Montag, 27. März 2017
Zana Ramadani im Deutschlandradio
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Zana Ramadani, Schriftstellerin und Feministin" Endlose Toleranz führt uns zum Verschwinden der Toleranz"

Moderation: Christian Rabhansl

Passt der Islam zu Deutschland? Für die Feministin Zana Ramadani ist klar: Muslime haben in Deutschland nur dann einen Platz, wenn sie ihre Religion als Privatsache betrachten. Der deutschen Mehrheitsgesellschaft attestiert die Aktivistin einen "Toleranzwahn".

Deutschlandradio Kultur: Heute von der Leipziger Buchmesse und mit einer Frau, die viele von Ihnen kennen. Sie kennen das Gesicht. Sie kennen die spektakulären feministischen Aktionen. Denn die Frau, die hier zu Gast ist, hat einst das TV-Finale von Germany‘s Next Top Model gestürmt und im Protest gegen die Sendung ihre Brüste entblößt. Sie kennen Zana Ramadani, aber eben nur einen Teil von ihr.

Heute lernen Sie eine andere Zana Ramadani kennen, nämlich die Sachbuchautorin. Und wenn ich den Buchtitel ihres neuen Buches verrate, "Die verschleierte Gefahr. Die Macht der muslimischen Mütter und der Toleranzwahn der Deutschen", dann ist gleich klar, diese Buchautorin ist nicht harmloser als die Femen-Aktivistinnen. – Herzlich willkommen, Frau Ramadani, in Tacheles.

Zana Ramadani: Dankeschön.

Deutschlandradio Kultur: Sie haben mit Ihren 33 Jahren schon ziemlich viel Wildes und Widersprüchliches erlebt. Sie sind als Flüchtlingskind mit sieben Jahren vom Balkan ins Siegerland gekommen. Sie sind aus den Familientraditionen ausgebrochen. Sie haben Rechtswissenschaften studiert, Politologie, Soziologie, Femen Deutschland mitbegründet, langjähriges CDU-Mitglied. Um zu verstehen, wie Sie eigentlich zu dieser immer unbeirrbaren und immer sehr streitbaren Feministin geworden sind, beginnen wir mit der Kindheit in Skopje.

Der Vater, liberaler Atheist, die Mutter strenggläubige Muslimin – wer von den beiden hat Ihre Kindheit da mehr geprägt?

Zana Ramadani: Beide haben meine Kindheit sehr geprägt. Ich muss aber darauf hinweisen, dass meine Mutter nicht strenggläubig war, sondern sie ist eine ganz normale Durchschnittsmuslima gewesen. In Mazedonien war es nicht so schlimm, wie dann, als wir nach Deutschland gekommen, als sie sich selber radikalisiert hat. Radikalisieren hört sich natürlich erstmal negativ an, aber ich meine damit, dass sie Halt und Zuflucht und Sicherheit im Vertrauten gesucht hat. Sie war hier fremd. Ihr war alles fremd. Und sie hat versucht, in etwas Halt zu finden, was sie kannte, und daraus folgte dann natürlich die innere Radikalisierung, die Zurückführung zur Religion, zu den religiösen Werten.

Deutschlandradio Kultur: Dann habe ich das "strenggläubig" hineingelesen, weil es doch zumindest eine sehr strenge Mutter war. Welche Botschaften haben Sie schon von klein auf von Ihrer Mutter gelernt?

Zana Ramadani: Die Botschaften waren ganz klar. Mein Stellenwert als Mädchen war immer sehr klar. Sie war auch sehr klar in dem, dass ich weniger wert bin als die Jungs, weniger wert als mein Bruder bin, und mir auch beigebracht wurde, wie ich mich zu benehmen habe – sittlich, ruhig und vor allem ganz stark als Bedienstete agieren sollte.

Zana Ramadani 20.01.2016 in Hamburg (imago)Zana Ramadani im Januar 2016 in Hamburg. (imago)

Deutschlandradio Kultur: Und auch einen Ehrbegriff haben Sie von Ihrer Mutter gelernt. Der zentrale Satz, glaube ich, lautet: Die Ehre einer Familie liegt zwischen den Beinen der Tochter. – Sie schildern eine Schlüsselszene. Da sind Sie gerade mal elf Jahre alt, das heißt, seit vier Jahren in Deutschland. Dort erteilt Ihnen Ihre Mutter – ich glaube, Sie schreiben im Buch – 'eine Lektion in gelebtem Islam'. Was geschieht denn da?

Zana Ramadani: Das ist eine der Geschichten. Ich versuche, mit diesen kleinen biographischen Geschichten zu erklären, was es bedeutet. Für mich war es ganz unbedarft. Wir waren im Urlaub, nach vier Jahren das erste Mal in Skopje. Ich bin zu meinem Vater gegangen, weil ich nach meiner Mutter fragen wollte. Und aus dem Nichts ist sie wie irre auf mich zu gerannt, hat mich weggezogen und brüllte mich an, 'benimm dich nicht wie eine Hure', nur weil ich zu den Männern gegangen bin, die draußen zusammen in einer Gruppe saßen und miteinander redeten.

Sie kam ihrer Verpflichtung nach als Mutter, die ihre Erziehungsaufgaben einfach übernehmen muss in der islamischen Welt. Und in diesen Kulturkreisen ist es so, dass nicht die Väter oder die Söhne dafür verantwortlich sind, dass die Familie aufrechterhalten wird, sondern die Mutter. Die Mutter muss dafür sorgen, dass die Tochter sich zu benehmen hat, sich sittlich und ehrbar verhalten muss. Und wenn die Tochter sich daneben benimmt, dann hat sie ihren Erziehungsauftrag nicht erfüllt.

Dann kam erstens hinzu, dass die Männer das mitgekriegt haben, dass ich einfach ganz unbedarft als Kind mit elf zu meinem Vater gegangen bin. Er hat das in dem Moment eigentlich auch nicht verstanden. Er war auch etwas perplex. Und meine Mutter war bei den Frauen. Und die anderen, ihre Schwägerinnen, haben das auch mitgekriegt. Sie musste, sie war in der Verpflichtung in diesem Moment, mich zurechtzuweisen und da wegzuholen.

Deutschlandradio Kultur: Wenn Sie solche Episoden jetzt erzählen und Ihre Mutter säße hier bei uns in Leipzig auf der Buchmesse, würde die mir eine ganz andere Geschichte von diesem Ereignis erzählen?

Zana Ramadani: Ich weiß es nicht. Da müssen Sie meine Mutter selber fragen. Aber es geht ja hier nicht um meine Mutter. Es geht auch nicht darum, ein Trauma zu verarbeiten. Ich habe keine Traumata. Alle meine Traumata habe ich schon lange überwunden, spätestens ab dem Punkt, an dem ich verstanden habe, dass meine Mutter in dem Moment eigentlich nicht anders konnte. Sie konnte nicht anders handeln. Sie ist so sozialisiert worden. Viele Menschen sind einfach nicht stark genug, sich zu emanzipieren.

Sie hatte auch keine Gelegenheit, sich wirklich selber zu emanzipieren und zu verstehen, was Emanzipation bedeutet. Sie konnte sich davon nicht lösen. Ich bin bis heute davon fest überzeugt. Ich habe auch verstanden, dass sie mir nicht schaden wollte. Sie konnte einfach nicht anders. – Das ist keine Entschuldigung. Das ist keine Rechtfertigung. Aber als ich das verstanden habe, dass sie eigentlich in dem Moment nicht anders konnte, da konnte ich schon damit abschließen. Ich habe eigentlich mittlerweile ein sehr gutes Verhältnis zu ihr. Ich lass vieles an dem Unsinn, den sie mir bis heute entgegenbringt, nicht an mich rankommen.

Deutschlandradio Kultur: Trotzdem wird Ihre Mutter wahrscheinlich ganz schön schlucken, wenn sie Ihr Buch aufschlägt und solche Sätze liest: 'Die Mütter sind die größten Unterdrücker der Töchter.' Nun sagen Sie selber, es geht nicht um Ihre Mutter, es geht um ein System. Ist das wirklich typisch?

Zana Ramadani: Ich sage nicht, dass Mütter nur die Unterdrücker sind, sondern sie sind ja eben erstmal Unterdrückte. Aber ab einem gewissen Punkt werden sie zu Unterdrückern, indem sie diese Erziehungsaufgaben halt übernehmen.

Deutschlandradio Kultur: Das ist die Macht der muslimischen Mütter?

Zana Ramadani: Das ist die Macht der muslimischen Mütter. Und ich versuche auch in dem Buch aufzuzeigen, dass die Mütter in den Familien intern sehr viel Macht haben durch diese Erziehungsaufgaben, denn die Männer übernehmen ja keine Erziehungsaufgaben. Das ist Frauenarbeit. Das gehört sich nicht. Der Vater kommt erst sehr spät dazu, und wenn, dann meistens in sehr strafender Form. Aber die Mütter haben die Kinder bis dahin schon sozialisiert.

Und diese Macht müssen wir nutzen, die sie in diesen Familien haben. Wir müssen den Frauen beibringen, dass sie gleichwertig sind. Sie müssen das verstehen und sich auch als gleichwertig fühlen. Und wenn sie das tun, werden sie automatisch auch ihre Töchter genauso behandeln wie ihre Söhne. Dann wird es auch diesen Söhnchenkult nicht mehr geben. Die Jungs werden nicht als Prinzen erzogen, die Mädchen nicht als Bedienstete. Die werden nicht dazu aufgefordert, sich sittlicher zu verhalten als die Jungs. – Das ist der Ansatz. Also, Macht hört sich erstmal negativ an, aber es ist auch sehr positiv gemeint.
"Opfer werden zu Täterinnen"

Deutschlandradio Kultur: Sie haben das gerade schon gestreift, dass die Söhne völlig anders erzogen werden. Sie haben das einen "Söhnchenkult" genannt. Im Buch schreiben Sie auch, die werden zu kleinen Prinzen erzogen. Ich hatte aber den Eindruck, die werden eigentlich zu Losern erzogen.

Zana Ramadani: Das werden die ja auch. Wenn Sie ein Kind von klein auf so erziehen, also gerade auch die Jungs, dass sie keine Leistung erbringen müssen, wenn Sie sie mit Samthandschuhen anfassen. Natürlich bringt man ihnen bei, den Jungs, dass sie irgendwann für ihre Familie als Versorger herhalten müssen. Also ein gewisses Rollenbild. Aber dass sie eigentlich nur zahlen müssen, keine sonstigen Aufgaben übernehmen müssen.

Sie werden für die Leistungsgesellschaft an sich nicht gut genug vorbereitet. Wir sind eine Leistungsgesellschaft. Sie kommen in die Schule, sind als Prinzen sozialisiert und geprägt worden und versagen zum Teil in den Schulen. Denn sie erwarten ja auch, dass sie weiterhin in der Klasse oder von den Lehrern so behandelt werden. Und wenn sie dann auch noch von fremden Frauen, von Lehrerinnen unterrichtet werden und auch noch nach ihren Ansätzen dann falsch behandelt werden, weil sie nicht gute Noten schreiben und dafür vielleicht einen blauen Brief nach Hause kriegen oder was auch immer, dann ziehen die sich natürlich noch weiter in die Opferrolle zurück.

Also: Erst werden sie zu Prinzen erzogen, dadurch gleichzeitig zu Losern.

Deutschlandradio Kultur: Was Sie da beschreiben, wenn das die typische Situation in vielen muslimischen Familien ist, dann ist eigentlich sehr offensichtlich, dass es schief gehen muss. Die Töchter leiden, die Söhne werden zu Verlierern. Die Mütter leiden. Aber die Mütter sind doch diejenigen, die die Erziehungsarbeit leisten. – Warum tun die das dann in dieser Form?

Zana Ramadani: Weil das einfach Frauenarbeit ist. Männer tun das nicht.

Deutschlandradio Kultur: Ich meine, warum erziehen sie ihre Kinder dann in dieser Form, wenn sie selber die Macht haben und die Männer gar nicht reinreden?

Zana Ramadani: Sie sind ja selber Opfer. Sie sind erstmal Opfer und werden dann zu Täterinnen. Was macht ein Opfer, um zu überleben? Es gibt sich allem hin. Und irgendwann verinnerlicht es diese Unterdrückungsmechanismen und diese Unfreiheit und diesen Zwang ja so sehr, dass es vielleicht nachher als Freiheit empfunden wird. Wenn man dann noch weiterhin in diesen Parallelgesellschaften und nur in diesen Kulturkreisen lebt und sich gar nicht aus seiner eigenen Komfortzone herausbewegen muss, was natürlich bedeuten würde, dass man viel Sicherheit aufgeben müsste, dass man gegen irgendwas ankämpfen müsste, dann hat man da so verinnerlicht, dass man das genauso weitergibt an die Kinder.

Und hier im Westen ist das ja zum Teil sogar noch ein bisschen stärker ausgeprägt, weil die "Gefahren" ja viel größer sind als in den Herkunftsländern: die Gefahren, die Familienehre zu verletzen, die Gefahren, der Religion den Rücken zu kehren. Hier herrscht Religionsfreiheit. Die sehen, oh, viele Deutsche gehen nicht in die Kirche. Viele Deutsche leben die Religion ja gar nicht. Da ist die Gefahr, dass meine Kinder ja auch so werden. Die Gefahr, dass die Tochter die Familienehre verletzt, also ihre Jungfräulichkeit verliert, ist hier auch größer, denn die Mädchen hier leben ja ihre Sexualität aus. Und das geht ja auch nicht.

Die Kontrollfunktionen außerhalb der Familie, außerhalb der Parallelgesellschaft, außerhalb der Community sind ja nicht so stark wie in den Herkunftsländern. Deswegen sind die Gefahren hier viel größer und dadurch auch natürlich die Unterdrückungsmechanismen und die Härte viel stärker.

Deutschlandradio Kultur: Die Folgen, die Sie beschreiben, sind dramatisch. Wenn ich das lese, was Sie beschreiben, dann lese ich davon, dass Zwangsverheiratung auch in Deutschland eine durchaus alltägliche Sache ist, dass Frauen Tauschware sind, dass es um abgesprochene Brautgelder geht, dass es von Hilfsorganisationen wirklich Leitfäden gibt für junge Mädchen und auch Jungs, bevor sie in die Heimat der Eltern, in die Türkei fahren, dass sie hier eidesstattliche Erklärungen zurücklassen sollen beim Anwalt, dass sie wieder zurück nach Deutschland wollen, dass sie in der Türkei nicht heiraten wollen und dergleichen.

Und Sie zitieren aus einem Eheratgeber, der zwar aus dem fünften Jahrhundert stammt, aber – ich habe es nachgeguckt – in jeder Buchhandlung für 16 Euro in deutscher Übersetzung zu kriegen ist, in dem erklärt wird, wie der Mann die ungehorsame Frau erst mahnen soll, warnen, sie dann aber auch schlagen darf – nicht ins Gesicht, nicht, dass es Knochenbrüche gibt, aber so, dass es schmerzhaft ist. Man schluckt, und gleichzeitig denke ich: Wollen Sie mir wirklich erzählen, in muslimischen Familien ist es Standard, dass Männer sich nach einem Eheleitfaden aus dem fünften Jahrhundert richten?

Zana Ramadani: Es ist natürlich nicht in jeder Familie Standard. Jede Familie ist nicht so. Es gibt ganz viele ganz tolle Familien und auch ganz viele Muslime, die sich von negativen Religionsinhalten, die genau das beinhalten und das sind, was ich anspreche, emanzipiert und losgelöst haben. Die den Glauben als spirituellen Glauben leben. Und ich greife nie einen spirituellen Glauben an. Aber das ist kein spiritueller Glaube. Das sind klare Anweisungen. Und nach Al-Ghazali, das ist das Buch der Ehe, was Sie gerade beschreiben, danach lehrt auch heutzutage jeder Imam. Und wenn man als Muslime vor einem Imam heiratet, also nach muslimischem Brauch heiratet, kriegt man auch so gewisse Anweisungen. Und Al-Gazali wird als der Poet des Islam bezeichnet. Aber wie poetisch ist das?
"Der politische Islam geht nicht zusammen mit Feminismus"

Deutschlandradio Kultur: Ihr Buch 'Die verschleierte Gefahr. Die Macht der muslimischen Mütter und der Toleranzwahn der Deutschen' ist aus einer klar feministischen Perspektive geschrieben. Sie sind echt eine Kämpferin. Sie haben Femen in Deutschland mitbegründet. Und wer Frauen nicht alle Rechte zugesteht, hat in Ihnen wirklich eine sehr grundsätzliche und sehr taffe Gegnerin. Das wird da sehr deutlich.

Ich frage deswegen auch ganz grundsätzlich: Gehen Islam und Feminismus in Ihren Augen überhaupt zusammen?

Zana Ramadani: Wenn der Islam als spiritueller Glaube gelebt wird, geht der Islam, genauso wie Christentum und alle anderen monotheistischen Religionen natürlich mit Feminismus zusammen. Aber der politische Islam geht nicht zusammen mit Feminismus.

Deutschlandradio Kultur: Ich frage deswegen, weil in Ihrem Buch viele Feministinnen auftauchen, die sich selber als muslimische Feministinnen sehen. Es gibt Sineb El Masrar zum Beispiel, eine sehr kämpferische Frau. Es gibt auch eine Bloggerin, die Sie beschreiben, die sehr stolz über ihr selbstbestimmtes Sexleben schreibt. Und über solche Frauen schreiben Sie, das seien falsche Feministinnen. Sie schreiben, das seien 'Kopftuch-Feministinnen'.

Zana Ramadani: Also, über Sineb El Masrar habe ich das nicht geschrieben, aber ich habe über die anderen geschrieben. Aber die Bloggerin, die über die Sexualität diesen Artikel schreibt und die auch unter einem Pseudonym arbeitet, die stellt ein Kopftuch mit der gelebten Sexualität einer Frau gleich, die erlaubt sei. Das gibt es nicht. Und in diesem Artikel, den ich genau zitiere und dort benenne, den man auch ganz einfach googeln kann, in dem liest man, wie frei das sei und wie viele Freiheiten man habe und dass natürlich Sexualität gehe und dass das ja alles gar nicht so in den Texten drin stehe. – Dabei ist das klar definiert. Man kann aus dem Koran, aus den Suren, man kann aus den Hadithen klar herauslesen, dass Frauen keine Sexualität haben. Und wenn sie Sexualität haben sollten, dann bitte nur mit dem Ehemann und dann nur zum gewissen Zweck.

Sexualität und Kopftuch gehen nicht zusammen.

Deutschlandradio Kultur: Trotzdem, Frau Ramadani: Sie selber sagen ja immer, Sie fordern immer, der Koran müsse historisch gelesen werden. Jetzt lesen Sie ihn aber selber sehr wörtlich.

Zana Ramadani: Ich lese das wörtlich. Ich interpretiere natürlich auch. Aber es ist eine Lüge, wenn jemand sagt, das stehe alles im Koran nicht drin. Ich zeige es auf. Und das, was die Radikalen heutzutage predigen, das kann man alles mit den Suren, mit den Hadithen und mit der Sunna von Mohamed belegen.

Ich fordere, dass diese negativen Religionsinhalte heraus genommen werden. Sie werden natürlich niemals gelöscht werden, aber ich fordere jeden Muslimen auf, sich von diesen negativen Religionsinhalten, die in den Texten stehen, sich davon zu trennen und auch diese erstmal anzuerkennen. Wenn sie anerkannt werden, können die sich davon trennen.

Deutschlandradio Kultur: Ich habe vorhin schon gesagt, Sie sind eine echte Kämpferin. Und ihr Zorn trifft nicht nur die Frauen, die Sie für falsche Feministinnen halten, der trifft auch manchen liberalen männlichen Muslimen. Bei manchen war ich wirklich erstaunt. Navid Kermani beispielsweise, den Sie oft in sehr positivem Kontext zitieren, immerhin Friedenspreisträger des Deutschen Buchhandels, der immer sehr gelobt wird für seine Verständigung, auch dem werfen Sie falsche Toleranz vor.

Zana Ramadani: Ich werfe ihm vor, dass er vieles relativiert und vieles auch nicht klar benennt. Ich finde seine Arbeit gut. Und sie ist auch richtig. Ich bin froh darüber, über jeden liberalen Muslim, der das auch wirklich ausgrenzt. Aber ich habe heutzutage wirklich ein Problem damit, dass die negativen Sachen komplett hinten runterfallen und auch geleugnet werden. Deswegen bin ich der Meinung: Ja, liberale, gerade liberale Muslime müssen zu diesen Sachen stehen und diese auch immer wieder klar benennen. Sie müssen auch fordern, dass unser Kulturkreis und wir, die aus diesem Kulturkreis kommen, diese Sachen noch lauter und noch stärker benennen müssen, damit wir sie intern bekämpfen können.

Und der Rest, der sich davon nicht lösen kann und will und sich nicht davon gelöst hat, den müssen wir noch aggressiver auffordern, sich davon zu trennen. Wenn wir diese negativen Sachen aber nicht klar benennen und wenn wir nur sagen, das ist nicht so, wie es da steht, oder das steht nicht drin, und diese komplett relativieren und leugnen, haben wir eigentlich genau das gemacht, was die anderen wollen.
"Ich habe mich von der AfD distanziert"

Deutschlandradio Kultur: Sie sehen mich gerade ein bisschen überrascht, denn ich habe ihr Buch in vielen, vielen Teilen so verstanden, dass eigentlich jeder, der auf Verständigung setzt, in Ihren Augen schon naiv ist.

Zana Ramadani: Nein. Ich bin froh über jeden, der wirklich diskutieren will, der versucht, sich auch in andere Positionen hineinzuversetzen. Aber man darf nicht den Fehler machen, vieles zu relativieren. Ich bin immer für eine klare Ansprache. Ich bin immer für einen guten Streit und eine gute Diskussion Bei jedem Streit merke ich ja auch selber, dass ich mich weiterentwickle, denn ich hinterfrage ja automatisch bei einem Streit auch mich selber und meine Position.

Ich habe nicht die perfekte Lösung. Ich bin nicht perfekt. Aber dafür müssen wir miteinander reden. Und das geht aber nicht, wenn wir sagen, ach, nee, ich will ja nicht die Gefühle eines Menschen verletzen, ich muss noch diplomatischer sein. – Das ist kein Streit. Das führt uns nirgendwo hin.

Deutschlandradio Kultur: Und dieser Satz führt uns schon zu der dritten Gruppe, die ihr Fett wegkriegt in diesem Buch. Es sind nämlich nicht nur die 'falschen Feministinnen' und die 'naiven liberalen Muslime', sondern es ist auch die deutsche nichtmuslimische Mehrheitsgesellschaft, die, wenn ich Ihnen glauben darf, unter einem 'Toleranzwahn" leidet. – Woran machen Sie den fest?

Zana Ramadani: Oh, den mache ich gerade bei den Jüngeren ganz stark fest. Ich merke, dass man mit älteren Generationen ganz gut reden kann und offen reden kann, auch wenn die nicht einer Meinung sind. Aber alle, die jünger sind… ich weiß nicht. Also, es wird nur noch 'Rassismus!' geschrien, es wird nur noch 'Polarisierung!' geschrien. Man kann gar nicht mehr miteinander diskutieren. Jede Diskussion wird vermieden. Jede Diskussion wird aktiv bekämpft unter dem Punkt: Wir müssen alles tolerieren.

In meiner Welt können wir aber nicht alles tolerieren, denn endlose Toleranz führt uns irgendwann zum Verschwinden der Toleranz. Wir haben hier klare Gesetze. Wir haben hier klare Werte. Wenn wir alles tolerieren, dann könnten wir auch Genitalverstümmelung tolerieren, als Kultur und als religiös bedingt. Wir können Pädophilie irgendwie auf irgendeine Art und Weise tolerieren, denn das ist ja auch irgendwie begründbar. – Also, wie Sie sehen, können wir nicht alles tolerieren.

Deutschlandradio Kultur: Mir ist aber noch niemand untergekommen, der für ein tolerantes Zusammenleben einsteht, der diese Dinge fordern würde, die Sie gerade genannt haben.

Zana Ramadani: Ja, aber wenn ich für Geschlechterapartheid stehe oder kulturell bedingten Zwang oder religiös begründeten Zwang und Unterdrückung kämpfe und einstehe und sage, das muss ich tolerieren, wofür gab es denn dann die Frauenbewegung? Warum kämpfen wir noch tagtäglich für Gleichberechtigung und Gleichstellung? Warum kämpfen wir dann eigentlich für Lohngleichheit?

Deutschlandradio Kultur: In Ihrem Buch lese ich viel über die Intoleranz in vielen muslimischen Familien. Ich lese viel über die Weltoffenheit und Toleranz der deutschen Mehrheitsgesellschaft, die Sie auch erfahren haben, als Sie als Tochter einer Flüchtlingsfamilie nach Deutschland gekommen sind und hier wirklich mit offenen Armen empfangen wurden. Ich lese nichts darüber, dass es hier NSU-Morde gab, die von der Mehrheitsgesellschaft als 'Döner-Morde' abgetan wurden. Ich lese nichts von den regelmäßigen Brandanschlägen auf Moscheen. Ich lese schon etwas von der AfD, aber ich lese weniger darüber, dass die AfD-Erfolge vielleicht auch was damit zu tun haben, dass die eine Absage an jede Toleranz fahren.

Zana Ramadani: Ich habe mich von der AfD und von anderen rechten Gruppierungen klar distanziert. Da lasse ich mich nicht in einen Topf schmeißen. Das ist auch klar. Darüber müssen wir nicht diskutieren. Das bin ich auch sehr leid. Natürlich kann ich nicht über alles schreiben. Ich habe ein Integrationsbuch geschrieben. Ich habe den Fokus auf eine Problematik gelenkt und eine große Chance aufgezeigt. Und ich habe auch im letzten Kapitel einen Integrationsleitfaden geschrieben, wie wir es schaffen können, dass wir wirklich ein gutes, starkes gemeinsames Volk werden. Dass wir nicht nebeneinander leben, sondern miteinander leben.

Deutschlandradio Kultur: Dazu kommen wir noch...

Zana Ramadani: Alles andere? Ich kann nicht über alles schreiben. Wie dick hätte das Buch denn werden sollen. Es ist ja jetzt über 260 Seiten lang. Also, Rassismus habe ich aber auch klar benannt, was ich unter Rassismus verstehe, und dass es natürlich auch deutsche Rassisten gibt. Aber es gibt genauso Migranten, die Rassisten sind.

Deutschlandradio Kultur: Ich habe Sie deshalb gefragt, weil ich mich selber frage, ob denn diese Beispiele, die ich genannt habe – NSU-Morde etc. –, vielleicht zu dieser Stimmung beigetragen haben zu signalisieren, ihr gehört gar nicht wirklich zu uns, und dann zu der Reaktion: Okay, dann gehören wir eben nicht dazu. – Kann es dieses Moment geben?

Zana Ramadani: Na gut. Aber wenn ich durch Neukölln laufe in Berlin, fühle ich mich auch nicht dazugehörig. Ich parke neulich in Neukölln hinterm Rathaus, war dort verabredet – parke, steige aus dem Auto aus, kann mich kaum hoch hieven…
"Habe mich bewusst für die deutsche Identität entschieden"

Deutschlandradio Kultur: Dazu sollte man wissen, dass Sie schon relativ bald so weit sind, dass wir Ihnen zur Geburt Ihrer Tochter gratulieren dürfen.

Zana Ramadani: Ich hieve mich aus dem Auto. Da kommt ein Typ auf mich zu mit einem entsprechenden Migrationshintergrund, den ich ihm ansehe. Das erste, womit er mich begrüßt ist, brüllend: Ey, du Schlampe, fahr dein Auto weg, ich will hier parken. Das ist so ein Statement. Tut mir leid, so ein Mensch gehört auch nicht dazu. Er will nicht dazu gehören. Das könnte ich auch so argumentieren. Das ist Unsinn. Man kann nicht immer die Entschuldigung woanders suchen. Es ist ein Geben und Nehmen.

Und ich habe in dem Buch klar benannt, wo bei der Mehrheitsgesellschaft das Problem liegt und dass wir auch ein paar Vorurteile abbauen müssen, unsere Aufgaben dort klar benannt. Aber ich habe genauso die Aufgaben der anderen Seite benannt. Es geht nur miteinander. Und es geht auch nur im Einverständnis der Mehrheitsgesellschaft.

Deutschlandradio Kultur: Gelungene Integration, ist das in Ihren Augen Anpassung?

Zana Ramadani: Was heißt Anpassung? Also, für mich ist es klar: Wenn jemand hier geboren wird, und er sich irgendwie anders definiert oder sich nicht deutsch fühlt, ist für mich ganz merkwürdig.

Ich habe mich ganz bewusst für die deutsche Identität entschieden. Als ich offiziell mit Staatsbürgerschaft Deutsche werden konnte, habe ich sie sofort beantragt. Für mich ist das Deutschsein sehr multikulti. Es ist sehr lebendig. Es ist sehr frei. Es ist sehr demokratisch. Ich liebe dieses Land. Ich will in diesem Land leben. Wie kann ich dann das Deutschsein und die deutschen Werte, die sich in unseren Gesetzen widerspiegeln, in unserem Grundgesetz widerspiegeln, verachten und leugnen und nicht akzeptieren und nicht danach leben wollen?

Deutschlandradio Kultur: Da sagen Sie auch: Wir müssen klarere Grenzen ziehen im Sinn der Ihrer Meinung nach endlosen Toleranz, die ein Ende haben müsste. Wer Recht und Gesetz nicht respektieren wolle, und das machen Sie fest an Dingen wie beispielsweise sich respektlos gegenüber der Polizei zu verhalten, der habe 'sein Aufenthaltsrecht verwirkt'. – Was soll das heißen? Wollen Sie Deutsche in dritter Generation, die deutsche Staatsbürger sind, in die Herkunftsländer ihrer Urgroßeltern abschieben?

Zana Ramadani: Wenn sie deutsche Staatsbürger sind und nur die deutsche Staatsbürgerschaft haben, haben sie ein Recht hierzubleiben. Das sind unsere Pappenheimer. Punkt. Wenn sie aber verschiedene Staatsbürgerschaften haben, dann können sie sich gerne ein Land suchen oder in das Land ziehen, dem ihre Werte mehr entsprechen. Wir haben hier klare Gesetze. Wir haben hier klare Werte, die sich in unseren Gesetzen widerspiegeln. Und wer dagegen arbeitet und straffällig wird, sorry, der hat hier einfach nichts verloren. Wir haben schon genug deutsche Staatsbürger, die eigentlich härter bestraft werden müssen. Wir haben hier, meiner Auffassung nach, noch ein recht schlechtes Strafrecht. Da müsste viel bessere Strafverfolgung gelten. Aber wir müssen nicht noch fremde Straftäter dulden. Das ist mein Ansatz. Und das ist das, was ich sage.

Deutschlandradio Kultur: Sie sagen jetzt sehr deutlich: Die, die hier deutsche Staatsbürger sind, sind natürlich unsere eigenen Pappenheimer. Auf dem Buchrücken, auf dem Cover lassen Sie sich allerdings vom Verlag mit einem Satz zitieren, der sehr pauschal ist, nämlich: 'Der Islam gehört nicht zu Deutschland.' – Riskieren Sie da nicht doch den Applaus von denen, von denen Sie sich eigentlich distanzieren, von AfD und Co.?

Zana Ramadani: Hören Sie. Ich bediene weder die AfD, noch sonst irgendwelche Rechten. Ich bediene keinen. Das Einzige, was ich tue: Ich diene der Sache. Mein oberstes Ziel ist Humanismus. Mein oberstes Ziel ist, dass wir eine gute, starke gemeinsame Gesellschaft werden. Ich möchte, dass wir uns nach vorne entwickeln. Und das bedeutet, dass wir unsere Errungenschaften nicht aufgeben dürfen.

Und der Islam, dieser undefinierte Islam, so, wie er momentan auf der ganzen Welt gelebt wird, und so, wie er auch zum Teil in Deutschland gelebt wird, der ein politisches System beinhaltet, gehört nicht zu Deutschland. Der spirituelle Glaube und Muslime, die sich von negativen Religionsinhalten getrennt haben und emanzipiert sind, gehören natürlich zu Deutschland, wenn die sich zu Deutschland bekennen und hier leben wollen und sich als Deutsch definieren.
Mythen über die Jungfräulichkeit

Deutschlandradio Kultur: Deshalb schreiben Sie auch sehr deutlich über die muslimischen Verbände, von denen Sie wenig halten, von den Moscheen, in denen Ihrer Meinung nach Politik betrieben wird. Sie fordern sehr radikal, zum Beispiel die Deutsche Islamkonferenz aufzulösen oder die Gelder, die Moscheen oder die Verbände für die Integrationsarbeit bislang bekommen, diese Gelder zu streichen. – Warum?

Zana Ramadani: Also, seit Jahren predige ich ja genau das und viele andere ja auch, was jetzt mit der Ditib alles rausgekommen ist. Ich habe es ja sogar schon vor ein paar Monaten schon aufgeschrieben.

Deutschlandradio Kultur: Was meinen Sie?

Zana Ramadani: Die Abhörsachen. Was bei der Ditib gepredigt wird, wenn man sieht, was auf deren Homepages an Freitagspredigten veröffentlicht wird auf Deutsch, das entspricht nicht der Herkunftssprache, in denen die Predigten getätigt werden.

Was die Verbände – nicht nur die Ditib, sondern es gibt ja viele andere Verbände – was die geleistet haben in den letzten Jahren, war zu integrieren, ja. Aber nicht in die Mehrheitsgesellschaft, in unser Land, sondern in Parallelgesellschaften. Für mich gehört Integration in die Hand der Regierung. Integration muss religionsneutral sein, damit die Menschen auch verstehen, von Anfang an verstehen, dass Religion Spiritualität und Glaube bedeutet, und nicht Beeinflussung und kein politisches System. Und dass Religion in der Öffentlichkeit nicht groß was zu sagen hat und dass jeder nach seiner Fasson leben kann, dass aber es auch klare Grenzen gibt.

Wir haben uns emanzipiert im Westen von negativen Religionsinhalten und von diesem unterdrückenden System. Wie können wir einerseits dagegen sein und dagegen arbeiten, so dass alles neutral ist und schön alles getrennt ist, aber nicht in den Moscheeverbänden. Für mich sind das keine gläubigen Muslime, die was Gutes wollen, sondern das sind für mich größtenteils einfach Islamisten, nicht mehr und nicht weniger. Die will ich in der Integration nicht haben. Ich möchte, dass sie ein Teil unserer Gesellschaft werden und nicht eine Parallelgesellschaft.

Deutschlandradio Kultur: Das ist der zweite Punkt Ihres Planes für ein besseres Zusammenleben in Deutschland. Und der dritte Punkt ist, dass Sie Ihre Hoffnung, und damit sind wir wieder beim Anfang des Gesprächs, auf die Mütter setzen. – Was wollen Sie da erreichen?

Zana Ramadani: Also, mein Ansatz ist, dass wir den Müttern in diesen Integrationskursen oder den Frauen in den Integrationskursen von Anfang an viele Mythen nehmen, die Mythen über die Jungfräulichkeit, die Mythen über irgendwelche Religionsinhalte, und wir denen die Anatomie und die Sexualität aufzeigen, dass an uns Frauen nichts Verwerfliches ist, dass wir in diesen Integrationskursen den Frauen auch zeigen, dass die westliche Frau, die deutsche Frau kein Alien ist und nicht anders ist als sie. Sondern in Westdeutschland war es so, dass sie noch vor dreißig Jahren die Männer anbetteln mussten, dass sie ein Konto eröffnen dürfen oder arbeiten dürfen.

Und die Frauenbewegung hat dazu geführt, dass wir uns weiterentwickeln konnten. Sie werden auch ganz schnell verstehen, welche Chancen ihnen diese Gesellschaft gerade als Frau bietet. Sie werden sich automatisch emanzipieren und sie werden ihre Töchter und ihre Söhne gleich behandeln und gleich erziehen und diese extremen Unterschiede nicht mehr machen. Das ist mein Ansatz.

Und wenn wir es schaffen, dass die Frauen sich emanzipieren, werden sie sich integrieren. Und gleichzeitig haben wir die nächsten Generationen integriert. Und wir werden diese zweite und dritte Generation nicht mehr haben, die identitätsgestört ist und sich zu einem radikalen Islam wieder hingezogen fühlt.

Deutschlandradio Kultur: Und so endet dieses Buch doch noch mit einem optimistischen Ausblick. Zana Ramadani hat das Buch geschrieben "Die verschleierte Gefahr, die Macht der muslimischen Mütter und der Toleranzwahn der Deutschen", 264 Seiten, 18,90 Euro, im Europa Verlag. – Vielen Dank, Frau Ramadani, für Ihren Besuch.

Zana Ramadani: Dankeschön.

https://www.buchhandel.de/buch/Das-Buch-der-Ehe-9789963400485

https://www.amazon.de/Das-Buch-Ehe-n-nik%C3%A2%E1%B8%A5-ad-d%C3%AEn/dp/9963400485/ref=sr_1_5?ie=UTF8&qid=1490616959&sr=8-5&keywords=Al-Ghazali



Zana Ramadani, geboren 1984 in Skopje/Jugoslawien, heute Mazedonien, entstammt einer muslimischen Familie, mit der sie als Siebenjährige nach Deutschland zog. Nach einer Ausbildung als Rechtsanwalts- und Notargehilfin studierte sie Rechtswissenschaft, Politologie und Soziologie. Sie ist CDU-Mitglied, war aber auch Mitbegründerin der Frauenrechts-Organisation Femen Deutschland. Zwischen 2012 und 2015 nahm sie an mehreren Protestaktionen von Femen teil, unter anderem gegen die Fernseh-Show "Germany’s Next Topmodel". Öffentlich kritisiert sie patriarchale Strukturen im Islam. 2017 erschien ihr Buch "Die verschleierte Gefahr. Die Macht der muslimischen Mütter und der Toleranzwahn der Deutschen."

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Das ist wahrhafter Feminismus, dieses Mal von der rechten Seite. Ebenso gehässig, spaltend, antidemokratisch, dumm, paternalistisch wie der von der linken Seite.

Erinnern wir uns an 1962! Hamburg wurde von einer Sturmflut heimgesucht. Der Oberbürgermeister dieser Stadt, ein gewisser Helmut Schmidt wollte gern die Bundeswehr anweisen, bei der Bewältigung dieser außerordentlichen Situation zu helfen. Es gab eine heftige Diskussion in Westdeutschland darüber, ob man das Militär im Inneren einsetzen kann.

Heute wäre eine derartige Diskussion kaum noch möglich. Heutzutage würde man vermutlich tatsächlich auf das Volk Schüssen, und das Militär würde tatsächlich schiessen. Alles, was man dazu braucht, ist ein innerer Feind. Jemand, der nicht geltendes buergerliches Recht in Anspruch nehmen kann, weil er außerhalb der Gesellschaft steht. Feminismus leistet genau das: Es bietet Feinde an. Sein wesentlicher Inhalt ist zunächst Spaltung, dann das Erzeugen von Angst ("Islamisierung des Abendlandes" sowieso nachfolgender Untergang desselben). Hieraus entwickelt sich Segregation und schließlich der vollständige Ausschluss aus der Gesellschaft. Die ausgeschlossenen bilden daraufhin genau diese Parallelgesellschaften, über die sich Feministen beklagen. Gerade wegen ihres Ausschlusses von staatlichen Institutionen, von Arbeit, Bildung, sozialen Einrichtungen errichten sie genau die Parallelgesellschaften, die diese Institutionen ersetzen, und ihren Mitgliedern das Überleben ermöglichen. Sie sind grundsätzlich auf vormoderne Art strukturiert, weil sie ja von modernen Strukturen ausgeschlossen sind. Ihr Ausschluss von Bildung und Wirtschaft treibt sie in Kriminalität und Prostitution. Letztere sorgt für Frauenhass, Menschenhandel, Drogenmissbrauch. Und so weiter. Parallelgesellschaften sind wie geschaffen, als innerer Feind zu dienen. Sie machen der Mitte der Gesellschaft Angst. Daraus entwickeln sich Misstrauen, Hass und Intoleranz. Dieser Hass geht von beiden Seiten aus. Antidemokratische Kräfte wie die Feministen rechtfertigen damit genau den gesellschaftlichen Ausschluss, der die Parallelgesellschaften erzeugt hat. Ihr Treiben verhindert Einsicht in die Zusammenhänge und demokratische Lösungsansätze. Menschen, die das versuchen, werden als linksgruenversiffte Gutmenschen beschimpft, weil sie angeblich das Toleranzgebot uebertreiben.

Mit Islam hat das alles nichts zu tun. Anstelle von Moslems kann man das Spielchen auch mit Zigeunern, illegalen Migranten, Staatenlosen, Jesiden treiben. Feministen sind ueberall vorn mit dabei, wenn es gilt, die Integration marginalisierter Randgruppen zu verhindern.

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Und natürlich distanziert man sich ausdrücklich von AfD und PEGIDA, weiss sicherlich aber keinen Grund anzugeben, warum. Sicherlich deshalb, weil es dann keinen Grund gäbe, sich als Anstandswauwau präsentieren zu können, und Paternalismus nur von höherer moralischer Position aus wirklich ueberzeugt. Feminismus braucht zwar Abschaum, darf aber nicht selbst dazugehören.

Andere sind bereits über ihren Schatten gesprungen, und finden in AfD und PEGIDA genau das, für das sie als Feministen einstehen. Diese reaktionären Bewegungen präsentieren der Öffentlichkeit stolz lauter Migranten, Schwule, die in ihrer Bewegung mitmachen. Das macht diese Bewegungen kein bisschen emanzipativ, sondern zeigt nur die reaktionäre Seite des Feminismus. Diese Migranten und Schwulen sind unglaublich nuetzlich. Stimmvieh denkt nämlichen im Prinzip genauso paternalistisch wie Feministen. Feministen haben aber den moralischen Bonus des engagierten Bürgers voraus. Das, wofür Feministen sich einsetzen, ist per se anständiger als das, was sie hassen. Blödem Stimmvieh wie Clinton- oder SPD-Waehlern ist genau das ein Argument, für das sie ihre persönlichen Interessen zugunsten von antidemokratischen Interessen wie Krieg gegen Russland, forcierter Abbau von demokratischen und sozialen Rechten etc. hintanstellen. Da ist es gut, wenn AfD und PEGIDA von Feministen präferiert und Linke als Reaktionäre verunglimpft werden, die angeblich Islamisten fördern.

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Abgesehen davon, dass es keine Feministen gibt - um Feminismus zu leben muss mensch einen weiblichen Körper bewohnen, wenn Männer meinen ersteres tun zu wollen wird das von den Feministinnen die ich persönlich kenne als paternalistischer Übergriff aufgefasst - ist das Deine gewohnt paranoide Blickweise auf Feminismus, bei der ich nur den Kopf schütteln kann. Echt irre.

Btw ehe mir mal wieder vorgeworfen wird ich pathologisiere Leute: Das meine ich auf den Inhalt bezogen, nicht auf Dich als Person.

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Danke für diesen interessanten Text, die Frau hat vollkommen recht. Ich hatte ja auch schon mal was dazu geschrieben, dass die Erziehung in den muslimischen Familien die Wurzel der Probleme mit dem Islam ist. Wenn einem von klein auf beigebracht wird, dass man was ganz tolles ist und Respekt von allen verdient, auch ohne das man etwas dazu tun muss, ist das ganz unausweichlich.

Ist sie eigentlich schon von feministischer Seite des Rassismus beschuldigt worden?

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Wem gehört der Feminismus? Man kann den Islam feministisch interpretieren. Siehe Fatima Mernissi und Zahra Ali. Die Faschisten der Identitären Bewegung verstehen sich ebenso oft als Feministinnen. Nur eine Gleichsetzung in dem Sinne, als Beispiel für eine auf den ersten Blick überraschende Positionierung.

"Was heißt Anpassung? Also, für mich ist es klar: Wenn jemand hier geboren wird, und er sich irgendwie anders definiert oder sich nicht deutsch fühlt, ist für mich ganz merkwürdig. Ich habe mich ganz bewusst für die deutsche Identität entschieden. Als ich offiziell mit Staatsbürgerschaft Deutsche werden konnte, habe ich sie sofort beantragt. Für mich ist das Deutschsein sehr multikulti. Es ist sehr lebendig. Es ist sehr frei. Es ist sehr demokratisch. Ich liebe dieses Land. Ich will in diesem Land leben. Wie kann ich dann das Deutschsein und die deutschen Werte, die sich in unseren Gesetzen widerspiegeln, in unserem Grundgesetz widerspiegeln, verachten und leugnen und nicht akzeptieren und nicht danach leben wollen?"

Wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde mehr.

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@"Wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde mehr." ---- Sagen wir so, wer solches vertritt hat den Weg der Kritik verlassen bzw. nie betreten. Das ist pure Staatsaffirmation. Dennoch enthalten ihre Aussagen auch Wahrheiten, etwa bezogen auf die Erziehung, das macht die hohe Ambivalenz dieses Beitrags aus, bei dem ich einige Zeit gezaudert habe, ob ich ihn hier bringen sollte oder nicht.

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bei "Reiter" muss man sich bei S. aber ganz schön in Acht nehmen !
@ (Che): "Dennoch enthalten ihre Aussagen auch Wahrheiten, etwa bezogen auf die Erziehung, das macht die hohe Ambivalenz dieses Beitrags aus, ..."

ja, genau. Oder, (besser): hab ich ja auch nur bis dahin (Erziehung durch Mütter der Töchter (und Söhne)) gelesen - und dann ´runtergescrollt, um mir die Kommentare anzuschauen.

Ambivalenz - das ist für mich hier auch der Schlüsselbegriff. (soll unten noch was folgen ...)

daher aber jetzt erstmal:

@ sozi ohne Partei:

ich schwanke jetzt, soll ich Deinen Kommentar (den ich allerdings ebenfalls nur überflogen habe) nun als Ansammlung konträrer Thesen sehen, die Überspitzung nicht gescheut, aber eingedenk eben jener Ambivalenz, die Che eben anführte, eben damit diese Ambivalenz in ihrer Drastik umso offenbarer wird ? - Oder handelt es sich um einen (möglw. typisch linken) Diskussionsstil, der gerne die Konfrontation sucht, und der die "Drecks-" oder Fleißarbeit der "Vermittlung" (bei mir alles, was nach Hegel klingt, immer in Anführungszeichen zu lesen) anderen überlässt - unter Inkaufnahme, dass sich diese wohlbenannten Widersprüche nur schlecht bis gar nicht auflösen lassen, dass sich also hurtig - woanders - die Köpfe eingeschlagen werden und/oder der "Diskurs", wenn man ihn dann noch so nennen kann, eskaliert (blablabla, "Populismus", "Hate-speach" usw., kann ich mir sparen)?

Denn rhetorisch scheint mir dein Kommentar sich dem Stil des hier ´reinkopierten Beitrags qua Interview in Deutschland Radio Kultur mit Zana Ramadani, dem Stil also des "Das-muss-man-aber-jetzt-auch-mal sagen-Dürfen" anzuähneln bzw. ihm mit gleichen oder ganz ähnlichen Mitteln entgegenzutreten.

"Alles, was man dazu braucht, ist ein innerer Feind. Jemand, der nicht geltendes buergerliches Recht in Anspruch nehmen kann, weil er außerhalb der Gesellschaft steht. Feminismus leistet genau das: Es bietet Feinde an. Sein wesentlicher Inhalt ist zunächst Spaltung, dann das Erzeugen von Angst ("Islamisierung des Abendlandes" sowieso nachfolgender Untergang desselben)." (Die Hervorhebung von mir, zigg.)

Unfaires "Argument": Aha ! Es sind also eh´ immer die Frauen, entweder als (erziehungsberechtigte) Muslima oder aber als Feministinnen, die Hass, Neid und Niedertracht sähen. (Aber wenn ich schon bei Analogieschlüssen war, ...)

Ohne Zusatzannahmen lässt Du mir ja keine Chance, als "Feminismus leistet genau das: ...", also "Feminismus" weder mit bestimmten noch unbestimmten Artikel, als Verallgemeinerung über "den" Feminismus zu lesen. - Also nicht als Provokation an alle FeministInnen, sich auch mal kritisch mit Zana Ramadanis Einlassungen zu beschäftigen ?

Ich muss diese Fragen stellen, denn ich kann, sofern ich mich als Adressaten betrachte (nun hab ich nun mal Deinen Kommentar gelesen (überflogen), gewollt oder nicht bin ich nun mal Dein Adressat), Deinen Kommentar nicht anders als - auch - an ein nicht-explizit linkes Publikum gerichtet zu lesen.

Also als nicht-explizit an eine linke Hörerschaft gerichtet, will sagen, nicht eingedenk der von Che hier angeführten Ambivalenz, welche dem guten Linken mitzubedenken die leichteste Übung sein sollte, kommt nur das wörtlich hingeschriebene ´bei heraus:

"Heutzutage würde man vermutlich tatsächlich auf das Volk Schüssen, und das Militär würde tatsächlich schiessen. Alles, was man dazu braucht, ist ..." (in etwa: ein innerer Feind, den "der" Feminismus bereitzustellen und zu benennen sich als etwas übereifrig erweist.)

Da bleibe ich "fröhlicher Empiriker": Da ist N. (Afghanistan), (von der ich hier bereits berichtete), deren spätpubertierende Töchter Kampfsportunterricht nehmen, L., die Sprachlehrerin aus Afghanistan (Persisch), kinderlos, das Englisch "perfectly well", S., wieder Afghanistan, 12 Kinder, über die ganze Welt verstreut (Dubai, Skandinavien, USA, ...) und noch eine S., (spricht ebenfalls afghanisch), die das alles, z.B. unsere Lernbegleitung fürs Deutsche, nur allzu leicht zu nehmen scheint, und vor der man sich ganz schön in Acht nehmen muss, wenn die Frauen in der Überzahl sind und etwa beim Laut "Ei, ei" das Wort "Reiter" gelernt werden soll ...

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@che2001: Wenn man es genau nimmt, redet sie gar nicht viel von Staat, sondern von: "deutscher Identität", "Deutschsein", "Ich liebe dieses Land", "deutschen Werte".

Aber was will man auch von jemanden erwarten, der diese Onanieveranstaltung Femen mitgründet.

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@ziggev Das, was Feministen da betreiben, ist elitäres Pfaffentum. Es gibt noch andere Arten von Pfaffen wie Kemalisten, Zionisten oder christliche Pfaffen. Allen gemein ist, dass sie "Abschaum" von "anständigem" Volk trennt. Das ist deren Moral. So aehnlich wie christliche Pfaffen zwar zoelibataer leben, sich aber trotzdem ein endgültiges Urteil über Formen von Zusammenleben von Generationen und Geschlechtern anmassen, so definiert Feminismus, welche Form gesellschaftlichen Zusammenlebens zugelassen werden darf und welche als anstößig betrachtet werden muss, und zwar aus einer elitaeren Aussenseiterposition heraus. Orientalische Feministen betrifft Islam in der Regel nämlich nur am Rande. Noch mehr gilt das für das Volk, das bei PEGIDA mitmarschiert. Deren Islamfeindschaft dient lediglich der Ausgrenzung von Bevölkerungsteilen. Konservative Familienmodelle sind nämlich in der Regel dort anzutreffen, wo die Moderne noch nicht eingezogen ist, wo es keine staatlich organisierten Sozialsysteme gibt, und wo sich die Menschen auf ihre Familien verlassen müssen. So etwas wie Kopftuchverbot an Universitäten und am Arbeitsplatz verhindert die Integration ruraler Bevölkerungsteile in die bürgerliche Gesellschaft. Aehnliches kann man von anderen marginalisierten Bevölkerungsteilen sagen. Etwa von Prostituierten, Zigeunern, illegalen Migranten etc. Feministen beklagen ja gern die Kinderehen und die Gewalt unter Zigeunern. Das kann man ja gerne tun. Entweder denkt man über komplizierte gesellschaftliche Probleme soziologisch oder man aechtet die betreffenden Volksteile, grenzt sie von einer elitären Aussenseiterposition als "Abschaum" aus, und treibt die Probleme damit auf die Spitze.

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Wie gesagt, Menschen mit der männlichen Endung Feministen gibt es nicht, nur Feministinnen und antipatriarchal orientierte Männer (Antipats). Die feministischen Standardpositionen gehen davon aus, dass Klassenwiderspruch, Rassismus, Rückständigkeit, Ausbeutung Teilwidersprüche in einem Gesamtwiderspruch sind, dem ein historisch bereits in der Jungsteinzeit entstandenes Patriarchat zugrundeliegt, und dass die heutigen Geschlechterverhältnisse in dieses komplexe Geflecht aus gesellschaftlichen Widersprüchen einverwoben sind. In diesem Sinne wäre Engels dann der erste "Feminist" gewesen.

Das was Du da als Feminismus beschreibst gibt es annäherungsweise, und zwar hauptsächlich als Höhere-Töchter-Ideologie vorzugsweise unter Studentinnen von Geisteswissenschaften, es macht aber keine feministische Strömung oder auch nur Grundhaltung aus. Eher eine unreflektierte Vorurteilsbereitschaft, die neben feministischen Positionen eines politisch gemäßigten Spektrums so nebenher mitschwappt. "Die bürgerliche Frauenbewegung" nannten radikale Feministinnen dieses Spektrum mal in Abkehrung vom linken Feminismus.

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Erdogan, Daeesh und der ganze Rest
Ich hatte mich gerade mit zwei türkischen Freunden über die aktuelle Lage unterhalten. Die sind völlig entsetzt über das was die Islamisten im allgemeinen und IS im speziellem betreiben und von sich geben. Weder stimme das mit dem Koran überein noch könne man diesen wörtlich nehmen bzw. überhaupt auf heutige gesellschaftliche Verhältnisse anwenden. Wenn man ihn lese fiele auf, dass dort keine Kiwis, Äpfel oder Schnee vorkommen, wohl aber Feigen und Datteln. Es sei offensichtlich, dass dieses Buch im 7. Jahrhundert auf der arabischen Halbinsel entstanden sei und also Menschenwerk und keine Offenbarung. Selbst Allah sei ein "zusammengesetzter" Gott, in dem sich Aspekte von Jahve, den altarabischen Gottheiten Hobal und Allat sowie Mithras und Amun Re wiederfinden würden. Die beiden werden beim Referendum mit "Nein" stimmen und sehen die Türkei auf dem weg in die Diktatur. So wie diese Leute denken viele gebildete Mittelschichtsangehörige unter den Deutschtürken, Deutschkurden, Deutscharabern, Deutschpersern, Deutschafghanen. Sie sind in dem Sinne Muslime wie die meisten säkularen Biodeutschen Christen sind. Nur über diese Leute wird in der Öffentlichkeit viel zu wenig gesagt.

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Offenbar können sich viele garnicht vorstellen, was für ein Glück es ist, in Deutschland leben zu können. Deutschland ist in vieler Hinsicht eines der besten Länder der Welt, bei allen kritisierenswerten Erscheinungen die es natürlich auch gibt. Es ist in jedem Fall eines der am wenigsten rassistischen Länder (Rassismus mal etwas breiter verstanden als Kampf von Identitätsgruppen gegeneinander).

Relativ sicher zu sein, auch nachts in der Stadt; alle Bücher lesen zu können, die man lesen will, auch wenn sie der Regierung oder religiösen Autoritäten nicht gefallen; wenn man was lernt und sich anstrengt einen guten Job bekommen zu können, auch ohne zum Stamm des Präsidenten zu gehören; als Frau alleine zu wohnen und sich seinen Partner selber aussuchen zu können; wenn man seine Arbeit verliert oder krank wird, nicht sofort sozial rapide abzustürzen ... das sind schon große Vorteile, über die man in den meisten Ländern der Welt nicht verfügen kann.

Wenn ich in Kolumbien erzähle, dass man in Deutschland Geld vom Staat bekommt, wenn man keine Arbeit findet, sind die Leute baff. Dort muss man selber irgendwie über die Runden kommen, helfen tut einem höchstens die eigene Familie. Da gehen die Leute dann auf die Straße und vermieten ihr Handy minutenweise, oder sie putzen Autoscheiben an der Ampel, oder versuchen, Bonbons im Bus zu verkaufen.

Ramadani kennt offenbar beide Seiten der Medaille und schätzt das Leben und die Kultur in Deutschland entsprechend. Bei vielen muslimischen Zuwanderern ist das eben anders.

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German Consciousness:

"Sackdoof, feige und verklemmt,
ist Erdogan der Präsident.
Sein Gelöt stinkt schlimm nach Döner,
selbst ein Schweinepfurz riecht schöner.
Er ist der Mann der Mädchen schlägt,
und dabei Gummimasken trägt.
Am liebsten mag er Ziegen ficken,
und Minderheiten unterdrücken,
Kurden treten, Christen hauen,
und dabei Kinderpornos schauen.
Und selbst Abends heißt statt schlafen,
Fellatio mit hundert Schafen.
Ja, Erdogan ist voll und ganz,
ein Präsident mit kleinem Schwanz.
Jeden Türken hört man flöten,
die dumme Sau hat Schrumpelklöten,
Von Ankara bis Istanbul,
weiß jeder, dieser Mann ist schwul,
Pervers, verlaust und zoophil
Recep Fritzl Priklopil.
Sein Kopf so leer, wie seine Eier,
der Star auf jeder Gangbang-Feier.
Bis der Schwanz beim pinkeln brennt,
das ist Recep Erdogan, der türkische Präsident."

Jan Böhmermann

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Zum Thema Feminismus mal ein Grundsatzbeitrag in historischer Perspektive
von einer Autorin, die ich persönlich kennengelernt habe:

http://web.fu-berlin.de/postmoderne-psych/colloquium/thuermer_rohr.htm

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Wie alle Poststrukturalisten vergreift sie sich lieber an Logik und Erfahrung, als dass sie Zusammenhänge deutlich macht, die längst bekannt sind. Etwa der Ökonomik des Patriarchats, dem Zusammenhang zwischen Demokratie/Republikanismus und Nationalstaat, der zwangsläufig, also aus objektiven, nicht subjektiven Ursachen heraus Menschen ein- und ausschliesst etc.

Antisemitismus gibt es auch nicht deshalb, weil man Juden ueberhaupt als Juden wahrnimmt. Und Geschlechtsunterschiede sind keine Erfindung.

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Tut sie das? Wie immer ergehst Du Dich in allgemein gehaltenen, nicht substantituierten Unterstellungen und Grundannahmen. Zunächst einmal fasst sie nur verschiedene feministische Diskursstränge kurz und gut zusammen.

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In all diesen Diskurssträngen fehlen halt nur Logik und Ordnung. Das kann nan bei solipsistisch veranlagten Postmodernisten auch nicht anders erwarten. In ihrem Aufsatz gibt es Zigeuner, Illegale, Flüchtlinge etc. eben halt nur auf sprachlich-logischer Ebene. Zigeuner als das wahrzunehmen, was sie nämlich sind, Zigeuner, ist für diese Dame schon der Beginn von Totalitarismus. Erst recht interessiert sie sich nicht für Kinderehen unter ihnen, für die Gewalt und Ausgrenzung gegen sie und von ihnen, für Geschichte und Gegenwart. Das, was die Dame vorlegt, stellt nur eine an die undifferenzierte Mehrheitsgesellschaft gerichtete Moralpredigt dar.

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Feministinnen sind ja an und fuer sich nur brave Staatsbürger, die sich einbilden, auf irgendeine Art progressiv zu sein. Das beweist allein schon die Tatsache, dass sie Gender Studies studieren, also auch zur Schule gegangen sind etc. Somit also gerade nicht aus der Gesellschaft ausgeschlossen sind. Das schlimmste, was Feministinnen in der undifferenzierbaren Mehrheitsgesellschaft beklagen könnten, ist das Schicksal alleinerziehender Mütter. Zwar seien viele alleinerziehende Mütter von Sozialhilfe abhängig, aber wenigstens leiden sie nicht unter pruegelnden und trinkenden Ehemännern. Das ist doch schon was! Alleinerziehende Frauen duerfen, wenn auch unter entsetzlichen Schwierigkeiten Unterhalt einklagen. Toll! Es gibt unzählige Gesetze und Verordnungen, die Frauen absichern, foerdern, schützen etc. Das alles rechnen sich Feministinnen als ihren Erfolg an. Man könnte so etwas Staatspatriarchat nennen. Denn das, was urwuechsige Privatpatriarchate bewirken, ersetzt der Nationalstaat: Kindererziehung, Altersabsicherung, ueberhaupt das nackte Ueberleben. Das macht Feministinnen zu Apologeten des Nationalstaates. Denn nur der schafft Recht, Förderprogramme, Sozialstaatlichkeit. Doch eben derselbe Nationalstaat teilt die Menschheit eben auch ein, in diejenigen, die zum Staatsvolk gehören, und in die anderen. Die letzteren haben höchsten begrenzten Zugang zu den staatlichen Ressourcen. Sie bilden eben dieselben Parallelgesellschaften, die deshalb auf das Privatpatriarchat mit ihren arrangierten Kinderehen, des Menschenhandels, der Gewalt, angewiesen sind, über die sich Feministinnen bitter beklagen, und deshalb ein Ende der Toleranz fordern, so als ob sie jemals Zigeuner, Illegale toleriert haetten. Und da Staatspatriarchat moralisch höher steht als Privatpatriarchat, und Feministinnen nichts als Pfaffen sind, rechtfertigt Feminismus im guenstigsten Falle bestehende Zustände, wenn er nicht gar zur Verschärfung gesellschaftlicher Ungerechtigkeiten beiträgt.

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Nun wenn man nicht reflektiert, dass die Zigeuner durch Ausschluss "Zigeuner" werden, mit den negativen Begleiterscheinungen, ist das Rassismus, sie sind eben nicht einfach so Zigeuner (Auch wenn sich manche absurderweise darauf versteifen, es gebe erst Rassismus, wenn Rassen behauptet werden, geradezu so, als wären die Rassen echter, als die betriebene Essentialisierung). So wird es immer einen geben, der auf der Seite des gesunden Menschenverstandes ist und sagt: "Schau so sind sie doch!"

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Feministinnen studieren nicht immer und überhaupt Gender Studies, sondern sind auch (z.T. unstudierte und nicht abituierte) Frauen, die sich in Frauenhäusern um Vergewaltigungsopfer kümmern oder in Gewerkschaften - da gibt es IG-Metall-Feministinnen, die am Band im Akkord schuften - sich für gleichen Lohn für gleiche Arbeit einsetzen.

Für mich hieß feministische Praxis mal, nachts in Parks bewaffnete Patrouillen gegen Vergewaltiger zu bilden. Meine Kritik an dem ganzen Mädchenmannschaftjammerelsenfeminismus ist ja, dass diese militante feministische Praxis heute zugunsten sprachidealistischer Höhere-Töchter-Diskurse unterschlagen wird, aber dann betreiben die eben schon Ausverkauf oder Kolonialisierung feministischer Ansätze.

Marziah Ahmadi Ozkoii von den Volksfedayin Iran beschrieb den bewaffneten Kampf gegen das Mullah-Regime als konsequenten Feminismus ("Ich bin eine Frau, für die es in eurer obszönen Sprache kein Wort gibt, denn ich bin eine Frau, die die Waffe zur Hand genommen hat")

https://www.facebook.com/Marzieh-ahmadi-oskuei-223510987698941/

https://www.google.de/search?q=marzieh+ahmadi+oskouei&client=firefox-b-ab&tbm=isch&imgil=7Tbmm3H8oprZyM%253A%253BZa74JGsuB5nwPM%253Bhttps%25253A%25252F%25252Flevaperspektiva.cz%25252Fclanky%25252Fbasen-iranske-revolucionarky%25252F&source=iu&pf=m&fir=7Tbmm3H8oprZyM%253A%252CZa74JGsuB5nwPM%252C_&usg=__fjrTRgQDK--riy7PQKrjxt_46jw%3D&biw=1600&bih=791&ved=0ahUKEwiY6cOZyazTAhVFChoKHX11AAkQyjcIMw&ei=_UX1WNj2BMWUaP3qgUg#imgrc=7Tbmm3H8oprZyM:

Feministische Praxis bedeutet im Irak und Syrien im Augenblick, in den Frauenbataillonen der YPMG, PKK und Komala zu kämpfen, nichts fürchten die Ultramachos von der IS so sehr wie von denen erschossen zu werden, und nichts wünsche ich denen so sehr.
Malala https://de.wikipedia.org/wiki/Malala_Yousafzai

ist auch eine Feministin. Die in Deutschland bekannteste feministische Zeitschrift, Emma, benennt sich nach Emma Goldmann, die Frauenbefreiung und Klassenkampf aber sowas von in Beziehung zueinander brachte, dass es da kaum noch möglich ist, das wiederum auseinander zu dividieren.

https://www.anarchismus.at/anarchistische-klassiker/emma-goldman

Thürmer-Rohr hat in ihrem kurzen Aufsatz die verschiedenen Richtungen des Feminismus beschrieben, operationalisiert und in Beziehung zueinander gebracht. Wenn Du dem nicht zustimmst, dann geh doch den Beitrag mal Punkt für Punkt durch und begründe, warum das nicht stimmt. Ich behaupte mal: Das kannst Du nicht.

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Derweil warte ich auf den Augenblick, an dem Alice Schwarzer und Frau Ramadani in die AfD eintreten. Von Helikoptereltern geförderte Töchter von JU und RCDS haben dort gute Karriereaussichten. Die AfD ist fuer Berufssoehne und -toechter genau der richtige Platz, um sich ueber den Soehnchenkult unter Migranten zu beschweren.

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PKK vs. ISIS et al.
D.h. PKK ist total lieb zu Frauen und Erdogan und ISIS sind Schweine. Die Wahrheit dürfte komplizierter sein. Auf der einen Seite sind Kurden selbst zum größeren Teil Muslime, und wählen AKP. Zum anderen betrifft der Horror des Islams die Kurden stärker als die türkischen Türken. Ehrenmorde treten naemlich viel häufiger auf unter Kurden und Kurden pflegen weitaus brutalere Schlussfolgerungen aus dem Koran zu ziehen. Diese Ehrenmorde sind Begleiterscheinungen des Privatpatriarchats. Und das gedeiht in failed states, auch in einem von der PKK geschaffenen failed state, besser als unter Assads und Erdogans Herrschaft. Beide suchen saemtliche Bevölkerungsteile in die bürgerliche Gesellschaft zu integrieren. Letzterer mit Hilfe des Islams. Die Mission beider Herrschaften ist Entwicklung. Hierbei entwickeln sich tribalistisch organisierte Menschen zu bürgerlichen Individuen. Die Probleme der weiblichen Individuen werden irgendwann denselben in der westlichen Welt entsprechen. Das ist kein idealer Zustand. Aber sicherlich ein besserer als ein Regime in ruralen und tribalistischen Strukturen, deren mafios organisierte, aus Milizen hervorgegangenen Oberhäupter jegliche moderne Entwicklung unterbinden. So aehnlich sehen es auch weibliche türkische Staatsbuerger.

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Die Kurden sind zum großen Teil Aleviten, teils auch Yeziden oder Mandäer und wählen selten AKP. PKK, YPG, PUK und Khomalah sind atheistische Organisationen, die in krassem Gegensatz zu den überkommenen Strukturen ihrer Gesellschaften stehen und zum Teil einen deutlichen Bruch mit diesen vollzogen haben. Ehrenmorde sind eher ein Problem von Yeziden als von Muslimen. Ansonsten gibst Du Netbitch Recht: Du bist nicht in der Lage, auf den Text von Thürmer-Rohr substanziell zu antworten.

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Was soll ich von diesem Text schon halten? Zunächst tummeln sich ja im von Frau TR beanspruchten Diskursraum eine ganze Anzahl Menschen. Die einen nennen sich Feministinnen. Manche von ihnen wie Frau Ramadani verbieten anderen, sich als Feministinnen zu verstehen, etwa welche mit Kopftuch. Aber das ist egal. Andere gelten als reaktionär. Etwa Eva Herman, Birgit Kelle, Frauke Petry, Marine Le Pen. Die Ansichten der betreffenden Damen gelten zwar als reaktionaer. Man muss jedoch bedenken, dass alle diese Damen einen feministischen Lebensstil pflegen. Sie sind mehrfach geschieden, berufstätig etc. Und gerade aus ihren Erfahrungen leitet sich der Antifemismus ab. Ich möchte sogar noch weiter gehen als dieser Autor. Ich bin der ja der Meinung, dass diese Damen trotz ihrer reaktionaeren Gesinnung zum Diskurs beitragen, auch wenn er nicht als feministisch gelten kann. Wieder andere interpretieren die Normen einer patriarchalischen Religion feministisch, d.h. sie erklären Islam für feministisch. Das ist ja auch gar nicht so abwegig, wie es auf den ersten Blick scheint. Patriarchat dient ja nicht primär zur Unterdrückung von Frauen sondern zu deren Schutz und Versorgung. Unterdrückung ist immer nur das Ergebnis von all dem. Zwar erwähnt Frau TR diesen Umstand, kommt aber gedanklich nur so weit, als den von vielen feministischen Gruppen beanspruchtern Opferstatus der Frau zu hinterfragen. Sie würden mit unterdrücken, heißt es bei ihr. Ich sage aber: Frauen verwalten das Patriarchat. Sie übernehmen den Grossteil der familiären Verantwortung, erziehen die Kinder. In traditionellen Gesellschaften stehen sie gar den Clans vor. Sie verkuppeln ihre Familienangehörigen etc. etc. etc. Klar, bei Frau Ramadani und TR steht das auch. Bei erstere dient dieser Fakt aber lediglich als dreiste gouvernante Moralpredigt an muslimische Frauen und bei der anderen nur dazu, um den Opferstatus zu hinterfragen. Über Funktion, Ökonomik des Patriarchats erfährt man von beiden Autorinnen nichts. Nirgendwo nehmen beide Autorinnen auf Geschichte, Politik, Wirtschaft und Soziologie Bezug. Demokratie, Rechtstaatlichkeit, Sozialstaat spielen keine, Kapitalismus eine Aussenseiterrolle. Frau TR broeckelt dafuer aber alle möglichen anderen Erscheinungen in die Suppe hinein. Bringt es fertig, Juden zu erwähnen, die komplizierte Geschichte des Antisemitismus aber zu vergessen etc. Und schafft es dazu noch zu behaupten, schon allein Juden von Gojim zu unterscheiden, sei der Beginn von Totalitarismus. Das Ganze garniert mit Zitaten von Hannah Arendt. Alles etwas solipsistisch also. Was man von Realität erfasst hat, und welche Theorien man gebildet hat, spielt eher keine Rolle.

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Thürmer-Rohrs Beitrag beinhaltet aber jede Menge historischer Entwicklungen und ideengeschichtlicher Prozesse, die als bekannt vorausgesetzt und implizit mitgedacht werden, von der Kritik der Politischen Ökonomie über die Kritische Theorie bis zu Lyotards Ende der Großen Erzählungen und Foucaults Körpergeschichte, das alles sind schon einmal Voraussetzungen ihres Textes. Was Du Hineinbröckeln in eine Suppe nennst ist das Ergebnis jahrzehntelanger historisch-soziologischer Diskussionen die Du offensichtlich einfach nicht kennst und zu denen Du Dich daher auch nicht äußern kannst.

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Im Übrigen, nachdem Du mal gefragt hattest ob ich schon einen bestimmten pinkfarbenen Gegenstand hätte: Ich bekomme ab und an emails von den Organisatorinnen des women´s march, da schlagen sie unverbindlich die Teilnahme an laufenden Aktionen vor und ermuntern dazu, eigene auf die Beine zu stellen. Ungefähr so totalitär wie Partnervorschläge auf Facebook.

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@sozi " Patriarchat dient ja nicht primär zur Unterdrückung von Frauen sondern zu deren Schutz und Versorgung. Unterdrückung ist immer nur das Ergebnis von all dem. "

Patriarchat war im Ursprung, in der Jungsteinzeitlichen Revolution, das unmittelbare Verfügen von Männern über die Körper von Frauen im Sinne eines Besitzverhältnisses, also in Form von Sklaverei. Und feministische Gesellschaftskritik geht davon aus, dass sublimierte Formen davon bis heute existieren bzw. gesellschaftlich noch dominant sind. Schutz und Versorgung? Like the bird in the cage.

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Zuweilen kehrt selbst Don Alphonso zu seinen feministischen Wurzeln zurück. Irgendwie sind wir ja alle Feministen. Damals, als Trump die US-Wahlen gewonnen hat, hat er sich ja noch bemüht, Breitbart, Milo Yanniopoulos und Trumps Anhänger verstehen zu wollen. Die white-collar-worker, die qualifizierte Beschäftigung wollen, die Leute, die internationale Zusammenarbeit statt militärischer Konfrontation wollen, auch mit Russland. Da hat der sich noch mit dem womansmarch-Marschierern angelegt, die den 3. Weltkrieg gar nicht mehr erwarten können.

Doch jetzt hat er zum Feminismus zurückgefunden: Die Türken, unsere Türken haetten falsch gewählt! Die tragen nicht nur Kopftücher sondern wählen auch noch falsch! Dürfen die denn das? An welcher Stelle hat die Integration versagt? Weshalb leben die ueberhaupt noch hier in Deutschland? Frau Ramadani treten Sie vor, und erklären Sie umgehend Türken zu Tätern, die falsch wählen! Das koennen Sie doch so gut! Feministen erklaerten schon vorher Italiener und Briten zu Tätern, weil sie anders wählten, als wie man nach Meinung der Luegenpresse wählen sollte.

Falschwaehler seien verführt worden, wie Hitler die Massen verführt hätte. Davon sind Feministen ueberzeugt. Das, was Falschwaehler ins Internet schmieren, sei nationalistisch! Nationalistisch! Hatespeech, absolut frauenfeindlich und rechts! Niemals aber auch nur im Ansatz vernünftig! Das, was Falschwaehler von sich geben, ignorieren Feministen deshalb komplett. Falschwaehler seien ignorant und dumm!

Jetzt also wählen die Türken falsch! Wo bleibt die Polizei? Wer verhindert noch, dass Türken ihren demokratischen Willen in ihrer unbekannten Sprache auf Facebook ausdruecken können? Deutsche, die NPD wählen, bleiben natürlich Deutsche und behalten selbstverständlich ihre deutsche Staatsbuergerschaft. Aber, wenn Türken falsch wählen, dann geht das entschieden zu weit! Denn Deutsche sind qualifizierte Demokraten. Sie koennen Demokratie. Tuerken nicht. Türken stehen demokratische Rechte deshalb nicht zu. Entziehen wir doch einfach den Türken ihre demokratischen Rechte, um die Demokratie in Deutschland zu schützen. Vor den Türken! Vor Erdogan!

Erdogan-Waehler sind Täter. Denn sie schaffen die Demokratie ab! Erdogans Gegner, die CHP und PKK sind zwar alles andere; nur keine Demokraten. Und Erdogan tut den Deutschen auch nichts! Doch deutsche Feministen fühlen sich jetzt verpflichtet, den Türken eine Standpauke zu halten.

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Abgesehen davon dass es wie gesagt keine Feministen gibt - es gibt auch keine Frauen in einer Selbsthilfegruppe für Hodenkrebspatienten - wird mir das jetzt zu blöde um darauf noch zu antworten.

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Dass Wichtigste an dem Beitrag von Thürmer-Rohr ist dass die Frau von dem unseligen Frauen-sind-Opfer-Mythos der Mainstreamfeministinnen bzw. der bürgerlichen Frauenbewegung wegführt. Das war einmal bahnbrechend, von historischer Dimension geradezu.

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Du sprichst ein großes Wort gelassen aus.

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Zuvor traten die sogenannten Maskus damit hervor. Maskus der kluegeren Art denken gar viel weiter: Spielen bei TR moralische Begriffe wie "Opfer", "Täter", "Schuld", "Abrechnung" die zentrale Rolle (bitte greppen!), fragt sich der kluge Masku: "Was bedeutet Patriarchat?", "Warum gibt es das? Welchen Sinn hat das?". Desweiteren sucht der kluge Masku Fakten und interpretiert sie mit Hilfe von Theorien. Mit ihnen versucht der kluge Masku beobachtbare Erscheinungen in Beziehung zu setzen. "Wie kommt es zu Kinderehen?". "Warum gibt es das unter Biodeutschen nicht?". "Was bedeutet Religion? Und warum gibt es im Zeitalter der exakten Wissenschaften das noch?" ...

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Nein, darum geht es gar nicht. Thürmer-Rohr fasst einen Theoriestand sehr kurz zusammen, den es seit Engels´"Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats" gibt und der sich dann in vielen Feinverästelungen über die ganz alte Frauenbewegung, von Suttner, Zetkin, Luxemburg, Goldmann, de Beauvoir, French, Greer bis hin zum Poststrukturalismus entwickelt hat. Und darauf aufsetzend feministische Diskussionen über die Rolle der Frau als Opfer des Patriarchats, Widerstandsperspektiven dagegen, Infragestellungen des Gesamtkomplexes durch Hinterfragen der Rollen von Frauen etwa im NS und antikoloniale bzw. PoC-Perspektiven die diese Synopsen wiederum weiterentwickelt haben. Maskulinisten haben das meist sabotiert oder lächerlich gemacht, bisweilen auch sinnvolle Fragen gestellt, die mit kritischer Geschichtswissenschaft einhergehen, etwa, ob die dychotomische Teilung der Ur- und Frühgeschichte in ein angenommenes frühzeitliches Matriarchat und ein Patriarchat seit der jungsteinzeitlichen Revolution Sinn macht (auch wenn dieses Gedankengebäude feministischen Frauenherzen schmeichelt, ich glaube nicht daran, sondern denke eher, dass dieser ganze Theoriestrang eher mit Rückprojektionen historischer Verhältnisse in Zeiten von denen wir nichts wissen zu tun hat).

BTW

Exakte Wissenschaften gibt es nicht, außer in Bereichen wie Bauingenieurtum oder Metallurgie. Unterhalte Dich mal mit einem Quantenphysiker über Realität oder einer Psychologin über das Objektive. Viel Spaß!

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Was "kluge Maskus" angeht kenne ich genau zwei: Warren Farrell und Robert Bly. Farrell kritisierte in "Mythos Männermacht" die Tatsache, dass männliche Wehrhaftigkeit als patriarchale Machtausübung begriffen wird dahingehend, dass Wehrpflicht, erzwungene Kämpfer- und selbstverständlich angenommene Beschützerrolle eigentlich Kriegersklaventum bedeutet, nicht souveränes Entscheiden über die eigene Rolle. Hat er Recht mit. Aber auch genau deswegen bestehe ich darauf, dass meine Rolle als Frau eben auch nicht über solche geschlechtsspezifischen Rollenzuweisungen definiert wird, im Zweifelsfalle will ich die Waffe in der Hand haben. Bly entwirft ein Weltbild, wo es um Initiation, mystische Einweihung und so weiter geht, alles völlig antiaufklärerisch. Beide wenden sich gegen ein egalitäres Gesellschaftsmodell, in dem es keine definierten Geschlechtsrollen mehr gibt. Und genau das meint der Feminismus, dem ich mich verpflichtet fühle.

Btw

Was Du da über den Womens´March als Weg zum Atomkrieg schreibst ist hohler Scheiß, der für mich in den Bereich Ballaballa gehört.

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