." Dann so in etwa: Da hast Du´s ! Wunderst Dich vielleicht. Das ist es doch, was Du immer fragen willst: "Wie lange ...?"

Für Jazz-Kenner: seine Improvisationen erinnerten mich an Wayne Shorter ... Egal. Ein alter (sah man ihm nicht so an), kranker Mann in Rente (Schlosser). Er war etwas verbittert. Schien auch ein bisschen vereinsamt. Depri (geht nicht ans Telefon, meldet sich nicht etc. ...), es ist einfach schade, hätte ich super gerne in ´ner Band ...

Literarisiert, zumindest Englisch, konnte ich ihn aber oft nur schlecht verstehen. Einfach deswegen, weil er die Pausen und Betonungen offenbar einem anderen (afrikanischen?) Idiom folgend setzte. (Gibt´s ´n Fachausdruck für, vergessen.)

Das ist nun nicht der erste afrikanische Musiker, seit den 70ern in Deutschland, den ich treffe und bei dem die Jahre der Ausgrenzung in der Seele deutlich spührbare Spuren hinterlassen haben. Ich denke an R. aus Wilhelmsburg.

I. d. 70ern, erzählte er, hätten sie irgendwo in Dachböden gehaust (als Schwarzer nen Mietvertrag ??), irgendwie doch gearbeitet. Nachbarschaftlich wurde er dann aber in typisch proletarischer Nachbarschaftspflege von den Nachbarn eingeladen: "Ach, Sie kommen wohl aus Afrika? Kommen Sie doch mal auf nen Kaffee vorbei." Gibt´s sowas etwa heute noch?

Was die heutige Situation betrifft, sagte er einfach nur, er verstehe die Deutschen einfach nicht, wisse einfach nicht, was die auf einmal alle hätten.

An der Wand ein verblichenes Foto von Helmut Schmidt.

Kommunikationsprobleme verdanken sich oft ziemlich bitteren Erfahrungen hier im Lande, und bei den Leuten, die ich über die Musik getroffen habe, seit Jahrzehnten ... Bitter und traurig, manchmal, was diese Jahre offenbar angerichtet haben, ich meine seelisch, und wie sich dann der Charakter verändert hat. (Man, und ich will T. an den Drums und am Keyboard!)

@ sozi ohne Partei: Tatsächlich wurden die Mährischen (oder Böhmischen) Brüder aus ihrer Heimat von der von Deutschen betriebenen Katholifizierung vertrieben.

Eine ziemlich komplizierte Geschichte der vielfältigen "Häresie", vor Luther, in jenen Landstrichen (Hussitenkriege). Zurecht sind die Tschechen stolz auf diese Geschichte (auch wenn in der Moravian Church es annerkannt ist, dass die Hussitenkriege sehr brutal gewesen sind und vielleicht suboptimal).

Was reformatorische Bestrebungen angeht, stammt das in meiner Familie gepflegte Christentum (sofern gepflegt) überwiegend aus dieser Tradition. Vor mindestens 6 Generationen hingen die bereits in Südafrika rum, mit der Bibel, und brachten den Leuten das Lesen und Schreiben bei (nicht mit Militär im Hintergrund, eher in Konflikt mit den burischen Missionaren, auf eigenes Risiko, "freiwillig" ...). Was - btw.- kein geringerer als Nelson Mandela anerkennend würdigte ...

Da ist wohl der Apfel nicht weit vom Stamm gefallen. Ich bin es doch ganz zufrieden, dass ich mithelfen kann, dass es - diesmal - hoffentlich etwas besser klappt mit der (hässliches Wort) Integration, die zuallererst über die Sprache läuft. Ich habe festgestellt, dass ich das einfach kann. Hilfreich dabei ist vielleicht die typisch herrnhutische (Moravian Church) Zugewandtheit, die vielleicht sogar auf Comenius (erste systematische Didaktik in Europa, 150 Jahre vor Rousseau striktes Prügelstraf-Verbot in Schulen usw. ...) zurückgeht.

Ein beinahe humanistisch-antiautoritäres Konzept: "Es muss alles vom Schüler ausgehen (fließen)."Obwohl streng atheistisch aufgezogen, liegt mir das irgendwie im Blut.

Übrigens: Die (Syrien, Irak, Afghanistan) haben alle Religion sowas von nicht auf dem Zettel. Ich brauchte heute (Laut-Buchstaben-Zuordnung "sch") ca. 15 Min., um "Mosche" zu erklären.

Oder "X, x": Ich, Tafel und sagen: "Xerxes". - "Wer ist Xerxes?" - "Xerxes war ein persischer Herrscher, ist etwas her, mehrere hundert Jahre." "Ach so, irgendwas mit Vergangenheit, scheißegal!"

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Ein ebenso informativer wie anrührender Beitrag, danke dafür!

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Meine beiden schwarzen Schwager aus Kolumbien sind Arzt und Informatiker. Der ältere (informatiker) arbeitet bei Argos-Zement, einer auf dem ganzen Kontinent tätigen Firma (https://www.argos.co/colombia/en). Der jüngere (Arzt) hat sein praktisches Jahr abgeschlossen und ich bin grade dabei, ihm einen Studienplatz in Deutschland zu besorgen für die Spezialisierung zum Radiologen(stellt sich als extrem schwierig heraus).

Die sind jedenfalls beide nicht besonders glücklich, wenn man immer wieder darauf hinweist, was die Schwarzen doch für tolle Musiker und Sportler sind. Ja sind sie, aber das ist doch eher zweitklassig; Sachen, die man bei entsprechender Begabung auch ohne besondere Bildung hinbekommt. Meine Schwager sind lebende Beispiele dafür, dass sie auch mehr können, wenn man ihnen die Möglichkeit gibt, und wenn sie genügend Ehrgeiz und Ausdauer entwickeln.

Aber als Musiker oder Fußballer ist es in Europa wesentlich leichter; die Medien stehen auf solche Leute, s. etwa hier: http://www.spiegel.de/kultur/musik/joy-denalane-neues-album-gleisdreieck-lieder-aus-der-heimat-a-1137154.html

Das einzig bemerkenswerte an dieser Frau ist, dass ihr Vater aus Südafrika kommt, ihre Musik ist ganz nett aber nichts besonderes. Aber es reicht aus, um vom Spiegel und 3Sat hochgejazzt zu werden. Irgendwie kommt mir das auch wie eine Form von Rassismus vor, Schwarze auf ihre Hautfarbe und ihre Identität als von Natur aus begabte Musiker festzulegen.

Es ist aber auch wahr, es gibt eine Menge geniale schwarze Musiker und Sportler, auch ein paar gute Schauspieler und Schriftsteller, aber sonst? Schwarze Philosophen und Wissenschaftler? Erfolgreiche schwarze Unternehmer? Fehlanzeige.

Und es erzähle mir niemand, das käme wegen Diskriminierung und Ausgrenzung, schwarze Musiker und Sportler werden ja auch nicht ausgegrenzt, heute jedenfalls nicht mehr.

Ich denke es liegt vor allem daran, dass es für die Schwarzen eben wesentlich leichter ist, als Musiker oder Sportler Erfolg zu haben; das erwartet die Gesellschaft von ihnen, und für sie selber ist es auch viel leichter zu singen oder zu laufen, als Informatik oder Medizin zu studieren.

Und ja, ich weiß, dass es in Afrika schwierig ist, Arzt oder Informatiker zu werden, schwieriger als in Südamerika (das wesentlich länger unter dem Kolonialismus gelitten hat). Wäre nochmal eine andere Frage, woran das liegt.

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Eintagsfliegen ? .... auch das afrikanische Publikum will erst einmal erobert werden
@ willy

R. legte immer Wert darauf, dass es einfach falsch sei, Schwarze seien automatisch gute Musiker. Er habe sich alles, was er könne, mühsam erarbeitet. Musikalischen Erfolg doch eher als "zweitklassig" zu betrachten, wie Du sagst und worin möglw. die Einstelllunge Deiner Schwager mitklingen, ist auch in Afrika nicht unbekannt. So erzählte K., in seiner Heimat wären Musiker nicht gerade hoch angesehen, gewissermaßen eine halbseidene Angelegenheit, Musik zu machen. Halt Leute, die dann auf die schiefe Bahn geraten usw. Von afrikanischen Müttern gewiss nicht gern gesehen ... Berufsmusiker ein eher unbekanntes oder zweifelhaftes Phänomen. (Pop)musikalischer Erfolg ist dann ein eher seltenes Phänomen - und läuft möglicherweise nicht selten über Frankreich, Alpha Blondy z.B. hatte sich auch in den New York umgetan.

Wobei das natürlich wieder nicht die ganze Wahrheit ist. Wir haben in Westafrika den

https://de.wikipedia.org/wiki/Griot

Als Preissänger (des Königs) z.T. auch mit Prestige ausgestattet. Wir haben in Afrika ja eine ziemlich lebendige Tradition; vor deren Hintergrund vielleicht auch afrikanische Popmusik verstanden werden müsste. Von der wir dann wieder eher wenig mitbekommen. More Kanté, Rokia Traoré, Salif Keita, Manu Dibango werden eher in Afrika (ja, als Stars), Frankreich - und dann international wahrgenommen.

Oftmals stelle ich fest, dass traditionelle Einflüsse eben doch nicht zum Klischee verkommen sind. Manchmal haben wir es andererseits wirklich einfach mit Popmusik zu tun. Joy Denalane wird möglicherweise in Deutschland "hochgejazzt". Aber schon Nneka, gewissermaßen ein hamburger Gewächs, fand eben - auch - internationale Beachtung (wiederum international erfahrene Musiker in der Band).

Damit, dass noch der x-te Soul-Anklatsch als "Soul" bezeichnet wird, habe ich jedenfalls so meine Probleme. Rein musikalisch ist es doch manchmal einigermaßen interessant, was sich in Afrika entwickelt, so mein Eindruck. - Joy Denalane wird sich bestimmt als Eintagsfliege herausstellen.

Aber um Erfolg zu haben, ist dann doch ein gewisses Maß an Bildung erforderlich. Z.T. dann doch eine andere Bildung als die, welche Deinen Schwager erfolgreich macht. Die mündliche Übermittlung hat eben eine besondere Tradition in Westafrika - aber ich will hier gar nicht auf einen "Kulturrelativismus" hinaus (ob positiv konnotiert oder negativ).

Und ich möchte an eine gewisse "integrative" Funktion von Musik aufmerksam machen. Was mich betrifft, ergreife ich die Gelegenheit dazu, wenn sie sich ergibt, wozu ich in (recht deutlichen) Grenzen befähigt bin durch eine einigermaßen fundierte Grundausbildung. Ohne jegliches Geld kann ich dann doch hier oder dort "mitmachen".

Es stimmt also nicht ganz, dass es sich um "Sachen" handelte, "die man bei entsprechender Begabung auch ohne besondere Bildung hinbekommt". Ein bisschen Afro-Feeling, ein bisschen Üben - das reicht meiner Erfahrung nach eben nicht. Auch das afrikanische Publikum will erst einmal erobert werden.

Für den Erfolg muss man natürlich befähigt sein, auf der internationalen Klaviatur des Business zu spielen Hier kann man sicherlich auch von einer gewissen "Bildung" sprechen, vielleicht im Sinne des Horizonts, der möglw. über Afrika hinausgeht. Und eine musikalische Grundausbildung ist z.B. schon beim Proben, aber m.E. auch beim Komponieren erforderlich, zumindest hilfreich - schon allein für eine gelingende Kommunikation. Rokia Traoré stammt z.B. aus einer Diplomatenfamilie - und integriert eine dezidiert "weiße" Südstaaten-Rock-Bluesgitarre in den Sound (was wieder, als ich es ihm zu zeigen mich bemüht hatte, bei T. auf Ablehnung stieß ...).

K., z.B., hatte gute Melodien im Kopf, konnte mir auch entsprechende Basslinien vorsingen. Aber er konnte nicht einmal genau sagen, um welchen Song es sich dann jeweils handelte, geschweige irgendetwas aufschreiben (T. war ziemlich entsetzt). Daher Schwierigkeiten - um Erfolg zu haben, gehört schon einiges dazu. Ich hätte jetzt mehr Energie investieren können, um die Songs zu strukturieren, alles aufzuschreiben (wozu ich im Prinzip befähigt bin). Für gute Arrangements usw. ist aber dazu noch ein gehöriges Maß an Talent (meins eher mittelmäßig) plus musikalischer Ausbildung und Erfahrung erforderlich.

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Und der aktuelle Superhit "Human" von Rag´n Bone Man ist ein Vodafone-Kampagnentitel....

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Ist zwar aufgrund meiner strengen Radio-Diät an mir vorübergegangen, aber da ich zum Thema Musikeinsatz in der Werbung verschiedentlich geschrieben habe, weiß ich dass die bei Vodafone schon paarmal ein ganz gutes Händchen hatten.

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kuckstu hier: https://www.youtube.com/watch?v=L3wKzyIN1yk

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mit aktueller Popmusik beschäftige ich mich eigentlich ausschließlich nur dann, wenn gerade DSDS läuft. Dann wird aber aufgedreht (wenn schon, denn schon), und es fließt schon mal ein Tränchen. Heulen und Zähneklappern, großes Drama, das trivial heruntergestimme Gemüt erfährt seine Katharsis.

Ist ja weniger der "Weichspülsound", der mich antört, viel eher der "Weiße Riese", diese lupenreine, jede Verstörung vermeidende, reine weiße Makellosigkeit, zu der nur Trivialkunst, in der ihr auf besondere Weise eigenen Art, (heute noch) fähig ist.

Konsequent wird alles, was ein Camp-Moment (also den Genuss am Schund) offenbaren würde, brutal weggedrückt. Aber dazu fehlt heutzutage den jungen DSDS-Anwärtern einfach das popmusikalisch geschichtliche Bewusstsein. Etwas bedauerlich, das Fehlen eines jeden popmusikalisch geschichtlichen Bewusstseins.

Aber das finden wir auch bei sich avanciert gebenden Popmusik-Kritikern. Im Überfluss. Weil immer nur auf eine bestimmte Phase fokussiert, werden sie als Historiker der Popmusik notwendig einfach vergessen werden.

Pop-Musik gönne ich mir alle halbe Jahre mal ein paar Wochenenden lang, denn es ist wie Koks - wobei ich ein Konsum in einer solchen Frequenz als eine deutliche und sehr, sehr gefährliche Überdosierung ansehen würde, die unvermeidlich zu überaus unangenehm-schmerzlichen Abstürze führen würde.

Jede Camp-Nostalgie, Lust am Nichtperfekten, werden mit einem trivialen Strich weggewischt. Es bleibt wirklich nichts übrig. Es ist nicht "Weichspühlsound", nein, es ist gerade die gefühlsarme kalte Stimme, die dem eiskalt durchgeplanten Konzept dieses Pop entspricht. Der "Weiße Riese", der alle Jahre mal für ein paar WE die entpsrechenden Ekstasen auslöst, ein glitzernd-weißer Stoff, der alle Emotionen auslöscht (das sind die wirklichen Ekstasen). Sobald die Harmonien auch nur fern an das "Great Amerikan Songbook" erinnern (also an die (afro)amerikanische Rezeption des europäischen Einflusses auf die amerikanische Popmusik über Romantik, Expressionismus, selbst Schönberg, Webern, Weil & Wagner), wird die ganze Sache als "Soul" einsortiert.

Es ist natürlich eine ethnisierende Sichtweise, der afroamerikanischen Popmusik vergangener Jahrzehnte (Jazz) als zu Bemängeldes ihr Originalität absprechen zu wollen. Wie noch der Alte Bolschewik es versuchte: Weil er recht umstandslos ein Jazz-Stück aus den 40ern mit traditionellen Mitteln zu analysieren vermochte, könne es sich ja damit nicht soviel auf sich haben ! Dabei handelte es sich um ein - musikgeschichtlich - allernormalstes Phänomen, sich fremdes Tonmaterial zunächst einmal anzueignen.

"Soulharmonien" sind also - von seltenen Talenten, die irgendwie auch die Musiktradiotion intus haben, abgesehen - nur noch als Zeichen für über alle Maßen triviale Musik einzuordnen.

Noch nicht vereinnahmt von westlicher Trivial-Musiktradition ist dagegen imho die immer noch interessante rhythmische Tradition, sei es wie bei den Chrystal Fighters (Basken) oder wie wir uns immer noch von Musikern aus Westafrika begeistern lassen.

Ich muss allerdings zugeben, recht souverän, was Rag'n'Bone Man so machen. Manchmal höre ich allerdings ganz gerne immer wieder noch nach der afrikanischen Popmusik hin. Einfach, weil ich den Eindruck habe, dass die noch lange nicht popmusikmäßig das Potential ausgeschöpft haben.

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Also ich mag auch afrikanische Musik, z.B. den hier: http://www.sekoukouyate.com/

Hatte mal Gelegenheit, ihn live zu erleben, sehr gut. Aber der macht wie gesagt afrikanische Musik, wenn auch unterstützt von Bass und Schlagzeug, nicht diesen weichgespülten Soul, den man uns hier als schwarze Musik verkauft.

Was ich sagen wollte: Es gibt eine Menge Leute, die auf dem PoC-Ticket reisen und darüber ihre Mittelmäßigkeit verkaufen. Nicht nur Musiker, auch politische Aktivisten und sogar Philosophen.

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Rag´n Bones Man
Mich erstaunt, dass dieser schöne Song hier nicht so bekannt zu sein scheint. Auf den Sendern die ich höre wird der den ganzen Tag rauf und runter gedudelt.

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Schalte sehr selten das Radio ein, und wenn, dann am ehesten DLF oder WDR 5, also eher wortorientierte Programme.

Musikalische Dauerberieselung ertrage ich mit zunehmendem Alter immer schlechter, selbst wenn der Anteil an Nervmucke eher gering ist. Könnte gar nicht sagen, wann das kippte. Früher musste im Auto immer Musik laufen, seit einigen Jahren fahre lich lieber ohne.

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Meine DLF-Phase hatte ich auch mal, heute beginnt jeder Tag für mich mit der RTL89-Morning Show mit Jule und Big Nick. Hat sich ohne besondere Gründe so ergeben. Ansonsten Radio 38 und FFN.

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FFN habe ich früher ab und zu gehört, wenn ich nach Hamburg gefahren bin. Später dann auch mal Rock Antenne. RTL Radio kenne ich eher aus der Radio-Luxemburg-Ära, als Frank Elstner, Anke Engelke und Desirée Nosbusch dort tätig waren. In Sachen Morningshow kannte ich zumindest dem Namen nach noch Arno und die Morningcrew, und natürlich das Frühstyxradio, weil ich mich in der Frühzeit des dualen Systems medienjournalistisch mit den Entwicklungen auf dem Hörfunk-Markt beschäftigt habe.

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Frühstyxradio war bei uns früher Kult und es wurde in meiner WG auch jede Folge gehört. Das formte auch meinen Humor und auch den der netten Bitch, des Workingclasshero und des Kollegen Tuc. Würde sogar so weit gehen, einige der Kräche und Verständigungsprobleme mit politisch Korrekten in der Bloggosphäre auf deren Nichtkenntnis dieses Humors zurückzuführen.

Das heutige RTL89-Radio geht zurück auf das Projekt 89 Digital, ein insolvent gegangenes Sachsen-Anhaltinisches Privatradio, das später von RTL übernommen wurde und hat nichts mit dem RTL Radio zu tun das Du kanntest. Während die heutigen Moderatoren, Jule und Big Nick, so eine Art Kopie des FFN-Teams Frankie und Susann darstellen war der frühere Frontmann ein politisch höchst unkorrekter, zotig daherpöbelnder Typ, der sich Mad Dog Morgenlatte nannte.

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RTL ist auch in Baden-Württemberg eine Zeitlang aktiv gewesen als Mantelprogramm-Lieferant für Lokalradios, das hatte mit den "fröhlichen Wellen" aus Luxemburg nicht mehr viel zu tun. Aber Sachsen-Anhalt war zu weit vom Schuss, als dass ich von diesem 89er-Sender viel mitbekommen hätte. Wenn ich nach Berlin gefahren bin, hatte ich wohl mal Radio SAW an, weil auf die Frequenz auf Straßenschildern hingewiesen wurde.

In meiner Heimat war die Radiocomedy von SWR 3, beziehungsweise vormals SWF 3, recht populär, aber ihr fehlte das gewisse anarchistisch-respektlose Etwas, das Frühstyxradio ausmachte. Der legendäre SWR-3-Moderator Elmar Hörig, der später ein paar Fehlversuche im Privat-TV hinlegte, ist heute anscheinend ein verbitterter alter Sack, der auf Facebook gegen Migranten stänkert.

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Seltsamer Name. Der Comedian bei RTL89 heißt Danny Bedürftig.

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oh, je - der Frühlingsputz ruft !
nee, diese - etwas lustigeren - Zeiten z. Anfangszeiten d. privaten Radios sind an mir total vorbeigegangen.

bei uns ist ja der ndr omnipräsent. Alternativ zu dlf dann nrdinfo (Textlastig, auch mal guten Jazz, R&N etc., nrdkultur (Klassik, "Am Morgen (Abend) vorgelesen", ...)

hin und wieder suche ich Sender raus (ich glaube 90,3), um alte Schlager ´reinzukriegen (mit Big-Band-Besetzung usw.).

Pop-Berieselung gar nicht. Geht mir wie mark. Wer erdreistet sich, bei mir ungewollte Affekte auszulösen?, frage ich mich da immer. Ist wie "Antimeditation" ;-)

Affekte lösen aber leider auch die Nachrichten im dlf in letzter Zeit aus. Also mal eben Presseschauen, Nachrichten hören, um dann, solange noch früh, den Tag mit Vögellauschen, Gitarre üben, also mehr besinnlich-meditativ zu beginnen, geht nicht mehr. - Oder halt bewusst ausschalten, und trotzdem den Tag mit meditativem Morgengruß, Git.-Üben beginnen ...

Früher aber als Dudelsender oft N-Joy Radio (auch ndr), die dezidiert Teenie-Musik spielten. Scheint es heute gar nicht mehr so zu geben, wenn man DSDS glauben darf. Es gibt gute Melodien, sind aber immer dieselben Rhythmen u. Harmonien.

Rag´n Bones Man kannte ich. Keine Ahnung, woher. (vielleicht durch dfl, "Korso" - 15.00 h - bringt immer ganz gute, neue Sachen.)

Sekou Kouyate mit seiner Kora kannte ich nicht. Die live-Sachen sind ziemlich im Jazz-Rock-Idiom gehalten. Höre sowas aber auch immer gern. Gut beim Küche/Bad-Putzen, Staubsaugen, Abwasch erledigen; zwischendurch mal ´nen Tanzschritt einlegen ... (ja, ich tanze mit Bürste i.d. Hand vor der Spüle ...)

Habe da meine Afro-Playlist (die genannten Namen oben). Aber auch ne Brasil-List, Drum&Base:

https://www.youtube.com/watch?v=Ux1khfFgYlY

https://www.youtube.com/watch?v=egRSXsj3H5s

(Der Frühlingsputz ruft !)

Oder auch mal eher traditionell. Seu Jorge. "Seu" heißt, glaube ich, soviel wie "Mann", "Mensch" (im Sinne von sing. von "Leute"). Die typische Geschichte von "´raus aus dem Ghetto - Musik anstelle von Drogen" etc ...

https://www.youtube.com/watch?v=ENwJxGEIiDE&list=PLCE4104A542226382

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Und die Klassiker der brasilianischen Musik wie Gilberto Gil oder Sergio Mendes hörst du nicht?

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doch doch, ich habe z.B. ´ne wunderbare Live-CD von Joao Gilberto. Mein ganzer persönlicher Stolz sind aber meine eigenen Voicings auf der Gitarre (Melodie & Akkorde zusammen spielen) von "Desafinado" (Antônio Carlos Jobim). Desafinado - "Verstimmung". Der mehrdeutige Titel Jobims: Bewusst ziemlich schräge Harmonien - während es zugleich darum geht, dass brasilianische Traditionalisten sich über den Import nordamerkanischer Jazz-Harmonien und deren Verwendung im Bossa Nova (Girl from Ipanema) ärgerten.

Also der z.T impressionistische, expressionistische, z.T. aber auch neutönerische (nicht zuletzt aus der Romantik stammende) Einfluss aus Europa, der sich im Jazz bzw. im "Great American Songbook" niederschlug - und im Bossa Nova ziemlich subtil neue bemerkenswerte Grade an Komplexität erreichte.

Vielleicht sage ich zuviel, wenn ich Caetono Veloso da eher dem traditionellen Stil zuordne. Von dem habe ich auch ´ne ganze Ecke, inkl. 70er Sachen. Da gibt´s ja ein paar wenige psychedelische brasilianische Sachen, die dann die Leute aus Brasilien, die ich kenne, um so mehr verehren. Das muss eine Zeit gewesen sein, wo sich in der kleinen Szene alle mehr oder weniger untereinander kannten.

Daneben also, sich die Tradition (wieder)anzueignen, eher recht umfangreiches Wissen in Kraut-Rock und vollständig zur Verfügung stehenden Können z.B. in Sachen AC/DC anzutreffen ...

Ganz wunderbar finde ich allerdings Velosos Beitrag auf der nicht minder wunderbaren CD "A Tribute to Joni Mitchel", neben Prince, Annie Lennox, Elvis Costello, James Taylor und Björk - "Dreamland":

https://www.youtube.com/watch?v=h0eVHaZkt6Y

ich bin halt ein unverbesserlicher Hippie !!! ;-)

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Ach, noch ´n Nachtrag zur hamburgischen ...
afro-musi-Szene

Wusste gar nicht, dass Saliou Cisskho jetzt auch - offenbar mit seiner Frau - ziemlich pop-artikge Sachen im Netz hat

https://www.youtube.com/watch?v=0_dHgJuglEc

... wie ich ihn - kurz - einmal kennenlernte (Hamburg ist ein Musikdorf), ist er - ein junger Typ! - einfach schon zufrieden, wenn es gut klingt. Damals ein naher Verwandter von mir am Bass beim kleinen Auftritt.

Stammt, wie ich es verstanden habe, aus einer alten, traditionellen "Barden"-Familie, Senegal.

Wie bei Sekou Kouyate hier wieder die Kora. Kümmert mich ehrlich gesagt wenig, wenn da auf ner "PC-Welle" oder so ähnlich gesurft wird. Freue mich einfach über die Klänge in meiner musikalisch oft so eng wirkenden Stadt.

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